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Die terraristische Literatur ist sehr umfangreich, das Hobby auf extrem hohem
Niveau. Noch nie, seit es Menschen gibt, wusste man so viel über Reptilien,
Amphibien, Vogelspinnen, Skorpione und Co. - der Terraristik sei Dank! Doch
über einThema wird so gut wie nie geschrieben:das
Gesellschaftsterrarium.Esscheint manchmal fast, als sei dieser Bereich der Terrarienkunde etwas
anrüchig. Das ist aber völliger Unsinn, ein richtig eingerichtetes Gesell-
schaftsterrarium ist etwas ganz Herrliches!
Eine Welt voller Wunder:
das Gesellschaftsterrarium
von Thorsten Holtmann
Terrarium
in Terrarium kann man aus vielen
Gründen betreiben. Manche Halter
wollen ein besonderes Haustier haben und
pflegen darum eine Bartagame, einen
Grünen Leguan, eine Landschildkröte oder
eine zahme Riesenschlange. Andere haben
Freude an der Zucht und sammeln bunte
Farbformen von Hornfröschen, Leopard-
geckos oder Kornnattern. Wieder andere
gehen mit wissenschaftlichem Anspruch an
die Sache heran und entschlüsseln die Ge-
heimnisse der Lebensgeschichte ihrer Pfleg-
linge. In all diesen Fällen dient das Terrarium
zwar der richtigen Unterbringung und tier-
gerechten Pflege der Insassen, auf den un-
voreingenommenen Beobachter wirkt ein
solches Terrarium aber oft ziemlich trist. Bei
großen Tieren muss die leichte Pflegbarkeit
und Reinhaltung im Vordergrund stehen,
wer eine größere Tiersammlung betreut,
muss auf leichte Kontrollierbarkeit achten
und bei Artenbecken sieht man oft nichts
von den Bewohnern.
Nie mehr Langeweile
Ganz anders ist das beim Gesellschafts-
terrarium. Hier bildet man mit Pflanzen und
Einrichtungsgegenständen einen Ausschnitt
eines natürlichen Lebensraumes nach.
Bereits das bloße Terrarium, eingerichtet,
aber noch ohne Tiere, ist ein Hingucker. Die
Tiere besiedeln diesen Lebensraum genau
so, wie sie es in der Natur auch tun würden.
Auch bei relativ hohen Besatzdichten sind
gewöhnlich nicht viele Individuen sichtbar,
aber einige entdeckt man doch jederzeit.
Das Zusammenleben von verschiedenen
E
Tier- und Pflanzenarten bietet ständig neue
Beobachtungsmöglichkeiten und so wird es
niemals langweilig, ein Gesellschaftsterra-
rium zu betreiben.
Eignen sich alle Tierarten?
Eines muss ganz klar gesagt werden: sehr
viele Tierarten eignen sich nicht für ein
Gesellschaftsterrarium. Von vornherein
scheiden alle Arten aus, die sich von ihren
Mitbewohnern ernähren würden. Ein junger
Nilwaran würde z.B. aus einem Gesell-
schaftsterrarium sehr schnell ein Arten-
becken machen. Im allgemeinen sollten die
Tiere für ein Gesellschaftsterrarium auch
nicht allzu groß sein (das hängt natürlich von
der Größe des Terrariums ab, aber wir gehen
hier mal von Standardterrarien von 80-250
cm Länge aus) und Pflanzenfresser eignen
sich auch nur bedingt. Ein ausgewachsener
Grüner Leguan etwa walzt erst alles platt
und verwandelt anschließend das schönste
Regenwaldterrarium in einen Trockenwald,
da alle überlebenden Pflanzen gefressen
oder zumindest zerbissen werden. Auch
sollten die Tiere nicht allzu versteckt leben,
sonst geschieht es leicht, dass man in vielen
Jahren ein Tier nur zweimal zu Gesicht
bekommt, nämlich am Tag des Einsetzens
des Tieres und am Tag des Ausräumens des
Terrariums. Scheue Tiere sollte man meiden,
denn sie lassen sich schlecht füttern. Das
ideale Tier für ein Gesellschaftsterrarium ist
also verträglich, kein Pflanzenfresser, wenig
scheu, nicht zu großwüchsig und tag- oder
dämmerungsaktiv.
Die richtige Bepflanzung
Ein gut eingerichtetes Biotopterrarium ist ein
Naturausschnitt. Allzu oft ähneln bepflanzte
Terrarien eher der Auslage von Blumenläden
als wirklichen Biotopen. Um einen planta-
genartigen Charakter zu vermeiden, sollten
die ausgewählten Pflanzenarten in unter-
schiedlichen Größen zur Verfügung stehen.
In diesemTerrarium, dessen Einrichtung hier beschrieben wird, können Sie Echsen, Schildkröten, Unken,
Molche,Tausendfüßer und Fische gemeinsam pflegen.