

NEWS 114
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Der Siamesische Zwergbärbling (Trigonostigma somphongsi, früher Rasbora
somphongsi) wurde 1958 von Hermann Meinken anhand von Tieren
beschrieben, die Ende 1957 aus Thailand für den Zierfischhandel importiert
wurden. Der Import erfolgte offenbar zeitgleich durch J. van Hengel (Firma
"Aquarium Westhandel", Amsterdam) und A. Werner in München. Beide
Importeure schickten Exemplare zu Meinken mit der Bitte um Bestimmung.
Schon damals war daher der exakte Fundort unklar, was sich in der sehr
ungenauen Angabe der Typuslokalität zeigte (in der eigentlichen
Erstbeschreibung in der DATZ gibt es gar keine Angaben hierzu, in der etwas
später erfolgten wissenschaftlich genaueren Beschreibung in Opuscula
Zoologica heißt es "südliches Menam (Thailand)".
Nicht ausgestorben:
Trigonostigma somphongsi
von Frank Schäfer
Rote Liste
den Zwergbärbling nicht als "Ausgestorben"
sondern nur als "Kritisch Gefährdet" einzu-
stufen, war die Tatsache, dass immer wieder
einmal Einzelexemplare in gemischten Zier-
fischfängen auftauchten. Allerdings ließ sich
nicht rekonstruieren, wo diese Tiere her-
stammten,manwusste nur:irgendwogibt es
sie noch!
Erhaltungszucht
Eine kleine Schar begeisterter Privat-
Aquarianer erhielt eine auf nur drei Tieren
beruhende Welt-Aquarienpopulation ganz
erfolgreich. Diese drei Tiere hatte Uta Hanel
2006 aus einer Sendung
Boraras urophthal-
moides
(Schwanzfleckbärbling) herausge-
Ein laichvolles Weibchen von
Trigonostigma somphongsi.
ie "technisch" gültige Erstbeschrei-
bung ist übrigens die zuerst (März
1958) in der DATZ erschienene Mitteilung,
auch wenn Meinken das nicht so wollte; es
kam früher ziemlich häufig vor, dass Wissen-
schaftler irgendwo eine "vorläufige Mit-
teilung" oder dergleichen machten, die
richtige wissenschaftliche Beschreibung
aber später erfolgte. Darum sind die aus
nomenklatorischer Sicht "technisch" gül-
tigen Erstbeschreibungen oft wenig infor-
mativ, man muss sich bei der Recherche der
Mühe unterziehen, auch die später er-
schienene, "ordentliche" wissenschaftliche
Arbeit zu studieren,umalle Informationen zu
erhalten, die dem Beschreiber vorlagen. In
diesem Fall geht Meinken in dem Artikel in
der ”DATZ”mehr auf die Aquarienbiologie,in
der ”Opuscula Zoologica”mehr auf anatomi-
sche und verwandtschaftliche Eigenschaf-
ten des neuen Bärblings ein.
Ausgestorben!?
Seit etwa 20 Jahren galt die Art in der Natur
als so gut wie ausgestorben. In dem Eintrag
der internationalen Roten Liste nennt der
Bearbeiter (C. Vidthayanon, 2013) als ur-
sprünglich bekanntes Verbreitungsgebiet
das BeckendesMae Khlongnahe Ratchaburi
in Zentral-Thailand,wo die Art aber aufgrund
von großflächiger Naturzerstörung nicht
mehr vorkommen soll. Der einzige Grund,
sammelt, es waren ein Männchen und zwei
Weibchen. Dieser Stamm existiert auch
heute noch in Deutschland, England und
Thailand, aber aufgrund manchmal un-
günstiger Geschlechterverteilung in der
Nachzucht und der Schwierigkeit, die
Zuchten über Jahre hinweg zu koordinieren,
standder Siamesische Zwergbärbling immer
auch im Aquarium am Rande des Aus-
sterbens.
Wiederfund!
Nun ist es aber endlich wieder gelungen,die
Art in der Natur aufzuspüren (Petsut et al.,
2014). Es zeigte sich, dass dieser winzige
Fisch in relativ großen Gewässern vor-
kommt, nämlich den Kanälen, die die
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