Süßwassergarnelen

Steckbrief: Süßwassergarnelen

Die im Aquarium gepflegten Süßwassergarnelen gehören zwei Gruppen an. Erstens der Familie Atyidae, deren ca. 450 weltweit vorkommenden Arten ausschließliche Süßwasserbewohner sind (einige wenige Arten werden auch im Brackwasser gefunden) und die Großarmgarnelen der Überfamilie Palaemonoidea, die es in praktisch jedem Biotop gibt, von der Tiefsee bis ins Süßwasser. 20-30 Arten der Großarmgarnelen haben auch aquaristische Bedeutung, doch ihre wirkliche Bedeutung für den Menschen liegt darin, dass sie wichtige Speisetiere darstellen. Viele der Süßwasserarten unter den Großarmgarnelen werden in Aquakulturen zu Speisezwecken vermehrt. Von dort gelangen oft Jungtiere in den Zoofachhandel. Die Atyidae hingegen – oft werden sie als Fächer- oder Zwerggarnelen bezeichnet – sind nur in wenigen Fällen als Speisetiere interessant. Die meisten Arten werden speziell für die Aquaristik gezüchtet oder gefangen.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Süßwassergarnelen unterscheiden sich nur unwesentlich in ihren Ansprüchen von Fischen. Das Wasser im Aquarium sollte sauber und sauerstoffreich sein und eine möglichst geringe Keimdichte aufweisen. Zwerg- und Fächergarnelen bevorzugen weiches Wasser (sie können aber auch gut in härterem Wasser leben) während die meisten Großarmgarnelen in härterem Wasser erheblich besser gedeihen. Manche Zwerggarnelen stammen aus kühlen Bergbächen und bevorzugen Temperaturen zwischen 16 und 22°C, es gibt aber auch Arten, die hohe Temperaturen (um 28°C) brauchen. Details hierzu entnehmen Sie bitte dem Etikett am Aquarium. Fächergarnelen stammen meist aus schnell fließenden Gewässern, sind aber höhere Temperaturen gewohnt und gedeihen bei 22- 26° am besten. Großarmgarnelen pflegt man ebenfalls bei 22-26°C. Während Zerg- und Fächergarnelen gesellige Tiere sind, die am besten in Gruppen von 10-20 Exemplaren zu pflegen sind, sind Großarmgarnelen fast immer territorial. In normalen Zimmeraquarien ist es bei größeren Arten der Großarmgarnelen oft nur möglich, ein Männchen pro Aquarium zu pflegen. Weibchen sind verträglicher, können aber auch aggressiv sein bzw. zum Opfer aggressiver Männchen werden. Garnelen reagieren extrem empfindlich auf Metalle im Wasser, besonders Kupfer ist einen ausgesprochenes Gift. Besonders bei neuen Trinkwasserleitungen aus Kupfer ist dies zu beachten.

Angemessene Ernährung

Alle Süßwassergarnelen sind Allesfresser, die sich von toten organischen Substanzen aller Art ernähren, dazu fressen sie Gelegenheitsnahrung aller Art. Im Aquarium stellen alle üblichen Fischfuttersorten eine gute Nahrungsgrundlage dar. Bei Fächergarnelen ist zu beachten, dass sie nur relativ kleine Futterpartikel fressen. Ideal eignen sich Futtertabletten für diese Arten, da die Tabletten langsam zerfallen und dabei recht kleine Nahrungspartikel freisetzen.Totes Laub einheimischer Laubbäume sollte für alle Süßwassergarnelen immer zur freien Aufnahme im Aquarium vorhanden sein. Es eignen sich alle ungiftigen Laubbaumarten, jedoch werden Obstgehölze (vor allem Kirschbaum) besonders gern genommen, daneben Ahorn, Birke, Rotbuche, Kastanie, Esskastanie, Walnuss, Eiche und Erle. Es ist ganz wichtig, dass es sich um braunes, getrocknetes Herbstlaub handelt. Dieses Laub wird in unbegrenzter Menge zur freien Verfügung als Basisfutter in das Aquarium gegeben, wobei Eiche immer in der Laubmischung enthalten sein sollte, es dient gleichzeitig der Krankheitsprophylaxe. Gepflücktes und getrocknetes grünes Laub eignet sich zwar ebenfalls als Futtermittel, belastet jedoch aufgrund des hohen Zuckergehaltes das Aquarium erheblich und führt zu hohen Keimzahlen im Wasser. Es ist darum nur gezielt oder zu therapeutischen Zwecken zu reichen.

Angemessene Pflege

Wie bei Zierfischen ist der regelmäßige Teilwasserwechsel die wichtigste aller Pflegemaßnahmen. Je nach Besatz des Aquarium sollte er wöchentlich bis zu einem Drittel der Wassermenge bei stark besetzten Aquarien betragen, bei schwach besetzten Aquarien mit guter biologischer Filterung kann er auf 1/5 des Beckenvolumens alle 14 Tagen reduziert werden. Das Frischwasser sollte temperiertes Wasser sein und möglichst nicht mehr als 3-4°C vom Aquarienwasser abweichen. Frischwasser darf etwas kühler, aber niemals wärmer als das Aquarienwasser sein.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Garnelen haben kein besonders hohes Bewegungsbedürfnis. Am agilsten sind Zwerggarnelen, jedoch sind gerade diese Tiere so klein, dass sich bezüglich der Größe wirklich jedes handelsübliche Aquarium zur Pflege und Zucht eignet. Die Mindestgröße für das Aquarium sollte für die übrigen Arten etwa die fünffachen Länge der Garnele x der zwei bis dreifachen Länge der Garnele betragen, die Höhe des Aquariums sollte in etwa der Tiefe entsprechen. Fast alle Großarmgarnelen sind kannibalisch veranlagt. Garnelen müssen sich aufgrund ihres Außenskeletts häuten, um zu wachsen. Nach der Häutung sind sie mehrere Stunden bis Tage sehr weich und angreifbar. Besonders nach der Häutung sind richtig dimensionierte Verstecke (Höhlen etc.) überlebensnotwendig für Großarmgarnelen, damit sie nicht von ihren Artgenossen gefressen werden. Zwerg- und Fächergarnelen sind nicht kannibalisch, sie attackieren sich auch nach der Häutung nicht.

Lebenserwartung

Garnelen sind relativ kurzlebige Tiere. Zwerggarnelen werden meist nur 1-2 Jahre alt, Fächergarnelen können deutlich älter werden, angeblich haben schon Exemplare bis zu 12 Jahren im Aquarium gelebt. Aber selbst die größte Art der Süßwassergarnelen überhaupt, die Großarmgarnele Macrobrachium rosenbergii, die mit den langen Scherenbeinen gut 50 cm lang wird, lebt in der Natur nur 18 Monate. In dieser kurzen Zeit entwickelt sich das Tier aus einer stecknadelkopf-großen Larve zum geschlechtsreifen Tier, wandert viele Kilometer stromaufwärts, wandert die gleiche Strecke wieder zurück und pflanzt sich im Mündungsbereich der Flüsse fort.

Größenwachstum

Zwerggarnelen werden 2-3 cm groß, Fächergarnelen je nach Art 4-12 cm, Großarmgarnelen je nach Art 4-50 cm. Das Wachstum ist meist sehr rasch, da die Tiere nicht sehr alt werden (s. oben).

Besonderheiten

Es gibt bei Süßwassergarnelen verschiedene Fortpflanzungsstrategien. Die meisten Zwerggarnelen pflanzen sich direkt im Süßwasser fort und haben relativ große Jungtiere. Viele Fächergarnelen (z.B. die Amano-Garnele) haben hingegen winzige Junge, die sich zunächst im Meer entwickeln müssen, bevor sie in das Süßwasser zurückkehren. Bei Großarmgarnelen gibt es beide Vermehrungstypen, ja nach Art. Bei der Vergesellschaftung von Großarmgarnelen mit Fischen ist Vorsicht geboten, da größere Arten Fische erjagen (vor allem nachts, wenn die Fische schlafen). Viele Zwerggarnelen und Fächergarnelen wandern in der Natur und entweichen deshalb leicht aus dem Aquarium, was in der Regel tödlich endet. Es ist darum auf eine lückenlose Abdeckung des Aquariums zu achten.