Panzerwelse
Panzerwelse sind Angehörige der Familie Callichthyidae. Sie zeichnen sich durch die Kombination folgender Merkmale aus: der Körper ist von Knochenplatten umhüllt; die ersten Strahlen von Rücken- und Brustflossen sind Stacheln; das Maul st von Barteln umgeben und zahnlos. Die Familie teilt sich in zwei Unterfamilien, die aquaristisch sehr bedeutsame Unterfamilie Corydoradinae mit den Gattungen Aspidoras, Brochis, Corydoras und Scleromystax und die nur selten im Aquarium gepflegte Unterfamilie Callichthyinae (auch Schwielenwelse genannt) mit den Gattungen Callichthys, Dianema, Hoplosternum, Lepthoplosternum und Megalechis. Während die Schwielenwelse nur rund 12 Arten aufweisen sind die eigentlichen Panzerwelse (Corydoradinae) sehr artenreich: etwa 160 Arten sind wissenschaftlich bekannt, etwa noch einmal so viele Arten kennt man bereits aquaristisch als C- oder CW-Nummern, die jedoch wissenschaftlich noch nicht bearbeitet sind. Alle Panzerwelse stammen aus Südamerika.
Wesentliche Bedürfnisse der Tiere
Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind Panzerwelse bodenbewohnende Arten. Von überragender Bedeutung ist daher die Struktur des unteren Beckendrittels. Eine Teil des Aquarienbodens solle mit feinem Fluss-Sand (kein Bausand!) bedeckt sein, in dem die Fische wühlen können. Von einer zu starken Strukturierung durch Steine und Wurzeln ist abzusehen. Panzerwelse sind gesellige Tiere und sollten im Trupp von wenigstens 6-8 Exemplaren gepflegt werden. Dabei ist es relativ unerheblich, ob die Truppe aus der selben Art oder aus verschiedenen Arten besteht. Die chemische Zusammensetzung des Aquarienwassers ist zur Pflege ohne Bedeutung. Man sollte jedoch bedenken, dass Arten mit einem auffälligen Leuchtfleck im Nacken aus so genanntem Schwarzwasser stammen. Dieses Wasser ist sehr weich und sauer, weshalb dort wenige Bakterien leben. Diese chemische Zusammensetzung des Wassers ist aber physiologisch unbedeutend für die Panzerwelse; entscheidend ist vielmehr eine hohe Wasserqualität, was sich vor allem in Bakteriendichte des Wasser zeigt. Panzerwelse aus Schwarzwasserbiotopen fordern ein gut gepflegtes, keimarmes Wasser. Das wird erreicht durch eine gute biologische Filterung, die Zugabe von Huminstoffen aus Torf, Erlenzäpfchen oder Totlaub (es eignen sich auch entsprechende Flüssigpräparate), einen möglichst guten Pflanzenwuchs (viele Unterwasserpflanzen produzieren antibiotische Wirksubstanzen, die auf das Bakterienwachstum hemmend wirken) und einen regelmäßigen, möglichst umfangreichen Teilwasserwechsel (siehe unten).
Die am häufigsten im Aquarium gepflegten Panzerwelse-Arten, der Marmorierte Panzerwels (Corydoras paleatus) und der Metall-Panzerwels (Corydoras aeneus) sind hingegen völlig anspruchslos und kommen auch in der Natur häufig in organisch und bakteriell stark belastetem Wasser vor, weshalb sie eine enorme Toleranz gegen für andere Fische ungünstige Lebensbedingungen zeigen.
Die zur Langzeitpflege geeignete Wassertemperatur liegt für alle Arten im allgemeinen zwischen 22 und 26°C, darf jedoch bei fast allen Panzerwelsen kurzfristig (einige Tage bis Wochen) auch bis 30°C steigen und bei fast allen Arten kurzfristig (einige Tage bis Wochen) auf 18°C sinken. Bei Arten südlicher Herkunft (Uruguay, Paraguay) darf die Temperatur zeitweise auch auf Werte bis 14°C sinken.
Angemessene Ernährung
In der Natur ernähren sich Panzerwelse hauptsächlich von so genanntem Detritus, das sind zerfallende pflanzliche und tierische Überreste. Sie sind im Aquarium völlig problemlos mit allen handelsüblichen Futtermitteln für Zierfische zu ernähren (Trocken-, Frost- und Lebendfutter). Panzerwelse werden gerne als Restevertilger im Aquarium gepflegt. Es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass sie auch genügend Futter abbekommen! Totes Laub (Seemandelbaum, Buche, Eiche, Erle, Birke) sollte für alle Arten als Nahrungsergänzung stets zur Verfügung stehen, es kommt der Nahrung der Fische im natürlichen Lebensraum sehr nahe.
Angemessene Pflege
Die Schwarzwasser bewohnenden Panzerwelse sind empfindlich gegen eine hohe Keimbelastung des Wassers und gegen hohe Stickstoffwerte. Regelmäßiger, großzügiger Teil-Wasserwechsel ist deshalb die wichtigste Pflegemaßnahme. Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten. In schwach besetzten Aquarien mit geringem Keimdruck und guter biologischer Filterung kann der Wasserwechsel auf 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage reduziert werden. Dieses Intervall sollte langfristig nicht unterschritten werden. Entsprechend dem natürlichen Lebensraum sollten die Fische immer Zugang zu sekundären Pflanzenstoffen haben. Laub (Seemandelbaum, Rotbuche, Eiche, Walnuss), Erlenzäpfchen, Torf oder spezielle Flüssigpräparate sind entsprechend bei jedem Wasserwechsel zuzugeben.
Die übrigen Arten können unter dem für alle Aquarienfische üblichen Wasserwechsel-Regime von etwa 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage gepflegt werden. Ein sehr großzügiger Wasserwehsel von ca. 80% des Beckeninhaltes mit kühlem Wasser (ca. 10°C kühler als das Aquarienwasser) ist für zahlreiche Arten der Laichauslöser, ohne den sie keine Eier legen können. Wenn keine Zuchtabsichten bestehen, sollte man aus Rücksicht auf andere Beckenbewohner, die das vielleicht nur schlecht oder gar nicht vertragen, auf derartige radikalen Wasserwechsel aber lieber verzichten.
Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung
Panzerwelse sind ruhige, aber aktive Schwimmer. Die Mindestaquariengröße sollte das 5-10fach der Körpergröße als Länge und das 3-5fache der Körpergröße als Tiefe aufweisen. Die Aquarienhöhe ist für alle Arten bis auf zwei Arten von untergeordneter Bedeutung, da Panzerwelse Bodenbewohner sind. Die Ausnahmen sind der Zwergpanzerwels (Corydoras pygmaeus) und der Sichelfleck-Panzerwels (Cordoras hastatus), die nur 2-3 cm lang werden und eine freischwimmende Lebensweise angenommen haben. Diese Arten sind wie eine Barbe oder ein Salmler entsprechende Größe zu pflegen.
Lebenserwartung
In der Natur leben die meisten Panzerwelse wohl nur eine Saison, im Aquarium zählen sie jedoch zu den langlebigen Pfleglingen. Selbst kleinste Arten werden mehrere Jahre alt, größere sogar über 10 Jahre.
Größenwachstum
Panzerwelse wachsen rasch und erreichen die Geschlechtsreife meist im Alter von 4-6 Monaten. Von da an geht das Wachstum relativ langsam vonstatten, jedoch wachsen Panzerwelse, wie die meisten Fische, das ganze Leben lang. Da die Maximallänge bei 95% der bekannten Arten aber deutlich unter 8 cm liegt, spielt das in der Praxis keine nennenswerte Rolle. Großwüchsig sind lediglich die Brochis-Arten und die meisten Schwielenwelse, bei ihnen ist, je nach Art, mit 8-20 cm Länge zu rechnen.
Besonderheiten
Wegen des großen Verbreitungsgebietes und der enormen Artenvielfalt informieren Sie sich bitte anhand des Verkaufsetiketts über den exakten Namen und die genauen Pflegeansprüche der Sie interessierenden Art(en), vor allem bezüglich der Wassertemperatur und der pH-Toleranz. Während Schwarzwasserfische in der Regel auch problemlos auch in härterem Wasser und höheren pH-Werten gepflegt werden können, vertragen andere Arten vor allem sehr niedrige pH-Werte nur sehr schlecht.