Labyrinther

Steckbrief Labyrinther

Labyrinthfische kommen in Asien und Afrika vor. Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass sie ein Hilfsatmungorgan besitzen, mit dessen Hilfe sie atmosphärische Luft veratmen können. Die meisten Arten müssen in regelmäßigen Abständen an der Wasseroberfläche Luft holen, sonst ertrinken sie. Nur bei wenigen Arten reicht die normale Kiemenatmung, um den Sauerstoffbedarf zu decken. Die Gruppe umfasst etwa 160 Arten in etwa 20 Gattungen. Die meisten Arten werden zumindest von Spezialisten gepflegt und gezüchtet, da die Fische farbenprächtig sind und ein abwechslungsreiches und vielfältiges Brutpflegeverhalten zeigen. Einige – allen voran die Schleierkampffische (Betta splendens) und die Fadenfische (Colisa oder Trichogaster und Trichogaster oder Trichopodus) gehören zu den weltweit beliebtesten Zierfischen überhaupt, von denen zahlreiche domestizierte Formen existieren. Der ebenfalls zu den Labyrinthfischen zählende Paradiesfisch (Macropodus opercularis) war nach dem Goldfisch der erste exotische Zierfisch in Europa.

Zoologisch sind die Labyrinthfische keine zusammengehörige Gruppe, sondern setzen sich aus den Eigentlichen Labyrinthfischen (Familie Osphronemidae), den Kletterfischen (Familie Anabantidae) und den Küssenden Guramis (Helostomatidae) zusammen. Manchmal werden auch die Schlangenkopffische (Channidae) zu den Labyrinthfischen gezählt, sie werden in diesem Steckbrief jedoch nicht berücksichtigt.

Die Maximallänge ist artspezifisch sehr unterschiedlich und kann im Extremfall bei 1,5 cm (Parasphaerichthys lineatus) oder über 60 cm (Osphronemus) liegen. Die allermeisten Arten werden zwischen 4 und 15 cm lang.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Die meisten Labyrinthfische leben in langsam fließenden oder stehenden Gewässern, die gewöhnlich einen reichen Pflanzenwuchs aufweisen. Die chemische Beschaffenheit des Wassers ist von untergeordneter Bedeutung, in der Natur ist das Wasser in der Regel weich (unter 10°GH) und neutral bis schwach sauer bzw. schwach alkalisch (pH zwischen 6 und 8). Labyrinthfische bewohnen meist relativ seichte Gewässer, die sich in den Tropen stark erwärmen. Die Mehrzahl der Arten gedeihen daher am besten bei Temperaturen zwischen 24 und 28°C.

Besondere Ansprüche an die Wasserzusammensetzung stellen die Schwarzwasserarten, nämlich die Prachtzwergguramis (Parosphronemus), Schokoladenguramis (Sphaerichthys) und manche Zwerg-Kampfische (Betta brownorum und verwandte Arten (die so genannten „Kleinen Roten Kampffische“)) sowie Betta macrostoma und die Hechtköpfe (Luciocephalus). Diese Arten leben in der Natur in extrem sauren pH-Bereichen (pH um 4), was zur Folge hat, dass dort nur eine sehr geringe Bakteriendichte herrscht. Gegen starke bakterielle Belastung des Wassers sind diese Arten äußerst empfindlich. Man muss sie darum entweder unter vergleichbaren wasserchemischen Bedingungen pflegen (also einem pH-Wert zwischen 4 und 5, der sich in der Praxis nur mit sehr weichem Wasser realisieren lässt) oder einen starken UV-Filter an das Aquarium anschließen. Die genannten Arten sollte man zudem etwas kühler pflegen, 20-26°C sind angemessen.

Bei allen Arten wird die Wassertemperatur zur Zucht um 2-4°C erhöht. Eine leichte Temperaturschwankung im Tag-Nacht-Rythmus (nachts den Heizer ausschalten) um 2-4°C entspricht den natürlichen Gegebenheiten und ist der Gesundheit der Fische sehr förderlich.

Vor allem im Winter ist auf die Besonderheit der Luftatmung der Fische Rücksicht zu nehmen. In unabgedeckten Aquarien können sich die Fische erkälten. Deswegen und wegen der Sprunggewandheit der Labyrinthfische sollte ein Aquarium für Labyrinthfische stets lückenlos abgedeckt sein.

Die praktisch nie im Aquarium gehaltenen Kap-Labyrinthfische (Sandelia) müssen bei niedrigen Temperaturen (16-22°C) gepflegt werden.

Angemessene Ernährung

Die Mehrzahl der Labyrinthfische sind Kleintierfresser, die mit den handelsüblichen Fischfuttermitteln (Trocken-, Frost- und Lebendfutter) ausgezeichnet ernährt werden können. Ausnahmen sind die Riesenguramis (Osphronemus), die zu einem großen Teil herbivor sind und zusätzliche Pflanzenfütterung brauchen, die Hechtköpfe (Luciocephlus), die sich als Nahrungsspezialisten nur von lebenden Garnelen und Kleinfischen ernähren und die Küssenden Guramis, die Planktonfresser sind und mit speziellen Staubfuttersorten ernährt werden müssen. Die Prachtzwergguramis (Parosphronemus) werden in der aquaristischen Praxis überwiegend mit lebenden Artemia-Nauplien ernährt, die sich auch als Alleinfuttermittel bewährt haben.

Angemessene Pflege

In der Natur kommen fast alle der häufig im Aquarium gepflegten Arten in organisch teils stark belastetem Wasser vor. Darum zählen viele Labyrinthfische zu den sehr wenig pflegeintensiven Fischarten, bei denen der übliche Teilwasserwechsel auf ein Minimum reduziert werden kann (10-15% des Beckenvolumens alle 14 Tage bei mäßigem Besatz). Als Ausnahmen gelten die bereits erwähnten Schwarzwasserarten, hier sollten regelmäßige und großzügige Wasserwechsel angestrebt werden. Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten.

Entsprechend dem natürlichen Lebensraum sollten alle Labyrinthfische immer Zugang zu sekundären Pflanzenstoffen haben. Laub (Seemandelbaum, Rotbuche, Eiche, Walnuss), Erlenzäpfchen, Torf oder spezielle Flüssigpräparate sind entsprechend bei jedem Wasserwechsel zuzugeben.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Labyrinthfische sind ruhige Tiere, die keinen großen Schwimmraum benötigen. Zur Pflege eignen sich Aquarien von etwa 8x der Körperlänge mal 4 x der Körperlänge, also bei einer 10 cm langen Art 80 x 40 cm (Länge mal Breite). Die Aquarienhöhe ist unerheblich und kann zwischen 15 und 60 cm betragen, für Riesenguramis (Osphronemus) auch mehr. Außerhalb der Fortpflanzungszeit sind Labyrinthfische gewöhnlich friedlich, individuelle Ausnahmen sind jedoch möglich, z. B. Paradiesfische (Macropodus spp.), Ceylon-Makropoden (Belontia signata) und Blaue Fadenfische (Trichogaster trichopterus = Trichopodus trichopterus). Männchen des Schleierkampffisches (Betta splendens) können untereinander sehr streitlustig sein, da diese Haustierform auf Kampf-Wettspiele selektiv gezüchtet wurde. Bei dieser Art ist oft eine Einzelhaltung nötig, gegen artfremde Fische (Ausnahme: schleierflossige Guppys) sind Schleierkampffische jedoch friedlich. Untereinander unverträglich (nicht jedoch gegen artfremde Fische) sind Jungtiere der Riesenguramis (Osphronemus), erwachsene Exemplare hingegen sind relativ verträglich gegeneinander.

Alle Labyrinthfische schätzen dicht bepflanzte Aquarien mit geringer bis mäßiger Strömung und gedämpfter Beleuchtung (Schwimmpflanzen!). Wenn die Tiere in Fortpflanzungsstimmung kommen verteidigen die Männchen der schaumestbauenden Arten (Macropodus, Colisa = Trichogaster, Trichogaster = Trichopodus, Pseudosphronemus, viele Betta-Arten, Belontia, Malpulutta, Microctenopoma, Osphronemus) teils energisch den Nestbereich. Andere Fische sind in dieser Zeit ggf. zu entfernen und in ein anderes Aquarium zu setzen. Die maulbrütenden Arten (Sphaerichthys, Luciocephalus, viele Betta-Arten) und die nicht-brutpflegenden Arten (Anabas, Ctenopoma, Helostoma) sind gegenüber Artgenossen und artfremden Fischen jederzeit friedlich.

Labyrinthfische können einzeln, paarweise oder in gemischt- oder gleichgeschlechtlichen Gruppen gepflegt werden, je nach Interessenslage des Pflegers, für die Fische ist das unwesentlich.

Lebenserwartung

Die meisten Arten zeigen im Alter von etwa drei bis fünf Jahren erste Vergreisungserscheinungen. In der Natur lebt vermutlich nur sehr wenige Arten länger als ein Jahr, Ausnahmen sind die großwüchsigen Riesenguramis (Osphronemus), die mehrere Jahrzehnte alt werden können, und die Buschfische (Ctenopoma), die oft 10 Jahre und älter werden.

Größenwachstum

Alle Labyrinthfische wachsen anfangs sehr rasch und werden im Alter von ca. 6 Monaten geschlechtsreift. Einige subtropische Arten (Macropodus) hibernieren (überwintern), die Riesenguramis (Osphronemus) werden im Alter von 16 Monaten geschlechtsreif. Die gewöhnlich im Aquarium anzutreffenden Arten sind im Alter von 8-12 Monaten voll ausgewachsen und wachsen dann nur noch minimal weiter.

Besonderheiten

Wegen ihrer Farbenpracht und ihres interessanten Verhaltens werden Labyrinthfische von mehreren, international operierenden Liebhaberorganisationen betreut. Im Zoofachhandel sind allerdings gewöhnlich nur ca. 20 Arten regelmäßig anzutreffen. Da jedoch alle wissenschaftlich bekannten Arten auch schon im Aquarium erfolgreich gezüchtet wurden, ist immerhin theoretisch auch mit dem Auftreten von Seltenheiten im Handel zu rechnen. Detailliere Angaben zum wissenschaftlichen Namen, zur zu erwartenden Endgröße der jeweiligen Art und zu den Temperatur- und Wasseransprüchen entnehmen Sie deshalb bitte dem Etikett am Verkaufsaquarium.

Fachliteratur zum Thema Labyrinther finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Labyrinth