Krebse
Weltweit gibt es rund 500 Arten von Süßwasserkrebsen, die meisten Arten kommen in Nordamerika und Australien vor. Aquaristisch haben mehrere Arten nordamerikanischer Krebse der Gattungen Cambarus und Procambarus, mittelamerikanische Arten der Gattung Cambarellus und australisch-neuguineische Arten der Gattung Cherax Bedeutung. Die einheimische Art Astacus astacus wird zudem als Besatzkrebs für Gartenteiche gehandelt.
Wesentliche Bedürfnisse der Tiere
Krebse sind dämmerungs- und nachtaktive Allesfresser. Es gibt keine wirklich sozial lebenden Arten, aber die in der Aquaristik üblichen Arten sind untereinander gewöhnlich relativ verträglich. Wichtig sind vor allem gute Tagesverstecke für die Tiere. Für jedes im Aquarium gepflegte Individuum sollte ein eigenes Versteck in Form einer möglichst engen Höhle zur Verfügung stehen. Ideal sind Höhlengrößen, in die der Krebs gerade noch hineinpasst. Alle Krebse reagieren extrem empfindlich auf Metalle im Wasser, besonders Kupfer ist einen ausgesprochenes Krebsgift. Besonders bei neuen Trinkwasserleitungen aus Kupfer ist dies zu beachten. An das Wasser werden ansonsten keine besonderen Ansprüche gestellt. Allerdings hat die Wasserhärte bei manchen Arten direkten Einfluss auf die Färbung des Panzers. Der pH-Wert sollte nicht wesentlich unter 6 und nicht über 9 liegen. Wichtig ist für die Langzeitpflege außerdem, dass feiner Kies in verschiedenen Körnungen im Aquarium zur Verfügung steht, da die Krebse kleine Kieselkörner nach jeder Häutung für ihrer Gleichgewichtsorgan aufnehmen müssen. Krebse sind ganz allgemein besser an niedrige als an hohe Wassertemperaturen angepasst. Für keine Art ist eine besondere Heizung notwendig, die Temperaturtoleranz liegt bei den üblichen Aquarienkrebsen zwischen 10 und 28°C.
Angemessene Ernährung
Krebse sind Allesfresser, die sich von toten organischen Substanzen aller Art ernähren, dazu fressen sie Gelegenheitsnahrung aller Art. Im Aquarium können sie auch schlafende Fische erbeuten und lebende Wasserpflanzen fressen. Nahrungsgrundlage aller üblichen Aquarienkrebse sollte totes Laub einheimischer Laubbäume sein. Es eignen sich alle ungiftigen Laubbaumarten, jedoch werden Obstgehölze (vor allem Kirschbaum) besonders gern genommen, daneben Ahorn, Birke, Rotbuche, Kastanie, Esskastanie, Walnuss, Eiche und Erle. Es ist ganz wichtig, dass es sich um braunes, getrocknetes Herbstlaub handelt. Dieses Laub wird in unbegrenzter Menge zur freien Verfügung als Basisfutter in das Aquarium gegeben, wobei Eiche immer in der Laubmischung enthalten sein sollte, es dient gleichzeitig der Krankheitsprophylaxe. Gepflücktes und getrocknetes grünes Laub eignet sich zwar ebenfalls als Futtermittel, belastet jedoch aufgrund des hohen Zuckergehaltes das Aquarium erheblich und führt zu hohen Keimzahlen im Wasser. Es ist darum nur gezielt oder zu therapeutischen Zwecken zu reichen. Daneben können als Leckerbissen und zur Abwechslung sämtliche für die Zierfischfütterung geeigneten Trockenfutter- und Frostfuttersorten angeboten werden, sofern sie zu Boden sinken. Krebse nehmen die Nahrung nahezu ausschließlich vom Boden auf.
Angemessene Pflege
Wie bei Zierfischen ist der regelmäßige Teilwasserwechsel die wichtigste aller Pflegemaßnahmen. Je nach Besatz des Aquarium sollte er wöchentlich bis zu einem Drittel der Wassermenge bei stark besetzten Aquarien betragen, bei schwach besetzten Aquarien mit guter biologischer Filterung kann er auf 1/5 des Beckenvolumens alle 14 Tagen reduziert werden. Das Frischwasser sollte temperiertes Wasser sein und möglichst nicht mehr als 3-4°C vom Aquarienwasser abweichen. Frischwasser darf etwas kühler, aber niemals wärmer als das Aquarienwasser sein.
Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung
Krebse haben kein besonders hohes Bewegungsbedürfnis. Die Mindestgröße für das Aquarium sollte etwa die fünffachen Länge des Krebse x der zwei bis dreifachen Länge des Krebses betragen. Die Aquarienhöhe ist unwichtig, da sich Krebse praktisch ausschließlich am Boden aufhalten. Werden mehrere Tiere gepflegt, so ist dem bei der Aquariengröße Rechnung zu tragen. Fast alle Krebse sind kannibalisch veranlagt. Krebse müssen sich aufgrund ihres Außenskeletts häuten, um zu wachsen. Nach der Häutung sind sie mehrere Stunden bis Tage sehr weich und angreifbar. Besonders nach der Häutung sind richtig dimensionierte Höhlen überlebensnotwendig für die Tiere, damit sie nicht von ihren Artgenossen gefressen werden.
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung hängt stark von der Wassertemperatur ab und beträgt bei ganzjähriger Pflege im Zimmeraquarium bei den meisten Arten ca. 3-4 Jahre, selten bis 8 Jahre. Astacus astacus, der heimische Flusskrebs, kann bei naturnaher Pflege bis zu 20 Jahre alt werden.
Größenwachstum
Die im Aquarium gepflegten Arten werden zwischen 3 cm (Zwergflusskrebse, Cambarellus) und 20-30 cm (Cherax destructor). Selbst die größte Art wird bereits im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif, die meisten Arten brauchen weniger als ein Jahr, um weitgehend die Endgröße zu erreichen.
Besonderheiten
Die meisten Krebsarten können in Deutschland theoretisch in freier Wildbahn überleben. Das ist sehr bedauerlich, denn sie können, ohne selbst zu erkranken, Träger einer für alle einheimischen Krebse tödlichen Erkrankung sein. Es sind leider durch unbedacht ausgesetzte Tiere bereits schlimme Schäden entstanden. Überzählige Tiere dürfen darum unter gar keinen Umständen in die freie Natur ausgesetzt werden. Man muss sie verfüttern (Zoos haben im allgemeinen Tiere, die gerne Krebse fressen), man kann sie auch selbst essen, wenn sie eine gewisse Größe haben. Wer Krebse im Gartenteich pflegen will, muss bedenken, dass diese Tiere an Regentagen oder -nächten auch weite Strecken über Land wandern können. Der Gartenteich bzw. der Garten, in dem sich der Gartenteich befindet, muss darum aus Naturschutzgründen unbedingt vollkommen ausbruchsicher gestaltet sein.
Fachliteratur zum Thema Krebse finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Wirbellose_1