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Gartenteich
Die Pflege von Tieren im Gartenteich unterscheidet sich von der Pflege von Tieren im Aquarium hauptsächlich durch die erheblichen, jahreszeitlich und wetter-bedingten Temperaturunterschiede und das größere Raumangebot. Je nach Anspruch kann man einen Gartenteich als naturnahes Gewässer ganz ohne technische Hilfsmittel betreiben oder aber als ein großes Freiluftaquarium mit Filter. So unterschiedlich die Ambitionen bei der Anlage des Gartenteiches, so unterschiedlich stellen sich auch die Tierarten dar, die man darin pflegen kann oder möchte.
Goldfische und Kois sind die typischsten aller Gartenteichfische, über sie gibt es einen eigenen Steckbrief.
Bereits bei der Anlage des Teiches gilt als wichtigster Faktor, wie stark er der Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden soll. Im Hochsommer können bei kleineren Teichen in vollsonniger Lage durchaus Oberflächentemperaturen von 28-30°C auftreten. Wer Fische pflegen möchte, die solche Temperaturen nicht vertragen, z.B. alle Bachfische wie Ellritzen (Phoxinus phoxinus) oder Arten, die normalerweise in größeren Gewässern leben, wie Nasen (Chondrostoma nasus), aber auch oberflächennah lebende Arten wie die Orfe (Leuciscus idus), der muss bei der Anlage des Teiches unbedingt darauf achten, dass er nur zeitweise – idealerweise morgens – etwas Sonne erhält. Das schränkt allerdings die Möglichkeiten der Pflanzenpflege stark ein, besonders die beliebten Seerosen werden in solchen schattigen Teichen kaum blühen.
Nasen – Chondrostoma nasus
Goldorfen – Leuciscus idus GOLD
Für den naturnahen Teich ohne Technik wird man hauptsächlich kleinbleibende, so genannte Biotopfische verwenden. Das sind z.B. Moderlieschen (Leucaspius delineatus), Gründlinge (Gobio gobio), Bitterlinge (Rhodeus amarus) oder Stichlinge (Gasterosteus und Pungitius). Auch hier müssen Temperaturansprüche beachtet werden!
Wer sehr großwüchsige Fische, wie z.B. Störe pflegen möchte, der braucht einen entsprechend großen Teich und wird auch auf eine Teichfilterung kaum verzichten können. Es ist kaum möglich und auch wenig sinnvoll, allgemeine Mindestmaße für die Größe solcher Teiche anzugeben, denn sehr viele Faktoren sind dafür ausschlaggebend. Sie stehen in Abhängigkeit von Filterleistung, Pflanzenwuchs, eventuell sogar Wasserdurchfluss in großen Anlagen, geplanter Fütterung, der Anzahl der gepflegten Tiere etc.
Aber als eine recht gute Faustregel für eine ästhetisch wirkende Fischhaltung im Gartenteich – und darum geht es ja letztendlich, denn im Gartenteich will man ja nicht einen maximalen Fischertrag pro Hektar erzielen, wie in der Teichwirtschaft – gilt, dass die Länge des größten Fischen mit dem Faktor 10 bei schwimmaktiven Arten (z.B. Stören), bei sehr ruhigen Arten (z.B. Barschen) mit dem Faktor 5-8 multipliziert werden sollte. Also als Beispiel: wird der größte Fisch ca. 1 m lang und ist sehr schwimmaktiv, so ist ein 8-10 Meter langer Teich (der entsprechend 4-6 Meter breit und rund 1,5 Meter tief sein sollte) eine gute Lösung. Ein 50 Zentimeter langer Zander (Schizostedion lucioperca) oder Hecht (Esox lucius) ist in einem 3-4 Meter langen Teich immer noch sehr gut untergebracht. In wesentlich kleineren Teichen kann man die Tiere bei entsprechendem technischen Aufwand zwar auch pflegen, aber das hat dann mehr von Meerschweinchenkäfig als von Teichhaltung und wird auf die Dauer weder die Fische noch den Pfleger befriedigen. Bezüglich der Besatzdichte ist ein Wert von 1.000 bis 3.000 Liter für einen ca. 50 cm langen Fisch anzustreben.
Die Wassertiefe im Gartenteich sollte in Mitteleuropa nie unter 1,5 Meter an der tiefsten Stelle liegen, sonst ist die sichere Überwinterung der Tiere bei starken Frostereignissen nicht gewährleistet.
Oft werden Tiere eingesetzt, um bestimmte Aufgaben im Teich zu übernehmen. In kleinen Teichen, in denen sonst kaum Fische existieren können, bieten sich Goldelritzen (Pimephales promelas) an, um Stechmückenlarven kurz zu halten. Ist der Teich nicht gegen durchfrieren geschützt, müssen diese Fische im Spätherbst abgefischt und frostfrei überwintert werden. Algenentwicklung ist ein stets wiederkehrendes Thema und viele Teichbesitzer glauben, mit algenfressenden Tieren dagegen vorgehen zu müssen. In Kleinteichen sind das Schnecken, in größeren Teichen setzt man gegen Wassertrübung durch Schwebealgen gerne Muscheln ein (ein Tier auf ca. 200 Liter Wasser). Beim Besatz mit Muscheln ist zu bedenken, dass die Muschellarven Parasiten an Fischen sind und ein reicher Befall zu Krankheitsfällen, in Einzelfällen sogar zu Todesfällen unter den Fischen führen kann. Muscheln sind getrennt geschlechtlich, nur die Weibchen produzieren im Frühjahr die parasitischen Larven, allerdings kann man die Geschlechter der Muscheln nicht unterscheiden. Man sollte daher im Interesse der Fische nicht zu viele Muscheln in den Teich einbringen. Es gibt eine ganze Reihe algenfressender Fische. Gegen Schwebealgen setzt man gerne den Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix) ein, der sie aus dem Wasser filtert. Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella) sind fast ausschließliche Pflanzenfressen, die zwar sehe effektiv Fadenalgenmatten fressen können, aber auch jegliche andere Pflanze im Gartenteich vernichten, auch Seerosen, dessen muss man sich bewusst sein. Rotfedern (Scardinius erythrophthalmus) sind die einzige heimische Fischart, die in einem nennenswerten Ausmaß weiche Algen frisst, Wunder darf man sich davon aber nicht erwarten. Nasen (Chondrostoma nasus) fressen am Boden festsitzende Algen.
Man muss aber bedenken, dass übermäßiges Algenwachstum grundsätzlich von zu reichem Nährstoffangebot im Wasser kommt. Dazu kommt es aus mehreren Gründen: mit Leitungswasser frisch gefüllte Teiche haben einen im Vergleich zu Regenwasser sehr hohen Nährstoffgehalt. Dort werden sich fast immer anfangs massenweise Fadenalgen entwickeln. Diese sollte man mit einem Netz oder Rechen abfischen und auf dem Kompost entsorgen, denn nur so werden die überschüssigen Nährstoffe aus dem System dauerhaft entfernt. Fischfütterung bedeutet immer Nährstoffeintrag! Es ist sinnlos, algenfressende Fische zu kaufen, wenn die Algenplage aufgrund zu reichlicher Fütterung anderer Fische entsteht. Die Algenfresser fressen nämlich auch sehr viel lieber „normales“ Fischfutter. Wer viele Fische pflegen und entsprechend füttern möchte, braucht eine große Zisterne, in der Regenwasser gesammelt wird (natürlich geht auch Brunnenwasser, es muss nur nährstoffarm sein). Nur dann kann man, wie im Aquarium, durch großzügige Wasserwechsel die Nährstoffanreicherung und damit eine Algenexplosion verhindern. Wer einen Gartenteich betreibt, muss biologisch denken. Wenn mehr Nährstoffe in den Teich gelangen, als von der Teichbepflanzung (Seerosen, Wasserpflanzen, Uferbepflanzung) verbraucht werden, so werden Algen diese Nährstoffe nutzen! Ein weitere häufige Ursache für starkes Algenwachstum sind Springbrunnen und Bachläufe. Dadurch wird der Sauerstoffgehalt des Wassers drastisch erhöht. Die Pflanzennährstoffe werden oxidiert und sind für die Teichpflanzen nur noch unter großen Schwierigkeiten nutzbar. Algen können oxidierte Pflanzennährstoffe dagegen sehr gut nutzen. So kann ein Teufelskreis entstehen, bei dem die erwünschten Teichpflanzen kümmern, die Algen jedoch prächtig gedeihen. Der Betrieb von Springbrunnen, Bachläufen etc. sollte darum gut überlegt werden.
Zwei sehr wesentliche Punkte müssen im Zusammenhang mit Gartenteichtieren noch Erwähnung finden: Teichfische können ein vergleichsweise hohes Alter erreichen und Fische wachsen zeitlebens. Das sollte man bedenken. Auch ein niedliches Sterlettbaby wird eines Tages 60 cm lang sein, ein Russischer Stör noch viel größer. Es ist doch sehr schade, wenn man sich aus Platzgründen nach vielen Jahren von einem solchen Tier trennen muss, zumal es kaum Abnehmer dafür gibt. Es ist auch nicht jedermanns Sache, einen handzahmen Fisch zu schlachten und aufzuessen. Eine andere Alternative gibt es aber nicht. Denn – und das ist der zweite Punkt – niemals und unter keinen Umständen darf man ein Tier aus dem Zoohandel in die freie Natur aussetzen. Dadurch bringt man immer und ausnahmslos freilebende Tiere um, kann sogar ganze Arten an den Rand der Ausrottung bringen. Auch so genannte streng geschützte oder vom Austerben bedrohte Arten (Muscheln, Krebse etc.) bilden diesbezüglich keine Ausnahme! Alle diese gefährdeten kleinbleibenden Arten sind ausschließlich durch Lebensraumzerstörung bedroht. Dort, wo es sie noch gibt, würden ausgesetzte Artgenossen nur Krankheiten und Parasiten einschleppen, ortsansässigen wilden Exemplaren das Revier streitig machen und die letzten natürlichen Bestände gefährden. Wo es sie nicht gibt, können sie auch nicht überleben, dort ist ein Aussetzen von Gartenteichtieren gleichbedeutend damit, sie das Klo herunterzuspülen – ein feiger Akt, sich vor der Verantwortung zu drücken! Also lassen Sie das bitte bleiben. Strengstens verboten ist es außerdem.
Bitte bedenken Sie, dass an dieser Stelle aus Platzgründen nur sehr allgemeine Angaben gemacht werden können. Wenn Sie einen Gartenteich anlegen und betreiben wollen, sollten Sie vorher so viele Informationen wie möglich einholen uns auch stets ein gutes Handbuch zum Nachschlagen im Hause haben. Das ist im Interesse der Tiere, aber auch in Ihrem Interesse, denn niemand hat Freude an toten, kranken oder dahinkümmernden Tieren. Ein Gartenteich dient aber dazu, Freude und Entspannung zu spenden. Und das tut er auch, wenn man sich nur vorher ausreichend informiert.
Fachliteratur zum Thema Teich finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Aquaristik-Teich