Kurz vorgestellt: Barilius vagra

Bärblinge der Gattung Barilius sind in der indischen Region ökologisch am besten mit Forellen zu vergleichen, die dort natürlicherweise nicht vorkommen. Barilius leben also am liebsten in klaren Gewässern mit kiesigem Grund und einer gewissen Strömung. Sie sind meist in lockeren Trupps zu beobachten, wirkliche Schwarmfische sind es nicht. Untereinander „spielen“ diese Tiere gern, jagen sich also über kurze Distanzen, ohne sich aber Schaden zuzufügen. Es sind kleine Raubfische, die am liebsten Insekten fressen, die auf die Wasseroberfläche fallen, aber auch im Wasser lebende Insektenlarven, Krebstiere oder auch kleine Fische gehören zum Beutespektrum. Die Maulspalte bei Barilius ist vergleichsweise groß.

Kürzlich von Aquarium Glaser als Beifang zu Barilius bendilisis importierte Barilius vagra.

Gut vergleichbar ist auch die Färbung von Barilius mit der von jungen Forellen. Beide haben eine Anzahl dunkler, senkrechter Streifen auf den Flanken. Plakative Farben fehlen, aber Barilius sind trotzdem oft sehr bunt, vor allem gelbe und blaue Farben schillern je nach Lichteinfall auf ihrem Körper.

Ganz anders ist hingegen das Fortpflanzungsverhalten. Während Forellen Wanderfische sind, die zur Fortpflanzung stromaufwärts ziehen und Gruben in den Boden schlagen in denen abgelaicht wird, tauchen Barilius, soweit das überhaupt bekannt ist, in den Boden ein und laichen so im Kies ab. Allerdings, das muss an dieser Stelle gesagt werden, ist das Fortpflanzungsverhalten von Barilius-Arten nahezu unerforscht.

Originalzeichnung Hamiltons, die John McClelland 1839 zur Beschreibung von Barilius isocheilus verwendete. B. isocheilus ist ein objektives Synonym zu B. vagra.

Barilius vagra wurde bereits 1822 von Francis Hamilton wissenschaftlich beschrieben und soll in praktisch der gesamten indischen Region vorkommen, also in ganz Indien, Pakistan, Bhutan, Nepal, Burma und Bangladesch. Die Art wird etwa 10-12 cm lang. Aquaristisch ist sie so gut wie unbekannt, die beiden kürzlich fotografierten Exemplare waren ein Beifang zu Barilius bendilisis, die Aquarium Glaser aus Südindien (Kerala) erhielt. Die Erfahrung mit anderen Kleinfischen mit einer angeblich derart weiten Verbreitung hat gezeigt, dass es sich meist in Wirklichkeit um einen Artenkomplex einander sehr ähnlicher Arten handelt, die sich untereinander nur durch Details der Lebendfärbung und des Verhaltens unterscheiden. Da sich derartige Unterschiede aber nur durch die Aquaristik erforschen lassen und es nicht zu erwarten ist, dass Barilius-Arten plötzlich sehr populär werden, werden wir wohl nie erfahren, ob sich hinter dem Artnamen Barilius vagra wirklich nur eine oder doch etliche Arten verbergen.

Barilius vagra aus Bengalen, Import 2006

Frank Schäfer


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Gambusia holbrooki: der Fisch, der den Panama-Kanal baute

Der Panama-Kanal ist eine wichtige Wasserstraße, er verbindet den Pazifik mit dem Atlantik und erspart den Schiffen die gefährliche Fahrt um das legendäre, sturmumtoste Kap Horn. Als man 1880 mit dem Bau begann, war man zuversichtlich, den Kanal in wenigen Jahren fertigstellen zu können, doch erst 34 Jahre später war der Bau des Suez-Kanals gelungen. Die fieberverseuchte Sumpflandschaft forderte einen unglaublichen Blutzoll unter den Arbeitern. Zwischen 1881 und 1889 starben 22.000 Arbeiter an Malaria und Gelbfieber, das entspricht 7-8 Menschen am Tag! Man kannte die Erreger beider Seuchen noch nicht und auch ihre Übertragung – nämlich durch Stechmücken – war nicht bekannt. Das wurde erst in etwa zeitgleich erforscht, der Entdecker des Malariaerregers, Charles Louis Alphonse Laveran (18. Juni 1845 – 18. Mai 1922) erhielt 1907 dafür den Medizin-Nobelpreis. 1889 wurde der Bau des Panama-Kanals abgebrochen, unter anderem wegen der enormen Todeszahlen unter den Arbeitern. Erst 1905 wurde weitergebaut. Bis zur Fertigstellung 1914 starben immer noch 5,609 Arbeiter an Unfällen und Krankheiten, immer noch eine schrecklich hohe Zahl, doch ohne die Einfuhr eines kleinen Fisches, der Gambuse – auch Moskitokärpfling genannt – wäre der Panama-Kanal wohl nie fertig gestellt worden.

Die Stechmücken oder Moskitos, die Gelbfieber und Malaria übertragen, entwickeln sich in kleinen und kleinsten Gewässern. Nur wenige Fische können dort überleben und kommen mit den stark schwankenden Temperaturen und dem oft erbärmlich niedrigen Sauerstoffgehalt aus. Gambusen können das und ihre Lieblingsnahrung sind Moskito-Larven. Wir Aquarianer kennen die Stechmückenlarven als „Schwarze Mückenlarven“. Die Aussetzung von Gambusia war so erfolgreich, dass der Panama-Kanal gebaut werden konnte. Andernorts erwies sich der Moskitokärpfling aber als Landplage und die Art gehört darum heute zu den übelsten Bioinvasoren weltweit. Temperaturen unter 10°C vertragen Gambusen nicht, aber sonst sind sie kaum umzubringen. Und statt Moskitolarven fressen sie auch sehr gerne Jungbrut und Laich anderer Fische. Darum geben Gambusen in vom Menschen gestörten Lebensräumen den dort lebenden einheimischen, ohnehin schon unter starkem Druck stehenden Fischarten oft den Todesstoß.

Mehr über Gambusia holbrooki und ihre Pflege und Zucht im Aquarium erfahren Sie im kommenden News-Bookazine (erscheint im Herbst 2017): https://www.aqualog.de/news-bookazine/

Text & Photos: Frank Schäfer


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Cherax sp. „Hoa Creek“ wurde als eigenständige Art beschrieben: C. warsamsonicus

Die bunten Krebse der Gattung Cherax aus Neu-Guniea erfreuen sich in der Aquaristik einer – für Krebsverhältnisse – großen Beliebtheit, denn sie sind nicht so zerstörerisch wie ihre nordamerikanischen Vettern. Die Gattung Cherax ist sehr artenreich; von der Insel Neuguinea, die politisch in zwei Teile geteilt ist, nämlich einen eigenständigen Staat, der Papua-Neuguinea heißt und in einen zu Indonesien gehörenden Teil der Irian Jaya oder Westneuguinea heißt, wurden bis zum Jahr 2006 15 Cherax-Arten wissenschaftlich beschrieben, aber nur eine davon, Cherax lorentzi (Roux, 1911) kommt gelegentlich in den Handel.

Männchen von Cherax warsamsonicus

Die vielen verschiedenen Arten im Handel, die lange Zeit nur mit mehr oder weniger sinnvollen Handelsnamen belegt werden konnten, wie Zebrakrebs, Aprikosenkrebs, Cherax sp. „Orange Tip“, Cherax sp. „Blue Moon“ etc. wurden in der jüngsten Zeit allesamt als wissenschaftlich neue Arten beschrieben, teils mehrfach, was natürlich verwirrend ist.

Eine Art, die schon seit vielen Jahren (mindestens seit 2008) einigermaßen regelmäßig gepflegt und gezüchtet wird, ist Cherax sp. „Hoa Creek“, manchmal auch als C. sp. „Irian Jaya“ oder C. sp. „Red Coral“ bezeichnet. Die exakte Herkunft dieser Tiere war lange Zeit aber völlig unbekannt, in den Handel kamen sie oft auch gemischt mit anderen Formen, was den Eindruck erweckte, es handele sich um eine sehr variable Art. Als 2015 die Art Cherax pulcher/gherrardii (beides ist wohl dasselbe und wurde ursprünglich im Handel als C. sp. „Blue Moon“ bezeichnet, der Name C. pulcher hat Priorität) beschrieben wurde, glaubte man zunächst, der „Hoa Creek“ gehöre auch zu dieser Art.

Cherax warsamsonicus, Weibchen

Doch jetzt wurde im März 2017 der „Hoa Creek“ als eigenständige Art beschrieben, nachdem es endlich gelungen war, die exakte Herkunft der Tiere zu klären. Sie sind nach Angabe der Autoren endemisch (kommen also ausschließlich dort vor) im Einzug des Warsamson-Flusses, der sich im westlichen Teil der Vogelkop-Halbinsel (Kepala Burung) befindet. Die Vogelkop-Halbinsel gehört zu Irian Jaya, also Indonesien. Nach dem Fluss heißt die Art nun wissenschaftlich Cherax warsamsonicus Lukhaup, Eprilurahman & von Rintelen, 2017. Die wissenschaftliche Originalbeschreibung ist kostenlos zugänglich: https://zookeys.pensoft.net/article/11847/ Die nächstverwandte Art ist Cherax misolicus Holthuis, 1949.

Frank Schäfer


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Importverbot für Apfelschnecken der Gattung Pomacea

Dieser Post wurde am 26. Juni 2017 aktualisiert und überarbeitet:

Seit dem 8. November 2012 gilt ein Verbot für Apfelschnecken der Gattung Pomacea in der EU. Pomacea ist der gültige Gattungsname für Apfelschnecken, die früher als Ampullaria bekannt waren. Aufgrund dieses Verbotes ist die Einfuhr, der Handel und die Weitergabe von Apfelschnecken aller Arten der Gattung Pomacea innerhalb der EU verboten. Das gilt für kommerzielle Haltungen ebenso wie für Privatpersonen. Das Verbot wurde 2015 überprüft und verlängert. Der Originaltext des Verbotes kann hier nachgelesen werden: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32012D0697&qid=1498456500566&from=EN

 

Apfelschnecke

Alle Bilder zeigen diverse Zuchtformen von Pomacea diffusa

Der Hintergrund des Verbotes
Im August 2009 wurden erstmals Apfelschnecken in Spanien, genauer gesagt, in der linken Hälfte des Ebro-Deltas festgestellt. Seither hat sich die Art in dem betroffenen Gebiet stark ausgebreitet und sich zu einem schweren Schädling in den Reisfeldern entwickelt. Bei der Apfelschnecken-Art handelt es sich um Pomacea insularum, einer Art aus dem so-genannten Pomacea-caniculata-Komplex. Die Arten sind bei Apfelschnecken nur sehr schwer und nur von Spezialisten auseinanderzuhalten. Sie sind sehr anpassungsfähig und wandelbar, so dass unterschiedliche Arten praktisch identisch aussehen können. Nur DNS-Analysen erlauben derzeit eine sichere Artbestimmung und auch das ist erst seit kurzem möglich. Da mehrere Arten von Apfelschnecken – neben der im Ebro-Delta aufgetretenen P. insularum sicher auch die eng verwandte P. caniculata – aufgrund der Tatsache, dass ihre ursprüngliche Heimat in den gemäßigten Breiten von Südamerika liegt, problemlos Temperaturen bis knapp über den Gefrierpunkt überleben und sich die verschiedenen Apfelschnecken-Arten äußerlich nicht oder kaum unterscheiden, wurden sicherheitshalber ein Verbot für alle Arten erlassen.


Eine weltweite Seuche

Apfelschnecken der Gattung Pomacea gelten zwischenzeitlich weltweit als gefährliche, invasive Arten. Der Grund dafür, dass man heute wenigstens ansatzweise etwas über ihre Biologie und besonders auch ihre Systematik weiß, liegt darin, dass einige Arten (P. caniculata, P. insularum, P. diffusa und P. scalaris) sich in weiten Teilen Südostasiens ausgebreitet und einige davon sich als schwere Schädlinge in den Reispflanzungen erwiesen haben. Darum wurde für die sonst so gerne belächelte Grundlagenforschung Geld locker gemacht, das es ermöglichte, einige Sachverhalte zu klären. Außer in Südostasien (Burma, China, Guam, Hongkong, Indonesien, Japan, Kambodscha, Laos, Papua Neu-Guinea, Philippinen, Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, Vietnam) breiten sich Apfelschnecken der Gattung Pomacea auch in Teilen der USA, in der Dominikanischen Republik/Haiti, Puerto Rico und anderen Teilen der Welt aus. In ihrer ursprünglichen Heimat, nämlich Südamerika, fallen diese Apfelschnecken hingegen nicht weiter unangenehm auf. Auch die in Afrika und Asien ursprünglich heimischen Apfelschnecken, die den Gattungen Afropomus, Lanistes, Pila und Saulea angehören, sind bislang nicht als Reisschädlinge aufgefallen. Allerdings werden zumindest die asiatischen Pila-Arten teils von den Neuankömmlingen verdrängt und stehen daher unter Beobachtung, um ihre Bestandsentwicklung zu erfassen. Neben Reis werden auch zahlreiche andere Sumpf- und Wasserpflanzen von Pomacea-Arten gefressen und dort, wo diese Apfelschnecken auftreten, teils an den Rand der Ausrottung gebracht.

Der Ursprung der Ebro-Schnecken

Wie Pomacea insularum in das Ebro-Delta kamen, ist unbekannt. Es erscheint wenig wahrscheinlich, dass es sich um ausgesetzte Aquarientiere handelt, denn in der Aquaristik wird in allererster Linie eine andere Art gepflegt (dazu gleich mehr), doch ganz ausgeschlossen werden kann das nicht. Darum auch an dieser Stelle nochmal der dringende Appell an aller Aquarianer/innen: bitte, bitte, niemals irgendwelche Tiere, die man nicht mehr weiterpflegen kann oder will, aussetzen! In den allermeisten Fällen sterben diese ausgesetzten Tiere einen qualvollen Tod, doch die wenigen, die überleben, können einen extrem negativen Einfluss auf die ursprüngliche Fauna haben und im Extremfall zur Ausrottung ganzer Arten führen! Das Tierschutzgesetz verbietet es, unliebsam gewordene Pfleglinge einfach abzutöten, doch kann man sie immer in Zoos bringen, wo sie anderen Tieren als Nahrung dienen können und so wenigstens nicht sinnlos sterben müssen.  Wahrscheinlicher als eine Aussetzung ist im Falle der Ebro-Schnecken aber, dass Jungtiere mit Wasserpflanzen (z.B. jungen Reispflanzen) eingeschleppt wurden. Entsprechend wurde mit dem Verbot der Apfelschnecken eine Verordnung erlassen, die eine strenge Kontrolle von Sumpf- und Wasserpflanzen beim Verbringen in die EU vorschreibt.

Apfelschnecken in der Aquaristik
Apfelschnecken der Gattung Pomacea sind in der Aquaristik sehr beliebt. Sie sind groß und repräsentativ, die diversen Zuchtformen auch sehr bunt. Für züchtende Aquarianer sind Apfelschnecken zudem sehr nützlich, da sie in Aufzuchtaquarien, in denen stark gefüttert werden muss, hervorragende Putzhilfen darstellen. Die Riesen-Apfelschnecke (Pomacea maculata, im Hobby gerne mit dem ungültigen Namen P. gigas belegt) ist die größte Süßwasser-Apfelschnecke der Welt und erreicht gut und gerne 15 cm Gehäuse-Durchmesser! Pomacea-Arten haben zudem den Vorteil, dass sie sich nicht unkontrolliert vermehren können, denn sie legen ihre Eier in Trauben außerhalb des Wassers ab, wo sie leicht entfernt werden können, wenn man keinen Nachwuchs wünscht. Diese auffallenden, himbeerfarbenen Eitrauben sind übrigens der sicherste Hinweis für ein Auftreten von Apfelschnecken in der Natur und erlauben auch eine sichere Bestandsabschätzung. Allerdings sind die pflanzenfressenden Pomacea-Arten, wie P. insularum und P. caniculatum, im Aquarium durchaus unbeliebt und werden daher in der Regel nur von wenigen Spezialisten gepflegt. Die im Hobby verbreitete Art, von der zahlreiche Zuchtformen existieren (gold, weiß, blau, violett, pink, gestreift) ist Pomacea diffusa und diese Art ist in Europa niemals eine Gefahr, da es sich um eine auf Aufwuchs als Nahrung spezialisierte Art handelt; zwar nagt auch diese Art einmal zarte Wasserpflänzchen an, als Reisschädling ist sie hingegen nicht vorstellbar, zumindest nicht in Europa, da P. diffusa Temperaturen unter 15°C nicht erträgt und stirbt.

Apfelschnecke 1

Pomacea diffusa

Unschöne Konsequenzen
Von Pomacea-Arten geht natürlich nur in den EU-Staaten eine ernste Gefahr aus, in denen Reis angebaut wird, also Spanien, Italien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Portugal und Rumänien. In mittel- oder nordeuropäischen EU-Ländern, wie Deutschland, kann keine Apfelschnecke den Winter überleben. Es wurde daher versucht, das Apfelschnecken-Verbot auf solche Staaten zu begrenzen, in denen Pomacea-Freisetzungen auch zu einer Gefahr werden könnten. Ein derartiges Vorgehen gibt es in der EU aber nicht. Alle oder keiner heißt es hier und so sind nun ab sofort alle EU-Staaten vom Apfelschnecken-Verbot betroffen.

Klopft morgen die Polizei an die Tür und beschlagnahmt Apfelschnecken?
Davon ist, zumindest in Deutschland, nicht auszugehen. Denn wenngleich das Import-, Handels- und Verbreitungsverbot EU-weit gilt, ist die Umsetzung dieses Verbotes Sache der jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten. Da in Deutschland weder Reisanbau betrieben wird noch damit zu rechnen ist, dass es überhaupt zu einer Ansiedlung von freilebenden Apfelschnecken in unserem Klima kommen kann, werden die Behörden wahrscheinlich nicht sonderlich aktiv werden. Anders sieht das aus, wenn Apfelschnecken der Gattung Pomacea auf Börsen, im Internet oder in Kleinanzeigen angeboten und verkauft werden. Hier ist durchaus damit zu rechnen, dass es zu Strafanzeigen kommt, dergleichen sollte man also unbedingt unterlassen. Der Besitz von Apfelschnecken der Gattung Pomacea und sogar deren Zucht ist allerdings, soweit wir das dem Gesetzestext entnehmen können, nicht verboten. Die Tiere dürfen nur die Zuchtanlage unter keinen Umständen verlassen, bereits durch den Transport zu einem anderen Aquarianer macht man sich strafbar!

Alternativen

Wer weiterhin legal Apfelschnecken pflegen, züchten und verkaufen will, muss darauf nicht verzichten. Man kann auf Pila-Arten zurückgreifen, die aus Thailand importiert werden, oder auf die hübsche südamerikanische Art Asolene spixi (Zebra-Apfelschnecke), die ihre Eier unter Wasser ablegt.

Ausblick
Es ist schade, dass die Verantwortlichen in der EU sich nicht dazu durchringen konnten, die harmlose Pomacea diffusa in ihren bunten Zuchtformen weiterhin legal handelbar zu lassen, denn diese Tiere sind nun wirklich unverwechselbar. Da die Überprüfung der Verbotsgründe 2015 ergab, dass sie weiterhin bestehen, ist mit einer Lockerung des Gesetzes aber nicht zu rechnen.

Frank Schäfer


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Hoppla: Phalloceros harpagos, ein Kaudi aus Paraguay

Zu den ersten Lebendgebärenden Zahnkarpfen, die überhaupt für die damals noch junge Aquaristik importiert wurden, gehörten der „Dezi“ und der „Kaudi“. Beide Populärnamen sind Verballhornungen der wissenschaftlichen Artnamen Cnesterodon decemmaculatus und Phalloceros caudimaculatus. Ihre Ersteinfuhr erfolgte 1899 und war eine Sensation. Fische, die lebendige Junge bekommen? Wahnsinn! Das wollte jeder einmal selbst erlebt haben, die Tierchen fanden reißenden Absatz. Später starben sie allerdings so gut wie vollständig in den Aquarien aus und sind heutzutage nur bei echten Liebhabern und Spezialisten zu finden. Für den Handel sind sie uninteressant, da viel zu farblos. Allerdings ist das nur bedingt der Grund ihres aquaristischen Aussterbens.

Phalloceros harpagos, Männchen aus Paraguay

Denn das, was diese Fische aus dem südlichen Südamerika in der Kaiserzeit zu so problemlosen Pfleglingen machte, können wir ihnen heutzutage kaum noch bieten. Liest man die alten Beschreibungen, so erfährt man, dass die Tiere sehr anspruchslos sind. Sie ertragen hohe wie niedrige Temperaturen, können auch in kleinen Aquarien gepflegt werden (und klein hieß damals wirklich klein, also 5-10 Liter) und brauchen lediglich dichte Bepflanzung. Sind sie aber deshalb wirklich anspruchslos? Im Gegenteil! Wie wir heute wissen, brauchen diese Fische den vermeintlichen Stress zum gesundbleiben. Sie brauchen unbedingt stark schwankende Temperaturen und zwar im Tageswechsel ebenso wie im jahreszeitlichen Wechsel. In größeren Aquarien gehen sie einfach unter und verschwinden. Es müssen nicht unbedingt Mini-Aquarien sein, aber groß sollten sie halt auch nicht sein. Und die Sache mit dem Pflanzenwuchs: ohne Mikrofutter, wie es in den damals immer reichlich vorhandenen Algen (man kannte ja keine künstliche Beleuchtung, die Aquarien standen in Fensternähe und erhielten Tageslicht) vorkommt, gedeihen diese Fische nicht wirklich, auch wenn sie willig feines Trockenfutter, gesiebtes Tümpelfutter und Artemia-Nauplien annehmen.

Alle Aufnahmen, die diesen Blog illustrieren, zeigen das gleiche Tier.

Heutzutage kann man die Ansprüche solcher Fische in Wohnräumen kaum noch erfüllen, es wird hier einfach nicht kalt genug. Vielleicht am ehesten geht es noch bei Frischluftfanatikern auf dem Fensterbrett des Schlafzimmerfensters. Ideal ist es, wenn im Winter die Nachttemperaturen um 14°C, die Tagestemperaturen um 20°C liegen und im Sommer alles 3-4°C wärmer ist, aber ebenfalls schwankend. Tags darf es im Sommer ruhig auch mal 30°C warm werden. Das erreicht man am besten bei Freilufthaltung auf dem Balkon oder im Garten, wo bei entsprechend gewöhnten Tieren auch Temperaturen von 10-12°C kein Problem darstellen. Wesentlich tiefer sollten sie aber nicht sinken.

Das Exemplar kam durch Zufall, als Beifang zu uns.

Obwohl der Kaudi also schon ewig und drei Tage bekannt ist, galt er bis vor kurzem als monotypische Art, d.h. man glaubte, es gäbe nur eine einzige Art, Phalloceros caudimaculatus, die ein riesiges Verbreitungsgebiet habe. Mit dieser Vorstellung räumte 2008 Paulo Henrique Franco Lucinda gründlich auf und beschrieb nicht weniger als 21 neue Arten! (http://www.scielo.br/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S1679-62252008000200001) Allerdings sind viele Freunde der Lebendgebärenden nicht so sehr glücklich mit diesen Neubeschreibungen, denn es werden keine Lebendfotos geliefert und die Merkmale, nach denen die Arten zu bestimmen sind, sind am lebenden Tier oft nicht erkennbar. Zudem braucht man die exakte Herkunft der Fische, da die innerartliche Varianz oft sehr hoch ist.

Der dunkle Balken über die Unterlippe ist auffällig.

Letzte Woche schaute ich bei einem hübschen Salmler ins Becken, den Aquarium Glaser aus Paraguay importiert hatte: Mimagoniates barberi. Da sah ich einen kleinen Lebendgebärenden, ca. 1,5 cm lang. Zuerst dachte ich, es sei ein jugendliches Guppyweibchen – uninteressant-, aber dann fing ich mir das Tier doch heraus. Und gucke da: es war ein Kaudi-Männchen! Nach Lucindas Revision ist gegenwärtig nur eine Kaudi-Art in Paraguay nachgewiesen, nämlich der neu beschriebene Phalloceros harpagos. Allerdings weist Lucinda ausdrücklich darauf hin, dass P. harpagos in seinem recht großen Verbreitungsgebiet (Paraná-Paraguay-Becken und Küstenflüsse vom Itaboapana River bis zum Araranguá River: Brasilien, Paraguay und Argentinien) teils sehr unterschiedlich aussehende Populationen ausbildet, die sich nach dem von ihm (Lucinda) erstellten Artkonzept aber nicht ausreichend voneinander unterscheiden lassen, um als eigenständige Arten gelten zu können.

Hoffentlich muss das Männchen von Phalloceros harpagos nicht als alte Jungfer sterben.

Leider gibt es zurzeit wohl nur dieses eine Männchen in Deutschland. Aber drücken wir die Daumen: Ich habe natürlich in Paraguay beim Lieferanten nachgefragt, ob da nicht noch mehr geht. Schauen wir mal…

Frank Schäfer


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Panzerwels-Kongress in Wigan, England

Auf der Corydoras Convention (Panzerwels-Kongress) in Wigan (nähe Manchester/England) trafen sich vom 09.06. bis zum 11.06.2017 knapp einhundert Freunde der Panzerwelse. Organisator, Ian Fuller, brachte sogar einige extrem seltene Arten zum Kongress mit, damit sie verbreitet und gezüchtet werden.

Auch deutsche Wels-Spezialisten wie Andreas Tanke, Karsten Schönherr und Hans-Georg Evers waren ebenso anwesend wie die Top-Spezialisten aus England. Heiko Blessin* von JBL referierte zu den Themen Biotopanalysen und die Möglichkeiten, wie Wasserwerte aus der Natur im Aquarium kopiert werden können.

Besonderes Interesse hatten die anwesenden Wels-Profis am Thema Strömung und in nachfolgenden Gesprächen am Thema Futter. Bei den Corydoras-Fans in England und Schottland sind die JBL NovoTabs das beliebteste Futter überhaupt. Sie wünschen sich zusätzlich ein spezielles Cory-Futter mit einem höheren Planktonanteil.

*Auch im kommenden NEWS Bookazine wird wieder ein ausführlicher Biotop-Bericht von Heiko Blessin folgen; diesmal auf der Agenda „Thailand“, Schwerpunkt Gürtelbarben!

WIGAN (ENGLAND): Heiko Blessin referierte über Biotopanalysen und die Möglichkeiten Wasserwerte aus der Natur ins Aquarium zu bringen. Auch der Ruf nach einem speziellen Corydoras-Futter mit höherem Planktonanteil wurde laut…


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Marmeladen-Katzen????

Warum heißen felsbewohnende Malawi-Buntbarsche (Mbuna) mit orangefarbener Grundfärbung und schwarzen Flecken (englisch: orange blotch oder, abgekürzt, OB) Marmalade Cat?

So sieht ein „normales“ Männchen von Maylandia zebra aus.

Marmalade Cat ist eine Verballhornung des Chichewa-Wortes „Namakate“. Chichewa ist – neben Englisch – die offizielle Amtssprache des Staates Malawi. Eine Etymologie des Chichewa-Wortes „Namakate“ ist mir nicht bekannt, es handelt sich um einen Eigennamen für die Orange Blotch-Varianten der Mbuna-Cichliden.

Dies ist die OB-Variante von M. zebra, auch Marmalade Cat genannt.

Auf Englisch bezeichnet man orangerot gefärbte Katzen als „Marmalade Cat“, im Deutschen gibt es keine eigenständige Bezeichnung für derartig gefärbte Katzen. So ist leicht verständlich, dass man statt „Marmalade“ auf Deutsch schnell „Marmelade“, also ein anderes Wort für „Konfitüre“ (eingekochtes, gezuckertes Obst) daraus machte. Das ist aber natürlich sinnlos, denn was hat ein Felsenbuntbarsch vom Malawisee mit süßem Brotaufstrich zu tun? Tatsächlich wird im Englischen das Wort „marmalade“ nur für die entsprechenden Sorten aus Zitrusfrüchten, besonders aus Orangen, verwendet, alle übrigen Sorten sind „jam“.

Marmalade Cats gibt es bei etlichen Buntbarschen aus dem Malawi-See, aber nicht nur dort. Auch von Buntbarschen aus dem Victoria-See sind derartige Farbvarianten bekannt und auch von Buntbarschen aus dem Nicaragua-See in Mittelamerika. Es sind natürliche Farbmorphen, die stets zu einem gewissen (stets geringen) Prozentsatz zwischen normal gefärbten Artgenossen leben. Warum es Marmalade Cats bei den Buntbarschen gibt? Darüber ein andermal mehr…

Frank Schäfer


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Messepremiere „Faszination Heimtierwelt“ in Düsseldorf

An diesem Wochenende findet erstmals die neue Heimtiermesse in Düsseldorf statt, die interessante Einblicke in die Welt der Heimtierhaltung verspricht.

Dem Veranstalter liegt ein verantwortungsvoller und artgerechter Umgang mit
Heimtieren am Herzen, deshalb ist eine Besonderheit der Faszination Heimtierwelt der Verzicht auf die dauerhafte Ausstellung von lebenden Tieren, da der Messetrubel bei ihnen Stress auslösen kann. Ausschließlich während des Messeprogramms wird es – zeitlich begrenzt – Aktionen und Vorträge mit tierischer Unterstützung geben.

Mit informativen und spannenden Vorträgen, Trends und Facts durch namhafte und renommierte Experten präsentiert sich unter anderem auch der Aquaristikbereich auf der Heimtiermesse. So zeigt am Messesamstag der Aquascaping-Weltmeister Adrie Baumann am Stand von OASE die faszinierende Welt des Aquascapings und erklärt, wie der Einstieg gelingt. Er wird live ein 300-Liter-Aquarium einrichten. Im Aquaristik- und Teichfachforum können sich Besucher auf viele praktische Tipps und Neuigkeiten rund um Teichpflege, Fische und Aquarien freuen.

Auch verschiedene Vereine, darunter die Schildkrötenauffangstation Dorsten e. V. sind vor Ort vertreten und liefern wichtige Einblicke in ihre Arbeit. Besucher können bei den Mitarbeitern des Vereins wertvolle Tipps rund um die Haltung und Ernährung der Tiere erhalten.

Mit einer umfassenden Auswahl an Fachliteratur sind auch wir mit einem Stand auf der Heimtiermesse dabei und freuen uns auf euren Besuch!

Weitere Infos zur „Faszination Heimtierwelt“ findet ihr unter
www.faszination-heimtierwelt.de

ORT
AREAL BÖHLER
Alte Schmiedehallen
Hansaallee 321
40549 Düsseldorf

ÖFFNUNGSZEITEN
10.06.2017 10:00 – 18:00 Uhr
11.06.2017 10:00 – 18:00 Uhr


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Schlimme Hochwassersituation in Sri Lanka

Sri Lanka erlebt einen der schlimmsten Monsun-Regen seit 15 Jahren. Am letzten Freitag kam so entsetzlich viel Wasser vom Himmel, dass mindestens 150 Menschen ums Leben kamen, für weitere 100 Vermisste besteht kaum Hoffnung, sie noch lebend zu finden. In manchen Regionen (am Stärksten ist der Südwesten betroffen) hat es innerhalb von 24 Stunden Niederschlagsmengen eines ganzen Jahres gegeben. Nun droht ein Ausbruch des von Mücken übertragenen Dengue-Fieber, einer Virus-Erkrankung, an der vor allem Kinder häufig sterben.

Elephant Ear Guppy, die neueste Züchtung des Lieferanten von Sri Lanka.

Sri Lanka ist auch eines der wichtigsten Länder für Zierfisch-Zucht und -Export. Es sind vor allem Familienbetriebe, die im Nebenerwerb in einer kleinen Teichanlage hinter dem Haus vor allem Lebendgebärende Zahnkarpfen (Guppys, Platys, Mollys, Schwertträger) aufziehen; dabei hat sich jede Familie auf eine einzige Sorte spezialisiert. Sie arbeiten hauptsächlich als „outgrower“, ziehen also die neugeborene Fischbrut auf, die sie vom Exporteur, der den Zuchtstamm betreut, geliefert bekommen.

So sah die Anlage vor dem Unwetter am Freitag aus.

Aquarium Glaser erhält schon seit vielen Jahren Lebendgebärende von Sri Lanka. Die Nachfrage bei Srilal, dem Exporteur, ergab: aufatmen! Obwohl die Farm im am schlimmsten betroffenen Bereich der Unwetter liegt sind zumindest keine Menschenopfer zu beklagen. Aber die Anlagen haben dennoch schwere Schäden erlitten, wie die Bilder zeigen. Wir wünschen den Fischzüchtern von Sri Lanka viel Kraft und guten Mut, um ihre Anlagen wieder in Stand zu setzen!

Frank Schäfer

 

 


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Holacanthus – Des Kaisers neue Kleider

Die Kaiserfische gehören zweifelsohne zu den schönsten Meeresfischen überhaupt. An der westlichen Atlantikküste kommen sechs Arten vor. Die dortige Entdeckung einer neuen Art müsste geradezu als Sensation gewertet werden, denn das Gebiet ist ichthyologisch sehr gut erforscht.

Die sechs dort vorkommenden Arten sind: der Zwergkaiserfisch, Centropyge argi, die Felsenschönheit, Holacanthus tricolor, der Graue Kaiser, Pomacanthus arcuatus, der Franzosen-Kaiser, Pomacanthus paru, der Blaue Kaiser, Holacanthus bermudensis und der Königin-­Engel­fisch, Holacanthus ciliaris. Dabei muss man wissen, dass die beiden letztgenannten Arten lediglich durch die voneinander abweichende Färbung zu unterscheiden sind.

Warum wäre die Entdeckung eines neuen Kaisers sensationell?

Vielleicht kommt es dem einen oder anderen Leser so vor, als sei die Entdeckung einer neuen Fischart durchaus nichts Ungewöhnliches. Das stimmt aber nur teilweise. In aller Regel werden neue Fischarten entweder dann entdeckt, wenn in bis dato un­er­forsch­tem Gebiet gesammelt wird oder wenn die Tiere lebend be­kannt werden. Zahlreiche Neuentdeckungen sind nämlich schon seit Jahrzehnten in den Museen vorhanden, man erkannte sie nur nicht als eigene Arten. Bei den Kaisern dagegen liegt der Fall ganz anders. Sie sind sehr gut er­forscht. Als auffällige und häufige Fische wurden H. ciliaris bereits 1758 und H. bermudensis 1876 wissenschaftlich be­schrie­ben (der Holotyp von Angelichthys isabelita Jordan & Rutter 1898 wurde zum Neotypen von Holacanthus ciliaris bermudensis Goode, 1876; dadurch wurde isabelita zum Juniorsynonym von ciliaris und der Name Angelichthys isabelita wurde in die offizielle Liste der nicht verfügbaren Namen in der zoologischen Namensgebung aufgenommen (ICZN, Opinion 2003)). Und selbst bei H. bermudensis dauerte das nur so lange, weil die Un­ter­schiede zwischen den Arten so ge­ring sind.

Typischer Holacanthus ciliaris, gelbe Phase: ein Krönchen, blaues Mäulchen, kräftig gelbe Schwanzflosse.

Das gleiche Individuum in Frontalansicht

Später fand man heraus, dass die beiden Arten bastardieren (Feddern, 1968). Die Hybri­den wurden z.T. sogar als eige­ne Arten beschrieben, z.B. Holacanthus townsendi (Nichols & Mowbray, 1914). Kurz und gut: Die Wahrscheinlichkeit, an der Atlantikküste Brasiliens einen neuen großen Kaiserfisch zu entdecken ist ungefähr so hoch, wie die Wahrscheinlichkeit in deutschen Wäldern eine neue Hirschart zu finden.

Wie wurde der neue Kaiser bekannt?

Luis Gladstone Neto und Hudson Crizanto aus Fortaleza in Brasilien be­such­ten uns in der Redaktion und baten mich, einen Kaiser zu identifizieren, der, wie sie sagten, bei Fortaleza vorkäme. Er wäre jedoch sehr selten und auf viele hundert Holacanthus ciliaris käme nur ein sol­cher Kaiser. Mir fiel, als ich die Bilder sah, sofort die Hybridisierung zwischen den Holacanthus ein: Hybridforschung ist meine große Leidenschaft. Doch scheint dieser neue Kaiser, ich will ihn einmal Gladstone-Kaiser nennen, nicht zu den Hybriden zu zählen. Ab­gesehen von der ungewöhnlichen Ge­sichts­maske und der Augenringfärbung entspricht der Gladstone-Kaiser im Zeichnungsmuster fast vollständig dem Königin-Engelfisch, H. ciliaris.

Das Portrait des Gladstone-Kaisers (gelbe Phase) zeigt die einzigartige Gesichtsmaske des Fisches.

Die Aufnahme ist leider nicht sehr gut, doch dokumentiert sie in einmaliger Art und Weise die drei Holacanthus-Formen von Fortaleza: links die gelbe Phase von H. ciliaris. Der Fisch zeigt sehr schön sein arttypisches Krönchen, das zu seinem Namen „Königin-Engelfisch“ führte. Rechts im Vordergrund H. sp. „Gladstone“, im Hintergrund ein H. ciliaris, beide Tiere der grünen Phase.

Außerdem treten, genau wie beim Königin-Engelfisch, zwei Farbtypen auf: einer mit gelber und einer mit grüner Körpergrundfärbung. Man spricht in solchen Fällen von „Farbphasen“.

Wie geht es weiter mit dem Gladstone-Kaiser?

Nun bleibt zu erforschen, ob es sich beim Gladstone-Kaiser doch um einen Hybriden, eine Farbvariante oder gar um eine neue Art handelt. Doch solche Forschungsarbeit braucht Zeit. Ich hoffte, lebende und konservierte Exemplare von Holacanthus ciliaris und H. sp. „Gladstone“ aus Fortaleza zu erhalten, um diese offenen Fragen klären zu können, aber bislang hat das leider nicht geklappt.

Gladstone-Kaiser, grüne Phase

El Niño ist an allem Schuld?

Möglicherweise ist das Wetterphänomen El Niño für die Entdeckung des neuen Kaisers verantwortlich. Die Engelfische betreiben nämlich keine Brut­pflege, sondern laichen einfach im freien Wasser ab. Eier und Larven werden dann mit den Meeresströmungen verdriftet.

Blauer Engelfisch, Holacanthus bermudensis. Die Art erkennt man am sichersten an der Schwanzflossenfärbung (nur ein gelber Saum statt intensiv gelb, wie bei H. ciliaris), doch sind Hybriden sehr schwer zu identifizieren.

Möglicherweise ist der Gladstone-Kaiser ursprünglich eine wahrhaftig noch unentdeckte Inselform ge­wesen und erst jetzt wurden durch die Veränderungen in den Meeresströmungen Eier und Larven an die brasilianische Küste getragen. Doch ist das bislang nicht mehr als eine unbewiesene Hypothese. Sie wird lediglich dadurch gestützt, dass bei der sehr abseits gelegenen Inselgruppe der Saint-Pauls-Felsen im Westatlantik (https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen) Populationen von Holacanthus ciliaris mit wahrlich extrem abweichenden Farben und Proportionen gefunden wurden. Es gibt dort sogar rein weiße und koi-artig gescheckte Individuen. Alle sind deutlich billiger als üblich und es fehlen die für H. ciliaris so typischen lang ausgezogenen Flossenfilamente. Diese Tatsache wurde 1980 von dem leider nur ein Jahr später bei einem Autounfall tödlich verunglückten Roger Lubbock entdeckt und in jüngerer Zeit wiederholt bestätigt. Man führt die Ausbildung dieser formell nie benannten Unterart bei den Saint-Pauls-Felsen auf Inzucht und einen extrem kleinen Genpool zurück, obwohl nicht klar ist, wie das genau funktionieren soll; es muss dafür ja einen Mechanismus geben, der dafür sorgt, dass die bei Saint Paul abgelaichten, pelagischen Eier nicht mit der Strömung irgendwohin verdriften, sondern die Jungtiere nach der Metamorphose zu ihrem Heimatfelsen zurückgelangen. Da gibt es wahrhaftig noch einen riesigen Forschungsbedarf.

Zur Pflege von Engelfischen im Aquarium

Holacanthus ciliaris ist im Aquarium gut haltbar. Obwohl die Art, wie alle Großkaiser, im Freileben vorwiegend Schwämme frisst, gewöhnen sich die Tiere im Aquarium sehr rasch an die dargebotene Ersatznahrung. Gerade H. ciliaris ist ein wahrer Vielfraß. Campbell (1981) weist eindringlich auf die Notwendigkeit hin, die Holacanthus-Arten zur Aufnahme von mindestens 50% Grünfutteranteil (Algen, Spinat, Salat) zu bringen, um einer sonst un­aus­weichlichen Erblindung durch fehlenden Vitamin-A-Aufbau entgegenzuwirken. Da die Kaiser Grünfutter nicht gerne freiwillig fressen, ist hier Ein­falls­reich­tum gefragt. Am besten stellt man für solche Kostgänger ein eigenes Gelatine- oder Agar-Futter her. Holacanthus ciliaris wird etwa 45 cm groß und braucht entsprechend große Aquarien. Während Jungtiere (und das gilt ganz allgemein für Großkaiser) sehr territo­rial und entsprechend aggressiv sind, sind erwachsene Großkaiser ver­hältnismäßig fried­fertige Fische – ausreichend Platz natürlich immer vor­ausgesetzt.

Literatur:

  • Allen, G.R. (1979): Falter- und Kaiserfische. Bd. 2. Melle
  • Blosser, Ch. B. (1909): Reports on the expedition to British Guiana of the Indiana University and the Carnegie Museum, 1908. Report No. 3. The marine fishes. Ann. Carnegie Mus. 6 (1): 295-300 + pl.
  • Borodin, N. A. (1930): Scientific results of the Yacht „Ara“ Expedition during the Years 1926 to 1928, while in Command of William K. Vanderbilt. Fishes. Bull. Vanderbilt Mar. Mus. 1 (art.2): 56-57
  • Campbell, D. (1981): Marines: their care and keeping. Holacanthus – Apolemichthys: Part one. Freshwater Mar. Aquar. 4 (3): 22-25, 79-80
  • Feddern, H. A. (1968): Hybridization between the Western Atlantic Angelfishes, Holacanthus isabelita and H. ciliaris. Bull. Mar. Sci. 18: 351-382
  • Feitoza, B. M., L. A. Rocha, O. J. Luiz, S. R. Floeter & J. L. Gasparini (2003): Reef fishes of St. Paul’s Rocks: new records and notes on biology and zoogeography. aqua, Journal of Ichthyology and Aquatic Biology v. 7 (no. 2): 61-82.
  • Goode, G.B. (1876): Catalogue of the Fishes of the Bermudas. Bull. U.S. Natl. Mus. 1 (5): 82 pp.
  • Jordan, D. S. & B. W. Evermann (1898): The Fishes of North and Middle America. Part II. 1679-1687
  • Lubbock, R. (1980): The shore fishes of Ascension Island. Journal of Fish Biology v. 17 (no. 3): 283-303.
  • Lubbock, R. & A. J. Edwards (1981): The fishes of Saint Paul’s Rocks. Journal of Fish Biology v. 18 (no. 2): 135-157.
  • Luiz-Júnior, O. J. (2003): Colour Morphs in a Queen Angelfish Holacanthus ciliaris (Perciformes: Pomacanthidae) population of St. Paul’s Rocks, NE Brazil. Tropical Fish Hobbyist 51(5): 82-90
  • Nichols, J. T. & L. L. Mowbray (1914): A new Angel-fish ( Angelichthys townsendi) from Key West. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. 33 (art. 37): 581-583

Frank Schäfer

Weiteren Lesestoff zu Kaiserfischen finden Sie hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=kaiserfisch


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Eine für alle: Neocaridina heteropoda

Zwerggarnelen der Gattungen Caridina und Neocaridina sind die Modetiere der Aquaristik des 21. Jahrhunderts. Als Uwe Werner 1998 das erste Buch überhaupt zu dem Thema „Garnelen, Krebse und Krabben im Süßwasseraquarium“ im Aqualog-Verlag publizierte, kannte man zwar schon ein paar Arten im Hobby. Jedoch war es kaum möglich, gesicherte Informationen über die damals mehr oder weniger pauschal als Bienen- oder Hummelgarnelen importierten Tierchen zu erhalten.

Das hat sich in den letzten knapp 20 Jahren gründlich geändert. Zwar ebbt der ganz große Hype um die Garnelen zwischenzeitlich etwas ab und vor allem haben sich die Preise auf ein angemessenes Niveau gesenkt; dadurch wird die Garnelenpflege wieder ein Hobby für breite Schichten und bleibt kein Thema für Aquarioten – eine Entwicklung die nur zu begrüßen ist. Dass für Tiere oder Pflanzen in der Liebhaberei teilweise unvernünftig hohe Preise bezahlt werden, ist übrigens keine Erfindung der Neuzeit. Es sei nur an die Tulpenmanie der Jahre 1620-1637 in den Niederlanden erinnert, deren Zusammenbruch schließlich sogar eine Art Weltwirtschaftskrise auslöste. Damals wurde für bestimmte Tulpenzwiebeln so viel bezahlt, wie das teuerste Haus an einer Amsterdamer Gracht kostete…

Wunder der Anpassungsfähigkeit

Was die Zwerggarnelenzucht so interessant macht, ist die große Wandelbarkeit der Tierchen in menschlicher Obhut in Verbindung mit einem sehr raschen Generationswechsel. Das Maximalalter einer Zwerggarnele liegt bei etwa 1,5 Jahren und die Weibchen von Neocaridina heteropoda produzieren bei Temperaturen über 18°C nahezu ununterbrochen Gelege. Jedes Gelege umfasst ca. 20-50 Eier und wird vom Muttertier bis zum Schlupf der Jungen an den Beinen (Pleopoden) des Hinterleibes angeheftet herumgetragen und so beschützt. Bereits in freier Natur sind viele Zwerggarnelen äußerst variabel gefärbt. Ich erinnere mich an einen Fall, da ein Karlsruher Züchter bei einem Züchterfreund Zwerggarnelen sah, die er nie zuvor gesehen hatte. Er bat den Züchterfreund um ein paar Exemplare und erfuhr, dass es sich bei den Tiere um seine eigenen Nachzuchttiere handelte, die er dem Züchterfreund einige Monate zuvor überlassen hatte. So veränderlich sind diese Garnelen! Neocaridina heteropoda ist ursprünglich aus Ostchina bekannt, zwischenzeitlich aber auch in verschiedene andere Teile der Welt verschleppt worden. Ihre leichte Vermehrbarkeit in Verbindung mit einer großen Toleranz gegenüber den unterschiedlichsten Wasserzusammensetzungen ließ sie als Futtertier in der Aquakultur besonders geeignet erscheinen. Von hier aus entwich die kleine Garnele – man möchte sagen, selbstverständlich – früher oder später und bildete freilebende Kolonien. Heute findet man sie in weiten Teilen Chinas, Japans und Taiwans, ferner auf Hawaii. Die im Hobby verbreiteten Tiere sollen ursprünglich aus Taiwan stammen. Da Neocaridina heteropoda auch in Deutschland ganzjährig im Freien überleben kann, sollte man peinlichst darauf achten, dass keine Tiere in die freie Natur gelangen. Wer absichtlich oder unabsichtlich Tiere aussetzt – egal ob Hunde, Katzen, Vögel oder Aquarienbewohner – macht sich strafbar, auch daran sollte man denken.

Blood Red Variante von Neocaridina heteropoda, vorne das Weibchen, hinten das Männchen.

Mit Cherry Red fing alles an

Neocaridina heteropoda ist in der Natur so variabel gefärbt, dass man sie an der Farbe nicht erkennen kann. Das Spektrum reicht von Schwarz bis Transparent, dazwischen gibt es Grün-, Braun- und Rottöne. Auch bläuliche Tiere kommen vor. Aber wenn es so etwas wie eine eiserne Regel bei der Zucht von Ziertieren gibt – seien es jetzt Kanarienvögel, Goldfische oder eben Zwerggarnelen – wenn es die Möglichkeit gibt, sie in der Farbe „Rot“ zu züchten, wird das auch gemacht. Und so entstand schnell die Zuchtform Cherry Red (also „kirschrot“), die Neocaridina heteropoda bald zur populärsten Zwerggarnele überhaupt machte. Noch intensiver wurde die Färbung bei der „Fire Red“ (also „feuerrot“). Allmählich gab man dem Tierchen aber nun auch schon despektierliche Beinamen, wie „Guppygarnele“, womit man ausdrücken wollte, diese Garnele könne man ebenso wenig wie den Guppy daran hindern, sich fortzupflanzen. Nun, das ist beim Guppy allerdings Blödsinn. Solche Behauptungen können nur Menschen machen, die sich nie mit der Zucht von Guppys auseinandergesetzt haben. Aber es gab und gibt auch gegenläufige Strömungen. So wurde für rote Neocaridina heteropoda, bei denen auch die Beinchen schön rot sind, die japanisch klingende Bezeichnung „Sakura“ geprägt, was an die Bezeichnungen bei Koi erinnern soll oder an die Klassifizierung bei Crystal Red-Garnelen. So etwas wertet ungemein auf.

Diese hübsche Variante von Neocaridina heteropoda wird “Rili”genannt. Das Bild zeigt ein eiertragendes Weibchen.

Kein Ende in Sicht

Neben den roten werden aber zwischenzeitlich auch quietschgelbe Neocaridina heteropoda gezüchtet. Eine sehr hübsche Variante ist die rot-weiß-gescheckte „Rili“-Form. Sie wurde vermutlich in Taiwan erzüchtet und wird auch gelegentlich als „Kohaku“ Shrimp bezeichnet. Wieder eine Reminiszenz an Koi… Die Rili-Garnele ist erbrein und genauso zu pflegen und zu züchten, wie die altbekannte Cherry Red. Das bedeutet im Klartext: Man sollte die Tiere möglichst in Gruppen von 10 oder mehr Exemplaren pflegen; eine möglichst strukturreiche Unterwasserlandschaft sollte geboten werden, also Pflanzen, Totholz, totes Laub, größere Kiesel etc.; der Bodengrund sollte aus mittelgrobem Kies (Körnung 3-6 mm) bestehen, damit viele Jungtiere, die anfangs bodenorientiert leben, Deckung finden; die Wasserparameter bezüglich Härte und pH-Wert sind nebensächlich, so lange Extreme vermieden werden; die Wassertemperatur kann zwischen 4 und 28°C liegen, allerdings sind abrupte Temperaturschwankungen zu vermeiden; die Fütterung sollte mit Zierfischfutter (am besten Tablettenfutter) als Nahrungsgrundlage erfolgen. Männchen und Weibchen von Neocaridina heteropoda unterscheiden sich deutlich in der Körperform, ich verweise in diesem Zusammenhang auf die den Beitrag begleitenden Bilder. Einen gut eingeführten Populärnamen hat Neocaridina heteropoda übrigens nicht. Gelegentlich wird „Rückenstrich-Zwerggarnele“ verwendet, doch ist der Name wenig diagnostisch, weil es einerseits auch andere Arten mit Rückenstreifen gibt, andererseits einige Farbvarianten von N. heteropoda gar keinen Rückenstrich aufweisen.

Kennen Sie schon „Alles über Garnelen, Krebse & Krabben im Süß- und Brackwasseraquarium und Paludarium“ aus dem Hause Aqualog?

Männchen der “Rili”-Variante. Männchen erkennt man an dem schlanken Hinterleib.


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Aquascaping – Die Kunst der Pflanzenaquarien

Ab sofort online; tolle Impressionen vom Wettbewerb „The Art of the Planted Aquarium im Rahmen der Messe Tierwelt Magdeburg 2017!

Im Interview: Garvin Borschewski, Florian Neumann und Hiep Hong.

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In der Messehalle 3, die fest in der Hand der Aquarianer war, ermittelten rund 50 Teilnehmer aus aller Welt ihre Besten beim internationalen Wettbewerb „Die Kunst der Pflanzen-Aquarien bzw. The Art of the Planted Aquarium“, der in Magdeburg zum ersten Mal ausgetragen wurde. „Die weiteste Anreise hatte ein Teilnehmer aus Houston in Texas“, so Harald Soßna von der „Welt der Aquaristik“. Aber auch aus Großbritannien, Spanien, Portugal, den Niederlanden und vielen weiteren Ländern waren Aquascaper dabei, ob als Wettbewerbsteilnehmer oder
Besucher: „Der Contest genießt international ein hohes Ansehen und hat sich als Szenetreff der Aquascaper, die sich sonst meist im Internet austauschen und Wettbewerbe ausrichten, etabliert“, ergänzte Soßna.
„Die Besucherresonanz war enorm, wir kommen im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder“, schätzte Christian Bothor, Regionalleiter beim Hersteller Dohse Aquaristik ein. Dieser präsentierte mit dem Handelspartner „Zoo und Co. Nicolaus“ auf der „Tierwelt“ Ausstattung und Zubehör rund ums eigene Aquarium.

Wir freuen uns aufs nächste Jahr!


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Zierfische in der Sommerfrische

Im Frühjahr zieht es den Menschen an die frische Luft. Ob Balkon- oder Gartenbesitzer – Aquarianer denken in dieser Jahreszeit auch oft darüber nach, ob und welche ihrer Pfleglinge nicht auch zeitweise draußen gepflegt werden können.

Große Kübel oder kleine Fertigteiche eignen sich gut als Sommerfrische für etliche Aquarienfische.

Eine ganze Reihe verschiedener Aquarienfische entstammt Ge­bie­ten, die nicht in den Tropen, son­dern in den kühleren Subtropen liegen. Sie haben eine recht große Toleranz gegenüber vergleichsweise tiefen Wassertemperaturen von bis zu 14°C. Solche Fische können mit großem Er­folg zeitweise im Freien ge­pflegt werden. Der Vorteil dieser Hälterungsmethode liegt darin, daß die Fische eine hervorragende Kon­­dition und präch­tige Farben erhalten, wie man sie sonst oft nur von Wildfängen her kennt.

Der Zeitpunkt, mit dem man eine solche Sommerfrische beginnt, ist in Mitteleuropa etwa Mitte Mai, also jetzt. Dann sind die Temperaturen im allgemeinen be­reits stabil genug und es gibt keine Nacht­­fröste mehr. Die Vorbeitungen für ein solches Unterfangen sollten aber, wenn möglich, schon früher beginnen. Denn auch das Sommerdomizil für die Fische sollte ja biologisch schon eingefahren sein.

Ganz gleich, welche Unterbringungsmöglichkeit man wählt (ein Aquarium, eine Regentonne, ein Fertigteich, eine alte Badewanne etc.  etc.): niemals darf das Behältnis in den Boden eingegraben sein. Steht das zukünftige Fisch­domizil ebenerdig, so sollte zwischen Boden und Behälter zunächst eine dicke Styroporplatte gelegt werden. Der Grund dafür ist einfach.  Auch wenn die Lufttemperaturen schon an­ge­­nehme Wärmegrade erreicht haben, ist die Bodentemperatur in 30 cm Tiefe noch sehr kühl. Unser neues Kleinbiotop würde über Nacht viel zu schnell und viel zu stark aus­küh­len, wäre es ein­gegraben. Ist der für die Pflege vorgesehene Behälter von schwarzer Far­be (z.B. Betonkübel etc.), so sollte er mit Schilfmatten oder dergleichen außen kaschiert werden. Bei starker Sonneneinstrahlung würde sich das Wasser sonst zu stark erwärmen.

Hornkraut, Ceratophyllum demersum, sollte in keinem Freilandbecken fehlen.

Es empfiehlt sich, eine etwa 5 cm hohe Schicht sehr sauber gewaschenen Kieses als Bodengrund einzufüllen. Hier werden sich sehr schnell Kleinlebewesen, wie Insektenlarven, Würmer und andere ansiedeln, die später entscheidend zur Stabilität unseres Klein­biotopes beitragen. Ob man in den Bo­dengrund Pflanzen setzt oder nicht, bleibt dem Einzelnen überlassen. Grundsätzlich helfen aus dem Wasser herauswachsende Binsen und Simsen sehr, den Nährstoffgehalt des Wasser niedrig und das Algenwachstum damit in Grenzen zu halten. Ganz wichtig ist es dagegen, freischwimmende Stengelpflanzen einzubringen. Besonders gut eignet sich hier das Rauhe Hornkraut, Ceratophyllum demersum. Diese Pflanze hat nämlich eine für unsere Zwecke unschätzbare Eigenschaft: bei kaltem Wasser und ge­ringem Lichteinfall sinkt sie zu Boden. Das einfallende Sonnenlicht kann nun wunderbar das Wasser aufwärmen. Steigt die Temperatur und/oder die Sonneneinstrahlung, so schwimmt das Hornkraut auf­­grund seiner hohen Stoff­­wechsel­tätigkeit an die Oberfläche, beschattet so das Wasser und verhindert eine Über­hitzung. Eine Filterung sollte un­ter­bleiben; Bei der geschilderten Einrichtung gibt es nämlich kühlere (unten) und wärmere (oben) Wasserschichten, so daß die Fische Extremen gut ausweichen können. Bei der Wasserbewegung durch eine Filterung wäre eine gelegentliche Überhitzung an sehr warmen und sonnigen Tagen nicht auszuschließen.

Befüllt wird der Behälter mit Leitungswasser. Ein Eimer Wasser aus einem nicht mit Fischen besetzten Naturgewässer und ein speziell für den Gartenteich entwickeltes Nitrifikanten-Konzentrat impft den Kleinbiotop an.  Nun muß man nur noch ein Aquarienthermometer in die Bütte geben. Über Nacht deckt man das Behältnis mit einer Plane ab, um eine zu starke Auskühlung zu verhindern. Jetzt kontrolliert man morgens (möglichst zeitig) regelmäßig die Temperatur. Liegt sie in den Morgenstunden nicht mehr unter 18°C, kann mit dem Besatz begonnen werden.

Die Pflegemaßnahmen beschränken sich im wesentlichen auf füttern und ergänzen von verdunstetem Wasser. Zu letzterem verwendet man idealerweise sauberes Regenwasser, doch kann man auch Leitungswasser verwenden. Dann ist allerdings mit stärkerem Algenwachstum zu rechnen.

Es gibt sehr viele Fischarten, die man auf diese Art und Weise zeitweise draußen pflegen kann. Wir wollen uns hier auf eine Auswahl bewährter Arten beschränken, die auch immer im Zoofachhandel erhältlich sind. Pro­bieren Sie es einmal aus.  Wir sind sicher, auch Sie werden von der Farbenpracht der Freilandfische restlos begeistert sein!

Kardinalfisch, Tanichthys albonubes

Der Kardinalfisch stammt aus dem süd­lichen China, wo er fließende Ge­wässer bewohnt. Der etwa 3 cm lang werdende Fisch verträgt Temperaturen bis etwa 10°C herunter, doch bedenken Sie bitte, daß frisch ge­kaufte Exemplare natürlich zu­nächst viel höhere Temperaturen gewohnt sind (das gilt im übrigen für alle nachfolgend aufgeführten Arten). Bei Freilandhaltung rechne man etwa 5 l Wasser pro Exem­plar. Ist der Behälter gut be­pflanzt, so wird man re­gelmäßig Jungfische ent­nehmen können, die ihrem Spitznamen „Ar­beiter­neon“ alle Ehre machen werden.

Roter von Rio, Hyphessobrycon flammeus

Dieser Salmler stammt aus der Umgebung von Rio de Janeiro und verträgt Temperaturen bis etwa 16°C. Leider schwimmen in unsere Aquarien heute oft nur noch „Blasse von Rio“ herum. Bei Freilandhaltung werden diese etwa 4 cm Länge erreichenden Fische aber bald wieder zeigen, wie sie zu ihrem Namen kamen, besonders, wenn durch einige Handvoll Torf das Wasser eine bräunliche Farbe hat. Will man natür­liche Nach­zucht, so sollte man etwa 10 l  Wasser pro Fisch rechnen, da die Art ein starker Laichräuber ist.

Prachtbarbe, Pethia conchonius

Die Prachtbarbe stammt aus Indien und erreicht etwa 15 cm Länge. Sie ist jedoch bereits mit 5 cm Länge laichfähig. Die Art ist sehr tolerant gegenüber niedrigen Temperaturen und verträgt problemlos bis 14°C. Bei diesen bewegungsfreudigen Fischen sollte man etwa 20 l Wasser pro Exemplar rechnen. Im Freiland gehaltene Tiere be­kommen unglaublich schöne Farben, wobei die Männchen zusätzlich zu den Rottönen auch noch ein rußiges Schwarz entwickeln, welches sehr attraktiv wirkt. Bitte kaufen Sie aber für die Freilandhaltung keine Schleierformen, da diese Zuchtformen we­sent­lich empfindlicher bezüglich der Wassertemperaturen sind.

Marmorierter Panzerwels, Corydoras paleatus

Dieser Panzerwels stammt aus dem südlichen Südamerika. Temperaturen bis 16°C sind für ihn kein Problem. Vielleicht fragen Sie, warum man einen solchen Fisch im Freien pflegen soll, wo er,  zumindest bei Behältern, in die man nur von oben hereinschauen kann, doch kaum zu sehen ist. Nun, der Grund liegt in der hervorragenden Kon­dition, die solche Fische über den Sommer bekommen. Züchter jedenfalls schwören auf diese Methode, um optimale Zuchttiere heranzuziehen.

Veränderlicher Spiegelkärpfling, Xiphophorus variatus

Der Veränderliche Spiegelkärpfling stammt aus Mexiko. Bis 16°C dürfen die Temperaturen fallen, bevor er Un­wohlsein anzeigt. Wie sein Name schon andeutet, ist die Färbung dieses, auch Papageienplaty genannten, Fisches ungeheuer variabel. Ganz be­­sonders prächtig entwickeln sich die Fische, wenn sie – etwa halbwüchsig – zeitweise kühl gehalten werden. Dauer­haft warm gehaltene Fische werden oft schon sehr früh ge­schlechtsreif und erreichen dann nie die Größe und Farbenpracht ihrer Elterntiere.

Wie schon erwähnt, wir haben hier nur eine kleine Auswahl an Fischen vorstellen können. Die Auswahl ließe sich beliebig erweitern. Im Zweifelsfall wird Ihr Zoofachhändler Sie gerne beraten.

Frank Schäfer


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Top Importe April 2017

Wie jeden Monat präsentieren wir Ihnen die Top-Importe mit freundlicher Unterstützung vom weltbekannten Großhändler für tropische Süßwasserfische – Aquarium Glaser!


Otocinclus cocama

Die Zwergharnischwelse der Gattung Otocinclus werden im Allgemeinen nicht gepflegt, weil sie so hübsch sind, sondern weil sie ein drolliges Wesen damit verbinden, dass sie hervorragende Algenfresser sind. Dabei putzen sie vor allem die Wasserpflanzen sehr zuverlässig, ohne dabei deren empfindliches Gewebe zu verletzen.
Nützlich und schön – kann es das geben? Die Antwort lautet: ja! denn Otocinclus cocama, der Zebra-Otocinclus, hat nicht nur alle guten Eigenschaften seiner Sippschaft, sondern sieht auch noch so richtig schön aus. In der Pflege unterscheidet sich dieser maximal 4 cm lange Zwergharnischwels nicht von seinen Gattungsgenossen. Eine weitere Besonderheit von O. cocama ist, dass jedes Tier individuell leicht unterschiedlich gezeichnet ist.
Die Männchen werden etwas größer als die Weibchen und wirken in der Draufsicht zudem erheblich schlanker. Otocinclus laichen nach Art der Panzerwelse ab, heften ihre Eier also an Einrichtungsgegenstände und Aquarienscheiben, vorzugsweise im Ausstrom des Filters. Brutpflege betreiben die Tiere nicht.


Hypseleotris compressa

Manchmal gehen sogar uns die Superlative aus: für diesen Fisch müsste man jedenfalls noch einen erfinden, so schön ist er! H. compressa ist eine Schläfergrundel des freien Wassers, lebt also nicht bodengebunden, wie es die meisten anderen Grundeln tun. Die Gattung Hypseleotris wird darum im Deutschen auch als „Kärpflingsgrundel“ gezeichnet, da die Tiere wie Kärpflinge im Schwarm im freien Wasser schwimmen.
Männchen dieser im nördlichen Australien und südlichen Neu-Guinea heimischen Art schalten während der Balz förmlich die Lichter an. Es ist darum sehr empfehlenswert, mehrere Männchen gemeinsam zu halten: so ist immer Konkurrenz im Spiel und mindestens ein Männchen in voller Farbenpracht zu bewundern. Die Weibchen sind weniger hochrückig und schlicht gefärbt.
Leider ist die Zucht der Fische unter Aquarienbedingungen nur sehr schwer möglich. Die Fische laichen zwar willig ab (Substratlaicher), aber Eier und Jungtiere sind winzig klein. Zudem entwickeln sich die Larven nur in starkem Brack- oder Meerwasser und müssen mit Meeresplankton (z.B. lebenden Austernlarven) aufgezogen werden.
Ansonsten sind die Fische aber nicht nur wunderschön, sondern auch anspruchslos. Sie tolerieren Temperaturen zwischen 18 und 35°C und nahezu alle Wasserhärten; allerdings sollte im Zweifelsfall mittelhartem Wasser der Vorzug gegeben werden.


Süßwassernadeln aus Westafrika

Es gibt drei Arten Süßwassernadeln in Westafrika. Sie leben entlang der Küste im Binnenland und haben eine sehr weite Verbreitung, die vom Senegal bis nach Angola, also ca. von 16°N bis 18°S, reicht. Der Begriff „Westafrika“ meint hier also nicht nur die im Sinne der UN erfassten Staaten, sondern die gesamte Westküste des Kontinents. Wir erhalten unsere westafrikanischen Süßwassernadeln aus Nigeria.
Ab und zu können wir die größte der drei Arten importieren, nämlich Microphis aculeatus. Sie wird maximal 15-20 cm lang. Microphis-Arten sind Freiwassernadeln, die sich fast immer mehr oder weniger waagerecht schwimmend offen in der Wassersäule aufhalten. Sie imitieren dabei treibende Stöckchen. Weitere Informationen zu M. aculeatus finden Sie hier: http://www.aquariumglaser.de/…/tolle_nadeln_aus_nigeria_ei…/
Mit unserem aktuellen Microphis-Import erhielten wir vergangene Woche auch einige Exemplare der beiden anderen westafrikanischen Arten als Beifang. Sie gehören beide in die Gattung Enneacampus. Die erst 1981 aufgestellte Gattung enthält auch nur diese beiden Arten. Im Gegensatz zu Microphis leben Enneacampus viel stärker substratbezogen. Sie schwimmen zwar auch umher, doch liegen sie auch oft am Boden oder bewegen sich durch Höhlen oder Wasserpflanzen. Enneacampus ansorgii ist aquaristisch ganz gut bekannt und wird auch gelegentlich nachgezüchtet. Es handelt sich um eine kleine Art, die nur 8-14 cm lang wird. Geschlechtsreif wird sie mit etwa 7,5 cm Gesamtlänge. Über diese Art sind schon vergleichsweise viele Zuchtberichte in der aquaristischen Literatur erschienen, allerdings meist unter dem Synonym Syngnathus pulchellus. Wenn man also in Fachbüchern und Zeitschriften recherchiert, sollte man auch nach diesen Namen suchen.
Ziemlich spektakulär empfinden wir die Ennecampus kaupi, die zufällig mitkamen, denn dass diese Art sich derartig bunt präsentiert, war uns unbekannt. Es sind insgesamt 5 Exemplare mitgekommen, eines leuchtend gelb, drei ziegelrot und eines fast schwarz. Wir nehmen an, dass es sich dabei um Laichfarben handelt, denn bisher wurde E. kaupi als eher braun mit rotem Bauch beschrieben. Diese Art wird etwas größer als E. ansorgii, die Geschlechtsreife setzt mit 8,5-9 cm Länge ein, das größte bislang bekannt gewordene Exemplar war etwa 17 cm lang. Beide Arten sind sich auf den ersten Blick ziemlich ähnlich, aber wenn man genauer hinschaut, so sieht man, dass die Schnauze bei E. kaupi erheblich länger als bei E. ansorgii ist.
Bezüglich der Fütterung sind alle Nadeln sehr anspruchsvolle Tiere, deren Pflege ohne zuverlässige Lebendfutterquelle nicht empfohlen werden kann. Während Microphis aculeatus und Enneacampus kaupi sehr gerne lebende rote und weiße Mückenlarven fressen, sind diese Futtertiere für die kurzschnäuzige E. ansorgii nicht gut geeignet. Ihr gibt man am besten kleine Krebstierchen (Cyclops, Wasserflöhe etc.), auch frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien eignen sich sehr gut. Wenn man häufig Artemia füttert, sollte man etwas Salz ins Wasser geben (ca. 1 Esslöffel auf 10 Liter Wasser), das vertragen die Nadeln sehr gut und die Artemia bleiben länger am Leben.

 

 


Ctenopoma acutirostre

Zu den schönsten afrikanischen Labyrinthfischen gehört der bis zu etwa 15-20 cm lang werdende Leopardenbuschfisch, Ctenopoma acutirostre. Seine Heimat ist der Kongo und für die Aquaristik werden die Tiere üblicherweise im Stanley Pool gesammelt. Dort leben sie tagsüber unter den schwimmenden Wiesen der Wasserhyazinthen (Eichhornia crassipes). In der Dämmerung ziehen sie auf Raub aus. Sie lassen sich wie tote Fische durch das Wasser treiben und imitieren dabei mit ihrem Fleckenmuster einen verwesenden Fischkadaver. Das lockt kleine Fische an, die sich als Aasfresser betätigen wollen und nun ihrerseits als Nahrung für den Leopardenbuschfisch dienen.
Bezüglich der Nachzucht hat sich der Leopardenbuschfisch bislang als unzugänglich erwiesen. Zwar sind die Tiere untereinander vollkommen friedlich, man kann auch leicht die Geschlechter unterscheiden (die geschlechtsreifen Männchen haben Dornenfelder hinter den Augen und auf dem Schwanzstiel, die dazu dienen, das Weibchen während der Paarungsumschlingung festzuhalten). Dennoch kam es bislang immer nur zu Zufallsvermehrungen im Aquarium, gezielte Zuchtansätze scheiterten. Nun ist in Südostasien endlich die planmäßige Zucht der wunderschönen Fische gelungen.
Wie ihre Eltern beherrschen sie schon die angeborene Jagdtechnik durch sich-totstellen. Zur Ernährung braucht man aber glücklicherweise keine Fische. Sowohl junge wie auch erwachsene Leopardbuschfische sind leicht an Frostfutter (Mückenlarven etc.) zu gewöhnen. Gegenüber Fischen, die etwa die halbe Körperlänge der Leopardbuschfische haben und somit als Futter nicht mehr in Frage kommen, sind C. acutirostre vollkommen friedlich, so dass sie auch gut in Gesellschaftsaquarien gepflegt werden können. Allerdings darf die Gesellschaft nicht aus hektischen Fischen bestehen, denn Leopardbuschfische mögen es ruhig und dämmerig.

 

 



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Neue Zeitschriften im Mai 2017

Auch im Mai haben wir wieder viele neue Zeitschriften/Magazine für euch in unseren Zeitschriftenservice aufgenommen – diese könnt ihr ohne Abo einfach einzeln kaufen, innerhalb Deutschlands sogar ohne Versandkosten!



Aquaristik Fachmagazin 253
(Februar/März 2017)

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Aquaristik Fachmagazin 254
(April/Mai 2017)

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Caridina 2/2017

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Aquaristik
aktuelle Süßwasserpraxis
3/2017

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DATZ 2017
05 (Mai)

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Terraria 65
Reptilien und Amphibien besser fotografieren

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