Kurz vorgestellt: Hyphessobrycon eschwartzae

Der Dreibandsalmler (Hyphessobrycon heteror­­habdus) gehört zu den schönsten Klein­salmlern Amazoniens. Eine Schwestern­art, H. amapaensis, kommt aus Brasilien, ist ähnlich gefärbt und zeichnet sich durch ein beson­ders breites, rotes Längsband aus. Beide Arten sind sehr gesucht. In der Madre de Dios Re­gion in Peru gibt es einen wei­teren Dreiband­salmler, der kürzlich als Hyphessobrycon eschwartzae beschrieben wurde.

Der bild­schöne neue Dreiband­salmler sieht aus wie eine Mischung aus dem bekannten Schwar­zen Neon (Hyphessobry­con herbertaxelrodi) und dem Glühlicht­salmler (Hemigrammus ery­thro­zonus). Besonders auffällig ist das leuch­tend rote Auge. Im Verhalten gleicht das Tier­chen, das etwa 3-4 cm lang wird, den bereits ge­nann­ten Arten.

 

Hyphessobrycon eschwartzae schwimmt ger­ne im Schwarm mit seines­gleichen und wirkt in gut bepflanzten Aqua­rien mit ruhigen Bei­fischen am schönsten. Weiches und leicht sau­res Wasser behagt den Tieren sehr, doch pas­sen sie sich auch gut an andere Wasser­ver­hältnisse an. Der neue Drei­bandsalmler frisst jegliches übliche Aqua­rienfischfutter. Pflanzen und andere Fische werden völlig in Frieden gelassen.

Frank Schäfer

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Xiphosura – Pfeilschwanzkrebse

Der Boom der Wirbellosenpflege der letzten Jahre hat auch die Pfeilschwanzkrebse in unsere Aquarien gespült. Seit 300 Millionen Jahren gibt es sie praktisch unverändert (der moderne Jetztmensch existiert kaum 40.000 Jahre), sie haben die Dinosaurier überlebt und es wird sie ver­mutlich auch noch geben, wenn die Säugetiere ihren Akt auf diesem Planeten zu Ende gespielt haben: die Schwert­schwänze oder Pfeilschwanzkrebse.

Tachypleus tridentatus erkennt man an dem stark kompressen Telson, der zudem auf der Oberkante gezackt ist. Er ist mit gut 75 cm Länge und 5 kg Gewicht die Größte Art der Familie und sollte in einem Meerwasseraquarium gepflegt werden.

Mit den Krebstieren sind sie nicht näher verwandt, der deutsche Name führt in die Irre. Es sind zwar Gliedertiere (Arthropoda), sie stehen jedoch den Spinnentieren viel näher als den Krebstieren. Es gibt vier Arten in drei Gattungen. Der bekannteste ist sicherlich Limulus polyphemus (Linné, 1758) von der nord­ameri­kanischen Atlantikküste. Limulus meint ”entlang der Seite”, was sich auf die Fortbewegung bezieht, Polyphem war ein einäugiger Riese in der Odyssee. Bei Limulus han­delt es sich um eine rein marine Art.

Benennung der Körperabschnitte bei Pfeilschwanzkrebsen
Rot: Prosoma; Blau: Opisthosoma; Grün: Telson. nach Chiu & Morton, 2003

Bei geschlechtsreifen Pfeilschwänzen (hier: T. gigas) erkennt man die Männ­chen an den zu Klammerorganen modifizierten Scheren des zweiten und dritten Beinpaares. nach Smedley, 1929

Die drei in Süd- und Südostasien vorkommenden Arten, Tachypleus gigas (Müller, 1758), T. tridentatus (Leach, 1819) und Carcinoscorpius rotundicauda (Latreille, 1802) sind auch in brackigem Milieu zuhause. Der Gattungs­name Tachypleus bedeutet ”Schneller Pilzhut”; gemeint sind die schnell schlagenden, runden Kiemenblätter, die die Pfeilschwänze unter dem Opisthosoma (dem mittleren Körpersegment) tragen. Gigas heißt ”groß”, tridentatus ”mit drei Zähnen” (bezieht sich auf die drei auffälligen Zacken auf dem Opisthoma), Carcinoscorpius heißt ”Krebs-Skor­pion” und rotundicauda ”mit rundem Schwanz”. Wirklich ästuar lebt allerdings nur Carcinoscorpius rotundicauda, der darum für leicht salzige Süßwasserbecken am besten ge­eignet ist. Man tut den Tieren aber sicher einen Gefallen, wenn man ein Brackwasseraquarium für sie einrichtet, Tachypleus gedeihen am besten in reinem Meerwasser. Zur Unterscheidung der drei: Der stachelförmige Schwanz ist bei Tachypleus auf der Oberseite gezähnelt, bei Carcinoscorpius glatt und leicht abgerundet. Tachypleus gigas hat auf dem Opisthosoma nur einen auffälligen Zacken, T. tridentatus derer drei. T. tridentatus ist mit maxi­mal 75 cm Länge die größte Art, T. gigas wird etwa 50 cm lang, C. rotundicauda ist mit maximal 35 cm Länge die kleinste Art.

Bei Carcinoscorpius rotundicauda ist der Telson hingegen drehrund und oberseits glatt. Dies ist die kleinste Art der Schwertschwänze und die einzige, die langfristig in salzigen Süßwasseraquarien oder – besser – Brackwasseraquarien gepflegt werden kann.

Pfeilschwanzkrebse sind faszinierende Zeugnisse längst vergangener Erdzeitalter. Die Mundöffnung liegt übrigens mittig an der Körper­unterseite. Sie ist von gelblichen Haaren umgeben.

Grundsätzlich werden bei den Schwertschwänzen die Weib­­chen größer und schwerer als die Männchen. Äußer­lich sichtbare Geschlechtsunterschiede stellen sich erst mit der sexuellen Reife ein.  Bei sexuell noch inaktiven Jung­tieren kann man die Geschlechter demnach nicht unter­scheiden. Bei geschlechtsreifen Männchen sind die Spitzen des 2. und 3. Beinpaares zu Klammerorganen modifiziert, während die Weibchen hier die normalen Scheren behal­ten. Während der Paarungszeit kommt es zu Massenwan­derungen der Tiere in flache Küstenregionen, wo die Weib­chen zuerst ankommen und Nestmulden graben. Zur Paar­ung reiten die Männchen zunächst von hinten auf das Weib­chen auf. Nach Xin (1990) erfolgt dann eine innere Be­fruch­tung in Bauch-an-Bauch-Stellung. Die Eier werden vom Weibchen in die Nestmulde abgelegt. Die Jungtiere sehen den ausgestorbenen Trilobiten ähnlich und ver­bringen zunächst einige Tage frei schwimmend, gehen dann zum Bodenleben über und ähneln bald den Alttieren. Über C. rotundicauda sind mir Altersangaben nicht be­kannt, der recht untersuchte, rund 50 cm lang werdende Limulus erreicht die sexuelle Reife im Alter von 11 Jahren und wird insgesamt 20 bis 25 Jahre alt. Während der Laichzeit gehen viele Pfeilschwanzkrebse (bis zu 10%) durch Wellengang zugrunde, wenn sie in zu fla­chem Wasser auf den Rücken geworfen werden. Sie sind dann nicht mehr Lage, in die normale Position zurück­zu­kehren und verenden.

Oben ein geschlechtsreifes Männchen, unten ein geschlechtsreifes Weibchen von Carcinoscorpius rotundicauda. Gut zu erkennen sind die modifizierten zweiten und dritten Schreitbeine beim Männchen.

Pfeilschwanzkrebse sind carnivore Allesfresser, die im Aqua­rium leicht mit den diversen Frostfuttersorten, wie sie für Zierfische in reicher Auswahl angeboten werden, ge­füttert werden können. In der Natur fressen juvenile T. tridentatus und C. rotundicauda bevorzugt Chironomiden-Larven, die man in Form von Roten Mückenlarven unbe­dingt anbieten sollte (Zhou & Morton, 2004). Steht den Tieren ein feiner Sandboden zur Verfügung, so graben sie sich gerne – auch tagelang – darin ein. Gibt es nur Kies oder einen zu dünnen Bodenbelag, so kann man oft beob­achten, dass die Schwertschwänzen wie scheinbar leblos auf dem Rücken im Aquarium liegen. Das braucht den Aquarianer jedoch nicht zu sorgen. Gegenüber Artgenossen, Fischen und anderen Wirbellosen (z.B. Clibanarius-Arten) sind die Schwertschwänze vollkom­men friedfertig. Umgekehrt ist allerdings darauf zu achten, dass die plumpen und völlig wehrlosen Schwertschwänze nicht zu irgendwelchen Rabauken, wie etwa Krabben oder Buntbarschen in ein Aquarium gesperrt werden.

So wird das nichts mit der Zucht: hier klammern zwei Männchen in Paarungsstellung

Leider sind die Bestände dieser lebenden Fossilien durch Umweltverschmutzung weltweit rückläufig. Man hält Tachypleus zwar in Aquakultur, um ihnen Blut zu ent­nehmen (sie haben aufgrund eines anderen chemischen Aufbaus kein rotes, sondern blaues Blut – echter alter Adel!), das wegen einiger einzigartiger Eigenschaften im Fokus der medizinischen Forschung steht, jedoch ist eine regelrechte Zucht in menschlicher Obhut bislang nicht gelungen – oder zumindest nicht beschrieben worden.

Frank Schäfer

Zitierte Literatur:

Smedley, N. (1929): Malaysian King-Crabs. The Raffles Bulletin of Zoology 2: 73-78

Zhou, H. & B. Morton (2004): The diets of juvenile horseshoe crabs, Tachypleus tridentatus and Carcinoscorpius rotundicauda (Xiphosura), from nursery beaches proposed for conservation in Hong Kong. Journal of Natural History 38 (15): 1915-1925

 


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Prachtstück -Trunkenbold – Giftfisch: Die Siambarbe, Leptobarbus hoevenii

Leptobarbus hoevenii ist nicht nur in Siam, dem heutigen Thailand, beheimatet, sondern auch in den großen Strömen Sumatras und Borneos. Mit maximal 60 cm Länge ist sie kein typischer Aquarienfisch, für große Aquarien jedoch gut geeignet.

Halbwüchsige Exemplare

Hugh M. Smith, ein Ichthyologe, der 1945 ein klassisches Werk über die Süßwasserfische Siams geschrieben hat, äußert sich sehr freundlich über diesen Fisch: „Er erreicht eine Länge von etwa einem halben Meter und ist in allen Alterstadien schön.“ Dies ist auch der Grund, weshalb immer wieder Jungfische dieser Barbe im Zoo­fach­handel auftauchen und auch ihre Käufer finden. Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen, denn die Siambarbe ist ein friedlicher und schöner Aquarienfisch.

Jugendliche Leptobarbus hoevenii sehen manchen Rasbora-Arten recht ähnlich.

An den Barteln kann man L. hoevenii immer sicher von ähnlich gefärbten Rasbora-Arten unterscheiden

Allerdings werden potentielle Käufer oft nicht auf die erreichbare Endgröße dieses Fisches hin­gewiesen und das ist wirklich verwerflich. Immer wieder hört man „der Fisch passt sich der Aquariengröße an“. In gewissen Grenzen ist das tatsächlich so. Man nennt diesen Effekt, der auch in der Natur zu beobachten ist, „Verbuttung“. Ausgelöst wird dieser relative Zwergenwuchs durch hormonartig wirkende Substanzen, sogenannte Phero­mone, die über die Geruchsorgane aufge­nommen werden. Im Falle der Siambarbe bedeutet das aber immer noch, dass der Fisch (regelmäßigen Wasserwechsel und adequate Fütterung vorausgesetzt) in einem 200-Liter-Aquarium auf runde 20 cm Länge heran­wächst und das ist ziemlich viel für ein so kleines Aquarium.

Leptobarbus hoevenii ist ein geselliger Fisch

Wer jedoch einen idealen Gesell­schaftsfisch für ein einige 1.000 Liter fassendes Groß­aquarium sucht, der ist mit Leptobarbus hoevenii gut beraten. Speziell mit Rochen, für die aufgrund ihrer doch sehr besonderen Ansprüche und Stress­anfälligkeit nur schwer passende Gesellschafter zu finden sind, kann man die friedvolle Siambarbe gut zusam­men pflegen.

Prächtiges, ausgewachsenes Exemplar im Gondwana-Land des Zoos Lepizig.

Dem bereits erwähnten Smith verdanken wir eine weitere interessante Information zu der Siambarbe. Die Thai nennen die Art nämlich „Pla ba“, wobei „Pla“ einfach „Fisch“ bedeutet und „ba“ „verrückt“, also „verrückter Fisch“. Den Namen hat Lepto­barbus hoevenii von der Ange­wohnheit, sich bei passender Gelegenheit durch das Fressen der Fruchtkapseln des Chaul­moogra-Baumes (Hydnocarpus) zu berau­schen. Danach verhält sich der Fisch, als sei er besoffen. Das ist nicht nur für den Fisch gefährlich, der dann natürlich leicht zum Opfer von poten­tiellen Freßfeinden wird, sondern auch für den Menschen. Denn das Fleisch der Siambarbe wird für den Menschen giftig, wenn sie Chaul­moogra gefressen hat!

Frank Schäfer

Nachtrag: Gerhard Ott wies uns dankenswerterweise darauf hin, dass L. hovenii ab etwa 12 cm Länge zum Pflanzenfresser wird und dann nahezu alle Aquarienpflanzen restlos abweidet. Lediglich Crinum natans wurde nach bisherigen Beobachtungen verschont. Siehe Ott, G. (1992): Die Schlankbarbe. Erfahrungen mit Leptobarbus hoevenii. – Die Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift (DATZ) 45 (3), 158–159

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Meerwasserraritäten auf der Interzoo 2018

In der vergangenen Woche fand in Nürnberg die alle zwei Jahre stattfindende internationale Heimtierfachmesse Interzoo statt. Es handelt sich um eine reine Fachmesse, zu der Privatpersonen keinen Zutritt haben.

Wie schon in den vergangenen Jahren war festzustellen, dass das lebende Tier nicht im Mittelpunkt des Interesses des Fachhandels steht, sondern fast ausschließlich technisches Zubehör, Futtermittel oder optische Hilfsmittel.

Ob und wann wieder ein Umdenken bei den Großhändlern und Herstellern stattfinden wird und auch auf dieser Messe wieder Raritäten und Neuheiten bei Tieren vorgestellt werden, die sich gut für die Pflege und Zucht im häuslichen Umfeld eignen, bleibt eine offene Frage. Für mich als Tiermenschen ist es jedenfalls nicht so, dass ich mir ein Aquarium, ein Terrarium oder einen Vogelkäfig ins Haus hole, um technische Spielereien auszuprobieren, sondern um interessante und schöne Tiere darin zu pflegen und zu züchten.

Dass es auch anders geht zeigt nun schon seit vielen Jahren De Jong Marinelife aus Holland, die übrigens in diesem Jahr 60-jähriges Betriebsjubiläum feiern (siehe http://www.dejongmarinelife.nl). Das Schauaquarium, das sie auf der Interzoo 2018 ausstellten, war wieder einmal eine Fundgrube außergewöhnlich rarer, schöner und dabei in perfekter Kondition befindlicher Meerestiere – ein echter Grund ernsthaft darüber nachzudenken, sich ein solches Aquarium auch zuhause aufzustellen!

Hier eine Galerie einiger der von De Jong ausgestellten und auf der Interzoo fotografierten Fische:

Frank Schäfer


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Crenuchus – die unerkannte Vielfalt

Crenuchus spilurus ist eine weit in Südamerika verbreitete Art. So steht es in den Lehrbüchern. Stimmt das aber auch wirklich? Schaut man etwas genauer hin, so stellt man fest, dass sich die Crenuchus aus Brasilien, Peru, Guyana und Venezuela doch erheblich voneinander unterscheiden.

Gegenwärtig ist aber nur eine einzige Art wissenschaftlich bekannt, nämlich Crenuchus spilurus, der 1863 von A. GÜNTHER aus dem Essequibo River in Guyana beschrieben wurde. Man kann davon ausgehen, dass bei einer Überarbeitung der Gattung einige Arten neu beschrieben werden müssen.

Leider besitze ich von Crenuchus spilurus aus Guyana nur diese über 20 Jahre alten Dias, deren Qualität nach heutigen Maßstäben nicht mehr ganz optimal ist; aber man kann dennoch erkennen, wie topotypische C. spilurus aussehen.

Crenuchus sind recht bemerkenswerte Fische. Die Männchen werden deutlich größer als die Weibchen und entwickeln stark vergrößerte Rücken- und Afterflossen, die bei der Balz oder beim imponieren von Männchen untereinander wie Segel aufgespannt werden können. Dann sehen die Fische wirklich prächtig aus. Die Rückenflosse der Weibchen ist immer zeichnungslos, daran kann man auch schwach entwickelte Männchen gut von Weibchen unterscheiden.

Über das Freileben von Crenuchus, die auf Deutsch gelegentlich als Prachtsalmler oder Segelflossensalmler bezeichnet werden, obwohl diese Bezeichnungen kaum zum allgemeinen Sprachgut gerechnet werden können, ist leider nur wenig bekannt. Sie kommen wohl vornehmlich in kleineren, Schwarzwasser führenden Bächen mit starkem Laubeintrag vor. Da die Männchen im Aquarium eine Rangordnung ausfechten ist anzunehmen, dass sie auch in der Natur in Kolonien leben. Schwarmfische sind es aber keineswegs. Jedes Männchen besetzt ein potentielles Brutrevier, für das entscheidend ist, dass es einen höhlenartigen Unterstand enthält. Hier wird nämlich abgelaicht und dem Männchen obliegt es, die Eier bis zum Schlupf der Jungtiere zu betreuen. Somit pflegt man Crenuchus entweder in größerer Stückzahl in großen Aquarien, die sehr stark strukturiert sein müssen oder aber paarweise. Letztere Pflegeform gelingt auch schon in sehr kleinen Aquarien. Denn obwohl Crenuchus Männchen gut 6 cm lang werden können, sind sie kaum schwimmfreudig und bewegen sich gewöhnlich nur wenige Zentimeter von der Bruthöhle weg.

Crenuchus cf. spilurus aus Brasilien, importiert via Receife

Man kann Crenuchus im Aquarium mit fast allen üblichen Futtersorten (Trocken-, Lebend- und Frostfutter) ernähren, pflanzliche Kost wird allerdings verschmäht. Aquarium Glaser konnte aus Venezuela zwei Arten Crenuchus importieren, die sich farblich deutlich unterscheiden. Die eine Art sieht C. spilurus ähnlich und hat einen deutlichen, für die Art C. spilurus so typischen Schwanzwurzelfleck in beiden Geschlechtern. Die Männchen entwickeln sehr großflächige Flossen. Die andere Art bleibt etwas kleiner, hat eine rötlichere Grundfärbung, zeigt den Schwanzwurzelfleck nur undeutlich oder gar nicht und hat weniger großflächig entwickelte Flossen. Beide Arten wurden gemischt importiert. Vermutlich stammen sie aus dem Ventuari-Einzug. Ob sie auch in der Natur gemeinsam vorkommen oder nur im gleichen Verbreitungsgebiet, aber unterschiedlichen Gewässern, ist unbekannt.

Diese Schönheit aus Venezuela repräsentiert eine noch unbeschriebene Crenuchus-Art

Trotz ihres bedrohlich wirkenden, recht großen Maules, das wohl Grund für den unpassenden deutschen Gebrauchsnamen „Kleiner Raubsalmler“ war, sind Crenuchus grundsätzlich als friedfertige Fische einzustufen, die man auch gut in Gemeinschaftsaquarien pflegen kann. Allerdings darf die Gesellschaft nicht hektsch oder zu unruhig sein, denn dann gehen Crenuchus unter.

Leider ist die Herkunft dieser bulligen Crenuchus-Art nicht dokumentiert.

Alles in allem sind Crenuchus wunderschöne und sehr interessante Fische für Kenner, deren Pflege und Zucht nur wärmstens empfohlen werden kann.

Frank Schäfer

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Garra sp. Rotschwanz: Godzilla kommt vom Kasat River

Der Kasat-Fluss, die Heimat der Rotschwanz-Garra, liegt tief im Dschungel von West-Thailand, nahe der Grenze zu Burma, und ist einer der thailändischen Flüsse, die am schwierigsten zu erreichen sind.

Rotschwanz-Garra, so nennen wir diese bisher unbestimmte Garra-Art. Seit wir sie das erste Mal im Kasat-Fluss sahen, sind wir alle der Meinung, dass es die schönste Garra aus Thailand ist. Im April 2006 konnte ich diesen Fluss das erst Mal mit dem Team von Siamensis.org besuchen. Ich saß hinten auf unserem Geländewagen, als wir in der Mitte des Flusses parkten. Er war hier etwa 60 Zentimeter tief. Wir warteten auf die Ankunft der anderen als ich zwei große rot­schwän­zige Fische beobachtete, die sich entlang des felsigen Bodens des Flusses auf Futtersuche befanden. Zuerst dachte ich es wären große Schmerlen aber nach einem genaueren Blick, stellte ich begeistert fest, dass es eine Garra-Art war. Fünf der Fische nahm ich mit zurück nach Hause und halte sie seither in einem 100-Liter-Aquarium. Es ist etwas eng für sie aber ich wechsle fleißig das Wasser. Ich stattete das Aquarium mit vielen glatten Steinen aus, denn dies ist der Untergrund auf dem sie in der Natur lebten.

Aus Kommentkämpfen mit seitlichem und fron­talem Drohen werden nach einiger Zeit richtige Kämpfe, wie man es sonst nur von Huftieren mit Geweihen oder Hörnern her kennt. Dabei werden die Köpfe mit den aufgestellten Hörnern richtig fest zusammengeknallt.

Ich fütterte sie regelmäßig mit Algentabletten, wie sie für Harnischwelse hergestellt werden, und zwar immer drei Tabletten gleichzeitig. Nach einigen Wochen bemerkte ich, dass sie etwas aktiver waren als gewöhnlich und es fanden kleine Kämpfe zwischen den etwas farbigeren Tieren statt, von denen ich annahm, dass es die Männ­chen waren. Sie imponierten gegen­seitig, indem sie sich seitlich zueinander stellten. Schließlich schlu­gen sie sich mit den Schwänzen. Dabei küm­mer­ten sie sich nicht um das Futter, was für die Kleineren gut war, die nun Gelegen­heit zum Fressen hatten. Nach einer Weile bemerkte ich etwas Selt­sames: alle kämpfen­den Männchen hatten das Horn auf ihrem Kopf aufgestellt. Dies war etwas das ich vorher nie bemerkt hatte, so rannte ich schnell um meine Kamera zu holen, um den zauberhaften Augenblick in meinem kleinen Aquarium festzuhalten.

Jeweils von vorne und von der Seite gegenübergestellt die Portraits der Tiere mit aufge­­stellten und eingeklappten Hörnern.

Später waren es nicht mehr nur Komment­kämpfe, sondern sie begannen ernsthaft zu kämpfen. Die Männchen standen sich Kopf an Kopf gegenüber, mit den aufgestellten Hörnern und sie knallten ihre Köpfe richtig fest zusammen, so als würden Bullen mit­einander kämpfen. Ich hatte nicht gewusst und auch noch nie davon gehört, dass sich Fische auch auf diese Art und Weise auseinandersetzen. Der Kampf dauerte etwa eine Stunde, bis der Größte klar gemacht hatte, dass er der Boss war. Alle Hörner der kleineren Männchen waren nun wieder unten, lediglich das Horn des Gewinners war für eine oder zwei weitere Stunden auf­ge­stellt.

Am Morgen war alles wieder normal. Sie leben und fressen nun wieder als wäre nichts geschehen. Ich denke, sie haben unter­einander ausgemacht, wer der Boss ist und jetzt ist Frieden. Ich wollte es wäre genauso einfach für uns Menschen.

Aekkapan Ubonrach

Über den Autor: Aekkapan Ubonrach arbei­tet für das AQUA Magazin, das führende Aquarien-Magazin in Thailand. Er ist aktives Mitglied von Siamensis.org, einer thai­ländischen Natur­for­scher-Gruppe. Diese Gruppe erkundet und studiert die reiche Natur Thailands um ein besseres Verständnis ihrer enormen Biodiversität zu erlangen. Die Gruppe hat viele neue Arten für die Wissen­schaft entdeckt und das in diversen Sparten, z. B. bei Fischen, Geckos, Schlangen, Schne­cken und Orchideen. Besuchen Sie ihre Seite auf www.siamensis.org.

Nachtrag: Die Art wurde inzwischen auch ab und zu importiert. Leider scheint die Nachzucht noch nicht geglückt zu sein bzw. die unscheinbaren Jungtiere finden wohl keine Abnehmer. Die nächst verwandte Art in Thailand ist sicher Garra fuliginosa Fowler, 1934, von der sich Garra sp. Rotschwanz allerdings farblich deutlich unterscheidet.

Import-Exemplare der Rotschwanz-Garra


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Kurz vorgestellt: Chaetodontoplus conspicillatus

Dieser Kaiserfisch kommt weit abseits der Gebiete vor, in denen normalerweise Zierfischfänger unterwegs sind: beschrieben wurde er von den Lord Howe-Inseln, von dort aus erstreckt sich sein Areal bis nach Neu-Kaledonien und das Große Barriereriff vor Australien. Dort ist der Zierfischfang streng reguliert, dadurch kommen immer nur wenige Exemplare in den Handel, die natürlich auch entsprechend teuer sind.

Als Gebrauchsname wird für die Art manchmal ”Kragen-Samtkaiserfisch” angegeben, doch spricht sich das mindestens so kompliziert aus wie der wissenschaftliche Name. Ich finde, ”Brillen-Kaiser” passt viel besser. Der Brillen-Kaiser wird etwa 20-25 cm lang und gehört damit zu den mittelgroßen Kaiserfischen. Bezüglich der Nahrungsaufnahme macht er gewöhnlich wenig Probleme und man muss im Riff-Aquarium immer damit rechnen, dass er sich an Wirbellosen vergreift.

Frank Schäfer

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Kurz vorgestellt: Haplochromis nubilus

Ein agamer Maulbrüter im weib­li­chen Geschlecht ist Haplochomis nubilus. Agam bedeutet, dass Männchen und Weibchen keine dauerhafte Bindung eingehen, die über den reinen Fortpflanzungsakt hinaus geht. H. nubilus gehört zu einem mehrere hundert Arten umfassenden Artenschwarm, der aus der Umgebung des Viktoriasees und dem See selbst stammt. In Wirklichkeit sind es wohl auch mehrere, sehr ähnliche Arten, die sich hinter dem Namen H. nubilus verbergen.

Darum sollte man immer darauf achten, ”sortenrein” zu züchten, denn viele Populationen der Vik­toria­see-Buntbarsche sind leider vom Aus­ster­ben bedroht. Das hat mehrere Ursachen. Erstens wurden viele Abwässer in den See geleitet. Die daraus folgende Überdüngung führte zu Wassertrübung, wodurch die Weibchen nicht mehr in der Lage waren, ihre passenden Männchen zu erkennen. Die Folge war eine umfassende Bastardisierung. Zweitens wurden Riesenbarsche (Lates) als Speisefische in den Viktoriasee eingesetzt, die das komplizierte Ökosystem der ursprünglich hauptsächlich Haplochromis-Arten umfassenden Fischwelt des Sees nachhaltig störten. Etliche Viktoria-Haplochromis existieren nur noch in Aquarien.

Lexikon: Haplochromis: bedeutet ”einfacher Chromis”. nubilus: bedeutet ”wolkig”.

Frank Schäfer

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Sumpf- oder Wasserschildkröten im Gartenteich?

Der Frühling ist da, die Gartenteichsaison beginnt. Der Wunsch vieler Gartenteichbesitzer, eine Wasserschildkröte in ihrem Biotop beobachten zu können, ist sehr verständlich. Aber um es gleich vorweg zu sagen: ohne besondere Maßnahmen ist es unmöglich!

Dies muss man bedenken, damit der Traum von der Schildkröte am Gartenteich nicht zum Albtraum wird: Jede noch so zahme Schildkröte wird wieder schlagartig zum Wildtier, sobald sie aus dem Terrarium in einen Teich gesetzt wird. Sie sieht jetzt in ihrem Pfleger einen potentiellen Feind, vor dem es sich zu verstecken gilt. Tier­psychologisch gesehen bauen Schild­kröten keine Beziehung zu ihrem Pfleger auf. Viel­mehr lernen sie, den Pfleger mit Futter zu ver­binden. Das Futterbetteln, das Schild­krö­ten im Terrarium zeigen, entspricht im Frei­leben dem Aufsuchen eines be­kann­ten Futter­platzes.

Emys orbicularis, die einzige auch in Deutschland (Elbegebiet) heimische Art der Schildkröten.

Wird die Schildkröte nun in einen völlig fremden Lebensraum gebracht, nämlich den Gartenteich, steht sie zunächst unter Schock. Alles, was ihr jetzt begegnet, wird als potentiell lebensgefährlich einge­stuft und hat wilde Flucht zur Folge. Ist der Gartenteich nicht ausbruchsicher ein­ge­zäunt, wird die Schildkröte mit ab­soluter Sicherheit abwandern, wenn der Gartenteich regelmäßig von Menschen besucht wird. Man braucht daher eine aus Glas, Kunstglas oder PVC gefertigte Umzäunung, die min­destens doppelt so hoch ist wie der Schild­krötenpanzer lang; diese Einfriedung muss auf etwa 50 cm tief in den Boden reichenden Fund­amenten ruhen, damit sie nicht unter­wühlt werden kann. Soll mehr als eine Schild­­kröte gepflegt werden, muss man den Zaun um ein weiteres Drittel erhöhen, denn Schildkröten sind wahre Kletter- und Aus­bruchkünstler, die Artgenossen auch als Räuber­leiter benutzen.

Chrysemys picta stamt aus Kontinentalamerika und kommt mit unserem Klima recht gut zurecht.

Wird der Teich schild­kröten­gerecht einge­richtet und ausbruch­sicher umzäunt, lernt das Tier mit der Zeit wieder, dass ihm von an den Teich heran­tretenden Menschen keine Gefahr droht. Schildkröten sind nach mensch­lichen Maß­stäben gemessen, nicht sehr klug. Je seltener der Teich besucht wird, desto länger wird das Tier scheu bleiben. Leckerbissen, wie Mehl­würmer oder Regen­würmer helfen sehr, Vertrauen aufzubauen.

Nach einiger Zeit werden Rotwangen (Trachys scripta elegans) zahm.

Eine schildkrötengerechte Teichanlage, in der die Tiere jahrelang gepflegt und auch gezüchtet werden können, be­ginnt mit der Ausrichtung des Teiches. Er muss so angelegt sein, dass er ganztägig Son­ne erhält. Außerdem muss ein Schild­kröten­teich mindestens 60, besser 80 cm tief sein, damit das Wasser nachts nicht zu stark abkühlt; das ist besonders im Frühjahr und Herbst von Bedeutung. Wer die Europäischge Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) als Pflegling im Sinn hat, muss außerdem unbedingt für ausreichend große Flachwasserzonen rund um den gesamten Uferbereich des Teiches sorgen. Emys ertrinkt sehr leicht. Ihr ökologischer Trick, der es dieser Art ermöglicht, auch in Mitteleuropa zu existieren, besteht darin, dass sie sich unter Wasser sonnt. Im zeitigen Frühjahr und späten Herbst kann das überwiegend schwarz gefärbte Tier trotzdem es das Wasser nicht verlässt, die letzten Sonnenstunden nutzen, um noch auf eine Körpertemperatur zu kommen, die eine Futterverwertung möglich macht. Ähnlich machen es die ebenfalls klimatisch ungünstige Gebiete besiedelnden Chrysemys und Clemmys guttata. Wer also diese Arten pflegen möchte, muss dafür sorgen, dass in tiefe Teichbereiche geratene Tiere bequem in die Flachwasserzonen krabbeln können, sonst sind Verluste vorprogrammiert.

Pseudemys-Arten sonnen sich gerne auf Baumstämmen und lassen sich bei Gefahr ins tiefe Wasser plumpsen.

Ganz anders machen es die schönen Schmuckschildkröten (Trachemys, Pseudemys, Graptemys etc.) Sie sind unbedingt darauf angewiesen, sich außerhalb des Wassers sonnen zu können. Vom bevorzugten Sonnenplatz sollte das Tier direkt in tiefes Wasser flüchten können. Am besten realisiert man das, indem man einen breiten, toten Baumstamm in den Teich einbringt, der bequem von dem Tier erklettert werden kann. Wenn es sich vom Baumstamm fallen lässt, sollte es tiefes Was­ser vorfinden.

Fische, Amphibien, Wasserinsekten und auch Wasserpflanzen und Seerosen werden von allen Schildkröten als Bereicherung des Speisezettels angesehen. Ein Biotop- oder Naturgartenteich erträgt keine Wasserschildkröten, darüber muss man sich im Klaren sein. Im Grunde genommen ist darum ein Gartenteich mit Schildkröten immer eher ein Freilandterrarium bei dem die Bedürfnisse der Panzerträger absoluten Vorrang vor den Wünschen des Gärtners haben.

Manche Klappenschildkröten (Kinosternon) bleiben klein und sind aus klimatischen Gründen grundsätzlich zur Pflege am Teich geeignet, sind jedoch sehr scheu und dämmerungsaktiv.

Welche Arten eignen sich für eine Schild­kröten-Teichanlage? Grundsätzlich sollte man nur Arten wählen, deren natürliche Verbreitung in den ge­mäßigten Zonen liegt. Bereits Arten der Sub­tropen können in kalten, verregneten Som­mern Schaden nehmen, sollten also nur an­geschafft werden, wenn in Innenräumen gelegene Ausweichquartiere zur Verfügung stehen. Eine Schildkröte sollte, so die Faustregel, nicht klei­ner als 10 cm sein, wenn man sie ohne Schutz­­netz, das sich dann über die gesamte Teich­an­lage ziehen muss, pflegen will, denn Raben­vögel, Reiher, Enten und auch Katzen fressen kleine Schildkröten. Manche Arten, die an sich gut geeignet wären, wie die Moschusschildkröten (Sterno­therus) und die Chinesische Dreikiel­schild­kröte (Chinemys reevesi) oder auch die Chinesische Weichschildkröte (Trionyx sinensis) sind als Teichtiere kaum attraktiv, weil man sie nie zu Gesicht be­kommt, außer im Herbst, wenn man sie zum Überwintern heraus­fängt. Ideal sind manche Schmuck­schildkröten, wie z.B. verschiedene Unterarten von Trachemys scripta (deren Haltung und Zucht derzeit allerdings EU-weit verboten sind, da sie als invasive Arten eingestuft werden), der Zierschildkröte Chrysemys picta oder auch Mauremys-Arten. Sie sind nur mäßig aggressiv untereinander, tagaktiv, sehr bewegungsfreudig und wunderschön gezeichnet. Auch die Europäische Sumpf­schild­­kröte (Emys orbicu­laris) ist gut ge­eignet, aber die Männchen sind manchmal äußerst aggressiv, nicht nur gegen Artgenossen, und können daher oft nur einzeln gepflegt werden.

Weichschildkröten (Trionyx) verlasser das Wasser gewöhnlich nur zur Eiablage. Im Teich sieht man von ihnen nicht viel.

Bitte denken Sie daran, dass das Aussetzen irgendwelcher Schild­krö­ten (und sonstiger Terra­rien- oder Aquarien­tiere) zu Recht als schwe­re Straf­­tat verfolgt wird. Man bringt damit freile­ben­de Tiere in Todes­gefahr. Stellt sich also eine Schildkröte als zu große Belastung für Teich und Pfleger heraus, muss man sie, sollte man sie nicht abgeben können, in ein Tierheim bringen. Das gilt auch für sogenannte Rote-Liste-Arten wie Emys orbicularis. Es geht beim Artenschutz von Kleintieren nie um Individuen­schutz, immer um Biotop­schutz. Die Europäische Sumpfschildkröte ist nicht bedroht, weil es zuwenig Individuen gibt, sondern weil ihre Lebensräume immer weiter eingeengt und zerstört werden. In ge­eig­neten Lebensräumen braucht auch die Europäische Sumpf­schildkröte keine Hilfe durch den Menschen, ein noch so gut gemeintes Aussetzen von Nachzuchten richtet immer und aus­nahms­los mehr Schaden als Nutzen an. Also lassen Sie es bitte bleiben.

Ein Überwintern im Gartenteich ist nur bei ganz wenigen Arten möglich und sinnvoll. Man sollte nicht vergessen, dass auch in freier Natur viele Exemplare den Winter nicht überstehen. Aber die Natur ist ein Massenverbraucher von Leben, während ein Tierpfleger stets bestrebt ist, die wenigen in seiner Obhut befindlichen Exemplare möglichst lange über die Runden zu bringen. Darum ist mein abschließender Rat für alle, die Schildkröten am Gartenteich zu ihrem Projekt machen möchten: lesen Sie zunächst die umfangreiche Spezialliteratur über Schildkrötenhaltung und -zucht und überlegen Sie erst danach noch einmal ganz genau, ob Sie bereit sind, Ihren Gartenteich für diese Tiere umzuwidmen.

Frank Schäfer

 


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Stets aktuell: der Algenblennie, Salarias fasciatus

Unter Süßwasseraquarianern gilt der Spruch: nicht schön, aber selten. Bei den Meerwasseraquarianern ist jedoch die Auswahl an knallbunten Fischen derart groß, dass die grauen Mäuse in der Regel keine Chance haben, Karriere zu machen. Nur eine Art, die einen anglotzt wie ein brauner Nöck, ist trotzdem ein Verkaufsschlager: der Algenblennie.

Das große Interesse am Algenblennie, dessen wissenschaftlicher Name Salarias fasciatus ist, kommt durch seine Ernährungsweise. Er ist ein Aufwuchsfresser! In die Familie Blenniidae zählend, ist ein bestimmendes Merkmal sein Schleim­mantel, der ihm den Populärnamen Brauner Schleimfisch eintrug. Schuppen fehlen ganz. Dies hat seinen Grund, denn Salarias fasciatus lebt zwischen scharfkantigen Steinen und Korallen. Hätte er Schuppen, bestünde stets die Gefahr einer Verletzung, was durch den Schleimmantel weitgehend verhindert wird. Man nimmt an, dass der Schleim auch mit antibakteriellen und fungiziden Substanzen ausgestattet ist, was eine Infektion stark minimiert, sollte sich der Fisch dennoch einmal verletzen.

Den zweiten Populär­namen „Juwel-Felsenspringer“ trägt Salarias fasciatus deshalb, weil er in der Natur kurzzeitig das Wasser verlässt, um von Stein zu Stein zu hüpfen. Sein Ziel: die saftigen Algenrasen in den Brandungszonen. Im Aquarium ist das Verlassen des Wassers aller­dings unerwünscht, landen die Fische doch schnell auf dem Zimmerboden und finden dort viel zu oft ein unrühmliches Ende. Vorbeugend sollte das Aquarium deshalb abgedeckt werden.

Im Riffaquarium befreit der Braune Felsen­springer Dekoration und Aquarien­scheiben von feinen Algenrasen, sofern dieser nur kurz genug ist. Lange Fadenalgen werden nicht gefressen, da das Gebiss auf Raspeln ausgerichtet ist und nicht auf das Beißen oder Abreißen. Gut lassen sich die Gebissabdrücke auf den mit feinem Grün überzogenen Aquarienscheiben erkennen. Das Beißsiegel kann die Möglichkeit der Geschlechtsdifferenzierung bieten. Bei den Weibchen ist die Oberlippe wesentlich dünner; die Unterlippe lang gezogen. Ein zusätzliches Geschlechtsmerkmal sind der verlängerte zweite und dritte Strahl der Analflosse der Männchen. Dieses zu wissen ist nützlich, denn Boden bewohnende Schleimfische bilden Reviere, was ihre Vergesellschaftung im Aquarium nicht vereinfacht. Bei Arten, die aggressiv gegenüber Artgenossen sind, kann es schnell zu Auseinandersetzungen kommen, die bei Ermangelung an Verstecken und Platz zum Tod des Unterlegenen führen. Die Aggressivität ist leider nicht nur auf die eigene Art begrenzt, sondern er­streckt sich oft auch auf andere Boden bewohnende Verwandte und Nahrungs­konkurrenten, gleich welcher Art.

Der Juwelen-Felsenspringer, der bis 14cm lang wird, lernt im Aquarium schnell Ersatznahrung zu schätzen und diese auch aus dem freien Wasser zu fischen. Die ausschließliche Ernährung durch Aufwuchs wäre im Riffaquarium unmöglich. Berücksichtigt man die Marotten dieses Schleimfisches, findet sich in ihm ein gut zu pflegender Algenfresser, der kurz nach der Einlaufphase des Aquariums eingesetzt werden kann, damit seine Dienste hier rasch sichtbaren Erfolg bringen. Einzig die Aufkalkung mit Kalziumhydroxid kann dem Fisch Probleme bereiten. Erfah­rungen haben gezeigt, dass die dicke Schleimhaut diese Praktik nicht verträgt. Der Einsatz eines Kalkreaktors oder der Balling­methode sind deshalb angeraten.

Joachim Frische

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Ein wunderschöner Salmler aus dem Rio Xingu: Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi

Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi aus der Rio Xingu. Die Art ist wissenschaftlich noch nicht beschrieben.

Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi, Frontalaufnahme.

Ein weiterer Aspekt von Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi.

Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi am Tag der Ankunft fotografiert.

Der Rio Xingu ist ein großer rechtsseitiger Zufluss des Amazonas in Brasilien. Er ist rund 2.000 Kilometer lang. Aus dem Rio Xingu kommen zahlreiche endemische Fischarten, also Arten, die nur diesen Fluss besiedeln, da der Fluss viele Stromschnellen und Wasserfälle aufweist, die von Fischen nicht durchquert werden können. In jüngster Zeit machte der gewaltige Belo Monte-Staudamm am Rio Xingu heftige Negativ-Schlagzeilen, denn durch seinen Bau werden viele Fischarten des Rio Xingu aussterben, darunter auch etliche der beliebten Harnischwelse, wie Hypancistrus zebra (L46).

Zum Vergleich: ein Wildfangexemplar von Hyphessobrycon loretoensis.

Hyphessobrycon herbertaxelrodi wird auch als „Schwarzer Neon“ bezeichnet.

Zum Vergleich: ein Wildfangexemplar von Hyphessobrycon herbertaxelrodi

Aquarium Glaser, Rodgau, erhielt im März 2008 eine Sendung Salmler aus dem Rio Xingu. Farblich erinnern sie stark an den sogenannten Schwarzen Neon, Hyphessobrycon herbertaxelrodi, der je­doch im Amzonasbecken nicht vorkommt, sondern nur im Einzug des Rio Paraguay gefunden wird. Von H. herbertaxelrodi unter­scheidet sich die neue Art durch die roten Flossen (diese sind beim Schwarzen Neon durchsichtig). Ebenfalls ähnlich ist der aus dem oberen Ama­zonas stammende H. loretoensis, der Lore­to-Salmler. Ihn erkennt man leicht da­ran, dass beim Loreto-Salmler die schwarz gefärbte Binde bis zum Auge geht. Die neue Art (sie ist, soweit sich das sagen lässt, wissenschaftlich noch unbeschrieben) zeigt sich im Aquarium so, wie man das von Salmlern dieser Gruppe gewohnt ist. Es sind im losen Verband schwimmende Tiere, die, wenn sie in Laichstimmung kommen, Kleinst­reviere gegen Artgenossen vertei­di­gen. Die Wildfänge sind mit etwa 3 cm Länge sexuell aktiv und somit wohl ausgewachsen. Erfahrungsgemäß werden alle Salmler dieser Gruppe unter Aquarienbedingungen jedoch deutlich größer als in der Natur, vermutlich wachsen zumindest Nachzuchten auf 4-5 cm Länge heran.

Wildfangexemplar von Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi mit stark verkrüppelter Wirbelsäule – eine Folge der Belastung des Rio Xingu mit Giften wegen des Abbaus von Bodenschätzen?

Hyphessobrycon aff. herbertaxelrodi mit Goldstaubsyndrom

Unter den Wildfängen fanden sich einzelne Exemplare mit der Goldstaubkrankheit, die den Fischen einen goldenen Glanz verleiht. Die Ursachen dieses nicht vererbbaren Phänomens, das bei sehr vielen Salmlern vor­kommt, liegt in einer für die Fische harmlosen Infektion mit Wurmlarven, die sich in der Muskulatur verkapseln. Den befallenen Tieren schadet das nicht. Erschreckend ist hingegen das Auftreten verkrüppelter Wildfangtiere, das darauf hindeutet, dass die durch die mit der Gold­suche verbundene Verseuchung mit Queck­silber am Rio Xingu immer noch aktuell ist.

Frank Schäfer

Literatur

Camargo, M., Giarrizzo, T., & V. Isaac, (2004): Review of the geographic distribution of fish fauna of the Xingu river basin, Brazil. Ecotropica 10: 123-147.

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Poecilia obscura – eine kryptische Guppyart

Der Guppy (Poecilia reticulata) schwimmt zu Millionen und Aber­millionen in den Becken von Aquarianern und Aquarianerinnen weltweit. Ob durch absichtliche oder zufällige Aussetzungen findet man ihn wildlebend in allen tropischen Ländern der Erde. Die populäre und die wissenschaftliche Literatur über ihn füllt Bände. Und dennoch gibt es mehr offene als beantwortete Fragen über den Guppy.

Wildguppy, Poecila reticulata, Population von Jamaica.

Seit der Entdeckung des Guppys durch die Naturwissenschaften im Jahr 1859 gibt es dieses Problem, was sich unter anderem in den zahlreichen Doppel­be­schreibungen (Synonymen) der Art wider­spiegelt. Guppys sind nämlich extrem vari­abel. Das bezieht sich nicht nur auf die Fär­bung, sondern auch auf die Körperform. Somit stellt der Guppy die naturwissen­schaftliche Gemeinschaft vor die philo­sophische Frage, ob unser Konzept von erblich fixierten Tierarten stimmt. Gibt es so etwas wie eine „Art“ überhaupt und wenn ja, wie ist sie zu definieren?

Poecilia obscura, die zuletzt beschriebene Guppyart

Diese Frage stellt sich der Biologie zwar ununterbrochen, tatsächlich besteht eine der Hauptaufgaben der wissenschaftlich arbeitenden Zoologen darin, Antworten auf sie zu finden, aber kaum eine Tierart macht es den Zoologen so schwer wie der Guppy. Warum ist das so?

Zunächst einmal: alles spricht dafür, dass es Arten gibt und dass der Mensch auch in der Lage ist, sie zu erkennen. Es ist für den Menschen seit jeher überlebensnotwendig, Arten erkennen zu können, denn der Verzehr eines Knollenblätterpilzes ist unbedingt tödlich, der eines sehr ähnlich aussehenden Champignons hingegen kann in Zeiten von Nahrungsmangel das Überleben sichern. Die von den Botanikern und Zoologen auf­gestellten Artdefinitionen anhand bestimm­ter, dem Laien möglicherweise lächerlich un­be­deutsam erscheinender Merkmale orien­tieren sich darum an äußerlichen, erkenn­baren Merkmalen. Bei den Fischen sind das z. B. die Anzahl der Schuppen und der Flossen­strahlen oder die Angabe von als artcharak­teristisch er­kannten Körperproportionen, also etwa das Verhältnis der Schwanzlänge im Vergleich zur Körperhöhe etc.. Dabei darf man nie Ursache und Wirkung verwechseln. Eine neue Art wird nicht dadurch entdeckt, dass ein gelangweilter Museumszoologe Schup­pen und Flossenstrahlen zählt. Es ist vielmehr umgekehrt. Nach jahre- und jahr­zehnte­langem Studium einer Tiergruppe ent­wickelt der Spezialist einen Blick dafür, eine neue Art intuitiv zu erkennen.

Ein Wildguppy aus Peru.

Wildguppy aus Venezuela

Wildguppy aus Paraguay – wohl eher ein verwilderter Hausguppy

Guppywildfänge sind nicht automatisch Wildguppys. Diese Fische stammen aus Guinea, Westafrika. Ob sie von verwilderten Hausguppys abstammen oder eine ausgesetzte Wildpopulation zur Moskitobekämpfung darstellen, ist nicht bekannt und lässt sich auch kaum recherchieren.

Entdeckt dieser Spezialist dann eine neue Art auf diese Weise, ist es der zweite Schritt, sie so zu beschreiben, dass jeder interessierte Nicht-Spezia­list sie problemlos anhand der be­schriebenen Merkmale identifizieren und von anderen, ähnlichen Arten unterscheiden kann. Eine gute wissenschaftliche Beschrei­bung unterscheidet sich von einer schlechten wissenschaftlichen Beschrei­bung immer objektiv dadurch, wie gut es dem Spezialisten gelingt, dem Nicht-Spezi­alisten seine Erkenntnisse zu vermitteln. Eine extrem variable Art, wie der Guppy, der sich in Abhängigkeit vieler Umwelteinflüsse binnen kürzester Zeit äußerlich so verändern kann, dass es selbst dem Spezialisten nicht möglich ist, ihn allgemeingültig zu be­schreiben, macht daher naturgemäß dem Wissenschaftler das Leben schwer.

Da Naturwissenschaftler nach Erkenntnis stre­ben, ist es nur konsequent, dass bei harten Nüssen, wie dem Guppy, immer die modern­sten Methoden getestet werden, sie zu knacken. In den vergangenen 30 Jahren war es vor allem die Verhaltensforschung und die klassische, mendelsche Vererbungslehre, die Erkenntnisse über die Ur­sachen brachten, warum der Guppy so extrem variabel ist. Befriedigende Antworten auf die Frage, ob alle Guppys einer Art angehören, oder ob es doch verschiedene Guppyarten gibt, lieferten diese Methoden aber nicht.

Poecilia wingei, der Endler-Guppy, ist als eigenständige Art von den meisten Wissenschaftlern anerkannt.

Als 2005 eine neue Guppyart von Poeser et al. als Poecilia wingei beschrieben wurde und sich die Beschreibung zu einem großen Teil auf Verhaltensmerkmale stützte, war die Reak­tion in der wissenschaftlichen Welt ebenso ge­teilt wie unter Aquarianern. Während manche der Abgrenzung des als „Endler Guppy“ schon lange im Hobby vertretenen P. wingei gegen den „normalen“ Guppy (P. reticulata) spontan folgen konnten, argu­mentierten andere, dass die Merkmale des Endler Guppys erstens auch nicht wesentlich konstanter seien, als die zahlreicher anderer Guppypopulationen und dass zweitens beide „Arten“ im Aquarium problemlos und beliebig gekreuzt werden können.

Einschränkend hierzu muss allerdings ge­sagt werden, dass Kreuzbarkeit zweier In­divi­duen an sich kein Argument dafür ist, dass es sich bei den beiden gekreuzten Tieren um Angehörige der selben Art handelt. Erst die uneingeschränkte Fruchtbarkeit über die vierte Inzuchtgeneration hinaus wird als Artkriterium anerkannt. Treten vorher Ein­schränkungen in der Fruchtbarkeit auf spricht einiges dafür, dass es sich um verschiedene Arten handelt.

Methodische Fehler können bei der Kreuzungsmethode aber nur selten ausgeschlossen werden, wes­halb die Kreuzbarkeit (bzw. die Sterilität von Kreuzungstieren) als Artkriterium alleine nicht ausreichend ist. Vor einiger Zeit wurde eine dritte Wild­guppyart wissenschaftlich beschrieben und als Poecilia obscura benannt. Genetische Analysen von P. obscura, P. reticulata und P. wingei zeigten, dass es sich bei allen drei Arten um – stammesgeschicht­lich gesehen – alte Arten handelt und keineswegs um ge­rade in der Entstehung begriffene Arten mit einer demzufolge breiten genetischen Streuung.

Allerdings – auch das muss gesagt sein – beruhen diese genetischen Analysen auf der zwar durch manche Indizien ge­stützten, aber keines­wegs bewiesenen An­nahme, dass Evolution ein berechenbarer Prozess ist, dem etwas zu Grunde liegt, das man als „genetische Uhr“ bezeichnet. Diese These besagt, dass Mutationen (also Ver­än­derungen im Erbgut, die letztendlich zur Aus­bildung neuer Arten führen) nicht spon­tan und ungeregelt auftreten, sondern einer Gesetzmäßigkeit folgen, die es erlaubt den Zeitpunkt zu berechnen, an dem sich zwei heute als verschiedene Arten existierende Lebewesen aus einem gemeinsamen Vor­fahren entwickelt haben.

Männchen von Poecilia obscura aus dem Rio Oropuche, Trinidad, der Typuslokalität

Das gleiche Männchen von P. obscura, anderes Licht.

Weibchen von Poecilia obscura aus dem Rio Oropuche.

Leider gibt es keine Merkmale, die es ohne genetische Analyse erlauben, die neue Wild­guppyart zweifelsfrei zu erkennen. Das ein­zige Merkmal, das für Aquarianer brauchbar erscheint, die neu beschriebene Art zu erkennen, ist die Anzahl der Rückenflossen­strahlen. Poecilia obscura hat fast immer 6 Rückenflossenstrahlen, die beiden anderen Guppyarten fast immer 7. Die Autoren der neuen Guppyart haben nun erstmals eine Fischart beschrieben, die sich mit Sicherheit ausschließlich nach genetischen Analysen er­kennen lässt. Diese Methode ist allerdings den wenigsten Menschen zugänglich und gelingt auch bei Museumsmaterial nur dann, wenn die konservierten Tiere in Alkohol und nicht in Formalin fixiert wurden. Werden wir in der Zukunft eine Zwei-Klassen-Wissen­schaft bekommen, in der die exakte wissen­schaft­liche Benennung einer Tierart nur noch wenigen mit der erforderlichen Labor­ausrüstung versehenen Angehörigen ei­ner wissen­schaft­lichen Elite möglich sein wird?

War­ten wir es ab und bleiben wir neugierig……….

Frank Schäfer


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JBL startet Online-Themenwelt zur Aquaristik

Mit der am 05.04.2018 gestarteten Online-Themenwelt „Aquarium“ beweist unser Partner JBL einmal mehr, dass man sich wirklich Gedanken macht, wie man das Hobby nicht nur erhalten sondern aktiv vorantreiben kann.

Die kostenlosen und sehr hilfreichen Inhalte entsprechen in etwa einem 200-seitigen Fachbuch an welchem die Experten bei JBL rund 1 Jahr gearbeitet haben. Es wurden alle relevanten Themen der Aquaristik abgedeckt und mit Bildern und Videos versehen.

Von der Hauptthemen-Übersicht…

  • Aquarientypen
  • Größe/Form
  • Technik
  • Einrichten
  • Wasser
  • Pflanzen
  • Tiere
  • Pflege
  • Probleme

…geht es in einzelne Kapitel die bis zu 10 Bereiche enthalten. Wirklich jeder Aquarienfreund und auch der, der es werden will, wird hier fündig und findet umfassende Informationen.

Welcher Aquarientyp passt zu Ihnen?

Ein besonderer Fokus liegt auf den JBL Themenaquarien, die in Kooperation mit dem Fachhandel angeboten werden, so gibt es beispielsweise ein Biotop-Aquarium „Dschungel“ mit dem Namen Rio Pantanal sowie das „Felsenriffaquarium“ Malawi Rocks.

Eine limitierte Auflage der Online-Themenwelt wird als JBL Aquarium-Handbuch in gedruckter Form mit 200 Seiten Mitte Mai erscheinen. Das JBL Aquarium-Handbuch wird dem Fachhandel und den Aquarianern kostenlos angeboten und kann auch direkt auf der JBL Homepage angefordert werden.

Biotop (Lebensraum)-Aquarientypen

Für alle Freunde der Biotop-Aquaristik sei erwähnt, dass unser Autor Heiko Blessin (Marketing- & Forschungs-Expeditonsleiter JBL) in den bisher erschienenen NEWS-Bookazines bereits folgende Biotope ausführlich vorgestellt hat:


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Der Finger-Leierfisch, Dactylopus dactylopus: Imposanter Auftritt – unscheinbare Färbung

Der Begriff Leierfisch wird von einem Fisch dominiert, der jedem Meerwasseraquarianer bekannt ist: dem Mandarinfisch Synchiropus splendidus. Dass dieser Familie mindestens 26 Gattungen zugeordnet werden (WORMS, 2009), von denen einige sogar das Süßwasser für sich entdeckt haben, wie beispielsweise Tonlesapia tsukawakii (Motomura & Mukai, 2006), wissen hingegen nur wenige.

Balzendes Männchen des Finger-Leierfisches, Dactylopus dactylopus

Seltener Import

Trotz des Artenreichtums werden eigentlich nur fünf Arten aus der Familie der Leierfische oder Dragonets, wie sie im englischen heißen, eingeführt. Der Finger-Leierfisch (Dactylopus dactylopus) gehört nicht dazu. Er ist eine echte Rarität! Dieses ist auch gut so, denn mit einer Körperlänge von bis zu 15 cm (andere Quellen, wie die Fish­base 2009, geben sogar bis 30 cm Länge an), zählt er wahrlich nicht zu den kleinen Vertretern seiner Familie. Die Farbe ist nicht sonderlich auffällig, dafür wartet dieser imposante Fisch mit Verhaltensweisen auf, die faszinieren.

Tippelnd auf Nahrungsfang

Wie alle Leierfische, ist der Finger-Leierfisch ein Bewohner des Bodens. Hier bevorzugt er vor allem Sand- und Schlickflächen im nahen Küstenbereich (Debelius, 1994). Die anato­mische Besonderheit dieser Art sind die fingerartig ausgezogenen Bauchflossen. Mit diesen bewegt sich der Fisch auf dem Untergrund gleich Füßen fort. Zur Nah­rungssuche tippeln die Fische mit den „Fingern“ auf den Untergrund, um so Klein­getier aus dem Boden zu scheuchen, wel­ches sie dann zielsicher mit ihrem vorstülp­baren Maul fangen (schriftl. Mttlg. Haase, 2006). Als Schutz vor Fressfeinden graben sich die Fische blitzschnell ein, so dass nur noch die Augen zu sehen sind. Zahlreiche Leierfische produzieren außerdem übel schmeckende und riechende Substanzen, die sie in ihrer Schleimhaut einlagern und damit Räuber wirkungsvoll von einem vermeintlich einfach zu erbeutenden Mahl abhalten.

Geschlechtsmerkmale und Vergesellschaftung

Ausgewachsene Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch die Filamente, die sich den Strahlen der mächtigen ersten Rückenflosse anschließen. Wie bei allen Leier­fischen sind die Männchen unter­einander unverträglich, was eine gemein­same Pflege mehrerer Männchen nicht erlaubt. Die Weibchen sind friedfertiger. Doch ist anzu­raten auch von diesem Ge­schlecht lediglich eines im Aquarium zu pflegen. So empfiehlt sich die Pflege eines Paares. Ist man sich der Geschlechterzu­ord­nung unsicher, ist es bes­ser zunächst nur ein Tier zu kaufen. Die Pflege Finger-Leierfische dürfen nur in gut einge­fahrene Aquarien gesetzt werden, da sie hier zunächst die üppige Kleinkrebswelt für ihre Nahrungszwecke nutzen, ehe sie Frostfutter von mundgerechter Größe akzeptieren. Über die Haltbarkeit gibt es Widersprüch­liches zu lesen. Während die einen von einer einfachen Pflege berichten, haben andere Meerwasseraquarianer schlechte Erfahrung­en bezüglich der Nahrungsaufnahme dieser Fische gemacht. Dieses mag einerseits am Ernährungszustand der Tiere liegen, der nur schwer abzuschätzen ist, andererseits an der Vergesellschaftung mit agilen und ruppigen Fischen. Zu erwähnen ist außerdem, dass die Fische bei Bedrängnis aus dem Aqua­rium springen. Ein weiterer Grund für die unter­schiedlichen Erfahrungen könnte in einer Verwechslung begründet sein.

Dactylopus dactylopus oder Synchiropus kuiteri?

Synchiropus kuiteri von Cebu

Diese beiden Arten werden wegen ihres Äußeren oft verwechselt. Wegen vieler ana­tomischer Gemeinsamkeiten wurde Syn­chiro­pus kuiteri zunächst als Dactylopus kuiteri beschrieben. Der Entdecker von Synchiropus kuiteri Fricke, 1992 war es jedoch selbst, der die Art in die aktuelle Gattung überführte. Ein gutes Unterscheidungs­merkmal ist die orangene Farbe des Oberkiefers von Synchiropus kuiteri, die bei vorgestülptem Maul gut zu sehen ist. Außerdem ist die Rückenflosse der Männ­chen beim Finger-Leierfisch strahlenförmig verlängert, während die von Synchiropus kuiteri blattartig geformt ist. Synchiropus kuiteri gilt als schwierig in der Pflege, da Ersatz­nahrung oft verweigert wird.

Joachim Frische


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Kurz vorgestellt: Rasbosoma spilocerca

Dieser Zwergbärbling wird nur etwa 3 cm lang. Beschrieben wurde die Art 1987 als Rasbora spilocerca von Rainboth & Kottelat, doch steht sie heute in der monotypischen (also nur diese eine Art umfassenden) Gattung Rasbosoma. Das Verbreitungsgebiet der niedlichen Fische, die vor ihrer Erstbeschreibung stets für Jungfische der Art Rasbora trilineata (Scherenschwanz-Bärbling) gehalten wurden, liegt im Einzug des unteren Mekong von Laos, Thailand und Kambodscha.

Rasbosoma spilocerca, für den wir den deutschen Gebrauchsnamen Zwerg-Scherenschwanz-Bärbling vorschlagen, ist ideal für Nano-Aquarien geeignet. Die Art ist völlig anspruchslos, was die Wasserzusammensetzung (Härte, pH) angeht und kann problemlos in jedem Leitungswasser gepflegt und auch gezüchtet werden (Idealwerte für die Zucht: pH 7, GH 4° dH). Die Wassertemperatur kann zwischen 22 und 28°C liegen.

Zum Vergleich: ein Pärchen des Scherenschwanzbärblings, Rasbora trilineata

Frank Schäfer

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