Franky Friday Urlaubsausgabe – Notizen aus Südfrankreich (2)

Schlangenwetter

Zoologen sind – das gebe ich unumwunden zu – manchmal merkwürdig. Ich freue mich, als gestern der Himmel stark bewölkt ist: Schlangenwetter! Die anderen – unsere Strandgängerfraktion – können diesem Wetter wenig abgewinnen. Schlangen kann man zwar im Prinzip immer und überall begegnen, aber die wichtigste Voraussetzung dafür ist, Angst vor ihnen zu haben oder sie zumindest ordentlich zu verabscheuen. Wenn man Schlangen mag und sie gezielt sucht, wissen sie sich exzellent unsichtbar zu machen. Die besten Chancen, Schlangen zu finden, wenn man sie finden will, hat man bei bedecktem Himmel.

Leider konnte ich dieses schöne Männchen der Treppennatter nur tot von der Straße abkratzen

Also fahre ich die alte Küstenstraße entlang, in prächtigen Serpentinen – welch wunderbares Wortspiel. Natürlich ist Schlangensuche aus dem Auto heraus suboptimal. Man muss aufpassen, dass man nicht abstürzt und allzu trödelig darf man auch nicht fahren, sonst entwickelt sich hinter einem eine Autoschlange, deren Fahrer tödlicher sind als es je ein Reptil sein könnte. Aber man kann nach geeignetem Gelände zum Stöbern Ausschau halten und das tue ich. Leider vergeblich. Denn in dem bergigen Land gibt es keine Wege, nur Zufahrten zu Privatgrundstücken. Und so ist meine einzige Schlangenbegegnung gestern eine traurige. Ich finde auf der Straße ein überfahrenes Tier, etwas über einen Meter lag. Es riecht noch kein bischen, das Blut am Kopf ist noch hellrot. Es kann höchstens 2-3 Stunden tot sein. Wie schade um das Tier! Es ist ein sehr hübsches Männchen der Treppennatter, Rhinechis (früher: Elaphe) scalaris. Wie gerne hätte ich es lebend beobachtet! So bleibt mir nur, das Tier zu fotografieren und das Biotop genauer anzusehen.

Hier fand die Treppennatter ihr Ende

Die Farbe der Schlange passt wunderbar zur Farbe des Bodens, einem warmen Ocker. Die Vegetation ist ein lichter Pinienwald mit ausgedehntem Gebüsch am Boden und eingestreuten Kork- und Kermeseichen. Die krautige Vegetation ist eher spärlich entwickelt und – der Jahreszeit entsprechend – im Begriff, auszutrocknen. Relativ große Flächen bestehen aus nacktem Boden, der hier sehr steinig ist. Es ist altes Siedlungsland, an vielen Stellen sind menschliche Aktivitäten festzustellen, z.B. an einem Hang, der offensichtlich erst vor wenigen Wochen oder Monaten von Feigenkakteen (Opuntien) gerodet wurde. Doch was so ein Kaktus ist, der gibt so schnell nicht auf. Allenthalben waren überlebende Teilstücke dabei, wieder auszutreiben.

Lebensraum der Treppennatter

Die Treppennatter ist wenig spezialisiert, was Nahrung angeht. Sie nimmt, was kommt, egal ob Vogel, Säuger oder Reptil, doch dürfte ihre Hauptnahrung aus Mäusen und Ratten bestehen. Entsprechend ist sie dem Menschen nicht abhold, denn wo Menschen sind, sind Abfallhaufen und dort gibt es Mäuse und Ratten. Zudem ist die – ungiftige! – Treppennatter ein Eierleger. Komposthaufen stellen ideale Brutmöglichkeiten für eierlegende Schlangen dar. Sofern also keine ungeschickten oder bösartigen Kraftfahrzeugführer dem Leben der Tiere ein vorzeitiges Ende machen, sollte eine Treppennatter-Population in anthropogen veränderter Landschaft erheblich größer sein als in von Menschen unbeeinflussten Regionen – soweit es so etwas überhaupt noch gibt.

Treppennattern-Biotop

So weit die Theorie. Trotz Schlangenwetters habe ich gestern nämlich leider keine weiteren Treppenattern gesehen.

Feigenkakteen (Opuntien) sind sehr zähe Gewächse.

The Sound of Provence

Ich habe nichts gegen Fremde; einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden sind nicht von hier! – Methusalix

Das typische Geräusch der Provence ist eigentlich nervtötend, das Wappentier der Provence, das es hervorbringt, alles andere als hübsch anzusehen. Es handelt sich um Zikaden, große, pflanzensaftsaugende Tiere, die als Vollinsekten in Bäumen leben und ein an Heuschschrecken-Gezirpe erinnerndes, schnarrendes und höllisch lautes Geräusch machen. Das ertönt Tag und Nacht. Wenn man direkt unter dem Baum steht, in dem der Musikant sitzt, ist der Sound ungefähr so beruhigend, wie das Quietschen von Kreide an der Schultafel, aber frei nach dem Motto im Datterich, des darmstädter Nationialepos „bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal“ hat man beschlossen, die Zikaden romantisch zu finden, da man eh nichts gegen sie tun kann.

Pinienwäldchen, das an ein Weingut grenzt. Davor Spanisches Rohr (Arundo).

Das klassische Zikadenhabitat sind die großen, sonnenschirmartigen Pinien, Charakterbäume der Provence. Oft stehen die Pinien vereinzelt, aber es gibt auch Wäldchen und Wälder von ihnen. In einem solche Wäldchen ist es seltsam ruhig und ein wenig unheimlich. Den Boden bedeckt ein dicker Teppich alter Nadeln, die jedes Geräusch schlucken. Es ist sehr dämmerig und der Boden fast frei von Bewuchs. Schaut man von unten in die Pinie, sieht man nur dürres Geäst, denn Pinien verkahlen von unten heraus und nur außer herum, im Licht, sind sie grün. Es ist  außerordentlich schwierig, in so einer Pinie eine Zikade zu orten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich mit zunehmendem Alter immer schlechter höre, aber selbst wenn ich den Sänger sehe, finde ich, dass das Geräusch aus anderen Richtungen kommt.

Schaut man von unten in eine Pinie, ist das ein eher trostloser Anblick.

Pinien sind trotzdem klasse und wunderschön, aber mein Lieblingsbaum der Provence ist die Korkeiche. Sie ist romantisch und nützlich zugleich. Als leidenschaftlicher Weintrinker muss ich die Korkeiche sowieso lieben, aber auch ihr knorriges Äußeres und der Flechtenbewuchs machen sie sehr anziehend. Statt Pinien und Korkeichen findet man aber auch häufiger Eukalyptushaine. Die australischen Bäume wurden in der Provence angepflanzt, weil sie gute Strategien gegen die häufigen Waldbrände in dieser Gegend haben. Die langfaserig abblätternde Rinde verzehrt sich z.B. in Strohfeuermanie aber die darunter liegenden, saftführenden, für das Leben des Baumes so wichtigen feuchten Schichten fangen nur schwer Feuer. Aber die Eukalyptusbäume sind Neophyten, manche würden sagen: garstige Bioinvasoren!

Es gehört heute zum guten Ton jedes Ökologen, der politisch korrekt sein will, möglichst wenig anecken möchte und kein Problem damit hat, ordentlich Geld von politischen Organisationen und Verwaltungsapparaten anzunehmen, über die Schrecken und Gefahren von nicht bodenständigen Tier- und Pflanzenarten zu lamentieren. Neozoen und Neophyten, also Tier- und Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus in irgend einem Gebiet außerhalb ihres natürlichen Vorkommensbereiches heimisch wurden, werden heutzutage – übrigens wissenschaftlich falsch – selbst von Wissenschaftlern, die es doch eigentlich wirklich besser wissen müssten, gerne pauschal als „invasiv“ bezeichnet. Invasive Arten sind böse, das hat sich in Politikerkreisen herumgesprochen, auch wenn Politiker keine Biologen sind und eigentlich überhaupt keine Ahnung von der Materie haben. Aber handeln müssen sie trotzdem, vor allem dann, wenn die bösen invasiven Arten Schäden wirtschaftlicher Art verursachen oder gar giftig sind oder – noch schlimmer – einheimische Arten verdrängen, die einen hohen Sympathiewert in der Bevölkerung haben. Keine Frage, es gibt solche invasive Arten, deren Ausbreitung zum Schutze der Artenvielfalt mit allen zur Verfügung stehen Mitteln verhindert werden sollte. Sie kommen immer im Gefolge des Menschen und jedes Kind kennt ihre Namen: es sind Hund, Katze, Schwein, Ziege und Wanderratte. Auf ihr Konto gehen sicher 99% der Fälle von Aussterben wildlebender Landtierarten. Manchmal sind es auch lokal exotische („exotisch“ im Sinne von „ungewöhnlichen“) Arten, wie auf der Insel Guam, wo eine Art von Nachtbaumnattern (Boiga), die versehentlich in ganz wenigen Exemplaren (wenn es nicht sogar nur ein einziges befruchtetes Weibchen war) zwischen Bananen hierhin verschleppt wurde. Es gab auf Guam keinerlei natürliche Feinde für diese Schlange und die Vogelwelt von Guam hatte keinerlei Strategien gegen Schlangen entwickelt, weil es auf Guam keine vogelfressenden Schlangen vor der Ankunft der Nachtbaumnatter gab. So hat die Natter, von der vorher selbst Schlangenspezialisten unter den Biologen kaum mehr als den Namen wussten, in wenigen Jahrzehnten den Vogelbestand von Guam dramatisch reduziert.

Solche wirklichen invasiven Arten zeigen deutlich auf, warum Artenschutzkonzepte, die auf Fang- und Sammelverboten beruhen, nicht funktionieren können und auch noch niemals funktioniert haben: es ist nämlich schlichtweg unmöglich, durch sammeln und töten von Kleintieren den Bestand auszurotten. Ein paar werden immer übersehen und vermehren sich anschließend explosionsartig, wenn der Lebensraum ansonsten intakt bleibt. Man vergisst allzu leicht, dass selbst eine Tierart wie eine Schlange, die sich nun wirklich langsam vermehrt, ihren Bestand pro Jahr leicht verzwanzigfachen kann und ihre Vermehrung geht exponentiell vonstatten, nicht linear! An diesen grundlegenden Kenntnissen ändern auch eine wenige lokale Ausrottungserfolge, wie z.B. die Extermination von Ratten auf einigen kleinen Inseln vor Neuseeland, nichts.

Zurück in die Provence. Hier führt mich ein Spaziergang in einen Eukalyptushain. Es ist angenehm kühl im Schatten der Bäume, der Wind flüstert in ihren Ästen, am Boden wachsen weitere „invasive“ Arten – vor allem Palmen, wobei es intensiver Forschungsarbeit (statt oberflächliger Mometanbeobachtungen) bedarf, um herauszufinden, wie z.B. die ursprüglich im Mittelmeerraum heimische Zwergpalme (Chamaerops humilis), die allerdings, weil der Mensch Palmen mag, schon ewig und drei Tage auch von ihm agepflanzt wird und deren tatsächliches Wildvorkommen darum kaum noch feststellbar ist, mit der als „invasiv“ eingestuften, aus Asien stammenden, zumindest in Jugendstadien sehr ähnlichen Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) interagiert. Ein schönes Fleckchen Erde. Das würde jeder finden, der nicht botanisch vorgebildet und ideologisch vorverblendet ist. Denn hier ist schließlich Kulturlandschaft, unmittelbarer Lebensraum der Spezies Homo sapiens. Wenn hier exotische („exotisch“ im Sinne von „aus einem anderen Land stammend“) Arten dominieren, so nur deshalb, weil sie dem Umfeld des Menschen besser angepasst sind als die Pflanzenarten, die vor der Ankunft des Menschen hier wuchsen. Neophyen und Neozoen sind nicht per se böse und zu bekämpfen. Das ist ideologischer Quatsch. Und das finden auch die Zikaden. Sie machen nämlich im Eukalyptus den gleichen Krawall wie in den Pinien – the sound of Provence!

Zikade auf Eukalyptusast

Geckos im Urzustand

Ich tuckere mal wieder die alte Küstenstraße entlang und halte Ausschau nach vielversprechenden Biotopen. Da! Im Straßengraben liegt ein malerischer Ast einer abgestorbenen Korkeiche. Und genau gegenüber ist eine Nothaltebucht. Wenn ich religiös wäre, würde ich annehmen, das ist ein Zeichen des Himmels. Aber auch so halte ich an und lade dieses prächtige Dekorationsstück künftiger Terrarien in den Fond unseres Kraftfahrzeugs. Wie der Ast so da liegt schaue ich ihn versonnen an. Enthält er auch wirklich keine Krabbelviecher (Spinnen, Ameisen), die man lieber nicht als Freigänger im Auto hat? Und wie stimme ich mein geliebtes Weib gnädig, dass ich den Ast auch behalten darf? Während ich so versonnen ins Leere starre springt mein Spiderman-Radar an. Da links von mir, an der Böschung, da hat sich doch was bewegt!

Auf diesem kleinen Stück Felsen-Böschung leben mindestens 8 ausgewachsene Tarentola mauritanica

Detail des Mauergecko-Biotops

Glaubt es oder glaubt es nicht: ein Biologe auf Pirsch nimmt im Unterbewusstsein Dinge wahr, die einem gewöhnlichen Sterblichen entgehen. Sei es das Rascheln, das eine Eidechse im trockenen Laub des Bodens verursacht und das sich irgendwie anders anhört als der Wind oder eine Bewegung, die irgendwie anders als rein physikalischer Natur ist. Die Böschung besteht hier aus nacktem, bröckeligem Gestein. Was habe ich gesehen? Die Korkeichenastfrage wird nicht fortlaufen, also Kofferraum zu, Kamera raus und abgewartet. Es dauert nicht lange und Mauergeckos erscheinen. Mannomannn, wie viele! Es ist bedeckter Himmel, Schlangenwetter, aber in der besten Mittagszeit (ca. 14.00 Uhr). Und völlig ungeniert treiben sich hier auf vielleicht 3 Metern Böschung mindestens acht Tarentola herum. Ich sehe nur geschlechtsreife Tiere, nur ein sicheres Männchen (dicker Kopf, etwas dunkler als der Rest der Truppe). Es herrscht ein fröhliches Angegifte, Mauergeckos sind nun mal assi, und es ist eine Freude, die Tiere wie auf Luftkissen über das senkrechte Gestein gleiten zu sehen und wie sie in Spalten verschwinden, die viel zu eng für sie erscheinen. Die Kamera mögen sie nicht sonderlich, eine zu rasche Bewegung am Objektiv, und die ganz Bagage ist verschwunden. Aber sie kommen auch schnell wieder heraus. Beim Fotografieren merkt man aber immer wieder, dass die scheinbar völlig frei sitzenden Tiere doch immer in ganz leichter Deckung sind. Ich muss eine ganze Weile ausharren, bis mir ein Schuss ohne störendes Gras, Zweige oder dergleichen gelingt. Als ich den Schuss schließlich im Kasten habe und die Wand etwas genauer untersuche, sehe ich, dass die Geckos genau wie ihre Vetter daheim (ich habe derzeit Tarentola annularis aus Ägypten zu Gast in einem meiner Terrarien) Klos anlegen. Jedenfalls finde ich die Kotballen immer gehäuft an einer Stelle. Sicher werden sie bei den (seltenen) Regenereignissen weggewaschen, aber jetzt merke ich mir: wenn ich künftig nach Geckos suche, auf Kot achten!

Nicht dass Tarentola mauritanica hier selten wäre. Im ganzen Gegenteil. Der Mauergecko geht zwar nicht weit von der Küste weg, ist aber eine alltägliche Erscheinung an Gebäuden aller Art. Nur in so richtig freier Natur, unter Pre-Homo-Verhältnissen sozusagen, da habe ich die Tiere noch nicht gesehen. In den Strandbars und Altstädten (z.B. in Ramatuelle ud Gassin) ist der Mauergecko allerdings streng nachtaktiv, vor Sonnenuntergang habe dort noch keine Exemplare entdecken können (was allerdings angesichts meiner jeweils nur kurzen Beobachtungszeiten nicht überbewertet werden darf). Anders als letztes Jahr in Italien, in der Toskana. Dort sind auch die Kulturfolger-Geckos tagsüber unterwegs gewesen.

Rätselhafte Gambusen

Gambusenpärchen. Diese Aufnahme zeigt NICHT die Tiere aus Südfrankreich, es ist eine Archivaufnahme eines Stammes unbekannter Herkunft. Ich habe kein Fotobecken dabei und reiche ein Originalfoto nach.

Sie gehören zu den Top Ten der invasiven Tierarten der Erde: Moskitokärpflige oder Gambusen. Weltweit wurden die kleinen, ziemlich farblosen Lebendgebärenden Zahnkarpfen, Verwandte von Guppy und Co., zur biologischen Bekämpfung von Stechmücken ausgesetzt und haben sich als extrem anpassungsfähig erwiesen. Sie sind unausrottbarer Bestandteil der lokalen Fischfaunen geworden und zweifellos mit verantwortlich für das Seltenwerden oder gar Aussterben ursprünglich vorhandener Fisch- und Amphibienarten, von den Auswirkungen auf die kleinen Wirbellosen gar nicht zu reden. Aber warum das so ist, ist weitestgehend unverstanden. Wie kann ein Fremdorganismus so überaus erfolgreich mit der angestammten Flora und Fauna konkurrieren, die doch viel besser angepasst sein müsste? Wo liegt das Geheimnis dieses Erfolges? Wie schaffen es die Fremdorganismen die Probleme der genetischen Verarmung (stark vereinfacht ausgedrückt: der Inzucht) zu umgehen, waren doch die Gründerpopulationen oft nur winzig klein? Auf keine dieser Fragen gibt es bislang eine befriedigende Antwort. Das ist um so bedauerlicher, als dass in der Antwort auf diese Fragen auch der Schlüssel zur umgekehrten Problemlösung liegen dürfte, nämlich zum Artenschutz. Bislang versagt der Mensch ziemlich vollständig, wenn er kleine Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind, erhalten möchte. Artenschutzerfolge gelingen bislang nur bei größeren Tier- und Pflanzenarten, deren Rarwerden auf übermäßiger Verfolgung oder Nutzung beruht. Die allermeisten – bestimmt weit über 90% der bedrohten Tier- und Pflanzenarten, wurden und werden aber in keinster Weise vom Menschen genutzt und sie lediglich nominell unter Artenschutz zu stellen bringt folgerichtig rein gar nichts.

Die Gambusen sind erst in relativ junger Zeit in den Fokus ernsthafter Forschung geraten. Viel wissen wir noch nicht über die Moskitokärpflinge und die Ursachen ihres Erfolges. Das, was ich in diesem Blog darüber referiere, beruht in erster Linie auf der Arbeit von Vidal, O., García-Berthou, E., Tedesco, P. A. & J.-L. García-Marín (2009): Origin and genetic diversity of mosquitofish (Gambusia holbrooki) introduced to Europe. Biological Invasions (2010) 12: 841-851 (die Arbeit wurde bereits 2009 online publiziert, die Print-Ausgabe erschien erst 2010). Erstaunlich genug: Fast alle Gambusen-Vorkommen in Europa beruhen auf einer einzigen Einführung, die 1921 nach Spanien erfolgte; diese 12 (!) Individuen wurden aus Nord-Carolina importiert (es gibt über die Herkunft der Tiere widersprüchliche Angaben, doch machen DNS-Analysen der europäischen Tiere die Herkunft aus Nord-Carolina am wahrscheinlichsten). 200 Nachkommen dieser ersten 12 Tiere wurden bereits 1922 nach Italien weitergegeben und anschließend über weite Teile Europas verteilt, wenn das Klima das zuliess. Soweit wir wissen stammen die meisten gegenwärtig existierenden Populationen in Europa von dieser ersten Einführung ab. Es gibt noch einen zweiten genetischen Typ in Europa, dessen Ursprung noch nicht bekannt ist, er ist jedoch insgesamt erheblich seltener. Die Literatur zu den Moskitokärpflingen ist nur schwer auszuwerten, da früher drei Arten unterschieden wurden: Gambusia patruelis, G. affinis und G. holbrooki und später, als G. patruelis als Synonym zu G. affinis gestellt wurde, man zwischen G. affinis und G. holbrooki nur noch als Unterarten unterschied, die man kaum erkennen konnte. Tatsächlich gibt es gegenwärtig keine Anzeichen dafür, dass G. affinis in Europa existiert, obwohl 1927 G. affinis bei Triest, kurze Zeit später bei Rovigno und Valle d´Istia (alle Orte liegen in Italien) ausgesetzt wurden. Diese Tiere stammten aus Carbondale, Illinois. Man hoffte, dass sich G. affinis noch besser zur Moskito-Bekämpfung als G. holbrooki eignen würde, weil G. affinis weniger kälteempfindlich ist. Die Existenz von Gambusia affinis in Europa kann also nicht ausgeschlossen werden, Beweise hierfür gibt es aber derzeit keine. In der Türkei und andernorts außerhalb Europas scheint aber Gambusia affinis durchaus erfolgreich ausgewildert worden zu sein. Hier, in Südfrankreich, kommt Gambusia in geeigneten Habitaten im Brackwasser massenhaft vor und hier, in Südfrankreich, gibt es auch den zweiten Haplotypen, also den von der 1921er Aussetzung abweichenden, genetisch identifizierbaren Typen.

De Gambusen aus Südfrankreich gehören zur Spezies Gambusia holbrooki

Meeräschen koexistieren friedlich mit Gambusen.

Mein Verhältnis zu diesen Gambusen ist ambivalent. Einerseits faszinieren mich die Tiere aus in der Einleitung geschilderten Gründen, andererseits wollte ich eigentlich den hier ursprünglich heimischen Mittelmeerkärpfling (Aphanius fasciatus), einen recht engen, eierlegenden Vetter der Gambusen, finden. Es gibt A. fasciatus hier, das weiß ich, denn ich habe mehrere Belegexemplare auf dem lokalen Wochenmarkt in Ramatuelle zwischen zum Frittieren angebotenen frischen Anchovis gefunden. Da Anchovis nicht ins Brackwasser gehen, müssen diese Mittelmeerkärpflinge im Meer gefangen worden sein. Ich suchte also nach fast vollständig Meeres-Salzgehalt aufweisenden Flachwassergebieten die Küste entlang und stieß so in der Nähe von Hyeres auf das Gambusen-Biotop. Anfangs war meine Enttäuschung darüber, keine Aphanius gefunden zu haben, viel zu groß, um mich über die Gambusen richtig freuen zu können. Aber natürlich nahm ich auch schon vor sechs Jahren, als ich den Fundort entdeckte, ein paar Tiere mit, drei Jahre später wieder. Aber es gelang mir nicht, daraus einen dauerhaften Stamm aufzubauen. Wie bei so vielen Lebendgebärenden-Wildformen war nach zwei Generationen Schluss.

Die gestreiften Beifang-Fische im Anchovis-Angebot dieses Fischhändlers in Ramatuelle sind Mittelmeerkärpflinge (Aphanius fasciatus)

Ungeachtet ihrer invasiven Fähigkeiten sind Gambusen im Zimmeraquarium heikle Pfleglinge, deren Zucht nicht einfach ist. Oft nehmen die Weibchen nicht gut auf, verwerfen oder gebären gar keine Junge, zudem sind sie arg kannibalisch und die im Aquarium geborenen Jungtiere sind oft schwächlich. Ich habe jetzt neue Ideen dazu. Erstens glaube ich, dass UV-Licht ein wichtiger Faktor ist, der bei der Zimmerhaltung fehlt und zweitens gehört meines Erachtens zu einer gut funktionieren Zuchtgruppe bei Lebendgebärenden – jedenfalls wenn man sie langfristig betreiben möchte und nicht nur über zwei, drei Generationen – die Pflege im Schwarm mit unterschiedlich alten Tieren. Trotz des im Aquarium zu beobachtenden teils extremen Kannibalismus stellen die Tiere Jungtieren im Biotop nämlich kaum nach. Erwachsene, halbwüchsige und kleine Jungtiere sind zwar in getrennten Schulen, aber in unmittelbarer Nähe zueinander zu finden. Nun habe ich einfach mal statt nur ein paar besonders fetten Damen einen größeren Trupp (rund 100 Exemplare) aller drei Altersstufen und beiderlei Geschlechts gesammelt (das hat übrigens keine 5 Minuten gedauert). Sie wohnen gerade in einem 200 x 80 cm großen aufblasbaren Planschbecken, das wir eigentlich für Indie mitgenommen haben, der das aber doof findet. Ich bin gespannt, wie sich die Gambusen diesmal zuhause machen werden. Und wenn´s wieder in die Büchse geht: dies war bestimmt nicht unser letzter Urlaub im süßen Frankreich!

Frank Schäfer


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Franky Friday Urlaubsausgabe – Notizen aus Südfrankreich (1)

„Wie bei allen Künsten wächst der Genuss mit dem Wissen um die Kunst“
– Ernest Hemingway, Tod am Nachmittag –

Warum haben Mauereidechsen unterschiedlich gefärbte Bäuche?

Das rotbäuchige Männchen

Dieses Phänomen beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Vor über 25 Jahren sogar so sehr, dass ich eigens deswegen eine Sammeltour die Rhone entlang machte, von der Quellregion bis zur Mündung des Flusses. Mauereidechsen (Podarcis muralis) gibt es schließlich überall in rauhen Mengen. Täglich fuhr ich 50-100 km weiter den Fluss entlang, suchte mir einen  Campingplatz und fing ein paar Mauereidechsen. Ich dachte, vielleicht stände die Bauchfärbung der Männchen, die von zinnoberrot bis weiß variiert, in einem Zusammenhang mit dem engeren Habitat – also feuchter oder trockener – oder mit der Höhenverbreitung. Es ergab sich aber aus meinen Fängen keinerlei Hinweis auf solche Zusammenhänge. Da Mauereidechsen ja leider geschützt sind, konnte ich die Tiere nicht mitnehmen, um den Erbgang der Bauchfärbung durch Nachzuchten zu untersuchen, also die Frage, ob rotbäuchige Männchen auch rotbäuchige Nachkommen zeugen. Ich scheue bis heute den ebenso lästigen wie vollständig überflüssigen Papierkrieg mit irgendwelchen Behörden, ohne den eine „legale“ Entnahme von Mauereidechsen zu Pflege- und Zuchtzwecken nicht möglich ist und fürchte, ich werde deshalb in diesem Leben keine Gelegenheit mehr haben, diese Frage zu klären; illegale Tiere pflege ich grundsätzlich nicht, es gibt immer noch genug interessante Arten, die ohne jede Bürokratie gepflegt und gezüchtet werden können.

Das weißbäuchige Männchen

Die variable Rückenzeichnung der Mauereidechse ist leichter zu erklären, sie steht sicher im Zusammenhang mit der Vielfalt an Lebensräumen, die die Art besiedelt. Schließlich haben Mauereidechsen massenweise Fressfeinde. Und die Chance, von einer Elster, einer Amsel, einem Wiesel oder einer Katze übersehen zu werden, ist nun einmal größer, je variabler und somit zufällig besser angepasst die Rückenzeichung ist. So erklärt sich bestimmt auch der Erfolg der Art „Mauereidechse“, die sich auch bei uns in Deutschland, wo sie traditionell eher selten und an so genannte Wärme-Inseln gebunden war, ständig weiter ausbreitet. Mauereidechsen sind Kulturfolger, die vom Menschen profitieren, jetzt auch vom Klimawandel. Schon immer waren und sind Bahndämme Ausbreitungswege für Mauereidechsen gewesen, und so werden gegenwärtig immer mehr Vorkommen bekannt, obwohl sich doch nur sehr wenige Menschen mit Eidechsen beschäftigen – dank der Deutschen Bundesbahn!

Seit gestern habe ich eine neue Idee über die Farbvarianz der Mauereidechsenbäuche. Unter und an der Veranda unseres Mobilheimes leben auf 10 m drei voll ausgewachsene Männchen. Ganz schön viel für so zänkische Zeitgenossen, die zudem sehr aktiv unterwegs sind. Eines der Tiere hat einen knallroten Bauch, auch die Beine entlang, eines einen orangefarbenen Bauch und eines einen weißen. Vielleicht erkennen sich die Männchen innerhalb der engereren Nachbarschaft individuell an der Bauchfärbung und sparen dadurch Kampfkraft, wenn die Rangordnung einmal ausgefochten ist? Beim Kampf richten sich die Tiere schließlich hoch auf und treteln*, bevor es richtig losgeht. Wenn man dann den Sparringspartner bereits erkennt, spart das richtig viel Energie und verringert auch das Verletzungsrisiko. Das könnte eine Erklärung des Phänomens sein.

Weibchen wohnen übrigens keine unter unserer Veranda. Ich glaube, die vagabundieren herum und lassen sich nur nach Lust und Laune mit potenten Jünglingen ein. Jedenfalls hier, bei Ramatuelle.

* als „treteln“ bezeichnet man eine sehr typische Verhaltensweise der Eidechsen, bei der mit den Vorderfüßen eine Trippelbewegung gemacht wird, ohne dass sich die Eidechse dabei fortbewegt. Das treteln steht immer im Zusammenhang mit der innerartlichen Kommunikation.

Ein ganz normaler Bach – ganz anders

Entlang der Küste der Provence gibt es nicht unbedingt viele Bäche. Zumindest findet man sie nicht so arg leicht. Dort, wo das Navi oder Google Maps Wasser anzeigt, sind oft nur ausgetrocknete Gräben. Ausgeschildert findet man ebenfalls nichts. Also fährt man die Straßen entlang und schaut, was sich ergibt. Findet man dann endlich ein Bächlein, ist es leider meist schwer oder gar nicht zugänglich, man müsste über Stacheldrahtzäune hinweg und „Betreten verboten“-Schilder ignorieren. Doch dann: der Glücksfall! Direkt an einer Haltebucht mit Imbiss ein tiefer Graben und dort unten ein munteres Bächlein. Also hinabgestiegen, tapfer die erstaunten Blicke der Mitmenschen ignoriert (die sich wohl wundern, wozu man zum verrichten der Notdurft Netze und Eimer braucht) und erstmal geschaut. Im klaren Wasser ist zunächst nichts zu sehen, dann entdecke ich ein paar Wasserläufer, ein paar Libellen, einen Rückenschwimmer. Im Flachwasser wächst polsterartig eine interessante Pflanze, die auf den ersten Blick sehr an Brunnenkesse oder Bachbunge erinnert, jedoch sind blühende Exemplare dabei, die eindeutig zeigen, dass es sich weder um Kreuzblütler (Brunnenkresse) noch um eine Veronica (Ehrenpreis) handelt. Statt dessen haben die winzigen Einzelblüten fünf Blütenblätter, also wohl ein Doldenblüter. Eine mir unbekannte Sumpfpflanze – allein dafür hat der Abstieg sich ja wohl schon gelohnt. Da sich das Gewächs durch Ausläufer ausbreitet, kann ich leicht ein paar kleine Ableger für spätere Kulturversuche mitnehmen.

So, nun aber rein mit dem Netz! Ein Wasserskorpion sieht genau aus wie sein mitteleuropäischer Artgenosse; überhaupt: Libellenlarven (In erster Linie Kleinlibellen mit auffällig gestreiftem Schwanzfächer, in einem einzigen zufälligen Netzzug durch die Pflanzen 24 Exemplare!), Wasserkäfer, Eintagfliegenlarven, kleine Schnecken – alles wie daheim, mit einem ganz entscheidenden Unterschied: während bei uns zuhause in einem entsprechenden Bach ein solch zufälliger Netzzug durch die Pflanzen haufenweise Bachflohkrebse gefördert hätte, fehlen sie hier vollständig. Ihre Stelle als Basis der Nahrungskette nehmen hier Stechmückenlarven ein! Die hätte ich in einem Fließgewässer nur bedingt erwartet, schon gar nicht in größerer Menge. Es waren sehr kleine schwarze Mückenlarven, auch die Puppen winzig. Noch am Mittag begannen sie in Menge zu schlüpfen. Wie üblich sind es ja nur die Weibchen, die Blut trinken müssen, die Männchen haben ein kompliziertes Antennen-Gebilde an dem nutzloses Stechrüssel. Sehr zarte Geschöpfe, von denen ich eine Portion zur späteren Bestimmung konserviere.

Mein persönliches Highlight habe ich zunächst völlig übersehen, erst zurück auf dem Campingplatz, als ich die Schlammprobe sortiere, kommt eine kleine Kaulquappe zum Vorschein. Der Körper des Tierchens ist nur ca. 2 mm lang, der sehr hohe, umlaufende Flossensaum und die Transparenz des Körpers lassen mich Seefrosch-Quappen ausschließen. Das ist wohl eine Laubfroschquappe! Richtig, ich hatte den Grünrock ja schon auf dem Campingplatz gelegenlich akustisch wahrgenommen, aber konnte noch kein Exemplar für nähere Betrachtung erbeuten. Wegen der Kleinheit der Quappe – sie ist höchstens eine Woche alt – ist jetzt, Ende Juni, wohl immer noch Fortpflanzungszeit von Hyla meridionalis in der Provence.

Die kleine Kaulquappe

Indie muss nochmal

Unser gelber, 11 Monate alter Labrador – wir tauften ihn Dr. Henry Jones jr., Freunde kennen ihn als Indiana Jones und wir rufen ihn Indie – ist uns ein steter Quell großer Freude. Und natürlich durfte Indie mit an die Cote d´Azur. Er hat Spaß am Strand und schätzt die französische Küche, genau wie wir. Gestern abend, so gegen 22.00 Uhr sitzen wir auf der Veranda, haben volle Bäuche, ein Fläschlein Rosé im Kopf und das Leben ist herrlich. Da fiept Indie. Blöd. Der muss wohl nochmal. Es trifft – wen wohl sonst – mich. Also gut, was muss, das muss, bringen wir es hinter uns. Ich suche die Kackebeutel heraus (der Strand wäre sicher nur eingeschränkt so schön, würden alle die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner dort liegen lassen) und ab geht es. Die letzte Laterne vom Campingplatz ist erreicht, ich will Indie grade von der Leine losmachen, damit er nochmal richtig schön rennen kann, da sehe ich aus dem Augenwinkel heraus etwas krabbeln. Schnell zugegriffen. Es ist eine Kreuzkröte! Und was für ein hübsches Exemplar! Kreuzkröten kann man ganz gut am Gang erkennen, sie hüpfen nämlich nicht, wie Erd- und Wechselkröten, sondern rennen. Und zwar recht zügig! Mit diesem Fund hat sich ein weiteres älteres Rätsel gelöst. Vor etlichen Jahren, bei unserem ersten Aufenthalt auf diesem Platz, hatte ich auf der Strandseite des legendären Club 55, dort, wo ein ganzjährig Wasser führendes Bächlein am Strand versickert (man erkennt die ganzjährige Wasserführung daran, dass in dem Bächlein Hornblatt, Ceratophyllum, wächst; diese reine Wasserpflanze besitzt keine Möglichkeit, das Austrocknen des Wohngewässers zu überdauern), Krötenkaulquappen gefunden. Eine Krötenkaulquappe erkennt man sofort an der tiefschwarzen Farbe, aber welche der drei in Frage kommenden Arten es war, konnte ich natürlich nicht herausfinden.

Kröten sind nicht leicht zu sammeln, wenn man nicht zufällig zur Laichzeit an ihrem Gewässer ist. Denn tagsüber graben sich Kröten ein, wodurch sie der Hitze entgehen und zwar so tief, dass die zarte Amphibienhaut noch ein leicht feuchtes Milieu vorfindet. Darum findet man Kröten, wenn man nach ihnen sucht, gewöhnlich nur dann, wenn es geregnet hat und auch das nur nachts. Unter Straßenlaternen ist das klassische Jagdrevier des Krötensammlers, denn dort stürzen verbrannte oder vom sinnlosen Anflug an die Lampe erschöpfte Insekten ab und werden so zur leichten Beute der Froschlurche. Kurz und bündig: während unserer früheren Aufenthalte in dieser Gegend zur Sommerzeit fand ich bisher keine Kröte. Die Kreuzkröte profitiert sicher vom Campingplatz, denn das dort wachsende, vergleichsweise üppige Grün (Palmen, Oleander, Pappeln, Pinien, Tamarisken und verschiedene weitere mediterrane Sträucher und Bäume) brauchen in dieser Dichte und dieser Größe regelmäßig Wasser. Dafür wird gesorgt und davon profitieren ganz sicher die Kröten. Aber sie haben auch einen Blutzoll dafür zu zahlen. Denn heute morgen fand ich auf einem Weg eine plattgetretene Artgenossin der Kreuzkröte von gestern abend. Was einen Menschen dazu bringt, ein Tier, das ihn nichts tun kann, einfach plattzutreten, kann ich nicht nachvollziehen, aber manche Leute sind wohl einfach so. Schade.

Ein aufgeregter Hautflügler

Ich bin gerade auf dem Rückweg von einem ausgedehnten Spaziergang. Da erweckt, nur wenige Hütten von unserem Mobilheim entfernt, ein großes, etwa 3 cm langes Fluginsekt meine Aufmerksamkeit. Es macht direkt auf sich aufmerksam, will mich von etwas anderem ablenken, gibt sich flügellahm. Wie ein Kiebitz, der von seinem Nest auf der Wiese ablenken will und darum so tut, als habe er einen gebrochenen Flügel. Das Insekt ist eine Grabwespe. Sie hat eine ihrer Kinderstuben hier gebaut, direkt am Wegesrand, obwohl dort ständig jemand vorbeigeht und sie in Panik versetzt. Ich hocke mich nieder und schaue etwas genauer hin. Tatsächlich, da ist er, der Höhleneingang. Trichterförmig zeigt der Aushub vom Eingang weg. Diese Grabwespen sind berühmte Kämpfer. Die Weibchen (es sind bei den Hautflüglern, also den Bienen, Hummeln, Wespen, Ameisen etc. ja immer nur die Weibchen, die alle wichtigen Dinge machen, die Männchen, die noch nicht mal stechen können, werden immer nur zur Befruchtung geduldet, danach ist ihr Leben zu Ende; sie sterben freiwillig, oder werden von den Arbeiterinnen abgeschlachtet) fangen Taranteln, also fette, haarige Spinne, die oft genug riesig sind im Vergleich zur Jägerin. Die Grabwespe versetzt der Tarantel, die sich meist erbittert wehrt, einen Stich. Aber der Stich tötet die Tarantel nicht, er lähmt sie nur. Mit einem ungeheuren Kraftakt schafft die Grabwespe die gelähmte Tarantel in die von ihr gegrabene, röhrenförmige Bruthöhle, an deren Ende sich eine kesselartige Erweiterung befindet. Dort deponiert die Wespe die Spinne. Dann legt sie ein Ei. Aus dem Ei schlüpft die maden-artige Wespenlarve, die sich von der lebenden Spinne ernährt, bis die Wespe bereit zur Metamophose ist. Die Mutterwespe verschließt den Bau nach der Eiablage. Die junge Wespe gräbt sich frei und das Spiel beginnt von Neuem.

Ich habe leider nur den letzten Akt des Dramas beobachten können, den Verschluss der Bruthöhle. Darum war die Wespe wohl auch so aufgeregt, so wenig bereit, wegzufliegen, denn sie hatte schließlich schon allerhand investiert.

Oleander in vielen Farben

Ich habe am Tag der Abfahrt in den Urlaub jemandem versprochen, auch Blumen zu bloggen. Das will ich gerne tun und beginne mit Oleander. Er wird wirklich überall angepflanzt und dank des Oleanders blüht es allenthalben. Die ursprüngliche Wildform ist rosa, es treten auch ab und zu weiße Varianten auf, aber hier wachsen unzählige Zuchtformen in rot, cremefarben, halb gefüllt und voll gefüllt mit unterschiedlicher Schlundfarbe der Blüten. In seltsamem Kontrast zu den unzähligen blühenden Oleanderhecken steht der Mangel an nektartrinkenden Insekten. Der Oleander ist grundsätzlich eine Nachtfalter-Schmetterlingsblume, aber die eine oder andere Biene, Hummel oder ein Käferlein hätte ich doch an den Blüten erwartet. Die Frucht des Oleanders ist eine Balgfrucht, die aussieht wie eine Schote; sie kann man derzeit nicht beobachten, dafür ist es noch zu früh im Jahr. Die Samenvermehrung wird wohl auch nur selten praktiziert. Wie bei uns zuhause, wo der Oleander eine seit Jahrhunderten beliebte Kübelpflanze ist (die seit Jahrhunderten von fluchenden Männern im Winter in frostfreie Keller geschleppt wird), vermehrt man die Pflanze über Stecklinge.

Nächste Woche mehr aus der Provence. Eine schöne Zeit bis dahin!

Frank Schäfer


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Alle Gewinne verstehen sich ohne Deko. Die Teilnahme findet ausschließlich über www.aqualog.de statt.
Teilnahmeschluss ist der 08.08.2018.
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt und erhalten ihren Gewinn per Paketdienst.
Veranstalter dieses Gewinnspiels ist die Aqualog animalbook GmbH. Unter allen Teilnehmern entscheidet das Los unter Gewährleistung des Zufallsprinzips.
Pro Teilnehmer ist nur ein Gewinn möglich. Eine Barauszahlung oder Übertragbarkeit des Gewinns auf andere Personen ist ausgeschlossen.
Die bei diesem Gewinnspiel von Ihnen gemachten Angaben können von der Firma Aqualog animalbook GmbH zum Zwecke der Werbung für eigene Produkte gespeichert und genutzt werden. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
Die Einwilligung zur Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten können Sie jederzeit durch eine E-mail an gewinnspiel@aqualog.de widerrufen.

Rasbora patrickyapi

Die Schwarzwassergebiete des zentralen Teils von Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo, bergen noch immer zahlreiche ungehobene Schätze aus dem Reich der Fische. Häufig treten neue, unbekannte Fischarten über den Weg des Zierfischhandels in das Bewusstsein der Ichthyologen. So auch im Falle des schönen Bärblings Rasbora patrickyapi, einer etwa 5 bis 6 cm langen Schwarzwasserart.

Rasbora patrickyapi. Männchen in Balzstimmung

Ende 2007 besuchte der Wissenschaftler Tan Heok Hui die Anlage des in Singapur ansässigen, sehr rührigen Zierfischexporteurs Patrick Yap und fand zwischen Rasbora kalochroma eine neue, ihm unbekannte Bärblingsart. Auf den ersten Blick erinnerte das Tier farblich am ehesten an die weit in Südostasien verbreitete Art Rasbora einthovenii, eingehendere Untersuchungen zeigten aber, dass die neue Art offenbar auch eng mit der syntop lebenden Rasbora kalochroma verwandt ist. Tan beschrieb das Tier schließlich 2009 zu Ehren von Patrick Yap als neue Art.

Rasbora einthovenii

Die sorgfältige Untersuchung von Museumsmaterial zeigte, dass Belegexemplare der Art bereits 1984 im Museum Zoologicum Bogoriense in Indonesien deponiert worden waren; man erkannte sie anhand konservierter Exemplare nur nicht als neue Art. Wie so oft ist es darum der Aquarienkunde zu verdanken, dass unser Wissen um die Biodiversität weiter angewachsen ist. Bislang ist Rasbora patrickyapi nur aus Tieflandtorfsümpfen und Heidewäldern im zentralen Kalimantan im Einzugsgebiet der Flüsse Katingan und Kahayan bekannt.

Rasbora kalochroma

Aquarium Glaser bietet Rasbora patrickyapi – die Tiere entstammen selbstredend der Exportfarm des Namenspatrons der Art – seit Ende November 2012 regelmäßig an. Die Fische haben sich im Großhandel als vergleichsweise leicht zu pflegende Fische erwiesen. Man muss bei Schwarzwasserfischen allerdings grundsätzlich beachten, dass diese Tiere in ihren Heimatbiotopen in extrem weichem und sauren Wasser leben. Diese Wasserbedingungen brauchen die Fische zwar nicht zum Wohlbefinden, jedoch ist das Wasser im natürlichen Lebensraum vor allem aufgrund des sauren pH-Wertes sehr keimarm. Einem hohen Keimdruck im Aquarienwasser haben die Fische wenig entgegenzusetzen, wenn ihre natürlichen Abwehrkräfte aufgrund der suboptimalen Bedingungen während des Fanges und Transportes vermindert sind. Bakteriosen und ektoparasitäre Erkrankungen können die Folge sein. Man sollte also während der Eingewöhnung solcher Fische auf möglichst sauberes, keimarmes Wasser achten, ein kräftiger UV-Filter leistet hier sehr gute Dienste und ein gutes Medikament gegen Ektoparasiten sollte auch stets zur Hand sein. Ist die etwas heikle Eingewöhnung überstanden sind die Fische durchaus als unempfindlich zu bezeichnen, die sogar im Fotografieraquarium schöne Farben zeigen und balzen.

Rasbora patrickyapi. Männchen

Über eine erfolgreiche Nachzucht im Aquarium ist m.W. noch nicht ausführlich berichtet worden, jedoch ist nicht zu erwarten, dass die Fische in dieser Hinsicht wesentlich neues zu bieten haben. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um produktive Freilaicher, die in Javamoos und dergleichen ablaichen. Männchen sind schlanker als die Weibchen, erstere haben zudem einen höheren Rotanteil in der Färbung der Flossen. Für eine erfolgreiche Zucht ist es allerdings wahrscheinlich notwendig, ein Wasser von weniger als 2°GH bei einem pH von etwa 4,5 zu verwenden, was den in der Natur üblichen Wasserwerten entspricht. Für die Pflege spielen Härte und pH-Wert allerdings eine untergeordnete Rolle. Rasbora kalochroma, die aus dem gleichen Lebensraum wie R. patrickyapi stammt, lebt schon seit Jahren bei bester Gesundheit in einem Schauaquarium in der Hottonia, dem darmstädter Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, im harten darmstädter Leitungswasser (17-20°GH, 12-13° KH, pH 7,3 – 7,7).

Rasbora patrickyapi. Weibchen

Rasbora patrickyapi ist eine farblich sehr attraktive, friedliche und kleinbleibende Art. Pflanzen bleiben unbehelligt, die Tiere sind mit käuflichen Fischfutter gut und leicht zu ernähren. Bleibt zu hoffen, dass der neuen Schönheit eine lange aquaristische Karriere bevorsteht.

Rasbora patrickyapi. Weibchen

Frank Schäfer

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Interview mit Frank Schäfer auf www.einrichtungsbeispiele.de

Unser Lieblingsredakteur Dipl. Biologe Frank Schäfer wurde vom Aquarieneinrichtungsportal www.einrichtungsbeispiele.de zum Interview eingeladen.
Darin erzählt er über seine besonderen Reisen, die Anfänge seiner Leidenschaft für die Aquaristik und seine Arbeit als Chefredakteur bei Aqualog.


Lesen Sie hier das gesamte Interview!


Das Aquarieneinrichtungsportal Einrichtungsbeispiele.de zeigt seit nun bereits mehr als 10 Jahren begeisterten Aquarianern was bei der Gestaltung von Aquarien möglich ist; immer mit dem Ziel vor Augen Aquarienbesitzer zu erfolgreichen Aquarianern zu machen. Dabei steht neben dem richtigen Umgang mit den Tieren immer die Ästethik im Vordergrund, die dieses besondere Hobby mit sich bringt. Mittlerweile werden in einem Netzwerk von fast 20.000 Aquarianern mehrere tausend Aquarienbeispiele geteilt.

Jeder, der sich mit diesen Werten und Zielen anfreunden kann und ein begeisterter Aquarist ist oder werden will, ist herzlich willkommen, auf Einrichtungsbeispiele.de aktiv mitzuwirken und sein individuelles Wissen über Aquaristik zu teilen. Die Mitgliedschaft ist dabei zu jeder Zeit zu 100% kostenlos.

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Rückenschwimmende Kongowelse

So ungewöhnlich das auch aussieht, für manche Fische ist es ganz normal, auf dem Rücken zu schwimmen. Der Feuerschwanz (Epalzeorhynchos bicolor) dreht sich beispielsweise öfter auf den Rücken, wenn er die Unterseite eines Blattes abweiden möchte. Aber die wahren Meister des Rückenschwimmens sind zweifellos einige Arten der Welsfamilie Mochokidae.

Synodontis batensoda wird manchmal auch als Brachysynodontis batensoda bezeichnet.

Innerhalb der Mochokidae, die im Deutschen auch als Fieder­bart­welse bezeichnet werden, ist der Rücken­schwimmende Kongowels (Synodontis nigriventris) sicherlich die am häufigsten im Aquarium anzu­treffende Art. Ungeachtet dessen, dass er auf dem Rücken schwimmen kann, tut er das keineswegs den ganzen Tag. Er tut es allerdings gerne und häufiger als die meisten anderen Fiederbartwelse, einer immerhin rund 190 Arten umfassenden Fami­lie. Die tatsächliche Artenzahl, das soll hier nicht verschwiegen werden, ist aller­dings nicht unum­stritten, ich folge hier der Listung bei: www.fishbase.org.

Jungtiere von S. batensoda sind getupft.

Auch die Anzahl der Gattungen ist nicht klar und Gegenstand von Diskussionen. Meist werden 8-10 ange­ge­ben. Dies liegt daran, dass der Status zweier Gattungen nicht einheitlich bewertet wird. Eine Art. wird z.B. manchmal als Hemisynodontis membranaceus bezeichnet, während sie in vielen anderen Publikationen Synodontis membranaceus genannt wird. Natürlich handelt es sich in beiden Fällen um den gleichen Fisch.

Synodontis membranaceus oder Hemisynodontis membranaceus

Auch einer der größten unter den Rücken­schwimmenden Kongowelse taucht unter verschiedenen Namen im Hobby auf: Synodontis batensoda, Hemisynodontis ba­ten­­soda und Brachysynodontis batensoda. Das ist ein recht beliebter Aquarienfisch, obwohl er mit gut und gerne 50 cm Länge doch den Rahmen des Üblichen erheblich sprengt.

Kurz und gut: Bei etlichen Vertreten der Familie Mochokidae herrscht eine wahre babylonische Sprachenverwirrung. Zusätzlich zum verkehrten Schwimmen weisen viele Fiederbartwelse auch noch eine verkehrte Färbung auf. Anders gesagt: Statt eines hellen Bauches und dunklen Rückens haben die Rückenschwimmer einen dunk­len Bauch und einen helleren Rücken. Die Tatsache, dass dies bei mehreren Arten zu beobachten ist, könnte darauf hin deuten, dass diese “verkehrte” Zeichnung in evo­lutionärer Hinsicht schon recht alt ist. Es wirft natürlich auch die Frage auf, wozu diese verkehrte Zeichnung dient.

Auch Hemisynodontis membranaceus macht im Laufe der Entwicklung eine starke Umfärbung durch.

Auch wenn das zunächst unwahrscheinlich klingt: Die Antwort mag im niedrigen Sauerstoffgehalt des Wassers liegen. 1994 experimentieren Chapman, Kaufman und Chapman mit Synodontis nigriventris und fanden, dass diese Art bei niedrigem Sauerstoffgehalt des Wassers lange mit dem Bauch nach oben unter der Wasser­ober­fläche herum­schwamm. Dieser Fisch ist also in der Lage, unter üblen Bedingungen seine Sauer­stoff­aufnahme zu verbessern, ohne den Kopf aus dem Wasser strecken zu müssen und ohne allzuviel Wirbel an der Wasseroberfläche zu verursachen. Es liegt auf der Hand, dass in die­ser Situation eine dunkle Bauchseite die Ge­fahr, von einem Feind aus der Luft ent­deckt und attakiert zu werden, wesentlich gegenüber einer hellen Bauchseite reduziert.

Der beliebteste aller Synodontis: S. nigriventris

Einige im Hobby populäre Arten von Fiederbartwelsen schwimmen ebenfalls ziemlich häufig auf dem Rücken, so der Perlhuhnwels (Synodontis angelicus), beson­ders beim Fressen. Das gleiche gilt für Synodontis brichardi, S. decorus und S. eup­terus. Weitere Arten können das, tun es aber nur ziemlich selten. Es wäre wirklich span­nend, einmal herauszufinden, warum das manche so gerne tun und andere nicht. Vielleicht sitzt ja gerade jetzt und hier jemand an dem Problem und versucht es zu lösen. Auf das Ergebnis – wenn es denn kommt – darf man gespannt sein.

Synodontis angelicus

Im Aquarium sollte man Fiederbartwelsen viel Platz zur Verfügung stellen. Sie mögen auch dichte Bepflanzung und zahlreiche Versteckmöglichkeiten. Es empfiehlt sich ferner, feinen Bodengrund und nicht zu grelle Beleuchtung einzusetzen. Eine spezielle Mondlichtlampe ermöglicht es, die nächtlichen Aktivitäten dieser Fische zu beobachten.

Bezüglich der Wasserchemie sind Synos anspruchslos. Die meisten Arten tolerieren weiches leicht saures Wasser ebenso wie hartes und alkalisches, wobei die Temperatur zwischen 22 und 26°C liegen sollte. Wenngleich Lebendfutter, das mit der Zeit absinkt, absolut bevorzugt wird, nehmen Synodontis doch auch gerne Kunst­futtersorten in Form von Flocken oder Granulat, sowie alle Sorten Frostfutter und gefriergetrocknete Futtermittel. Speziell die Rückenschwimmer nehmen ihr Futter auch von der Wasseroberfläche.

Die meisten Arten der Gattung Synodontis wurden im Aquarium noch nicht gezüchtet, doch ein paar schon. Berühmt ist das Kuckucksbrutverhalten des S. multipuncta­tus, der seine Eier maulbrütenden Bunt­bar­schen aus den großen Grabenseen unter­schiebt. Bei S. nigriventris soll es sich um einen Spaltenlaicher handeln, der manchmal auch in Höhlen laicht. Brutpflege wird nicht ausge­übt. Bis zum Schlupf dauert es sieben Tage.

John Dawes


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Chindongo demasoni, ein Zwergbuntbarsch aus dem Malawisee

Die Art Chindongo (früher Pseudotropheus) demasoni gehört mit ihren 6-8 cm Gesamtlänge zu den kleinsten Mbunas, wie man die felsbewohnenden Buntbarscharten aus dem See auch nennt. Viele Pfleger haben die Art als einen der aggressivsten Mbunas überhaupt kennengelernt, dessen Pflege sogar in sehr großen Aquarien auf Dauer wegen der ausgeprägten Aggressivität Probleme bereiten kann.

Chindongo demasoni in der Natur

Andreas Spreinat, Buchautor und einer der besten Kenner der Malawiseebuntbarsche weltweit, schreibt in seinem 1995 erschienenen Buch „Lake Malawi Cichlids from Tanzania“ (Verdujin Cichlids, Zevenhuizen) auf Seite 218 folgendes (das Buch erschien nur in englischer Sprache, Übersetzung durch die Redaktion): „die meisten der von uns beobachteten Exemplare lebten einzeln und waren standortreu. Diese Territorien wurden jedoch nicht gegen andere Fische verteidigt. Wir beobachteten außerdem, dass die Territorien gelegentlich verlassen wurden. An manchen Orten fanden wir mehrere Exemplare zusammen. Die innerartliche Aggression erscheint sehr gering: die meisten Exemplare verhielten sich recht friedlich.“

Im Aquarium sehr aggressiv?!

Der erfahrene Aquarianer Werner Hieber schreibt hingegen: „Bei Lesen des Artikels „Zwergbuntbarsche aus dem Malawisee / Pseudotropheus demasoni“ war ich sehr überrascht was da stand. A. Jung schreibt, dass es sich bei Chindongo demasoni um einen der friedlichsten Mbunas handelt. Da widerspreche ich und behaupte, dass es der aggressivste Mbuna von allen in Aquarien ist. Wie stark seine Aggressivität im See ist, weiss ich nicht. Weiter schreibt er, dass man diese Art in kleinen Aquarien halten kann und sie sich gut für Anfänger eignet. Auch da widerspreche ich und behaupte, dass ein Aquarium für Chindongo demasoni eine Größe von 300- 400 Liter und ein Schenkelmaß von 150 cm haben soll. Diese Art hält man auch am besten allein in einem Becken. Sie ähneln in ihrem Verhalten den Tropheus aus dem Tanganjikasee, alle Männchen im Becken, die schwächer sind als das Dominante, werden getötet. Das betrifft auch die Weibchen, die nicht schnell genug ein Versteck gefunden haben. Die beste Erfahrung mit dieser Art habe ich bei folgender Besatzung gemacht: Aquarium 375 l, 6 Männchen und 15 Weibchen. Nach gewisser Zeit ist ein bestimmter Besatz übrig geblieben, der sich eingespielt hat. Dort ist mit Gewissheit nur ein Männchen dabei. An diesem Besatz darf nichts mehr geändert werden.“

Unterschiedliche Stämme?

Wie aus diesen Ausführungen hervorgeht, kann man das Verhalten einer Fischart gar nicht viel unterschiedlicher beurteilen. Im wirklich kleinen Fotografieraquarium der Redaktion laichte ein Pärchen während der Photosession sogar ab und verhielt sich während dessen und auch danach sehr friedlich zueinander. Gibt es unterschiedliche Stämme von C. demasoni im Aquarium? Oder ist die Aggressivität an andere, noch zu erforschende Parameter gekoppelt (Futter, Wasser, Licht etc.)? Wir wissen es nicht. Sicherheitshalber empfehlen wir: Unter 80 cm Länge sollte ein Aquarium für C. demasoni auch bei Einzelhaltung aus den genannten Gründen nicht haben. Der Forderung nach Einzelhaltung können wir auch insofern zustimmen, auch weil C. demasoni in Sachen Futter manchmal etwas empfindlich ist; die Aggression kann sich zwar in einen überbesetztem Becken auch mal geben oder verteilen, aber gefahrlos ist das offenbar nicht.

Zusammenfassend gilt:

Die Art gilt als unberechenbar in Bezug auf die Aggressivität, weshalb sehr unterschiedliche Pflegeerfahrungen und Beckengrößenempfehlungen vorliegen. Als Aufwuchsfresser sollte C. demasoni möglichst ausschließlich mit Flockenfutter auf pflanzlicher Basis (Spirulina) und ggf. Gemüse, Vogelmiere etc. ernährt werden. Tierisches Futter kann zum Tod führen.

Frank Schäfer

 


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Frank on Tour in Österrreich: Süßwasser-Rochen und Wildfang ist Artenschutz

Der Aqualog Chefredakteur Frank Schäfer ist diese Woche auf Tour in Österreich bei unseren Aquarienfreunden in Tirol sowie dem Club der Vorarlberger Aquarienfreunde.

Im Gepäck hat er die folgenden Themen:

  • 14.06.2018: Süßwasser-Stechrochen >>Mehr Infos<< (Gasthof Wattener Hof, Wattens)
  • 15.06.2018: Warum der Handel mit Wildfangfischen aktiver Artenschutz ist >>Mehr Infos<< (Gasthaus Hirschen, Altach)

Beide Vereine heißen auch Gäste herzlich Willkommen!

Calcinus elegans: kleine Einsiedler, große Wirkung

Wer schon mal im Urlaub Schnecken­häuschen am Strand sammelte und in der hoh­­len Hand aufbewahrte, wird ganz sicher auch schon einmal einen gehörigen Schrecken davon getragen haben, als eine Schnecke plötzlich Beinchen bekam und versuchte, sich einen Weg in die Freiheit zu erzwingen. In den europäischen Urlaubs­regionen handelt es sich dabei meist um Vertreter der Gattung Clibanarius, die kaum größer als ein bis zwei Zentimeter werden. Im Meerwasseraquarium sind die­se kleinen Einsiedler sehr drollige, leicht zu pflegende und nützliche Tierchen, da sie ununter­brochen auf Nahrungssuche sind, somit das Becken frei von Abfällen halten, dabei aber niemals anderen Tieren einen Schaden zufügen.

Australischer Einsiedler, Calcinus elegans

Ein Einsiedler, der zwar mit gut fünf Zentimeter Länge deutlich größer wird, aber genau so harmlos und nützlich ist, stellt die Art Calcinus elegans dar. Zudem ist dieser Ein­siedlerkrebs eine wirkliche Schönheit! Zwei Dinge sind besonders zu beachten, wenn man Calcinus elegans, der hauptsächlich aus Australien importiert wird, zuhause pflegen möchte. Erstens ist die Art zwar ein Alles­fresser, aber der Nahrungsschwerpunkt liegt doch eindeutig im Bereich Algen. Man sollte also im Calcinus-Becken nicht unbedingt Algen kultivieren wollen, diese Versuche könnten von Calcinus elegans konterkariert werden. Auch Caulerpa wird u.U. ordentlich dezimiert.

Und zweitens wächst C. elegans recht flott und da die Schneckenhäuser nicht mitwachsen, muss der Einsiedler regelmäßig umziehen. Damit er das tun kann, muss der Aquarianer eine ordentliche Auswahl von leeren Schneckenhäusern in verschiedenen Größen im Becken haben.

Damit enden die Schwierigkeiten im Umgang mit dem hüb­schen Krebs aber auch schon. Sogar züchten kann man ihn im Aquarium. Die freischwim­menden Larvenstadien muss man allerdings gewöhnlich in Spezialaquarien überführen, da sie in „normalen“ Aquarien entweder im Filter landen oder als willkommene Zusatz­nahrung anderer Beckenbewohner ange­sehen werden. Die Geschlechter lassen sich bei lebenden Tieren an den Teilen, die aus dem Schneckenhaus ragen, nicht unter­schei­den. Sind die Einsiedler allerdings schnecken­hauslos unterwegs (z.B. nach einer Häutung), dann erkennt man die Weibchen an den Pleopoden am Hinterleib, die bei den Männchen komplett fehlen.

Frank Schäfer


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Faszination Heimtierwelt in Düsseldorf 2018

Treffpunkt auch für Aquarianer

Nach einer erfolgreichen Messepremiere im Sommer 2017 geht die Faszination Heimtierwelt am 23. und 24. Juni 2018 in die zweite Runde und präsentiert in der außergewöhnlichen Kulisse der Alten Schmiedehallen des AREAL BÖHLER in Düsseldorf eine faszinierende Erlebniswelt rund ums Heimtier.

Auf der Heimtiermesse habt Ihr unter anderem die Möglichkeit in die faszinierende Welt der Aquaristik einzutauchen. Vom Aquaristik-Neuling bis zum langjährigen Aqua-Fan bietet die Messe eine hervorragende Plattform, sich für dieses Hobby zu begeistern und sich vor Ort über die aktuellen Trends zu informieren. So zeigen namhafte Aussteller zahlreiche Neuheiten aus den Bereichen Einrichtung, Technik und Zubehör. Sie beraten interessierte Besucher mit vielen praktischen Tipps zu den Produkten rund um die Einrichtung und Pflege von Aquarien sowie deren tierische Bewohner. Natürlich halten sie zudem attraktive Messeangebote bereit.

Außerdem erwarten Euch verschiedene Aktionen an den Ständen. Beispielsweise können Aquarianer und Gartenteichbesitzer kostenlos ihr Aquarien- bzw. Teichwasser testen und von Profis analysieren lassen und erhalten im Anschluss zugleich die passenden Pflegetipps dazu.

Eine Neuheit der diesjährigen Faszination Heimtierwelt ist die Aqua-Lounge. Sie ist der Treffpunkt für alle Aquaristikfans, die sich in einer angenehmen Atmosphäre mit Gleichgesinnten austauschen und neue Kontakte knüpfen möchten. Gleichzeitig wird dort eine Auswahl an beeindruckend eingerichteten Aquarien präsentiert.

Ein weiteres Highlight für alle Aquarianer sind die Aquascaping Workshops und Vorführungen auf der Faszination Heimtierwelt. Aquascaping-Weltmeister Manuel Krauß wird direkt vor Ort mit viel Phantasie verschiedene Aquarien unterschiedlicher Größe einrichten. Dabei kreiert der Aquascaper traumhafte Unterwasserlandschaften und zeigt den Zuschauern anschaulich, wie viele kreative Möglichkeiten es bei der Gestaltung gibt. Als Vorbild dienen wunderschöne Naturlandschaften über Wasser. Bei der Aquaterrarium-Vorführung demonstriert er, wie man ein Paludarium für Wasserschildkröten gestalten kann.

Neben der Aquaristik können Heimtierfreunde auf den insgesamt 8.000 Quadratmetern alles Wissenswerte rund um Hunde, Katzen, Kleintiere, Vögel und Terraristik erfahren. Mit einem großen Aktionszirkel und vielen spannenden Programmpunkten sowie Vorträgen hat die Faszination Heimtierwelt einiges zu bieten und gibt interessante Einblicke in die Welt unserer tierischen Mitbewohner. Viele Vereine wie der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA e. V.), die Schildkrötenauffangstation Dorsten e. V. oder die Deutsche Arachnologische Gesellschaft e. V. sind vor Ort, die rund um Tierhaltung und Tierschutz, über ihre Arbeit sowie Möglichkeiten des Engagements für das Tierwohl informieren.

Für die kleinen Besucher gibt es ein Kinderprogramm, das auch zukünftigen Tierbesitzern spielerisch die Heimtierhaltung näher bringt. Auf dem Kunsthandwerkermarkt der Faszination Heimtierwelt können Gäste kreative und selbstgefertigte Produkte für ihre tierischen Freunde entdecken und erwerben. Eine Besonderheit der Messe ist der bewusste Verzicht auf eine dauerhafte Ausstellung lebender Tiere. Lediglich im Rahmen der verschiedenen Programm-Aktionen wird es Auftritte und Vorträge mit tierischer Unterstützung geben.

Mit einer umfassenden Auswahl an Fachliteratur sind auch wir mit einem Stand (C-02) auf der Heimtiermesse dabei und freuen uns auf Euren Besuch!

Weitere Infos zur „Faszination Heimtierwelt“ findet Ihr unter:

www.faszination-heimtierwelt.de

ORT:

AREAL BÖHLER

Alte Schmiedehallen

Hansaallee 321

40549 Düsseldorf

 

ÖFFNUNGSZEITEN:

23.06.2017 10:00 – 18:00 Uhr

24.06.2017 10:00 – 18:00 Uhr


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Kurz vorgestellt: die Wollhaar- oder Rote Usambara-Vogelspinne, Pterinochilus murinus

Diese Spinne ist in Ost-, Zentral- und Südafrika sehr weit verbreitet. Daraus folgen auch etliche Synonyme. So war die rote Farbvariante der Art lange Zeit als Pterinochilus mamillatus bekannt. Es handelt sich in der Natur um einen dämmerungs- und nachtaktiven Boden- und Strauchbewohner. Im Terrarium legen die Tiere gerne einen unterirdisch gelegenen Schlupfwinkel an, weshab man einen rund 15 cm hohen lockeren, gut grabfähigen Bodengrund einbringen sollte. Gut geeignet ist z.B. Blumenerde. Man sollte sie nicht zu trocken halten, eine Pflegetemperatur von 24-30°C hat sich bewährt.

Rotes Weibchen von Pterinochilus murinus

Wie alle Vogelspinnen ist auch diese Art ein strikter Einzelgänger. Nur zur Paarung treffen sich Männchen und Weibchen. Wegen des sehr großen Verbreitungsgebietes ist unbedingt darauf zu achten, dass zwei Exemplare, mit denen man zu züchten gedenkt, auch aus der selben Gegend stammen. Sonst kann es zu tödlichen Missverständnissen kommen, denn Spinnen aus verschiedenen Gegenden haben im Detail voneinander abweichende Balzrituale. Männchen und Weibchen erkennen sich daher u. U. nicht als Angehörige der gleichen Art.

Graues Männchen von Pterinochilus murinus. Die Farbe ist kein Geschlechtsmerkmal, sondern variiert individuell.

Pterinochilus gelten als ziemlich angriffsustig und sind vor allem sehr, sehr schnell. Eingewöhnte Tiere ziehen eine Flucht dem Angriff in aller Regel vor. Wie bei vielen anderen Vogelspinnen ist das Mundfeld, in dem sich die Gift­klauen (Chelizeren) befinden, auffällig rot-schwarz gefärbt. Dabei handelt es sich um eine Warnfärbung, denn wenn sich die Vogelpinne bedroht fühlt, hebt sie die Vorderbeine an und präsentiert das Mundfeld zur Abschreckung des po­ten­tiellen Feindes. Das Gift gilt als harmlos für den Menschen, doch ist bereits die mechanische Verletzung durch die Giftklauen ziemlich schmerz­haft und auch das Gift verursacht Schmerzen. Da man auch nie weiß, ob man eventuell allergisch reagiert und sich Spinnen nie die Zähne putzen, was eine Infektionsgefahr bedeutet, sollte man es vermeiden, gebissen zu werden.

Das Mundfeld der Art ist auffällig gefärbt und wird potentiellen Angreifern zur Abschreckung mit hoch erhobenen Vorderbeinen präsentiert. Spätestens wenn man das sieht, sollte man weitere Störungen unterlassen, sonst kommt es zum Giftbiss.

Frank Schäfer


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Myloplus (früher Myleus) schomburgkii und seine Zuchtformen

Scheibensalmler sind herrliche Fische. Sie werden allerdings recht groß und die meisten Arten fressen Pflanzen, weshalb sie sich hauptsächlich für Schauaquarien und Spezialisten eignen, weniger für das klassische Gesellschaftsaquarium. Darum lässt sich der Bedarf in der Regel gut mit Wildfängen decken. Jedoch haben sich kürzlich Züchtereien in Asien der dort begehrten Art Myleus schomburgkii angenommen, um von den unregelmäßigen Lieferungen aus Südamerika unabhängig zu sein.

Myleus schomburgkii ist im mittleren und unteren Amazonsgebiet, im Rio Nanay sowie im oberen Orinoko weit verbreitet und häufig. Die Typuslokalität liegt im Rio Negro, Brasilien. Die Art wurde von Jardine (in Schomburgk) 1841 als Tetragonopterus schomburgkii beschrieben. Nachdem die Art seit  Jahrzehnten in der Gattung Myleus geführt wurde stellt man sie seit einigen Jahren jetzt in die Gattung Myloplus.

Originalabbildung des Tetragonopterus schomburgkii

Die Art erreicht eine Maximalllänge von etwa 45 cm und wird als Speisefisch genutzt. Bereits jugendliche Tiere zeigen auf silbrigem Grund eine sichel­förmige Binde, die je nach Herkunft unter­schiedlich breit ausgeprägt ist. Die After­flosse ist rot gefärbt. Bei zahlreichen Scheibensalmlern weicht die Jugendfärbung – im Gegensatz zu den Verhältnissen bei M. schomburgkii – erheblich von der Erwachsenenfärbung ab; allerdings sind sehr kleine Scheibensalmler (1,5-2 cm Länge) nicht sicher bestimmbar, da macht M. schomburgkii keine Ausnahme.

Im Gegensatz zu vielen anderen Scheibensalmlern ist die Identifizierung von Myloplus schomburgkii sehr einfach, denn nur diese Art zeigt den senkrechten schwarzen Streifen in der Körpermitte. Allerdings variiert die Form und Ausprägung des Streifens bei Tieren unterschiedlicher geografischer Herkunft erheblich und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich mehrere Arten hinter dem Namen M. schomburgkii verbergen.

Bei Jungtieren sind Geschlechtsunterschiede noch nicht auszumachen. Bei erwachsenen Exemplaren sind die Geschlechter hingegen unverwechselbar. Bei allen Myloplus-Arten bekommen die Männchen im Alter eine zweilappige Afterflosse. Bei M. schomburgkii bekommen die Männchen zudem fadenförmig ausgezogene Rückenflossenfilamente. Balzaktive Männchen werden prachtvoll rot.

Wie und wann die Zuchtform „Lamax III“ erstmals auftauchte ist nicht dokumentiert, wir zeigten 2012 wohl die ersten Bilder in der westlichen Presse. Es scheint sich um eine sehr seltene, züchterisch kaum zu manifestierende Form zu handeln, denn auf dem Weltmarkt wurden 2012 nur 30 Tiere angeboten, von denen 20 zu Aquarium Glaser kamen. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass es sich bei M. „Lamax III“ um einen der seltensten Fische der Welt handelt. Es ist zwar ein wenig spekulativ, dieses Tier der Art Myloplus schomburgkii zuzuordnen, doch scheint die These glaubhaft, da die Züchterei, aus der die Fische stammen, „normale“ M. schomburgkii als „Lamax I“ und die natürlich vorkommende Variante oder Art mit der breiten Mittelbinde aus dem Alto Solimoes und Kolumbien als „Lamax II“ anbietet. So liegt der Gedanke nahe, dass es sich bei „Lamax III“ um eine Mutation handelt, die bei der Zucht der vorgenannten zwei Formen auftauchte. Um eine Kreuzung handelt es sich hingegen höchstwahrscheinlich nicht, denn alle 20 „Lamax III“ sehen identisch aus. Zudem gäbe dann sicher mehr Exemplare, da solch große Scheibensalmler wie Myloplus schomburgkii mehrere zehntausend Eier auf einmal laichen.

Zuchtform „Lamax III“, höchstwahrscheinlich eine Mutation von Myloplus schomburgkii

Relativ unstrittig ist, dass es sich bei den roten Schomburgkii um eine Zuchtform handelt. Sie werden unter der Bezeichnung „Salmon Red“ gehandelt und via Singapur vertrieben. Während der „Lamax“ wohl in einem Zuchtbetrieb in Malaysia entstanden ist, ist über den „Salmon Red“ nicht einmal das bekannt. Die fotografierten Tiere waren 7-8 cm lang.

Auch ganz normale Myloplus schomburgkii werden in Südostasien nachgezüchtet; meist gehören diese Tiere der schmalbindigen Form an.

Wildfarbene Nachzuchttiere

Wildfang-Jungtier der schmalbindigen Form. Optisch sind sie von Nachtzuchttieren nicht unterscheidbar.

Die Breitbinden-Form wird zwar ebenfalls gezüchtet (und als Lamax II vermarktet, siehe oben), aber zumindest im europäischen Markt konnte sie sich noch nicht durchsetzen. Die Nachzuchttiere sind ähnlich teuer wie die Wildfänge, die meist aus Venezuela und Kolumbien zu uns kommen, und in Europa reichen diese Wildfänge wohl aus, um den insgesamt kleinen Bedarf zu decken.

Frank Schäfer

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Kurz vorgestellt: Opsodoras morrisi

Opsodoras (früher: Hemidoras) morrisi ist eine nur äußerst selten importierte Art der Dornwelse (Doradidae) aus Peru. Die Tiere werden etwa 15 cm lang. Es handelt sich um friedliche, dämmerungsaktive Fische, die gerne im Trupp mit ihresgleichen schwimmen.

Man kann diese Welse in ihrem Verhalten am besten mit Panzerwelsen der Gattung Corydoras vergleichen, nur werden die O. morrisi deutlich größer. Die stark verzweigten Barteln weisen darauf hin, wie sich die Tiere in der Natur ernähren: von im Schlamm verborgenen Kleinlebewesen. Wie ein Schatzsucher mit einem Metalldetektor gleiten die Welse über den Boden. Die geringen elektrischen Ströme, die bei der Bewegung eines Würmchens im Boden entstehen, reichen aus, um das Beutetier aufzuspüren: so empfindlich reagieren de Barteln!

Daraus leiteten sich die wichtigsten Grundregeln für die Pflege im Aquarium ab. Es sollte ein möglichst großflächiges Aquarium sein, dessen Boden aus feinem Sand besteht; zusätzlich brauchen die Fische Tagesverstecke in Form von Höhlen.

Im Aquarium wird jedes übliche Fischfutter gut angenommen; man muss aber bedenken, dass die Tiere zumindest anfangs tagsüber nicht gut ans Futter gehen. Also sollte man in dieser Zeit nach dem Ausschalten der Beleuchtung nochmals füttern, damit die Dornwelse nicht verhungern.

Frank Schäfer

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Kurz vorgestellt: Ctenochromis polli (früher: Haplochromis polli)

Buntbarsche aus der Haplochromis-Verwandtschaft erwartet man eigentlich in Ostafrika. Aber einige wenige Arten leben auch im Kongo. Drei Arten der Gattung Ctenochromis (früher: Haplochromis) gibt es dort. Sie sind in ihrer Heimat häufig, sie werden jedoch kaum jemals exportiert und gehören deshalb zu den Top-Raritäten im Aquarium.

Wildfang-Pärchen von Ctenochromis polli, Männchen oben

Ctenochromis polli ist kein Farbwunder; aber die blutrote Kehle der Männchen, in Verbindung mit den leuchtend blauen Lippen und dem Buckelkopf machen den bis zu 8 cm langen Zwergbuntbarsch doch zu einer attraktiven Erscheinung. Die Fische sind Maulbrüter im weiblichen Geschlecht.

Frank Schäfer

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