Hemiodus – ein toller Federsalmler!

Die Federsalmler der Gattung Hemiodus führen leider ein ziemliches Schattendasein in den Aquarien. Das liegt vermutlich daran, dass einige Arten ziemlich groß werden und diese Arten zudem noch als Pflanzenfresser gelten. Es gibt aber auch Arten, die sehr gut für das Aquarium geeignet sind!

Männchen

Weibchen

Zu den besonders begehrten Arten zählt Hemiodus gracilis, denn dieser Fisch hat ei­nen knallroten Streifen in der unteren Schwanz­flossenhälfte. Die schön­sten Exem­plare dieser Art importierte Aqua­rium Glaser früher über Rio de Janeiro, also aus dem Süden Bra­si­liens; leider erfolgen gegenwärtig keine Exporte aus dieser Region. Importe von H. gracilis erfolgen zur Zeit aus dem Orinoko (Kolumbien).

Hemiodus gracilis sind mit etwa 8 cm Länge bereits geschlechtlich differenziert (die Männchen sind schlanker und der Schwanz­streifen ist bei den Weibchen deut­lich blasser). Pflanzen werden bei guter Ernährung kaum behelligt. Man pflege diese rasanten Schwimmer immer im Schwarm in Aquarien ab 120 cm Kanten­länge. Gegen­über anderen Fischen sind sie friedlich.

Als Beifang fanden sich einige Exemplare eines Hochflossen-Federsalmlers zwischen den Rio-Importen. Bei dieser Art ist der untere Schwanzstreifen cremefarben. Männchen entwickeln eine hohe, spitze Rückenflosse, die sich in der Balz schwarz verfärbt. Früher wurden die Gattungen Hemio­dopsis, Hemiodus und Pterohemiodus unterschieden, die jedoch nach neueren Untersuchungen alle in die Gattung Hemiodus gestellt werden müssen.

Der unbekannte Federsalmler gehört zu den früheren Pterohemiodus. Die Artzugehörigkeit dieser etwa 8 cm langen Tiere konnte noch nicht ermittelt werden. Die ein­zige bislang wissenschaftlich beschriebene Art dieser Gruppe ist H. atranalis, die jedoch nach lebenden Exemplaren noch nicht bekannt wurde, weshalb wir hier mit einer Artbezeichnung lieber zurückhaltend sind.

Frank Schäfer


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Bio-Invasoren – sind die Aquarianer verantwortlich?

Wir stehen am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts und erleben in vielen Teilen der Erde einen Rückfall der Menschheit in die Barbarei. Archaische, brutale Formen der Religionsausübung kommen ebenso wieder in Mode, wie ein rücksichtsloses Vorgehen gegen Kulturschaffende aller Art. Im Zuge dessen werden von machtgierigen, mit enormen Geldmitteln ausgestatteten Vereinigungen auch die Tierhalter verunglimpft. Mit allen Mitteln wird immer wieder versucht, die Aquaristik und die Terraristik, ja sogar jegliche Wildtierhaltung grundsätzlich zu verbieten.

Jungtiere des Rotfeuerfisches sind wirklich wunderschöne Aquarienfische.

Rotfeuerfische – hier ein erwachsener Pterois volitans – kommen ursprünglich nur im Indo-Pazifik vor. Im tropischen Atlantik sind sie invasive Arten. Es ist nicht bekannt, ob die Feuerfische von Aquarianern ausgesetzt wurden, oder ob sie als Larven mit Ballastwasser von Frachtschiffen in den Atlantik kamen. Aber starke Interessensverbände versuchen, das Auftreten dieser invasiven Art als Vorwand für drastische Handelsbeschränkungen tropischer Aquarienfische zu nutzen.

Tier- und Pflanzenhaltung sind art­spezifische, nur dem Menschen eigene, seinen evolutionären Erfolg maßgeblich beeinflussende Handlungen. Es ist sehr un­wahrscheinlich, dass es ohne die Fähig­keit, Tiere und Pflanzen zu pflegen und zu züchten, heute noch Menschen gäbe. Während das Interesse an der Haltung von Tieren und Pflanzen vielen Menschen angeboren ist, ist es die Fähigkeit, dies auch erfolgreich durchzuführen keineswegs. Ein Mensch muss im Gegenteil alles, was dazu er­for­derlich ist, von anderen Menschen erst erlernen. Ebenso wie bildende Künste, also z.B. das Malen oder das Musizieren, sind Tier- und Pflanzenhaltung darum höchste Kultur­güter des Menschen, jegliche Behinderung derselben ist ein Verbrechen an der Menschheit. Denn wenn das Wissen um die richtige Pflege von Tieren und Pflanzen erst einmal verloren gegangen ist, dauert es unter Umständen viele Generationen, bis es wieder erworben werden kann.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Was hat das alles mit Aquaristik und Terraristik zu tun? Unser schönes Hobby ist und bleibt viel mehr als „nur“ eine zutiefst sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Ausnahms­los alles, was wir heute über die freilebenden Fische, Amphibien und Reptilien wissen, verdanken wir letztendlich Aquarianern und Terrarianern. Dabei ist es völlig unerheblich, ob diese Forschungsarbeiten von Wissenschaftlern oder Laien geleistet wurden. Mir ist kein einziger Zoologe bekannt, der nicht schon als Kind ein großes Interesse an Tieren hatte und somit letztendlich über das Hobby zur Profession fand. Und hier liegt ein großer Gefahrenpunkt in der aktuellen politischen Meinungsbildung: in der Gesellschaft werden absurde Vor­stellungen gefördert, die häusliche Pflege von Fischen, Amphibien und Reptilien (und von Viehzeug aller Art), sei moralisch verwerflich und würde „für die Freiheit geborene“ Kreaturen zu einem tristen Dasein im Gefängnis verurteilen. Dadurch wird Kindern und Jugendlichen der Zugang zu Aquarien und Terrarien von den Eltern häufig unnötig erschwert. Es ist geradezu erschütternd, mit wie wenig Kenntnissen über kaltblütige Tiere heut­zutage Kinder und Jugendliche durch das Leben gehen. Dabei sind es gerade die Kinder in ihrem angeborenen Forscherdrang, die die Fundorte von Fröschen kennen, wissen, wo es Fische gibt und an welchen Stellen Eidechsen wohnen. Dieses Wissen muss man als Kind erwerben, um als Erwachsener ein Gefühl für Umwelt- und Artenschutz entwickeln zu können. Und ja: es müssen einige arme Viecher daran glauben, damit bei Kindern ein Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit des Lebens und für die große Verantwortung entsteht, die damit einhergeht, Lebewesen in menschlicher Obhut zu pflegen.

Die Agakröte (Bufo marinus) wurde 1935 zur Schädlingsbekämpfung nach Australien eingeführt. Seither verbreitet sie sich rasend schnell und ist eine ernsthafte Bedrohung für in Australien einheimische Arten geworden. Eine Eindämmung der Ausbreitung der Aga gelingt kaum. Es zeigt sich an ihrem Beispiel übrigens sehr deutlich, dass eine Kleintierart nicht durch Besammlung gefährdet werden kann, wenn der Lebensraum ansonsten günstig für die Art ist.

Keine falsche Romantik!

Selbst bei ansonsten vernünftigen Menschen findet man heutzutage oft die absurde Vorstellung, einem wildlebenden Tier gehe in der Natur gut. Das ist natürlich völliger Unsinn: es geht einem Tier in der Natur weder schlecht noch gut, es hat überhaupt keine Vorstellung von diesen Dingen! Ein Tier überlebt in seiner natür­lichen Umgebung oder es geht ein. Eine Wahlmöglichkeit hat es nicht. Und genau so ergeht es einem Fisch, Amphib oder Reptil im Aquarium oder Terrarium. Stimmen die Bedingungen nicht, so geht das Tier binnen kürzester Zeit ein. Stimmen die Beding­ungen, so erlebt das Tier aus seiner Subjek­tiven einen idealen Lebensraum. Vorstell­ungen von Freiheit und Unge­bunden­heit gibt es bei Tieren nicht, jeden­falls bei keinen Tieren, die jemals von einem Menschen im Aquarium oder Terrarium gepflegt wurden. Freilebende Tiere sind Unmengen von lebensbedrohenden Gefahren ausgesetzt. Tagtäglich erleben Kleintiere in freier Natur mehrfach Todesangst. Weit über 99% der Kleintiere, die in freier Natur geboren werden, sterben dort noch vor dem Erreichen der Geschlechts­reife. Und die Todesarten, die sie dabei erleiden, sind aus menschlicher Sicht so grässlich, dass man die Natur nach dem deutschen Tierschutzgesetz mit sofortiger Wirkung für alle Zeiten schließen müsste.

Das Indische Springkraut – Impatiens glandulifera – wurde 1839 aus Indien importiert und vielerorts als Zierpflanze und Bienenweide angepflanzt. Es ist eine wunderschöne, stark invasive Art.

Das Kleinblütige Springkraut (Impatiens parvi­flora) entwich 1835 aus botanischen Gärten in die freie Natur. Es gilt aber nicht als invasive Art, da es nicht in Konkurrenz zu heimischen Pflanzen tritt

Der Mensch ist das Maß aller Dinge!

Genauso falsch, wie die Forderung nach einer naturidentischen Unterbringung von Wildtieren in menschlicher Obhut, ist die Rechtfertigung von Wildtierthaltung durch das Scheinargument, den Tieren geht es in Gefangenschaft ja viel besser als in Freiheit. Beides ist Blödsinn. Eine erfolgreiche Tierhaltung ist bei einer naturidentischen Unterbringung gar nicht möglich, weil Tierhalter es sich nicht leisten können, so verschwenderisch mit Leben umzugehen, wie die Natur es tut. Und es wäre auch ethisch sehr fragwürdig, Tieren in mensch­licher Obhut bei einem aus menschlicher Sicht zumindest manchmal grausamen Über­lebens­kampf untätig zuzusehen. Der Grund für die Pflege und Zucht von Wildtieren in menschlicher Obhut ist es doch nicht, die Natur zu imitieren! Sinn und Zweck von Pflege und Zucht von Wildtieren in menschlicher Obhut ist es, Erkenntnisse zu gewinnen! Welche Erkenntnisse, ist von Pfleger zu Pfleger unterschiedlich, jeder hat seine eigenen Motivationen. Am Anfang steht sicherlich stets, dass das betreffende Tier schön oder irgendwie ansprechend aussieht und beim Menschen der Wunsch entsteht, dieses attraktive Wesen bei sich in seiner unmittelbaren Umgebung zu haben, um sich stets daran erfreuen zu können. Auf dieser Stufe bleibt wohl der größte Teil der Aquarien- und Terrarienbesitzer stehen und geht niemals die Treppe des Erkenntnis­gewinnes weiter nach oben. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden, denn selbst für diese sehr einfache Form der Wildtierhaltung bedarf es einiger Grund­kennt­nisse, die das Verständnis für die freilebenden Arten weckt und somit einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz darstellt. Für diese Menschen ist das Angebot von Standardarten im Zoofachhandel völlig ausreichend, ihnen genügen 300 Arten Zierfische und vielleicht 30 Arten Reptilien und Amphibien vollkommen. Doch einem gewissen Prozentsatz genügt das nicht. Es sind fast immer die vorhin erwähnten Menschen, die schon als Kinder eine starke Affinität zu den Kaltblütern zeigten. Sie wollen wirkliche Forschungs­arbeit leisten, die Lebensgeschichte einer Tierart erkunden, letztendlich verstehen – um es mit Goethe zu sagen – was die Welt im Innersten zusammen hält. Sie reizt es, neue Tierarten kennen zu lernen, sie zu züchten. Aus ihnen gehen Forscher hervor, die neue Arten entdecken und die in der Lage sind, Grundlagen­forschung zu leisten, die einen Artenschutz in der freien Natur erst möglich macht.

Der Sonnenbarsch – Lepomis gibbosus – ist eine Art, die als Angelfisch 1877 aus Nordamerika nach Frankreich importiert wurde. Heutzutage gilt er in weiten Teilen Europas als ”Fischunkraut” und invasive Art.

Ein freier Tierhandel muss möglich bleiben!

Damit all dieses stattfinden kann, muss ein einigermaßen freier Handel mit Wildtieren möglich sein. Selbstverständlich müssen bei diesem Handel die Belange des Arten­schutzes und des Tierschutzes berücksichtigt werden, aber man muss auch ganz klar sagen, dass noch nie auch nur eine einzige Tierart ursächlich durch den Lebendhandel ausgerottet wurde, während konservative Schätzungen (Wilson, 1992) davon ausgehen, dass bereits seit Jahrzehnten jährlich etwa 17.500 Tier- und Pflanzenarten durch vom Menschen verursachte Umweltstörungen aussterben. Bei dieser Schätzung wird von fünf Millionen existierender Arten ausgegangen, ein Viertel davon sind Pflanzen. Die gegenwärtig wahrscheinlichsten Schätzungen gehen allerdings von fünf bis 30 Millionen existierender Arten aus, die Anzahl der jährlich aussterbenden Arten könnte also leicht sechs Mal so groß sein und über 100.000 Arten betragen. Der Tierschutz ist beim Tierhandel selbst­verständlich auch zu berücksichtigen, doch muss ganz allgemein festgehalten werden, dass schon aus rein wirtschaftlichen Über­legungen ein pfleglicher Umgang mit Tieren im Handel betrieben wird und betrieben werden muss, denn für tote oder todkranke Tiere wird niemand Geld ausgeben. Der größte Konflikt zwischen Tierschutz und Tierhandel beruht auf der Tatsache, dass der Fokus des Tierschutzes auf das Individuum gerichtet ist. Es ist sehr schwer, einen Kon­sens zwischen zwei Interessensgruppen zu finden, die sich beide im Recht fühlen: auf der einen Seite Tierschutzvereinigungen, die fordern, dass der Handel absolut sicherstellt, dass jedem einzelnen gehandelten Tier kein Unbill widerfährt und der Tierhandel auf der anderen Seite, der argumentiert, dass z.B. die Sterblichkeit unter den gehandelten Tieren weit unter der Sterblichkeitsrate einer vergleichbar großen Tiergruppe in freier Natur liegt. Dass ganz aktuell wieder einmal eine massive Einschränkung des internationalen Handels mit Tieren und Pflanzen gefordert wird, wird mit der Zunahme invasiver Arten begründet. Was sind invasive Arten?

Die Kanadische Wasserpest (Elodea cana­den­sis) ist eine Aquarienpflanze aus Nordamerika, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutsch­land derart massiv wucherte, dass die Binnen­schifffahrt fast zum Erliegen kam. Heute ist sie ein harmloser Neophyt. Warum manche Neobionten zur Plage werden und andere nicht, kann niemand voraussagen.

Invasive Arten

Als invasiv wird eine Tier- oder Pflanzenart immer dann bezeichnet, wenn sie sich in einem Gebiet in dem sie ursprünglich (als Stichdatum gilt das Jahr 1492) nicht vorkam, massiv ausbreitet und dabei der ur­sprüng­lich heimischen Tier- und Pflanzen­welt der Lebensraum streitig macht. Der Begriff ”invasiv” ist dabei bewusst militärisch ge­wählt. Es sollen durchaus Emotionen ge­schürt werden, die invasiven Arten als unerwünschte, schädliche Eindringlinge gebrand­­markt werden. Im englischen Sprachgebrauch geht man noch viel weiter. Hier spricht man von ”pests”, also Seuchen­organismen, die es zu bekämpfen gilt. Die Gefahren, die von solchen Fremd­orga­nis­men ausgehen, sind nicht zu unter­schätzen und führten schon in vielen Fällen zum Aussterben ursprünglich heimischer Arten.

Manchmal scheint das ein völlig natür­licher Prozess zu sein. So dringt seit ca. 1930 die Türkentaube (Streptopelia deca­octo) aus Kleinasien nach Mitteleuropa vor. Als Standvogel, die ganzjährig vor Ort bleibt, hat sie gegenüber der ursprünglich heim­ischen Turteltaube (S. turtur), die ein Zug­vogel ist, den Vorteil, die besten Brutplätze bereits besetzt zu haben, wenn die Turteltaube aus Afrika heimkehrt. Zusam­men mit verän­derten Ackerbaumethoden (die Turteltaube frisst besonders gerne Erdrauch, Fumaria sp., ein Ackerunkraut, dessen Bestände stark rückläufig sind) und dem größeren Jagd­druck, dem die Turteltaube auf ihrem Zug ausgesetzt ist, führte das dazu, dass die Bestände der Turteltaube in den letzten 25 Jahren um über 60% zurückgegangen sind.

Doch fast immer sind unbedachte Aussetzungen des Menschen der Grund, weshalb Tiere oder Pflanzen zu invasiven Arten werden. Bei Tieren sind diese Aussetzungen oft absichtlich. Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die späten 1970er Jahre wurden alle möglichen Fische und Krebsarten importiert und ausgesetzt, in der Hoffnung, wirtschaftlich nutzbare Arten auch in Gewässern erhalten zu können, in denen es keine einheimischen Nutzarten gibt. Dieser Schuss ging fast immer furchtbar nach hinten los. Die meisten Arten konnten sich glücklicherweise nicht halten und verschwanden wieder, andere (z.B. die Regenbogenforelle, Oncorhynchus mykiss, die aus Nordamerika stammt), können sich nur sehr lokal ohne Hilfe des Menschen fortpflanzen. Doch der Camberkrebs (Orconectes limosus) ist ein Beispiel für eine extrem erfolgreiche Einbürgerung einer gebietsfremden Art mit schrecklichen Folgen für die heimische Fauna. Denn dieser Krebs, den man als Speisekrebs in Gewässern nutzen wollte, in denen die ökologisch anspruchsvolleren heimischen Arten nicht überleben können, ist der Überträger einer tödlichen Seuche, der Krebspest, an der alle einheimischen Krebse sterben. Der Camberkrebs ist dagegen immun, er überträgt die Krankheit nur. Ein anderer Krebs, die Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) kam um 1910 als Larve unab­sichtlich mit Ballastwasser von Fracht­schiffen nach Europa. Bis heute breitet sie sich extrem erfolgreich aus, frisst Fischer­netze leer und durchlöchert Deiche und Dämme.

Manchmal verwandeln sich invasive Arten ohne erkennbaren Grund wieder zu harm­losen Bestandteilen der Natur zurück. Ein gutes Beispiel hierfür ist die aus Nord­amerika stammende Wasserpest (Elodea canadensis), die Mitte des 19. Jahrhunderts sämtliche Wasserwege so zuwucherte, dass eine Binnenschifffahrt kaum noch möglich war. Heute wächst die Art als ganz normale, heimisch gewordene Wasserpflanze und richtet keinen Schaden mehr an.

Der Camberkrebs, Orconetes limosus, ist in Mitteleuropa eine invasive Art. Als Überträger der Krebspest richtet er erheblichen Schaden an. Nach Deutschland eingeführt und ausgesetzt wurde die Art 1890 – nicht von Aquarianern!

Vom Marmorkrebs gibt es nur Weibchen. Ein einziges Exemplar reicht darum aus, eine neue Population aufzubauen. Leider gibt es bereits Funde wildlebender Tiere in Deutschland.

Die Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) kam um 1910 als Larve unab­sichtlich mit Ballastwasser von Fracht­schiffen nach Europa.

Solche Lebewesen nennt man Neobiota (also ”neue Lebewesen”), aufgeteilt in Neozoen (neue Tiere), Neophyten (neue Pflanzen) und Neomyceten (neue Pilze). Neobiota ist der Begriff, den man statt ”invasiver Arten” benutzen sollte, denn der weitaus größte Teil der Neobiota übt keinerlei erkennbaren schädlichen Einfluss aus und selbst solche Arten, die andere verdrängen und ausrotten, trifft ja keine moralische Schuld. Es ist weder gerechtfertigt noch ethisch vertretbar, ihnen mit Abscheu oder Fremdenfeindlichkeit gegenüber zu treten.

Die gegenwärtige politische Diskussion, die ein generelles Importverbot für alle potentiell invasiven Arten fordert, hat ihren Ursprung leider in einem tiefbraunen Sumpf. Es sollen generell Ängste gegenüber dem Fremden, Un­heim­lichen geschürt werden. Und Men­schen, die wie die ernsthaften Aquarianer und Terra­rianer dagegen aufklärend antreten, werden als Verräter und Nestbeschmutzer diffamiert – alles schon mal dagewesen.

Wir tragen Verantwortung!

Natürlich tragen auch wir Hobbyisten eine große Verantwortung. Niemals und unter keinen Umständen dürfen zu groß oder lästig gewor­dene Kaltwasserfische, Krebse, Muscheln, Schnecken, Garnelen oder Wasserpflanzen in die freie Natur ausgesetzt werden. Das gleiche gilt für Reptilien oder Amphibien. Es gibt bereits Importverbote für den Ochsen­frosch (Rana catesbeiana oder Lithobates ca­tes­beianus) oder die Rot­wangen-Schmuck­schildkröte (Trach­emys scripta elegans), weil diese Tiere von verantwor­tungs­losen Idioten ausgesetzt wurden und es so zu lokalen, wildlebenden Populationen kam. Wenn man Tiere, die man aus schwer­wiegenden Gründen nicht weiter pflegen, nicht weiter­geben, verfüttern oder selbst essen kann und wenn auch kein Tierheim bereit ist, sie aufzunehmen, so muss man sie leider ab­töten. Aussetzen ist keine akzeptable Alter­native! Im besten Falle stirbt das ausgesetzte Tier im ersten Winter, schlimmstenfalls bringt es aber Seuchen mit, die den wildlebenden Tieren einen qual­vollen Tod bringen. Das Tierschutzgesetz verbietet es, Tieren „ohne vernünftigen Grund“ Leid zuzufügen oder sie zu töten. Man muss also gut abwägen, ob ein solcher „vernünftiger Grund“ wirklich vorliegt. Eine Laune, ein Unlustgefühl oder Bequemlichkeit dürfen selbstverständlich kein Vorwand sein, ein gesundes Tier abzutöten!

Die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) ist einer der wichtigsten Fische in der Aquakultur in Deutschland und gilt vielen als einheimische Art. In Wirklichkeit ist die Regenbogenforelle ein Neozoon und kann lokal sogar einheimische Arten bedrohen.

Keine Sippenhaft!

Leider gehen manche Neobiota auf aus­ge­setzte Pfleglinge verantwortungsloser Aqua­rianer oder Terrarianer zurück. Das Aussetzen von Tieren und Pflanzen ist in Deutschland eine Straftat, keine Ordnungs­widrigkeit. Es drohen Geld- und Haftstrafen. Aber ist das ein Grund, eine ganze Personen­gruppe undifferenziert in Sippenhaft zu nehmen? Auf gar keinen Fall! Ein Straftäter bleibt immer ein Einzeltäter, auch wenn die Person Aquarianer oder Terrarianer ist. Fast alle Aquarianer und Terrarianer handeln verantwortungsbe­wusst und richtig. Sie darf man nicht durch Importverbote oder Hal­tungs­ein­schränk­ungen bestrafen. Auch so genannte Positiv­listen, also Listen von Arten, deren Handel aufgrund der Expertise von Gottweißwem erlaubt sein soll, sind strikt als Sippenhaft abzulehnen. Das Aussetzen von Tieren und Pflanzen ist verwerflich, daraus den Schluss zu ziehen, dass die Tier- und Pflanzenhaltung eingeschränkt werden muss, idiotisch. Niemand kommt auf den Gedanken, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und sonstige Tiere für die Haltung zu verbieten, nur weil sie immer wieder von irgendwelchen ver­brech­erischen Menschen ausgesetzt werden. Ein freiheitlicher Rechtsstaat, der nicht brutaler Überwachungsstaat sein will, muss es aushalten, dass es gewissenlose Men­schen gibt, die ein vermeintlich laxes Rechtssystem auszunutzen versuchen. Das gilt für ausnahmslos alle Bereiche mensch­lichen Zusammenlebens. Verantwortungs­volle Politiker lassen sich nicht vor den rechtspopulistischen Karren spannen und fordern nicht, die Tierhaltung allgemein und die Aquaristik und Terraristik im Speziellen zu kriminalisieren.

Der einheimische Bitterling (Rhodeus amarus) ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie dumm die emotionale Bewertung eines Neobionten ist. Bis vor wenigen Jahren galt er als schützenswerte, bedrohte Art nach der FFH-Richtlinie, sein Fang für die Aquarienhaltung stand unter schwerer Strafandrohung. Heute weiß man, dass er in Wirklichkeit eine invasive Art ist, die sich erst seit Ende des 18. Jahrhunderts als regionales Neozoon in großen Teilen Deutschlands ausbreitete und darum nach aktueller Gesetzeslage eigentlich bekämpft werden müsste.

Wehret den Anfängen!

Die stärkste Waffe des Rechtspopulismus, ob mit nationalistischem oder religiösen Hinter­grund, ist, dass ihn anfangs niemand ernst nimmt. Keine Rentnerin mit Schoßhund käme auf den Gedanken, dass die Tier­rechtler-Organisation, für die sie gerade spendet, um Tieren in Not zu helfen, nichts anderes will, als ihr ihren geliebten Hund weg­zu­nehmen, der in den Augen der Organi­sation eine geknechtete, unter­drückte Kreatur ist. Es gibt aus wissenschaftlicher Sicht keinen Grund, die bestehenden Artenschutzgesetze um irgendwelche Importeinschränkungen oder gar Haltungsverbote zu ergänzen. Gegen die unverantwortliche Aussetzung von ungewollten Heimtieren muss mit Auf­klärungskampagnen vorgegangen werden, nicht mit Gesetzen, die von denjenigen, die sie treffen sollen, ohnehin ignoriert werden. Es gibt in Deutschland (noch) eine große Vereinsstruktur von Aquarianern und Terra­rianern, die, wenn sie mit Geldmitteln und ideeller Unterstützung der öffentlichen Hand ausgestattet werden, in der Lage sind, die entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Leider überaltern die Vereine rasend schnell. Auch deshalb muss der Staat dringend dafür sorgen, dass seine Kultur­schaffenden – und dazu zählen die Aqua­ristik- und Terraristik-Verbände unbedingt! – in der Öffentlichkeit wieder an Ansehen gewinnen, damit der Nachwuchs nicht ausbleibt. Noch ist Zeit dafür!

Frank Schäfer

Literatur:

Wilson, E. O. (1992): The Diverisity of Life. Harvard University Press, Cambridge, MA. 464 pp.


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Microrasbora sp. „Neon“

Die Begeisterung, die der kleine Celestichthys margaritatus hervorrief, lenkte das Augenmerk der asiatischen Exporteure auch auf andere Kleinstfische. Und so kam eine weitere nette Microrasbora zu uns, die allerdings mit gut 3 cm Länge deutlich größer als die ”Galaxy” wird.

Microrasbora sp. „Neon“ sieht den südamerikanischen Neonfischen (Paracheirodon) sehr ähnlich, Jedenfalls bei bestimmtem Lichteinfall…

Bei den ersten Fotos der Art, die ich sah (sie waren von Ingo Seidel, Aqua Global, Berlin), dachte ich, Ingo verulkt mich. Das Tier sah aus wie ein Blauer Neon (Paracheirodon simulans)! Allerdings fehlt die salmlertypische Fett­­flosse. Als kurze Zeit darauf auch Aquarium Glaser diese Fische erhielt, erkannte ich sie erstmal gar nicht.

Gewöhnlich sieht man M. sp. „Neon“ aber so.

Diese blassen Viecher sollen die ”Asiatischen Neons” sein? Erst beim Foto­grafieren merkte ich: Sie sind es! Nur wenn das (Blitz-)Licht in einem ganz bestimmten Winkel auf die Tiere fällt, wird ihre Neonfärbung sichtbar. Sonst überlagert ein silbriger Glanz diese Färbung und die Fische sehen aus wie auf dem mittleren Foto. Die unglaublich flinken Fischchen sind aber grundsätzlich sehr schwer zu fotografieren. Vielleicht sollte man sie nach dem Zau­berkünstler David Copperfield ”Copper­field-Bärbling” nennen – denn auch bei Zauber­tricks kommt es auf Geschwindigkeit an, damit man sieht, was gar nicht da ist…

Microrasbora rubescens aus dem Inle-See in Burma ist zweifellos der nächste Verwandte von M. sp. „Neon“.

Dieser Erstimport erfolgte im Jahr 2007. Seither hat man nichts mehr von dem Tierchen gehört, das zweifellos in die unmittelbare Verwandtschaft von Microrasbora rubescens gehört. Sollte der Fisch einmal im Handel auftauchen, sollte man sich darum an den Pflegeansprüchen von M. rubescens orientieren.

Frank Schäfer

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Entomocorus radiosus Reis & Borges, 2006

Bei dieser Art handelt es sich um einen Vertreter der als Trugdorn­welse bezeichneten Familie Auchenipter­idae. Auch wenn diese Fische nicht zum Standard­sortiment jedes Zoofach­ge­schäftes zählen, bietet die Familie derzeit immerhin 123 gültige Arten in 22 Gattungen, von denen die Mehrzahl auch schon in Form der einen oder anderen Art für die Aquaristik eingeführt worden sind.

Das Männchen von Entomocorus radiosus. Besonders auffällig ist die markante Verlängerung der Bauchflossen.

Eine davon ist Entomocorus von der bisher vor allem E. benjamini und E. gameroi leidlich bekannte Gattungsver­treter im Hobby sind, die dritte Art, E. melaphareus, scheint noch nicht importiert worden zu sein. Dafür aber eine Art, die seit mehr als 10 Jahren aus dem Einzug des Rio Paraguay aus Brasilien exportiert wird. Aufgrund der mar­kanten Zeichnung in der Schwanz­flosse war schon immer klar, dass sie etwas Neues ist. Reis & Borges haben ihr mit Entomocorus radiosus den gültigen wissen­schaft­lichen Namen gegeben. Der Name ‘radiosus’ kommt vom lateinischen ‘radius’, das in diesem Fall Flossenstrahlen bedeutet und auf die besonders vielen Afterflossen­strah­len der Art verweist.

Das Weibchen von Entomocorus radiosus unterscheidet sich in der Beflossung krass vom Männchen.

Bei allen  vier bekannten Ento­mocorus ist die Zeichnung in der Schwanzflosse ein sicheres Merkmal um sie voneinander zu unterscheiden. Nur bei E. radiosus sind beide Lappen gleich­mäßig schwarz. Bei E. benja­mini ist es nur die obere Hälfte, während die hintere Kante der unteren Hälfte lediglich schwarz gesäumt ist. E. melaphareus hat gar nur den Zipfel des oberen Schwanzflossen­lappens gezeich­net und E. gameroi ist mit einem schwarzen Streifen, quer durch den oberen Lappen, nochmals auffällig anders.

Trugdornwelse und besonders Entomo­corus besitzen einen markanten Ge­schlechts­dimorphismus. Transfor­mier­te Männchen von E. radiosus haben ver­längerte Strahlen in der Rücken-, vor allem aber in der Bauch­flosse. Allerdings sind es die ebenfalls umge­wandelten ersten Strahlen der Afterflosse, die ein Begattungsorgan bilden und bei diesen Welsen eine innere Befruchtung der Weibchen gewährleisten. Die Nachzucht von Entomocorus-Arten im Aquarium ist bereits gelungen (siehe Franke & Franke, 1996).

Kurt F. Dreimätz

Literatur:

Franke, E. & H.-J. Franke (1996): Erstzucht von Schlafwelsen. Über eine Entomocorus-Art vom Rio Orituco. TI-Magazin, No. 131, 28 (5): 11-13.

Reis, R. E. & Borges, T. A. K. (2006): The South American Catfish Genus Entomocorus (Ostariophysi: Siluriformes: Auchenipteridae), with the Description of a New Species from the Paraguay River Basin. Copeia, 2006 (3): 412-422.

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„Unsichtbare Kostbarkeiten“ – Discordipinna griessingeri

Die Riffaquaristik unterliegt einem steten Wandel. Weichkorallen sind den kleinpolypigen Steinkorallen oftmals gewichen und die farben­prächtigen Großfische werden zusehends aus vielen Riffaquarien verbannt. Große Becken weichen kleinen – für meinen Geschmack manches Mal zu kleinen – Aquarien.

Eine besondere Grundel ist die extrem scheue und somit sehr versteckt lebende Griessingers Grundel Discordipinna griessingeri. Photo: Joachim Frische

Dieser Trend scheint sich derzeit mehr und mehr durchzusetzen: Die Pflege kleiner Tiere in entsprechend gestalteten Aquarien von ausreichender Größe. Leider aber werden die großen Becken für meinen Geschmack manches Mal gegen viel zu kleine Aquarien eingetauscht. In Gesprächen mit Meer­wasser­aquarianern kristallisiert sich heraus, dass die Fischlein deshalb in „Nanoaquarien“ gepflegt werden, damit gewährleistet ist, dass man die kleinen, scheuen Tiere auch zu Gesicht bekommt. Eine durchaus nachvoll­ziehbare Antwort, die für mich aber nicht zufrieden stellend ist, denn gerade mit der Pflege kleiner Fische in größeren Aquarien ergibt sich die Chance einer wirklich art­gerechten Pflege, auch in Bezug auf den natürlichen Platzanspruch.

Ein Experiment nimmt seinen Lauf

Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich über „Kobolde im Korallenwald“ berichtet (Frische 2004) und bei meinen Recherchen erkannt, dass selbst winzige Fische Territorien bean­spruchen, deren Fläche überraschend groß ist. Aus dieser Thematik heraus ergab sich für mich die Frage, ob es nicht möglich wäre, in einem Riffaquarium von 800 Litern die Zwerge der Korallenriffe so zu pflegen und zu vergesellschaften, dass ich sie regelmäßig studieren könnte. Der Vorteil wäre, die kleinen Fische ließen sich in einem solchen Wasser­volumen artgerecht mit ausreichend Lebens­raum versorgen. Für mich wäre dies der perfekte Zustand! Um diese Thematik zu bearbeiten war eine Voraussetzung, dass ich mich von Fischen trennen musste, die meiner Familie und mir über Jahre ans Herz gewachsen waren. Anderer­seits aber war ich davon überzeugt, dass meine Idee nur dann zu realisieren war, wenn keine großen Fische mehr im Aquarium verblieben. Ihr stetes Umher­streifen im Aquarium hätte zur Folge gehabt, dass die kleinen Fische dazu bewogen worden wären, bei Annäherung Zuflucht in ihrer sicheren Behausung zu suchen. Sie wären nicht zu beobachten gewesen. Ledig­lich ein Paar Ctenochaetus tominiensis ver­blieb im Aquarium um die Ansammlung von Detritus und Sediment auf dem Boden­grund und der Dekoration überschaubar zu halten.

„Die Scheue unter den Scheuen“

Im Juni 2006 wurde mit dem eben beschrie­benen Experiment mit einer Heraus­for­derung der besonderen Art gestartet, mit der Griessingers-Grundel Discordipinna griessingeri Hoese & Fourmanoir, 1978. Warum ich die Pflege der dreieinhalb Zentimeter lang werdenden Griessingers Grundel als Herausforderung betrachte, hängt damit zusammen, dass all jene Aquarianer, welche diese Art schon pflegten, darin überein stimmen, dass es sich um eine ausge­sprochen scheue, versteckt lebende Grundel handelt, die selbst in kleinen Aquarien bei entsprechender Dekoration nur sporadisch ihren Unterschlupf verlässt (Pfleiderer, 2004, Schmiedel, 2006). Discordi­pinna griessingeri trägt den englischen Namen Spikefin Goby, was soviel bedeutet wie Stachelflossen-Grundel. Dieser Name leitet sich von der stark verlängerten ersten Rückenflosse ab, welche einem Stachel oder langem Nagel ähneln soll. Der deutsche Trivialname „Gries­singers-Grundel“ passt meines Erachtens erheblich besser. Der Artname wurde von Hoese & Fourmanoir 1978 zu Ehren von Mr. S. Griessinger verliehen, welcher die Paratypen gefangen hatte. Häufig wird während der Erstbeschreibung neben dem Holotypus eine ganze Typenserie angegeben, um die Stabilität bzw. Variation von Merkmalen zu dokume­ntieren. Die neben den Holotypus gestellten Exemplare einer solchen Serie heißen Paratypen. Der Holotypus hingegen beschreibt während der Erstbeschreibung einer nominellen Art oder Unterart ein besonders herausgestelltes Exemplar bzw. Individuum, das eine objektive Bezugs­grundlage für den neuen Namen darstellt. Der Holotypus von Discordipinna griessingeri ist weiblichen Geschlechts. Mit einer Länge von rund 19, 5 Millimeter SL wurde er in 9 – 12 Meter Tiefe entdeckt und gefangen. Der Erstfundort ist El Himeira, ein Gebiet im Golf von Akaba, auf israelischer Seite (Hoese & Fourmanoir, 1978). Inzwischen wurde die Art in vielen Riffen der Welt gefunden und die Verbreitung wird derzeit von Kuiter & Debelius (2006) mit Indonesien und Ost-Australien angegeben. Weiterhin gelten das Rote Meer, die Marquesas und die Gambier Inseln als Vorkommens­gebiet. Meine Exemplare stammen von den Philippinen. Ihr Lebens­raum findet sich zwischen lebenden Korallen, Geröll und Sand. Eine Lebens­gemeinschaft mit Garnelen in Höhlen ist bisher nicht dokumentiert, vielmehr siedelt die Grundel unter Steinen. Es bleibt noch zu ergänzen, dass es zwei beschriebene Arten der Gattung Discordipinna gibt. Die zweite Art ist Discordipinna filamentosa Chen, Suzuki & Shao, 2012. Ein Bild dieser Art findet sich hier:  http://www.meerwasser-lexikon.de/de/13/397/Discordipinna/sp.htm. In der Beschreibung von D. filamentosa wird eine dritte, wissenschaftlich noch nicht bearbeitete Spezies erwähnt.

Ein Fisch mit Charisma

Den ersten Kontakt mit dieser farblich sehr auffälligen Grundel hatte ich vor gut drei Jahren. In einem etwa 40 Liter fassenden Verkaufsaquarium kauerte sie regungslos in einer hinteren Ecke. Jegliche Dekoration fehlte, denn nur so konnte sie überhaupt entdeckt werden. Gut in Erinnerung sind mir die riesigen Brustflossen geblieben, die bei scheinbarer Gefahr aufgestellt wurden und mit kräftigen wellenförmigen Bewegungen hin und her geschaukelt wurden. Nur einmal zuvor hatte ich den Einsatz der Brustflossen in dieser Art und Weise schon gesehen, das war bei einer Callogobius hasseltii. Auch die stark verlängerte Rückflosse wurde aufge­richtet und konnte problemlos so weit nach vorne gekippt werden, dass sie auf dem Kopf aufschlug und weit über die „Nasenspitze“ hinaus ragte. Warum ich das Tier damals nicht erworben hatte, lag schlicht an dem hohen Preis, den Pfleiderer (2003) treffend als astronomisch bezeichnet hat. Doch wer einmal eine Discordipinna griessingeri gese­hen hat, wird sie nicht wieder vergessen. Sie hat sich in das Unterbewusstsein eingeprägt und man lauert nur auf eine passende Geleg­enheit, um der Tiere habhaft zu werden.

Griessingers Grundel zieht in mein Aquarium

Im Juni 2006 bot sich mir erneut die Gelegenheit zum Kauf. Dieses Mal war es sogar ein Pärchen, das zu einem vergleichs­weise zivilen Preis angeboten wurde. Warum ich davon ausgehe, dass es sich um ein Paar handelte, ist darin begündet, dass sich die beiden Grundeln sofort nach Einsatz suchten und gemeinsam im ausgewählten Unter­schlupf verschwan­den. Phänotypische Ge­schlechts­merk­male sind meines Wissens jedoch bisher nicht beschrieben. Beide Tiere massen etwa 2 cm und saßen bereits sechs Wochen in der Verkaufsanlage. Ernährt wurden die Tiere mit lebenden Artemia-Nauplien, Bosmiden, Fischeiern und selbst kleine gefrorene Artemia salina wurden gefressen, was eine Probefütterung zeigte. Dass die Aufnahme von Ersatz­nahrung nicht generell voraus­zusetzen ist, belegen Angaben von Pfleiderer (2003), der darauf hinweist, dass lediglich lebende Artemia-Nauplien gefressen wurden und auch Schmiedel (2006) beschreibt in seinen Ausführungen, dass er bis heute nicht weiß, was sein Pärchen Discordipinna griessingeri frisst, da er sie in seiner bis dato zweijährigen Pflege noch nie bei der Nahrungsaufnahme beobachtet hat. Nachdem das Grundelpaar an die neuen Wasserparameter angeglichen war, wurden sie vorsichtig in das 800 Liter Riffaquarium entlassen. Dies dankten mir die beiden Fischlein mit einem spektakulären Show­tanz: Neben den beschriebenen wellen­artigen Bewegungen der Brustflossen kam dem hinzu, dass die verlängerte Rücken­flosse wippend bewegt wurde. Auf und ab wurde sie bewegt und es schien, als würde sie, gleich einem Taktstock, nach einer nicht zu hörenden Melodie geschwungen. Während die beiden genannten Organe in der beschriebenen Abfolge in Bewegung gehalten wurden, begannen die Grundeln nun zusätzlich, sich hüpfend fortzubewegen; sie suchten offenbar einen sicheren Ort in der Dekoration. Da an dieser Grundel schein­bar alles in Bewegung war, konnte der Betrachter erahnen, wozu dieser Aufwand des Showtanzes betrieben wurde. Es scheint so, dass damit der Körperumfang vergrößert wird. Frank Schäfer (pers. Mttlg) vertritt außerdem die Auffassung, dass nach seiner Beobachtung eine giftige Nacktschnecke bzw. Plattwurm imitiert werden könnte. Diese als Zoomimese bezeichnete Nach­ahmung findet im Tierreich oft Verwendung. Außerdem konnte ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die rotfarbenen Körperbereiche, die in den Flossen verstärkt ausgebildet waren, als Warnfarbe dienten. Eine Fehlinterpretation, denn in der Natur erscheint die Farbe Rot in den Tiefen, in welchen diese Grundeln leben, als grau. Kaum war ein geeigneter Unterschlupf erreicht, waren beide Tiere verschwunden. Etwa auf nimmer wiedersehen?

Versteckt, versteckter, „am Verstecktesten“

Am nächsten Morgen konnte ich beide Tiere nochmals im Schein der Blaubeleuchtung entdecken. Die sofort gereichten Fischeier und Bosmiden wurden gierig aufge­nom­men, so sie in geeigneter Nähe am Maul vorbei trieben. Um dies zu erreichen, wurden jeweils 10 g des genannten Futters als Würfel direkt ins Wasser verabreicht. Mit dem Einschalten der Tageslichtbeleuchtung ver­schwanden die beiden charismatischen Grundeln in den Schutz der Dekoration. Noch einmal war es mir vergönnt, die beiden Discordipinna griessingeri zu Gesicht zu be­kommen. Etwa acht Wochen später konnte ich das Paar zu ähnlicher Uhrzeit praktisch an gleicher Stelle nochmals beobachten und füttern. Seit dieser Zeit allerdings sind sie verschollen. Nicht verwunderlich, denn Schmiedel berichtet, dass es zehn Monate gedauert hat, ehe er wieder eine seiner Griessingers Grundeln auftauchte.

Eine empfehlenswerte Art?

Die scheue Griessingers Grundel ist eine im Verborgenen lebende charismatische Schönheit, die sich nur selten ihrem Be­trachter zeigt. Dieses Verhalten lässt sich sowohl in kleinen Aquarien mit den Maßen 80 x 40 x 40 cm (Schmiedel 2006), als auch in einem 800 Liter Aquarium beobachten. Ständig zu sehen wäre sie nur in einem kleinen Aquarium ohne entsprechende Dekoration. Eine Haltung die ich nicht unterstützen würde, da sie nicht artgerecht ist und die gestresste Grundel keine natür­lichen Verhaltensweisen zeigen würde. Da diese Grundel aber territorial zu leben scheint, bleibt zumindest der Trost, dass der Aquarianer weiß, wo die kleinen Tiere auftauchen müssten, so sie denn einmal das Bedürfnis haben, ihren Unterschlupf zu verlassen. Eine andere Möglichkeit, die mir Dr. Thomas Heeger von Marine Fauna in einem Gespräch empfahl, wäre, die Anzahl der Tiere pro Aquarium zu erhöhen. Je mehr Paare in einem Aquarium leben, desto eher besteht die Möglichkeit, das eine oder andere Exemplar zu sehen. Eine interessante Ant­wort, deren Realisie­rung aber daran scheitert, dass Griessingers Grundel nicht nur optisch als Juwel bezeichnet werden kann, sondern auch durchaus preislich hier entsprechend mithalten kann.

Danksagung

Ich danke Herrn Peter Staudacher vom Riff Aqua-Zoo für die Beschaffung des Paares Griessingers-Grundel. F. Schäfer dankt Matthias Reising (Fa. Meerwasser-Reising, Alzenau-Wasserlos) für die Möglichkeit, in seiner Anlage fotografieren zu dürfen.

Joachim Frische

Literatur

Baensch, H. A. & Debelius, H. (1992): Meerwasser-Atlas – Band 1. Mergus Verlag, Melle. 1216 S.

Frische, J. (2004): „Kobolde im Korallenwald“ . Der Meerwasseraquarianer 8(1), 52-58.

Hoese, D. F. & Fourmanoir, P. (1978): Discordipinna griessingeri, a New Genus and Species of Gobiid Fish from the Tropical Indo-West Pacific. Japanese Journal of Ichthyology 25(1), 19-25.

Kuiter, R. H. & Debelius, H. (2006): Atlas der Meeresfische. Kosmos Verlag. Stuttgart. 720 S.

Pfleiderer, J. (2004): Griessingers-Grundel – eine extrem „rare“ Rarität. Der Meerwasseraquarianer 8(1), 7.

Schmiedel, P. (2006): http://www.reefsafe.de

Wikipedia (2006): http://de.wikipedia.org


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Dendropsophus leucophyllatus (Beireis, 1783)

Sicherlich einer der niedlichsten Laub­frösche überhaupt ist Dendropsophus leucophyllatus (früher Hyla leucophyllata). Die etwa 4 cm große Art ist allerliebst gezeichnet und ist, weil sie auch in der Natur einen weites Spektrum an Lebens­räumen besiedelt, von hoher Anpassungs­fähigkeit im Terrarium. Gerne siedelt D. leucophyllata in der Nähe von Gewässern, ein größerer Wasserteil sollte im Terrarium also vorgesehen werden. Die Pflegetem­peratur sollte zwischen 24 und 28°C liegen und täglich muss gesprüht werden.

 

Diese Laubfroschart legt ihre Eier außerhalb des Wasser an Blättern ab, die über der Wasseroberfläche hängen. Zur Zucht muss man in einem Bereg­nungsbecken eine heftige Regenzeit simu­lieren.


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Trachelyopterichthys taeniatus (Kner, 1858)

Zu den Trugdornwelsen (englisch: Driftwood catfishes) gehört diese hüb­sche, bis 15 cm lang werdende Art. Wissenschaftlich ist der unver­wechsel­bare Fisch aus Bolivien, Brasilien, Kolumbien und Venezuela bekannt, Trugdornwelse weisen einige Besonderheiten auf, so zum Beispiel ein so-genanntes Fettlid (englisch: adipose tissue), wodurch unbefangene Aqua­rianer leicht meinen können, der betrachtete Fisch habe eine Horn­haut­trübung aufgrund einer Verletzung.

Zum anderen haben – soweit bekannt – alle Trugdornwelse eine innere Befruchtung. Die Weibchen können also befruchtete Eier ohne Anwesenheit eines Männchens ab­legen. Bei einigen Arten ist zudem bekannt geworden, dass unbefruchtete Eier zurück­gehalten und lebensfähige Spermien gespeichert werden können. So können einmal befruchtete Weibchen ungünstige Lebensbe­ding­un­gen überdauern und anschließend ohne erneute Begattung durch ein Männchen befruchtete Eier legen. Leider sind die schönen Tiere streng nachtaktiv, so dass man in einem normalen Aquarium nur wenig von ihnen hat. Die Ernährung ist mit jedem übliche Fischfutter möglich.


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Wie entsteht eigentlich ein Bookazine?

Es sollte diese Woche in Ihren Briefkästen landen: das Bookazine No 5. Aber das wird sich leider noch um 2-3 Wochen verzögern. Der Grund hierfür ist menschlich: wie jedes Viech sind auch Redakteure und Autoren den Naturgewalten und gelegentlichen Erkrankungen unterworfen und in den letzten vier Monaten, in denen das Bookazine entstand, gab es davon mehr, als eingeplant werden sollte. Der Mensch plant und die Götter amüsieren sich darüber. So war das schon immer und so wird es auch bleiben. Aber lassen Sie uns die Gelegenheit nutzen, einmal hinter die Kulissen eines solchen klassischen Print-Mediums zu schauen. Wie entsteht ein Buch oder Magazin heute?

Der Anfang jedes Druckprojekts ist der gleiche wie seit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1450: die Idee. Es gibt etwas, das es wert ist, vielen Menschen mitgeteilt zu werden und zwar in gedruckter Form. Was das ist, wird im Fall eines Bookazines auf einer Redaktionskonferenz zusammengetragen. Print unterscheidet sich von neuen Medien – vor allem klassischem Internet und zunehmend You-Tube-Filmen – durch die Dauerhaftigkeit. Es heißt zwar immer, das Internet vergisst nichts – das mag zutreffen, bloß ist es eine Sache, dass etwas vorhanden ist, aber eine ganz andere, es auch zu finden. Ich persönlich habe das Internet erstmals zur Recherche des großen Aqualogs über Süßwasserrochen intensiv genutzt; das war vor ca. 25 Jahren. Die meisten der dann im Druck-Jahr 2000 als Referenz angegebenen Links funktionieren heute nicht mehr. Aber alle im Literaturverzeichnis angegeben Print-Publikationen sind nach wie vor einsehbar, egal ob sie aus dem Jahr 1760 oder 1999 stammen. Und einen zweiten großen Vorteil bietet Print: Geschwindigkeit und Komprimierung. Trotz Breitband-Übertragung und schneller Rechner kann man, wenn man eine Art bestimmen will, tausendmal schneller in einem Bestimmungsbuch nachschlagen, als dutzende von Webpages aufzurufen.

Also lautet die erste Frage bei unseren Redaktionskonferenzen: welche Fischgruppe soll vollumfänglich als Bestimmungshilfe dargestellt werden? Diesmal fiel unsere Wahl auf die Piranhas. Es gibt weder eine aktuelle wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Piranhas – die letzte erschien 1929 – noch besteht auf den spezialisierten Webpages über Piranhas (von denen es allerdings einige sehr gute gibt!) Konsens darüber, wie die Arten anzusprechen sind. Ich ahnte schon, dass das eine schwierig zu lösende Aufgabe sein würde. Ich wurde nicht enttäuscht…

Zunächst schaut man, wenn man eine aktuelle Checkliste aller wissenschaftlich beschriebenen Arten erstellen will, im „Eschmeyer“ nach. Das ist eine Online-Datenbank der California Academy of Sciences und nennt sich „Catalog of Fishes“ (http://researcharchive.calacademy.org/research/ichthyology/catalog/fishcatmain.asp). Im Eschmeyer werden alle existierenden wissenschaftlichen Fischnamen erfasst, die Literaturstelle angegeben, wo sie publiziert wurden, es wird angegeben, wo (falls vorhanden) der oder die Typ(en) deponiert sind und in welcher Sekundärliteratur eine Bewertung (gültig oder Synonym) des Taxons nach 1970 erfolgte. Unter dem Stichwort der Gattung „Serrasalmus“ werden im Eschmeyer z.B. 57 verfügbare, also nach den Regeln der Kunst erstellte, wissenschaftliche Artnamen aufgeführt. Die Piranhas gehören zur Familie der Serrasalmidae. Unter dem Stichwort Serrasalmidae werden 29 verfügbare Gattungsnamen angezeigt, darunter allerdings auch die pflanzenfressenden Pacus und Scheibensalmler, die im Zusammenhang mit dem Thema „Piranhas“ nicht ausführlich recherchiert werden müssen. Alles in allem ergibt die Startrecherche im Eschmeyer, dass zu 9 Gattungen alle Artbeschreibungen, inklusive der Synonyme, sowie die Sekundärliteratur zu überprüfen sind, alles in allem rund 150 wissenschaftliche Arbeiten unterschiedlichen Umfangs. Die Beschaffung dieser Literatur ist heutzutage nicht mehr ganz so aufwändig wie noch vor 10 Jahren, zahlreiche wissenschaftliche Online-Bibliotheken ersparen den Weg in die Senckenberg-Bibliothek nach Frankfurt, doch in einigen Fällen bleibt auch das nicht aus. Parallel hierzu werden alle in der aquaristischen Literatur erschienenen Arbeiten beschafft und eingesehen, wobei Erwin Schramls „Worldfish“, das jetzt nach vielen Jahren der Arbeit auch als Wiki verfügbar ist (http://wf-wiki.de/index.php/Hauptseite) eine enorme Arbeitserleichterung darstellt. Allein diese Vorbereitungsphase ist sehr zeitintensiv und kostet mehrere Monate; das wäre im Rahmen einer Bookazine-Vorbereitung gar nicht zu leisten, hätten wir nicht schon über 15 Jahre das Vorhaben auf der Agenda gehabt, ein Piranha-Buch bei Aqualog zu erstellen und schon sehr viel Literatur bereits durchgearbeitet. Auch meine wöchentlichen Bestimmungsarbeiten bei Aquarium Glaser sorgten dafür, dass ich stets auf dem laufenden blieb, wenn sich bezüglich der Piranha-Systematik etwas änderte. Doch selbst so musste ich gut vier Wochen mehrere Stunden täglich Literatur wälzen, um mich auf den neuesten Stand zu bringen.

Dann beginnt das Schreiben. Ursprünglich sollte die Piranha-Übersicht auch Teile über die Rolle der Piranhas in der Pop-Kultur und in ihrer Bedeutung in den südamerikanischen Heimatländern enthalten, allgemeine Kapitel über Pflege und Zucht etc. All das wurde vorbereitet, doch stellte sich beim Bearbeiten der Arten heraus, dass der Platz in einem Bookazine für eine solche vollumfängliche Darstellung der Piranhas einfach nicht ausreicht. Das Bookazine ist mit 144 Seiten kalkuliert und soll nicht nur ein Thema abhandeln. Also strichen wir diese allgemeinen Kapitel, die ja auch andernorts nachzulesen sind und konzentrierten uns auf den Bestimmungsteil, denn das gibt es nun einmal auf der ganzen Welt nicht: eine zusammenfassende Übersicht über alle gegenwärtig als gültig erachteten Piranha-Arten mit Hinweisen dazu, wie sie zu erkennen sind und Bildmaterial zu jeder Art!

Doch unser Zeitplan war jetzt schon am wackeln, denn die nicht zum Druck kommenden Kapitel hatten ja auch Zeit gekostet; sie sind nicht verloren, sondern werden in einem Piranha-Buch, das hoffentlich in naher Zukunft erscheinen kann, verarbeitet. Trotzdem hätten wir pünktlich fertig werden können, auch wenn damit nur die Vorarbeiten für einen Teil des Bookazines erledigt waren; die übrige übliche Redaktionsarbeit, also prüfen der Texte und Bilder auch der Artikel, die nicht zum Piranha-Teil gehören, muss ja auch erfolgen, dazu kommen die Layout-Arbeiten. In den über 20 Jahren, die wir das nun schon machen, hat sich herausgestellt, dass rund drei Stunden reine manuelle Arbeitszeit pro Druckseite zu kalkulieren sind, also bei 144 Seiten, also 432 Arbeitsstunden nur für Lettering und Layout. Natürlich geht auch mal eine Seite schneller, etwa eine Werbeseite, aber das mittelt sich wieder mit anderen, sehr zeitaufwändigen Seiten. Bei den Piranhas musste nun parallel das Bildarchiv durchsucht und nach neusten Erkenntnissen neu bestimmt werden. Bei Arten, von denn wir kein eigenes Bild besitzen, mussten Bildautoren gesucht und gefunden und die Publikationsrechte erfragt werden. Dann erfolgt die endgültige Bildauswahl, wobei es wichtiger ist, Abbildungen zu finden, die arttypische Merkmale bzw. innerartliche Varianzen zeigen, als rein nach ästhetischen Aspekten zu filtern. Hier die Balance zu finden ist sehr kniffelig; der Wissenschaftler – also ich – pfeift auf Ästhetik, wenn es um wissenschaftlich bedeutsame Merkmale geht, die Herausgeber – Verlagschef Wolfgang Glaser und Verlagsleiter Levin Locke – müssen aber auch darauf achten, dass der wirtschaftliche Aspekt nicht zu kurz kommt; zu viele hässliche Bilder dürfen nicht sein, das wäre Verkaufsgift und würde auch Protest bei den Werbepartnern provozieren. Mit Werbepartnern verbindet jedes Printmedium eine unauflösbare Symbiose. Ohne Werbung ist kein Printmedium finanzierbar, ohne Werbung kann keine Firma langfristig überleben. Im heiß umkämpften Werbemarkt muss man darum gerade auch bei Print darauf achten, dass die Werbepartner sich in einem seriösen, bei der Zielkundengruppe voll akzeptierten Produkt wiedererkennen.

 

Nachzuchttier des Scheltopusiks

Kurz und gut: in dem Bookazine, dass kommenden Montag in Druck geht, stecken rund 800 Arbeitsstunden, nicht gerechnet die schon über Jahre im voraus geleistete Arbeit. Dafür bekommen Sie, lieber Leser, aber auch wirklich etwas geboten: ein fantastischer, so noch nie dagewesener Artikel über die Biotope der Flusslandschaften des Niger mit Vorstellung seiner faszinierenden Fische und wie man sie im Aquarium pflegt; ein Mut machender Artikel über ein Rettungsprogramm für eine vom Aussterben bedrohte, nur sehr lokal vorkommende Art der Regenbogenfische in Australien; alle Piranha-Arten auf 72 Seiten, und auch die etwas kürzeren Beiträge machen uns stolz: Oliver Knott beschreibt das Layout seines Strömungsbeckens und für die Terrarianer haben wir einen Zuchtbericht – den zweiten in der Literatur überhaupt! – über die größte Echse Europas im Terrarium, des Scheltopusiks, plus ein Kommentar zur korrekten Benennung. Artenportraits besonders hübscher Raritäten, die gegenwärtig im Handel vorhanden sind, aktuelle Informationen über die neue Salamander-Notverordnung der EU, Kuriositäten rund ums Hobby und leider in dieser Ausgabe auch drei Würdigungen verstorbener, herausragender Persönlichkeiten. Damit dies möglich wurde hat der Verleger nochmal zusätzliche 16 Seiten spendiert, so dass das Bookazine No5 nun ausnahmsweise – ohne Aufpreis! – 160 Seiten Umfang hat. Dafür, so hoffen wir, verzeihen Sie uns die Verspätung beim Druck und auch, dass der Franky Friday heute mal eine Franky Saturday wurde!

Ihr

Frank Schäfer

PS: Abonnenten des Bookazine dürfen sich freuen: auch dieser Ausgabe liegt wieder, exklusiv für Sie, ein tolles Faltposter bei, diesmal mit den schönsten Piranha-Arten und ein Jahreskalender mit 12 Highlights als Kalenderbildern.


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Thaipotamon chulabhorn

Anfang Oktober 2006 erreichte eine Sendung von Süßwasserkrabben aus Thailand Aquarium Glaser, die erstmals eine noch unbekannte Art enthielt. Es waren farbenprächtige Tiere, die in einer roten und einer blauen Farbform auftraten. Von beiden Farbvarianten gab es Männchen und Weibchen (bei Krabben ja immer leicht an der Form des Pleons, also des unter den Bauch geschlagenen Hinterleibs, zu erkennen). Zunächst wurden sie provisorisch als Demanietta sp. bezeichnet, da der Krabbenspezialist Dirk Brandis, der uns sonst gerne bei der Bestimmung von Krabben hilft, vorübergehend nicht erreichbar war.

Zwischenzeitlich hat D. Brandis aber Exemplare erhalten und konnte sie erfolgreich als Angehörige der Gattung Thaipotamon bestimmen. Am stärksten erinnern sie an Thaipotamon chulabhorn, eine erst 1993 beschriebene Art.

Die Gattung Thaipotamon enthält amphi­bisch lebende Arten, die ausschließlich in Süßwassergebieten vorkommen. Sie sind vom Meer vollkommen unabhängig gewor­den. Auch für die Entwicklung ihrer Jungtiere brauchen sie die salzigen Fluten nicht. Die Jungen entwickeln sich direkt in den Eiern, die das Muttertier unter ihrem Pleon trägt, zu fertigen kleinen Ebenbildern ihrer Eltern.

Thaipotamon chulabhorn wurde bisher nur in einem einzigen Sumpfgebiet im Norden Thailands nach­gewiesen. Dort lebt sie in Erdhöhlen, die sie normalerweise nur nachts verlässt. Die Tiefe der Erdhöhlen ist unter­schiedlich und hängt mit dem Verlauf der Jahreszeiten zusammen. In der Trockenzeit können sie bis zu einem Meter tief sein, in der Regenzeit sind es oft nur 30 Zentimeter. Trächtige Weibchen werden in den Monaten November und Dezember gefunden.

Benannt wurde die Art zu Ehren der thailändischen Prinzessin Chulabhorn an­läss­lich deren 36sten Geburtstag.

Im Gegen­satz zu den meisten anderen Krabbenarten, die in Thailand grundsätzlich als Berei­cherung des Speisezettels gesehen werden, haben Thaipotamon chulabhorn es gut: weil das Sumpfgebiet, in dem sie leben, als heiliger Ort gilt, werden sie von der einheimischen Bevölkerung nicht verzehrt. Auf der internationalen Roten Liste der bedrohen Tier- und Pflanzenarten (IUCN) wird Thaipotaman chulabhorn als „nicht gefährdet“ geführt.

Im Terrarium sind die sehr attraktiven Krabben gut haltbar. Untereinander sind sie friedfertiger, als man das von vielen anderen Krabben her kennt. Man pflegt sie in feuchten Terrarien mit einer Bodenschicht von etwa 15 cm Höhe. Ideal ist es, Erde aus Buchenwäldern für die Bodenfüllung zu verwenden. Die Boden reagiert im sauren pH-Bereich und ist mit einer großen Menge Mikrolebewesen besiedelt. Dadurch fault der Boden nicht und die Exkremente der Krabben werden sofort ver­wertet. Man hält den Boden nur leicht feucht, keinesfalls nass. Als Trink- und Bade­gelegen­heit stellt man einen Napf aus glasiertem Ton in das Terrarium.

Die Krabben sind buch­stäb­lich Allesfresser, so dass ihre Ernährung keinerlei Pro­ble­me bereitet. Totes Laub – am besten von Bu­che und Eiche – sollte im­mer zur freien Auf­nah­me im Terrarium zur Ver­fü­gung stehen, es stellt einen gro­ßen Teil der Nahrung dar. Im Gegensatz zum Frei­leben bauen die Krabben im Terra­rium kaum Höhlen. Als Ver­stecke nutzen sie lieber Rin­den­stücke etc., was ihre Pflege sehr erleich­tert. Diese wunder­schönen Krabben sind somit als ideale Terrarientiere zu bezeichnen.

Frank Schäfer

Literatur:

Naiyanetr, P. (1993): Thaipotamon chulabhorn n. sp., a new freshwater crab from Thailand (Decapoda, Brachyura, Potamidae). Crustaceana 65 (1): 1-7


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Sumatra – Heimat der Prachschmerle

Seit Jahren suchte ich nach den Orten, an denen die Prachtschmerle gefangen wird. Obwohl die Region an sich gut bekannt ist, ist es nicht so einfach, den exakten Fangort zu eruieren. Und jedesmal, wenn mir das gelungen war, kam etwas dazwischen, so dass ich die Expedition nicht antreten konnte. Entweder war es nicht die richtige Jahreszeit, oder es stand eine Wahl an oder es war einfach zu dem Zeitpunkt nicht möglich, das Fanggebiet aufzusuchen.

Der Pijoan, im Vordergrund Samppangs.

Es ist einfach faszinierend, sich vor­zustellen, wie Millionen von Pracht­schmerlen in relativ kurzer Zeit gefangen werden und das ohne, dass es Anzeichen von Überfischung gäbe. Und das geschieht lediglich an drei Plätzen auf der ganzen Welt. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, das je mit eigenen Augen zu sehen, als die AQUARAMA 2003 in Singapur überrschend auf den Oktober verschoben wurde. Da witterte ich meine große Chance. Mein alter Freund Fong Ching Loon von Aqua Fauna Industries in Singapur sagte mir, dass Thomas in Jambi mir den richtigen Platz zeigen könne. Ich kannte Thomas nicht und war auch noch nie in Jambi, aber ich zögerte keinen Moment. Ich sollte Thomas am Flughafen Changi tref­fen, von wo aus wir zusammen reisen woll­ten. Allerdings verpasste Thomas beinahe den Flieger und für einen Moment sah es so aus, als müsste ich allein nach Jambi fliegen. Thomas entpuppte sich als einer von zwei Thomassen, es gab Vater und Sohn. Junior arbeitet in Singapur, Senior in Jambi. Dort kamen wir sicher an und dank meiner neuen Freunde kam ich problemlos durch den Zoll. Thomas senior hatte eine große Fischfarm in Jambi und war ein echter Experte, was die Fische seiner Heimat betraf. Ich erklärte ihm, woran ich interessiert war und wurde gleich bitter enttäuscht – es war keine Saison für Prachtschmerlen! Ich musste also Plan B anwenden.

Der „Indonesische Helikopter“.

Glücklicherweise ist die Pracht­schmerle nicht der einzige interessante Fisch dort und so sagte ich Thomas, dass ich sehr an der endemischen Kampffischart Betta falx interessiert sei. Das war nun glücklicherweise gar kein Problem. In der ersten Nacht in Jambi studierte ich die Literatur über die Fische Indonesiens, die Thomas mir geliehen hatte und am nächsten Morgen ging es los zum ersten Trip. Wir nahmen einen Samppang und ab gings zum Pijon River, der zum Batang Hari-Einzug gehört. Wir fuhren flußaufwärts zu zwei überfluteten Waldseen, dem Soak Padang und dem Soak Dali. Uns begleiteten Ridding, ein professioneller Zierfischfänger, und sein Sohn, der ebenfalls in dieser Kunst aus­gebildet war. Überall entlang des Flusses sahen wir „Indonesische Helikopter“, jene gewaltigen Schöpfnetze auf Flößen, die nur darauf warteten, dass die Fische begannen zu wandern. Das würde mit dem Hoch­wasser einsetzen; dann würden die Fischer die Flöße erklimmen und dort fischend bleiben, bis alles vorüber wäre. Innerhalb von ein paar Wochen würden sie gewaltige Mengen Speisefische, Millionen von Pracht­schmerlen und alles mögliche andere aus dem schnell dahinströmenden Pijoan fischen.

Fundort von Betta falx und vielen anderen Fischen bei Soak Padang.

Jetzt, in der Zeit vor dem Steigen des Wassers, war von Prachtschmerlen nichts zu entdecken. Im Uferbereich fanden wir allerdings Schmerlenfallen, das sind Bam­bus­stücke mit einem seitlichen Loch, die an Ästen befestigt sind. Nachts sind die Prachtschmerlen auf der Suche nach einem netten Versteck, sie schlüpfen in die Bambus­röhren, wo sie die Fischer morgens nur einzusammeln brauchen.

Mit solchen Fallen werden die begehrten Pracht­schmerlen gefangen.

Wenn Sie die Originalbeschreibungen von sumatranischen Fischen lesen, werden Sie oft über den Namen des Pijoan stolpern. Er ist einer der Flüsse, in denen Prachtschmer­len leben. Wie schon erwähnt handelt es sich beim Pijoan um einen Nebenfluß des gewaltigen Batang Hari, eines der Haupt­ströme Sumatras und einer der wenigen Flüsse der Insel, die nach Osten fließen. Wir hielten da und dort an, um zu fischen, doch erwischten wir nur wenige Arten. Das sah mir so gar nicht nach einem Betta-Biotop aus und ich war ein wenig besorgt des­wegen. Ich war drei mal in Sabah, um dort Betta chini zu finden. Ich traf eine Menge Leute, die den Fisch kannten, ich traf sogar den ehrenwerten Professor Chin, nach dem die Art benannt wurde, aber den Fisch fand ich kein einziges Mal. Tatsache – ich traf nicht ein einziges Mal jemanden, der Betta chini lebend gesehen hatte. Der Pijoan war groß, die Seen dehnten sich weit aus, vermutlich würde ich bezüglich Betta wieder in die Röhre gucken.

Mit einem Netzzug fingen wir hunderte junge Channa micropeltes.

In Soak Dali stieß Ridding plötzlich einen Schrei aus, daraufhin wendete sein Sohn das Boot und plötzlich war das Netz voll mit jungen Schlangenkopffischen, Channa lucia. Sie schwammen in einer großen Schule unmittelbar unter der Wasseroberfläche und waren ein leichter Fang. Und plötzlich war das Netz voll mit einer anderen Art, diesmal waren es junge Channa micropeltes. Mit zwei Schlägen des Handnetzes hatten wir tausen­de Fische. Dies versprach ein guter Tag zu werden.

Betta falx, das Objekt meiner Begierde.

Wir fuhren weiter nach Soak Padang und nach einer kleinen Mahlzeit in den Samp­pangs stiegen wir ins Wasser. Das war etwas! Betta falx war die häufigste Art in der Vege­tation unter den Bäumen, wo das Wasser flacher als 50 cm war. Zusammen mit diesen Kampffischen fingen wir Parosphronemus sumatranus, Gymnochanda filamentosa, die Süßwassernadel „kili buaja“, Nandus nebulosus, schwarzgestreifte Welse (Pelteo­bagrus ornatus), verschiedene Bärblinge und Barben. Die Dornaugen (Pangio sp.) waren bemerkenswert variabel in der Zeichnung. Ich glaube trotzdem, dass alles die gleiche Art war und vermute, es handelte sich um Pangio semicinctus.

Parosphronemus sumatranus, eine weitere Laby­rinth­fisch-Kostbarkeit von Saok Padang.

Zurück beim Sindo Aquarium konnten wir auch noch alle Fischarten sehen, die wir an diesem Tag nicht erwischt hatten. Die fantastischen Prachtschmerlen von Jambi, große Drachenkugelfische (Tetraodon palem­bangensis), meinen häßlichen Liebling Chaca bankanensis, halbmeterlange Feuer­stachelaale (Mastacembelus erythrotaenia) mit großartigen Farben und jede Menge Barben, Bärblinge und Welse.

Lunch auf dem Samppang.

Jambi hatte sich als ein großartiger Platz zum Fischefangen erwiesen. Dabei ist der Pijoan nicht das einzige lohnenswerte Ziel, viele andere Orte locken mit speziellen Fischarten und versprechen Überraschungen. Nicht weit am Sungai Mada entlang bringt einen der Fluß Mada zu einem treibenden Floß, wo man einen Fischer antrifft, der vom Wallago-Fang lebt. Dieser riesige Wels, 10 kg sind nicht unüblich, wird an einen Groß­händler verkauft, der sie in ganz Jambi an Restaurants vertreibt, manche kommen sogar bis Jakarta. In Kamppong Sintang leben die Leute vom Fang viel kleinerer Fische aus dem Mada. Hier kann man große Samppangs mit Motoren mieten, die jedes Ziel auf dem Fluß ansteuern können. Das sind wahre Schnellboote und ihre Führer kennen die guten Plätze.

Jambi hat dem Aquar­ianer sicher einiges zu bieten. Ich hoffe für Sie, dass Sie selbst einmal diese auf­regende und voller Neuent­dec­kun­gen stecken­de Provinz Su­matras kennen lernen kön­nen. Jambi hat ver­mutlich mehr Über­raschungen zu bieten, als man derzeit ahnt.

Tor Kreutzmann


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Blauaugen-Panaque

Der Blauaugen-Panaque besitzt einen dunkelgrauen Körper und – wie sein Name andeutet – schöne blaue Augen. Jeder stimmt darin überein, dass es ein eindrucksvoller Fisch ist. Aber…über welchen Blauaugen-Panaque sprechen wir eigentlich?

Der Blauaugen-Panaque war in den 1980er Jahren ein häufiger und beliebter Aquarienfisch.

Traditionsgemäß wurde der Fisch, den wir als Blauaugen-Panaque gekannt haben, wissenschaftlich als Panaque sutto­norum bezeichnet, eine Art, die von Schultz 1944 unter diesem Namen be­schrie­ben wird. Diese Art stammt aus den öst­lichen und westlichen Zuflüssen des Maracaibo­sees in Venezuela. Ein zweiter Blauaugen-Panaque, dieses mal aus den Cauca und Magdalena Flüssen in Kolum­bien ist eben­falls gut bekannt. Dieser `andere‘ Blauaugen-Panaque wird als P. cochliodon (Steindachner, 1879) bezeichnet. Zusätzlich wird häufig ein `dritter‘ Panaque in der Aquariumliteratur ange­trof­fen: P. suttoni.

Schultz’s „Verdopplung“

Überprüft man die entsprechende Literatur, stellt man fest, dass P. suttoni und P. suttonorum vom selben Autor, Leonard Schultz, im selben Jahr – 1944 – beschrieben wurden. Beschrieb er folglich zwei verschie­dene Fische… oder machte er einen Fehler…oder was? Die Antwort ist interes­sant, weil sie genau zeigt, wie vorsichtig man sein muss, wenn man Tiere und Pflanzen benennt. Wenn ein Fisch nach einem Mann benannt wird, muss der lateinische Name auf einem „i“ enden; wenn er nach einer Frau benannt wird, muss er auf „ae“ enden. Jedoch nannte Schultz die neuen Fische nach einem Herrn und einer Frau Sutton aber listete den Namen unter dem männlichen „Kenn­zeichen“, was selbst­verständlich falsch ist. Die Richtlinien der Nomenklatur geben vor, dass in den Fällen wo ein Fisch nach einem Mann und einer Frau benannt wird, er auf „orum“ enden muss, folglich P. suttonorum anstatt P. suttoni heißen muss. Zwar löst dies das mögliche Durcheinander zwischen diesen zwei Namen, es lässt die andere Frage, ob wir uns mit ein oder zwei Blauaugen-Panaques beschäftigen aber weiter offen.

Blauäugige Unterschiede

In der ursprünglichen Beschreibung von P. suttonorum, wird von dieser Art erwähnt, dass Jungtiere weiße Spitzen in den Brust- und Bauchflossen haben sollen. Von der Rückenflosse wird gesagt, dass sie einen weißen Rand hätte und es gibt einen weißen Balken auf dem Schwanzstiel, d.h. dem Körperteil, wo die Schwanzflosse angesetzt ist. Die Schwanzflosse selbst wird mit einem weiß gefärbten Zentralbereich beschrieben und weißen Flossenstrahl­spitzen; diese Flosse hat auch dunkle Flecke, die auch gegen die allgemein graue Färbung des Körpers wahr­nehmbar sind. Wenn wir jedoch diese Eigen­schaften mit denen der Fische vergleichen, die wir traditionsgemäß als P. suttonorum ange­sehen haben, gibt es einen markanten Unterschied: Wir finden keine weißen Zeich­nungen, auch nicht bei Jungfischen. Der von Aquarianern gepflegte P. sutto­norum ist überall gleich­mäßig grau – außer den blauen Augen selbst­verständlich. Schultz erwähnt übrigens keine blauen Augen, aber seine erwachsenen Belegtiere sind ebenfalls „gleichmäßig gräu­lich; die Bauchhaut düster“. Andererseits, P. cochlio­don ist einheit­lich grau (mit blauen Augen). Infolge­dessen, hat es gegeben… und gibt es immer noch… eine beträchtliche Menge an Aus­einan­dersetzungen betref­fend der tat­säch­lichen Identität der im Aquarium gepflegten Blauaugen-Panaques. Was die Debatte weiter anheizt ist die Tatsache, dass keine Panaques aus der Maracaibosee-Region importiert werden, der Heimat von P. suttonorum. Sie wurde auch nicht von Numrich & Lucanus gefunden als diese 2001 versucht hatten, sie an ihren Originalfundorten wieder zu fangen; auch war dieser Fisch bei den dort ansässigen Fischern nicht bekannt. Folglich glauben viele jetzt, dass der Blau­augen-Panaque, der über viele Jahre inner­halb der Liebhaberei bekannt war, über­haupt nicht P. suttonorum ist, sondern P. cochliodon. Es gibt auch eine (wachsende) Zahl von Leuten mit der Meinung, dass beide „Arten“ tatsächlich nur eine Art sein könnten. „Offiziell“ werden aber beide als verschiedene Arten betrachtet. Trotz dieser Unein­deutigkeit weist der gegen­wärtige Trend in die Richtung, beide Fische als zu einer Art gehörend zu betrach­ten und, da P. cochliodon zuerst beschrieben wurde, ihr Name dann Vorrang vor P. suttonorum hätte.

Seit Jahrzehnten werden Blauaugen-Panaque nur noch vereinzelt und zu hohen Preisen angeboten.

Aquarium-Haltung

Blauaugen-Panaques sind nicht immer einfach in der Eingewöhnungsphase. So­bald diese Zeit jedoch überwunden ist, sind sie langlebige Fische, die über viele Jahre gehalten werden können. Über die Zucht im Aquarium ist bis jetzt nicht berichtet worden, aber dies könnte zur gegebenen Zeit noch kommen. Bedenkt man, dass diese Fische bis zu 30 cm groß werden können, ist ein entsprechend geräumiges Aquarium Voraus­setzung. Die Tiere sollten einzeln gehalten werden, da sie sehr territorial sind. Irgendein Unterschlupf sollte auch zur Verfügung gestellt werden, wo die Fische während des Tages ausruhen können (ihrer Gewohnheit entsprechend sind sie über­wiegend nachtaktiv). Das Wasser sollte gut gefiltert und stark mit Sauerstoff ange­reichert werden. Tropische Tempera­turen im Mittel­bereich (um 24ºC) sind ausreichend. Die Nahrung sollte auf Gemüse basieren, in der Natur fressen Blauaugen-Panaques vor allem Holz. Für die Verdauung ist es wichtig, dass sie auch im Aquarium Holz zum abraspeln erhalten. Eine protein­reiche Nahrung sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Panaque sp. L191, die einzige aquaristisch bekannte Panaque-Art mit einer im Jugendkleid weißen Binde auf dem Schwanzstiel. Laut Werner stammt sie aus dem Rio Caguán, einem Zufluss des oberen Rio Caquetá in Kolumbien.

John Dawes


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Die Wasserfeder, Hottonia palustris

Zu den schönsten Wasserpflanzen überhaupt gehört die Wasserfeder, auch Sumpfprimel genannt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Hottonia palustris und sie ist sowohl im Aquarium wie auch im Gartenteich ein echter Blickfang.

Verbreitet ist die Wasserfeder in Europa und Nordasien. Sie lebt vor allem in moorigen Gebieten mit weichem und sauren Wasser, also dort, wo auch Torfmoose (Sphagnum) gedeihen. Aufgrund ihrer Verbreitung schätzt die Wasserfeder Temperaturen über 25°C nicht sonderlich und braucht viel Licht sowie CO2-Düngung, um bei hohen Temperaturen einigermaßen zufriedenstellend zu gedeihen. Im Zoofach­handel wird die Sumpffeder häufig irrtüm­lich als ”Hottonia inflata” angeboten.

Ein großer, blühender Bestand der Hottonia.

Verwendung im Gartenteich

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Hottonia im Gartenteich zu kultivieren. Man kann sie zum einen im Uferbereich bei nur wenigen Zentimeter hohem Wasserstand wachsen lassen. Dort bildet sie dann nicht selten Überwassertriebe aus (=emerse Wuchs­form). Sehr schön wird die Sumpffeder aber, wenn man sie in 40-60 cm tiefem Wasser ansiedelt. Im Winter bilden sich dann riesige Quirle mit gut 15 cm Duchmesser, die fantas­tisch aussehen, zumal im Winter ja die meisten anderen Pflanzen einziehen. Der größte Feind der Wasserfeder sind Algen, doch verträgt sie auch die Konkurrenz anderer, starkwüchsiger Pflanzen nicht gut. Man sollte sie nicht zu intensiver Sonnen­bestrahlung aussetzen, denn das fördert das Algenwachstum zu sehr. Ein halbschattiger Standort ist für die Hottonia daher ideal. Warnen muss man des weiteren vor inten­sivem Fischbesatz. Viele Fische fressen die zarten Triebe an, andere wühlen beim Grün­deln den Bodenschlamm auf, der sich dann auf die Blättchen setzt und die Pflanze absterben lässt. Ideal zum Fischbesatz sind Moderlieschen (Leucaspius delineatus), Stich­linge (Gasterosteus und Pungitius) oder Bitterlinge (Rhodeus). Achten Sie ferner darauf, dass sich nicht zu viele Schnecken und Köcherfliegenlarven in Ihrem Teich tummeln, denn diese können arge Pflanzen­zerstörer sein.

Blühende Hottonia palustris

Verwendung im Aquarium

Im Kaltwasseraquarium ist die Hottonia eine relativ anspruchslose, gut wüchsige Pflanze. Ideal ist es, wenn man ihre natürlichen Lebensbedingungen nachahmt und ihr weiches, torfgefiltertes Wasser bietet. Ein leichter Gelbstich des Wassers schadet dabei nicht, doch darf man den regelmäßigen Teilwasserwechsel nicht vernachlässigen, damit das immer dunkler werdende Wasser nicht zuviel Licht schluckt, denn Hottonia ist im Aquarium vergleichsweise lichthungrig. Wie bei allen feinfiedrigen Pflanzen wird übermäßige Filterung ebensoschlecht ver­tragen, wie das Belüften mit Aus­strömer­steinen, die einerseits das CO2 austreiben und andererseits dafür sorgen, dass sich feinste Schwebeteilchen auf den Pflanzen absetzen. Dass ihnen das nicht gut tut, hatten wir ja schon.

Gute Beleuchtung und eine CO2-Düngung erlauben aber auch eine Verwendung der Sumpffeder im Warmwasseraquarium; wesentlich über 26°C sollte die Temperatur jedoch nicht liegen. Die Pflanze ist dort außerordentlich schnellwüchsig. Die Beleuchtungsdauer sollte Langtag-Bedingungen simulieren, bei weniger als 12 Stunden Beleuchtung richten sich viele Pflanzen auf den Winter ein. Vermutlich ist in diesem Detail der Grund für das Scheitern der Kultur zu suchen, denn Winter-Stoffwechsel bei hohen Temperaturen bringt die Pflanzen zum Absterben. Auch wenn die Hottonia einen großen Teil ihrer Nährstoffaufnahme über die Blattflächen decken kann, wächst sie bei Lehmzusätzen im Bodengrund doch deutlich besser. Vor allem im Wurzelbereich sind ein niedriger pH-Wert bedeutungsvoll; Soil und/oder Torf (wobei man bei letzterem darauf achten muss, dass es sich um sauren Weißtorf handelt) helfen, ein reduzierendes Bodenklima einzustellen, ohne dass sich unter Sauerstoffabschluss Fäulnisbereiche bilden.

In mäßig warmen Aquarien – hier einem Paraguay-Aquarium mit jugendlichem Salminus – wächst die Sumpffeder am liebsten.

Vermehrung

Obwohl die Sumpffeder im Gartenteich leicht und wunderschön blüht, erfolgt die Vermehrung drinnen wie draußen am besten durch Stecklinge, die nicht zu kurz sein dürfen. Eine Länge von ca. 10 cm hat sich bewährt.

Viele Wasserpflanzengärtnereien bieten Hottonia an, so auch Tropica.

Alles in allem ist Hottonia palustris eine der heimischen Wasserpflanzen, die man einfach kennen sollte. Sie in der Natur zu entdecken, bedeutet ein selten gewordenes Biotop gefunden zu haben. Wildwachsende Bestände sollte man unangetastet lassen, es gibt die Hottonia von allen Wasserpflanzengärtnereien zu moderaten Preisen zu kaufen.

Frank Schäfer


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Ballerina Guppys

Die Messe AQUARAMA war viele Jahre die Gelegenheit für die Züchter in Singapur, ihre besten Tiere und neuen Zuchtformen zu präsentieren. Eine der Neuheiten auf der AQUARAMA 2003 war der völlig neue Stamm Guppys, der von der in Singapur ansässigen Firma Teo Way Yong & Sons erzüchtet wurde.

Ballerina Guppys können von den normalen Singapur-Guppys leicht an­hand der Schwanzflossenform unter­schie­den werden. Bei den anderen Guppys ist diese Flosse delta-förmig, also schmal am Schwanzstiel und sehr breit am Ende der Flosse. Bei Ballerina Guppys ist die Schwanzflosse schaufelförmig. An der Basis der Flosse ver­läuft sie scharf nach oben bzw. unten, wie bei dem Ansatz einer Schaufel, also dort, wo man den Fuß ansetzt. Die hintere Kante der Flosse ist rund. Diese Guppy-Variante war in verschie­denen Farbmustern erhältlich: Multi-spotted Glass Tail, Tuxedo Cobra, Red Cobra, Green Cobra, Blue-spotted und Blue Metallic. Diese Guppys wurden zum Schutz gegen durch Vögel übertragene Krankheiten in Innen­räumen gezüchtet und in ein Impf­schutzprogramm ein­gebunden.

Heute, 15 Jahre später, spricht man nicht mehr von Ballerina-Guppys, sondern von Halfmoon Guppys, da sich der Begriff des „Halfmoon“ durch die Zucht von entsprechenden Schleierkampffischen allgemein für solche Schwanzflossenformen durchgesetzt hat. Die Fische sind unter den Guppyzüchtern aber eine Randerscheinung geblieben und auch kaum jemals im Zoofachhandel zu finden. Ob man das nun gut findet oder bedauert, ist eigentlich egal. Zuchtformen von Zierfischen sind fester Bestandteil der Kultur der Tierdomestikation und sollten dokumentiert sein.

Frank Schäfer


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Salamandra algira Bedriaga, 1883 – der Algerische Feuersalamander

Die Echten Salamander (Gattung Salamandra) gehören seit Anbeginn der Terraristik zu den beliebten Pfleglingen. Sie vereinigen alle Vorzüge eines idealen Terrarientieres in sich: Anspruchslosigkeit, attraktives Aussehen und ein ruhiges und ausgeglichenes Gemüt.

Der Feuersalamander bewohnt eines der größten Verbreitungsgebiete aller Amphibienarten weltweit. Während der Eiszeiten wurde ein Areal von Nordafrika über ganz Europa bis ins westliche Asien hinein besiedelt. Feuersalamander brauchen kühle, feuchte Lebensräume. Nach dem Ende der Eiszeit wurden daher in dem riesigen Siedlungsgebiet viele Populationen vonein­ander getrennt, weil dazwischenliegende Landstriche für Feuersalamander unbe­wohnbar wurden. Diese isolierten Vor­kommen werden heutzutage meist als eigenständige Arten angesehen, während sie früher eher als Unterarten eingestuft wurden. Heute bezeichnet man nur noch solche Feuersalamander als Unterarten, die sich mit benachbarten Populationen in einem Übergangsgebiet vermischen und dort Tiere vorkommen, die keiner Unterart zweifelsfrei zugeordnet werden können.

Formenvielfalt

Es gibt in Europa zahlreiche Unterarten Arten von Feuersala­man­dern. Sie unterscheiden sich durch ihre Größe, ihre Färbung und ihre Lebensweise voneinander. Zwar bekommen alle Feuersalamander lebende, fertig entwickelte Junge, doch unterscheiden sich die Neuge­borenen je nach Art/Unterart in ihrem Ent­wicklungsgrad. Manche Spanischen Feu­er­­salamander bringen z.B. Jungtiere zur Welt, die bereits ohne äußere Kiemen perfekte Kopien ihrer Eltern sind. Damit sind diese Populationen vom Wasser weitgehend un­ab­hängig geworden. Die meisten Feuer­salamander setzen ihre Jungtiere aber noch mit äußeren Kiemen in die Welt. Dazu müssen die Weibchen das Wasser aufsuchen, worin sich die Larven fertig entwickeln. Die Paarung erfolgt allerdings an Land und erwachsene Feuersalamander verabscheu­en regelrecht Wasser, das tiefer als wenige Zentimeter ist. Im Terrarium ertrinken Feuer­salamander sehr leicht, weshalb die Bade­schale immer klein und flach sein muss.

Kühle Gesellen

Der Algerische Feuersalamander wird gegenwärtig als eigene Art angesehen. Er besiedelt berg­ige Regionen in Nordafrika, wo es feuchte Wälder gibt. Die Larven werden mit äußeren Kiemen geboren und oft in stehendem Wasser oder Zisternen abgesetzt. Ein Terra­rium für diese hübschen Burschen sollte als Waldterra­rium mit Farnen und Moosen eingerichtet werden. Einige größere Rinden­stücke bieten Versteckmöglichkeiten. Gefüttert wer­den die Salamander am besten mit kleinen Nacktschnecken und Regenwür­mern. Da Feuersalamander sehr rasch zahm werden und sich an das Füttern von der Pinzette gewöhnen, kann man einge­wöhnten Tieren auch Heimchen reichen, die sonst nur schwer von den langsamen Salamandern erbeutet werden können. Die Temperatur im Terrarium sollte 20-22°C nicht für längere Zeiträume überschreiten, eine Heizung erübrigt sich also.

Frank Schäfer


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Eine Putzergarnele im Süßwasser!

Putzersymbiosen aus dem Meer kennt man in Hülle und Fülle. Dort unterhalten z.B. kleine Lipp­fische der Gattung Labroides regelrechte Putzerstationen, aber auch zahlreiche Garnelen-Arten betä­tigen sich als Ge­sundheits­polizei und dürfen zwischen den nadelspitzen Zähnen auch großer Raubfische ungestört ihrer Reinigungs­tätigkeit nach­gehen. Im Süßwasser kennt man bis­lang kaum derartige Lebens­gemein­schaften. Eine Ausnahme ist der ohnehin in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Bitterling (Rhodeus amarus), der gelegentlich beim Putzen von Barschen (Perca fluviatilis) beobachtet wird.

Die Glasgarnele aus Paraguay beim Putzen eines Corydoras sp.. Zum besseren Erkennen wurde der ”Putzbereich” im Bild aufgehellt.

Die nun erstmals beobachtete und dokumentierte Putzertätigkeit einer Süßwassergarnele ist daher aus­gesprochen bemerkenswert. Wie so oft spielte der Zufall bei der Entdeckung dieses Sachverhaltes eine entscheid­ende Rolle. Ich hatte gerade eine zier­liche ”Glasgarnele” (vermutlich ein Ange­hör­­iger der Gattung Macrobrachium), die als Beifang mit kleinen Welsen aus Paraguay mitgekommen war, im Fotobecken, als kurzfristig ein neu importierter Langschnäuzer-Panzerwels fotografiert werden musste. Langschnäuzer gelten generell als ein wenig empfindlich und so wollte ich so wenig Stress wie möglich aufkommen lassen. Also, so dachte ich, das Garnel­chen wird schon nicht stören und setzte die Welse kurzerhand in das Fotobecken. Leider waren die Tiere vom langen Transport noch etwas geschwächt und so mussten sie statt der geplanten paar Stunden ein paar Tage im Fotobecken bleiben. Schließlich kam der Tag, an dem sie für die Nachwelt festgehalten werden sollten. Ich schaltete das Licht über dem Aquarium ein, brachte die Kamera in Anschlag und fing an. Zu meinem Ärger kroch ständig die Garnele ins Bild. Zunächst verscheuchte ich sie mit einem Stöckchen, doch das Tier blieb hartnäckig. Schließlich gab ich auf. Und nun beo­bachtete ich, dass die Garnele ziel­ge­richtet auf den Panzerwels zukroch und anfing, ihm Hautfetzchen von der Schnau­ze zu picken. Der Panzerwels blieb dabei völlig regungslos liegen und genoss die Prozedur sichtlich!

Die Garnele in Nahaufnahme.

Frank Schäfer


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