Mamma mia – Bellamya & Co.!

Immer wieder einmal werden interessante tropische Süßwasser-Schnecken für das Aquarium importiert. Ganz aktuell ist eine Art aus Indien nach Europa gekommen: Bellamya bengalensis. Sie ist eine enge Verwande der heimischen Sumpfdeckelschnecken und Grund genug, diese Weichtiergruppe einmal näher vorzustellen.

Bellamya bengalensis, Wildfang-Weibchen

Die einheimischen Wasserschnecken, die wir üblicherweise im Aquarium und Garten­teich pflegen, nämlich die Schlamm­schnecken (Lymnaea spp. und Radix spp.) und die Posthornschnecken (Planorbarius corneus) haben in unseren Köpfen das folgende Bild ge­prägt: Schnecken sind Zwitter, legen Eier, ver­mehren sich reichlich, können dadurch zur Plage werden und fressen gerne Pflanzen an. Zudem atmen sie über Lungen und können so auch in arg verdrecktem, sauerstoffarmem Was­ser noch überleben. Für die eingangs ge­nannten Arten trifft das durchaus zu. Doch bereits den Urvätern der Aquarienkunde waren auch die Sumpfdeckelschnecken be­kannt, die so ganz anders sind…

ANachzuchtexemplare von Bellamya bengalensis

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Sumpfdeckelschnecken
Nur selten trifft ein deutscher Tiername ins Schwarze, aber hier stimmt er einigermaßen: Diese Schnecken leben vorzugsweise in ruhigen, schlammigen Gewässerteilen (wenn­gleich sie Flüssen und Seen gegenüber Sümpfen deutlich den Vorzug geben) und haben einen Kalkdeckel am Ende des Fußes, mit dem sie, wenn sich die Tiere ins Gehäuse zurückziehen, das Haus wie mit einem Deckel verschließen. Unter Aquarianern nennt man sie auch gerne „Paludinen“. Das kommt von einem alten Gattungsnamen, Paludina. Heute werden die heimischen Arten in die Gattung Viviparus gestellt. Dieser Name bedeutet nichts anderes als „Der Lebendgebärende“. Und dieser Name ist sehr zutreffend, denn Sumpfdeckel­schnecken sind lebendgebärend, bringen also fertig ent­wickelte, lebende Jungtiere zur Welt. Die einander sehr ähnlichen europäischen Arten wer­den im Allgemeinen nicht auf Artniveau unterschieden. Das ist in der Praxis auch ziem­lich egal, denn alle Arten ähneln einander in der Biologie. Aber leider wird im Zoofachhandel fast immer unerkannt die in Deutschland nicht heimische Art Viviparus ater aus Ungarn für Tei­che und Aquarien angeboten. So lange die Tiere im Aquarium oder Gartenteich bleiben, ist das gleich­gültig, aber immer wieder setzen fehl­geleitete Menschen Tiere aus. Dadurch kann es zu Ansiedlungen von gebietsfremden Arten kom­men, was für die ursprünglich vorhan­denen Arten zum Problem werden kann. Da leider unsere in Deutschland heimischen Sumpf­deckelschnecken (Viviparus viviparus, V. acerosus und V. contectus) als gefährdet einge­stuft werden müssen (selbstverständlich ausschließlich durch Umweltzerstörung, ein Sammeln der Tiere für das Aquarium oder den Teich hat keine Aus­wirkungen auf natürliche Bestände), ist ein solches Verhalten strikt abzulehen. Bei den Sumpfdeckelschnecken gilt, was für alle bedroh­ten Kleintierarten gilt: eine Gefährdung ergibt sich nur durch die Zerstörung des Lebens­rau­mes. Ein Individuenschutz ist sinnlos, ebenso ist ein Aussetzen nachgezüchteter Tiere völliger Un­fug. Entweder ist der Lebensraum intakt, dann kommt die Art dort auch vor und braucht keine „Bestandsstützung“, oder der Lebensraum ist geschädigt und dann wird die Art dort auch verschwinden, egal, wie viele Exemplare aus­gesetzt werden.

Bellamya bengalensis, Wildfang-Männchen


Gefühlvolle Fühler
Doch genug von diesem unerfreulichen Thema. Sumpfdeckelschnecken sind nicht nur lebend­gebärend, sondern auch getrenntge­schlecht­lich, das heißt, es gibt Männchen und Weibchen. Eine Selbstbefruchtung, wie bei den Schlamm- und Posthornschnecken ist damit unmöglich und auch eine unerwünschte, daraus folgende, unkontrollierbare Vermehrung, gibt es darum bei Sumpfdeckelschnecken nicht. Männchen und Weib­chen kann man bei allen Arten und Gattungen, den heimischen und ausländischen, daran erkennen, dass bei den Männchen einer der Fühler zu einem Begattungsorgan umge­wan­delt ist. Er sieht dadurch merkwürdig krumm oder dick aus. Sehen also beide Fühler gleich aus, handelt es sich um ein Weibchen, se­hen sie unterschiedlich aus, so ist das Tier ein Männ­chen. Eine Lunge besitzen Sumpf­deckel­schnecken nicht, sie atmen über Kiemen. Das muss man wirklich wissen, denn dadurch verbrauchen sie natürlich Sauerstoff im Wasser, genau wie ein Fisch.

Männchen einer europäischen Sumpfdeckelschnecke, vermutlich Viviparus ater.


Keine Pflanzenzerstörer
Und nun kann auch noch mit dem letzten Vorurteil gegenüber Schnecken aufgeräumt wer­den: Sumpfdeckelschnecken fressen de­finitiv keine Pflanzen an. Ihre Raspelzunge, auch Radula genannt, ist dazu gar nicht in der Lage. Dadurch fressen Sumpfdeckelschnecken aber auch keine festsitzenden Algenbeläge. Ge­wöhn­lich ernähren sich Sumpfdeckel­schnek­ken von der feinen Aufwuchsschicht auf Gegenständen oder auch von der allerobersten Lage von Sediment (umgangssprachlich auch als Schlamm bezeichnet). Man kann sie also nur sehr be­dingt als Algenfresser einsetzen, eher aber als Resteverwerter. Sumpfdeckelschnecken sorgen im Aquarium mit einiger Sicherheit dafür, dass nichts vergammelt. Sie beherrschen aber auch noch einen besonderen Trick. Wie alle Schnecken produzieren auch Sumpfdeckelschnecken fortwährend Schleim. Wenn sie anderweitig nicht genug Futter finden, schleimen Sumpf­deckel­schnecken munter drauflos und bilden ein Schleimnetz in der so genannten Mantel­höhle im Inneren des Schneckenhauses. An dem Schleim bleiben kleine Partikel, die im Wasser schweben, kleben. Schließlich frisst die Schnecke ihren eigenen Schleim wieder auf und mit ihm die daran haftenden Partikel.

Bellamya bengalensis
Diese Sumpfdeckelschnecke aus Indien wurde wohl erst Ende 2014 erstmals nach Europa exportiert. Die Sumpfdeckelschnecken der Gattung Bellamya werden in großen Teilen Asiens gerne gegessen und darum auch von chinesischen Auswanderern in die USA impor­tiert, wo ausgesetzte Exemplare überlebten und sich als „Mystery Snail“ (es handelt sich um die noch nicht als Aquarienschnecke importierte Art Bellamya chinensis) seit etwa 1914 aus­breitet. Bellamya bengalensis, die man populär als Bengalische Sumpfdeckelschnecke bezeich­nen könnte, bildet zahlreiche Varianten aus: 22 Abarten wurden bislang bekannt. Das Tier ist ausgesprochen anpassungsfähig und gedeiht in weichem, sauren Wasser genauso gut wie in hartem, alkalischen Milieu. Auch B. bengalensis ist in Indien eine beliebte Bereicherung des Speise­zettels des Menschen und wird darum in größerem Umfang auf Märkten gehandelt. Sie ist dennoch häufig und wird als „nicht bedroht“ auf der internationalen Roten Liste geführt. B. bengalensis verträgt Temperaturen zwischen 14 und 30°C, kann also in den meisten Zimmer­aquarientypen gepflegt werden.

Cipangopaludina leucythoides

Cipangopaludina leucythoides
Diese Sumpfdeckelschnecke wird häufig aus Vietnam und Thailand importiert. Sie sieht Bellamya bengalensis ziemlich ähnlich, bleibt aber gewöhnlich etwas kleiner und ist kontrast­reicher gezeichnet. Im Handel wird sie gerne als „Tigerturmdeckelschnecke“ bezeichnet, was kein sehr glücklich gewählter Name ist, denn mit den im Boden vergraben lebenden Turm­deckel­schnecken Melanoides tuberculata haben sie verwandtschaftlich nichts zu tun. Die Schnecke Cipangopaludina leucythoides kann bei Temperaturen zwischen 18 und 30°C gepflegt und gezüchtet werden.


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Taia naticoides, die Pianoschnecke, Mutter mit Jungtieren

Taia naticoides
Diese hübsche Art mit dem genoppten Gehäuse stammt aus Burma (= Myanmar) und wurde mit dem netten Namen „Piano-Schnecke“ belegt, da sie oft kontrastreich hell-dunkel gebändert ist – genau wie die Tasten bei einem Piano. Es gibt aber auch einfarbig braune Exemplare. Für den Export werden die Tiere wohl meist im Inle-See gesammelt. Es handelt sich um eine sehr hübsche, leicht zu pflegende Aquarienschnecke, deren Temperaturan­sprüche zwischen 16 und 28°C liegen.

Weibchen von Viviparus sp. mit neugeborenem Jungtier.

Viviparus spp.
Die europäischen Sumpfdeckelschnecken wurden ja schon eingangs erwähnt. Auch sie lassen sich gut im Aquarium pflegen und züchten, gedeihen auf lange Sicht aber besser im Freiland, wo sie sogar ein Einfrieren über­stehen. Zeitweise darf auch für diese Schnecken die Temperatur über 26°C ansteigen, ohne dass das den Tieren schadet, aber wie bei fast allen heimischen Tieren und Pflanzen ist eine lang­jährige Pflege und Zucht unter den relativ gleich­förmigen, zu stressarmen Bedingungen des Zimmeraquariums kniffelig. Es ist besser, man beobachtet sie nur zeitweise im Zimmer­aquarium und lässt sie draußen überwintern. Für regelrechte Kaltwasseraquarien mit dem entsprechenden Licht- und Temperatur-Regime eignen sich Viviparus-Arten aber ausgezeichnet. Früher waren übrigens gold­gelbe Paludinen in der Aquaristik begehrte Pfleg­linge. Es handelt sich um natürliche Farbmangelmutanten (ähnlich Albinos); derzeit sind aber wohl keine derartigen Tiere mehr im Hobby vorhanden. Aber wer weiß, vielleicht tauchen sie ja wieder einmal auf?

Frank Schäfer

Im Mikrokosmos der Orchideenmantiden (Helvia & Hymenopus)

Kaum eine andere Insektengruppe ruft bei Menschen so eine Anziehungskraft aus wie die der Fangschrecken. Dabei spielt es keine Rolle, ob der menschliche Betrachter Insekten gegenüber eher gleichgültig, skeptisch oder doch eher aufgeschlossen ist.

Bei den Gottesanbeterinnen an sich nehmen Orchideenmantiden noch einmal eine besondere Rolle ein, sind sie doch wunderschön anzuschauen und selbst „insektenfremde“ Personen sind von ihnen fasziniert.

Männliche und weibliche Hymenopus coronatus auch bekannt als Orchideenmantis | Foto: istockphoto.com/GlobalP

Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese Tiere seit den 1990er Jahren zu einem Dauerbrenner in der Haltung tropischer Wirbellose aufgestiegen sind. Die Nachfrage nach ihnen ist ungebrochen hoch. Nachdem nun jedoch die Terraristikbranche Beschränkungen im Zusammenhang mit der Wirbeltierhaltung unterworfen ist, wird deren hohe Nachfrage auch so schnell nicht abreißen.

Jüngst darf man auch die kleine ‚gelbe Schwester‘, Helvia cardinalis, dazuzählen. Im Gegensatz zur „echten“ Orchideenmantis, Hymenopus coronatus, ist hier jedoch noch mehr Züchterengagement gefragt, sind wir hier noch von einem stabilen Zuchtstamm weit entfernt. Eigentlich verwunderlich, denn die Tiere sind bereits seit dem Ende des 19ten Jahrhunderts bekannt.


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In der Haltung der Fangschrecken sind Orchideenmantiden nach wie vor eine Herausforderung für den engagierten Halter. Alle Bedingungen müssen stimmen um hier erfolgreich zu sein. Darüber hinaus macht ihr verhältnismäßig geringer Platzbedarf sie gleichfalls für Neueinsteiger interessant. Ein Terrarium mit den Maßen von 30 x 30 x 40 cm (L x B x H) reicht dafür schon vollkommen aus.

Natürliche Nebelbildung in den Bergen Malaysias. Die Nebelschwaden halten sich in den Wäldern lange Zeit des Tages. Sie werden von den Pflanzen aufgenommen, aber auch wieder abgegeben.

Doch der Reihe nach. Orchideenmantiden stammen aus den tropischen Regenwäldern Südostasiens. Dort besiedelt Hymenopus intakte Habitate über ein weiträumiges Gebiet von Ostindien bis Indonesien. Helvia nach heutigem Wissensstand Thailand, Malaysia und Indonesien. Ihre Haltung ist also grob als tropisch warm und feucht einzustufen. Trotzdem, und gerade weil es Insekten mit speziellen biologischen Eigenschaften sind, ist auf eine ausreichend hohe Luftzirkulation bei der Haltung zu achten. Wir haben hier immer eine Gradwanderung von hoher Luftfeuchte und ausreichend Frischluft im Blick. Eingerichtet wird das Terrarium mit feuchter Erde, vorzugsweise Torferde oder Kokohum, Kletterästen und lebenden Pflanzen. Die Belüftungsfläche besteht idealerweise aus Siebdruckgaze. Diese ist so fein, dass ein Abreißen der Endklauen der Tiere beim Beutefang unterbunden wird. Da es sich um räuberisch lebende Insekten handelt, werden diese mit anderen Insekten gefüttert. Die Größe muss stimmen. Aber auch deren Qualität ist entscheidend. Nur allzu oft scheitern viele Halter, weil sie „falsches“ Futter anbieten. Dabei beziehe ich mich auf deren Hygiene. Es nützt nichts einen Euro bei einer Dose Futter zu sparen, wenn der Euro bei jenen Futtertieren beim Hygienemanagement des Anbieters/Produzenten eingespart wurde. Mit Erkrankungen oder dem Ableben der Pfleglinge ist dann zu rechnen.

Schokoschaben sind genügsame Insekten, die sehr leicht unterzubringen und zu züchten sind. Als hochwertiger Energielieferant für Mantiden sehr empfehlenswert.

Die Fütterung unserer Raubinsekten bleibt ein Highlight in deren Haltung. Zu beobachten, wie sich die Tiere teils an ihre Beute anschleichen, oder diese sehr genau mit ihren Kopfbewegungen verfolgen, fasziniert uns immer wieder. Die Geschwindigkeit beim Zuschnappen der Fangbeine auf das Beutetier ist atemberaubend. Nur in Zeitlupe lässt sich dieser Vorgang detailliert nachverfolgen. Auch die Häutungen sind fesselnde Abschnitte in der Haltung dieser Geschöpfe. Von Mal zu Mal ändert das Insekt seine Farbe, und Körperanhängsel werden größer. Spontan können Farbänderungen bei Häutungen auftreten und lassen die Gottesanbeterinnen in rein weiß, pink, ocker (zumeist Hymenopus) gelb, grüngelb (zumeist Helvia) oder Farbgebungen dazwischen auftreten. Dieser Anblick ist einfach wunderschön und es fällt schon schwer dabei an ein Tier und nicht an eine Blüte zu denken.


Letzte Chance zum Vorbestellen – erscheint März 2019!

Orchideenmantiden-Buch
Der Autor: Thomas Rönisch, Jahrgang 1982 und ausgebildeter Zoofachverkäufer, befasst sich seit dem Jahr 2000 intensiv mit Gottesanbeterinnen. Zahlreiche Reisen in ihre tropischen Herkunftsländer, vor allem Südostasien und Lateinamerika, zu Aufsammlungszwecken und zum Kennenlernen der natürlichen Habitate, sind Bestandteil seiner Arbeit. Die Erkenntnisse zu dieser Tiergruppe bilden die Grundlage vieler Fachartikel, die der Autor im Laufe der Jahre veröffentlicht hat. Die gezielte Nachzucht, das Weitergeben essentieller Informationen zur Biologie der Fangschrecken und nicht zuletzt der Schutz der Lebensräume dieser hochinteressanten Tiere sind ihm besonders wichtig. Das neue Aqualog-Standardwerk zu Orchideenmantiden ist ihm eine Herzensangelegenheit, konnte er doch die ersten selbst gesammelten Gelben Orchideenmantiden erfolgreich als Zuchtstamm etablieren und einem breiten Interessenskreis zugänglich machen. Mit diesem Buch werden zudem Beiträge für den Kampf gegen die Regenwaldzerstörung in Südostasien gesammelt!

Stellen die optimalen Klimaparameter einen entscheidenden Faktor für die erfolgreiche Haltung dieser Arten Gottesanbeterinnen dar, ist für eine erfolgreiche Vermehrung das Vorhandensein beider Geschlechtspartner zum optimalen Zeitpunkt ihrer Entwicklung essentiell. Wieso das? Ganz einfach – Männchen beider Arten entwickeln sich deutlich schneller als Weibchen. Diese benötigen i.d.R. zwei Häutungen weniger zum Erreichen des geschlechtsreifen Vollinsekts. Sie sind auch nur halb so groß. Zieht man beide Geschlechter unter gleichen Bedingungen auf, sind Männchen zumeist außer Stande sich mit adulten Weibchen zu paaren. Sie sind einfach zu alt oder bereits sogar schon verstorben. Es ist die Aufgabe des Halters diesen Prozess so zu steuern, damit es mit der Paarung in diesem eher kleinen Zeitfenster auch wirklich klappt. Wenn das jedoch der Fall ist, wird der Züchter mit all den Facetten der Haltung dieser faszinierenden Mantiden belohnt – von der Paarung, über den Oothekenbau (Ootheken sind die Eibehälter zur Reproduktion), bis hin zum Schlupf der nächsten Generation.

Viele spannende Beobachtungen eröffnen sich dem interessierten Terrarianer, ein gewisses Maß Erfahrung in der Haltung von Insekten, speziell Mantodeen jedoch vorausgesetzt.

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Text & Fotos: Thomas Rönisch | Titelbild: istockphoto.com/macro frog insect animal

Panaqolus sp. LDA 27 Orange Longfin (=L329/LDA 28)

Von all den verschiedenen Clown-Plecos unterscheiden sich LDA 27 eindeutig durch die langen Flossenfilamente an der Schwanzflosse und die relativ kleinen Augen. Leider werden sie nur sehr selten angeboten. Die zuletzt von Aquarium Glaser importierten Tiere (August 2018) stammten aus der Umgebung von Aguaytia in Peru. Der Rio Aguaytia ist ein Zufluss zum Rio Ucayali. Die Fische sind recht variabel gefärbt, was sich auch in den verschiedenen L-Nummern niederschlägt, die sie erhalten haben.

Die Pflege der hübschen Tiere bereitet keine Schwierigkeiten, sie sind, wie alle Panaqolus, hauptsächlich Holzfresser, nehmen aber nebenbei so ziemlich jede übbliche Zierfischkost zu sich. Die Maximalgröße wird in der Literatur mit 18 cm angegeben, zusätzlich können die Schwanzflossenfilamente nochmals ca. 10 cm lang werden.


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Zitteraale: Sie können angreifen!

Zu den berühmtesten Schilderungen in Alexander von Humboldts Südamerikareise zählt die von der Attacke der Zitteraale im Jahr 1800; von Humboldt bat einheimische Fischer, ihm einige Zitteraale zu fangen. Die Fischer trieben daraufhin Pferde ins Wasser, die von den Fischen, die aus dem Wasser sprangen, mit heftigen Stromschlägen attackiert wurden. Die Folgen waren dramatisch, zwei der Pferde ertranken in Folge der Angriffe. Die Zitteraale verausgabten sich derart an den Pferden, dass sie schließlich gefahrlos gefangen werden konnten. Hier finden Sie den Originalbericht.

Etwas Vergleichbares konnte 200 Jahre nicht mehr beobachtet werden; doch jetzt wies ein Wissenschaftler nach, dass Zitteraale zu solchen Attacken fähig sind. Aber Aquarianer wissen: gewöhnlich tun sie so etwas nicht. Hier finden Sie ein Video, das den völlig unspektakulären Fang eines großen Zitteraals zeigt.


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Illustration des Zitteraalfangs aus Humboldt, 1800

Im Video sehen Sie, wie ein solches Kraftpaket gefangen und für den Transport zu seiner endgültigen Wohnstätte – in diesem Fall ein Schau-Aquarium in Frankreich – vorbereitet wird. Das wichtigste ist dabei, die Ruhe zu bewahren. Weder Tier noch Mensch dürfen aufgeregt sein, sonst kann es leicht zu Unfällen kommen. 

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Kurz vorgestellt: Colisa lalia, der Zwergfadenfisch

Der Zwergfadenfisch vereinigt in sich allergrößte Farbenpracht, ein friedliches Wesen und ein interessantes Verhalten. Er wird nur 3 cm (Wildfänge) bis 6 cm (Zuchtformen) groß und weil er ein ruhiger Fisch ist, passt er auch in kleinere Aquarien. Auch in Bezug auf das Futter ist der Zwergfadenfisch anspruchslos, er ist mit Trockenfutter genau so glücklich wie mit Frost- oder Lebendfutter. Nur zu groß dürfen die Futterbrocken nicht sein, denn der Zwergfadenfisch hat einen engen Schlund. Manchmal wird der Zwergfadenfisch auch als Trichogaster lalius bezeichnet, eine Auffassung, der wir nicht folgen. Es gibt vom Zwergfadenfisch mehrere Zuchtformen, die farblich deutlich von der Wildform abweichen.

Wildfangmännchen von Colisa lalia aus der Umgebung von Kalkutta

Der Zwergfadenfisch ist ein Schaumnestbauer. Das Männchen errichtet an der Wasseroberfläche ein aus Schaumblasen gebildetes, hügelförmiges Nest, das es gerne mit kleinen Pflanzenteilen verstärkt. Unter dem Schaumnest wird abgelaicht. Das Männchen pflegt die Eier und die frischgeschlüpften Jungfische.

Männchen der wildfarbigen Zuchtform von Colisa lalia

Zwergfadenfische sind kurzlebige Tiere, die in der Natur kaum jemals ein Jahr alt werden. Im Aquarium können sie bis zu drei Jahre alt werden, pflanzen sich aber nur im ersten Lebensjahr fort. Eine zeitweilige Pflege bei Zimmertemperatur (18-20°C) wirkt sich deutlich lebensverlängernd aus.

Frank Schäfer

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Centropyge interrupta und Centropyge-Hybriden

Zwergkaiserfische sind ideale Aquarienfische, die oft im Aquarium ablaichen. Im Gegensatz zu den großen Kaisern lassen sie Korallen in der Regel in Ruhe, da sie an Plankton als Nahrung angepasst sind. Centropyge interrupta kommt aus Japan und von den nordwestlichen Hawaii-Inseln. Für einen ”Zwergkaiser” wird die Art recht groß, nämlich 15 cm. Große Tiere sind immer Männchen. Diese Art mag es kühler, Zimmertemperatur ohne Zusatzheizung ist günstig.

Centropyge interrupta

Geradezu sensationell sind die diversen Centropyge-Hybriden, die wir Ihnen hier zeigen können. Alle fotografierten Fische stammen übrigens von de Jong Marinelife in Holland. Die Überlebenschance eines jungen Zwergkaiserfisches in der Natur ist nur verschwindend klein, ein Sechser im Lotto plus Zusatzzahl kommt im Vergleich dazu häufig vor.  Da Zwergkaiserfische feste Sozialverbände bilden, kommen Verpaarungen unterschiedlicher Arten zudem nur sehr selten vor. Dass aus solchen Verpaarungen auch noch Fische erwachsen werden, ist sehr erstaunlich. Jeder, der ein solches Tier pflegt, kann ziemlich sicher sein, ein Unikat im Aquarium zu haben.

Frank Schäfer


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Kurz vorgestellt: Batasio fasciolatus

Im Sommer 2018 wurden uns als Muster zwei Exemplare einer Batasio-Art aus Nord-Bengalen geschickt, verbunden mit der Bitte um Bestimmung. Es handelt sich um die erst 2006 wissenschaftlich beschriebene Art B. fasciolatus. Dass die Verhältnisse bei Batasio nicht ganz so einfach sind, mag man an der Tatsache ermessen, dass die Tiere bereits 1941 in einer wissenschaftlichen Studie untersucht und abgebildet, jedoch als Batasio tengana falsch bestimmt wurden.

Im Gegensatz zu der Bestimmung ist die Pflege von Batasio-Arten einfach. Es sind Fische, die in der Natur in Bächen vorkommen. Sie mögen also klares, gut gefiltertes Wasser, das nicht zu warm sein sollte. 18-24°C sind für die Pflege günstig. Die Tiere haben relativ kurze Barteln und schwimmen viel im freien Wasser, sind also nicht so strikt bodengebunden wie viele andere Welse. Gegenüber Artgenossen und artfremden Fischen, die nicht als Futter in Frage kommen – Batasio fasciolatus wird nach gegenwärtigem Wissensstand rund 7-8 cm lang – sind die Fische ausgesprochen friedlich, man kann sie sogar als gesellig bezeichnen.

Gefressen wird jegliches übliche Fischfutter passender Größe, egal ob Flocke, Granulat, Frost- oder Lebendfutter.

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Text & Photos: Frank Schäfer


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Eine dicke Lippe riskiert? Crenicichla tuca, früher C. sp. „Botox“

Die Hechtbuntbarsche oder Kammbuntbarsche (Crenicichla) stellen die artenreichste Gattung der südamerikanischen Buntbarsche dar. 140 wissenschaftliche Bezeichnungen werden ihr zugeordnet, 93 Arten gelten als gültig beschrieben, die Aquarianer kennen jedoch noch erheblich mehr Arten, die wissenschaftlich noch nicht beschrieben sind – oder, mit anderen Worten, offiziell gar nicht existieren.

Zu letzteren zählte bis 2015 eine seltsame Art, die bisher nur aus dem Rio Iguassu (= Iguazú River) bekannt ist und die im internationalen Tierhandel – sofern man im diesem Falle, wo es um deutlich weniger als 50 Exemplare pro Jahr weltweit geht, überhaupt von Handel reden will – als Crenicichla sp. ‚Botox‘ bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung wurde wegen der extrem aufgetriebenen Lippen der Art gewählt, die die Aquarianer an Menschen erinnert, die um vermeintlicher Schönheitsideale willen ihren Körper und ganz besonders ihr Gesicht (damit auch die Lippen) durch Chemikalien verändern lassen, u.a. durch eines der stärksten Gifte, die die Natur je entwickelt hat, das Gift des Bakteriums Clostridium botulinum, das Botulinum-Toxin oder kurz: Botox.

Aufgetriebene Lippen sind bei Buntbarschen an sich nichts Besonderes. Es gibt sie bei zahlreichen, keineswegs nahe miteinander verwandten Arten. In Mittelamerika schwimmt Amphilophus labiatus, ein Verwandter der so genannten Midas-Cichliden, die nach dem mythischen König Midas ihren Populärnamen erhielten. König Midas hatte einen Wunsch frei und wünschte sich, dass alles, was er berührte, zu Gold werden sollte. Sein Wunsch wurde erfüllte und er verhungerte beinahe… Die Midas-Cichliden beginnen ihr Leben als unscheinbare, grau-blau gefärbte Buntbarsche und färben sich mit zunehmendem Alter in strahlendes Goldgelb um, daher der Name.

In Ostafrika gibt es Haplochromis labiatus in den Seen Edward und George und im Tanganjikasee lebt Lobochilotes labiatus, im Malawisee Melanochromis labrosus, um nur einige zu nennen. Auch in der Gattung Crenicichla kennt man bereits einen Wulstlippenbuntbarsch, nämlich Crenicichla tendybaguassu aus dem Uruguay-Fluss (Argentinien, Brasilien und Uruguay), also der unmittelbaren Nachbarschaft des ‚Botox‘.

Crenicichla tuca, Totale, Männchen

Allen gemeinsam ist, dass kein Mensch eine Ahnung hat, wozu die aufgetriebenen Lippen gut sein sollen. Thesen gibt es viele, zur Theorie weiterentwickelt  oder gar bewiesen werden konnte bislang keine davon. Die verbreitetste besagt, dass die Wulstlippenbuntbarsche mit ihren aufgetriebenen Lippen Felsspalten abdichten und so darin versteckte Beutetiere (kleine Fische etc.) ergattern.

Ausschließen kann man, dass die dicken Lippen das Ergebnis kämpferischer Handlungen sind. Es gehört zwar zu den völlig normalen Kampfhandlungen bei Buntbarschen, miteinander Maulzerren zu praktizieren. Das ist in etwa  vergleichbar dem Fingerhakeln beim Menschen: manchmal schmerzhaft, aber grundsätzlich harmlos, wenngleich unbedingt ernst gemeint. Allerdings endet das Maulzerren zwar häufig in zerfransten, niemals aber aufgetriebenen Lippen. Und so kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die zwei Crenicichla sp. ‚Botox‘, die Aquarium Glaser 2012 aus Argentinien nach Deutschland importieren konnte, zwar offensichtlich eine seltsame Laune der Natur darstellten, aber eine, die wir Menschen bislang nur achselzuckend – und damit ohne Verständnis – registrieren können.

Im Jahr 2015 wurden die Hechtbuntbarsche des Iguassu bearbeitet und zwei neue Arten beschrieben, darunter unser „Botox“ als Crenicichla tuca und eine weitere Art als C. tapii. Zudem kommen zwei bereits länger bekannte Arten gemeinsam mit ihnen vor, nämlich C. iguassuensis und C. tesay. Von den vier Arten hat nur C. tuca die aufgetriebenen Lippen. Der Artname „tuca“ wurde gewählt, weil die Erstbeschreiber sich von den gewaltigen Lippen an den riesigen Schnabel der Tukan-Vögel erinnert fühlten.

Gegenwärtig (2018) erfolgen keine Importe der Art, doch kann sich das jederzeit wieder ändern.

Frank Schäfer

Literatur:

Piálek, L., K. Dragová, J. R. Casciotta, A. E. Almirón & O. Říčan (2015): Description of two new species of Crenicichla (Teleostei: Cichlidae) from the lower Iguazú River with a taxonomic reappraisal of C. iguassuensis, C. tesay and C. yaha. Historia Natural v. 5 (no. 2) (for 27 May): 5-27.

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Hemigrammus ulreyi (Boulenger, 1895), der Flaggensalmler

Unter den zahlreichen Arten von Kleinsalmlern, die im Aquarium gepflegt und gezüchtet werden, fällt diese etwa 5 cm lang werdende Art besonders auf. Üblicherweise sind nämlich Arten mit einem Längsstreifenmuster eher schlank und zierlich, während hochrückige Arten, die wie Hemigrammus ulreyi gebaut sind, eher Schulter- oder Schwanzstielmuster (oder eine Kombination aus beidem) aufweisen. In der älteren Aquarienliteratur wurde H. ulreyi darum häufiger mit ganz anderen Arten verwechselt, vor allem der Dreibandsalmler, Hyphessobrycon heterorhabdus wurde so oft in der Aquarienliteratur als Hemigrammus ulreyi vorgestellt, dass er sogar die Populärbezeichnung „Falscher Ulreysalmler“ bekam. Sicher hat zu der allgemeinen Verwirrung auch beigetragen, dass der Erstbeschreiber von Hyphessobrycon heterorhabdus eben jener Herr Ulrey war, zu dessen Ehren Boulenger ein Jahr nach der Beschreibung von H. heterorhabdus seine neue Art H. ulreyi benannte.

Albert Brennus Ulrey (1860-1932) war eigentlich Meeresbiologe, verfasste aber auch eine Arbeit über die Klassifizierung von Salmlern, die George Albert Boulenger (1858-1937), der damals einer der weltweit führenden Fischkundler und am British Museum in London tätig war, so außergewöhnlich nützlich fand, dass er einen neu entdeckten Salmler aus dem Mato Grosso in Brasilien zu Ehren Ulreys „Tetragonopterus ulreyi“  nannte.

Die Klassifizierung der kleinen Salmler ist bis heute nicht befriedigend gelungen. Früher, zu Boulengers und Ulreys Zeiten, nannte man noch alles „Tetragonopterus„, wovon sich bis heute die englische Populärbezeichnung „Tetras“ für die Salmler ableitet. Vorrangig nach Bezahnungsmerkmalen, aber auch danach, ob und wie die Schwanzflosse beschuppt ist, unterscheidet man heute die Gattungen Astyanax, Moenkhausia, Hemigrammus, Hyphessobrycon und einige weitere; Tetragonopterus umfasst nur noch wenige, aquaristisch weitgehend bedeutungslose Arten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hemigrammus ulreyi nicht auf Dauer in der Gattung Hemigrammus verbleiben wird.

Sieht man die Lebendfotos, so ist es kaum verständlich, dass man einst Hemigrammus ulreyi und Hyphessobycon heterorhabdus verwechselte.

Die Pflege von Hemigrammus ulreyi, der als deutschen Populärnamen „Flaggensalmler“ trägt, ist einfach und gelingt auch weniger versierten Aquarianern. Bezüglich der Zusammensetzung verträgt das Tier jedes Wasser, wie es in Deutschland aus der Trinkwasserleitung fließt. Da die Art im Einzug des Rio Paraguay in Brasilien und Paraguay (die fotografierten Fische sind Wildfänge aus Paraguay), also in subtropischen Bereichen lebt, ist sie gegen niedrige Wassertemperaturen genauso unempfindlich wie gegen hohe; zwischen 16 und 28°C darf die Wassertemperatur betragen, wobei allerdings darauf zu achten ist, dass schnelle Temperatursprünge unbedingt zu vermeiden sind. Es wirkt sich sehr günstig auf die Vitalität und Fortpflanzungsbereitschaft aus, wenn man den Tieren jährlich einige Wochen im unteren Temperaturbereich (16-20°C) gönnt.

Kleine Salmler werden gerne pauschal als „Schwarmfische“ bezeichnet. Tatsächlich sollte man den Flaggensalmler niemals einzeln pflegen, sondern in Gruppen von vier Individuen oder mehr. Allerdings schwimmen die Tiere nur sehr selten im Schwarm. Gefressen wird jegliches übliche Aquarienfischfutter, gegen artfremde Fische ist der „Broken Line“ (= „unterbrochener Strich“), wie der schöne Fisch im englischsprachigen Raum genannt wird, vollkommen friedlich und auch Pflanzen werden nicht behelligt. Männchen sind etwas kleiner und schlanker als die Weibchen, die Geschlechtsunterschiede sind nur gering ausgeprägt. Der Flaggensalmler ist ein produktiver Freilaicher, der keinerlei Brutpflege betreibt.

Frank Schäfer


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Pressemeldung von BNA & DVTH: Gespräche in Brüssel zum Thema „Invasive Arten“ und „Washingtoner Artenschutzabkommen“

Am 20.11.2018 konnten der BNA, vertreten durch Dr. Martin Singheiser, und der DVTH, repräsentiert durch Martin Höhle, in Brüssel Gespräche über Invasive Arten sowie das Washingtoner Artenschutzabkommen führen. Weitere Teilnehmer von Verbandsseite waren Dr. Jim Collin (Sustainable Users Network SUN, Großbritannien), Volker Ennenbach (Das Tropenparadies) sowie Karim Daoues (La Ferme Tropicale, Frankreich).

Von links nach rechts: Karim Daoues (La Ferme Tropicale, Frankreich), Martin Höhle (DVTH), Dr. Martin Singheiser (BNA), Dr. Jim Collin (Sustainable Users Network, Großbritannien), Volker Ennenbach (Das Tropenparadies).

Invasive Arten

Das Thema Invasive Arten wurde mit dem Vertreter der Europäischen Kommission kontrovers diskutiert. Das Konzept zu den Invasiven Arten wurde von den Verbandsvertretern nicht in Frage gestellt, jedoch kristallisierten sich teils deutliche Unterschiede in der Bewertung sowie der Vorgehensweise in den Risikoabschätzungen heraus: Die Europäische Kommission wendet nach wie vor strikt das Vorbeugeprinzip an, welches besagt, dass schon das Potential einer Art, zukünftig unter bestimmten Voraussetzungen in kleineren Teilen des EU-Gebietes invasiv werden zu können, die Listung als Invasive Art von Unionsweiter Bedeutung rechtfertigt. Damit sind dann jedoch vielfältige Einschränkungen wie Haltungsbeschränkungen, Vermehrungs,- Vermarktungs- und Transportverbote u. a. für Zoologische Einrichtungen, Halter und den Handel verbunden.

Von Verbandsseite wurde gefordert, mögliche Listungen auf einer soliden und realistischen Risikoabschätzung fußen zu lassen, denn nur so kann eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung und bei betroffenen Haltern erreicht werden. Dieses Anliegen konnten wir anhand von drei Beispielen gut vermitteln: Der Nasenbär ist europaweit als Invasive Art aufgeführt und somit von den zuvor beschriebenen Einschränkungen betroffen, obwohl er zurzeit nur auf Mallorca in einer sehr kleinen und schrumpfenden wildlebenden Population vorkommt, bei der anscheinend auch eine Zufütterung stattfindet. Während somit Zoologische Einrichtungen und private Tierhalter in der ganzen EU massiven Einschränkungen ausgesetzt sind, wird die Population auf Mallorca nicht entsprechend reguliert. Diese Diskrepanz stößt vielfach auf Unverständnis. Auch am Beispiel des Fuchskusus, der aktuell in keiner selbsterhaltenden Population in Europa auftritt und nur selten gehalten wird, wurde deutlich, dass die Vorgehensweise der EU-Kommission kritisch zu bewerten ist, wenn die Datenlage für eine Risikoanalyse einfach von anderen Kontinenten – im Falle des Fuchskusus Neuseeland – und unter anderen Voraussetzungen auf Europa übertragen wird.

Auf Widersprüche in der Risikoabschätzung wurde von Verbandsseite auch anhand der Kettennatter Lampropeltis getula hingewiesen. Für diese Art geht die Risikoabschätzung von sehr geringen Überlebensmöglichkeiten in Mittel- und Nordeuropa aus, dennoch wird in letzter Konsequenz eine europaweite Listung als Invasive Art vorgeschlagen, da der ökologische Schaden durch diese Tiere auf den Kanaren massiv ist. Zum Schutz tatsächlich gefährdeter Ökosysteme haben sich die anwesenden Verbände deshalb für ein regionales, auf Südeuropa beschränktes Verbot eingesetzt.

BNA und SUN haben ihre bereits im Zuge der eingereichten Stellungnahmen offerierte Bereitschaft, das Wissenschaftliche Forum bei der Datenerhebung für die Risikoabschätzungen zu unterstützen, im Dialog nochmals bekräftigt. Seitens Brüssel wurde den anwesenden Verbänden zukünftig ein engerer Informationsaustausch signalisiert.

Washingtoner Artenschutzabkommen und CITES

Bei dem anschließenden Thema „Washingtoner Artenschutzabkommen und CITES“ mit dem neuen Leiter der Arbeitsgruppe ging es um einen bidirektionalen Austausch zu illegalem Tierhandel, möglichen Zuchtprogrammen für die Arterhaltung und Beiträge von privaten Tierhaltern zum Artenschutz. Auch Erfahrungen in der praktischen Umsetzung von Herkunftsnachweisen nach Hochstufungen bei artgeschützten Tieren wurden angesprochen. Am Beispiel des Graupapageis, der lange in Anhang B gelistet war und seit knapp zwei Jahren in Anhang A geführt wird, konnten alltägliche Schwierigkeiten aufgezeigt werden: Viele Halter und Züchter hatten von der Hochstufung in Anhang A keine Kenntnis, während die Behörden seit der Hochstufung in Anhang A offensichtlich die legale Herkunft der Tiere stärker hinterfragen. Daher treten heute vermehrt Probleme bei der Ausstellung der entsprechenden Herkunftsnachweise und Vermarktungsgenehmigungen auf. Ein mangelnder Datenabgleich unter den Behörden sorgt zusätzlich nicht dafür, dass es zu einer schnellen Klärung solcher Fälle kommt. Dies ist für Halter und Züchter wie auch die Naturschutzbehörden sehr unbefriedigend. Um zukünftig solche Schwierigkeiten durch praktikable Lösungsansätze und Informationen zu vermeiden, wurde ein engerer Austausch unter den Teilnehmenden angeregt.

In diesem Zusammenhang wurde auch über die Gattung Goniurosaurus diskutiert. Tiere dieser Gattung könnten im nächsten Jahr gegebenenfalls in Anhang B aufgenommen werden. Halter und Züchter, die ihre Individuen bereits in der Vergangenheit erworben haben, verfügen jedoch nicht immer über die entsprechenden Herkunftsnachweise, da diese momentan nicht notwendig sind. Ein später geforderter Nachweis kann somit nicht immer mit allen benötigten Informationen erbracht werden. Daher wurde angeregt, in Japan vorkommende Arten von einer Hochstufung auszunehmen, da Japan den Export einheimischer Tierarten unterbunden hat. In Europa vorhandene Individuen könnten somit mit weniger bürokratischem Aufwand gezüchtet und vermehrt werden und dadurch zur Arterhaltung beitragen.

Das Gespräch verlief sehr konstruktiv und es wurde eine in Zukunft engere Zusammenarbeit unter den Beteiligten verabredet.

Von links nach rechts: Karim Daoues (La Ferme Tropicale, Frankreich), Volker Ennenbach (Das Tropenparadies), Dr. Martin Singheiser (BNA), Martin Höhle (DVTH), Dr. Jim Collin (Sustainable Users Network, Großbritannien).


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Auf der Suche nach Geophagus crassilabris

Es gibt immer wieder Fische, die uns ganz besonders anziehen. Ich interessiere mich schon lange für Erdfresser und einige Fische dieser Gattung habe ich noch nie gesehen. Und so ergriff ich natürlich sofort die Gelegenheit beim Schopf, mit einigen skandinavischen Freunden nach Panama zu reisen und dort nach Geophagus crassilabris zu suchen.

Geophagus crassilabris ist der einzige maulbrütende Buntbarsch Mittelamertikas

Eine der interessantesten Arten war für mich der Dicklippige Rothau­ben­erdfresser, Geophagus crassilabris. Er ist der ein­zige maulbrütende Cichlide Mittel­amerikas. Seine nächsten Ver­wand­ten leben südlich der Grenze in Südamerika. Geophagus bedeutet Erdfresser and crassilabris steht für dicke Lippen. Und tatsächlich sind die dicken, vorstehen­den Lippen mit ihrer bläulichen Farbe das hervorstechendste Merkmal. An­sonsten sieht er seinen Verwandten G. steindachneri und G. pellegrini ziemlich ähnlich.

Rot eingezeichnet: unsere Reiseroute in Panama

Geophagus crassilabris Steindachner, 1877 kommt vom östlichen Teil Panamas nahe der Hauptstadt Panama City. Berichten nach wurde er im Bereich der Kanal-Zone gefunden, ebenso in vielen der zahlreichen Flüsse dieser Gegend. Als ich im März 2001 in dieser Gegend suchte, zeigte es sich, daß crassilabris dort weitaus weniger verbreitet ist, als ich erwartet hatte. Ich hatte Gelegenheit, zahlreiche Bio­tope zwischen Panama City und Colon zu untersuchen. Wir hielten bei jedem Gewässer entlang der Straße nach Colon und wann immer es möglich war, gingen wir in den Fluss. Wir studierten die Fische während wir tauchten und benutzten ein Hand-, ein Zug- und ein Stellnetz. Der Gesamteindruck war, daß die Fischfauna in Panama sehr vielfältig ist. Es gelang uns, einige Harnischwelse, Ancistrus sp., Lebendgebärende und Killies zu fangen. Außerdem zahlreiche Salmler, hauptsächlich Astyanax sp. und Curimata sp., dazu Andinoacara coeruleo­punctatus, der im ganzen östlichen Panama weit verbreitet ist. Wir fanden ihn in jedem Biotop, das wir besuchten, außer in solchen mit sehr starker Strömung. Dort wiederum konnten wir einen Chaetostoma sp. mit roten Flossen fangen, der häufig in den Flüssen auftauchte, aber sehr schwierig zu fangen war. Es ist ein scheuer und sehr schneller Saugwels, der sich in einem Aquarium mit starker Strömung sicher wohl­fühlen wird. Geophagus crassilabris hingegen war schwer zu finden und ich möchte behaupten, daß er in dieser Gegend nicht sehr verbreitet ist. Nach meiner Erfahrung handelt es sich um eine seltene Art. Die Verbreitung dieser Art sollte genau untersucht werden, um festzustellen, ob sie mög­licher­­weise gefährdet ist.

In den meisten Gewässern fanden wir Geophagus crassilabris nicht

Der einzige Ort, an dem wir G. crassilabris fanden und auch fangen konnten, war ein kleiner Nebenfluß des Aqua Sucia. Wir fischten an der kurzen Strecke dieses Flusses genau unterhalb des Ortes. Die Anwohner interessierten sich lediglich für die Salmler. Sie wurden alle als „Sardinen“ bezeichnet und dienten beim Fischen im Lago Gatun als Köder. Die dort gefangenen Fische waren interessanter­weise Cichla sp., dort „sar­gen­to” genannt, und Pfauenaugen­bunt­barsche (Astronotus). Auch Tilapien sollen in diesem See vorkommen. Der Fluss fließt auf der Höhe von Camp Alegre langsam, die tiefste Stelle beträgt 1 Meter, manchmal sogar bedeutend weniger. Die durchschnittliche Tiefe in Nähe der Ortschaft betrug 30–50 cm. Es ist offensichlich, warum der Hauptstrom Aqua Sucia, (= schmutziges Wasser) genannt wird. Er wird seit ewigen Zeiten als Schutt­abladeplatz benutzt. Alles, vom Auto­wrack bis zu irgendwelchen Kleinteilen, findet sich dort im Wasser, und das war auch für uns ein großes Problem, als wir dort fischten. Der Fluss dient außerdem den Frauen des Ortes als Waschplatz. Alle Waschmittel landen im Fluss, was wahrscheinlich auch die Wasserqualität beeinträchtigt. Jeden Tag stehen immerhin mehr als 10 Frauen im Fluss, um Wäsche zu waschen. Das Wasser hatte eine Temperatur von 25°C, der pH-Wert lag bei 7,0 , GH 5° dH und KH 5° dH. Der Fluss wies keinerlei Vegetation auf, die Sandbänke jedoch bedeckte dichter Pflanzenbewuchs, der das Wasser fast völlig in Schatten tauchte. Der Boden war lehmig oder aus feinem Sand, versetzt mit viel Laub und Zwei­gen, hier und da unter Wasser einige große Steine und Felsen.

Endlich: der Biotop des gesuchten G. crassilabris

Die Kinder des Ortes waren eine große Hilfe: Sie amüsierten sich königlich, während sie hunderte von Salmlern fingen – eine wahrlich erfolgreiche Mission! Bei den Sandbänken der Flussbiegung­en fanden wir sie endlich: Geophagus crassilabris in allen Größen, adulte Männchen von über 15 cm Länge, die Weibchen etwas kleiner. Die kleinsten waren etwa 2 cm groß. Nicht zu zählen die hunderte von Jungfischen, die eines der Weibchen in der Plastiktüte ausspuckte, nachdem sie gefangen wurde. Zwei Fahrten zum Campo Alegre brachten beinahe 30 Exemplare dieser schwer zu fangenden Fische ein. Die großen Männchen waren wirklich prächtige Fische: Sogar kurz nach dem Fang waren sie im Photoaquarium schon eine echte Augenweide. Die Kiemen­deckel zeigten eine helle blau-grüne, metallische Farbe – wirklich außer­gewöhnlich.

Auffälig waren die leuchtend blaugrünen Kiemendeckel der Wildfangmännchen

Ansonsten sehen sie den anderen Rothaubenerdfressern recht ähnlich. Die Kopfregion weist mehr Rot auf, an den Seiten fünf dunkle Bänder und ein dunkler Streifen, der sich von den Kiemendeckeln nach hinten zieht. Diese dunklen Bänder variieren stark, je nach Stimmung der Fische. Die Weibchen sind kleiner und weniger farbenprächtig. Der bedeutendste Un­ter­schied ist der rote Buckel auf dem Kopf, den die ge­schlechts­reifen Männ­chen gewöhnlich besitzen.

Halbwchsiges Exemplar im Aquarium

Die Haltung von Geophagus crassilabris im Aquarium ist nicht schwierig. Sie passen sich problemlos den meisten Wasserbedingungen an, Extreme sollten dabei allerdings vermieden werden. Als Bodensubstrat ist größtenteils feiner Sand zu wählen, als Dekoration dienen einige Steine und Holz. Eine Vergesellschaftung mit den meisten friedlichen Arten ist möglich. Wün­schens­wert ist die Haltung von kleineren Gruppen, bestehend aus 1 oder 2 Männchen und 3 bis 4 Weibchen. Eine solche Gruppe fühlt sich wohl in einem Aquarium von etwa 300 Litern. Geophagus crassilabris ist ein ovophiler maternaler Maulbrüter. Das bedeutet, das Weibchen kümmert sich um den Nachwuchs. Es wird berichtet, dass Männchen unmittelbar nachdem sie mit einem Weibchen abgelaicht haben, mit dem nächsten Weibchen ablaichen. Die Jungfische fressen sofort nach der Entlassung aus dem mütterlichen Maul Artemia-Nauplien.

Tor Kreutzman


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Der Zwergclownwels, Gagata sexualis Tilak, 1970

Der Wissen­schaft ist diese Fischart erst seit 1970 be­kannt. Vorher wurde sie wohl immer als Jung­fisch anderer Arten angesehen. Diese maximal 6 cm langen Welse stammen aus dem Yamuna-Fluß bei Delhi, dem Ganges-System (von woher sie auch importiert werden) und Chotanagpur im Bundes­staat Bihar. Sie leben in der Natur in Fließ­gewässern. Der Zwergclownwels ist kein Fisch für nervöse Aquarianer. Die Tiere sind un­­unter­brochen in Bewegung, kaum dass sie einmal für wenige Sekunden rasten.

Weibchen von Gagata sexualis

In dieser Eigenschaft liegt leider auch die Schwierigkeit bei der Pflege. Diese kleinen Un­ruhegeister können einfach nicht fasten! Sie müssen sehr oft fressen, um bei guter Kondition zu bleiben. Be­reits 24 Stun­den ohne Nahrung führen zu le­bens­bedrohlichen Symptomen. Also bitte mindestens 2 mal täglich füttern, öfter ist besser.

Pärchen von Gagata sexualis, Männchen links.

Gefressen wird die ganze Pa­lette von Futtermitteln, die für Aquarien­fische zur Verfügung steht. Die Tem­pe­ra­tur­an­sprüche liegen bei 22–26°C, wie bei so vielen indischen Fischen dürfen sie saisonal auch schon mal tiefer liegen. Den etwas anzüglichen Artnamen „sexualis“ er­hielten sie, weil sich die Ge­schlechter, im Ge­gensatz zu den anderen Gagata-Arten sehr leicht unterscheiden lassen. Zum einen bleiben die Männchen kleiner und schlanker und zum anderen besitzen sie lang ausgezogene Brust­flossen­filamente (siehe Foto). Im Handel sind die Fische übrigens meist unter den Namen Gagata cenia, das ist aber eine andere Art.

Frank Schäfer

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Warzenschlangen – Glück muss man haben!

Die Familie der Warzenschlangen (Acrochordidae) umfasst lediglich drei Arten. Es handelt sich um ungiftige, rein aquatile (also im Wasser lebende) Tiere, die sich an Land nur äußerst unbeholfen fortbewegen können.

Alle drei Arten der Warzenschlangen gehören zur gleichen Gattung, näm­lich Acrochordus. Die bekannteste Art ist sicherlich A. javanicus. Sie ist weit im süd- und südostasiatischen Raum verbreitet und wird bis 200 cm lang. Die Javanische Warzen­schlange lebt in Süß- und manchmal auch Brackwasser und ernährt sich von Fischen.

Acrochordus javanicus

Wie alle Warzenschlangen ist sie lebend­gebärend. Typisch ist, das gilt ebenfalls für alle Warzenschlangenarten, dass die Haut relativ lose am Körper liegt und dadurch irgendwie immer faltig und eigentlich zu groß für das Tier wirkt. Es ist dadurch nicht ganz leicht, den Ernährungsstatus einer solchen Schlange zu beurteilen. Die Haut ist es auch, die der Javanischen Warzen­schlange (auf Englisch nennt man sie übrigen „Elefantenrüsselschlange“) im Hinblick auf den Menschen das Leben schwer macht. Denn sie wird zu einem begehrten Leder verarbeitet, das unter der Bezeichnung „Karung“ vermarktet wird. Die Art fällt jedoch nicht unter internationale Gesetze, die den Handel mit Wildtieren regeln (CITES).

Etwa 40 cm langes Jungtier von Acrochordus javanicus. Man beachte die lose und faltig wirkende Haut.

Terraristisch spielt die Javanische Warzenschlange keine große Rolle und taucht im Tierhandel nur selten auf. Daran ist sicherlich ihr schlechter Ruf schuld. Erstens gilt die Art als ausgesprochen bissig. Der Biss gilt zudem als sehr unan­genehm (nun ja, ich persönlich finde es allerdings nie angenehm, von egal welchem Viech gebissen zu werden), denn obwohl die Warzenschlangen, wie schon erwähnt, nicht giftig sind, brechen die Zähne in der Wunde leicht ab und verursachen hier gemeine Infektionen. Schließlich gilt die Javanische Warzenschlange als ein sehr heikler Pfleg­ling, der oft das Futter verweigert und sehr krankheitsanfällig ist.

Warzenschlange beim Luftholen.

Hartnäckig hält sich in der vivaristischen Literatur die Meinung, A. javanicus bräuchte mindestens 40 cm Wassertiefe, um zu fressen. Was ist an diesen Vorturteilen dran? Es wäre vermessen und unfair, alle diese Dinge als Unsinn abzutun. Ganz offenbar beruht diese allgemeine Meinung aber auf nur wenigen Beo­b­achtungen. Man kann mit Tieren nun mal richtig Pech haben. Ich hingegen hatte mit meinen Tieren ausgesprochenes Glück. So waren die von mir vor rund 10 Jahren gepflegten vier Exemplare z.B. ausgesprochen defensiv und versuchten nie zu beissen. Es handelte sich um Jungtiere von etwa 40 cm Länge. Sie fraßen außerdem völlig problemlos Goldfische von 6-8 cm Länge und das sogar in einem winzigen Quarantäne-Aquarium von nur 5 Litern Inhalt. Und dass die Tiere ohne jede medizinische Versorgung topfit waren, ist sicherlich auch nicht mein Verdienst, son­dern war einfach Glück. Trotzdem zeigt dieser Fall wieder einmal, dass es genau so falsch ist, negative Erfahrungen zu verallgemeinern, wie sich selbst auf positive Erfahrungen zu viel einzubilden. Fest steht nur folgendes: gesund importierte Jungtiere der Java­nischen Warzenschlange sind nicht schwer zu pflegen.

Beutefische werden vor dem Verschlingen umringelt.

Ich pflegte die vier Exemplare gemeinsam, wobei die Tiere sich oft zu einem wirren Knäuel zusammen­fanden. Bei der Jagd stellten sich die Schlangen ausgesprochen ungeschickt an, was sicherlich während der Quarantäne auf das geringe Wasser­volumen zurückzuführen war. Denn die Warzen­schlangen orten die Fische durch den Geruchs- und nicht durch ihren schwach entwickelten Gesichtssinn. Bei kleinem Wasservolumen ist die Geruchskonzetration im gesamten Behälter so hoch, dass die Schlangen große Schwierigkeiten haben, den Futterfisch zu orten. So ist oft zu beobachten, dass die Tiere ins Leere beißen. Analoges beobachtet man auch bei Muränen im Aquarium, die sich ja ebenfalls nach dem Geruch des Futters orientieren. Erwischen die Warzenschlangen aber einen Futterfisch, so wird die Beute umwickelt und lebend gefressen. Man sieht den armen Fisch oft noch eine ganze Weile im Leib der Schlange zucken.

Auch unter Wasser züngeln Warzenschlangen. Gut auf dem Portrait zu erkennen: die nach vorne gerichteten Augen.

Glücklicherweise nahmen meine Tiere nach einiger Zeit auch tote Fische an, so dass ich als Pfleger in der Lage war, dem Futtertier ein schnelles und schmerzfreies Ende zu bereiten. Ich pflegte meine Javanischen Warzenschlangen in Leitungswasser (Gesamthärte 25° dH, pH-Wert 7,8 – 8,2) bei ca. 25°C.

Die harmlose Acrochordus granulatus imitiert farblich die tödlich giftigen Seeschlangen.

Das gelingt mit der zweiten, wesentlich kleineren und hübscheren Art leider nicht. Die Indische Warzenschlange (Acrochordus granulatus) ist nämlich ein Küstenbewohner und braucht zumindest langfristig voll­wertiges Seewasser. Bei der Haltung in Süßwasser sterben die Tiere nach ver­hältnismäßig kurzer Zeit (wenigen Wochen) und verweigern außerdem die Nahrungs­aufnahme. Diese Art kommt nicht nur in Indien vor, wie der deutsche Name sug­geriert, sondern ist bis nach Südostasien (Thailand, Malaysia, Indonesien) und bis Australien verbreitet. Als Meeresschlange imitiert das völlig harmlose und etwa 60 cm lang werdende Tier die tödlich giftigen Seeschlangen. Ihre auffällige schwarz-weiße Ringelung (Männchen sind in der Grund­farbe dunkler als die Weibchen) imitiert die Korallentracht der Seeschlangen, die als Warnfärbung verstanden wird. Die Indische Warzenschlange ist auch deutlich offensiver als ihre große Vetterin. Das scheint zwar nur Bluff zu sein, aber ich empfand A. granulatus als recht aggressiv gegen den Pfleger.

Männchen von Acrochordus granulatus

Bauch­schilder fehlen allen Warzen­schlan­gen, dafür können sie mit einer Hautfalte die Bauch­seite zu einer Schwimm­hilfe verbreitern. Wie gesagt braucht A. granulatus vollwertiges, eingefahrenes Seewasser, um zu gedeihen.

Warzenschlangen haben keine Bauchschilder.

Die dritte Art der Warzenschlangen kommt in Australien und auf Neu-Guinea vor: Acrochordus arafurae. Sind die beiden anderen Arten schon nicht eben häufig im Handel, ist es diese noch weniger, denn Australien hat ein generelles Exportverbot für alle Tiere und Pflanzen, seien sie häufig oder selten. Das ist schade, denn diese Süßwasserart ist möglicherweise partheno­genetisch, d.h. dass Weibchen auch ohne Befruchtung Junge bekommen können, die dann wiederum alle Weibchen sind. Es wäre sehr spannend, das experimentell beweisen zu können.

Links Männchen, rechts Weibchen von Acrochordus granulatus

Bei dieser Art besteht ein deutlicher Sexual-Dimorphismus, die Weib­chen werden bis zu 250 cm lang, die Männchen nur etwa 120 cm. Man nimmt an, dass dies die Ko-Existenz von geschlechts­reifen Männchen und Weibchen erleichtert, da die unterschiedlich großen Tiere ein unter­schiedliches Beutespektrum haben. Man nimmt an, dass die Arafura-Warzen­schlange sich nur alle 8 – 10 Jahre einmal fortpflanzt, ein Wurf umfasst dann 10-30 Jungtiere. Männchen sollen mit etwa 5, Weibchen mit 7-8 Jahren die Geschlechts­reife erreichen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die urtümlichen Warzenschlangen spannen­de Beobachtungsobjekte darstellen und dass es wünschenswert wäre, wenn sich mehr Terrarianer mit der Pflege und Zucht dieser Tiere beschäftigen würden, denn es gibt an ihnen noch viel zu entdecken.

Frank Schäfer


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Nachzucht im Meerwasser-Aquarium: Die Herausforderung! (Teil 2)

Teil 1 dieses Artikels (https://www.aqualog.de/blog/nachzucht-im-meerwasser-aquarium-die-herausforderung/) erläuterte die Grund­voraus­setzun­gen zur Nach­zucht des Ane­monen­­fisches Amphiprion ocellaris. Diese Fort­setzung informiert Sie über die nötigen Vorbereitungen zur Ei­ablage und das weitere Vorgehen nach dem Ablaichen.

Notieren Sie alles!

Damit Sie bei späteren Gelegen auch in der Lage sind, diese in das vor­be­reitete Schlüpfbecken zu überführen, stellen Sie einen flachen Stein, Platte, Fliesen­stück o. ä. vor die erste Ablaich­stelle. Meistens nehmen Mr. und Mrs. Ocellaris Ihren Wunsch, darauf ab­zu­laichen, an, und Sie haben beim Um­setzen dann keine Probleme.

A. ocellaris über dem Gelege

Jetzt wird’s spannend!

Die zweite Laichabgabe prangt wunsch­­­gemäß und lachsrot 5 cm im Durch­­­messer auf der bereitgestellten Küchen­fliese. Schließlich haben wir ja die Erziehung im Griff. Nach 8–9 Tagen (27°C) guter Pflege der Elterntiere wird es soweit sein. Die kleinen Fisch­chen wer­­den in der kommenden Nacht, ca. 2–3 Stunden nach völliger Verdun­klung des Beckens schlüpfen. Vorher: Füllen Sie aus dem Ablaichaquarium so viel Wasser in das Schlüpfaquarium, dass sich das Gelege mit der Platte senk­recht stehend unter Wasser be­fin­den wird. Vorsichtig muß nun das Gelege ohne Luftkontakt in einem ent­sprechen­den Behälter (Becher o.ä., der mit dem gleichen Wasser gefüllt ist) vom Ablaichbecken ins Schlüpf­becken über­führt werden. Danach ver­sorgen Sie behutsam die Embryos mit Sauer­stoff, und zwar so, daß die Luft­strömung dicht am Gelege vor­bei­führt, dieses aber nicht berührt. Diese Sauer­stoff­versorgung verbleibt dann auch für die nächsten 4–6 Wochen grob­­perlig im Aufzuchtbecken. Bitte keine weitere Wasserbewegung und keinen Filter installieren! Nun ge­ben Sie, noch bevor das Becken ab­ge­dun­kelt wird, aus Ihren Plank­tonkul­tu­ren je 1 Liter langsam ins Schlüpf­becke­n. In der kommenden Nacht muß un­be­dingt jede Störung an diesem Aqua­rium unterbleiben. Seien Sie ge­dul­­dig bis zum anderen Morgen. Schauen Sie bitte nicht neugierig nach, ob evtl. schon ein paar Fischchen schwimmen. Nach meinen Erfahrun­gen schlüpfen dann die Tiere gar nicht oder nur teil­wei­­­se, und der Rest des Geleges verpilzt.

Mein Tip: Errechnen Sie die ungefähre Schlüpf­zeit (2–3 Stunden nach völliger Dun­kel­heit). Geben Sie aus Sicherheit noch 2 Stunden dazu und schalten Sie dann für etwa 1 Stunde über die vorbe­rei­te­te Schaltuhr das Licht ein. Dadurch wird erreicht, dass für die Jungen die Nacht ohne Futter nicht zu lang wird; denn gefressen wird natürlich nur bei Licht.

Gelege kurz vor dem Schlupf. Die Augen der Embryonen sind schon deutlich zu erkennen.

Ein überwältigender Anblick

Spätestens morgens um 7:00 Uhr sollten Sie dann „Gewehr bei Fuß“ stehen, um für Futternachschub sor­gen zu können. Ich gehöre, liebe Leser, mit meinen mensch­lichen Gepflogenheiten bei­lei­be nicht zu den Frühaufstehern. Je­doch mit der Erwartungshaltung, 200, 300 oder 400 kleine Anemonen­fisch­chen in Augenschein nehmen zu können, trieb es mich immer wieder herzklopfend zu früher Zeit aus dem Bett, noch bevor die eingestellte Licht­schaltuhr ihren Dienst aufnehmen konnte. Wer diesen Moment jemals genießen durfte, weiß, dass man so einen über­wältigenden Anblick von mehreren Hun­dert Jungfischen nicht beschrei­ben kann. Dieses einmalige Gefühl und Er­leb­nis wünsche ich Ihnen allen, liebe Leser.

Gelege von A. melanopus

Pflege und Versorgung unserer Jungfische

In den folgenden Tagen und Wochen werden die täglichen Arbeiten zur Routine. Je nach Larvendichte bitte ca. 6 Liter Plankton zugeben. Jeden Abend mit einem dünnen Luft­schlauch Mulm sowie Futterreste und leider auch tote Fischchen absaugen. Das abgesaugte Wasser tröpfchen­wei­se mit Altwasser aus dem Eltern­becken wieder ersetzen. Bitte jeden Tag – ohne Ausnahme! Eine wichtige Versorgungs- und Er­folgs­maßnahme besteht darin, die Plankton­kulturen immer auf einem Qualitätshöchststand zu halten. Meistens ab dem 9. oder 10. Tag wurden von mir bei der Fischfütterung geringe Mengen frisch geschlüpfte, vitaminisierte Artemien zugegeben. Sie sollten die Fische genau be­ob­ach­ten! Erst wenn alle Jungfische Arte­mien aufnehmen, kann langsam nach und nach das Planktonfutter ab­ge­setzt werden. Unter größter Sorgfalt müssen die frischen Artemien von ihren Eischalen ge­trennt (ausgesiebt) werden. Die Artemia-Kultur dürfte jedem/r enga­gierten Züchter/in bekannt sein. An­dern­­falls kann alles hierüber in guter Literatur nachgelesen werden. Junge Amphiprion gehen unweigerlich an Ver­­stopfung zugrunde, sollten sie ver­sehentlich nicht entfernte Artemia-Eier­schalen fressen. Um den Speise­plan für unsere Kleinen zu erweitern, geben Sie bei der Fütterung 1 x täglich Staub­futter mit auf die Wasser­oberfläche.

Zu diesem Zeitpunkt kann ein kleiner Innenfilter mit Schaumstoffpatrone eingesetzt werden. Die Fischchen neh­men jetzt auch die Körperfarben ihrer jeweiligen Art an. Bei Amphiprion ocellaris entsteht das wunderschöne Orange. Auch zeigen sie schon im freien Wasser stehend ihre charak­­teristi­schen Schaukelbewegungen. So macht es täglich immer mehr Freude, das Heranwachsen der kleinen Clowns zu verfolgen. Sind 3–4 Monate ver­gangen, sollte zu ihrer besseren Weiter­entwicklung der Umzug in ein größeres Aquarium stattfinden. Anemonen können dann mit Einzug hal­ten, müssen es aber nicht – obwohl es ein Vergnügen besonderer Art ist, die kleinen „Orangeringelchen“ in einer weißen Anemone surfen zu sehen. Gönnen Sie sich dieses Erlebnis!

Eine Gruppe jugendlicher A. melanopus im Alter von etwa 3 Monaten

Jürgen Brei


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Nachzucht im Meerwasser-Aquarium: Die Herausforderung!

Eine der wichtigsten Herausforder­ungen der modernen Riffaquaristik ist, die im Aquarium gehaltenen Organismen nicht nur erfolgreich über Jahre hinweg zu pflegen, sondern sie auch zu vermehren.

Versuchen Sie es doch auch einmal:

Die Zucht des Anemonen­fisches Amphiprion ocellaris

Anemonenfische und ihre Anemonen ge­hören seit langem mit zu den be­lieb­testen Aquarienbewohnern. Ihr ­Sym­biose­leben mit den z.T. pracht­vollen, farbigen Anemonen, die schau­keln­den Bewegungen sowie ihr clowneskes Ver­halten in ihrem Terri­torium machen sie so außerordentlich populär und fas­zinierend. Im Rahmen dieses kleinen Artikels können nicht alle Anemonenfische und deren Wirte beschrieben werden. Das Ablaich- und Brutpflegeverhalten unter­scheidet sich bei den einzelnen Amphi­prion– Arten auch nur geringfügig.

Amphiprion ocellaris

Das Zuchtpaar

Die Auswahl der Tiere für unsere Zucht ist relativ einfach. Sofern wir nicht das Glück haben, ein ge­schlechts­reifes Paar erwerben zu können, besorgen wir uns von A. ocellaris ein größeres und ein kleineres Fischchen. Da alle Ane­mo­nen­fische als Männchen geboren werden, die dominanten und größeren Tiere sich aber zum Weib­chen entwickeln, ist bei unserem Aus­wahl­-v­erfahren die Wahr­scheinlichkeit, ein später harmonisi­erendes Pärchen zu besitzen, sehr gut. Zu unserem A. ocellaris passen viele Wirts­ane­mo­nen, z.B. Heteractis magnifica, Sticho­dac­tyla gigantea u.a. Ein 200-Liter-Aquarium mit allen bekannten aqua­ristischen Anforderungen ist für unser Zuchtpaar mit Anemone ausreichend.

Junge Tiere werden nach ca. 1–1,5 Jah­ren geschlechtsreif. Bei bereits er­wach­senen Amphiprion vergehen nach meinen Beobachtungen bis zu den ersten Ablaichvorbereitungen unter guten Bedingungen etwa 4–6 Mo­nate. In dieser Zeit müssen die Tiere bestens mit einem ab­wechs­lungs­reichen Menüplan der be­kann­ten Frost­futtersorten versorgt werden.

Da das Eltern/Ablaichbecken na­tür­lich bezüglich Filterung, Bodengrund und Strö­mungs­verhältnissen normal aus­gestattet ist, das aber für Jungfische ganz und gar nicht zuträglich ist (frische Brut verträgt z.B. keinerlei Wasserströmung), muß ein sogenanntes „Schlüpfbecken“ mit einem Volumen von ca. 100 Litern vor­bereitet werden. Dieses enthält zu­nächst gar nichts, außer einer ent­sprechen­den Heizung und Licht (über eine Schaltuhr gesteuert). Die Mög­lich­keit, das Becken komplett rund­herum abdunkeln zu können, z.B. schwarzer Karton o. ä., brauchen wir ebenfalls. Des weiteren noch einen Aus­strömer­stein mit Schlauch und einer kleinen Membran­luftpumpe.

Etwa 4 Monate alte Nachzuchten von Amphiprion ocellaris in einer Anemone

Ohne Plankton geht es nicht: Die Kultur von Phyto- und Zooplankton

Gute Amphiprion-Zuchtpaare laichen über längere Zeit im 10–14 Tage-Rhyth­mus ab. Zur Fütterung der Jung­fische werden während der ersten 6–10 Tage nicht unerhebliche Mengen Plank­ton gebraucht. Das Phytoplankton (grünes Wasser) be­steht aus der winzigen einzelligen Dunaliella-Alge. Dieses Plankton wird von den ebenfalls winzigen Zoo­plank­ton-Organismen Brachionus ge­fres­sen, und von ihnen wiederum er­nähren sich unsere geschlüpften Ane­monen­fische bis sie in der Lage sind, „Krebsartige“ (Artemia) zu verdauen. Die Schwierigkeit mit den Plankton­kul­turen besteht am Anfang darin, zum richtigen Zeitpunkt die Kulturen in ausreichender Menge zur Verfü­gung zu haben. Aber das ist alles Übungssache! Ein entscheidender Faktor beim Phyto­plankton ist das Licht. Dauerlicht (24 h) mit einem Tageslichtspektrum, z.B. OSRAM-Leuchtstoffröhren Licht­farbe 11 oder 12, auch HQL-Strahler sind gut geeignet.

Für ein ca. 5 DM-Stück großes Gelege, welches etwa 200–300 Jungfische ent­halten kann, werden in den ersten 6–10 Tagen zwischen 40–60 Liter Plankton von jeder Sorte be­nötigt. Eine tägliche Planktonzugabe (Brachionus) ins Auf­zucht­becken, ca. 3 mal 2 Liter, je nach Larvendichte, ist erforderlich. Die Tiere müssen praktisch immer im Futter stehen. Entsprechende Glas­be­hälter mit o.g. Volumen sollten Sie für die Kultur zur Verfügung haben.

Plank­ton­ansätze (jeweils 1 Liter) reichen zu Be­ginn aus; allerdings sind diese An­sätze nicht immer so einfach zu be­schaffen. Entsprechende Anfragen im Zoo­fachhandel, bei Züchtern oder Zoos werden nötig sein. Folgende Praktik der Planktonkultur hat sich bei mir bewährt: 4 Ganzglasbecken mit den Maßen 60 x 40 x 40 cm werden etwa 10 cm hoch mit Meerwasser doppelten Salz­ge­haltes gefüllt, mit 1 Liter Algen­kultur versetzt und mit einem 80 W/HQL-Strahler 24 Stunden be­leuch­tet. Bei diesem hohen Salzgehalt stirbt alles Zooplankton ab, während sich das Phytoplankton weiterentwickelt. Nachdem diese Kultur nach etwa 1 Woche eine hellgrüne Farbe ent­wickelt hat (26°–30°C) wird das Becken mit Süßwasser aufgefüllt bis ein normaler Salzgehalt erreicht ist. Nun leicht belüften! Hat durch weitere Ent­wicklung die Kultur eine sattgrüne Farbe angenommen, wird dem Ansatz Zoo­plankton zugeben.

Das Zoo­plankton (Brachionus) vermehrt sich in wenigen Tagen zu einer hohen Dichte und kann dann z.B. mit einem Meß­becher zum Verfüttern entnommen werden.

Phytoplanktonkulturen

Wann ist es soweit?

Gute Aquarianer/innen sind auch gute Beobachter/innen! So werden Sie schnell am Verhalten Ihrer Fischchen merken, daß „etwas im Busch ist“. Stundenlang und gründlich wird der ausgesuchte Ablaichplatz meist von beiden Partnern geputzt, bis sich dann beim Weibchen die Le­ge­röhre zeigt und sie gleitend nach und nach die Eier anheftet. Ab­wechselnd besamt das Männchen das vor­handene Gelege und das Weib­chen legt wieder neue Eier hinzu. Das erste Gelege kann u.U. relativ klein sein, bis die folgenden dann nach meh­reren Bruten einen Durchmesser von 6–8 cm erreichen werden. Mein Tip: Nehmen Sie das erste Gelege nicht heraus. Benutzen Sie dieses, um Er­fahrung zu sammeln; d.h. beobachten Sie, wie die Eltern damit umgehen, wie die Embryos sich in welchem Zeit­rahmen entwickeln, wann die Augen zu sehen sind und wie ihre Be­we­gun­gen kurz vor dem Schlupf immer deut­licher und heftiger werden.

Im Aufzuchtaquarium drängen sich die Jungfische bei Beunruhigung dicht zusammen.

Jürgen Brei

Teil 2 folgt…


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