Moden kommen und Moden gehen; auch in der Aquaristik. Mal sind es Salmler, dann L-Welse, es folgen Malawi-Buntbarsche, Rochen oder Barben. Nur ein Fisch ist und bleibt durch alle Zeiten begehrt: der Diskus. Über die Anzahl der Arten und ihre richtige Benennung streiten die Gelehrten. Die hier vorgestellten Fische gehören in den Formenkreis um Symphysodon discus.
Heckel Cross Nhamunda
Der Diskusbuntbarsch, bei dem das mittlere senkrechte Körperband so auffällig verbreitert ist, wurde als erste Diskusbuntbarschart wissenschaftlich beschrieben, und zwar von Johann Jakob Heckel im Jahre 1840. Nach ihrem Beschreiber heißt die Art im Hobby „Heckel-Diskus“.
Heckel Cross Nhamunda
Die Fische, die wir hier zeigen, haben nicht nur Merkmale des Heckel-Diskus, sondern auch manche der verwandten Arten Brauner und Grüner Diskus. Es handelt sich um Wildfänge, die in den Oberläufen der Flüsse Nhamunda und Jatapu in Brasilien gesammelt wurden. Ob es sich wirklich um Kreuzungen handelt, ist unbekannt, aber unwahrscheinlich. Wenn im Handel solche Fische als „Heckel Cross“, also Heckel-Kreuzungen angeboten werden, so geschieht das, um auf ihr besonderes Aussehen hinzuweisen.
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Heckel Cross Nhamunda
Bereits in Brasilien werden in den Fangstationen die Diskusbuntbarsche sortiert und nach äußerlichen Gesichtspunkten zu Sendungen zusammengestellt. Gemeinsam importierte Exemplare müssen daher nicht auch gemeinsam gefangen worden sein.
Heckel Cross Nhamunda
Die „Heckel Cross“, die Sie auf dieser Seite sehen, stammen sämtlich aus solchen Sendungen. Sie sehen naturgemäß relativ uneinheitlich aus. Während manche Exemplare dem Blaukopf-Heckel ähneln, erinnern andere eher an Royal Blue Varianten der nahe verwandten Art Symphysodon haraldi, dem Braun/Blauen Diskus.
Heckel Cross Nhamunda
Diese gibt es im Rio Nhamunda übrigens auch. Sie sind besonders berühmt für den hohen Rotanteil in ihrer Färbung (vor allem der Weibchen) und werden gerne als „Nhamunda Rosé“ bezeichnet.
Die „Heckel Cross“ haben sich bislang als robuste und gut haltbare Pfleglinge erwiesen. Selbstverständlich sollten Aquarianer aber bereits über etwas Erfahrung verfügen, bevor sie Diskusbuntbarsche erwerben denn sie nehmen Fehler in der Pflege schneller übel als viele andere Fische und es kann ziemlich lange dauern, bis sie sich wieder vollständig erholen.
Angst geht um. Besorgt setzen sich die Menschen weltweit mit der Ausbreitung einer Viruserkrankung auseinander, die überall dort den Alltag massiv beeinträchtigt, wo sie auftritt. Das neuartige Virus hat einen hübschen Name: Corona, das bedeutet „Krone“. Bei den meisten Menschen verläuft eine Erkrankung mild, ähnlich einer Erkältung, doch bei Menschen mit Immunschwäche kann das Virus eine Lungenerkrankung mit tödlichem Verlauf auslösen. Medikamente gegen Corona gibt es nicht, genausowenig wie gegen irgend ein anderes Virus, man kann lediglich die Symptome behandeln. Mit dem Virus an sich muss das Immunsystem klarkommen. Das fiese an Corona: es besteht mit der fortschreitenden Ausbreitung die wachsende Gefahr, dass es mutiert, sich verändert. Viren können das. Gegen die Grippe muss deshalb jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden, da der vorjährige aufgrund der Mutation des Grippevirus nicht mehr wirksam ist. An der Grippe sterben deshalb jährlich zehntausende von Menschen, manchmal, wenn die Mutation der Grippe besonders bösartig ist, kommt es sogar zu einer weltweiten Epidemie, einer so genannten Pandemie, die dann Millionen von Menschenleben fordert. Der letzte Ausbruch einer solchen Grippe-Pandemie liegt rund 100 Jahre zurück. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges (1914-1918), der 1,8 – 2 Millionen Soldatenleben forderte, brach sie aus, die Spanische Grippe. Zwischen 1918 und 1920 starben an ihr 25 – 50 Millionen Menschen! So etwas kann jederzeit wieder geschehen, so etwas wird wieder geschehen, darin sind sich alle Wissenschaftler einig. Die Frage ist nur: wann? Darum ist man wegen des Corona-Virus so besorgt, denn einem solchen Ausbruch steht man heutzutage im Grunde genommen genau so hilflos gegenüber wie 1348 dem Schwarzen Tod, der Pest, die ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte.
Die prächtige Cistus x purpureus ist eine Hybride, die häufig in Gärten gezogen wird.
Eine hübsche Pflanze aus dem Mittelmeerrraum, die ihre gegenwärtige Omnipräsenz in der mediterranen Region den Umweltsünden unserer Vorfahren verdankt, könnte eine wirksame Waffe gegen Corona sein: die Zistrose (Cistus).
Cistus albidusFür Tees etc. verwendet man nicht die Blüten, sondern das Kraut. Cistus albidus.
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Einst wuchsen entlang der Küsten des Mittelmeeres immergrüne Hartlaubwälder, gebildet aus Eichen, Kiefern und anderen Baumarten. Die alten Griechen und nach ihnen die Römer holzten diese Wälder so effektiv ab, dass eine völlig neue Pflanzengesellschaft einstand: die Macchie, bestehend aus aromatischen Kräutern und Büschen, die sowohl mit den kargen, vom Regen ausgewaschenen Böden wie auch mit der Überweidung durch Ziegen klarkommen. Die Macchie kommt uns Touristen als typische Vegetation vor, wir empfinden sie als romantisch und typisch mediterran, sie ist jedoch eigentlich ein Schandmal menschlicher Umweltzerstörung. Zistrosen (es gibt rund um das Mittelmeer 15 Arten, die sich teils sehr ähnlich sehen) kommen in der Macchie sehr häufig vor. Dort, wo die Macchie regelmäßig abgebrannt wird, um den Ziegen wieder etwas zarteres Grün zu verschaffen, kommen Zistrosen sogar besonders häufig vor, wo die Macchie zu oft abgebrannt wird, kann es sogar dazu kommen, dass nur noch Zistrosen wachsen, und zwar so dicht, dass darunter aus Lichtmangel keine andere Pflanze mehr aufkommen kann.
Macchie auf Korsika
Den Menschen der Antike kam die Zistrose als ein Geschenk der Götter vor. Sie nutzten das duftende, harzige Öl einiger Arten (damals bevorzugt C. creticus, heute nimmt man vor allem Cistus ladanifer dafür) als Räucherwerk und zur Parfumherstellung und nannten es Ladanum, Labdanum oder auch Laudanum; es gilt außerdem als Mittel zur Erzeugung göttlicher Schönheit, indem man es in Hautsalben verwendet. In der traditionellen Medizin der Antike bis in die Gegenwart nutzt man Tees und Auszüge sowohl innerlich wie auch äußerlich gegen eine Vielzahl von Erkrankungen, von Hauterkrankungen bis Darmbeschwerden. Allgemein schreibt man Zistrosenkraut eine entzündungshemmende Wirkung zu. In der EU ist das Kraut der Zistrosen nicht als Nahrungsmittel zugelassen, man darf es also nicht als Tee zum trinken verkaufen, aber als Badezusatz ist es erlaubt und so kann man es leicht erwerben. In der Schweiz kann man auch Lutschtabletten mit Zistrosenextrakt kaufen.
Cistus ladanifer
Seit einigen Jahren forschen Mediziner nun schon an einer erstaunlichen Eigenschaft von Zistrosenextrakt: es verhindert die Infektion mit Grippe- und Erkältungsviren! Wie schon eingangs erwähnt gibt es keine dauerhaft wirksamen Medikamente gegen diese Viren, existierende Präparate bekämpfen entweder lediglich die Symptome oder die Viren werden durch Mutation schnell resistent gegen sie. Nichts dergleichen passiert bei Zistrosenextrakt. Weder können sich die Viren nach bisherigem Wissenstand an den Zistrosenextrakt anpassen noch entwickeln sie Resistenzen. Das dicke ABER: nach aktuellem Forschungsstand nutzt Zistrose nach Ausbruch der Erkrankung nichts mehr, sie kann auch den Verlauf der Erkrankung nicht wirklich beeinflussen, sie verhindert jedoch sehr effektiv die Ansteckung. Jedenfalls gilt das für Zell- und Tierversuche. Mit Menschen gibt es erst wenige klinische Tests mit wenigen hundert Versuchspersonen. Immerhin: Nebenwirkungen gibt es nach bisherigem Kenntnisstand auch keine.
Cistus salvifolius
Interessant ist nun, dass Erkältungs- und Grippeviren offenbar den gleichen Infektionsweg nutzen wie Coronaviren. Es ist darum naheliegend, wenn auch noch völlig unerforscht (was daran liegt, dass Corona erst so kurz bekannt ist), dass Zistrosen gegen eine Infektion mit Corona in gleicher Weise schützen wie gegen Erkältungs- und Grippeviren. Wenn man es probieren möchte und keine Lutschtabletten aus der Schweiz beziehen kann, bietet sich Tee an, den man entweder trinkt oder zum gurgeln verwendet. Rezepte dafür findet man auf zahlreichen Kräuterseiten im Netz.
Cistus monspeliensis
Man kann der unerfreulichen Corona-Infektion als Terrarianer und Pflanzenliebhaber auch eine gute Seite abgewinnen und sich – quasi unter dem Vorwand, etwas für die Lieben und sich selbst zu tun, eine kleine Sammlung mit Zistrosen aufzubauen. Als Zimmerpflanzen eigen sich Zistrosen freilich nicht. Im Freiland sind sie bei uns bedingt winterhart, wie so viele mediterrane Pflanzen. Ganz wichtig ist ein sehr durchlässiger Boden, am besten eine Mischung aus Kies und Erde. Geradezu unverzichtbar sind Zistrosen in Freiland-Terrarien für mediterrane Reptilien, wie Scheltopusiks (Sheltopusik apodus), Smaragd- und Perleidechsen (Lacerta bilineata, L. viridis, L. trilineata, Timon lepidus etc.) und die europäischen Landschildkröten (Testudo spp.) oder auch Treppen- und Vierstreifennattern (Zamenis scalaris, Elaphe quatuorlineata). Viele Staudengärtnereien bieten Cistus-Arten und -Varianten an, sehr preiswert bekommt man Zistrosen in Kräuterangeboten der Gärtnereien – dabei handelt es sich um Cistus incanus tauricus.
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Smaragdeidechse, Lacerta viridis
Da ich weder Arzt noch Apotheker bin, hier noch ein paar Links zu weiterführenden Texten aus berufenen Federn:
Es gibt viele Parallelen zwischen der Salamander-Chytrid-Pilz-Epidemie und dem Ausbruch von Corona.
Im gerade in Arbeit befindlichen Bookazine No 8 geht es in einem Artikel auch um eine Seuche. Seit einigen Jahren bedroht ein neuartiger, hochansteckender, für freilebende Feuersalamander tödlicher Hautpilz die mitteleuropäischen Bestände dieser Tierart. In Belgien ist sie bereits fast völlig ausgestorben, in den Niederlanden ist die Situation dramatisch und in Deutschland breitet sich die Salamander-Seuche (es handelt sich um den Pilz Batrachochytrium salamandrivorans) sehr schnell aus. Es gibt interessante Parallelen in der Reaktion der mit diesem Pilz befassten Wissenschaftler zu der aktuellen Corona-Hysterie. Auch beim Salamander-Chytrid überwiegen oft Panikmache und Aktionismus über Vernunft und Augenmaß bei den Behörden und Wissenschaftlern. So gibt es Bestrebungen, den Salamander-Chytrid als Vorwand zu nutzen, die Amphibienpflege allgemein stark zu reglementieren oder zu verbieten, so wie vor einigen Jahren die Vogelgrippe als Vorwand benutzt wurde, den Import von Ziervögeln zu verbieten. Warum es zwischen dem Schwarzen Tod, der Grippe und dem Salamander-Chytrid klare Zusammenhänge gibt, können Sie in wenigen Wochen in Bookazine No 8 lesen.
Frank Schäfer
PS: Dank an Michael Bischof für die Idee zu diesem Blog!
Dieser hübsche Krebs stammt aus dem Südwesten Australiens, wo er hauptsächlich rund um Albany vorkommt.
Die Endgrösse liegt zwischen 8 cm und 10 cm Carapaxlänge. Die Scheren sind sehr kräftig und breit, was auf eine grabende Lebensweise hindeutet. Die Körpergrundfarbe ist – wie der deutsche Name schon aussagt – ein glänzendes Blauschwarz.
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Nach einigen erfolglosen Versuchen, Cherax preissii im Aquarium zu halten, ist es dann doch gelungen, diese wunderschöne Krebsart am Leben zu erhalten und auch nachzuziehen. Das Hauptproblem bei der Haltung lag in den meist viel zu hohen Wassertemperaturen, bei denen die Tiere im Aquarium gehalten wurden. Aufgrund ihrer Herkunft aus gemässigten Breitengraden vertragen Wildfänge aber nur Temperaturen bis max. 22°C. Das Optimum bei der Haltung liegt zwischen 15°C und 18°C. Die erfreuliche Nachricht für alle Aquarianer ist aber, daß die Nachzuchten sich problemlos an die höheren Aquarientemperaturen gewöhnen lassen und Temperaturen bis 25°C klaglos aushalten.
Die Ernährung dieser Krebse sollte breit gefächert sein und von trockenem Laub über Futtertabletten bis Frostfutter reichen.
Eine Besonderheit dieser Krebsart ist ihr fast völlig fehlendes Fluchtverhalten. Man kann nur hoffen, daß dieser Krebs eine weitere Verbreitung in der Aquaristik erfährt.
Es gibt Fischarten, die begleiten mich schon seit Jahrzehnten. Unter den Panzerwelsen ist das zum Beispiel die Verwandtschaft von Corydoras fowleri. Als ich vor über 20 Jahren bei Aqualog und Aquarium Glaser zu arbeiten begann, hatte noch nie ein Mensch diese Art lebend gesehen. Na ja, jedenfalls kein Mensch, der in ihnen nicht nur eine mäßig nahrhafte Suppenzutat sah. Wir hatten gerade den Aqualog-Band „all Corydoras“ fertiggestellt und bereiteten die damals noch zweisprachig und in Zeitungsformat erscheinenden Aqualog News vor, da kam das erste Exemplar herein. Mannomann, das war eine Aufregung!
Abbildung des Holotypen von Corydoras fowleri aus Weitzman, S. H. (1964): One new species and two redescriptions of catfishes of the South American callichthyid genus Corydoras. Proceedings of the United States National Museum v. 116 (no. 3498): 115-126
Ein einziger Fisch, ziemlich groß, sehr teuer! Das war im Juli 1996. Mein Kumpel Frank Teigler fotografierte ihn und auch ich nahm das kostbare Exemplar vor die Linse. Natürlich gehen wir mit jedem Tier sorgfältig um, aber so ein Geschiss um einen einzelnen Fisch haben wir noch selten gemacht. Zu dieser Zeit wurden in Japan geradezu unverschämte Preise für seltene Panzerwelse bezahlt.
Das ist das erste nach Europa importierte Exemplar von Corydoras fowleri, fotografiert von Frank Teigler.Und hier noch einmal das gleiche Exemplar, diesmal von mir fotografiert.
Kurze Zeit später, im August, trafen weitere Tiere ein. 15 Exemplare diesmal. Inzwischen hatte ich mit Han Nijssen vom Museum in Amsterdam, damals der Koryphäe in Sachen Corydoras, korrespondiert, der Zweifel darüber äußerte, dass die aus Peru importierten Tiere tatsächlich mit den von Böhlke beschrieben C. fowleri identisch seien. Von den frischen 15 Tieren übernahm der leider viel zu früh verstorbene Züchter Karl Lang, dem schon kurze Zeit später die Erstzucht gelang, vier Exemplare. Dieter Bork fotografierte die Nachzuchten von Karl Lang und so konnte erstmals die entwicklungsbedingte (= ontogenetische) Veränderung im Farbkleid der Art dokumentiert werden.
Von oben links nach rechts: Jungfisch im Alter von 3, 6 und 8 Wochen. Unten eines der Zuchttiere von Karl Lang.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse halfen sehr, spätere Importe unbekannter Panzerwelse zu klassifizieren. Schon einige Zeit vor den Importen von C. fowleri kamen ebenfalls große, um 8 cm lang werdende Panzerwelse als „Black Peru“ herein. Dabei handelt es sich um die sehr eng mit C. fowleri verwandte Art C. semiaquilus. Es gibt mindestens zwei verschiedene „Black Peru“ und spätere Importe von C. fowleri erwiesen sich ebenfalls als ziemlich variabel. 1997 beschrieb Warren E. Burgess eine solche Variante als Corydoras coriatae.
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Jugendlicher Wildfang von Corydoras fowleri; die Ähnlichkeit zu C. semiaquilus ist groß.
Was ist nun der „echte“ Corydoras fowleri? Ist es überhaupt sinnvoll bei solchen, durch Übergänge miteinander verbundenen Fischen wie C. fowleri und C. semiaquilus, die sich nur durch Farbmerkmale unterscheiden und ganz offensichtlich noch im Stadium der Artbildung befinden, von verschiedenen Arten zu sprechen?
Kommerzielle Importe von C. fowleri, C. semiaquilus, C. coriatae und „Black Peru“ kommen alle aus Peru und dort – soweit bekannt – aus dem Einzug des Rio Ucayali, einem der beiden Quellflüsse des Amazonas und aus der Umgebung von Pebas. Aber man sollte natürlich nicht unterschätzen, dass in Peru selbst kleinere, bei uns namenlose Nebenflüsse des Ucayali und des Amazonas die Dimensionen eines hierzulande größeren Flusses, wie des Mains oder Neckars haben. Natürlich können sich auch relativ kleinräumig verschiedene Arten entwickeln. Das der Erstbeschreibung von Corydoras fowleri zugrunde liegende Exemplar – der so genannte Holotypus – stammt aus der Nähe von Pebas und wurde von Wiliam G. Scherer an einem Ort names Caño del Chancho gesammelt. Pebas liegt am Amazonas. Heute ist der Holotyp von C. fowleri fast völlig verblasst, aber 1964 – übrigens meinem Geburtsjahr – hatte er noch ein wenig Farbe und Stanley Weitzman bildete ihn anlässlich seiner Beschreibung von C. semiaquilus ab. Wesentliche Unterschiede zu den aus Peru importierten C. fowleri sehe ich nicht. Und C. semiaquilus? Der wurde erstmals in Brasilien gesammelt, im Igarapé Preto, einem Dschungelbach, der die Schwarzwasser-Zuläufe des Rio Solimoes (so heißt der Oberauf des Amazonas) im Staat Amazonas in Brasilien speist. Also: die Verbreitungsgebiete der beschriebenen Arten liegen am Amazonas, in Peru und Brasilien, die exportierten Fische stammen aus Peru aus dem Einzug des Rio Ucacyali. Das ist schon ein bedenkenswert großes Gebiet.
Diese Variante von C. fowleri wurde 2013 importiertPortrait eines im Jahr 2013 importierten Tieres
In allerjüngster Zeit wurden wieder neue Varianten/Arten importiert; eine soll aus dem Rio Blanco (der gehört ebenfalls zum Ucayali-Einzug) stammen, die andere aus Kolumbien! Sie wurde mit der Fundortangabe „Mitu“ geliefert. Mitu ist eine kleine Stadt am Rio Vaupés in Venezuela, der in seinem weiteren Verlauf in Brasilien Uaupés heißt; der Uaupés mündet in Brasilien in den Rio Negro und gehört somit zum Einzug des Amazonas. Noch immer gehören alle Arten/Formen der Verwandtschaft um Corydoras fowleri/semiaqulius zu den teuren Raritäten, obwohl sie sich ganz gut im Aquarium züchten lassen. Noch immer kommen diese Fische – wie die Mitu-Form oder die Variante vom Rio Blanco – nur in Einzelexemplaren oder in ganz kleiner Stückzahl herein.
Corydoras cf. semiaquilus aus dem Rio Blanco Kleinwüchsige Variante von Corydoras semiaquilus Black Peru, die Huanta genannt wird
Noch immer ist die Systematik dieser Fische, die mit einiger Sicherheit in eine neu zu beschreibende, eigene Gattung gehören, praktisch ungeklärt. Noch immer sind wir über die Verbreitung dieser Fische nur ganz unzureichend informiert. Noch immer wissen wir praktisch nichts über ihr Leben in freier Natur. Die besten Hinweise gibt Hans-Georg Evers in der Zeitschrift Amazonas No 32 (November/Dezember) 2010: 77: “Immer handelt es sich um Klarwasser führende, schmale Flüsse im intakten Regenwald. Durch ihre Zeichnung gut getarnt, lebt die Art die meiste Zeit des Jahres dort zwischen Falllaub, verhält sich ruhig und lässt sich, wenn man den Fisch erst einmal entdeckt hat, mit einem kleinen Handnetz verhältnismäßig einfach erbeuten.” Evers bezweifelt, dass C. fowleri in Schwarzwasser vorkommt und zweifelt darum auch die Fundortangabe “Rio Aguaytia” als Typusfundort von C. coriatae an, da dieser Fluss Schwarzwasser führt. Überhaupt hält Evers diese Art angesichts der enormen Variabilität von C. fowleri nicht für valide.
Corydoras coriatae – eine gültige Art?Portrait des Exemplares aus dem Rio Vaupes.
Sicher gibt es noch viel an diesem Artenkomplex zu forschen. Und so werden mich diese schönen Panzerwelse wohl noch viele weitere Jahre begleiten. Ich freue mich darauf!
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Und dann haben wir noch einen besonderen Surftipp für Sie; schauen Sie mal bei Martin und Tom Christoffersen vorbei; Tom hatte mir im Juli den Tipp gegeben, wo der Rio Blanco in Peru ist; er war fast dort, als er eine Expedition zum Rio Tapiche machte: http://apisto.sites.no/page.aspx?PageId=68
Frank Schäfer
PS: Dieser Beitrag erschien zuerst in Bookazine No 2, in dem zusätzlich auch der Zuchtbericht von Karl Lang zu finden ist.
Eine der schönsten asiatischen Kletternattern ist der Red Mountain Racer, Oreocryptophis (früher: Elaphe) porphyraceus. Die kleine Energiesparschlange – sie kommt aus bergigen Regionen und braucht keine Heizung (18-25°C) – wird immer öfter nachgezüchtet.
Die Bambusnatter ist sehr variabel gefärbt, es gibt auch längsgestreifte Tiere.
Es ist noch keine 30 Jahre her, da galt dieses Schlangenjuwel als nahezu unhaltbar. Obwohl die Art sehr weit verbreitet ist, sie kommt in sechs Unterarten von Indien über China, die malaiische Halbinsel bis nach Indonesien vor, wurde sie kaum importiert und wenn, dann starben die Tiere bald. Das Geheimnis für die erfolgreich Haltung liegt in der richtigen Behandlung der Tiere durch die Exporteure. Diese Gebirgnattern müssen kühl und feucht gehalten werden. Ein längerer Aufenthalt in den Exportstationen des Tieflandes – in der Natur kommt diese Schlange niemals unter 800 m Höhenlage vor – schädigt den Organismus der Tiere nachhaltig. Das Immunsystem bricht zusammen, an sich harmlose Parasiten vermehren sich massenhaft, das Reptil stirbt.
Der Durchbruch in der Haltung dieser herrlichen Schlangen kam eigentlich erst, als auch in Südostasien sich Terrarianer ernsthaft mit der Tierhaltung westlichen Stils – also der unsentimentalen, nicht-anthroposophischen, dafür aber sachlich richtigen Pflege – auseinandersetzten. Sie bauten Kühlhäuser, so wie wir hierzulande Gewächshäuser bauen, um den Klimaansprüchen dieser und anderer Gebirgswaldtiere gerecht werden zu können. Und siehe da: es funktionierte!
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Das mittlere Ei schlüpft gerade.
Die Tiere, die hier vorgestellt werden, gehören zur Unterart O. p. laticinctus, die auf der Malaiischen Halbinsel vorkommt. Sie besiedelt wie alle anderen Unterarten auch, den dauerfeuchten Wald. Die Ernährung der bis zu 100 cm langen, sehr schnellen und manchmal bissigen Schlange (sie ist jedoch, wie alle Elaphen im weiteren Sinne, ungiftig) ist einfach: Mäuse werden willig angenommen. Hält man mehrere Exemplare zusammen – was durchaus geht, sie sind nicht kannibalisch – ist es günstig, die Bambusnattern vor der Fütterung zu vereinzeln, damit es einerseits nicht dazu kommt, dass sich mehrere Tiere auf die selbe Maus stürzen und andererseits ist es generell ganz praktisch, wenn die Nattern ihr Terrarium eher als Paarungs- und Häutungshabitat, denn als Freßhabitat sehen. Als Pfleger kann man viel entspannter in dem Becken hantieren, wenn die fressgierigen Tiere nicht sofort beim Öffnen der Scheiben angeschossen kommen. Leider sind diese wunderschön gefärbten Schlangen sehr verstecksüchtig. Man muss ihren Behälter also so einrichten, dass sich die Nattern gut verstecken können, die Verstecke müssen aber auch jederzeit kontrollierbar sein.
Geschafft: ein Nachzuchttier der Bambusnatter mit der ersten selbsterbeuteten Babymaus.
Einmal jährlich im Sommer produzieren die Bambusnattern nach einer kühlen Haltungsphase (um 15 – 20°C) im Winter ein Gelege, das bei 26°C in ca. 60 Tagen zeitigt. Die geschlüpften Jungtiere sind rund 25 cm lang und fressen erfahrungsgemäß problemlos von Anfang an Babymäuse, so dass ihre Aufzucht keine Schwierigkeiten macht.
Lexikon Bambusnattern Oreocryptophis: altgriechisch, bedeutet “versteckt lebende Bergschlange” porphyraceus: nach der roten Gesteinsart Porphyr laticinctus: latein, bedeutet “mit breiten Bändern”
Flossensauger gehören in die Schmerlenverwandtschaft. Die wohl schönsten Flossensauger findet man in der Gattung Homaloptera. Es gibt mehrere, eng verwandte und ähnlich zueinander aussehende Arten. Im Deutschen bezeichnet man sie gerne als „Sattelfleckschmerlen oder „Pracht-Plattschmerlen“, englisch werden die Tiere „lizard loaches“, also „Eidechsenschmerlen“, genannt.
Homaloptera parclitella
Eine außerordentlich schöne Plattschmerle aus dem Schwarzwasser Süd-Thailands und Malaysias ist Homaloptera parclitella. Sie ist eng mit der indonesischen H. orthogoniata verwandt. In der Pflege sind die bis zu 8 cm langen Tiere anspruchsvoll: als Schwarzwasserbewohner verlangen sie ein keimarmes Milieu, das Wasser sollte unbedingt mit Huminstoffen aus Torf, Erlenzäpfchen oder Laub angereichert werden, sonst sind die Tiere sehr empfänglich für Parasiten. Zusätzlich haben diese Fische als Fließwasserbewohner einen hohen Sauerstoffbedarf. Das Wasser sollte darum nicht zu warm sein, 22-25°C sind ideal. Als Futter wird anfangs Lebendfutter bevorzugt, später nehmen die Tiere auch Frost- und Trockenfutter an.
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Homaloptera orthogoniata
Die schönen Fische sind sehr friedlich, imponieren aber untereinander gerne in harmlosen Rangordnungskämpfen, die sehr interessant anzusehen sind.
Dieser Fahnenbarsch unterscheidet sich in seinem Verhalten, im Vergleich zu anderen Fahnenbarschen aus der Gattung Pseudanthias, erheblich.
Kein „richtiger“ Fahnenbarsch Viele Fahnenbarsche sind in der Meeresaquaristik beliebte und weitgehend problemlose Pfleglinge. Die aquaristische Herausforderung beim Dickkopf-Fahnenbarsch liegt bei der Fütterung: Gefressen wurden bei mir bislang größere Krebsartige, wie Mysis und – wenngleich auch weniger willig – Artemien. In dem 800 Liter Aquarium, das reich an Xenien-Beständen ist, wurde kurze Zeit später kleiner Krill das bevorzugte Futter. Meine zwei Tiere zeigen sich als bedächtige Fresser, die sich schnell durch gierige Nahrungskonkurrenten abschrecken lassen. Anders als sonst bei Fahnenbarschen üblich, sind diese beiden keine hemmungslosen Fresser, die das verabreichte Futter gierig in sich hinein schlingen.
Mehrmals tägliche Fütterung Dieses überraschende Verhalten macht eine täglich mehrmalige Gabe von Frostfutter notwendig, da Trockenfutter bisher verschmäht wird – bezüglich der Fütterung ist die Pflege des Dickkopf-Fahnenbarsches also aufwändig.
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Keine Gruppenbildner Die meiste Zeit des Tages stehen die Tiere in getrennten Bereichen des Aquariums ohne allzu große Schwimmaktivitäten. Erwachsene Exemplare erreichen immerhin 13 cm. Fenner (2004) erwähnt, dass die Männchen eher orangerot gefärbt sind, während die Weibchen verhältnismäßig viel lila in der Färbung haben. Ich setze nicht auf unterschiedliche Körperfärbung, sondern hoffe auf den protogynen Hermaphroditismus der bei Fahnenbarschen üblich ist.
Geschlechtswechsel bei Fischen Bei den allermeisten Süßwasserfischen ist das Geschlecht genetisch festgelegt und kann vom einzelnen Tier nicht gewechselt werden. Anders bei sehr vielen Meeresfischen. Hier ist Geschlechtswechsel fast die Regel. Man unterscheidet protogyne Arten, die ihr Leben als Weibchen beginnen und als Männchen beenden (können) und protandrische Arten, bei denen es umgekehrt ist. Ob sich ein Exemplar umwandelt hängt dabei u. a. davon ab, ob das andere Geschlecht vorhanden ist. So sind z.B. Anemonenfische (Amphiprion) protandrisch. Jedoch vermag sich nur das ranghöchste Tiere in einer Gruppe zum Weibchen zu verwandeln.
Lebensweise in der Natur Michael (1998) beschreibt das Sozialgefüge von Serranocirrhitus latus als einzeln oder paarweise. Gelegentlich, so seine Angaben, hat er die Art in einer Dreiergruppe beobachtet. Die Tiere sind eng an das Riff gebunden, wo sie stets die Körperunterseite dem Substrat zuwenden. Bevorzugte Lebensräume sind Steinkorallenformationen, Ansammlungen von Weichkorallen und Gorgonien. Andere Autoren berichten von kleineren Gruppen an den Außenriffen, dort, wo die Steilhänge in die schier unendliche Tiefe abfallen.
Korallenwächter oder Zackenbarsch Eine interessante Geschichte verbirgt sich hinter dem wissenschaftlichen Namen der monotypischen Gattung Serranocirrhitus. Dabei steht “Serrano” für die Familie Serranidae (Zackenbarsche, zu denen auch die Fahnenbarsche gehören) und “cirrhitus” für die Familie der Büschelbarsche. Der Namensgeber dieser Art, Watanabe, konnte sich 1949 nicht entscheiden, in welche Familie er seine neu entdeckte Art latus einordnen sollte. So gab er ihr den Gattungsnamen Serranocirrhitus und stellte sie in die Familie der Büschelbarsche (Cirrhitidae). Dreizehn Jahre später beschrieb Whitley einen attraktiven kleinen Barschartigen, dem er den Namen Dactylanthias mcmichaeli verlieh. Da sich der Holotyp farblich etwas von jenem Watanabes unterschied, wurden beide Arten bis 1978 als eigenständig geführt. Es war Randall der diesen Irrtum 1978 aufklärte und die zwei vermeintlichen Arten als eine erkannte. Er stellte sie in die zur Familie Serranidae (Zackenbarsche) gehörenden Unterfamilie Anthiinae (Fahnenbarsche), in welcher sie bis heute zu finden ist.
Literatur: Fenner, R. (2004): Serranocirrhitus latus ist ein nicht alltäglicher Aquarienfisch. Das Aquarium 38(10), 41-42 Michael, S. W. (1998): Reef Fishes, Volume 1. Microcosm Ltd. Shelburne.
Wegen der lang ausgezogenen Rückflossenstrahlen, die erwachsene Männchen vieler Arten und vor allem der bekanntesten Art der Gattung Dawkinsia zeigen – nämlich D. filamentosa – werden die Angehörigen der Gattung umgangssprachlich auch als Indianerbarben bezeichnet. Die Rückenflosse erinnert an den Federschmuck eines Prärieindianer-Häuptlings. Alle Arten der Gattung sind auf den Süden Indiens und Sri Lanka beschränkt.
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Manche Indianerbarben, so die bereits erwähnte D. filamentosa, sind sehr weit verbreitet, andere kommen aber nur sehr lokal vor und sind dementsprechend selten im Handel. Eine der seltensten Arten überhaupt ist D. rubrotincta aus dem Einzug des Cauvery River. Sie wurde zwar schon 1849 wissenschaftlich beschrieben, wurde aber sehr lange als Synonym zu D. arulius gesehen. Erst 2011 wurde sie wiederentdeckt und schließlich als gute Art erkannt. Die Bilder zeigen 6-8 cm lange jugendliche Tiere, die zu erwartende Endgröße liegt bei 10-15 cm.
Der gut sortierte Zoofachhandel bietet für Aquarianer und Terrrianer ein breites Spektrum an gut für die Pflege im heimischen Biotop geeigneten Gewächsen. Allerdings wird das gesamte Potential so mancher Pflanzen kaum ausgenutzt. So z.B. beim Carolina- oder Stengelumfassenden Fettblatt, Bacopa caroliniana.
Blüte von Bacopa caroliniana, dem Karolina-Fettblatt
Diese Pflanze gehört sozusagen zum Urgestein der Aquarienflora und kam schon Anfang des 20ten Jahrhunderts in die Becken unserer Urgroßväter. Der Erstimport erfolgte durch Paul Matte (Lankwitz bei Berlin) aus Florida im Jahre 1905. Der botanische Begriff „stengelumfassend“ (der wissenschaftliche Artname „amplexicaulis“ eines bekannten Synoyms bedeutet exakt das) bezieht sich auf die Blätter, die nicht etwa an Stielen am Pflanzenstängel sitzen, sondern diesem auf der gesamten Breite der Blattspreite angewachsen sind. Systematisch gehört Bacopa caroliniana zu den Rachenblütlern (Scophulariaceae), einer Familie, die weltweit etwa 1.700 Arten umfasst.
Bekannte einheimische Vertreter sind z.B. die Königskerzen (Verbascum), eine beliebte Zierpflanze aus dieser Familie ist der Schmetterlingsstrauch oder Sommerflieder (Buddleja davidii). Aquarienpflanzen stellen die Rachenblütler nur wenige. Neben Bacopa (Fettblatt) ist Limnophila (Sumpffreund) die wohl bedeutendste Gattung aus vivaristischer Sicht.
Die Heimat des Fettblatts Das Carolina-Fettblatt ist keineswegs nur in Carolina in den USA zu finden, sondern besiedelt in den Vereinigten Staaten recht weite Teile des südlichen und mittleren Nordamerikas; der Verbreitungsschwerpunkt liegt längs der Atlantikküste. Damit bringt sie schon etwas mit, was von einer altgedienten Aquarienpflanze gefordert wird: Temperaturtoleranz. Winterhart ist das Gewächs in unseren Breiten zwar nicht, doch verträgt es anstandslos Temperaturen zwischen 14 und 25°C, kann also in Kaltwasserbecken ebenso eingesetzt werden, wie in ungeheizten Zimmervivarien und Behältern für tropische Tiere. Über 25°C sollte die Temperatur allerdings nur kurzfristig steigen, sonst bekommt Bacopa caroliniana Probleme.
Blühender, emerser Trieb
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Wuchsform Das Fettblatt ist eine typische Stängelpflanze, die etwa 40 bis 60 cm Länge erreichen kann. Wie fast alle Aquarienpflanzen wächst sie in der Natur gewöhnlich außerhalb des Wassers, wobei der unterste Teil der Pflanze gern im Wasser steht. Man nennt diese Wuchsform semi-emers, also halb-emers. Wächst eine Pflanze ganz an Land, nennt man das emers, wächst sie untergetaucht im Wasser, so nennt man das submers. Im natürlichen Lebensraum ist die submerse Form des Fettblatts nur selten zu finden. Neben der Stammart ist auch eine Abart mit rötlichen Blättern bekannt, die als Bacopa caroliniana „Variegata“ bezeichnet wird (anderen Quellen zufolge bezeichnet man damit eine weiß gescheckte, so genannte panaschierte Form als „Variegata“; im Handel verfügbar ist allerdings weder die eine noch die andere). Auch das normale Carolina-Fettblatt kann gelegentlich rötliche Blätter bekommen. Das wird auf geringen Phosphatgehalt, wenig Nitrat und starke Beleuchtung zurückgeführt. Für die Unterwasserform ist ein fettiger, an verschiedene sukkulente Pflanzen erinnernder Glanz typisch. Auch die Überwasserblätter glänzen stark: Die Stängel der Überwassertriebe sind stark behaart, daran kann man emers und submers kultivierte Pflanzen gut unterscheiden. Zereibt man Blätter zwischen den Fingern oder presst die Pflanze für ein Herbarium, so entströmt ihr ein aromatischer, an Zitronen erinnernder Duft. Die Vermehrung erfolgt entweder durch Ableger, die sich an der Basis der Mutterpflanze bilden, oder durch Kopfstecklinge, die fast immer problemlos Wurzeln ziehen. Das Entspitzen der Pflanzen sorgt dafür, dass sich Seitentriebe bilden, wodurch das Fettblatt eine buschigere Wuchsform entwickelt.
Den emersen Trieb erkennt man am behaarten Stängel; die Behaarung fehlt bei submers gezogenen Pflanzen.
Kultur Das Carolina-Fettblatt ist lichthungrig; bei 30-40 cm Wasserstand empfehlen sich 2 Leuchtstoffröhren, ist das Wasser 50-60 cm tief, sollten es 3 Röhren sein. Sonst kann man bei der Kultur eigentlich nicht viel falsch machen. Weder braucht die Pflanze fetten Boden noch eine CO2-Düngung. Am besten wächst Bacopa caroliniana freilich in weichem Wasser. Als Bodengrund wählt man Sand oder feinen Kies, was sich günstig auf die Wurzelbildung auswirkt und die Bildung von Ablegern fördert. Im Sommer kann man das Carolina-Fettblatt auch gut am Gartenteich kultivieren, dort wird es besonders schön und kräftig, man muss die Pflanze aber im Oktober ins Haus holen. Möchte man Bacopa caroliniana im Paludarium verwenden, so genügt es, einige Triebspitzen in 5-10 cm tiefes Wasser zu setzen. Die Pflanze wächst dann aus dem Wasser heraus und bildet die Landform aus, die unter Langtagbedingungen (Beleuchtung über 12 Stunden am Tag) hübsch blau blüht. Auch Aquarianer können sich an der Blüte erfreuen, wenn sie ihren Pflanzen erlauben, aus dem Wasser herauszuwachsen. Die Blüten sind gewöhnlich blau, nur selten kommt eine weiße Blüte vor. Die Blüten sind rund 1 cm breit und zwittrig; sie befruchten sich selbst und setzen auch Samen an, der jedoch gewöhnlich nicht keimfähig ist.
Im Aquarium pflanzt man das Karolina-Fettblatt am besten in der Gruppe.
Alles in allem ist das Carolina-Fettblatt eine schöne Vivarienpflanze, die sowohl von Aquarianern wie auch von Terrarianern vielfältig verwendet werden kann und auch dem reinen Pflanzenliebhaber einiges zu bieten hat.
Frank Schäfer
Lexikon Carolina-Fettblatt Bacopa: nach einer in Guyana üblichen Bezeichnung für die Pflanze. caroliniana: bedeutet „aus Carolina stammend“. amplexicaulis: bedeutet „stängelumfassend“.
Jeder auf dem Planeten kennt den Guppy … sogar Nicht-Aquarianer. Man kann wirklich sagen, dass der Guppy einer der allgemein bekanntesten Süßwasserfische der Welt ist, vielleicht noch zusammen mit dem Goldfisch oder dem Piranha. Der Guppy hat zugleich eine der längsten Historien in der Aquaristik, sowohl im Handel, wie im Hobby.
Guppy Green Cobra
Die Entdeckung des Guppys wird ganz gerne Robert John Lechmere Guppy zugeschrieben, einem Londoner, der 1866 auf Trinidad einen kleinen bunten Fisch fand, den er nach London in das British Museum of Natural History schickte, wo ihn der Fischkundler (Ichthyologe) Albert Günther untersuchte und zu Ehren des „Entdeckers“ als Girardinus guppii beschrieb. Später zeigte sich jedoch, dass Guppy gar nicht der Entdecker der Art war. Denn bereits sieben Jahre zuvor (1859) hatte der deutsche Ichthyologe Wilhelm Karl Hartwig Peters die Art anhand von Exemplaren aus Venezuela als Poecilia reticulata beschrieben.
Guppy Dragon Head Tuxedo
Weitere Beschreibungen und weitere Namen folgten in der frühen Literatur. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich das riesige Verbreitungsgebiet der Art vor Augen hält (Venezuela, Barbados, Trinidad, das nördliche Brasilien, die Guyanas). Fische mit einer so großen Verbreitung zeigen fast ausnahmslos lokale Farb- und andere Unterschiede und das führt oft dazu, dass verschiedene Populationen von verschiedenen Wissenschaftlern unterschiedlich bewertet werden … manchmal sogar vom selben Wissenschaftler. In Folge dessen erhielt der Guppy in den Jahren nach seiner ersten Entdeckung noch so manchen neuen Namen. Der am besten bekannte dürfte „Lebistes reticulatus“ sein. Interessanterweise war es Peters selbst, der Erstbeschreiber des Guppys, der die ursprünglich als Poecilia reticulata beschriebene Art in die neue Gattung Lebistes stellte. Es dürfte darum auch wenig überraschen, dass der Endlers Guppy bei seiner Entdeckung (John Endler sammelte ihn 1975 in Venezuela) zunächst für eine weitere Variante des Guppys gehalten wurde. Der Populärname „Endlers Guppy“ stellt den schönen Poecilia wingei bis heute in die unmittelbare Nähe des gewöhnlichen Guppys.
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Endler-Guppy Lime Green, eine Wildform-Selektion
Wenngleich die weite geografische Verbreitung des Guppys zweifellos einen großen Einfluss auf die farbliche Varianz der Art hat, so sind es doch lokale Gegebenheiten, die letztendlich darüber entscheiden. Zum Beispiel tendieren Guppymännchen dort, wo es viele Räuber gibt, dazu, blass gefärbt zu sein. Das liegt nicht an einer individuellen Fähigkeit von Guppymännchen, die Farben verblassen zu lassen – diese Fähigkeit ist bei ihnen nur vergleichsweise gering ausgeprägt – sondern daran, das bunte Männchen stärker auffallen und gezielter von Raubfischen erwischt werden. Also haben Männchen mit einer genetisch bedingt blassen Färbung unter solchen Umständen eine größere Überlebens- und Fortpflanzungschance.
Allerlei bunte Guppy-Zuchtformen
Diesem Trend wird – zumindest teilweise – dadurch entgegengewirkt, dass Guppyweibchen bunte Männchen mit orangenen Flecken am Körper zur Paarung bevorzugen. So stellt sich die Färbung einer lokalen Guppy-Population als ein Resultat dieser beiden einander entgegenwirkenden Tendenzen (Fraßschutz versus Bevorzugung bunter Männchen durch die Weibchen) dar. Das ist natürliche Auslese in Aktion!
Black Bar…
… El Tigre …… und White Peacock sind Auslesezuchten von Endler-Wildformen
In menschlicher Obhut wird diese natürliche Selektion durch künstliche Selektion ersetzt. Hier macht es die genetische Plastizität des Guppys möglich, dass Züchter bevorzugte Merkmale zur Erzielung neuer Spielarten selektieren und fördern können. Das ist geschehen, seit der Guppy erstmals in die Aquarien unserer Ahnen Einzug hielt, also Anfang der 1900er Jahre (die ersten Importe nach Deutschland erfolgten 1908). Die Folge ist eine verwirrende Vielfalt an Körperfarben und eine fast noch größere Vielfalt bezüglich der Flossenausprägung und deren Musterung.
Der Tiger-Endler ist eine Hybrid-Zuchtform
Diese Zuchtformen sind sehr verschieden vom Wildguppy, obwohl die grundsätzliche Körperform (wenn auch nicht in der Größe) immer noch der der Wildart entspricht. Einige moderne Guppy-Stämme sind tatsächlich so groß und haben so große Flossen, dass sie kaum noch horizontal schwimmen, sondern in verschiedenen Kopf-nach-oben-Winkeln.
Interessanterweise erleben – vielleicht als Folge der Einführung von Endlers Guppy in breite Kreise im Hobby – einige der altbekannten, zwischenzeitlich jedoch in Vergessenheit geratenen Formen wie Obenschwert, Untenschwert und Doppelschwert eine Renaissance. Diese Formen sind der Wildform des Guppys ziemlich nahestehend. Weil Guppy und Endlers Guppy fruchtbar miteinander gekreuzt werden können, eröffnen sich viele neue Möglichkeiten neuer, zierlicher Zuchtformen, die ja auch im Markt schon auftauchen.
Auch Ginga Rubra ist keine reine Art
Wie immer (!) stehen sich zwei Lager diesbezüglich mit gegensätzlicher Meinung gegenüber. Die einen begrüßen die Entwicklung und Möglichkeiten der neuen Zuchtformen. Die anderen bedauern, dass reinblütige Stämme verlorengehen, ähnlich wie bei Platys und Schwertträgern, bei denen kaum noch unverkreuzte Stämme im Hobby existieren.
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Red Chest Saddleback, eine weitere Hybride
Es wäre sicher ein großer Verlust, wenn beide Arten derart verkreuzt würden, dass sie zu einer einzigen Form verschmölzen. Aber es ist zu befürchten, dass der menschliche Trieb nach immer neuen Spielarten diesen Trend fördert. Dennoch besteht auch Hoffnung, dass es genug Hobbyisten gibt, die reine Stämme von Guppy und Endlers Guppy für künftige Aquarianergenerationen in ihren Becken erhalten.
John Dawes
Lexikon: Poecilia: bedeutet “Buntheit, Mannigfaltigkeit”. reticulata: bedeuted “genetzt” wingei: Widmungsname für den Genetiker Øjvind Winge (1886 -1964) Giradinus: Widmungsname für den Wissenschaftler Charles Frédéric Girard (1822-1895) Lebistes: Bedeutung unbekannt, eventuell abgeleitet vom altgriechischen “Lebias”, was “kleiner Fisch” bedeutet.
Blutende Herzen sind eine Zuchtform des Platys (Xiphophorus maculatus), die bereits in den 1940er Jahren von dem berühmten Genetiker Myron Gordon entwickelt wurde. Diese Zuchtform ist eine Kreuzung aus einer Platy-Wildform, nämlich dem ”Ruby-throat” (Rubin-Kehle), wie sie im Rio Jamapa (in der Nähe von Veracruz sammelte Gordon seinen Ausgangsstamm) und im Rio Papaloapan in Mexiko vorkommt, und einer reinweißen Zuchtform, dem sogenannten ”Ghost-Platy”.
Blutende Herzen waren schon immer eine Seltenheit in den Aquarien. Eine ihrer Besonderheiten ist der Sexualdichromatismus, d.h., Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt. Nur Männchen haben das Farbmerkmal des ”Blutenden Herzens”, das aus einer roten Streifenzeichnung besteht, die in ein rotes Feld läuft. Weibchen sind einfach weiß. Es ist als ein eher rares Zuchtergebnis zu werten, wenn die Weibchen etwas Rotzeichnung auf den Flanken aufweisen.
Anders als bei Wildformen, die in aller Regel ohne größere Schwierigkeiten aus den Ursprungsländern wieder importiert werden können, wenn sie einmal aus den Aquarien verschwunden sind und wieder Nachfrage besteht, kann man Zuchtformen, sind sie erst einmal ausgestorben, nicht so leicht wieder ”zum Leben erwecken”. Wie gesagt, wirklich häufig war das Blutende Herz nie und in den 1970er und 1980er Jahren schien es nahezu ausgestorben zu sein. Doch dann tauchte es in den 1990er Jahren verschiedentlich wieder auf.
Gegenwärtig ist das Blutende Herz wieder gefährdet, da zahlreiche Einkreuzungen vorgenommen wurden, die sich nur schwer oder auch gar nicht mehr eliminieren lassen, vor allem in Hinsicht auf eine Schwanzstielzeichung (Komet oder Micky Maus). Man mag nun argumentieren, eine Zuchtform müsse ja wohl nicht in einem Zustand der Ursprünglichkeit erhalten werden. Dennoch ist das Blutende Herz ein so interessantes Studienobjekt – eben wegen des ausgeprägten Sexualdichromatismus – dass es schade wäre, es zu verlieren.
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Zur Zeit (2020) werden sehr gute Blutende Herzen von einem Züchter aus Thailand angeboten. Die Mehrzahl der Tiere entspricht der ursprünglichen Form, also weisen die Männchen nur selten eine Schwanzstielzeichnung auf und die Weibchen sind oft rein weiß. Eine Besonderheit fast aller weißer Zuchtformen bei den Platys und Schwertträgern hat auch diese: blaue Augen.
Der Goldene Schokoladengurami, Sphaerichthys acrostoma, ist die vielleicht farblich am wenigsten attraktive Art der Gattung Sphaerichthys, aber dennoch hochinteressant. Es handelt sich um den seltensten aller Schokoguramis, sowohl im Hobby, wie auch in der Natur.
Es handelt sich um einen Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Die Weibchen haben während der Balz einen dunklen Fleck hinter dem Kopf, der gelbliche Bauch hat bei ihnen senkrechte Streifen, während die Männchen einen Längsstreifen auf der hinteren Körpermitte entwickeln können.
Im Gegensatz zu den anderen Schokoguramis scheint Sphaerichthys acrostoma ein eher geselliges Tier zu sein, sie ziehen jedenfalls häufig im Trupp umher. Dieser Schokoladengurami wird rund 5 cm lang und stammt von Borneo (Kalimantan), wo er, wie alle Schokoguramis, sehr weiches und saures Schwarzwasser bewohnt.
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Sphaerichthys acrostoma, Männchen, brütend
Der Ernährung ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Fische fressen bevorzugt ganz kleine Nahrungspartikel; längere Fastenperioden vertragen Goldene Schokoguramis nur sehr schlecht.
Die Schmuckhornfrösche (Ceratophrys) sind seit jeher begehrte Terrarientiere, wenngleich sie die Gemeinde der Terrarianer in zwei Lager spalten: die einen hassen sie, die anderen lieben sie. Gleichgültig lassen sie niemanden.
Ceratophrys „Fantasy“
Es gibt sieben oder acht Arten (der Status von C. testudo ist immer noch unklar). Bis auf C. cornuta, von dem auch ab und zu Wildfänge zu haben sind, sind alle im Handel befindlichen Schmuckhornfrösche Nachzuchten. Oftmals sind diese Tiere keiner der natürlichen Arten mehr zuzuordnen, denn bei den Schmuckhornfröschen wird munter durcheinandergekreuzt.
Diese Frösche werden hauptsächlich in den USA kommerziell gezüchtet. Die Tierhaltung in den USA unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der in Mitteleuropa. Während in Mitteleuropa bei Terrarianern und Aquarianern das naturwissenschaftliche Interesse, die Beobachtung und das Studium von Verhaltensweisen, sowie die Erforschung der Naturgeschichte der einzelnen Arten im Vordergrund des Interesses steht, während das gepflegte Individuum per se von untergeordneter Bedeutung ist, ist das in den USA genau umgekehrt. Hier pflegt eine Mehrheit auch Terrarientiere als echte Heimtiere, als „Pets“, das gepflegte Individuum wird als Familienmitglied verstanden und der Pfleger versucht, eine empathisch motivierte Beziehung zu dem Tier aufzunehmen.
Ceratophrys cranwelli
Unter den etwa 6.400 Arten von Amphibien eignet sich kaum eine für diesen „Pet“-Gedanken. Zum einen sind alle Amphibien prinzipiell asozial und zum anderen sind bunte Farben bei Amphibien in aller Regel Warnfarben, die auf Giftigkeit hinweisen. Ein direkter Umgang mit solchen Tieren verbietet sich von selbst. Wie gelang da den Schmuckhornfröschen der Weg in die Herzen der „Pet“-Halter?
Das liegt in an einer einmaligen Kombination von Eigenschaften, die nur die Schmuckhornfrösche aufweisen. Erstens sind sie bizarr geformt und auffällig gefärbt. Beides tritt jedoch nur bei der Terrarienhaltung hervor, denn in der Natur sorgen Form und Färbung für perfekte Tarnung. Die natürliche Lebensweise der Schmuckhornfrösche besteht darin, halb eingegraben im Waldboden in der Laubschicht zu sitzen und auf vorüberkommende Beute zu lauern. Schmuckhornfrösche werden vergleichsweise groß (bis 22 cm), eine weitere wichtige Voraussetzung für ein „Pet“. Trotz dieser Größe brauchen sie nur sehr wenig Platz, denn ohne Not bewegen sie sich nicht. Auch das ist für ein Tier, das sich als „Pet“ eignen soll, unabdingbare Voraussetzung.
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Ceratophrys cornuta, Wildfang aus Surinam
Schmuckhornfrösche gehören zu den ganz wenigen Amphibienarten, die so verfressen sind, dass sie auch tote Nahrung von der Pinzette nehmen. Das sonst bei der Amphibienpflege unverzichtbare Verfüttern lebender Insekten und Würmer empfindet der typische „Pet“-Halter als eklig und lehnt es ab. Schließlich und endlich zeigen Schmuckhornfrösche kein Fluchtverhalten. In der Natur vertrauen sie vollständig auf ihre perfekte Tarnung. Dieses angeborene Verhalten wird von „Pet“-Pflegern als angenehme Zahmheit verstanden. Die aufgezählte Kombination von Eigenschaften scheint ausreichend zu sein, um eine kommerzielle Zucht von Fröschen für die Heimtierhaltung, wie sie ansonsten kaum eine Chance auf wirtschaftlichen Erfolg hat, zu rechtfertigen. Da schadet auch eine negative Eigenschaft der Schmuckhornfrösche nicht: sie sind sehr bissig. Man mag meinen, der Biss eines Frosches sei nicht weiter schlimm. Seien Sie gewarnt: Schmuckhornfrösche haben Zähne und der Biss eines großen Exemplares hinterlässt blutende Wunden.
Ceratophrys cranwelli “Albino”
Die Pflege von Schmuckhornfröschen ist sehr einfach. Zusätzliche Heizung oder Beleuchtung ist bei Zimmerhaltung in normal klimatisierten Räumen überflüssig. Schmuckhornfrösche dürfen immer nur einzeln gehalten werden, untereinander sind sie aggressiv. Viele Pfleger halten ihre Schmuckhornfrösche auf feuchtem Küchenpapier oder Schaumstoff, denn bei dem gewaltigen Appetit der Tiere fällt reichlich Kot an. Naturnäher ist die Pflege auf natürlichem (Laub-!)Waldboden. Die darin befindlichen Mikroorganismen, Pilze, Kleinstinsekten etc. bauen die anfallenden Exkrementen ab. Aber hier ein wirkliches Gleichgewicht zu erreichen ist hohe Schule der Terraristik und gelingt meist erst nach jahrelanger Erfahrung. Für die „Pet“-Halter scheidet diese Methode von vornherein aus. Bei der Fütterung ist unbedingt darauf zu achten, die Futtertiere (es können, wie schon erwähnt, tiefgefrorene Tiere sein, die allerdings erst unmittelbar vor dem Verfüttern aufgetaut werden dürfen, weil sie nach dem Auftauen sehr schnell verderben) mit Kalk und Vitaminen anzureichern. Jungtiere füttert man alle 2-3 Tage, bei erwachsenen Tieren reicht eine Fütterung pro Woche völlig aus.
Ceratophrys calcarata
Eine Zucht ist privaten Liebhabern nur schwer möglich und (wenn es sich nicht um Wildfänge oder Wildfangnachzuchten gleicher Herkunft handelt, bei denen ein Interesse besteht, sie in Erhaltungszucht zu pflegen) auch kaum sinnvoll, denn wo soll eine Privatperson die zahlreiche Nachkommenschaft unterbringen?
Die Männchen bleiben erheblich kleiner als die Weibchen. Kannibalismus ist die häufigste Ursache für das Scheitern von Zuchtansätzen. Für die Zuchtstimulation imitiert man zunächst eine Trockenzeit mit kühlen Temperaturen (um 15°C), relativ trockenen Haltungsbedingungen und Kurztag-Lichtregime. Anschließend erhöht man die Temperatur, setzt die Tiere nach reichlicher Fütterung in ein Beregnungsbecken unter Langtagbedingungen. Ohne zusätzliche hormonelle Stimulation gelingt die Zucht mit Wildfängen dennoch nur unzuverlässig, während Nachzuchtexemplare diesbezüglich wenig Probleme machen. Die Kaulquappen (ein Gelege umfasst bis zu 5.000 Eier) sind bereits kannibalisch und müssen daher einzeln aufgezogen werden.
Ceratophrys „Fantasy“
Schmuckhornfrösche sind auf dem besten Weg, ähnlich wie Goldhamster und Zebrafinken zu Haustieren, zu Pets zu werden. Für „normale“ Terrarianer sind sie vielleicht nur mäßig interessant, aber den Weg der Domestikation eines solchen, uns Menschen entwicklungsgeschichtlich so fern stehenden Wesens zu beobachten, ist dennoch sehr spannend!
Die Steppenrenner (Gattung Eremias) sind eine artenreiche und sehr erfolgreiche Gruppe von Eidechsen. 33 Arten kennt man, von denen auch zwei in Europa vorkommen, der Rest in Asien.
Früher wurde die Gattung noch viel weiter gefasst, doch sieht man die afrikanischen Arten heute eher in anderen Gattungen.
Steppenrenner und die Terraristik
Grundsätzlich sind Steppenrenner keine beliebten Terrarientiere, was verschiedene Ursachen hat. Früher waren zumindest die beiden europäischen Arten wegen der räumlichen Nähe und damit relativ leichten Beschaffbarkeit häufig im Handel, doch sind sie heute, wie alle europäischen Arten, als Wildfang nicht mehr handelbar. Selten sind sie keineswegs, doch gelten gerade diese Arten als relativ hinfällig. Hinzu kommt, dass diese beiden Arten der Steppenrenner farblich nichts zu bieten haben, sie sind relativ unscheinbar gelblich- oder graubraun. Der schlechte Ruf dieser beiden Arten (E. arguta und E. velox) im Hobby sorgte dafür, dass man sich auch kaum um die anderen Arten kümmerte. Doch das könnte sich mit dem erfolgreichen Import von E. przewalskii durch das Tropenparadies in Oberhausen im Jahr 2015 ändern. Denn wenn man diese prachtvollen Eidechsen sieht, kann man kaum anders als “wow” sagen!
Ein Eremias arguta verlässt – noch etwas schlaftrunken – seine Sandhöhle im Terrarium
Wirklich schwierig?
Bisher erwiesen sich die herrlichen Eidechsen als ausgesprochen robust. Die Ernährung ist überhaupt kein Problem, alle üblichen Futterinsekten werden gerne gefressen. Der Futterbedarf ist allerdings vergleichsweise hoch und man sollte während der Aktivitätsphase durchaus täglich Futter anbieten.
Pärchen von Eremias przewalskii, Männchen oben.
Man muss natürlich ein paar Besonderheiten beachten. Dazu gehört das Wissen darum, dass Steppenrenner einen großen Teil ihres Feuchtigkeitshaushaltes über die Haut decken. Sie trinken zwar durchaus auch aus Wassernäpfen, aber das reicht nicht. Obwohl Steppenrenner aus oft knochentrockenen Gebieten stammen, ist der Bodengrund dort, wo sie ihre Versteckplätze haben, immer leicht feucht. Aus dieser Bodenfeuchte nehmen die Tiere nachts über die Haut die benötigte Flüssigkeit auf. Eremias przewalskii hat ein riesiges Verbreitungsgebiet im Norden Chinas, in Russland, der Mongolei und der Republik Tuwa, wo sie überall als sehr häufig gilt. Zusammen mit den Krötenkopfagamen (Phrynocephalus) sind Steppenrenner so häufig, dass sie zu den wichtigsten Nährtieren von vielen Vögeln und räuberischen Kleinsäugern gehören. In ihrem Verbreitungsgebiet variiert E. przewalskii erheblich in der Färbung (s. ORLOVA, 1992). Aber eines ist überall gleich: die Art kommt praktisch nur auf weichen Sandböden vor und nachts gehen die Temperaturen im gesamten Verbreitungsgebiet erheblich zurück.
In die terraristische Praxis übersetzt heißt das, dass man einen ausreichend hohen (8-15 cm) Bodengrund aus Sand wählt, der es erlaubt, ihn in den untersten Schichten stets leicht feucht zu halten. Eremias przewalskii graben eifrig und wenn der Sand entsprechend feucht ist, legen sie reichlich Höhlen an. Es ist darum wichtig, keine schweren Steine auf die Bodenoberfläche zu legen, denn diese werden garantiert unterwühlt und können, wenn es dumm läuft, die Tiere unter sich begraben. Die Bodenfeuchte ist dann richtig eingestellt, wenn das Terrarium, von oben betrachtet, völlig trocken wirkt, die Steppenrenner jedoch, wenn sie morgens zum Sonnenbad erscheinen, feuchte Sandpartikel an sich kleben haben.
Eremias przewalskii, Männchen.
Der zweite wichtige Punkt: ein klassisches Terrarienzimmer ist als Aufstellungsort für ein Steppenrennerterrarium denkbar ungeeignet, denn hier sinkt die Temperatur nachts zu wenig ab. Idealerweise sollten die Temperaturen nachts um mindestens 10°C sinken. Tagsüber kann die Temperatur auf 25 und 35°C ansteigen, unter dem Strahler kann sie auch höher liegen. Schwankende Temperaturen entsprechen den natürlichen Gegebenheiten und sollten unbedingt nachgeahmt werden. Man kann auch mal einen Schlechtwettertag oder eine -woche einlegen. Im Sommer bietet sich die Pflege in einer regengeschützten (!) Freiluftanlage an. Im Winter brauchen die Steppenrenner ein 3-monatige Winterruhe bei Temperaturen unter 10°C.
So gepflegt sind Eremias keineswegs sonderlich heikel und bereiten durch ihr lebhaftes Wesen viel Freude.
Weibchen von Eremias przewalskii.
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Paare, Gruppen, Einzelhaltung?
Grundsätzlich sollte man Reptilien ja idealerweise einzeln halten, denn diese Tiere sind nicht sozial. Jedoch zeigen sich Eremias-Arten erstaunlich tolerant gegenüber Artgenossen. Eine paarweise Pflege ist gewöhnlich problemlos möglich, auch eine Gruppenhaltung – selbst mit mehreren Männchen – sind in der Literatur als erfolgreich beschrieben worden. Aufpassen muss man allerdings, dass kein Tier unterdrückt wird und außerdem können die Männchen sehr aufdringlich zu den Weibchen sein.
Zucht
Eremias-Arten sind von Haus aus kurzlebig und dürften in der Natur kaum jemals älter als 2 Jahre werden. Daher sind die Eidechsen recht fortpflanzungsfreudig. Die beiden vom Tropenparadies importierten Arten aus der Mongolei, E. przewalskii, und der kleinere, eher auch auf festen Böden vorkommende E. multiocellata, sind ovovivipar, d.h. die Jungen schlüpfen im Moment der Eiablage. Die übrigen Eremias-Arten gelten als Eierleger. Bleibt zu hoffen, dass der herrliche E. przewalskii in Zukunft häufiger im Terrarium anzutreffen ist.
Eremias multiocellata
Lexikon: Eremias & Co.
Eremias: bedeutet “Liebhaber öder Plätze” Phrynocephalus: ist zusammengesetzt aus “phrynus”, was nach Plinius eine Art giftiger Frösche ist, die in Dornhecken lebt und “cephalus”, was Kopf bedeutet. arguta: bedeutet “mit scharfen Zähnen” multiocellata: bedeutet “mit vielen Augenflecken” przewalskii: benannt zu Ehren von Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839-1888), einem berühmten Forschungsreisenden velox: bedeutet “schnell”
Frank Schäfer
zitierte Literatur: Orlova, V. F. (1992): Intrapopulational and Geographic Variation of Eremias przewalskii Strauch in Mongolia. Asiatic Herpetological research 4: 113-122.
Apistogramma hongsloi aus Kolumbien und Venezuela gehört zur so genannten macmasteri-Gruppe innerhalb der Gattung Apistogramma. A. hongsloi fällt durch den ausgesprochen hochrückigen Körperbau auf. Farblich ist der rote Bauchstreifen, der zu der nichtwissenschaftlichen Zusatzbezeichnung „Red Line“ im Hobby führte, besonders auffällig.
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Obwohl die Art nicht unbedingt häufig im Zoofachhandel zu finden ist, wird sie seit Anfang der 1980er Jahre kontinuierlich gezüchtet. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Wildfänge aufgrund der schwierigen politischen Situation in den Ursprungsländern nur sehr selten zur Verfügung stehen. Zudem ist der Fisch nicht nur hübsch, sondern auch vergleichsweise robust, so dass er immer Abnehmer findet.