Afrikanische Salmler

Draußen ist herrliches Wetter, es ist sommerlich warm, sogar die Pantherschildkröten aus Sambia verbringen ihre Tage schon freilaufend im Garten. Aber heute soll es nicht um Reptilien, sondern um Fische aus dem Schwarzen Kontinent gehen. Im Gegensatz zu ihren Vettern aus Südamerika ist die Mehrzahl der Afrikanischen Salmler nämlich im Hobby immer noch ziemlich unterrepräsentiert!

Immer Frühlings hat er Feelings

Salmler: die bezahnten Kinder Gondwanas

Aus dem Weltall betrachtet erscheint die Erde als Blauer Panet, weil etwa 2/3 der Oberfläche von Wasser bedeckt ist. Davon entfallen weniger als 3% auf das Süßwasser. Die Landflächen sind über die Erdoberfläche verstreut und werden Kontinente genannt, die von Ozeane genannten Meeren voneinander getrennt sind. Das war nicht immer so. Wie wir heute wissen, schwimmt die äußere Erdkruste sozusagen auf flüssigem Gestein, dem Magma. Vor etwa 325 Millionen Jahren bis vor rund 150 Millionen Jahren waren alle zu dieser Zeit existierenden Landmassen zu einem einzigen Superkontinent zusammengeschlossen, den Alfred Wegener, der Entdecker der Kontinentaldrift, Pangäa nannte.

Der Goldende Kongosalmler, Phenacogrammus aurantiacus, wurde bereits 1930 wissenschaftlich beschrieben, der als sensationell empfundene Erstimport gelang jedoch erst 2017.

Was ist Kontinenatldrift? Alfred Wegener (Die Entstehung der Kontinente und Ozeane, 4 überarbeitete Auflagen zwischen 1915 und 1929) fiel auf, dass die Ränder der heutigen Kontinente, allen voran Südamerkas Ost- und Afrikas West-Rand, ineinander passen wie zwei Puzzleteile. Er schloss daraus, dass sie früher einmal zusammen gehangen haben und sich im Laufe von Jahrmillionen auseinanderbewegten, was er als Naturwissenschaftler natürlich nicht aufgrund der Küstenlinien sondern mit wissenschaftlichen Methoden bewies. Heute hat man das Modell, dass die oberirdischen Landmassen auf unterseeischen Sockeln sitzen, verfeinert. Zwischen den Kontinentalsockeln gibt es Bruchkanten. Entlang der Bruchkanten versinkt teilweises festes Gestein in den flüssigen Erdmantel und wird flüssiger Bestandteil des selben, während an anderer Stelle durch vulkanische Aktivität Bruchkanten erweitert und durch erstarrendes Magma aufgefüllt werden. Durch diese Aktivität im Untergrund, die vom Prinzip her ein wenig mit einer Rolltreppe verglichen werden kann, bewegen sich die Kontinentalsockel und mit ihnen die darauf befindlichen Landmassen.


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Die Kontinentaldrift, wie sie Wegener sich vorstellte. Die Zeitalter: Jung-Karbon (vor ca. 320-290 Millionen Jahren), Eozän (vor ca. 66-23 Millionen Jahren) und Alt-Quartär (vor ca. 2,5 Millionen Jahren). aus Wegener,1922

Vor etwa 230 Millionen Jahren begann der Zerfall Pangäas. Zunächst trennte sich ein riesiger Südkontinent, Gondwana, der fast die Hälfte von Pangäa umfasste, ab. Gondwana war aus den Landmassen der heutigen Erdteile Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien, Arabien, Madasgaskar, Neuguinea und Indien, sowie eine kontinentale Scholle, die heutzutage zum größten Teil unter Wasser liegt und wegen ihrer höchsten, heute über Wasser befindlichen Erhebung – Neuseeland – Zealandia genannt wird. Vor etwa 150 Millionen Jahren begann auch Gondwana zu zerfallen. Zunächst trennte sich Madagaskar ab. Aufgrund von Dinosaurier-Fossilien nimmt man gegenwärtig an, dass sich Südamerika vor etwa 100 Millionen Jahren von Gondwana trennte und auf Drift Richtung Nordamerika ging. Für Süßwasserfischarten war es von da an unmöglich, von Afrika nach Südamerika zu gelangen (und natürlich auch umgekehrt). Besonders Süßwasserfische, die eine vollständige Intoleranz gegen Salzwasser zeigen sind darum unwiderlegbare Indizien dafür, welche Fischarten vor dem Auseinanderbrechen von Südamerika und Afrika bereits existierten. Berühmte Beispiele hierfür sind die Vielstachler (Nanderbarsche) mit z.B. Polycentrus (Guyana-Länder) und Polycentropsis (Westafrika), oder eben die Salmler. Bis heute gibt es keine einzige (mir bekannte) Salmler-Art, die im Meer vorkommt und um Arten, die Brackwasser tolerieren, aufzuzählen, reichen die Finger einer Hand.

Die Ähnlichkeit der Nanderbarsch-Arten Afrikanischer Vielstachler (Polycentropsis abbreviata, oben) und Südamerikanischer Vielstachler (Polycentrus schomburgkii, unten) ist frappierend.
Polycentrus schomburgkii
Schwarz eingefärbt: Die aktuelle Verbreitung der Salmler in Südamerika und Afrika. nach Holly, Meinken, Rachow

Heutzutage sind die Salmler eine sehr arten- und formenreiche Fisch­gruppe, die es in Afrika und Amerika gibt, wobei nur wenige Arten Mittelamerika besiedeln und nur eine einzige Nordamerika. In Mittel- und Südamerika liegt mit 1453 bekannten Arten (Stand: März 2020) die größte Artenvielfalt vor, in Afrika gibt es hingegen „nur“ 348 Arten. Der Grund hierfür mag darin liegen, dass die Salmlerverwandtschaft in Südamerika quasi „Alleinherrscher“ ist, während in Afrika die sekundär hinzu gekommenen Karpfenfische in stetiger Konkurrenz um geeignete Lebensräume zu den Salmlern steht.

Der südamerikanische Raubsalmler Hoplerythrinus unitaeniatus gilt als einer der ursprünglichsten Salmler.

Die hohe Diversität macht es sehr schwer, die Salmler sinnvoll zu klassifizieren und bis heute fehlt es an einer wirklich befriedigenden Phylogenie, also einem die Entwicklungsgeschichte und genaue Verwandtschaftsgrade abbildenden Stammbaum. Bereits die Definition des Begriffes „Salmler“ ist kniffelig. Historisch bezeichnet man die Salmler so, weil sie eine kleine, strahlenlose Fettflosse am Rückenende besitzen. Das kannten die frühen europäischen Naturforscher des 18. Jahrhunderts nur von den Lachsfischen, deren bekanntester Vertreter der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist; etliche Salmlerarten wurden im 18. Jahrhundert folgerichtig auch, genau wie der Lachs, die Forelle und der Saibling in der Gattung Salmo beschrieben. Der Lachs wird vielerorts auch „Salm“ genannt, davon leitet sich der deutsche Populärname „Salmler“ ab. Unstrittig ist, dass die Salmler (Characiformes) zu den Ostariophysi zählen, zu denen man z. B. auch Karpfenfische (Cypriniformes) und Welse (Siluriformes) stellt. Ihr gemeinsames, wohl monophyletisches (also im Zuge der Entwicklungsgeschichte des Lebens nur einmal entstandenes) Merkmal ist der Webersche Apparat, eine aus kleinen Knochen gebildete Spange, die das Innenohr mit der Schwimmblase verbindet (dadurch hören die Ostariophysi mindestens so gut wie wir Menschen), und ein Verbindungsgang zwischen der Schwimmblase und dem Verdauungstrakt. Die Schwimmblase ist ein gasgefülltes Organ im Körperinneren vieler Fische. Mit Hilfe der Schwimmblase steuern sehr viele Fische den Auftrieb ihres Körpers, sie ermöglicht also ein kraftsparendes Schwimmen. Nicht alle Fische haben eine Schwimm­blase, Haie benutzen zum gleichen Zweck z. B. eine sehr ölhaltige Leber, andere Fische haben die Schwimmblase auch sekundär reduziert, weil sie als Bodenfische keinen Auftrieb brauchen. Bei den Barschartigen Fischen (Perciformes) fehlt sowohl der Webersche Apparat wie auch der Verbindungsgang zwischen Schwimmblase und Verdauungstrakt. Während Ostariophysi also den Gasdruck in der Schwimmblase durch Luftschlucken oder „Pupsen/Rülpsen“ regulieren können, geht das bei Barschartigen nur vergleichsweise langsam über den Gasaustausch im Blut. Es verwundert darum nicht, dass viele Ostariophysi – man denke an Schmerlen oder Panzerwelse – durch Luftschlucken eine Notatmung vollziehen können, wenn der Sauerstoffgehalt des Wasser zu stark sinkt. Das können auch zahlreiche Salmler, bei manchen Arten, wie den Trahiras (Hoplias und verwandte Gattungen) oder dem Afrikanischen Hechtsalmler (Hepsetus) ist eine solche Hilfsatmung sogar obligatorisch, d.h., sie ertrinken, wenn man ihnen den Zugang zur Wasseroberfläche verwehrt.

Leporinus fasciatus, ein südamerikanischer Salmler, wurde 1794 als Salmo fasciatus, also als Lachs-Art, beschrieben. aus Bloch, Naturgeschichte der ausländischen Fische, Band 8
Der Südamerikanische Salmler Hemigrammus ulreyi wurde 1905 erstmals für die Aquarienkunde importiert und war damit einer der ersten Salmler überhaupt in unseren Becken. Damals stannd er noch in der Gattung Tetragonopterus. Bis heute heißen die Salmler im englischen Sprachgebrauch “tetras”, eine Abkürzung von Tetragonopterus.
Darmatmung beim Schlammpeitzger, Misgurnus misgurnus. Zeichnung: H. Harder aus Walter, 1913
Der erste afrikanische Salmler, der importiert wurde, war der zu diesem Zeitpunkt noch wissenschaftlich unbeschriebene Arnoldichthys spilopterus. 1904 kam das erste Exemplar, später wurde er noch häufiger mitgebracht. Zeichnung aus Stansch, 1914
Abbildung aus der Originalbeschreibung von A. spilopterus (als Petersius spilopterus). Boulengers Beschreibung basierte auf zwei Importfischen, die ihm Arnold schickte, und einem weiteren Exemplar.
Zeichnung von A. spilopterus von Arnold aus dem Jahr 1908

Im Gegensatz zu anderen Ostariophysi haben Salmler vielgestaltige Kieferzähne. Bei den Karpfenfischen fehlen solche Kieferzähne, sie haben zum Zerkleinern der Nahrung ausschließlich tief im Hals sitzende Schlundzähne, die Welse hingegen aus dichten Zahnansammlungen bestehende Zahnkissen, die sich nicht auf die Kiefer beschränken, sondern auch am Gaumen und im Zungenbereich angeordnet sind. Man kann die Salmler also folgendermaßen definieren: Ostariophysi mit Fettflosse und Kieferzähnen, wobei die Fettflosse in seltenen Fällen fehlen kann.

Schädelpräparat des afrikanischen Geradsalmlers Distichodus langi. Diese Art ist in anatomischer Hinsicht sehr spezialisiert. Normalerweise sind bei Salmlern alle drei Kieferknochen, also Premaxillare (pmx), Maxillare (mx) und Dentale (dn) bezahnt, bei D. langi ist die Bezahnung des Maxillare sekundär reduziert. Nach Gregory, 1959, verändert
Oben: Der jugendliche afrikanische Wolfssalmler Hydrocynus vittatus hat noch relativ kleine Zähne. Unten: Das beeindruckende Präparat des Schädels eines großen Exemplares einer eng verwandten Art (H. goliath).

Die Verwandtschaftsbeziehungen der Salmler untereinander sind, wie oben bereits erwähnt, noch Gegenstand intensiver Forschung und nicht befriedigend verstanden. Man fasst sie in der Ordnung Characiformes zusammen, die in zwei Unterordnungen aufgeteilt wird, die Citharinoidei (nur in Afrika) mit zwei Familien Citharinidae (8 Arten) und Distichodontidae (140 Arten), sowie die hauptsächlich in der Neuen Welt vorkommende Unterordnung Characoidei, von der zwei Familien, die Alestidae (186 Arten) und die Hepsetidae (8 Arten) ausschließlich in Afrika gefunden werden. Während die aktuellste Phylogenie der Salmlerartigen (Mirande, 2018) eine Monophylie aller Characiformes für wahrscheinlich hält, sehen Chakrabarty et al. (2017) das anders und sehen die Geradsalmler aus Afrika (Citharinoidei) als Schwestergruppe zu den übrigen Salmlern (Characoidei), die ihrerseits enger mit den Welsen (Siluriformes) verwandt sind.


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Die Ähnlichkeit der Bodensalmler Afrikas (hier als Beispiel Nannocharax lateralis, oberes Bild) und Südamerikas (hier als Beispiel Characidium sp. aus Kolumbien, unteres Bild) ist verblüffend, jedoch in diesem Fall kein Zeichen von enger Verwandtschaft, sondern von Konvergenz, also gleicher anatomischer Anpassung an vergleichbare Lebensweise.

Sehr viele Salmlerarten gehören zu den bedeutendesten Zierfischen überhaupt, etwa der Rote Neon (Paracheirodon axelrodi), auf den geschätzt fast 20% aller weltweit gehandelten Zierfische entfallen, sowie die zahlreichen Hemigrammus– und Hyphessobrycon-Arten, Ziersalmler (Nannostomus), Beilbäuche (Gasteropelecidae), die unter Raubfischfans beliebten Piranhas und Trahiras usw. Die afrikanischen Salmler spielen hingegen aquaristisch gesehen nur eine Nebenrolle. Nur eine einzige Art, der Kongosalmler Phenacogrammus interruptus, gehört zum Standardangebot des Zoofachhandels, vielleicht ein Dutzend weitere Arten findet man dort als Raritäten. Das ist sehr schade, denn die Afrikanischen Salmler sind ebenfalls sehr divers und viele Arten bleiben klein und sind z.T. wunderschön gefärbt.

Phenacogrammus interruptus, der Kongosalmler, ist die einzige stets im Zoofachhandel anzutreffende Art der afrikanischen Salmler.

Das Bookazine No8 hat als Schwerpunktthema Afrikanischen Salmler; alle bislang bekannten Arten der Gattungen Citharidium, Cithrinops, Citharinus, Xenocharax und Distichodus werden in Wort und Bild vorgestellt.

Hier gibt es das Bookazine 8: https://www.tierverliebt.shop/NEWS-Bookazine-Nr-8-Fruehjahr-2020

Das Poster zum Bookazine 8 zeigt die aquarstisch bedeutsamsten Vertreter der besprochenen Gattungen.

Frank Schäfer

zitierte Literatur:

Boulenger, G. A. (1909): Catalogue of the fresh-water fishes of Africa in the British Museum (Natural History). Band 1. London.
Gregory, W. K. (1959): Fish skulls; a study of the evolution of natural mechanisms. Transactions of the American Philosophical Society, Band 23, Teil 2
Chakrabarty, P., B. C. Faircloth, F. Alda, W. B. Ludt, C. D. McMahan, T. J. Near, A. Dornburg, J. S. Albert, J. Arroyave, M. L. J. Stiassny, L. Sorenson & M. E. Alfaro (2017): Phylogenomic Systematics of Ostariophysan fishes: Ultraconserved Elements Support the Surprising Non-monophyly of Characiformes. Systematic Biology, 66 (6): 881–895, DOI: 10.1093/sysbio/syx038
Mirande, J.M. (2018): Morphology, molecules and the phylogeny of Characidae (Teleostei, Characiformes). Cladistics, Juni 2018. doi: 10.1111/cla.12345
Rachow, A. (1928): Handbuch der Zierfishkunde. Wegner, Stuttgart.
Stansch, K. (1914): Die exotischen Zierfische in Wort und Bild. Vereinigte Zierfisch-Züchtereien in Rahnsdorfer Mühle (vormals in Conradshöhe).
Walter, E. (1913): Unsere Süßwasserfische. Quelle & Meyer, Leipzig.
Wegener, A. (1922): Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. 3., gänzlich umgearbeitete Auflage. Die Wissenschaft. Einzeldarstellungen aus der Naturwissenschaft und Technik. Band 66. Vieweg, Braunschweig

Feilenfische – nützlich und nett

Die Feilenfische (Monacanthidae) sind eine Familie der Kugel­fisch­verwandtschaft (Tetraodontidae). Kugel-, Igel-, Koffer- und Drücker­fische gehören also in ihre nächste Verwandtschaft. Äußerlich ähneln sie am meisten den Drückern, mit denen sie ein Sperrgelenkt am ersten Rückenflossenstachel ge­meinsam haben. Dieses Sperr­gelenkt dient dazu, den Rücken­flossenstachel fest zu arretieren. Während die meisten Kugel­fischverwandten kräftige Beiß­werkzeuge haben, mit denen sie Muscheln, Schnecken, Seeigel und dergleichen knacken, ist die Be­zahnung der Feilenfische ganz auf Kleintiernahrung ausgerichtet.

Tang-Feilenfisch, Acreichthys tomentosus, in Abwehrstellung

Dieser Bezahnung und vor allem der damit verbundenen Freßgewohn­heiten wegen sind die Seewasseraquarianer ursprünglich auf die Feilenfische auf­merksam geworden. Denn einige Arten fressen mit besonderer Vorliebe die im Korallenriff-Aquarium so lästigen Glasrosen (Aiptasia). Allerdings handelt es sich bei diesen Feilenfisch-Arten nicht um Nahrungs­spezialisten. Am häufigsten wird derzeit für den Zweck der Glasrosenbekämpfung die Art Acreichthys tomentosus angeboten, die so populär geworden ist, dass sie sogar einen eingeführten deutschen Namen hat: Tang-Feilenfisch.

Der Tang-Feilenfisch – der beliebteste von allen
Es handelt sich bei dieser Art um einen sehr häufigen und weit verbreiteten Fisch. Er kommt in weiten Teilen des Indo-West-Pazifik vor und erhielt seinen Namen bereits 1758 vom Urvater der zoologischen Namensgebung, Carl von Linné. Mit einer maximalen Größe von 12 cm (Aquarien­exemplare, die bekanntlich erheblich älter werden, als freilebende Tiere, können vielleicht auch etwas größer werden) ist er ideal für die Aquarienhaltung geeignet. Wie fast alle Kugelfischverwandten ist auch der Tang-Feilenfisch kein Ausdauerschwimmer und braucht daher nicht viel Schwimmraum. Der Farbe wegen würde man über das Tier vermutlich eher hinwegsehen. Wie auf den Fotos ersichtlich kommt er üblicherweise in verschiedenen Braun- und Grautönen ein­her. Wer sich jedoch etwas Zeit nimmt und das Tier näher beobachtet, stellt fest, dass er zu einem raschen, stimmungsbedingten Farbwechsel fähig ist, und das macht ihn schon wieder interessant. Dabei kann das Tier sogar leuchtend grün werden!

Erwachsener Tang-Feilenfisch

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Der Tang-Feilenfisch frisst sehr gerne Glasrosen, allerdings frisst er oft auch von anderen sessilen Wirbellosen. Eine dauer­hafte Pflege im Korallenriff-Aquarium ist daher nur manchmal möglich, da bestehen erhebliche individuelle Unterschiede bei den Fischen. Ideal ist es, wenn zusätzlich zum Riffbecken noch ein Fischbecken zur Verfügung steht, in das Acreichthys tomentosus immer dann umziehen kann, wenn die Glasrosen alle sind. Da eine vollständige Vernichtung dieser Über­lebenskünstler nur schwer gelingt, muss der Feilenfisch von Zeit zu Zeit wieder ins Riffaquarium zurück. Es ist darum nicht unbedingt ratsam, ihn wegzugeben, nach­dem er die erste Plage abgewendet ist.

Der Orange-Feilenfisch – der schönste von allen
Nur wenige der rund 100 Feilenfisch-Arten, die man bis heute kennt, fallen durch ihre bunte Färbung auf. Es gibt aber zwei Ausnahmen: die Orange-Feilenfische (Oxy­monacanthus longirostris und O. halli). Beide Arten sehen sich so ähnlich, dass man bis in die 1950er Jahre dachte, sie gehörten der gleichen Art an. Erst dann erkannte man, dass die Orange-Feilenfische aus dem Roten Meer sich von denen aus dem Indopazifik unterschieden und beschrieb sie als O. halli. Auch diese beiden Arten sind häufig und verbreitet, sie werden nur 10-12 cm groß, aber empfehlen kann man sie leider für die allgemeine Meeresaquaristik gar nicht. Es handelt sich um extreme Nahrungs­spezia­listen, die sich in der Natur ausschließlich von Polypen der Steinkorallen-Gattung Acropora ernähren. Zudem sind die Tiere derart sozial, dass einzeln gehaltene Exemplare kümmern. Es kann zwar gelingen, Orange-Feilenfische an Ersatznahrung zu gewöhnen (E. Thaler schaffte das mit gefrosteten weißen Mücken­larven, die sie mittels Pinzette in tote Acropora-Äste applizierte). So umgewöhnte Fische laichten sogar im Aquarium ab. Aber derartig schwierige Pfleglinge sollten doch Spezialisten vorbehalten bleiben, die genau wissen, worauf sie sich einlassen. Da die Tiere, wie schon erwähnt, häufig und verbreitet vorkommen, ist es ja nicht schwierig, sie im Bedarfsfall zu importieren.

Oxymonacanthus longirostris ist wunderschön, jedoch nur für Experten geeignet.

Der Riesen-Feilenfisch – der größte von allen
Die meisten tropischen Feilenfische bleiben handlich klein; man kann sie eigentlich immer bedenkenlos kaufen, wenn ein Fischbecken zur Verfügung steht. Denn der Verbreitungsschwerpunkt gerade der etwas größer werdenden Feilenfische liegt in subtropischen Gewässern, von wo keine Exporte für die Aquaristik erfolgen. Dort kommen die Tiere so häufig vor, dass sie sogar zu Speisezwecken gefischt werden. Während die meisten der eingangs ge­nannten Kugelfischverwandten bei Verzehr tödlich giftig sind, trifft das auf die Feilen­fische nicht zu. Jedenfalls meistens nicht. Denn der Riesen-Feilenfisch (Alutherus scriptus), eine über die gesamten Tropen der Welt verbreitete Art, die bis zu 110 cm lang werden kann, rächt sich manchmal an den Menschen, die ihn verzehren, durch eine Ciguatera-Vergiftung. Diese wird durch den Verzehr von sonst ungiftigen Fischen hervorgerufen, wenn sich in ihrem Fleisch das Gift einer Alge angereichert hat. Aber Aquarianer essen ihre Pfleglinge ja gewöhnlich nicht. Man sollte den Riesen-Feilenfisch also kennen, um ihn nicht versehentlich als niedlichen Jungfisch zu erstehen. Die lange Schwanzflosse macht das Tier ganz gut erkennbar. In öffentlichen Schau-Aquarien ist der Riesen-Feilenfisch aber natürlich ein echtes Schmuckstück, denn er ist sehr hübsch gefärbt. Bezüglich der Nahrungsaufnahme macht das Tier keine Schwierigkeiten, es ist ein ziemlich opportunistischer Allesfresser.

Alutherus scriptus, Männchen. Diese Art wird über 1 m lang und ist der größte Feilenfisch.

Der Rotschwanz-Feilenfisch – der aqua­ristisch interessanteste von allen?
Bei dieser Art, richtig heißt sie Pervagor janthinosoma, handelt es sich wiederum um einen im Indopazifik weit verbreitete Feilenfisch. Auch dieses Tier wird nur etwa 12-14 cm lang. Gegenüber Artgenossen ist der Rotschwanz-Feilenfisch deutlich aggres­siver als die anderen bisher genannten Arten, die gut mit Artgenossen verge­sellschaftet werden können, im Falle von Oxymonacanthus sogar sollten. Dennoch sollte man auch bei dieser Art unbedingt probieren, Paare zusammenzustellen. Noch ist nicht viel über den Rotschwanz-Feilenfisch publiziert worden. Es gibt Berichte, die Art sei schwer ans Futter zu bringen, aber diese sind meist älter (vor 1980) und es ist nicht recht klar, ob die Schwierigkeiten nicht doch eher in einer unsachgemäßen Behandlung der Tiere zu suchen waren. Als erwachsener Fisch (also ab etwa 8 -10 cm Länge) lebt der Rotschwanz-Feilenfisch gewöhnlich paarweise. Die Männchen erkennt man an rauhen, bürsten­artigen Schuppenstrukturen auf dem Schwanzstiel, die den Weibchen fehlen. Sollte sich Pervagor janthinsoma als guter Glasrosen-Vertilger herausstellen, der zudem noch hübsch aussieht und nachgezüchtet werden kann – er wäre sicher der Traum-Feilenfisch für die Riffaquaristik. Allerdings, das muss noch einmal ganz klar gesagt werden, liegen noch viel zu wenig seriöse Erfahrungsberichte über diesen Fisch vor, von Nachzuchten ganz zu schweigen.

Pervagor janthinosoma

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Zucht grundsätzlich möglich!
Feilenfische haben sich Nachzucht­bemühungen recht zugänglich gezeigt. Sogar der extrem heikle Oxymonacanthus hat schon im Aquarium abgelaicht. Allerdings ist der Tang-Feilenfisch wohl die bislang einzige Art, die schon mit nennenswertem Erfolg nachgezüchtet wurde. Die Geschlechter sind leider bei den handelsüblichen Jungtieren nicht er­kenn­bar, erst bei Entritt der Geschlechtsreife entwickeln die Männchen die schon bei Pervagor erwähnten Stachelschuppen auf dem Schwanzstiel, was im englischen zu dem Populärnamen „Bristle-tail filefish“ (= Borstennschwanz-Feilenfisch“) führte.

Darum schafft man sich am besten 5-6 Jungtiere an und wartet ab, bis sich Paare bilden. Die Tiere laichen in Bodenkuhlen ab, die vom Männchen intensiv verteidigt werden. Die Jungfische fressen willig das in der privaten Korallenfischzucht übliche, züchtbare Plankton (Rädertierchen, aber auch Phytoplankton), die Hauptschwierig­keit bei der Aufzucht besteht darin, eine ausreichend hoher Futterdichte zu halten – die jungen Feilenfische müssen immer förmlich im Futter stehen – und dabei die Wasser­qualität nicht zu schlecht werden zu lassen.

Alles in allem: Feilenfische sind spannende Aquarienfische, an denen es noch viel zu erforschen gilt. Und dabei konnte ich in diesem Artikel noch nicht einmal darauf eingehen, dass es Feilenfische gibt, die hochgiftige Kugelfische nachahmen. Doch hierzu vielleicht ein andermal…

Frank Schäfer

Lexikon

Aiptasia: Bedeutung unbekannt (in der Originalbeschreibung nicht erklärt).

Acreichthys: zusammengesetzt aus den Worten „zugespitzt“ und „Fisch“.

tomentosus: bedeutet „behaart, haarig“.

Oxymonacanthus: bedeutet „spitzer Monacanthus“; Monacanthus ist eine andere Feilenfischgattung.

longirostris: bedeutet „mit langer Schnauze“.

halli: Widmungsname für Major H. W. Hall, M.C., den Besitzer der M.Y. Manihine.

Acropora: „acro“ bedeutet „Extremität“ (auch im Sinne von Ast), „pora“ ist in Anlehnung zur ähnlichen Gattung Millepora (= „mit tausend Poren“) gewählt.

Alutherus: Bedeutung unbekannt. Der ursprüngliche Namensgeber, Baron Cuvier, nannte die Fische „les Alutéres“, was später zum gültigen wissenschaftlichen Namen latinisiert wurde.

scriptus: bedeutet „beschriftet“, wegen der kritzelartigen Körperzeichnung.

Pervagor: bedeutet „umherschweifen“.

janthinosoma: bedeutet „mit veilchenfarbigem Körper“.

Literatur:

Brockmann, D. (2004): Nachzuchten für das Korallenriff-Aquarium. Bornheim.

Thaler, E. (1998): Der Paletten-Feilenfisch. DATZ 51(2) 1998: 84-90

Die ideale Zwergschildkröte – Kinosternon baurii

Nicht jeder verfügt über gleichermaßen viel Platz, um dem schönsten und sinnvollsten Hobby der Welt nachzugehen: der Tierpflege. Viele Liebhaber, die nur kleine Becken aufstellen können, glauben deshalb, auf die Schildkrötenpflege völlig verzichten zu müssen. Das stimmt aber nicht, denn es gibt durchaus einige Schildkrötenarten, die erstens sehr klein bleiben und zweitens keine großen Becken benötigen, weil sie keinen sonderlich großen Bewegungsdrang haben.

Die Schildkröten, von denen hier die Rede ist, gehören zu der Familie Kinosternidae, die man auch als Schlammschildkröten, Klappbrustschildkröten und Moschusschildkröten bezeichnet. Zu ihnen zählen einige der kleinsten Schildkrötenarten, die nur eine Panzerlänge von 10-12 cm erreichen. Es gibt allerdings auch großwüchsige Arten, man muss also schon über etwas Artenkenntnis verfügen.

Weibchen von Kinosternon baurii

Kinosternon baurii 
Mit nur maximal 12 cm Panzerlänge bei den Weibchen – Männchen bleiben mit etwa 10 cm noch kleiner – ist diese Schildkröte wirklich klein. Dabei sind das bereits Rekordmaße; die Weibchen werden mit etwa 7-8 cm Länge geschlechtsreif und sind dann 5-6 Jahre alt. Das Höchstalter in menschlicher Obhut liegt bei etwa 50 Jahren, auch in der Natur können manche Tiere wohl so alt werden.

Verbreitung 
Die Art ist im Südosten der Vereinigten Staaten beheimatet. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt auf der Florida-Halbinsel, daneben kommt die Art aber auch noch in den küstennahen Flachlandgebieten von South Carolina, über Georgia, Alabama, North Carolina und Virginia vor. Die Art gilt generell als häufig und nicht gefährdet. Allerdings ist die lokale Population in den Florida Keys durch Biotopzerstörung gefährdet, sie wurde deshalb in den USA unter Schutz gestellt. Der Handel hat keinen Einfluss auf die natürlichen Bestände, dennoch ist die Art 2023 in Anhang B des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgenommen worden und in Folge dessen seit dem 20.5.2023 durch die Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Wer Kinosternon bauri erwirbt, muss deshalb den Erwerb bei der zuständigen Behörde (das ist in jedem Bundesland etwas unterschiedlich, Auskunft gibt die Obere Naturschutzbehörde) anzeigen. Leider kam die Listung in Anhang B des WA etwas überfallartig und war nicht vorauszusehen, da die Art, wie gesagt, gar nicht gefährdet ist. Dadurch befinden sich jetzt viele Tiere, die vor 2023 ganz legal erworben wurden, ohne „Aufenthaltsgenehmigung“ in Deutschland (und anderen Ländern). Das ist ein sehr unbefriedigender Zustand! Ich rate dringend jedem Pfleger dieser Tiere, sie irgendwie zu legalisieren, denn Schildkröten leben lange.

Männchen von Kinosternon baurii

Ökologisch anpassungsfähig
Kinosternon baurii bewohnt stehende und langsam fließende Gewässer aller Art, auch temporäre. Trocknet ein solcher Tümpel aus, wechseln die Tiere den Lebensraum. Es wurden Wanderungen von bis zu 3,5 km festgestellt. Auch bevorzugte Eiablageplätze suchen die Tiere gezielt auf. Darum ist K. baurii, die populär auch als Dreistreifen-Klappschildkröte bezeichnet wird, leider ein häufiges Opfer im Straßenverkehr. Die kleinen Schildkröten sind in der Natur Allesfresser und fressen Palmsaaten, Algen, Insekten, Schnecken und dergleichen. Ihrerseits sind sie eine regelmäßige Beute von Alligatoren und Greifvögeln wie dem Schneckenmilan. Die winzigen Jungen und die Eier werden von sehr vielen Tieren gefressen, was die Schildkröten durch eine sehr hohe Vermehrungsrate ausgleichen. Ein Weibchen kann bis zu sechs (meist: drei) Gelege im Jahr mit je 1-6 (meist: 2-3) Eiern produzieren. Die Eier sind im Vergleich zum Muttertier riesig, man wundert sich, wie sie in die kleine Mama passen. Die Eier benötigen 80-145 Tage zur Reife, sie entwickeln sich nur bei Temperaturen zwischen 28-30°C. Sinkt die Temperatur auf 22,5-24°C legt der Embryo eine Entwicklungspause ein. Die Jungtiere sind beim Schlupf etwa 2-2,5 cm lang und wiegen 2,1-3,9 Gramm.


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Gelege von Kinosternon baurii; der weiße „Gürtel“ in den Eiern zeigt an, dass sie befruchtet sind.

Kleine Schildkröte – kleines Aquarium?
Diese Frage wird sehr kontrovers diskutiert. Viele der dabei vorgebrachten Argumente sind allerdings rein emotional und haben mit den Ansprüchen der Schildkröten wenig zu tun. Die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße des Aqua-Terrariums für die Pflege eines Einzeltieres ist die dreifache Panzerlänge als Beckenlänge, die anderthalbfache Panzerlänge als Beckenbreite und die doppelte Panzerhöhe als Wasserstand. Für ein Einzeltier bedeutet das (bei maximal 12 cm Panzerlänge) eine Bodenfläche von 36 x 18 cm bei einem Wasserstand von etwa 10-12 cm. In so einem kleinen Aquarium wird man aber kaum eine Schildkröte pflegen. Ein handelsübliches 60-Zentimeter-Aquarium ist aber absolut ausreichend, um eine gut strukturierte Lebenswelt für die kleine Schildkröte zu gestalten. Sehr wichtig sind dabei folgende Grundsätze: Kinosternon klettern und laufen eher als dass sie schwimmen. Die Wasseroberfläche muss also immer leicht erreichbar sein, der Wasserstand sollte 20 cm möglichst nicht überschreiten.

Männchen erkennt man an der längeren Schwanzrübe.

Zur Einrichtung eignen sich wasserfeste Wurzeln und runde Steine. Der Bodengrund sollte aus einer etwa 5 cm hohen Schicht feinen Sandes bestehen, denn die Tiere graben sich gerne ein. Das Wasser verlassen viele Exemplare nur zur Eiablage. Das ist aber individuell sehr unterschiedlich und sollte darum ausprobiert werden: geben Sie ein Stück schwimmenden Zierkork in das Becken. Wird dieses Landteil aufgesucht, sollten Sie ein festes Landteil installieren, das z. B. aus einer eingehängten Plastikschale bestehen kann, die man mit Sand füllt. Über dem Landteil kann man einen schwachen Spot installieren, unter dem eine Temperatur von 30-35°C erreicht wird. Der UV-Bedarf dieser Schildkröten ist gering; eine handelsübliche Leuchtstoffröhre für die Terraristik mit UV-Anteil genügt vollkommen. Ein allzu heller Standort des Aqua-Terrariums sollte vermieden werden. Die Wassertemperatur sollte in den Monaten Februar bis November zwischen 22 und 26°C liegen bei einer Beleuchtungsdauer von 14 Stunden. Eine etwa zweimonatige Winterruhe bei nur etwa 8 Stunden Licht (das ist für die Einleitung der Winterruhe, die über Hormone geregelt wird, viel entscheidender als die Temperatur) bei 12-15°C ist für die langjährige Gesunderhaltung der Schildkröten und die Zucht sehr günstig.

Einzeln, Paar- oder Gruppenhaltung?
Grundsätzlich ist die Einzelhaltung bei allen Schlammschildkröten am empfehlens­wer­tes­t­en. Die Männchen sind untereinander sehr unverträglich und können Weibchen durch die dauernde Paarungsbereitschaft wahn­sinnig machen. Auch Weibchen zicken manch­­mal heftig untereinander. Das ist individuell allerdings sehr unterschiedlich. Man kann richtig Glück haben und erwirbt ein Pärchen, das sich prima versteht, aber verlassen kann man sich leider nicht darauf. Manchmal zerstreiten sich die Tiere auch erst nach Jahren friedlichen Beisammenseins. So etwas soll es sogar beim Menschen geben…
Man sollte also ganz grundsätzlich über so viele Becken verfügen, wie man Tiere pflegen will, dann geht man allen Schwierigkeiten von vornherein elegant aus dem Weg und kann bei Bedarf schnell reagieren.
Zur Zucht setzt man das Weibchen zum Männchen, das gewöhnlich sehr schnell zum Vollzug schreitet. So hat man eine fast 100%ige Befruchtungsrate, während ge­nervte Weibchen bei dauerhafter gemein­samer Pflege oft nicht aufnehmen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Reptilien sind die Weibchen bei der Eiablage alles andere als wählerisch. Sie nehmen willig den oben beschriebenen, sandgefüllten Landteil an. In der größten Not legen sie die Eier auch einfach ins Wasser, aber so weit muss man es ja nicht kommen lassen. Übrigens produ­zieren auch einzeln gehaltene Weibchen (dann natürlich unbefruchtete) Eier. Das ist wie bei den Hühnern, die brauchen ja auch keinen Hahn zur Frühstückseiproduktion.

Schildkröten und Fische
Am spannendsten und schönsten ist es, wenn man die Schildkröten gemeinsam mit Fischen pflegt. Erstens wird das Aquarium dadurch ansehnlicher – es ist mehr los darin – und zweitens zeigen die Fische sehr schnell an, wenn mit dem Wasser etwas nicht stimmt. Biotopgerechte Arten sind z.B. Floridakärpflinge (Jordanella floridae), Zwergkärpflinge (Heterandria formosa), Scheiben- und Diamantbarsch (Enneacathus chaetodon, E. gloriosus und E. obesus) oder auch Zwergsonnenbarsche (Elassoma). Wer das Glück hat, an Breitflossenkärpflinge (Poecilia latipinna) zu gelangen, wird erleben, wie diese sonst so heiklen Gesellen sich zu wahren Prachtexemplaren entwickeln. Denn aus noch ungeklärter Ursache entwickeln sich gerade Lebendgebärende Zahnkarpfen ganz außerordentlich gut, wenn sie gemeinsam mit Wasserschildkröten gepflegt werden. Man ist bei der Auswahl der Fischarten aber natürlich nicht auf die genannten Arten beschränkt. Nur langsame Bodenfische, wie Hexenwelse (Hemiloricaria etc.) sollte man nicht mit Schildkröten gemeinsam halten. In aller Regel sind die Fische vor den kleinen Panzerträgern sicher; höchstens schwache oder kranke Exemplare werden ihr Opfer, aber das macht ja dann auch nichts.

Fütterung
In menschlicher Obhut sind Dreistreifen-Klappschildkröten eher Fleisch- als Allesfresser. Es empfiehlt sich, Wasserlinsen, vor die große Art Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza), im Becken zu kultivieren. Sie stehen dann einfach als Futter zur Verfügung, wenn die Schildkröten einmal die Lust auf vegetarisch packt. Ansonsten ist die Fütterung denkbar einfach, denn Kinosternon baurii ist nicht wählerisch. Allerdings muss das Futter immer absolut frisch und hochwertig sein! Es ist dabei egal, ob es sich um industriell hergestelltes Futter für Sumpf- und Wasserschildkröten oder um Frostfutter für handelt. Vitamine und die wertvollen ungesättigten Fettsäuren gehen schneller kaputt, als viele ahnen. Hier wird immer noch schwer gesündigt. Man kaufe Futter immer nur in kleinen Gebinden. Trockenfutter sollte spätestens 6 Wochen nach Anbruch der Dose, Tiefkühlfutter nach etwa einem halben Jahr aufgebraucht sein. Niemals darf man Trockenfutter hell, warm und feucht aufbewahren, es muss immer luftdicht verschlossen, dunkel und kühl gelagert werden.

Richtig gepflegt bereiten diese netten Zwerge kaum Probleme und machen dem Pfleger jahrelang Freude.


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Frank Schäfer

Lexikon zur Dreistreifen-Klappschildkröte
Kinosternon: bedeutet ”bewegliche Brust”; der Name bezieht sich darauf, dass diese Schildkröten ein Bauch­panzerscharnier besitzen.
baurii: Widmungsname für den deutschen Zoologen Georg Herman Carl Ludwig Baur (1859-1898).

Argusfische – die scheißefressende Fadenalgenpolizei

Argusfische (Scatophagidae) sind eine kleine Familie von Fischen, die sowohl in reinem Süßwasser wie auch in reinem Meerwasser leben können. Sie eignen sich daher sowohl zur Pflege in Süßwasser- wie auch in Meerwasseraquarien.

Argusfische sind sehr attraktive Tiere, deren Pflege im Aquarium schon deshalb lohnt. Allerdings haben sie eine Futtervorliebe, die sie zudem extrem nützlich macht: Fadenalgen. Es gibt nur wenige Fische, die diesen Algentyp als Nahrung bevorzugen.

Der ”Stront Visch” (= Scheiße-Fisch), die erste Abbildung eines Argusfisches überhaupt, aus Nieuhof, 1682

Scatophagidae bedeutet „Kotfresser“

Argusfische gehören zu den ersten tropischen Fischarten überhaupt, die in Europa bekannt wurden. Schon 1682 berichtete der Abenteurer und Weltenbummler Joan Nieuhof von dem „Scheiße-Fisch“ (im Original: „Stront Visch“). Nieuhof schrieb, dass in Indonesien dieses Tier in großen Mengen menschliche Fäkalien verschlingt. Darum sei er als Speisefisch wenig begehrt, obwohl das bis zu einen Fuß lange Tier sowohl gebraten wie auch gesotten sehr lecker sei. Nieuhof bildet den Fisch in seinem Buch „See- und Landreisen durch verschiedene Gebiete von Ostindien“ (im Original: Zee en Lant-Reize, door verscheide Gewesten van Oostindien“) auch ab. Die sehr gute Zeichnung zeigt unverkennbar einen Rotstirn-Argus. Zu Nieuhofs Zeiten gab es noch keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Namensge­bung für Tiere und Pflanzen. Die begann erst 1758 mit der 10. Auflage von Karl von Linnés „Sytema naturae“. Linné beschrieb den ersten Argusfisch noch in der Gattung Chaetodon, die Gattung Scatophagus wurde erst 1831 von Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert, Baron de Cuvier aufgestellt, der den unappetitlichen Namen aufgrund der Schilderung Nieuhofs wählte.

Lebensraum von Rotstirn-Argusfischen bei Padang, West-Sumatra.

Argusfische sind Allesfresser

Argusfische nutzen praktisch jede Nahrungsquelle. Kot ist nur ein kleiner Teil der natürlichen Nahrung der Argusfische. Sie sind Opportunisten. Studien in der Natur zeigten, dass Larven (Argusfische laichen im Meer, hier entwickeln sich auch die Larven) hauptsächlich pflanzliches Mikroplankton nahe der Wasseroberfläche fressen. Jungtiere wandern in die Mangrove. Hier  fressen sie kleine Partikel sowohl freischwebende, wie auch am Boden befindliche. Es handelt sich dabei um Kieselalgen, tierisches Plankton, Aufwuchs und Mulm. Erwachsene Tiere fressen alles, was in das verhältnismäßig kleine Maul passt, vor allem aber Aufwuchs und Mulm (Wongchinawit & Paphavasit, 2006). Doch die absolute Lieblingsspeise sind Fadenalgen. Diese ziehen die Argusfische jeder anderen Nahrung vor. In der aqua­ristischen Literatur liest man darum oft, Argusfische seien Pflanzenfresser. Das ist aber falsch. Die meisten Aquarien-Pflanzen werden von Argusfischen völlig ignoriert. Darum kann man Argusfische, wenn man sie im Süßwasser pflegen will, durchaus in bepflanzten Aquarien halten. Sie befreien hier in aller Regel auch stark mit Fadenalgen durchwachsene Pflanzenbestände, ohne die Pflanzen dabei zu beschädigen. Zumindest in meinen Aquarien lassen Argusfische diverse Arten von Cryptocoryne, Lagenandra, Apono­geton, Sagittaria, Elodea und Hygrophila polysperma unbeachtet, vertilgen jedoch restlos Hygrophila difformis. Eine gewisse Vorsicht ist also zwar angebracht, jedoch können Argusfische nicht grundsätzlich als Pflanzenzerstörer betrachtet werden.

Jungtier des Rotstirn-Argus. Man sieht sehr schön wie die Umfärbung vom gestreiften zum gefleckten Tier vor sich geht. Das Tier stammt aus Indonesien.

Die Arten

Es gibt zwei Gattungen von Argusfischen, Scatophagus und Selenotoca. Die meisten Autoren lassen zur Zeit nur zwei Arten in jeder Gattung gelten, bei Scatophagus die Arten S. argus und S. tetracanthus und bei Selenotoca die Arten S. multifasciata und S. papuensis. Es gibt aber mit Sicherheit erheblich mehr Arten in Scatophagus. Zehn sind wissenschaftlich beschrieben, doch muss erst eine moderne wissenschaftliche Revision klären, was mit welchem Namen gemeint war. Ganz grundsätzlich kann man zwischen „Grünen Argus“ und „Rotstirn-Argus“ unterscheiden, wobei die Mehrzahl der Flecken am Körper bei „Grünen“ Argus im Durchmesser etwa dem Durchmesser der Iris des Auges entsprechen oder größer sind und bei „Rotstirn“-Argus fast immer deutlich kleiner als die Iris sind. Die roten Zeichnungselemente am Kopf, die für die Bezeichnung „Rotstirn“-Argus verantwortlich sind, sind nur bei Jungtieren vorhanden. Ganz kleine Rotstirn-Argus sind senkrecht gestreift, Grüne Argus haben fast immer (es gibt ganz seltene individuelle Ausnahmen) von Anfang an runde Tupfen. Alle Selentoca-Arten haben in allen Altersstadien senkrechte Streifen am Rücken und kleine Punkte (kleiner als der Durch­messer der Iris) unterhalb der senkrechten Streifen.

Erwachsener Rotstirn-Argus, Scatophagus argus..

Die Beschreibung der ersten wissenschaftlich bekannt gewordenen Art, Scatophagus argus, erfolgte bereits 1766 durch Linné. Dessen Be­schreibung basierte, soweit wir das wissen, auf einem Exemplar aus der Sammlung von Johann Schlosser, das dieser wiederum von T. Brünnich erhalten hatte. Von diesem legen­dären Tier gibt es auch eine sehr gute Zeichnung in einer Arbeit über die Art, die Pieter Boddaert 1770 veröffentlichte (ein Brief an Johann Burmann). Wenn es stimmt, dass dieses Exemplar der Holotypus von Scato­phagus argus (von Linné als Chaetodon argus beschrieben) ist, dann handelt es sich bei Scatophagus argus um den Rotstirn-Argus, der im Hobby immer wieder als Scato­phagus ”rubifrons” bezeichnet wird. Scatophagus ”rubifrons” ist ein Phantasiename, den ein deutscher Fischhändler in den 1930er Jahren erfunden hat, zu dem jedoch keine gültige wissenschaftliche Beschreibung existiert. Wissenschaftlich gültige Namen für Rotstirn-Argusfische sind hingegen Scatophagus atromaculatus (Bennett, 1830) für Tiere von Sri Lanka und S. ornatus Cuvier, in Cuvier & Valenciennes, 1831 für Tiere aus Indonesien. Woher Brünnich sein Exemplar hatte, ist unbekannt bzw. nur sehr vage „Indische See“. Der älteste verfügbare Namen für Grüne Argusfische ist Scatophagus pairatalis (Hamilton, 1822) für Tiere aus dem Ganges. Welcher Name für Grüne Argus aus Süd­ost­asien (Küsten von Birma, Thailand, Vietnam und Südchina) anzuwenden ist, kann derzeit noch nicht gesagt werden, ebenso­wenig, wie die Grünen Argus von den Philippinen und aus Indonesien korrekt zu benennen sind. Grüne Argus kennt man auch von Australiens Küsten, von hier wurden gleich zwei Arten beschrieben (S. ocellatus Klunzinger, 1880 und S. quadranus De Vis, 1884, bei der ebenfalls aus Australien beschriebenen Art Scatophagus alternans Castelnau, 1878, handelt es sich um einen Selenotoca), außerdem gibt es in Australien auch Rotstirn-Argus; insgesamt sind es sicher 3-5 Arten Grüner und 2-3 Arten von Rotstirn-Argus, die das von Scatophagus besiedelte Gebiet, das praktisch den ge­samten Indischen Ozean, den West- und Süd-Pazifik umfasst, bewohnen. Da sich die Arten der Argusfische ausschließlich in der Lebend­färbung unterscheiden, sind verlässliche Prognosen schwer zu machen, denn aus dem überwiegenden Teil des Ver­breitungs­ge­bietes erfolgen niemals aqua­ristische Impor­te, man kennt also die Lebendfärbung nicht.

Dieser Argusfisch – eindeutig ein Rotstirn-Argus (erkennbar an den kleinen Körperflecken) – soll der Erstbeschreibung von Scatophagus argus zugrunde gelegen haben. Abbildung aus Boddaert, 1770

Die zweite, von keinem Autor angezweifelte Scatophagus-Art ist S. tetracanthus (Lacepède, 1802), der an der ostafrikanischen Küste lebt. Obwohl diese Art mit ihren schokoladen­braunen, breiten Binden unverwechselbar erscheint, wurde sie früher häufig mit den Arten der Gattung Selenotoca verwechselt. Diese Argusfische haben eine silberne Körperfärbung mit schwarzen, senkrechten Streifen und Punkten. In Selenotoca sind, wie schon gesagt, ebenfalls allgemein zwei Arten anerkannt, S. multifasciata (Richardson, 1846) und S. papuensis Fraser-Brunner, 1938. Sie lassen sich relativ leicht an der Anzahl der senkrechten Binden, der unterschiedlichen Rücken­flossen- und Schwanzflossenform unter­scheiden. Importiert wird fast aus­schließlich S. papuensis, aber auch in Seleno­toca-Importen findet man immer wieder einmal Exemplare, die ziemlich deutlich von den beiden allseits bekannten abweichen. Gegenwärtig als Synonyme von Seleotoca multifasciata werden S. aetatevarians (de Vis, 1884) und S. alternans aufgefasst; beide wur­den aus Australien beschrieben.

Scatophagus pairatalis, der Grüne Argus, aus dem Hooghly in Indien in Erwachsenenfärbung.
Grüner Argusfisch aus Indonesien.
Jung erwachsener Rotstirn-Argus aus Thailand.

Argusfische und der Mensch

Während man früher Argusfische nicht so gerne aß, weil man die Nahrungsge­wohn­heiten der Fische eklig fand, hat sich das heut­zutage grundlegend geändert. Die leckeren Tiere sind gesuchte Marktfische. Und weil sie so anpassungsfähig bezüglich der Wasserzu­sammensetzung und unkompliziert in der Ernährung sind, studiert man gegenwärtig ihre Eignung als Objekte der Aquakultur. Dabei wurde in den letzten Jahren viel zur Erforschung der Naturgeschichte dieser Fische getan. Wusste man lange rein gar nichts über das Fortpflanzungsverhalten der Argusfische, so weiß man heute, dass sie Freilaicher sind, in der Natur einer lunaren Rhythmik folgen, im Meer laichen, dass Männchen und Weibchen sich in der Form des Kopfprofils unterscheiden lassen, die Tiere im Alter von einem Jahr geschlechtsreif werden und so einiges mehr. Auch die künstliche Vermehrung mit Hormonen ist schon gelungen, dazu eignen sich am besten zweijährige Tiere. Hormonbehandelte Fische laichen sogar selbstständig im Aquarium ab, wobei die Männchen sehr aggressiv auf männliche Artgenossen reagieren. Es ist zu erwarten, dass auch wir Aquarianer bald von dieser Entwicklung profitieren werden und in absehbarer Zeit preisgünstig kleine Nach­zuchtexemplare angeboten werden. Aller­dings ist zu befürchten, dass wegen der noch völlig ungeklärten Alpha-Taxonomie dabei auch Hybriden erzüchtet werden. Aus der Sicht der Nutztierzüchter ist das ziemlich egal, aber aus Artenschutzgründen ist zu hoffen, dass das nicht passiert. Gegenwärtig gelten Argusfische nicht als gefährdet, aber diese Einschätzung beruht auf der Annahme, es gäbe nur einige wenige, sehr weit ver­breitete Arten. Da, wie oben dargestellt, in Wirk­lichkeit aber erheblich mehr Arten existieren, über deren exaktes Verbreitungs­gebiet und lokale Gefährdungen wir buchstäblich nichts wissen, kann über die tatsächliche Gefährdung einzelner Arten von Argusfischen nichts gesagt werden.

Anatomische Besonderheiten

Es gibt zwei Besonderheiten bei Argus­fischen, die der Aquarianer kennen sollte. Da sind zum einen die Giftdrüsen der Rücken­flossen. Bislang sind keine tödlich ver­laufenden Stichverletzungen mit Argus­fischen bekannt geworden; Stiche sind schmerzhaft, aber Argusfische sind sehr passiv und stechen niemals aktiv zu. Die wenigen Berichte über Stichverletzungen beim Handling schildern den Schmerz als erträglich. Ärztliche Behandlung wurde nicht in Anspruch genommen. Allergiker sollten sich allerdings vorsehen, Fischgifte sind Eiweiße und da weiß man bei Allergikern nie, was alles passieren kann.

Selenotoca papuensis aus Neu-Guinea wird regelmäßig importiert.
Selenotoca multifasciata aus Australien wird nur sehr selten importiert.
Eine unbestimmte Selenotoca-Art, vermutlich aus Indonesien.

Eine zweite Besonderheit ist das Larven­stadium der Argusfische, Tholichthys ge­nannt. Im Tholichthys-Stadium haben die kleinen Argusfische dornartige Auswüchse am Kopf, die sich aber schon bei einer Länge von 1,5-2 cm zurückbilden. Aus Indien wer­den im August regelmäßig winzige Argus­fische im Tholichthys-Stadium als Aquarien­fische exportiert. Sie gewöhnen sich völlig problem­los ein und wachsen schnell heran.

Bereits die Tholichthys von S. pairatalis aus dem Hooghly haben die arttypische, grobe Fleckung.

Argusfische im Aquarium

Früher galten Argusfische als sehr pflege­leicht; heute muss man da ein wenig differenzieren. Aus noch nicht geklärten Gründen erkranken Argusfische – egal ob in Süß-, Brack- oder Seewasser gehalten – gelegentlich an einer unheilbaren Erkrank­ung, bei der sie trotz guter Nahrungs­aufnahme sehr schnell abmagern und schließ­lich sterben. Möglicherweise ist diese Erkrankung auf Antibiotika zurückzuführen, denen die Fische im natürlichen Lebensraum durch menschliche Abwässer ausgesetzt sind. Denn wie alle pflanzenfressenden Fische müssen auch Argus diese Nahrung von symbiontischen Mikroorganismen auf­schließen lassen, sonst verhungern sie bei vollem Magen. Diese Erkrankung betrifft gewöhnlich nur ältere Fische ab etwa 5 cm Totallänge, bei ganz jungen Exemplaren wurde sie noch nicht beobachtet. Einmal eingewöhnt sind Argusfische aber wirklich harte Burschen. Man muss sie entweder einzeln oder in Gruppen ab sieben Exem­plaren aufwärts pflegen. Werden nur drei oder vier Tiere gehalten, so können sie sich erheblich bekämpfen; oft bleibt von einer solchen Truppe nur ein Tier übrig. Es ist ziemlich egal, ob man Argus in Süß-, Brack- oder Seewasser pflegt. Allerdings muss man bei der Pflege in Süßwasser beachten, dass ein pH-Wert unter 7,5 schädlich für die Fische ist. Der pH sollte, wie im Meer, am besten stets über 8 liegen. Argusfische sind vollständig euryhalin; die Verallgemeinerung, dass erwachsene Tiere immer im Meer leben, stimmt nicht. Ich habe im Gegenteil auf Sumatra junge Exemplare im Brackwasser gefunden, Erwachsene aber, gemeinsam mit Tilapien schwimmend, in reinem Süßwasser. Wenn man Argusfische von Süß- auf Meer­wasser umgewöhnen will – oder auch umge­kehrt – sollte man aber täglich besser nur Salzdifferenzen von 5-10‰ vornehmen. Ein direktes Umsetzen wird zwar gewöhnlich überlebt, verursacht aber erhebliche Schwimm­probleme und stellt mit Sicherheit einen negativen Stressfaktor für die Tiere dar. Gegenüber artfremden Fischen sind Argus­fische sehr friedlich. Sie leiden allerdings  unter aufdringlichen Mitbewohnern. Obwohl Argusfische giftige Rückenflossenstacheln haben, können sie sich kaum zur Wehr setzen. Die Wassertemperatur für Argusfische sollte im Bereich zwischen 22 und 30°C liegen. Was den Seewasseraquarianer interessieren dürfte: sessile Wirbellose werden von Argus­fischen nicht belästigt. Selbst zarte Röhren­würmer gedeihen gut in einem Argusfisch-Aquarium. Nur bei Schwämmen rate ich zu einer gewissen Vorsicht, sie könnten von Argusfischen durchaus als Nahrung be­trachtet werden. Wichtig ist, dass man die Fische häufig füttert, am besten 3-4 mal täglich. Argusfische haben eine rasche Verdauung….

Alles in allem sind Argusfische äußerst em­pfehlenswerte Aquarienfische. Sie sehen herrlich aus, sie machen sich als einzigartige Fadenalgenvernichter sehr nützlich, es sind bezüglich der Artendiversität hoch­interes­sante Studienobjekte für Aquarianer mit wissenschaftlichen Ambitionen und endlich muss man sich einmal nicht entscheiden, ob man ein Süß-, Brack- oder Seewasser­aquarium betreiben möchte: Argusfische machen alles mit!

Frank Schäfer


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Ihr letztes Stündlein hat geschlagen

Aquarianer sind die einzige Überlebenschance für viele Kleinfischarten

Ökologen auf der ganzen Welt sind sich einig: nur die Zerstörung ihrer Lebensräume ist für das weltweit zu beklagende massen­hafte Arten­sterben verantwortlich. Die unmittelbare Verfolgung, also Fang oder Tötung von Individuen durch den Menschen mag in manchen, besonders gelagerten Einzelfällen, vielleicht zum Rückgang oder gar zur Ausrottung einzelner Arten führen – insgesamt gesehen, sind diese Fälle jedoch vernachlässigbar. Bei den Aquarienfischen ist kein einziger Fall bekannt, dass eine Art durch den Fang ausgerottet worden wäre. Im Gegenteil: alle Versuche, eine Kleintierart durch Fang oder Besammeln auch nur wirkungsvoll im Bestand zu reduzieren, sind gescheitert. Weltweit gilt das für Ratten, Gambusen, Karpfen und Tilapien, in Australien z.B. für Kaninchen, in Deutschland für Waschbären, Nilgänse, Sonnenbarsche, Blaubandbärblinge oder Louisiana-Sumpfkrebse. Egal wie hoch der Verfolgungsdruck im Einzelnen lokal auch sein mag, einige Exemplare entgehen immer den Häschern und bauen binnen kurzer Zeit wieder große Populationen auf. Warum? Weil sie, obwohl geografisch gesehen, eigentlich Fremdlinge sind und, vom Standpunkt der Evolution gesehen, eigentlich in Konkurrenz mit hochangepassten, ursprünglich heimischen Arten hoffnungslos unterlegen sein müssten, von den Umweltveränderungen, die der Mensch verursacht, profitieren! Der Mensch schafft diesen Arten perfekte Umwelt- und Lebensbedingungen (wenn auch unfreiwillig). Darum sind sie so erfolgreich.


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Solange es Menschen und Kanalanlagen gibt, so lange wird es Ratten geben. Für die Bekämpfung der Wanderratte werden Millionen ausgegeben, ausrotten kann man sie nicht.
Das Kaninchen versuchte man in Australien durch die Myxomatose (eine fiese Krankheit) auszurotten. Es starben fast alle Tiere. Aber nur fast. Heute gibt es wieder Millionen von ihnen.
Den aus Nordamerika stammenden Waschären wäre man in Europa gerne los. Klappt nicht.
Die ebenso hübsche wie streitbare Nilgans wird in Städten sogar bejagt. Damit schafft man allerdings nur freie Reviere für neue Zuwanderer.
Gambusen gibt es überall auf der Welt, wo Menschen leben und es warm genug ist. Sie sind die Ratten der Gewässer.
Der Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva) wurde in den 1960er Jahren versehentlich mit Speisefischen aus Osteuropa eingeführt. Man wäre ihn sehr gerne wieder los – aussichtslos!
Die Nazis schickten die Hitlerjugend aus, um den Sonnenbarsch aus Nordamerika in Deutschland auszurotten. Der Erfolg des Vernichtungskrieges: noch mehr Sonnenbarsche!
Louisiana-Sumpfkrebse (Procambarus clarkii) schmecken gut. Aber auch eine völlig uneingeschränkte Sammelerlaubnis kann die Bestände nicht verringern.

Ganz besonders hart trifft das Artensterben die Klein­­tiere. Sämtliche staatlichen Schutzmaßnahmen sind bei ihnen, wie die Bilanz der letzten 40 Jahre deutlich zeigt, wirkungslos. Denn jeder existierende gesetzliche Schutz hat immer nur das Indiviuum im Fokus, absurderweise sogar bei Gesetzen, die das Gegenteil behaupten, wie die FFH-Richtlinien (FFH steht für Fauna-Flora-Habitat). Das klappt – mit Einschränkungen – bei großen Tieren, wie Elefanten oder Tigern. Anders bei Kleintieren: Diese Tiere sind nicht in der Lage abzuwandern, wenn sich ihre Le­bens­be­dingungen verschlechtern. Sie leben und sterben mit ihrer Umgebung. Je spezialisierter eine Art ist und je kleiner ihr natürliches Vorkommens­ge­biet, desto höher ist ihr Gefährdungsgrad.

Der Europäische Hundsfisch (Umbra krameri) ist durch die FFH-Gesetze geschützt und darf nur mit Ausnahmegenehmigung gepflegt werden. Für den Arterhalt ist das kontraproduktiv.

Noch lange nicht alle Tiere, die auf der Erde leben, sind bekannt. Derzeit geht man von ca. 1,4 Millionen wissenschaftlich erfassten Arten aus. 1 Million davon sind Insekten. Die Fische er­scheinen dagegen fast arten­arm. Derzeit sind etwa 37.106 Fischarten bekannt, davon ca. 50% (18.898) im Süßwasser (Stand Anfang 2025). Alle Süßwasservorkommen der Erde stellen nur ca. 3% der Wasservorkommen des Planeten. Zum Vergleich: es gibt ca. 2.100 Arten Korallenfische, das entspricht etwa 13% der Meeresfischarten. Jedoch schätzen alle Taxonomen (das sind Bio­lo­gen, die sich mit der Klassifizierung von Arten be­schäftigen), dass nur ein Bruch­teil der tatsächlich existierenden Arten be­reits wissenschaftlich erfasst ist.

Aphyosemion amieti ist eine von hunderten Kleinfischarten, über deren Existenz man ohne die Aquaristik nichts wüsste.

Die wissenschaftliche Erfassung der Arten ist die absolute Grundvoraussetzung für jede wie auch immer geartete Schutzmaßnahme. Man nur schützen, was man kennt! Hier kommt der Aquaristik eine wich­ti­ge Rolle zu: Kleinfische der Tropen werden in den meisten Fällen erst dank der detaillierten Be­ob­achtungen der Aquarianer als eigen­stän­dige Arten erkannt. Fangreisen von spe­zialisierten Aquarianern führen immer wieder zu Neuentdeckungen von Arten und auch über den Importhandel können viele taxonomische Probleme, die sich an Museumsexemplaren alleine nicht klären lassen, gelöst werden.


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Betta imbellis lagerte seit 1897 in Museen als Präparat; man hielt die Tiere für artgleich mit Betta splendens. Nur dank der Aquaristik wurde 1975 die Eigenständigkeit der Art erkannt.

Ambastaia (früher: Botia) sidthimunki, die Schachbrett­schmer­le, mag als Beispiel dienen. Sie wurde erst 1959 wissenschaftlich ent­deckt – dank eines Aquarienfisch-Imports. In den späten 1980er Jahren brachen die Wildbestände plötzlich zu­sam­men. Die Ursachen sind bis heute un­bekannt, doch wird im allgemeinen ein Staudamm, der die Wanderwege der Tiere versperrte, dafür verantwortlich ge­macht (die Art führt Laich­wan­derun­gen durch). Da die Art aquaristisch begehrt ist, wurden Erhaltungs­zucht­pogramme ge­­startet, die den Erfolg hatten, daß heute wieder große Stück­zahlen (mehrere 100.000 Exemplare pro Jahr) für das Hobby zur Verfügung stehen. Ohne die Aqua­ristik wäre die Art weder entdeckt worden, noch hätte man ihr Aussterben bemerkt! Gesetzlicher Schutz, wie Handels- oder Fangbeschränkungen oder gar Haltungsverbote würden das Aussterben der Spezies bedeuten!

Ambastaia sidthimunki steht heutzutage in jeder beliebigen Menge als Nachzucht zur Verfügung.

Grundsätzlich gilt, dass eine möglichst große Handelsrelevanz die größte Wahrscheinlichkeit bietet, dass eine bedrohte Art wenigstens in menschlicher Obhut erhalten bleibt, auch wenn das auf die freilebenden Bestände keinen Einfluss hat. Der Kardinalfisch (Tanichthys albonubes), der Rote von Rio (Hyphessobrycon flammeus) oder auch der Zebrawels (Hypancistrus zebra) und der Feuerschwanz (Epalzeorhynchus bicolor) werden niemals aussterben, so lange Berufszüchter Geld mit ihnen verdienen können. Gesetzliche Maßnahme, die den freien Handel und die Zucht solcher Arten erschweren oder einschränken, sind die gefährlichsten Bedrohungen solcher Arten und können sehr schnell zu ihrem völligen Aussterben führen.

Der Kardinalfisch (Tanichthys albonubes) ist eine bedrohte Art. Er wird zu Millionen gehandelt, dabei handelt es sich ausnahmslos um Nachzuchttiere.
Der Rote von Rio (Hyphessobrycon flammeus) wird seit gut 100 Jahren in Erhaltungszucht vermehrt.
Der Zebrawels (Hypancistrus zebra) stirbt in der Natur aus, weil die Stromschnellen, in denen er lebt, wegen des Belamonte-Staudamms am Rio Xingu aufhören zu existieren. Im Aquarium ist die Zucht mühselig, aber aussterben wird die Art dort nicht. Seit 2023 unterliegt die Art dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES), Anhang 2. Sie darf darum nur noch aus behördlich gemeldeten Zuchten vermarktet werden.

Nahezu alle hochgradig gefährdeten Klein­fische sind leider aquaristisch un­be­deu­tend. Damit ist gemeint, dass, wenn überhaupt, weniger als 20 Aquarianer oder Institutionen weltweit sich kontinuierlich mit ihrer Erhaltungszucht über Jahre hinweg erfolgreich befassen. Zwar wurde z.B. der seltenste und be­droh­teste aller Kampffische, Betta brownorum, von forschenden Aquarianern ent­deckt – die Hal­tung und Zucht der Art sind aber so auf­­wän­dig, daß nur wenige Spezia­listen sich mit ihr beschäftigen; für den allgemeinen Handel sind diese versteckt lebenden, im Verkaufsbecken unscheinbaren Tiere völlig uninteressant. Für Betta coccina (Population Malaiische Halb­insel), einem weiteren hoch­­gradig ge­fährdeten Kampffisch, der eng mit B. brownorum verwandt ist, wird ein inter­na­tionales Zuchtbuch ge­führt – eine Maß­nahme, die Hoffnung macht, aber es ist nicht einfach für „normale“ Aquarianer, sich an solchen Aktivitäten zu beteiligen, was ihren Erfolg sehr in Frage stellt. Andere stark bedrohte Arten, wie be­stimmte Lebendgebärende Zahn­karpfen (Poeciliidae), Hochland­kärpf­lin­ge (Goodeidae) oder Killifische (ver­schie­de­ne Familien), existieren bereits nur noch in Gefangenschaft. Da es meist un­schein­bar gefärbte Arten sind, besteht keine Nachfrage nach ihnen.

Betta brownorum, erwachsenes Männchen (Photo: Martin Hallmann)
Junges Wildfangmännchen von Betta brownorum. Leider ist das Auge unscharf fotografiert. Die Art ist jedoch so selten geworden, dass es sich für die Zierfischfänger nicht mehr lohnt, sie zu fangen, so dass ich mangels neuer Importe den Makel in meiner Fotosammlung wohl nicht mehr werde beheben können.

Ohne den Enthusiasmus begeisterter Aquaria­nerinnen und Aquarianer wären diese Ge­schöpfe bereits von unserem Erdball unwiederbringlich verschwunden. Guter Wille, Tierliebe und Opfer­be­reit­schaft alleine genügen nicht, um diese Arten zu erhalten. Auch das Handwerk Aquaristik und Fischzucht muß be­herrscht werden, damit Arterhaltungs­zuchten betrieben werden können. Somit wächst in jedem Neueinsteiger in das Hobby Aquaristik ein künftiger poten­tieller Artenschützer und Art­er­hal­ter heran. Es ist leider zu befürchten, dass wir in Zukunft noch sehr viele davon bitter nötig haben werden.

Xiphophorus andersi ist in der Natur wahrscheinlich ausgestorben. Der einzige Fluss, in dem er vorkam, existiert nicht mehr. Wenn die Aquarianer das unscheinbare Fischchen nicht mehr pflegen und züchten, verschwindet es für immer von der Erde.

Frank Schäfer

Rätselhafte Antennenwelse der Gattung Ancistrus

Wer kennt ihn nicht, den Blauen Antennenwels, meist nur kurz als „der“ Ancistrus bezeichnet? Die niedlichen Jungtiere sehen hübsch aus, erwachsene Männchen wirken mit ihrem bizarren Kopf“geweih“ sehr skurril. Es gibt ihn in diversen Zuchtformen, nämlich als Albino (weiß mit roten Augen), als Lutino (gelb mit schwarzen Augen), als Schecken („Schildpatt“), rot und das alles mit und ohne Schleier­flossen. Er ist ein echtes Haustier geworden. Doch der Wissenschaft geben diese und einige ähnliche Arten große Rätsel auf.

Portrait des normalen Aquarienantennenwelses. Es ist zur Zeit nicht möglich, die Art wissenschaftlich korrekt zu benennen.

Zur Zeit werden 70 Arten in der Gattung Ancistrus wissenschaftlich anerkannt, doch weit über 100 wurden ursprünglich als Ancistrus beschrieben. Bis heute kennt man die meisten Arten nur nach präparierten Exemplaren, die normalerweise kaum oder gar keine Zeichnung mehr haben. So ist eine Bestimmung von Ancistrus ohne Kenntnis der Herkunft auch für Spezialisten kaum noch möglich. Eine umfassende Revision der Gattung wäre darum dringend nötig, doch dauert eine solche Arbeit Jahre oder Jahrzehnte. Im Hobby sind nach der letzten Übersicht von Seidel & Evers mindestens 93 Ancistrus-Arten bekannt, doch nur 20 können auch beschriebenen Arten zu­geordnet werden. Daraus lässt sich schätzen, dass die wirklich existierende Artenzahl bei Ancistrus wohl deutlich über 300 liegen dürfte, denn nur vergleichsweise wenige Regionen in Südamerika wurden schon von Aquarianern bereist und für den Handel fängt man sowieso nur in den immer gleichen, relativ kleinen Gebieten.

Die allgegenwärtigen Unbekannten

In nahezu allen Büchern, Zeitschriften etc., die vor 2005 erschienen, wurde der Blaue Antennenwels als Ancistrus dolichopterus bezeichnet. Teilweise lassen das unauf­merksame Redakteure selbst heutzutage noch durchgehen. Es dürfte jedoch mittlerweile allgemein bekannt sein, dass unser Aquarien-Antennenwels nicht zu der Art Ancistrus dolichopterus gehört, sondern entweder eine Kreuzungsform darstellt, die wissenschaftlich nicht benannt werden darf (Kreuzungen oder Hybriden, ein weiteres Wort dafür lautet Bastarde, werden nur in der botanischen Nomenklatur benannt, das Regelwerk der zoologischen Namens­gebung verbietet es, solchen Tieren einen wissenschaftlichen Namen zu geben), oder einer bislang noch nicht identifizierten Art. Ancistrus dolichopterus ist ein ganz anderer Fisch, der unter der L-Nummer L183 im Hobby bekannt und später oft als Ancistrus hoplogenys bezeichnet wurde. Aber auch dieser Name (A. hoplogenys) wurde falsch angewendet, denn heute glaubt man, dass der Wels L59 in Wirklichkeit A. hoplogenys darstellt. Also nochmal im Klartext: A. dolichopterus ist einer der sogenannter Weißsaum-Antennenwelse und stammt aus dem Rio Negro in Brasilien, A. hoplogenys ist der rare Rotflossen-Weißtüpfel-Antennenwels aus dem Rio Guama und seinen Zuflüssen (ebenfalls Brasilien) und der klassische Blaue Anten­nen­wels hat keinen wissenschaftlichen Namen und muss bis auf weiteres als Ancistrus sp. bezeichnet werden.

Ancistrus dolichopterus, L183
Ancistrus hoplogenys, L59

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Ein mysteriöser Fisch aus Paraguay

1992 entdeckte die Aquarianerin Kerstin Holota bei einem Importeur im süd­hessischen Raum einen gelb gefärbten Ancistrus, der angeblich zusammen mit normal gefärbten Artgenossen aus Paraguay gekommen sein sollte. Holota nahm das gelbe Tier und einige weitere Exemplare mit. Das gelbe Exemplar erwies sich als Männchen. Es wurde mit einem Weibchen des Importes verpaart und schon in der ersten Nachzucht fanden sich erstaun­licherweise gelbe Jungtiere. Das bedeutet, dass der Faktor für „Gelb“ bei dem Wildfangtier mischerbig nach dem 2. Mendel´schen Gesetz vererbt wurde, also statistisch ein Viertel der Nachkommen reinerbig gelb, ein Viertel reinerbig wildfarben und die Hälfte mischerbig gelb/wildfarben war. Es gelang Holota schließlich, den gelben Stamm rein zu züchten. Dieser gelbe Ancistrus war ein Lutino, denn er hatte keine roten, sondern dunkle Augen. Die gelben Antennenwelse bekamen die L-Nummer 144. L144 war ein seltener Glücksfall für die Züchterin, denn aus ungeklärten Gründen färben die manchmal in Importen auftauchenden gelben Tiere anderer Harnischwelse nach einiger Zeit in Normalfarben um. So geschah es vor einiger Zeit bei Otocinclus vestitus und O. macrospilus sowie bei Hemiloricaria castroi. Leider wurde nicht dokumentiert, wie die wildfarbige Stammform von L144 aussah, so dass deren Identität unklar bleibt. Holota glaubt sich allerdings zu erinnern, dass es sich um eine rotgefleckte Ancistrus-Art handelte; eine Art, auf die diese Bezeichnung passt, ist derzeit als Ancistrus sp. „Rio Paraguay“ im Hobby verbreitet.

Dieser Otocinclus vestitus verlor bereits nach wenigen Wochen seine gelbe Färbung und war dann nicht mehr von seinen Artgenossen zu unterscheiden.
Otocinclus vestitus aus Paraguay
Gelbes Wildfangexemplar von Otocinclus macrospilus
Normal gefärbte Otocinclus macrospilus
Hemiloricaria castroi – so gefärbt wurde das Tier aus Peru importiert.
Das gleiche Individuum von H. castroi aus Peru ein Jahr nach dem Import

Ein erneuter Wildfang von L144 taucht auf!

Im Jahr 2012 geschah das Un­wahrscheinliche: in einem Import von Ancistrus aus Paraguay erhielt Aquarium Glaser in Rodgau (Südhessen!) erneut einen Wildfang-Lutino. Es handelte sich bei den Ancistrus um die Art A. pirareta, die regelmäßig aus Paraguay für das Hobby importiert wird. Allerdings hat es sich im Handel eingebürgert, dass der Fisch unter der Bezeichnung A. tamboensis segelt. A. tamboensis ist aber eine Art aus dem Ucayali-Einzug in Peru. Sie sieht A. pirareta durchaus ähnlich, hat aber nur auf der vorderen Körperhälfte die hellen Punkte. Im Hobby ist der echte A. tamboensis nicht (erkannt) vorhanden. Der rare Lutino – es ist ein außergewöhnlicher Zufall, dass ein derart auffällig gefärbtes Tier in der Natur überlebt und dann auch noch einem Aquarienfischsammler ins Netz gerät – ging zusammen mit einigen normal gefärbten Exemplaren von A. pirareta an einen Züchter. Wer weiß, vielleicht wieder­holt sich die Geschichte von L144? Denn der ist weitgehend ausgestorben. Eine farblich attraktivere gelbe Variante des Aquarien-Ancistrus (Ancistrus sp.) hat ihn aus dem Handel verdrängt.


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Ancistrus sp. L144, das neu importierte Wildfangexemplar.
Normalform von L144, der Paraguay-Antennenwels Ancistrus pirareta
Portrait eines voll erwachsenen Männchens von A. pirareta, Wildfang aus Paraguay

Man sieht: man muss gar nicht in die Tropen fahren, um auf ungeklärte Rätsel im Reich der Fische zu stoßen. Manchmal stößt man schon beim Zoohändler um die Ecke darauf…

Frank Schäfer

Lexikon: Antennenwelse

Ancistrus: nach dem altgriechischen Wort für „Angelhaken“; bezieht sich auf die hakenförmigen, auf dem beweglichen Zwischenkiemendeckel befindlichen und bei Gefahr abgespreizten Stacheln (Interopercularodontoden). dolichopterus: bedeutet „mit langen Flossen“.
hoplogenys: bedeutet „mit stark bewehrter Schnauze.
tamboensis: bedeutet „aus dem Rio Tambo stammend“.
pirareta: Nach dem Typusfundort „Salto Pirareta“.
Otocinclus: altgriechisch, bedeutet „mit vergittertem Ohr“; bezieht sich auf einen gitterartig durchbrochenen, von außen sichtbaren Schädelknochen, der an der Stelle sitzt, wo bei Menschen das Ohr wäre.
vestitus: bedeutet „Bekleidung“, bezieht sich ebenfalls auf das Ohrgitter.
macrospilus: bedeutet „mit großem Fleck“.
Hemiloricaria: bedeutet „halbe Loricaria“; Loricaria ist eine andere Welsgattung. castroi: Widmungsname

Cyprinus carpio, der Karpfen – eine Weihnachtsgeschichte

Jetzt ist es wieder so weit. Das älteste Haustier unter den Fischen, der Karpfen, kommt in vielen Haushalten traditionell entweder an Weihnachten oder an Silvester auf den Tisch. Erst in jüngster Vergangenheit gelang es, einige der Rätsel über die Herkunft des Karpfens zu lösen.

Schuppenkarpfen gelten vielen als Wildkarpfen. Es sind aber Haustiere, keine Naturform.

Bei fast allen Haustieren ist die Frage nach der wildlebenden Urform nur schlecht geklärt. Auch wann genau der Domestikationsprozess (also die Haustierwerdung) einsetzte ist oft nur ungefähr anzugeben. Das hängt damit zusammen, dass fossile Überreste oft viel Interpretationsspielraum lassen. So weiß man z.B. erst heute mit ziemlicher Sicherheit, dass alle Haushunde vom Wolf (Canis lupus) abstammen. Aber Wolf ist nicht gleich Wolf. Er kommt in vielen Unterarten fast weltweit vor. Nur in Australien fehlt er, weshalb der Dingo, ein Abkömmling der Hunde, die die ersten Menschen bei der Besiedlung Australiens mitbrachten, dort so gut Fuß fassen konnte und sich wieder zu einer wildlebenden Art weiterentwickelte. Das kann man dank DNS-Analysen heute mit einiger Sicherheit behaupten. Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es diese Technik aber noch nicht und die Forscher waren ganz und gar darauf angewiesen, anatomisch-vergleichende Untersuchungen anzustellen. Die sind nicht immer eindeutig. Lange diskutierte man, ob nicht der Goldschakal (Canis aureus) als Stammvater einiger Hunderassen in Frage käme. Heute nimmt man an, dass zwar verschiedene Wolfs-Unterarten Erbgut in den Hunden hinterlassen haben, nicht jedoch der Goldschakal.

Lederkarpfen haben keine Schuppen auf den Flanken. Sie wurden vor etwa 100 Jahren nach Japan exportiert und ihre Kreuzung mit Koi ergab Doitsu Koi.

Wir können viel anhand der Domestikationsprozesse über die Evolution lernen. Darum haben Haustiere auch den „Vater der modernen Evolutionstherorie“, Charles Darwin, besonders fasziniert. Er schrieb darüber ein zweibändiges Buch, das auch in einer von Darwin autorisierten deutschen Fassung herauskam:  „Das Variieren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication“ (1868). Tatsächlich folgt die Haustierwerdung im Wesentlichen den gleichen Prinzipien wie die Evolution wildlebender Arten. Deshalb ist die Haustierforschung so spannend, denn sie führt uns in vergleichsweise kurzen Zeitspannen vor Augen, was so alles genetisch in einer Art steckt.

Spiegelkarpfen (das größere der beiden Tiere) haben noch einige wenige, große Schuppen. Im Vergleich dazu ein jüngerer Schuppenkarpfen.

Die großen und größeren Säuger – also Wolf, Auerochse, Wasserbüffel, Gaur, Yak, Dromedar, Trampeltier, Pferd, Esel, Schwein, Lama, Ziege, Schaf und Katze – wurden mit Sicherheit ursprünglich aus religiösen Gründen domestiziert. In unendlich vielen Kulten und Mythen spielen sie bis heute eine wichtige Rolle. Man denke an den „Bösen Wolf“, die „Heilige Kuh“, den bocksgehörnten „Teufel“ usw. Der kultische Hintergrund der Katzendomestikation in Ägypten (der Bastet-Kult) ist den meisten Menschen bekannt. Und beim Karpfen? Tatsächlich sind zumindest Koi und die in Asien schon erheblich länger als die Karpfen domestizierten Goldfische sicher zu kultischen Zwecken verwendet worden. Denn in vielen der in Asien üblichen religiösen Vorstellungen gilt es als gute, glückbringende Tat, Tiere freizulassen. Das können kleine Vögel sein (vermutlich wurde darum das Japanische Mövchen, ein kleiner Prachtfink, aus dem Chinesischen Spitzschwanz-Bronzemännchen (Lonchura striata swinhoei) bereits im 16. jahrhundert domestiziert), aber eben auch Fische oder Schildkröten. Je kostbarer das ausgesetzte Tier, desto mehr Glück bringt das und so wurden vermutlich die seltenen und teuren Farbabweichungen darum gezielt vermehrt – jedenfalls soweit das ohne Kenntnis der Erbregeln geht. Der Koi ist eine relative junge Haustierform des Karpfens, er entstand wohl erst vor rund 200 Jahren (auch wenn manche Quellen anderes behaupten). Der Koi ist ein Abkömmling einer asiatischen Wildkarpfenform. Deren wissenschaftlicher Status ist viel diskutiert. Auch hier gilt wieder generell: es ist über wenige Wildtierarten so wenig bekannt, wie über die Ahnen unserer Haustiere. Im Falle des Rindes und des Dromedars ist die Stammform ausgestorben, bei Ziege und Schaf ist es oft fraglich, welche Wildform noch reinrassig existiert, ähnliches gilt für Wildyak und wilden Wasserbüffel, dass überlebende wilde Trampeltiere entdeckt werden konnten, war eine der größten Sensationen des 20. Jahrhunderts, vom Wildpferd sind etliche Unterarten schon lange ausgerottet, Wildesel sind hochgradig bedroht. Sogar beim Wolf besteht bezüglich der Systematik noch sehr viel Forschungsbedarf.

Der wilde Karpfen ist ein schlanker Fisch. Die wilden Vorfahren der Speisekarpfen aus der Donau sind vermutlich in den letzten 30 Jahren ausgestorben. Das Foto stammt aus den 1970er Jahren und könnte noch einen echten Wildkarpfen zeigen.

Die Einbuchtung hinter dem Kopf ist sehr charakteristisch für alle Abkömmlinge von Speisekarpfen.

Die zoologische Gattung Cyprinus enthält sehr viele beschriebene Arten, wieviele davon allerdings wirklich gültig sind, ist kaum zu sagen. Fishbase führt 24 Arten als valide auf. Als Urahn des Koi wurde lange Zeit die asiatische Unterart unseres Karpfens genannt. Fasst man den Karpfen als „Superart“ mit Unterarten auf, so muss man ihn Cyprinus carpio carpio Linné, 1758 nennen. Eine Unterart ist eine geografische Form einer Art, die sich von anderen Unterarten anatomisch unterscheiden lässt; innerhalb des Unterartenareals kommt immer nur die „reine“ Unterart vor, aber dort, wo die Unterart-Areale aneinandergrenzen gibt es undefinierbare Zwischenformen, so genannte Intergrades; das ist der wesentliche Unterschied zwischen Arten und Unterarten, bei Arten gibt es niemals Intergrades. Die asiatische Unterart wurde lange Zeit als Cyprinus carpio haematopterus Temminck & Schlegel, 1846 bezeichnet. Der Name Cyprinus haematopterus darf aber nicht für Karpfen verwendet werden, da er bereits früher (1820) für eine aus heutiger Sicht nicht näher mit dem Karpfen verwandte Art aus Nordamerika von Rafinesque „verbraucht“ wurde. Der korrekte Name für den wildlebenden Urahnen des Koi lautet darum Cyprinus carpio rubrofuscus Lacepède, 1803 – auf deutsch auch Amur-Karpfen. Viele Wissenschaftler lehnen gegenwärtig das Unterartkonzept ab und akzeptieren nur „volle“ Arten. Dann hieße der Koi-Urahn Cyprinus rubrofuscus. Erst um die Wende des 19. zum 20. Jahrhhundert wurden europäische Lederkarpfen – Abkömmlinge des Donau-Karpfens – in die japanischen Koi-Bestände eingekreuzt. Es entstanden die schuppelosen „Doitsu“-Formen des Koi. Doitsu ist nichts anderes als die Verballhornung des Wortes „Deutsche“…

In Deutschland gezüchtete Koi, so genannte Euro-Koi. Sie haben nicht die hohe Qualität der Japan-Koi, die durch extreme Selektion erreicht wird. Oben ein Doitsu, unten ein beschuppter Koi.

Der Weihnachtskarpfen stammt aber nicht aus Asien. Sein Urahn stammt aus der Donau. Wie der große Erforscher der Geschichte des Karpfens – Eugene K. Balon – 1995 so wundervoll anschaulich beschrieb, reicht der Anfang seines Domestikationsprozesses 2.000 Jahre in die Vergangenheit, in die Zeit, als die Donau die Grenze des Römischen Reiches darstellte. Damals lernten die Römer den großen, prächtigen Fisch schätzen und brachten ihn mit in ihre mediterrane Heimat. Sie pflegten ihn (und andere Arten) in eigens errichteten Teichen und liebten die Tiere so sehr, dass der reiche Staatsmann und berühmte Redner Hortensius von Cicero gescholten wurde, er solle sich mehr um seine politischen Aufgaben als um seine Fische kümmern.

Ein japanischer Taisho Sanke Koi. Nur eines von zehntausenden Tieren entwickelt eine so schöne Zeichnung.

Ob die Römer den Donau-Karpfen regelrecht züchteten, weiß man nicht. Der Anfang fast jeder Domestikation liegt im Dunkel der Geschichte. Es ist ganz grundsätzlich nicht klar, warum manche Arten domesiziert wurden, andere, sogar besser geeignete aber nicht. Das hängt wahrscheinlich mit den bereits erwähnten religiösen Gefühlen zusammen. Es ist jedenfalls nicht so, dass jemand planvoll hinging und sagte: jetzt domestiziere ich diese oder jene Art. Die Quellen geben darum meist erst dann Auskunft über die Nutzung eines Haustiers, wenn die Art längst als Haustier etabliert ist. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die planvolle Zucht des Karpfens, wie sie ab dem frühen Mittelalter in Klöstern betrieben wurde, ebensowenig „aus dem Nichts“ kam, wie die Zucht des Kaninchens; auf die interessanten Parallelen im Domestikationsprozess von Karpfen und Kaninchen weist Balon ausführlich hin. Der Haustierkarpfen oder Teichkarpfen ist ein hochrückiger Fisch. Verwildert er, so wird er wieder schlank – „Nudelholzkarpfen“. Aber man kann ihn immer noch leicht als Abkömmling von Haustieren erkennen, denn er hat, im Gegensatz zum „echten“ Wildkarpfen aus der Donau, einen deutlich erkennbaren Knick im Übergang zwischen Kopf und Rücken. Der wilde Urahn unseres Karpfen ist, so fürchtet Balon, in jüngster Vergangenheit ausgestorben, ein Schicksal, dass so viele wilde Urahne unserer Haustiere teilen.

Verwilderte Karpfen entwickeln sich sehr schnell zu wildtyp-artigen Tieren zurück. Es sind deshalb aber keine Wildkarpfen. Genauso gut könnte man Pudel in den Wald jagen und sagen, man hätte den Wolf wieder angesiedelt.

Seit mindestens 2.000 Jahren ist nun also der Karpfen im Prozess der Haustierwerdung. Die „Teichkarpfen“ gibt es seit über 1.000 Jahren, sie entstanden in etwa zeitgleich in Mitteleuropa mit dem Goldfisch, der in China aus einer Karauschen-Art (Carassius auratus) erzüchtet wurde. Irgendwann im Mittelalter entstanden auch erbfeste Stämme der Goldschleie (Tinca tinca) in Osteuropa und der Goldorfe (Leuciscus idus) in der Umgebung von Augsburg und Würzburg. Seit mindestens 200 Jahren gibt es Koi. In Bezug auf kultische Verehrung geniessen sicher die Koi heutzutage das allerhöchste Ansehen. Ihre Pfleger hängen oft geradezu leidenschaftlich an ihren Tieren. Aber auch der Brauch, an Weihnachten und/oder Silvester Karpfen zu verzehren ist ja nichts anderes als eine kultische Handlung. Und schon so mancher in der Badewanne aufbewahrte Karpfen wurde ausgesetzt statt aufgegessen, weil man sich an das Tier gewöhnt hatte und insgeheim glaubte, dass das eine gute Tat sei und Gutes Gutes hervorbringt.

Wie bei sehr vielen Fischen treten auch bei Karpfen immer wieder einmal goldfarbige Exemplare auf. Sie wurden aber in Europa nicht gezielt weitergezüchtet.

Ob mit oder ohne Karpfen: ich wünsche Ihnen schöne und besinnliche Festtage und einen guten Start in das Neue Jahr!

Ihr

Frank Schäfer

Literaturzitat:

Balon, E. K. (1995): Origin and domestication of the wild carp, Cyprinus carpio: from Roman gourmets to the swimming flowers. Aquaculture, 129 (1): 3-48.

Und weiteren Lesestoff über Karpfen und Koi gibt es hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=karpfen und hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=koi


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Der richtige Bodengrund im Süßwasser-Aquarium

Die Diskussion um den richtigen Bodengrund im Aquarium ist so alt wie die Aquaristik selbst und ein Ende der Diskussion ist nicht annähernd in Sicht. Ganz klar ist eigentlich nur, dass es den allen Ansprüchen gerecht werdenden Bodengrund im Aquarium nicht gibt, weil es ihn nicht geben kann. Ganz am Anfang muss die Überlegung stehen: was will ich in meinem Aquarium haben? Haben es mir bestimmte Wasserpflanzen angetan? Oder sind es bestimmte Fische? Oder möchte ich ”einfach nur ein schönes Aquarium”?

Soils – chic, aber nicht unproblematisch

Grundsätzlich kommt als Basis-Bodengrund in erster Linie kalkfreier Sand oder Kies in Betracht. Aber viele Scaper schwören auf Soils. Das Wort „Soil“ heißt nichts anders als „Boden“. Es handelt sich dabei um ursprünglich für die Bonsai-Kultur entwickelte Substrate aus Ton/Lehm, die einem besonderen Brennvorgang unterzogen werden. Wie so viele japanische Erzeugnisse haben etliche Soils (jedes Fabrikat proklamiert selbstverständlich für sich, der einzig wahre Soil zu sein) einen geradezu mythischen Leumund – und kosten ein kleines Vermögen. Der grundsätzliche Wirkungsmechanismus von Ton und Lehm im Aquarienboden ist fraglos positiv – er wirkt als Depotdünger, Ionenaustauscher und Puffer. Aber man muss sehr genau wissen, was man tut, wenn man mit Soils arbeiten will. Ich habe aus eigener Anschauung gesehen, wie ein sehr erfahrener Pflanzenaquarianer viel Geld investierte, ein 400-Liter-Aquarium mit Soil bestückte und das Ganze nach zwei Jahren auf der Müllkippe landete, weil über die gesamte Laufzeit eine Blaualgenplage nach der anderen folgte. Nachdem der Soil wieder durch Kies ersetzt war, funktionierte das Aquarium – es wurde mit Darmstädter Leitungswasser, einer über pH-Elektrode gesteuerten CO2-Anlage und vier Reihen Leuchstoffröhren in einer bewährten Farbzusammensetzung über die gesamte Beckenlänge bei 60 cm Beckentiefe und -höhe als Pflanzenaquarium mit geringem Fischbesatz betrieben – wieder einwandfrei und über 30 verschiedene Pflanzenarten gediehen hervorragend. Die meisten Scapes sind nicht auf lange Standzeiten ausgelegt. Ein entscheidender Vorteil der Soils besteht darin, dass sie nicht gewaschen werden müssen, Kies und Sand hingegen schon, was bei größeren Aquarien eine wahre Knochenarbeit sein kann. Das ist bei Scapes, die auf einem Wettbewerb erstellt werden, natürlich ein unschlagbarer Vorteil. Bei Standzeiten von wenigen Tagen oder Wochen kommt der Vorteil der Soils auch optimal zum Tragen, das Wasser ist schnell klar, Tiere und Pflanzen finden ein stabiles und damit gesundes Milieu vor. Aber aus mir nicht bekannten Gründen können nach 2-3 Monaten die oben geschilderten Probleme beginnen und dann hilft meist wirklich nur eine komplette Neueinrichtung – dann war das Soil-Becken ein teures, kurzes Vergnügen. Wer ernsthaft mit Soils arbeiten möchte, sollte bei einem erfahrenen Scaper in die Lehre gehen, der weiß, wie man die negativen Seiten dieses speziellen Substrates umgeht. Oder man setzt Soil in kleinen Mengen in Kleinst-Aquarien ein und übt erst einmal. Als Lebensraum für Fischarten, die auf Sand als Bodengrund angewiesen sind (nahezu alle Bodenfische, aber auch viele Buntbarsche, Barben und andere) sind Soils ungeeignet.

Erde, Torf, Kompost & Co.

Erde aus dem Garten, Torf, Blumenerde für Topfpflanzen, Kompost, Hydrokultursubstrat (Blähton) oder kalkiger Korallensand sind grundsätzlich für den Betrieb eines Süßwasseraquariums ungeeignet. Erde, Blumenerde, Kompost etc., enthalten sehr viele organische Bestandteile, die im Aquarium unerwünschte Effekte haben, wie übermäßiges Bakterienwachstum, daraus resultierend Wassertrübung und Sauerstoffmangel. Ein hohes Nährstoffangebot führt zudem zu starkem Algenwachstum. All das will man nicht. Tonsubstrate wie Blähton für Hydrokultur von Landpflanzen oder Seramis haben im Aquarium unvorhersagbare Folgen, vergleichbar Soils, die ja chemisch sehr ähnlich sind. Manchmal klappt es, ein Aquarium mit solchem Substrat zu betreiben, aber sehr viel öfter kommt es zu explosionsartigem Algenwachstum, besonders der gefürchteten Blaualgen. Der Einsatz solcher Substrate gleicht darum einem russischen Roulette. Kalkhaltiger Boden, wie Korallensand oder Marmorkies, ist Gift für Pflanzen. Nur ganz wenige Arten können hier überhaupt wachsen. Gewöhnlich gedeihen nur Algen in einem Aquarium, das solchen Boden enthält.

Es gibt jedoch manchmal Gründe dafür, als Bodengrund kalkhaltigen Kies zu verwenden. Einer kann sein, dass Fische gepflegt werden sollen, die hohe pH-Werte benötigen bzw. gegen niedrige pH-Werte empfindlich sind, wie die Buntbarsche der großen Grabenseen oder Brackwasserfische, jedoch nur weiches Wasser zur Verfügung steht. In weichem Wasser kann es sehr schnell zum Absinken des pH-Wertes wegen zu geringer Pufferkapazität kommen. Ein Bodengrund aus kalkhaltigem Kies wirkt dem sehr effektiv und dauerhaft entgegen.

Manche Wasserwerke setzen dem Leitungswasser Natriumortho- und Polyphosphat
zur Hemmung der Korrosion durch Schutzschichtbildung und Verminderung der Kalkablagerungen in den Leitungen zu. Das wirkt sich im Aquarium auf viele Fische verheerend aus. Diese Phosphatverbindungen kann man mit kalkhaltigem Kies unschädlich machen. In einigen meiner Aquarien verwendete ich aus diesem Grund Dolomitkies. Den Fischen ging es daraufhin wieder gut, an Pflanzen wuchsen in diesen Becken aber nur freischwimmend Hornkraut (Ceratophyllum) und Nixkraut (Najas).

Sand oder Kies – Defintionen

Bei kalkfreiem Sand oder Kies besteht der Unterschied zunächst einmal in der Korngröße. Man spricht von Sand, wenn das einzelne Körnchen zwischen 0,063 und 2 mm Durchmesser hat, darüber von Kies. Ganz feiner Sand, wie Wüstensand, ist für ein normales Aquarium nicht geeignet, weil er sich im Wasser stark verdichtet und zu einer steinharten Masse wird. Hierin können keine Pflanzen wachsen. Zusätzlich bilden sich sauerstofffreie Zonen, in denen giftige, nach faulen Eiern stinkende Schwefelverbindungen entstehen, die die Fische vergiften.

Rein chemisch gesehen ist kalkfreier Sand hierzulande fast immer Quarzsand. Es gibt zwar auch andere Sande, doch kommen sie so selten vor, dass man sie an dieser Stelle vernachlässigen kann. Wichtig ist für den Einsatz in Aquarien, dass es sich um natürlich entstandene Fluss-Sande handelt, bei denen die einzelnen Körnchen abgerundet sind. Es gibt auch technisch hergestellte, gebrochene Sande, die scharfkantige Sandkörnchen haben. Denken Sie daran, dass Quarzsand der Ausgangsstoff zur Glasherstellung ist! Bodenbewohnende Fische leiden in Aquarien mit solchem Sand. Bei Welsen und Schmerlen werden die Barteln abgescheuert, Rochen, Flundern, Aale und andere Arten, die sich gerne eingraben, bekommen Hautverletzungen, Arten, die den Sand nach Nahrung durchkauen, wie viele Barben oder Buntbarsche, werden in der Maulgegend wund. Darum darf man also nie technischen Bausand verwenden.

Sand hat eine große Bedeutung im Leben vieler Fische und eine gute Pflege etlicher Arten ist gar nicht möglich, ohne dass wenigstens ein Teil der Bodenfläche mit Sand bedeckt ist – man denke an Welse, Schmerlen, Plattfische, Buntbarsche und viele mehr.

Ein großer Nachteil von Sand ist, dass sehr viele Pflanzen nicht recht in Sandboden wachsen wollen. Das hängt damit zusammen, dass Sand relativ dicht ist und nur eine vergleichsweise geringe Wasserzirkulation zulässt. Es versickert auch nicht viel organisches Material (Mulm, also der Kot der Fische und abgestorbene Pflanzenteilchen) in Sand. Die Folge ist ein Nährstoffmangel im Boden und daraus resultiert schlechtes Pflanzenwachstum. Natürlich kann man dem begegnen, indem man unter der Sandschicht eine Depotschicht von nährstoffhaltigem Substrat einbringt. Aber dabei muss man stets in Betracht ziehen, dass grabende und wühlende Fische diese Depotschicht nicht erreichen dürfen, sonst ist eine kräftige Wassertrübung die Folge. Sand (und auch der nachfolgend beschriebene Kies) sind von Natur aus gewöhnlich lehmhaltig. Lehm ist eine Mischung aus feinstem Sand und Ton. Eigentlich ist Lehm im Aquarium sehr erwünscht, dazu gleich mehr, im Sand sollte man ihn aber nicht lassen. Denn hat man wühlende Fische im Aquarium, ist das Wasser sonst stets getrübt. Außerdem neigt ungewaschener, stark lehmhaltiger Sand zum Verdichten (siehe oben). Man muss also Sand vor der Verwendung im Aquarium so lange waschen, bis das Wasser im Eimer bei kräftigem Umrühren des Sandes klar bleibt. Das ist ein ziemlich mühsames Geschäft!

Korngrößen von 2 mm bis 6 cm bezeichnet man als Kies. Im Aquarium ist Kies der Körnung 3-5 mm der universelle Bodengrund überhaupt. Er ist locker genug, damit Mulm in ihm versickern und das Wasser ausreichend zirkulieren kann, ist aber auch dicht genug, damit die Wurzeln der Pflanzen guten Halt finden. Auch Kies dieser Körnung ist von Natur aus meist lehmhaltig. Man braucht ihn normaler Weise trotzdem nicht gründlich zu waschen. Zwar trübt der Lehm das Wasser anfänglich etwas, die Trübung verschwindet jedoch bald, da die Lehmpartikel im Kies wieder versickern. Dieser Lehm ist ganz hervorragend für gutes Pflanzenwachstum. Lehm wirkt als Katalysator für viele Nährstoffe, die die Pflanzen mit den Wurzeln aufnehmen. Nur wer sehr stark wühlende Fische pflegen möchte, muss auf die günstige Wirkung des Lehms verzichten und auch den Kiesboden vor der Verwendung im Aquarium gründlich waschen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Lehmtrübung einen großen Nachteil hat: der Lehm setzt sich auch auf den Pflanzenblättern ab, was diesen gar nicht gut bekommt. In der Praxis sollten besonders empfindliche, feinblättrige Pflanzen (Myriophyllum, Cabomba, Limnophila etc.) darum erst ein bis zwei Wochen nach der Befüllung eines neuen Aquariums gepflanzt werden, wenn das Wasser richtig kristallklar geworden ist.

Keine Sorge muss man haben, die durch Lehm hervorgerufene Trübung könne die Fische schädigen. Wenn dem so wäre, gäbe es kaum Fische, denn nahezu alle natürlichen Gewässer sind ab und zu durch Lehm getrübt. Im Gegenteil: in der Aquakultur wird Lehm eingesetzt, um die Keimdichte im Wasser niedrig zu halten, wodurch man eine um bis zu 80% verringerte Jungfischsterblichkeit erreicht. Durch die so genannten Van-der-Waals-Kräfte kumulieren die im freien Wasser schwebenden Bakterien an den Lehmpartikeln und sinken mit ihnen schließlich ab, werden also mechanisch aus der Wassersäule entfernt.

Der Standard-Bodengrundaufbau

Für die allermeisten Aquarien empfiehlt sich folgender Bodenaufbau: eine relativ kleine Fläche im Vordergrund des Aquariums – maximal ein Viertel der gesamten Bodenfläche – wird mit einer 2-3 cm dicken Schicht sauber gewaschenen Sandes bedeckt. Dieses Sandfeld grenzt man gegen den Hintergrund mit geeigneten Steinen ab, so dass eine Terrasse entsteht, in die man zunächst 4-5 cm hoch ungewaschenen Kies von 3-5 mm Körnung einfüllt, den man abschließend mit einer 2-3 cm hohen Schicht gewaschenen Kieses der gleichen Körnung bedeckt. Die Sandfläche bleibt unbepflanzt und dient als ”Spielwiese” für sandliebende Fische. Wenn diese Sandfläche später einmal zu kahl erscheint, kann man hier z.B. Wurzelstücke oder Steine mit aufgebundenen Moosen, Javafarn oder Anubias platzieren. Den Hintergrund kann man mit der gesamten Palette der zur Verfügung stehenden Wasserpflanzen bepflanzen, die unter den im jeweiligen Aquarium herrschenden Licht- und Wasserverhältnissen gedeihen können.

Depot-Dünger

Die Düngung von Aquarienpflanzen erfolgt gewöhnlich über das Wasser und die Praxis zeigt, dass diese Methode auch ganz gut funktioniert. Es gibt aber sinnvolle Zusätze zum Bodengrund, die ein optimales Pflanzenwachstum fördern.

Ein Bodengrund mit Langzeit-Düngerwirkung wird von mehreren Herstellern angeboten. Die Pflanzennährstoffe sind in diesem Boden so eingeschlossen, dass sie nur nach und nach an das Wasser abgegeben werden. Wer von vornherein plant, ein möglichst üppiges Pflanzenaquarium zu betreiben, bei dem Schwertpflanzen (Echinodorus), Wasserkelche (Cryptocoryne), Seerosen (Nymphaea) und Wasserähren (Aponogeton) den Hauptbestandteil der Bepflanzung ausmachen sollen, ist mit solchen Bodenzusätzen gut beraten. Man bringt sie als unterste Schicht in der Pflanz-Zone des Aquariums ein, also im oben beschriebenen Beispiel noch unter den ungewaschenen Kies.

Lehm und Ton

Chemisch ist beides das gleiche, nur enthält Lehm noch Sandanteile. Es handelt sich bei Ton um sehr feinkörnige Mineralien mit Korngrößen zwischen 1 und 4 µm (1 µm = 0,001 mm). Ob man Ton oder Lehm im Aquarium verwendet ist letztendlich egal. Die Wirkung von Ton oder Lehm als Pflanzendünger ist nicht wirklich verstanden. Man nimmt, wie vorhin bereits erwähnt, an, dass er als Katalysator wirkt und es den Pflanzen erst ermöglicht, bestimmte Stoffe aufzunehmen, gleichzeitig aber giftig wirkende Stoffe an sich bindet. Darum verwendet man Ton und Lehm auch in der Human-Medizin. Man vermutet, dass die riesige Oberfläche einerseits eine hohe Bindefähigkeit hat und andererseits die gebundenen Stoffe auch wieder sukzessive abgegeben werden. Verschiedene Hersteller bieten Tonkugeln mit Depotdüngerwirkung an. Man drückt diese Kugeln einfach in der Nähe der zu düngenden Pflanze in den Bodengrund. Die Wirkung dieser Wurzeldüngung ist meist ganz erstaunlich, viele zuvor kümmernde Pflanzen explodieren förmlich. Nachgedüngt wird erst, wenn die Wirkung nachlässt. Wann genau das der Fall ist, lässt sich nicht vorhersagen, weil jedes Aquarium individuell unterschiedlich funktioniert, doch meist hält die Wirkung eines solchen Ton- oder Lehmdüngers mehrere Monate vor.

Torf

Grundsätzlich ist von der Verwendung von Torf im Boden abzuraten, besonders von feinem Torfmull. Der führt in der Regel nur zu fürchterlich stinkendem Boden mit sterbenden Pflanzen. Allerdings kann Torf, gezielt in den Wurzelbereich der Pflanze gebracht, eine sehr positive Wirkung haben. Das kommt daher, dass fast alle Wasserpflanzen nur in einem sehr engen pH-Bereich ihr Wachstumsoptimum haben, nämlich zwischen pH 6,2 und 7. Torf – jedenfalls bestimmter Torf – wirkt pH-Wert senkend. Man kann also mit Torf dort helfend eingreifen, wo der pH-Wert zu hoch ist. Am besten eignen sich hierfür Torfpresslinge, wie sie verschiedene Hersteller auch als Filtertorf zur pH-Stabilisierung anbieten. Man drückt solche Presslinge, wie vorhin für Ton- und Lehmdünger beschrieben, einfach in der Nähe der Pflanze in den Boden.

Totlaub – Kompost light

Die Wirkung von Kompost auf das Pflanzenwachstum ist phänomenal. Leider kann man, wie eingangs schon erwähnt, im Aquarium keinen normalen Kompost einsetzen, weil das starke Bakterienentwicklung, Wassertrübung und eine Algenplage zur Folge hätte. Aber man kann und sollte ”Kompost light” verwenden, in Form von totem Herbstlaub. Laub ist ein für fast alle Aquarien unverzichtbares Nahrungsergänzungsmittel und versorgt die Fische und übrigen Aquarienbewohner auch mit den wichtigen sekundären Pflanzenstoffen. Je 10 Liter Beckeninhalt gibt man ein Blatt in das Aquarium und dosiert nach, wenn es ”verschwunden” ist. Dann ist es nämlich kompostiert und im Kiesboden versickert, wo es den lebenden Pflanzen als perfekter, natürlicher Nährstofflieferant dient.

Frank Schäfer

Sekundäre Pflanzenstoffe im Aquarium Teil 4: Heilkräuter für Fische

Schon immer verwenden Menschen Pflanzen als Heilmittel. In erster Linie kommen sie in der Humanmedizin zur Anwendung, doch auch Haustiere werden seit jeher damit behandelt. Nur bei Zierfischen ist es bisher völlig unüblich, Heilkräuter zu verwenden.

Seemandelbaum und Co. – und Zimt!

Heutzutage beschränkt sich die Anwendung pflanzlicher Heilmittel in der Aquaristik weitgehend auf den tropischen Seemandelbaum (Cattapa terminalis), dessen Blättern von manchen Anwendern geradezu Wunderwirkung nachgesagt wird. Seltener, aber immerhin noch gebräuchlich, sind die Zäpfchen der einheimischen Schwarzerle (Alnus glutinosus) und Laub der Walnuss (Juglans regia). Sie alle wurden in vorherigen Teilen dieser Artikelserie bereits besprochen. Weniger gut bekannt ist, dass Zimt in Form von Rindenröllchen des tropischen Zimtstrauches (Cinnamomum verum und weitere Arten der Gattung Cinnamomum) ein wirksames Heilmittel bei vielerlei Erkrankungen sein kann. In der Antike und im Mittelalter wurde Zimt auch im menschlichen Bereich weniger als Gewürz denn als Heilmittel benutzt. Man wendete Zimt bei Erkältungskrankheiten, als harntreibendes Mittel, bei Mentruationsbeschwerden und gegen Hämorrhoiden-Blutungen an. Dass Zimt heutzutage in vorwiegend winterlichen Rezepturen eingesetzt wird, hängt sicher mit dieser uralten Verwendung gegen Schnupfen und Husten zusammen.

Bei Zierfischen ist der Einsatz von Zimt eher etwas aus der Abteilung „Geheimtipp und Voodoo“. Konkrete Anwendungshinweise kenne ich nur aus mündlichen Berichten erfahrener Aquarianer, die allerdings auf die prophylaktische Wirkung eines Zimtröllchens bei zu bakteriellen Erkrankungen neigenden Fischarten schworen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mit ein Züchter von Malpulutta kretseri (des Ceylon-Spitzschwanzmakropoden). Der Züchter führte seine jahrelange sehr erfolgreiche Erhaltungszucht dieses etwas schwierigen Fisches u.a. darauf zurück, dass in jedem der Zuchtbecken eine Zimtstange war. Der Züchter hatte den Zimt zusammen mit den Malpulutta von einer Reise nach Sri Lanka mitgebracht. Das war vor einigen Jahrzehnten noch legal möglich. Heutzutage sollte man sich derartiges zumindest bei Malpulutta lieber verkneifen, sonst drohen empfindliche Strafen!

Ich selbst habe Zimt noch nicht ausprobiert und kann darum auch keine Empfehlungen zur Dosierung geben.

Getrocknete Rinde des Zimtstrauches (Cinnamomum verum) ist ein beliebter Bestandteil der Weihnachtsbäckerei. Zimt ist aber nicht nur Gewürz, sondern auch eine Heilpflanze.

Heilkräuter können mehr!

Es gibt in der heimischen Natur sehr viele, pharmazeutisch hochwirksame Kräuter. Einige davon sind so potent, dass man lieber die Finger davon lassen sollte, um keine Vergiftungen zu riskieren, so z.B. Rainfarn (Tanacetum vulgare). Diese Pflanzen hat ohne jeden Zweifel hochwirksame Inhaltsstoffe, die gegen zahlreiche Wurmerkrankungen helfen könnten. Aber aus der Anwendung in der Humanmedizin weiß man auch, dass eine falsche Dosierung tödlich sein kann – für den Patienten! Andere Kräuter sind aber harmlos und trotzdem sehr wirksam. Hier sollen nur einige der bedeutsamsten Kräuter aufgeführt werden. Man muss sich aber bei der Verwendung von Heilkräutern absolut darüber im Klaren sein, dass der Wirkstoffgehalt in Abhängigkeit vom Standort, Entwicklungszeitpunkt der Pflanze und auch der Jahreszeit (manchmal sogar der Tageszeit) recht unterschiedlich ausfallen kann. Die hier gemachten Hinweise sind darum genau das: Hinweise, keine erschöpfende Abhandlung. Wer sich ernsthaft Kräutern beschäftigen möchte, sollte unbedingt zuvor entsprechende Handbücher zu Rate ziehen.

Kamille (Matricaria chamomilla)

Diese universelle Heilpflanze wirkt sanft antibiotisch und ist entzündungshemmend. Zugleich hat sie eine beruhigende Wirkung.

Echte Kamille (Matricaria chamomilla) ist ein universell einsetzbares Heilkraut. Man kann sie in Form von Kamillentee überall erwerben.

Wegerich (Plantago major, P. lanceolata)

Auch diese Pflanzen sind entzündungshemmend und haben sogar antivirale Wirkstoffe, wirken also gegen Viren. In der Humanmedizin benutzt man Wegerich gerne gegen Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut.

Wegerich (hier: Breitwegerich) wächst überall und ist sehr wirksam.

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut ist sehr wirksam zur Förderung der Wundheilung.

Johanniskraut ist wegen seiner wundheilenden und anti-depressiven Wirkstoffe in der Humanmedizin sehr beliebt.

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Birke (Betula spp.)

Die grünen Blätter der Birke enthalten Wirkstoffe, die den Heilungsprozess schlecht heilender Wunden fördern und Hauterkrankungen mildern. Über die Birke kann man hier weitere Informationen finden: https://www.aqualog.de/blog/laub-im-aquarium-teil-4-die-birke/

Getrocknetes grünes Laub der Birke enthält viele wertvolle Heilstoffe.

Schafgarbe (Achillea millefolium)

Der wissenschaftliche Name Achillea weist auf den antiken Helden Achilles hin, der angeblich mit dem Kraut seine Wunden behandelte. Die Schafgarbe wirkt blutstillend und wundheilend.

Schafgarbe ist ein seit der Steinzeit genutztes Heilkraut.

Vorbeugen und pflegen statt heilen

Der Einsatz von Heilkräutern im Aquarium ist immer dann angezeigt, wenn Fische einer besonderen physischen Belastung ausgesetzt waren, besonders, wenn es notwendig war, sie zu fangen. Ganz allgemein sind Fische gar nicht so sehr empfindlich, aber es lässt sich nun einmal auch bei sorgfältiger Handhabung nicht ganz ausschließen, dass es zu kleinen Wunden am Körper der Tiere kommt, die man allerdings in der Regel mit bloßem Auge nicht sehen kann. Dennoch können (nicht: müssen) solche Mikrowunden zu Eintrittpforten für mögliche Krankheitserreger sein, z.B. Pilze oder Bakterien. Falls das Immunsystem der betroffenen Tiere geschwächt ist, weil der Fisch negativen Stress erlebte, dann kann es zur Erkrankung kommen. Die Heilkräuter helfen dabei, dass sich die Wunden schnell schließen und sie rasch abheilen, die Kräuter hemmen das Wachstum der potentiellen Krankheitserreger und sie mildern die psychischen Folgen von negativem Stress. Letzteres ist zumindest für den Menschen bewiesen, über die Psyche von Fischen wissen wir kaum etwas. Besonders bewährt hat sich der Einsatz von Heilkräutern beim Neukauf von Fischen. Denn die Neuzugänge müssen doch allerhand verkraften und neigen darum, wer wüsste das nicht, leichter zu Erkrankungen als eingewöhnte Tiere. Da geht es den Fischen nicht anders als uns Menschen: wer unter negativem Stress steht, der wird leichter krank. Ist es trotz Kräutern doch passiert und eine Erkrankung aufgetreten, soll und muss diese mit konventioneller Fischmedizin behandelt werden. Die Kräuteranwendung ist keine Garantie dafür, dass Fische nicht krank werden, sie macht es aber sehr wahrscheinlich, dass keine Medikamente benötigt werden.

Wie bringt man Kräuter in den Fisch?

Natürlich könnte man die Kräuter einfach in das Aquarium geben. Die wasserlöslichen Wirkstoffe werden dann abgegeben und gelangen über das Wasser in den Fisch und auf seine Haut. Allerdings empfiehlt sich diese Methode überhaupt nicht; denn alle in Heilkräutermischungen verwendeten Pflanzen werden grün geerntet und enthalten dem zu Folge reichlich Zucker und anderes fäulnisfähiges Material. Eine Massenvermehrung von Bakterien, Sauerstoffmangel und übler Geruch wären die Folge. Das schlechte Wasser würde die Fische eher schädigen, statt ihnen gut zu tun. Die Lösung des Problems: Tee! Man überbrüht die Kräutermischung einfach mit sprudelnd kochendem Wasser, lässt 10 Minuten ziehen, entfernt die Kräuter und hat eine einsatzfähige Lösung all der guten, erwünschten Wirkstoffe. Den Tee gibt man nach dem Abkühlen einfach in der gewünschten Dosierung in das Aquarium. Eine Überdosierung ist nicht zu befürchten, selbst in reinem Tee geschieht (wenn die Sauerstoffversorgung sichergestellt ist und der Tee nur als Bad für einige Stunden verwendet wird) den Fischen nichts. Der Tee ist – in eine saubere Flasche abgefüllt und verschlossen – im Kühlschrank mehrere Tage haltbar.

Risiken und Nebenwirkungen?

Die einzige Gefahr, die theoretisch von dem Tee ausgeht, ist, dass bei sehr hoher Dosierung der im Tee befindliche Zucker aus den Pflanzen zu einer verstärkten Bakterienvermehrung führt. Sollte dieser Fall wirklich einmal eintreten, ist das Malheur mit einem großzügigen Teilwasserwechsel schnell zu beheben.

Auswirkungen auf das Aquarium

Vor Jahren habe ich die Teemischung aus den oben aufgeführten und einigen weiteren Kräutern, die speziell für die Eingewöhnung neu erworbener Fische entwickelt wurde, in ihrer Auswirkung auf die Wasserchemie untersucht. Gemessen wurden die für Fische bedeutsamsten Parameter pH-Wert, Gesamthärte, Karbonathärte, Ammonium-, Nitrit- und Nitrat-Gehalt, sowie Phosphat, Chlor, Silizium und Kupfer. Als Testequipment diente der Aqua-Check von Söll, der alle genannten Parameter sehr bequem und exakt mit einer photometrisch arbeitenden Elektrode erfasst; lediglich die Härte wurde mit einem Tropftest erfasst, ebenfalls aus dem Aqua-Check-Koffer von Söll.

Gemessen wurden:

1. Das Leitungswasser, mit dem der Tee aufgebrüht wurde, vor dem Kochen
2. Das Leitungswasser, mit dem der Tee aufgebrüht wurde, nach dem Kochen
3. Der frisch aufgebrühte Tee nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur (der Tee muss allerdings für die Härtemessung mit Tropftest stark mit destilliertem Wasser verdünnt werden, da wegen der Gelbfärbung des Tees ein Farbumschlag sonst kaum sichtbar ist).
4. Das Aquarien-Rohwasser
5. Das Aquarienwasser nach der Einrichtung ohne Teezusatz
6. Das Aquarienwasser nach der Einrichtung mit Teezusatz (1 Esslöffel Tee / 10 l Aquarienwasser)
7. Das unbehandelte Aquarienwasser nach zwei Wochen ohne Wasserwechsel
8. Das mit Tee versetzte Aquarienwasser nach zwei Wochen ohne Wasserwechsel.

Die kleinen Testaquarien waren mit jeweils 10 Liter Aquarienwasser gefüllt und jeweils 5 Neonsalmlern (Paracheirodon innesi) besetzt. Die Testaquarien enthielten 1 Liter gewaschenen Flusssand als Bodengrund und wurden mit einfachen, luftbetriebenen Innenfiltern über Perlonwatte gefiltert. Die Fische erhielten täglich eine Viertel Futtertablette. Es zeigte sich bei dieser Versuchsanordnung, dass der Tee keinerlei nennenswerten Einfluss auf die Wasserchemie nimmt.

Kräuter selbst sammeln oder kaufen?

Soweit mir bekannt, bietet derzeit niemand eine fertige Teemischung zur Eingewöhnung neu erworbener Fische an. Wer selbst sammeln will, sollte über eine gute Artenkenntnis verfügen, um nicht versehentlich giftige Pflanzen zu sammeln und sich kundig machen, zu welcher Jahres- und Tageszeit welche Pflanzen gesammelt werden sollten. Die Pflanzen sind schonend zu trocknen und dunkel, kühl (unter 20°C) und trocken aufzubewahren.

Alles in allem stellen Heilkräuter in der Aquaristik eine wunderbare Möglichkeit dar, auch sehr empfindliche Fische optimal einzugewöhnen. Probieren Sie es doch einmal aus! Es ist ganz einfach…

Frank Schäfer


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Sekundäre Pflanzenstoffe im Aquarium Teil 3 – Birke, Eiche, Weide

Die Birke

Unter den Baumarten der Nordhalbkugel nehmen die Birken (Betula) einen bedeutenden Platz in der traditionellen Volksmedizin ein. Zeitweise galt der Baum als heilig, wurden Birkenprodukte bis in das Hochmittelalter nahezu als Universalheilmittel eingesetzt. Jedoch auch in der modernen, zeitgenössischen Medizin wird die Wirksamkeit der Birkenblätter von der Schulmedizin offiziell anerkannt.

Birken erkennt man leicht an der weißen Rinde

In Mitteleuropa gibt es vier heimische Birkenarten: die Hänge- oder Warzenbirke (Betula pendula), die Moor- oder Haarbirke (B. pubescens), die Strauchbirke (B. humilis) und die Zwergbirke (B. nana). Die beiden ersteren sind Bäume und allgemein verbreitet, die beiden letzteren bei uns sehr seltene und geschützte Eiszeitrelikte, die nur strauchartig wachsen. Für die Laubernte werden nur die beiden Bäume genutzt, die übrigens gar nicht so leicht auseinanderzuhalten sind. Für unsere Zwecke ist die Artzugehörigkeit nicht bedeutend, weshalb hier nicht weiter auf die Artunterschiede eingegangen wird, aber vielleicht nutzen Sie ja diese Zeilen als Anregung, einmal botanisieren zu gehen und die Birken in Ihrer Umgebung zu bestimmen.

Birken sind Kätzchenblüher. Ihr Pollen ist für Allergiker eine Plage, zeigt aber auch, wie potent Birkeninhaltsstoffe sind.

Medizinische Anwendungsgebiete

Beim Menschen wird Birkenlaub heutzutage therapeutisch bei entzündlichen Erkrankungen des Urogenitaltraktes und in der Oedemtherapie angewendet. Es wirkt mild, aber sehr effektiv entwässernd. Dieser Effekt ist bei Aquarienfischen von untergeordneter Bedeutung. Hier interessieren vor allem die entzündungshemmenden und hautheilenden Eigenschaften, die in der Kosmetik übrigens auch zur Verwendung von Birke führen: Birkenhaltiges Shampoo wird bei Schuppen und zur Kopfhautbelebung hergestellt.


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Über historische Anwendungsgebiete informiert ausführlich Norbert Lagoni in der von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft herausgegebenen Schrift ”Beiträge zur Sandbirke LWF-Bericht Nr. 28” aus dem Jahr 2000. Hier werden folgende traditionelle Anwendungsgebiete von Birkenprodukten – nicht nur Laub, sondern auch Rinde, Birkenwasser, Harz und Birkenwein – genannt: bei Sumpffieber, Magen- und Darmleiden, Gicht, Gelbsucht, Harnverhalten, rheumatischen Beschwerden, Wurmerkrankungen und Parasitenbefall, Hauterkrankungen, Mundfäule, Krätze, Haarausfall und Schuppenbildung.

Bei Aquarienfischen finden grün gepflückte, getrocknete Birkenblätter Anwendung in der Heilteemischung (mehr darüber nächste Woche). Da sich das gesamte Feld der Pflanzenheilkunde für Aquarienfische noch im Experimentierstadium befindet, können wir hier leider keine wissenschaftlich fundierten Anwendungen beschreiben; die Erfahrung zeigt jedoch, dass bei Anwendung der Teemischung im Großhandel bei frisch importierten Fischen eine deutliche Verbesserung des Allgemeinzustandes der Tiere (weniger Flossenklemmen, Schaukeln oder andere Unwohlseinsbekundungen, aktiveres Schwimmen und mehr Balzverhalten) zu verzeichnen ist, verglichen mit Kontrollgruppen der gleichen Fischart aus den gleichen Importen, bei denen keine Teemischung zugegeben wurde.

Birken sind nicht auf Gewässer angewiesen, wachsen aber manchmal am Ufer.

Weitere Anwendungen

Herbstlaub der Birke ist ein gutes Zusatzfutter für Garnelen, Krebse und Krabben. Auch für ”normale” Aquarien kann und sollte man Herbstlaub aller Art in geringen Mengen stets im Aquarium haben. Es dient während des mikrobiologischen Abbaus als Zusatzfutter für Fische, danach als idealer Pflanzendünger; zusätzlich gibt Herbstlaub günstig wirkende, sekundäre Pflanzenstoffe an das Wasser ab. Der pharmazeutische Effekt von Birken- Herbstlaub ist aber wohl nur gering.

Von herbstlichem Birkenlaub sind keine besonderen Heilwirkungen zu erwarten, aber es kann sehr gut als Ergänzungsfutter und Wasserverbesserer Verwendung finden.

Die Eiche

Die Eiche ist der wahrscheinlich deutscheste aller Bäume. Dabei kommen in Deutschland ursprünglich nur zwei der über 400 Eichenarten vor, die es auf der Welt gibt.

Stiel-Eiche, Quercus robur

Die beiden heimischen Arten, die Stiel- und die Trauben-Eiche (Quercus robur und Quercus petraea) sind nur kniffelig aus­ein­anderzuhalten, am sichersten an den Frucht­ständen. Da sie aber auch häufig hybridisieren und bezüglich der Inhaltsstoffe (um die es ja hier geht) keine Unterschiede bekannt sind, ist es an dieser Stelle nicht so wichtig, wie man sie erkennt. Beide hei­­mische Eichen haben schöne, an den Rändern ausgebuchtete Blätter. Nach dem römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren führten die Kelten keine religiös-kultischen Handlungen ohne Eichen­laub durch und auch in vielen anderen Religionen nutzt man Eichenlaub, um Altare und Kultstätten zu schmücken. Viele weitere Eichenarten werden als Zier­bäume ange­pflanzt, einige amerikanische Arten auch als Waldbäume. Letztere, vor allen anderen die Roteiche (Quercus rubra), liefern ein im Aquarium sehr exotisch aussehendes Laub, das genau so gut wie das der heimi­schen Eichen benutzt werden kann.

Frei stehende Eiche


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Verwendung
Eichenlaub ist vielseitig einsetzbar und man sollte immer ein paar Blätter davon zuhause haben. Verwechslungsmöglichkeiten mit giftigen Blättern gibt es nicht. Eichenlaub ist sehr gerbsäurehaltig und wird dadurch nur langsam bakteriell abgebaut. Es senkt sanft den pH-Wert und dient kleinen Fischen als Deckung. Viele Fisch­arten heften ihren Laich an Eichenlaub, der durch den Gerbsäure­ge­halt kaum zum Verpilzen neigt. In der Hu­man­­medizin wird Eichen­rinde von dün­nen Ästen verwendet. Sie wird äußerlich bei Ge­schwüren und näs­senden Wunden ange­wendet, und als Tee bei chronischen Magen-Darm-Erkran­kun­gen. Einen solchen heilen­den Effekt hat Eichenrinde auch auf Fische und andere Aquarienbewohner; auch Eichenlaub wirkt in diese Richtung, nur milder. Für die Pfleger und Züchter von Süß­wasserkrebsen ist Eichenlaub ganz unver­zichtbar; es dient diesen Tieren als Nahrungs­grundlage und verhindert Pilzerkrankungen, die ohne das Verfüttern von Eichenlaub epide­mische Ausmaße annehmen können.

Die aus Amerika stammende Roteiche liefert exotisch aussehende Blätter

Nützliche Gerbsäure
Die Gerbsäure hat ihre Bezeichnung davon, dass sie Eiweiße verändert und dadurch aus Tierhäuten Leder gemacht – gegerbt – wer­den kann. Dazu wurden schon immer Eichen­rinde, Eichenblätter oder Eichenholz ver­wen­det (Gerberlohe). Natürlich wollen wir nicht, dass die Haut unsere Fische oder Wasser­schild­kröten zu Leder gegerbt wird, aber in der Verdünnung, in der wir Eichenlaub im Aqua­rium verwenden (ca. 1 Blatt auf 5 Liter Wasser) ist so etwas auch nicht zu befürchten. Vielmehr kommt es zu einer Art ”Schutzfilm­bildung”, wenn die Gerbsäure der Eichen­blätter auf Schleimhäute gelangt (Lagoni, 2014). Potentielle Krankheitserreger aller Art haben es dadurch schwerer, anzugreifen.

Nur trockene Blätter
Man sollte, wie bei fast allen Laubsorten, immer nur trockene, im Herbst abgefallene Eichenblätter im Aquarium einsetzen. Das grüne Laub, das sich durchaus als Futter eignet, enthält zuviel Zucker­verbindungen, die wiederum ein uner­wünschtes Bakterienwachstum im Aquarium fördern.

Alles in allem steht uns mit Eichenlaub ein nahezu universell einsetzbares Laub zur Verfügung, das heilende und krankheits­vorbeugende Eigenschaften aufweist, dazu aber auch noch ein wertvolles Nahrungs­ergänzungsmittel und eine naturnahe Deko­ration darstellt.

Die Weide

Weiden werden oft als so genannte Kopfweiden geschnitten. So erhält man jährlich neue, dünne Zweige für Korbgeflecht.

”Die” Weide gibt es eigentlich gar nicht. Weiden (botanisch: Salix) sind eine Gattung von Sträuchern und Bäumen, die mit etwa 450 Arten in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel vorkommen, hinzu kommen noch zahlreiche Hybriden. Die Tropen mögen Weiden nicht, nur wenige Arten kommen dort vor.

Weiden wachsen als Gebüsch oder Baum

Manche Weiden sind nur winzig klein, in der Pflanzenkunde Ungeschulte erkennen sie kaum als Gehölz: die Zwerg- oder Strauchheide (Salix herbacea), die der Vater der wissenschaftlichen Namensgebung von Tieren und Pflanzen, Carl von Linné, als den kleinsten aller Bäume bezeichnete. Die Zwergweide kommt bei uns nur noch in den Alpen vor, sie ist ein Überbleibsel der Eiszeit.

Die Trauerweide wird sehr oft als Parkbaum gepflanzt. Ihr Laub lässt sich gut verwenden.

Wichtige Medizinpflanze

Andere Weiden-Arten gehören hingegen zu den häufigsten Gehölzen in Mitteleuropa überhaupt. Und sie gehören zu den am meisten verwendeten Medizinpflanzen der Neuzeit, auch wenn die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, dass sie einen Wirkstoff der Weidenrinde zu sich nehmen, wenn sie Aspirin schlucken. Und doch steckt das Wort ”Weide (=Salix)” noch im Wirkstoff des Aspirin: Acetyl-Salicyl-Säure. Allerdings wird heutzutage dieser Wirkstoff künstlich hergestellt. Weidenrinde wurde als Medikament gegen Schmerzen, Entzündungen, Fieber etc. bereits in vorgeschichtlicher Zeit von Jägern und Sammlern verwendet. Lagoni (1999) führt folgende Anwendungen von Weidenrinde in der Volksmedizin an: Blutungen (innerlich und äußerlich), Durchfall, Erbrechen, Darmkatarrh, Ruhr, Fiebermittel, Beruhigungsmittel bei sexueller Übererregbarkeit, Empfängnisverhütung, Gicht, Blasengries und -steine, Hautwunden, Geschwüre, Skrofeln, Knoten, Warzen, Milz- und Leberschmerzen, Lungen- und Halserkrankungen, Nervenleiden, Angstzustände, Rheuma- und Gelenkschmerzen – kurz, man benutzte Weidenrinde fast universell.

Blätter einer Silberweide

Da die häufigsten Weidenarten in feuchten Böden und entlang von Gewässern wachsen, schloss man schon in der mittelalterlichen Signaturenlehre (nach der der Schöpfergott den Heilpflanzen ein Zeichen gegeben hat, woran der Mensch erkennen kann, wogegen das Kraut gewachsen ist), dass in Weiden ein Mittel gegen ”Sumpffieber” enthalten sein müsse.

Silberweiden kommen überall häufig vor

Magischer Baum

In allen vorchristlichen europäischen Religionen waren Gewässer heilig und wurden von niederen Gottheiten bewacht und bewohnt. Zudem waren Bäume Stellvertreter der Gottheiten. Die Weide galt z.B. als Baum der Demeter (der Erdgöttin), als Mondbaum und hohle Weiden als Übergang zur Anderswelt.

Abgestorbene Weiden wirken etwas unheimlich

Verwendung im Aquarium

Über die medizinische Wirkung von Weidenrinde und -laub im Aquarium gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Da Weiden aber an den meisten Gewässern wachsen, gehört Weidenlaub zu den am häufigsten in natürlichen Gewässern der Nordhalbkugel vorhandenen Laubsorten. Der Tee-Kräutermischung (mehr darüber nächste Woche) kann man auch ein paar grüne Weidenblätter zufügen. Sehr attraktiv sind Weidenwurzeln im Aquarium. An Ufern, wo Weiden wachsen, kann man sie leicht selbst sammeln. Sie müssen nur gut gereinigt werden, dann können sie direkt in das Aquarium. Die blutroten Weidenwurzel kann man herrlich mit grünen Moosen bepflanzen. Die Fische lieben es! Wer mag, kann aus fingerdicken Weidenaststücken auch bewurzelte Ableger ziehen und die Wurzeln ins Aquarium hängen lassen, was ebenfalls sehr attraktiv ist.

Weiden wachsen oft in Gewässernähe

Frank Schäfer

Literatur:

Lagoni, N. (1999): Weidenrinde – ein arzneilicher Grundstoff. pp. 74-79 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrg.) (1999): Beiträge zur Silberweide. LWF Wissen Band 24, 92 pp.

Lagoni, N. (2000): Birke als Rohstoff für die Pharmazie. pp. 100-104 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrg.) (2000): Beiträge zur Sandbirke. LWF Wissen Band 28, 124 pp.

Lagoni, N. (2014): Quercus-Arten – Verwendung in der Naturheilkunde. pp. 99-102 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrg.) (2014): Beiträge zur Traubeneiche. LWF Wissen Band 75, 112 pp.

Sekundäre Pflanzenstoffe im Aquarium Teil 2 – Die Walnuss, der Zauberbaum und die Schwarzerle, der universelle Medizinbaum

Im Rahmen einer naturnahen Aquaristik gewinnt die Erkenntnis immer mehr die Oberhand, dass die Pflege und Zucht von Fischen, Garnelen, Krebsen, Schnecken, Muscheln und Wasserpflanzen um so besser und befriedigender gelingt, je mehr man sich am Vorbild der Natur orientiert. Wer diesen Weg gehen möchte, der begegnet auf ihm sehr bald den größten Landpflanzen, die es gibt: den Bäumen. Ihre Äste und Wurzeln bieten Versteckmöglichkeiten, ihr Laub bildet die Basis der Nahrungskette in nahezu allen natürlichen Zierfischgewässern und ist für sehr viele kleine Tiere das tägliche Brot. Ihre medizinisch wirkenden Inhaltsstoffe kennen aber nur wenige Aquarianer – leider!

In Teil 1 (https://www.aqualog.de/blog/sekundaere-pflanzenstoffe-im-aquarium/) informierten wir Sie über die grundlegenden Vorteile von sekundären Pflanzenstoffen und Laub im Aquarium. In Teil 2 der Serie stellen wir Ihnen nun zwei der bezüglich der Inhaltsstoffe wirksamsten Laubbäume überhaupt vor: Walnuss und Schwarzerle.

Die Walnuss (Juglans regia)

In der Medizin wird Walnusslaub schon seit den alten Griechen verwendet. Es hilft, äußerlich angewendet, bei vielen Hauterkrankungen, besonders bei entzündeten Wunden und Geschwüren, bei Augenerkrankungen und anderen Leiden. Ganz besonders wirksam ist Walnusslaub bei der Behandlung von Drüsengeschwüren, so genannten Skrofulosen. Man benutzt seit jeher aber auch Abkochungen des Laubes zur innerlichen Anwendung bei Schleimhautreizungen und Durchfällen.

Grünes oder braunes Laub?
Grundsätzlich, das wurde in dem bereits erwähnten Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe ausführlich beschrieben, benutzt man im Aquarium besser braunes Herbstlaub, da grünes Laub unter anderem Zucker enthält, der auf das Aquarienwasser ungünstige Auswirkungen hat. Denn der Zucker wird selbstverständlich bakteriell genutzt und abgebaut. Wassertrübungen und Sauerstoffmangel können bei zu reichlicher Anwendung die Folge sein.

Bei einigen Laubsorten, sind aber im grünen Laub Wirkstoffe enthalten, die im braunen Herbstlaub fehlen. Wenn man Walnusslaub zu medizinischen Zwecken einsetzen will, also zur Heilung von Hauterkrankungen bei Fischen, so muss man dazu manchmal grünes Laub verwenden. Auch zur Verwendung als Futter – Jungtiere vieler L-Welse, aber auch andere Pflanzenfresser wie Garnelen und Krebse lieben es – nimmt man im Falle der Walnuss grün geerntetes, schon endgetrocknetes Laub.

Das braune Herbstlaub hingegen kann genau wie das Laub von Cattappa (Seemandelbaum) benutzt werden. Es hat sanft desinfizierende und antibiotische Wirkung. Das braune Herbstlaub hat sich besonders beim Einsatz in Weichwasseraquarien bewährt, da es offensichtlich hemmend auf den gefürchteten Weichwasserparasiten Piscinoodinum (im allgemeinen Sprachgebrauch als Oodinum genannt) wirkt.

Oben am Baum, unten gebrauchsfertig getrocknet für das Aquarium: Walnusslaub. Das Blatt des Baumes ist zusammengesetzt, an der Blattachse sitzen links und rechts und am Ende einzelne Blattelemente, die man Fieder nennt. Die Blattform der Walnuss ist – so der botanische Ausdruck – einfach gefiedert. Die Fieder an der Blattbasis sind kleiner als weiter zur Blattspitze hin, das ist bei der Dosierung zu beachten.

Grünes (hinten) und braunes (vorn) Walnusslaub haben ganz unterschiedliche Einsatzgebiete im Aquarium.


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Viele Wirkstoffe
Nach einer Publikation der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LAGONI, 2008) enthält das grüne Laub der Walnuss sehr viele Wirkstoffe, darunter etwa 10% hydrolysierbaren Gerbstoffen, drei bis vier Prozent Flavonoiden, verschiedene Pflanzensäuren, relativ viel Vitamin C und das berühmte Juglon. Juglon ist ein Naturfarbstoff, der intensiv braun färbt. Wer je frische Walnüsse schälte, weiß davon ein Lied zu singen. Der Baum benutzt das Juglon, um andere Pflanzen am Wachsen zu hindern und damit Konkurrenz auszuschalten. Juglon wirkt anitbakteriell und pilzhemmend. Der Anteil von Juglon im Walnusslaub ist stark von der Jahreszeit abhängig. Am meisten Juglon findet sich im jungen Laub (bis etwa Ende Juni), in braunem Herbstlaub ist kaum noch Juglon enthalten. Es ist also wichtig, dass man weiß, welches Laub zu welchem Zweck gesammelt werden soll. Es ist von großer Bedeutung, wann die Ernte des grünen Laubes erfolgt. Zu früh geerntet kann das Laub so viel Juglon enthalten, dass L-Welse daran sterben! Es ist naiv und falsch, Naturstoffe grundsätzlich als harmlos anzusehen. So fantastisch Walnusslaub wirkt, so potent ist es auch. Das ewige Argument der Schulmedizin gegen die Naturheilkunde ist, dass bei Naturprodukten der Wirkstoffgehalt nur ungenau einzuschätzen ist. Da ist etwas dran, besonders bei Stoffen wie Walnusslaub, das ja nicht unter standardisierten Bedingungen angebaut wird, wie es bei Medizinalpflanzen für den Einsatz in der Humanmedizin der Fall ist.

Sollte man deshalb auf den Einsatz von Walnusslaub im Aquarium sicherheitshalber verzichten? Nein, das ist Unsinn. Vorsicht ist die eine Sache, Übervorsicht die andere. Bei braunem Herbstlaub ist ein Blattfieder auf 20 Liter Wasser absolut unbedenklich. Grünes Laub zu Futterzwecken sollte man erst ab Mitte August sammeln und schonend trocknen. Dazu bindet man ca. 10 ganze Blätter am Ende des Stiels zusammen und hängt sie an einem kühlen, dunklen Ort (am besten in einem Keller) luftig auf. Es darf auf keinen Fall Schimmel auftreten! Derart getrocknet und dunkel, luftig und trocken aufbewahrt, ist es jahrelang haltbar.

In der grünen Schale von Walnüssen ist be­son­ders viel Juglon enthalten

Walnusslaub wird inzwischen von manchen Herstellern angeboten, wo man grünes Spätlaub (ohne hohen Juglon-Anteil, als Futter) und braunes Herbstlaub (zum Einsatz als Krankheitsprophylaxe) kaufen kann. Die Erforschung der Nutzung der Heilkräfte der Walnuss für die Aquaristik steht jedoch erst am Anfang, es sind noch viele weitere, nutzbringende Produkte in naher Zukunft zu erwarten.

Die Schwarzerle (Alnus glutinosa)

Diesmal geht es nicht um das Laub, sondern um die Früchte der Erle, da sich das an sich gut für das Aquarium geeignete Herbstlaub des Baumes wegen seiner Standorte normalerweise kaum sammeln lässt.

Erlen sind kurzlebige Bäume, die gewöhnlich nur 100-120 Jahre alt werden. Bereits junge Bäume fruchten reich.

Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
So dichtete Johann Wolfgang von Goethe 1782 in seiner wohl bekanntesten Ballade. Der Schwarzerle (Alnus glutinosa) haftet im Volksglauben seit jeher etwas Unheimliches an. Der Erlkönig ist zwar nur eine Erfindung der Romantik, aber die Eigenschaft der Schwarzerle, in sumpfiger, nasser Umgebung zu wachsen, machte sie den Menschen früher unsympathisch. Nicht jedoch den Pionieren der Aquaristik. Wer zuhause Nattern, Kröten und glitschige Fische hegt und pflegt, der ist um seinen Ruf nicht sehr besorgt und lehnt Vorurteile gegenüber der belebten Umwelt ab. So fanden unsere Vorväter im Hobby sehr bald heraus, dass mit den Fruchtständen der Schwarzerle, den so genannten Erlenzäpfchen, ein Naturheilmittel ersten Ranges zur Verfügung steht.

Die reifen Zäpfchen sind schwarz.

Die Schwarzerle, botanisch gesehen
Die Gattung Alnus – Erlen – ist in Mitteleuropa mit drei Arten vertreten. Weltweit sind es – je nach Auffassung der jeweiligen Wissenschaftler – zwischen 17 und 50 Arten. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Alle Erlen sind Bäume oder Sträucher. Doch nur die Schwarzerle ist perfekt an nasse Standorte angepasst, darum besteht keinerlei Verwechslungsgefahr. Die Schwarzerle gehört zu den Birkengewächsen (Betulaceae), ist also eine Verwandte von Birken (Betula) und Haselnüssen (Corylus). Wie bei diesen gibt es männliche und weibliche Blüten, beide befinden sich am gleichen Baum. Die männlichen Blüten, die den Pollen hervorbringen, nennt man Kätzchen. Die weiblichen Blüten sind sehr unscheinbar und sitzen in Trauben am Ende kleiner Äste. Die Bestäubung übernimmt der Wind.

Die männliche Blüte der Schwarzerle nennt man Kätzchen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.
Die weibliche Blüte der Schwarzerle ist sehr unscheinbar. Männliche und weibliche Blüten kommen am gleichen Baum vor, das nennt man in der Botanik „getrennt geschlechtlich einhäusig“.

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Überlebenskünstler
Wie alle Tiere und Pflanzen auf diesem Planeten braucht auch die Schwarzerle Sauerstoff für die Atmung. Bäume, die längere Zeit überflutet werden, ersticken und sterben ab. Schwarzerlen nicht. Warum? Die Schwarzerle verfügt als einzige heimische Baumart über die Fähigkeit, mit dem Stamm Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen und in die Wurzeln zu transportieren, wo er veratmet werden kann. Als Anpassung an nährstoffarme Moorböden ist die Schwarzerle zudem eine Symbiose mit Bakterien eingegangen, die Stickstoff direkt aus der Luft binden können. Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe überhaupt. Und schließlich hat die Schwarzerle eine Menge fäulnishemmender Stoffe entwickelt, die verhindern, dass die Pflanze in der nassfeuchten Umgebung, in der sie lebt, verfault. Es sind vor allem diese fungiziden (pilzhemmenden) und bakteriziden (bakterienhemmenden) Wirkstoffe, die die Schwarzerle für uns so wertvoll macht.

Reife Erlenzäpfchen

Die Wirkstoffe
Leider liegen über die exakten Inhaltsstoffe der Erlenzäpfchen keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor, jedenfalls sind uns keine bekannt. Da jedoch Rinde und Laub der Schwarzerle in der Humanmedizin Verwendung finden, sind deren Inhaltsstoffe gut bekannt. Wie bei allen Naturprodukten schwankt die Konzentration der einzelnen Stoffe in Abhängigkeit von Standort und Sammelzeitpunkt, aber ungefähr kann man angeben, dass etwa 10-20% Inhaltsstoffe Gerbsäuren sind (Gallussäureester), weitere Hauptwirkstoffe sind Phenylpropane, Flavonolglykoside (Hyperosid), Zimtsäure, Stilbenderivate, Steroide und Triterpensäuren (Taroxerol (Alnulin) und Taroxeron (Protaenulin)), Nebenwirkstoffe sind Anthrachinone (Emodin), Zucker, Harzsäuren und Wachse (alle Angaben nach LAGONI, 2003).

Erntereife Zäpfchen am Baum

Anwendung
In der Humanmedizin werden Erlenrindentees als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Zahn- und Halsschmerzen und bei Zahnfleischbluten eingesetzt, als Bad oder Umschlag nutzt man Erlenrinde und -blätter bei vielerlei Hauterkrankungen, Ekzemen, eitrigen Wunden, Verbrennungen und Hämorrhoiden. Die Erlenzäpfchen finden in der klassischen Medizin seltsamerweise keine Anwendung, nur in der Volksmedizin – hier macht man ein Aphrodisiakum daraus. Die Anwendung im Aquarium ist denkbar einfach und tausendfach erprobt: man wirft ein Erlenzäpfchen auf ca. 10-20 Liter Wasser in das Aquarium. Fertig. Man kann auch niedriger dosieren, bei Naturheilstoffen gilt ganz allgemein NICHT die Regel ”viel hilft viel”. Im Gegenteil, oft sind Spuren medizinisch viel wirksamer. Ein Überdosieren ist bei Erlenzäpfchen kaum möglich, allerdings wird das Wasser zunehmend undurchsichtig, bis es schließlich maximal die Farbe starken Kaffees annimmt. Auch dieses Wasser ist durchaus unschädlich für die Tiere, aber die Pflanzen werden unter dem durch die Braunfärbung verursachten Lichtmangel erheblich leiden.

Die Zapfenschuppen öffnen sich nur, wenn das Zäpfchen trocken ist.

Machen Erlenzäpchen sauer?
Grundsätzlich lautet die Antwort: ja! Der pH-Wert wird durch die Gerbsäuren durchaus beeinflusst, wie man sehr leicht feststellen kann. Destilliertes Wasser hat einen pH-Wert von 7 und keine Pufferkapazität, kann also keine Säuren ”einfangen” und neutralisieren. Wenn man acht Erlenzäpfchen in ein Glas mit 100 ml Wasser gibt, (was viel mehr ist, als man je im Aquarium dosieren würde), senkt das den pH-Wert von 7 auf knapp über pH 4 ab. Anderslautende Aussagen hängen vielleicht mit dem Sammelzeitpunkt zusammen. Erlenzäpfchen sammelt man am besten im Winter, wenn die Samen ausgeschüttelt sind. Erlensamen möchte man nicht im Aquarium haben, sie würden das Wasser nur unnötig belasten. Da die Schuppen der Zäpfchen sich nur bei trockenem Wetter öffnen und die Samen freigeben, kann es passieren, dass schon etliche Regengüsse über die Zäpfchen hinweg gingen, wenn der Erntezeitpunkt gekommen ist. Vielleicht haben frühreif geerntete und anschließend getrocknete Erlenzäpfen eine andere Wirkung auf die Wasserchemie und besonders den pH-Wert, ähnliches kann für im Frühjahr oder Sommer geerntete gelten, doch haben wir das nie ausprobiert. Die im Handel angebotenen Erlenzäpfchen stammen jedenfalls aus Winterernten und senken den pH-Wert in weichem Wasser ab.

Wann und wozu Erlenzäpfchen?
Man kann von Erlenzäpfchen sagen: sie schaden nie und nutzen fast immer. Es empfiehlt sich deshalb, ganz grundsätzlich niedrig dosiert (wegen der Pflanzen) Erlenzäpfchen im Aquarium zu haben. Nach jedem Teilwasserwechsel dosiert man nach, 1 Zäpfchen auf 10-20 Liter Wasser. Ältere, verbrauchte Zäpfchen sehen unschön aus und sollten deshalb entfernt werden, aber das ist Geschmacksache. Schaden richten sie keinen an. Wie für alle Naturheilmitteln gilt: bei akuten Erkrankungen unterstützen sie die Heilung, ersetzen aber NICHT konventionelle Medizin! Der wichtigere Effekt ist darin zu suchen, dass Tiere und Pflanzen in Aquarien mit Naturstoffen wie Erlenzäpfchen schlicht robuster sind und somit erst gar nicht krank werden!

Frank Schäfer

zitierte Literatur:

Lagoni, N. (2003): Arzneiliche Anmerkungen zur Schwarzerle – Alnus glutinosa (L.) GAERTNER. pp. 20- 22 In: Schmidt, O. (Hrg): Beiträge zur Schwarzerle. LWF Wissen 42. Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, 77pp.
Lagoni, N. (2008): Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und Medizin. LWF Wissen 60: 54-58 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Herausgeber): Beiträge zur Walnuss. LWF Wissen No. 60, 70 pp.


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Sekundäre Pflanzenstoffe im Aquarium. Teil 1: Allgemeines, Torf und Seemandelbaum.

Meistens geht es bei dem Thema „Wasserchemie“ um Dinge, die man leicht auch mit haushaltsüblichen Geräten und Messmethoden überprüfen kann, wie Härte und pH-Wert. So einfach ist es bei den Stoffen, die hier behandelt werden sollen, leider nicht. Aber keine Angst, auch wenn manches des Folgenden etwas alchimistisch angehaucht erscheint: es funktioniert!

In den Biotopen unserer Aquarienfische ist das Wasser oft tiefbraun gefärbt. Man bezeichnet es als Schwarzwasser. Die Ursache für die Färbung sind sekundäre Pflanzenstoffe.

Unsere aquaristischen Urväter vor etwa 150 Jahren hatten niemanden, den sie hätten fragen können, wie man ein Aquarium erfolgreich betreibt. Sie mussten hinaus in die Natur und beobachten, wie die Tiere und Pflanzen leben. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen übertrugen sie auf das Aquarium. Manches funktionierte, anderes nicht. Leider sind manche der wichtigsten Erkenntnisse von damals heute wieder in Vergessenheit geraten oder werden gerade wieder entdeckt.

Torf
Torf entsteht in Mooren. Moore sind niederschlagsreiche Feuchtgebiete, in denen sich Wasser ansammelt und in denen die Pflanzen-Neuproduktion größer ist, als die Masse des sich zersetzenden abgestorbenen Pflanzenmaterials. Auf diese Weise wächst ein Moor beständig nach oben und das abgestorbene pflanzliche Material gerät nach und nach in sauerstoffarme bzw. sauerstofflose Schichten, wo eine weitere Zersetzung durch Bakterien nicht mehr in nennenswerter Weise stattfindet. Diese Substanz nur unvollständig zersetzter Pflanzenreste nennt man Torf.

Torf kann aus allen möglichen Pflanzen entstehen, in unseren Breiten z.B. aus Heidekrautarten (Calluna, Erica), Seggen und anderen Sauergräsern, vor allem aber aus Torfmoos (Sphagnum). Auch wenn wir Mitteleuropäer mit dem Begriff „Moor“ meist nordische Gefilde assoziieren, ist das unrichtig. Das gesamte Amazonasgebiet ist z.B. moorig und der stark saure pH-Wert vieler der dortigen Gewässer ist auf die torfigen, nährstoffarmen Böden zurück zuführen.


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Die Braunfärbung des Wasser im Rio Negro zeigt sich deutlich bei dieser Aufnahme eines Süßwasserdelfins. Photo: Heiko Blessin

Torf ist grundsätzlich nährstoffarm, aber nicht immer sauer. Ob man mit Torf den pH-Wert im Aquarium absenken kann, hängt davon ab, welchen Torf man einsetzt. Zum Ansäuern eignet sich nur Hochmoor-Schwarztorf, der einen pH-Wert zwischen 3,5 und 4,5 erzielen kann.

Torf ist kein ökologisch unbedenklicher Stoff, denn durch massenhafte Verwendung in Blumenerdemischungen wurden die Moore, aus den Torf gewonnen wird, stark geschädigt. Dennoch ist Torf manchmal unersetzlich, denn die aus ihm freigesetzten sekundären Pflanzenstoffe haben auf manche Fischarten eine hormonartige Wirkung und fördern die Laichbereitschaft. Man sollte Torf also sparsam und gezielt einsetzen. Bei mir reicht ein 20-Liter Paket stark sauren Hochmoor-Schwarztorfs erfahrungsgemäß etwa 10 Jahre. Das ist m.E. vertretbar; die Dosierung erfolgt so, dass ich eine Handvoll des Torfs in einem kleinen Topf in destilliertem Wasser aufkoche. Dadurch wird die enthaltene Luft ausgetrieben. Den ausgekochten Torf fülle ich gewöhnlich in ein Stück einer Damen-Feinstrumpfhose, die anschließend an beiden Enden verknotet wird. So kann der Torf entweder in einen Filter eingelegt werden oder auch als Flutbeutel einfach so in das Aquarium gegeben werden. Diese Menge reicht, um in einem Zuchtaquarium mit 20-30 Litern Inhalt den gewünschten Effekt zu erzielen. Man kann den Torf auch direkt als Bodenbelag verwenden, jedoch ist das für mein Gefühl eine ziemliche Sauerei, da die feineren Torfbestandteile sehr leicht aufgewirbelt werden und überall herumfliegen, wo man sie nicht brauchen kann. Dickere Torfschichten als Bodengrund (dicker als ca. 1 cm) sind normalerweise nicht zu empfehlen, da Torf immer auch fäulnisfähige Bestandteile hat und man sich so eine üble Schwefelwasserstoffbombe ins Aquarium holen kann. In ganz besonders gelagerten Fällen ist aber auch eine dickere Torfschicht als Bodengrund empfehlenswert. So gräbt sich der maulbrütende Kampffisch Betta dimidiata gerne während der Brutpflege ein. Das bei dieser Art häufiger zu beobachtete Schlucken des Geleges durch das Männchen nach zwei bis drei Tagen unterbleibt, wenn man einen 2-3 cm dicken Torfmullboden einbringt.

Das in älterer Literatur häufig empfohlene Einbringen von etwas Torf als Bodenauflage auf den normalen Bodengrund aus Kies und Sand halte ich für äußerst unpraktisch. Filtert man das Becken, landet der Torf im Filter. Filtert man nicht oder nur sehr langsam, so ist es kaum möglich, den anfallenden Mulm abzusaugen, ohne dabei auch den Torf abzusaugen. Derartige Tipps taugen daher m.E. nur für kurzzeitige Einrichtungen, etwa bei Ausstellungen. Dann ist zugegebenermaßen der optische Effekt sehr schön.


Sekundäre Pflanzenstoffe – auch ohne pH-Wert-Senkung?
Aber es geht nicht nur um den pH-Wert, wenn wir mit Naturstoffen das Wasser beeinflussen und unseren Fischen ein möglichst naturnahes Milieu zu bieten versuchen. Wenn wir das Wasser über Torf filtern, so bekommt das Wasser einen bernsteinfarbenen bis braunen Farbstich. Der rührt von so genannten sekundären Pflanzenstoffen, die sich aus dem Torf lösen. Wie genau sich diese sekundären Pflanzenstoffe zusammensetzen, ist vielfältig und auch starken lokalen Schwankungen unterworfen. Was wir aber ganz empirisch aus Erfahrung wissen: diese sekundären Pflanzenstoffe haben eine überaus günstige Wirkung auf die allermeisten Süßwasserfische. Fische, in deren Aquarienwasser solche sekundären Pflanzenstoffe gelöst sind, werden seltener krank und zeigen intensivere Farben. Nicht immer ist es erwünscht, diesen Effekt in Kombination mit einem sauren pH-Wert zu erhalten, denn schließlich vertragen einige unserer Aquarienfische einen niedrigen pH-Wert nur schlecht.

Poecilocharax weitzmani, ein typischer Schwarzwasserfisch.

Verschiedene Hersteller bieten Produkte an, die dem Aquarienwasser die beschriebenen Naturstoffe hinzufügen, das Wasser ganz leicht bernsteinfarben einfärben und eigentlich nicht pH-Wert senkend wirken. Wegen der Wünsche der Aquarianer werden aber oft z. B. Eichenextrakte zugefügt, die dann eben doch pH-senkend wirken. Daher ist es wichtig, genau die Herstellerangaben zu studieren: Wirkt das Mittel pH-senkend oder nicht? In Malawi- oder Tanganjikasee-Aquarien würde eine Zugabe solcher Produkte unnatürlich wirken, denn das Wasser dieser Seen wird von Huminstoffen nicht messbar beeinflusst.


Laub
Totes Laub von Bäumen gehört eigentlich in jedes Aquarium, denn es gibt nicht nur sekundäre Pflanzenstoffe ab, die im Falle von Seemandelbaum (Terminalia catappa) und Walnuss (Juglans regia) sogar therapeutisch zur Behandlung diverser Fischkrankheiten dienen, sondern stellt auch einen ganz wichtigen und oftmals unterschätzten Bestandteil der natürlichen Nahrung sehr vieler Aquarienfische dar. Wenngleich totes Laub an sich recht nährstoffarm ist, fällt es doch in derartig großen Mengen an, dass es die Grundlage sehr vieler Nahrungspyramiden in aquatischen Systemen ist. Das Laub selbst wird auch von Aquarientieren gefressen, etwa von vielen Harnischwelsen (Loricariidae), Salmlern (Characidae) oder Barbenverwandten (Cyprinidae), für Krebse ist Laub sogar die Hauptnahrung. Doch wichtiger für die meisten Fische und Zwerggarnelen ist der Aufwuchs auf den Blättern aus Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen. Selbst im Magen von Fischarten, die uns aus der Aquaristik als vorwiegend carnivor (fleischfressend) bekannt sind, etwa Zwergbuntbarschen (Apistogramma), findet man sehr große Mengen von Detritus, also den Zerfallsprodukten toter Pflanzen und Tiere, wobei Laub von Bäumen der wichtigste Detritus-Lieferant ist. Somit stellt Laub die Ernährungsgrundlage sehr vieler beliebter Aquarientiere in der Natur dar.


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Auch für die erfolgreiche Pflege verschiedener Terrarientiere, wie z.B. des Moosfrosches (Theloderma corticale), ist der Einsatz von Totlaub entscheidend.

Man kann das Laub fast aller Baumarten verwenden, von denen bekannt ist, dass sie nicht giftig sind. Es ist allerdings sehr bedeutend, dass man nur Laub verwendet, das der Baum bereits abgeworfen hat. Frisch geerntetes Laub kann man zwar trocknen und als Futter für bestimmte Aquarientiere verwenden, die Inhaltsstoffe sind jedoch ganz andere, als die in abgeworfenem Laub. Denn die Bäume können es sich nicht leisten, Nährstoffe zu verschwenden. Sie entziehen dem Laub darum (bei uns im Herbst, in den Tropen vor der Trockenzeit) vor dem Abwurf möglichst alle Nährstoffe. Verwendet man dagegen getrocknetes, frisches Laub, das sehr reich an Zuckerverbindungen und anderen Nährstoffen ist, können Wassertrübungen durch Bakterien oder andere Mikroorganismen auftreten, die diese Nährstoffe verwerten. Das muss für die Fische nicht zwingend schädlich sein, gesund ist es aber auch nicht und erwünscht schon gleich gar nicht.

Es begann mit Catappa

Die günstigen Eigenschaften von Laub waren den Urvätern der Aquarienkunde um 1860 bereits geläufig.  Doch genau wie in vielen anderen Bereichen ging dieses Wissen mit der Zeit verloren. Erst vor rund 20 Jahren begann man, sich des alten Wissens zu erinnern. Die Berufszüchter in Südostasien be­nutzten die großen, sich nur langsam zer­setzende Blätter des Seemandelbaums (Terminalia catappa), um sensible Fische zu stabilisieren. Catappa-Blätter wurden auch dem Transportwasser beigefügt. So wurde man hierzulande auf die Blätter aufmerksam und stellte schnell fest, wie nützlich sie im Aquarium sind.

Katappen- oder Seemandelbaum, Terminalia catappa

Wunderbare Vielfalt

Seemandelbaum ist vielleicht das heutzu­tage bekannteste, aber keineswegs das beste oder gar das einzige Laub, das im Aqua­rium Verwendung finden kann. Viele andere Laubsorten – allen voran die Rot­buche (Fagus sylvatica) – haben ganz wun­der­­bare Eigenschaften, die den Fischen zu­gute kommen. Die sekundären Pflanzen­stoffe führen zu einer Stärkung der Immun­kraft allgemein und einer Kräftigung der Haut im Speziellen. Durch den letzteren Effekt steigt die Widerstandsfähigkeit selbst hoch­empfindlicher Fische gegen Krank­heitserreger um ein Vielfaches.

Totes Laub – hier Laub der Rotbuche, Fagus sylvatica – ist in den meisten aquatischen Ökosystemen des Binnenlandes eine wichtige primäre Nährstoffquelle, auf der viele Nahrungsketten aufbauen. Zusätzlich geben die Blätter wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe ab.

Über das Wasser und durch den Magen

Eine große Viefalt an Blättern kann und sollte im Aquarium eingesetzt werden. Die Blätter großer Eichen (Quercus sp.) enthalten Gerb­säuren, die pilzhemmend wirken; Walnuss-Laub (Juglans sp.) wirkt gegen krank­mach­en­de Bakterien. Birke (Betula sp.) ver­wendet man gegen Geschwüre.  Fast immer benutzt man Herbstlaub, da grünes Laub andere Wirkstoffe und viel Zucker enthält (s.o.). Doch manch­­mal nutzt man den Zuckergehaltt auch aus. Grünes Walnuss-Laub ist z.B. ein fan­tasti­sches Futter­mittel für L-Welse, Garnelen und Krebse. Grüne Birke ist als Medizinalpflanze wirk­samer als als Herbstlaub. Man brüht einen Tee aus ihren Blättern, den man in das Aquarium gibt.

Der Magen-Darm-Trakt von Apistogramma-Arten (dies ist A. uaupesi)  ist in der Natur fast ausschließlich mit Partikeln von totem Laub gefüllt. Das dient zwar nicht direkt als Nahrung, vielmehr verdauen die Zwergbuntbarsche die auf dem Laub sitzende Mikrofauna und -flora, doch entfalten die sekundären Pflanzenstoffe des toten Laubes im Darm voll ihre heilende Wirkung.

Laub, ganz gleich, welcher Art, ist selbst­verständlich kein Allheilmittel. Aber sehr viele Probleme entstehen erst gar nicht, wenn Laub im Aquarium ver­wendet wird. Und vorbeugen ist immer besser als heilen!

(wird fortgesetzt …)

Frank Schäfer


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Im Regenwald gibt es viele Bäume – und viele Sorten Laub!