Äskulap ist der Gott der Heilkunst, eigentlich ein Halbgott, denn er wurde von Gott Apollon mit der Sterblichen Koronis gezeugt. So war Äskulap selbst sterblich und wurde letztlich von Zeus, dem obersten der Götter, getötet, weil Äskulap die Heilkunst so perfektionierte, dass er einen Toten zum Leben erweckte, womit Äskulap den Zorn der Götter auf sich zog.
Dargestellt wurde Äskulap stets als bärtiger Mann, der einen Stab trug, der wiederum von einer Schlange umwunden war. Dieser Äskulapstab ist bis heute das Symbol des medizinischen Berufsstandes. Welche Schlange genau den Stab umschlingt, lässt sich natürlich nicht sagen. Doch gibt es in Europa nur verhältnismäßig wenige Schlangenarten, die regelmäßig klettern. Eine davon ist die Äskulapnatter, Zamenis longissimus (früher Elaphe longissima). Sie wird daher mit dem Gott der Heilkunst in Verbindung gebracht. Ihr wissenschaftlicher Name bedeutet übrigens nichts dergleichen, sondern schlicht “die allerlängste”. Namensgeber Laurenti (https://de.wikipedia.org/wiki/Josephus_Nicolaus_Laurenti) glaubte wohl nicht an den Kult…
Schlange oder Wurm?
Die Interpretation des Äskulapstabes ist allerdings nicht unumstritten. Wenngleich es ohne jeden Zweifel im Mittelmeerraum den Äskulapkult gab, in den Tempelanlagen auch mit Sicherheit Schlangen gepflegt wurden und die freundliche, ungiftige und zudem beißunlustige Äskulapnatter sicherlich auch dort vertreten war, so gibt es auch eine andere Erklärung für den Stab.
Eine hässliche Erkrankung des Menschen ist der Medinawurm (Dracunculus medinae). Der Mensch infiziert sich mit dem Tier, wenn er ungefiltertes Wasser trinkt und damit kleine Copepoden (Cyclops etc.) verschluckt. Die Ruderfußkrebschen dienen als Zwischenwirt für den Medinawurm. Einmal verschluckt, schlüpft die Larve des Wurmes im Magen des Menschen, bohrt sich durch die Darmwand und wandert in die Leibeshöhle. Hier paaren sich die nur 3 cm lang werdenden Männchen mit den bis zu 120 cm lang werdenden Weibchen und sterben ab. Der Körper des Menschen kapselt sie ab, das ist nicht gefährlich. Die Weibchen jedoch wandern in das Bindegewebe des befallenen Menschen und zwar an Stellen, wo der Mensch mit Wasser in Berührung kommt.
Hier verursacht der Medinawurm ein taubeneigroßes Geschwür. Kommt die Stelle mit Wasser in Berührung, platzt die dünne Haut am Ende der Beule auf, das Weibchen streckt sein Körperende heraus und entlässt hunderte von Larven ins Wasser, die die Cyclops befallen – der Zyklus schließt sich. Die Entfernung des Wurmes gelingt nur, indem man das Körperende des Weibchens mit einem Stöckchen festklemmt und es unendlich behutsam aufwickelt – täglich nicht mehr als 10 cm. Reißt der Wurm, bilden sich gefährliche Infektionen. Die Entfernung des Wurmes, der heutzutage als ausgerottet gilt, in historischen Zeiten aber auch im Mittelmeerraum (z.B. Ägypten) weit verbreitet war, war Spezialisten vorbehalten. Die These, dass diese Spezialisten einen Stab mit dem umwickelten Wurm als Berufsemblem trugen und dass sich aus diesem Symbol später in Griechenland, wo der Medinawurm nicht vorkam, zu dem Schlangenstab uminterpretiert wurde, ist zumindest plausibel.
Äskulapnattern im Terrarium
Diese herrliche, gewöhnlich 1,4-1,6m lange, ausnahmsweise sogar bis bis 2 m lange Schlange ist ein ideales Terrarientier, deren Pflege auch Anfängern wärmstens empfohlen werden kann. Die Ernährung erfolgt mit Mäusen. Das Terrarium für Äskulapnattern sollte hoch und mit reichlich Kletterästen ausgestattet sein. Die temperaturunempfindliche Schlange – die Äskulapnatter kommt sogar in Deutschland vor – benötigt keine hohen Temperaturen. Tagestemperaturen von 20-24°C und ein Heizstrahler, der aber unbedingt dagegen abgesichert sein muss, dass die Schlange sich darumwickelt und sich dann schwere Verbrennungen zuzieht, reichen darum völlig aus.
Ausbreitung erwartet
Die Äskulapnatter ist weit verbreitet. Es gibt sie (von West nach Ost aufgezählt) in Nordwest-Spanien, Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland (Taunus, Odenwald, Passau, Berchtesgaden), Österreich, Tschechien, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Norden der Türkei, Griechenland (inkl. Korfu), Kroatien (inklusive einiger adriatischer Inseln), Slowenien, Bosnien, Herzegovina, Monte Negro, Mazedonien, Serbien, Slowakei, Albanien, Tschechien, Georgien, Iran, Moldavien, Süd-Russland, Ukraine, Teilen von Kleinasien, Moldavien und Aserbeidschan. Sie ist ein Kulturfolger und Mäusefresser, also begrenzt ihre Ausbreitung eher das Klima als der Mensch. Entsprechend gilt die Art nach der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (http://www.iucnredlist.org/details/157266/0).
In Deutschland ist die Äskulapnatter aber noch eine große Seltenheit, die nur so genannte Wärmeinseln besiedelt. Es ist aber zu erwarten, dass diese schöne und harmlose Schlange sich bei uns weiter ausbreitet, da sie sicher vom Klimawandel profitiert. Lichte Wälder, alte Gärten, Holzhaufen und Legsteinmauern gibt es überall: das sind die bevorzugten Lebensräume der Äskulapnatter. Und Mäuse, ihre Vorzugsnahrung, sind ebenfalls nirgendwo Mangelware. Das einzige, das knapp werden könnte, sind große Komposthaufen. Denn die braucht die eierlegende Art bei uns unbedingt, nur dort kann durch die Gärungswärme eine ausreichend hohe Temperatur erreicht werden, die die Eier zur Entwicklung brauchen. Wer also etwas Schlangenschutz betreiben will, der lege Komposthaufen an. Davon profitiert auch unsere häufigste heimische Schlange, die Ringelnatter.
Die Gelege der Äskulapnatter bestehen aus bis zu 15 Eiern, die etwa vier Zentimeter lang sind und rund 60 Tage zur Entwicklung brauchen. Die Jungschlangen sind etwa 27 cm lang. Die Überlebenschancen der Jungtiere sind gering, darum die hohe Vermehrungsrate. Erwachsenen Äskulapnattern werden allerdings nur wenige Tiere gefährlich, dazu sind die Schlangen zu groß, zu heimlich, zu schnell.
Mit der Ringelnatter wird die Äskulapnatter häufig verwechselt, da die Jungtiere der Äskulapnatter gelbe Flecken am Hinterkopf haben, die den weißen Halbmonden der Ringelnatter ziemlich ähneln. Und wer weiß? Vielleicht gibt es die Äskulapnatter ja schon viel häufiger in Deutschland, als man vermutet?
Frank Schäfer
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Sehr interessant, die Geschichte mit Äskulap und der Namensgebung des medizischen Berufsstandes. War mir so gar nicht bewusst. Die Äskulapnatter steht aber doch auf der roten Liste der gefährdeten Arten, oder? Ist trotzdem mit einer Ausweitung des Bestandes zu rechnen? Das wären ja prima Nachrichten! LG Enrico
Die Äskulapnatter ist insgesamt als Art nicht gefährdet (http://www.iucnredlist.org/details/157266/0). Aber in bestimmten Ländern, wie in Deutschland, schon, hier vor allem wegen des winzigen Areals mit geeignetem Klima. Wenn dort auch noch Biotopzerstörung hinzukäme, sähe es düster aus. Aber glücklicherweise deutet darauf derzeit kaum etwas hin und, wie in dem Blog gesagt, das Klima arbeitet in diesem Falle für die Art und darum wird die Art sich aller Voraussicht nach künftig wohl weiter ausbreiten.
Dipl. Biol. Frank Schäfer
– editor AQUALOG –
Ich muß sagen habe in original noch nie eine gesehen, nur auf you tube video, s sie ist wirklich selten, sie bevorzugt ja auch die milden Regionen wie südlicher Odenwald, Baden-Württemberg oder in Hessen in der Rheingau und noch in Niederbayern in Passau und oberbayern bei Burghausen an der Salzach.