Stellen Sie sich vor, Sie müssten ihr gesamtes Leben auf einem Vorsprung von gerade mal 5.5 x 3 Meter fristen, der sich nur knapp einen Meter unter der Wasseroberfläche befindet. Wenn sich das kniffelig anhört …. das ist es auch! Und dennoch ist das genau die Situation, die der Teufelsloch-Wüstenkärpfling (Cyprinodon diabolis) tagtäglich zu bewältigen hat!
Man kann den Teufelsloch-Wüstenkärpfling bis in eine Tiefe von 80 Metern finden, doch meist befindet er sich auf dem erwähnten Vorsprung oder in seiner unmittelbaren Nähe. Der Fisch heißt so, weil er nur in dem Teufelsloch (Devil´s Hole) im Ash Meadows Nationalpark im Tal des Todes, Nevada, USA, gefunden wird. C. diabolis ist eine von etwa 35 Arten der Wüstenkärpflinge (Gattung Cyprinodon, Unterfamilie Cyprinodontinae, Familie Cyprinodontidae). Ungeachtet seiner etwas riskanten Lebensweise und seines extrem begrenzten Verbreitungsgebietes gilt der Teufelsloch-Wüstenkärpfling laut der IUCN (der international anerkannten Organisation, die den Gefährdungsstatus von wildlebenden Arten festlegt) nicht als vom Aussterben bedroht.
Freilich listet die IUCN den Fisch als “gefähdet”, denn die Zerstörung seines Lebensraumes würde auch das Aus für die Art bedeuten. Andere Gattungsmitglieder sind dagegen laut IUCN äußerst bedroht, darunter der Leons Spring Wüstenkärpfling (C. bovinus), der Mezquital Wüstenkärpfling (C. meeki), der Pecos Wüstenkärpfling (C. pecoensis), der Großflossen-Wüstenkärpfling (C. verecundus) und der Charco Azul Wüstenkärpfling (C. veronicae). Einige andere Arten gelten bereits als ausgestorben, darunter zwei Arten, die in der Natur vermutlich ausgestorben sind, aber in Aquarien noch existieren: der Potosí Wüstenkärpfling (C. alvarezi) und der Langflossige Wüstenkärpfling (C. longidorsalis). Insgesamt sind 22 der etwa 35 Arten auf die eine oder andere Art in ihrem Fortbestand bedroht.
Der wesentliche Grund, warum so viele Verteter dieser Gattung vom Aussterben bedroht sind, liegt in den meist winzigen Verbreitungsgebieten der Arten. Etliche gibt es nur in einem einzigen Tümpel, andere besiedeln ein paar wenige. Hinzu kommt noch, dass die meisten Arten in extrem heißen und trockenen Lebensräumen vorkommen, daher auch der Populärname der gesamten Gattung: Wüstenkärpflinge.
Genau genommen, sollte der Name Wüstenkärpfling für den Stahlblauen Wüstenkärpfling (C. macularius), bzw. – ganz genau gesagt – auf die Unterart C. macularius macularius beschränkt bleiben. Dieser etwa 5 cm lang werdende Fisch kommt im Salton Sea im südlichen Kalifornien vor. Er hat einen silberblauen Körper und eine gelb-orange Schwanzflosse. Ein enger Verwandter dieses Fisches ist vielleicht noch schöner: der Quitobaquito Spings Wüstenkärpfling (C. m. eremus). Beide Unterarten gehören zu den wenigen bislang nicht gefährdeten Wüstenkärpflingen. Die begrenzte Verbreitung der meisten Arten ist mit einer weiteren biologischen Herausforderung bezüglich der Arterhaltung auf lange Sicht verbunden, wenn mehr als eine Art in einem Gewässersystem vorkommt: Hybridisation. So zeigte sich zum Beispiel bei der Untersuchung der Fortpflanzungsbiologie von drei von fünf in der Laguna Chichancanab, in Yucatán, Mexiko vorkommenden Cyprinodon-Arten, dass der Maya-Wüstenkärpfling (C. maya) reproduktionsbiologisch isoliert ist, also sich mit keiner anderen Art des Sees kreuzt, während der Schwarzflossen-Wüstenkärpfling (C. beltrani) und der Dicklippige Wüstenkärpfling (C. labiosus) das taten. Dabei war der Schwarzflossige offenbar unfähig, zwischen der eigenen und der dicklippigen Art zu unterscheiden.
Wüstenkärpflinge sollten nur von erfahrenen Aquarianern gepflegt werden. Alle brauchen neben Lebendfutter auch pflanzliche Beikost und verlangen hartes, alkalisches Wasser. Manche Arten brauchen sogar Brackwasser – ein Überbleibsel ihrer einst wohl marinen Vergangenheit. Alle sind Eierleger, doch wurden bislang nur wenige Arten in nennenswerter Stückzahl nachgezüchtet.
John Dawes
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