Unheimlich schnell – wahnsinnig schön: Red Mountain Racer

Eine der schönsten asiatischen Kletternattern ist der Red Mountain Racer, Oreocryptophis (früher: Elaphe) porphyraceus. Die kleine Energiespar­schlange – sie kommt aus bergigen Regionen und braucht keine Heizung (18-25°C) – wird immer öfter nachgezüchtet.

Die Bambusnatter ist sehr variabel gefärbt, es gibt auch längsgestreifte Tiere.

Es ist noch keine 30 Jahre her, da galt dieses Schlangenjuwel als nahezu un­haltbar. Obwohl die Art sehr weit verbreitet ist, sie kommt in sechs Unterarten von Indien über China, die malaiische Halbinsel bis nach Indonesien vor, wurde sie kaum importiert und wenn, dann starben die Tiere bald. Das Geheimnis für die erfolgreich Haltung liegt in der richtigen Behandlung der Tiere durch die Exporteure. Diese Gebirgnattern müssen kühl und feucht gehalten werden. Ein längerer Aufenthalt in den Exportstationen des Tieflandes – in der Natur kommt diese Schlange niemals unter 800 m Höhenlage vor – schädigt den Organismus der Tiere nach­haltig. Das Immunsystem bricht zu­sammen, an sich harmlose Parasiten ver­mehren sich massenhaft, das Reptil stirbt.

Der Durchbruch in der Haltung dieser herr­lichen Schlangen kam eigentlich erst, als auch in Südostasien sich Terrarianer ernst­haft mit der Tierhaltung westlichen Stils – also der unsentimentalen, nicht-anthro­posophischen, dafür aber sachlich richtigen Pflege – auseinandersetzten. Sie bauten Kühlhäuser, so wie wir hierzulande Gewächs­häuser bauen, um den Klima­an­sprüchen dieser und anderer Gebirgswald­tiere ge­recht werden zu können. Und siehe da: es funktionierte!


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Das mittlere Ei schlüpft gerade.

Die Tiere, die hier vorgestellt werden, ge­hören zur Unterart O. p. laticinctus, die auf der Malaiischen Halbinsel vorkommt. Sie be­siedelt wie alle anderen Unterarten auch, den dauerfeuchten Wald. Die Ernährung der bis zu 100 cm langen, sehr schnellen und manch­mal bissigen Schlange (sie ist jedoch, wie alle Elaphen im weiteren Sinne, ungiftig) ist einfach: Mäuse werden willig ange­nom­men. Hält man mehrere Exemplare zu­sammen – was durchaus geht, sie sind nicht kannibalisch – ist es günstig, die Bambus­nattern vor der Fütterung zu vereinzeln, da­mit es einerseits nicht dazu kommt, dass sich mehrere Tiere auf die selbe Maus stürzen und andererseits ist es generell ganz prak­tisch, wenn die Nattern ihr Terra­rium eher als Paarungs- und Häutungs­habitat, denn als Freßhabitat sehen. Als Pfleger kann man viel entspannter in dem Becken han­tieren, wenn die fressgierigen Tiere nicht sofort beim Öffnen der Scheiben ange­schossen kom­men. Leider sind diese wunderschön ge­färbten Schlangen sehr verstecksüchtig. Man muss ihren Behälter also so einrichten, dass sich die Nattern gut verstecken können, die Verstecke müssen aber auch jederzeit kontrollierbar sein.

Geschafft: ein Nachzuchttier der Bambusnat­ter mit der ersten selbsterbeuteten Baby­maus.

Einmal jährlich im Sommer produzieren die Bambusnattern nach einer kühlen Haltungs­phase (um 15 – 20°C) im Winter ein Gelege, das bei 26°C in ca. 60 Tagen zeitigt. Die ge­schlüpften Jung­tiere sind rund 25 cm lang und fressen er­fahrungsgemäß problemlos von Anfang an Babymäuse, so dass ihre Auf­zucht keine Schwierigkeiten macht.

Lexikon Bambusnattern
Oreocryptophis: altgriechisch, bedeutet “versteckt lebende Bergschlange”
porphyraceus: nach der roten Gesteinsart Porphyr
laticinctus: latein, bedeutet “mit breiten Bändern”

Frank Schäfer, Photos: Roman Neunkirchen

Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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