Unter Süßwasseraquarianern gilt der Spruch: nicht schön, aber selten. Bei den Meerwasseraquarianern ist jedoch die Auswahl an knallbunten Fischen derart groß, dass die grauen Mäuse in der Regel keine Chance haben, Karriere zu machen. Nur eine Art, die einen anglotzt wie ein brauner Nöck, ist trotzdem ein Verkaufsschlager: der Algenblennie.
Das große Interesse am Algenblennie, dessen wissenschaftlicher Name Salarias fasciatus ist, kommt durch seine Ernährungsweise. Er ist ein Aufwuchsfresser! In die Familie Blenniidae zählend, ist ein bestimmendes Merkmal sein Schleimmantel, der ihm den Populärnamen Brauner Schleimfisch eintrug. Schuppen fehlen ganz. Dies hat seinen Grund, denn Salarias fasciatus lebt zwischen scharfkantigen Steinen und Korallen. Hätte er Schuppen, bestünde stets die Gefahr einer Verletzung, was durch den Schleimmantel weitgehend verhindert wird. Man nimmt an, dass der Schleim auch mit antibakteriellen und fungiziden Substanzen ausgestattet ist, was eine Infektion stark minimiert, sollte sich der Fisch dennoch einmal verletzen.
Den zweiten Populärnamen „Juwel-Felsenspringer“ trägt Salarias fasciatus deshalb, weil er in der Natur kurzzeitig das Wasser verlässt, um von Stein zu Stein zu hüpfen. Sein Ziel: die saftigen Algenrasen in den Brandungszonen. Im Aquarium ist das Verlassen des Wassers allerdings unerwünscht, landen die Fische doch schnell auf dem Zimmerboden und finden dort viel zu oft ein unrühmliches Ende. Vorbeugend sollte das Aquarium deshalb abgedeckt werden.
Im Riffaquarium befreit der Braune Felsenspringer Dekoration und Aquarienscheiben von feinen Algenrasen, sofern dieser nur kurz genug ist. Lange Fadenalgen werden nicht gefressen, da das Gebiss auf Raspeln ausgerichtet ist und nicht auf das Beißen oder Abreißen. Gut lassen sich die Gebissabdrücke auf den mit feinem Grün überzogenen Aquarienscheiben erkennen. Das Beißsiegel kann die Möglichkeit der Geschlechtsdifferenzierung bieten. Bei den Weibchen ist die Oberlippe wesentlich dünner; die Unterlippe lang gezogen. Ein zusätzliches Geschlechtsmerkmal sind der verlängerte zweite und dritte Strahl der Analflosse der Männchen. Dieses zu wissen ist nützlich, denn Boden bewohnende Schleimfische bilden Reviere, was ihre Vergesellschaftung im Aquarium nicht vereinfacht. Bei Arten, die aggressiv gegenüber Artgenossen sind, kann es schnell zu Auseinandersetzungen kommen, die bei Ermangelung an Verstecken und Platz zum Tod des Unterlegenen führen. Die Aggressivität ist leider nicht nur auf die eigene Art begrenzt, sondern erstreckt sich oft auch auf andere Boden bewohnende Verwandte und Nahrungskonkurrenten, gleich welcher Art.
Der Juwelen-Felsenspringer, der bis 14cm lang wird, lernt im Aquarium schnell Ersatznahrung zu schätzen und diese auch aus dem freien Wasser zu fischen. Die ausschließliche Ernährung durch Aufwuchs wäre im Riffaquarium unmöglich. Berücksichtigt man die Marotten dieses Schleimfisches, findet sich in ihm ein gut zu pflegender Algenfresser, der kurz nach der Einlaufphase des Aquariums eingesetzt werden kann, damit seine Dienste hier rasch sichtbaren Erfolg bringen. Einzig die Aufkalkung mit Kalziumhydroxid kann dem Fisch Probleme bereiten. Erfahrungen haben gezeigt, dass die dicke Schleimhaut diese Praktik nicht verträgt. Der Einsatz eines Kalkreaktors oder der Ballingmethode sind deshalb angeraten.
Joachim Frische
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