Zurzeit findet in Nürnberg die größte Zoofachmesse der Welt, die Interzoo statt. Es handelt sich um eine reine Fachpublikumsmesse, private Besucher sind nicht zugelassen. Die Interzoo gibt es alle zwei Jahre, abwechselnd mit der in Singapur stattfindenden Messe Aquarama. Hersteller und Produzenten von Tierbedarf aller Art stellen ihre neuesten Kreationen dem Handel vor. Der größte Teil der Aussteller kommt aus dem Bereich Hunde und Katzen, denn diese Heimtiere stellen selbstverständlich den bedeutendsten Sektor im Zoofachhandel dar.
Wir besuchten gestern die Interzoo, um mit unseren ausstellenden Geschäftspartnern aus aller Welt zu reden. Leider hatten wir nur den einen Tag zur Verfügung und unser Terminkalender war sehr voll. Darum konnten wir die allermeisten Stände nur im Vorbeigehen betrachten. Die Sichtung des dabei gemachten Bildmaterials ergab zwei klare Trends im Bereich der Aquaristik: sehr viele Aussteller werden im Bereich Meeresaquaristik tätig. Tatsächlich waren deutlich mehr eingerichtete Meeres- als Süßwasseraquarien ausgestellt. Und in der Meeresaquaristik wird eindeutig auf die unfassbar bunten Steinkorallen gesetzt, deren erfolgreiche Pflege und Zucht durch die weiterhin enorm prosperierende LED-Technik noch weiter vereinfacht wird. Da bei dieser Technologie kaum Abwärme entsteht und die Lichtfarben in beliebiger Art kombiniert werden können, erzielt man einerseits fantastische Farbkombinationen, kann aber auch andererseits Lichtmengen realisieren, die mit traditionellen Leuchtmitteln kaum zu leisten sind.
Ein zweiter, klar zu beobachtender Trend, war der, dass dort, wo Meerwasserfische ausgestellt wurden, die Nachzuchten in den Vordergrund gestellt wurden. Neben den schon lange etablierten Arten, die in großer Stückzahl gezüchtet werden – vor allem Anemonenfische in teils knalligen Zuchtformen – wurden auch Kaiserfische und andere bislang als „unzüchtbar“ geltende Fischarten ausgestellt. Das Mantra-artig heruntergeleierte Salbadern der so genannten Tierschützer, wonach vor allem die Meeresaquarstik ein Raubbau an der Natur sei, war schon immer aus wissenschaftlicher Sicht unsinnig. Doch selbst den ewig gestrigen Unbelehrbaren wird durch das Vorführen der Nachzuchtmöglichkeiten, die inzwischen technisch möglich sind, dieses Lieblingsargument genommen. Ob Nachzuchten unter dem Aspekt des Artenschutzes tatsächlich wünschenswert sind, ist eine ganz andere Frage, ebenso, ob sie wirtschaftlich sinnvoll sind.
In der Süßwasseraquaristik wurden in diesem Interzoo-Jahr keine Tierarten vorgestellt, die man nicht schon lange im Hobby kennen würde. Stattdessen fiel auf, dass das Sortiment an kleinbleibenden, langsam wachsenden Wasserpflanzenraritäten – sozusagen das süße Gegenstück zu den Steinkorallen – immer größer wird. Auch hier ermöglicht die LED-Technologie, über relativ kleinen Aquarien relativ viel Licht zu installieren, ohne dass die Abwärme zu ernsthaften Temperaturproblemen im Becken führt.
Und schließlich: Koi kommen wieder! Natürlich waren sie nie ganz weg, aber eine ganze Weile wurde doch eher über das Koi-Herpes-Virus (KHV) als über die Fische debattiert. Das KHV löst eine schwere, oft tödlich verlaufende und unheilbare Erkrankung der bunten Zierkarpfen aus. Da freut es doch sehr, dass nun endlich wieder beschlossen wurde, die schönen Seiten des Lebens ernster zu nehmen statt sich in sinnloser und übertriebener Bedenkenträgerei und daraus folgender Agonie zu suhlen. Es wurden prachtvolle Tiere ausgestellt. Eine bessere Werbung dafür, diesen Trend in den Zoofachhandel zu übernehmen gibt es nicht. Denn auch das verwöhnte Fachpublikum konnte sich dem Reiz dieser Fische nicht entziehen, das Bassin war stets umlagert von Schaulustigen.
Die auf der Interzoo 2016 vorgestellten Novitäten werden im Herbst im Einzelhandel verfügbar sein. Wir bleiben dran….
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