Schnecken werden seit Anbeginn der Aquaristik als Algen- und Restevertilger im Aquarium gepflegt. In den meisten Aquarien leben kleine, unauffällige Schnecken ohne Zutun des Besitzers. Es werden aber auch große, attraktive Arten gezielt importiert und gezüchtet. Sie gehören zu verschiedenen Familien. Posthornschnecken (Planorbidae), Spitzschlammschnecken (Lymnaeidae) und Apfelschnecken (Ampullariidae) sind Lungenschnecken und müssen regelmäßig zum Luftholen an die Wasseroberfläche. Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae), Raubschnecken (Buccinidae), Turmdeckelschnecken (Thiaridae) und Rennschnecken (Neritidae) atmen hingegen über Kiemen. Die Fortpflanzung erfolgt über Eier oder durch die Geburt fertig entwickelter Jungtiere. Rennschnecken können sich im Aquarium nicht vermehren, da aus ihren Eiern freischwimmende Larven schlüpfen, die sich nur in Meerwasser entwickeln können. Die meisten Schnecken sind Zwitter, es gibt aber auch getrennt geschlechtliche Arten. Süßwassermuscheln im Aquarium gehören zu den Körbchenmuscheln (Corbiculidae) und zu den Großmuscheln oder Najaden (Unionidae). Alle Muscheln leben als Filtrierer und atmen über Kiemen. Körbchenmuscheln sind lebendgebärend, während die Larven der Najaden eine zeitlang als Parasiten an Fischen leben.
Wasseransprüche
Die Ansprüche von Schnecken und Muscheln an das Aquarienwasser entsprechen im Wesentlichen den Ansprüchen von Fischen. Schnecken und Muscheln sind aber im Allgemeinen weniger empfindlich gegenüber einer höheren Belastung des Wassers mit Keimen. Grundsätzlich ist härteres, leicht alkalisches Wasser für alle Arten von Vorteil, weil es die Schalenbildung erleichtert, doch tolerieren manche tropischen Arten auch weiches und leicht saures Wasser.
Ernährung von Muscheln und Schnecken
Die im Aquarium gepflegten Schnecken ernähren sich in der Regel von pflanzlichen Stoffen. Speziell die Posthornschnecken, Spitzhornschnecken und Rennschnecken weiden Algenbeläge ab, daneben werden vor allem abgestorbene pflanzliche Substanzen gefressen. Apfelschnecken fressen auch an lebendem Pflanzengewebe und zerstören dabei oft Wasserpflanzen. Sumpfdeckelschnecken und Turmdeckelschnecken ernähren sich vorwiegend von Detritus, also abgestorbenem Material pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Alle genannten Arten können gut mit Futtertabletten und Flockenfutter für Zierfische gefüttert werden, Apfelschnecken sollte man zusätzlich Salatblätter (ungespritzt!) und ähnliches zufüttern. Raubschnecken ernähren sich vorzugsweise von anderen Schnecken, nehmen in Ermangelung dessen aber auch Granulate und Frostfutter. Muscheln brauchen Mikrolebewesen, vor allem Algen, als Futter. Man gibt am besten “grünes Wasser”, das man erzielt, indem man in ein Glas Leitungswasser einige Tropfen flüssigen Pflanzenvolldünger für Topfpflanzen gibt und in die pralle Sonne stellt. Man muss den Inhalt des Glases täglich kurz umrühren. Nach wenigen Tagen ist das Wasser tiefdunkelgrün und zum Verfüttern geeignet. Gleichfalls eignen sich Aufschwemmungen von Hefe in Milch, die jedoch das Bakterienwachstum sehr beschleunigen. Der Fachhandel bietet diverse Flüssigpräparate zur Jungfischaufzucht an, die ebenfalls als Zusatznahrung angeboten werden können.
Pflege
Schnecken und Muscheln brauchen keine besondere Pflege. Mäßiger Wasserwechsel (1/4 bis 1/5 des Inhalts des Aquariums wöchentlich oder alle 14 Tage) ist völlig ausreichend. Es ist darauf zu achten, dass Aquarien für Schnecken und Muscheln nicht zu stark gefiltert werden, so dass immer etwas Mulm im Aquarium zur Nahrungsergänzung vorhanden ist. Das zum Wasserwechsel verwendete Wasser sollte in etwa die gleiche Temperatur wie das Aquarienwasser haben. Ein Temperaturunterschied von 3-4°C ist akzeptabel, aber das Frischwasser darf immer nur kühler, niemals wärmer als das Aquarienwasser sein. Schnecken und Muscheln reagieren sehr empfindlich auf Metallverbindungen im Wasser und auf chemische Zusatzstoffe. Darauf ist bei neuen Wasserleitungen besonders zu achten. Man sollte so viele Schnecken wie möglich und alle Muscheln aus dem Aquarium entfernen, wenn eine medikamentöse Behandlung der Fische notwendig ist. Es liegt immer im Bereich des Möglichen, dass diese Medikamente von Schnecken und Muscheln nicht vertragen werden.
Verhaltensgerechte Unterbringung
Schnecken können in jedem handelsüblichen Aquarium gepflegt werden. Sehr große Apfelschnecken haben einen kräftigen Stoffwechsel und brauchen entsprechend voluminöse Aquarien, damit das Wasser nicht verdirbt. Muscheln brauchen einen Bodengrund, der das Eingraben gestattet (Sand oder feiner Kies). Der Bodengrund sollte mindestens etwa halb so hoch sein wie die Schale der Muschel lang ist. Rennschnecken leben in der Natur oft am Spülsaum von Ebbe und Flut und neigen dazu, aus dem Aquarium zu kriechen. Ihr Becken muss darum immer lückenlos abgedeckt sein.
Lebenserwartung
Je nach Art sehr unterschiedlich. Posthorn- und Spitzschlammschnecken werden meist nicht älter als 1-2 Jahre, Renn- und Apfelschnecken können mehrere Jahre alt werden. Einige Süßwassermuscheln gehören zu den langlebigsten Tierarten auf diesem Planeten und können 150-200 Jahre alt werden. Diese Arten werden allerdings nicht im Aquarium gepflegt. Die normalen Aquariennajaden werden meist 15-20 Jahre alt, Körbchenmuscheln 3-7 Jahre.
Größenwachstum
Die meisten im Aquarium gepflegten Schneckenarten werden 3-4 cm lang, allerdings erreichen einige Turmdeckelschnecken 7-8 cm Länge und manche Apfelschnecken können die Größe einer Männerfaust erreichen. Najaden werden zwischen 5 und 30 cm lang, je nach Art, Körbchenmuscheln werden maximal 5 cm lang.
Besonderheiten
Niemals und unter keinen Umständen dürfen Schnecken und Muscheln aus dem Zoofachhandel in die freie Natur ausgesetzt werden. Sie können als Pflanzenschädlinge auftreten, Krankheiten übertragen und heimische Arten gefährden. Bei zu reichlicher Vermehrung (“Schneckenplage”) sind schneckenfressende Fische (Prachtschmerlen, Kugelfische) oder Raubschnecken (Anentome helena) einzusetzen. Man kann die Tiere auch absammeln und an Wasserschildkröten verfüttern. Eine tierschutzgerechte Methode, Schnecken zu töten, ist das Einwerfen in kochendes Wasser. Das Fleisch gekochter Schnecken ist für fast alle Zierfische ein Leckerbissen (gegebenenfalls kleinhacken). Eine zu reichliche Vermehrung von Schnecken tritt nur dann auf, wenn zu intensiv gefüttert wird.
Anzeige
Pingback: Blog Wirbellose – aquaterra70