Enteromius fasciolatus (Günther, 1868) wurde erstmals von Dr. Welwitsch im Cunene River in Angola gesammelt. Eine zweite, ähnliche Art, nämlich E. bariloides (Boulenger, 1914) wurde aus dem Solwezi River, der zum Kafue River-Becken in Sambia gehört, beschrieben. Zunächst hielt man beide Arten für gut unterscheidbar, was vor allem an der unterschiedlichen Schuppenzahl in der Längsreihe festgemacht wurde. Erst 1963 zeigte Dr. Jubb, dass beide ”Arten” durchschnittlich 26 Schuppen in der Längsreihe haben und seither gilt E. barilioides als Synonym zu E. fasciolatus.
Beschreibung
Diagnose: Dorsale iii/8, wobei der letzte ungeteilte Strahl der längste ist. Anale iii/5. Die Schuppen sind strahlenförmig gestreift, es befinden sich 24-28 in der Längsreihe und 12 um den Schwanzstiel herum. Zwei gut entwickelte Bartelpaare, wovon die vorderen etwa so lang wie der Augendurchmesser und die hinteren etwa 1,5 mal so lang wie der Augendurchmesser sind. Die meisten sambischen Kleinbarben haben zwei Bartelpaare, ja, dieses Merkmal ist fast charakteristisch für die afrikanischen Kleinbarben. Jedoch gibt es da auch Ausnahmen, wie die Schmetterlingsbarbe E. hulstaerti aus dem Kongo.
Enteromius fasciolatus ist eine der hübschesten Kleinbarben Sambias und gleichzeitig die einzige Art der kleineren Flüsse und ”Dambos”, die ein Muster aus senkrechten Streifen auf der Seite hat. Der dritte und vierte Streifen ist oft miteinander verschmolzen, wodurch ein rautenförmiger Fleck entsteht. Die Körpergrundfarbe ist Oliv bis leuchtend Rot. Immer ist die Körpermitte am intensivsten, der Bauch am hellsten gefärbt. Wie leuchtend im einzelnen die Farben sind, hängt vom Ernährungszustand und der Fortpflanzungsstimmung ab. Die Anzahl der Streifen auf der Seite ist übrigens variabel: es können 10-16 Streifen sein. Der letzte der Körperstreifen ist gewöhnlich zu einem Punkt auf der Schwanzwurzel reduziert. Die Flossen sind an ihrer Basis immer schwächer gefärbt als weiter außen. Auch ihre Färbung variiert von kräftigem Rot über Pink bis weißlich.
Der natürliche Lebensraum
Diese Barbe ist ein charakteristischer Bewohner sauerstoffreicher Nebenflüsse und der ”Dambos” genannten überschwemmten Senken. Sie fehlt hingegen in den Seen und Hauptströmen. Unterwasserpflanzen meidet dieser Fisch und man findet sie typischerweise über sandigem oder steinigem Boden. Die Angolabarbe ist ein Wanderfisch während der Regenzeit, wodurch Aufsammlungen von Januar bis April kaum an den Orten möglich sind, wo der Fisch normalerweise gefunden wird. Die Wanderungen führen die Fische in die Oberläufe der Nebenflüsse und von dort in die überfluteten Wiesen. Dort laichen sie ab und hier, im Schutz der reichen Vegetation, entwickeln sich Laich und Jungfische. Verbreitung Man kennt die Art vom oberen Sambesi, Kafue und vom sambischen Teil des Kongo. Die Art ist somit recht weit verbreitet, doch nirgends wirklich häufig oder zahlreich.
Persönliche Beobachtungen
Der Autor fand die Art erstmals im April 1970 in einer überfluteten Senke (”Dambo”), die für experimentellen Reisanbau genutzt wurde und sehr nahe zu einem kleinen Fluss im Kafue-Einzug lag. Hier lebte sie zusammen mit Enteromius lineomaculatus, wobei beide Arten etwa gleich häufig auftraten. Weitere Barbenarten waren E. eutaenia und E. multilineatus, doch waren diese zahlenmäßig deutlich schlechter vertreten. Die zuletzt genannte Art bevorzugte mehr die pflanzenreichen ufernahen Zonen. Außer den Barben fanden sich noch Aplocheilichthys katangae, Ctenopoma multispinis, Pseudocrenilabrus philander und eine unidentifizierte Tilapie im dem Dambo. Sämtliche mir zugängliche Literatur enthält den Hinweis auf die Transportempfindlichkeit der Art. Auch ich hatte beim Tranport trotz belüfteter Eimer und guter Wege bis zu 50% Ausfälle.
Das Wasser im natürlichen Lebensraum der Art ist sehr weich (44ppm CaCO3) bei einem pH Wert von 6.8 bis 7.4. Die Anpassung der Fische an hartes Wasser, wie es in Sambia z.B. im Südosten des Copperbelt vorherrscht, ist jedoch problemlos. Allerdings ist die Art trotzdem durchaus anspruchsvoll. Trübes, belastetes Wasser führt schnell zu Todesfällen. Dabei ist die Angolabarbe die erste in einer Gesellschaft sambischer Barben, die ihr Unwohlsein zeigt. Die häufigste Erkrankung der Angolabarbe ist eine Art Pilz, der entweder einzelne wattebauschartige Flecken bildet, oder aber den ganzen Körper mit einem feinen Flaum überziehen kann. Bislang ist jeder Heilungsversuch fehlgeschlagen. Die Untersuchung erkrankter Exemplare ergab den überraschenden Befund einer Columnaris-Infektion, einer Krankheit, die man meist nur von Lebendgebärenden Zahnkarpfen kennt. Gute Wasserpflege mit wöchentlichem Teilwasserwechsel erwiesen sich als beste Prophylaxe gegen diese Seuche. Eine andere Krankheit, die gelegentlich auch bei anderen Barben auftritt, nannten wir ”Dahinschwinden-Krankheit”, die offensichtlich mit unzureichender Ernährung der Fische zusammenhängt. Vor allem das Verfüttern von Mückenlarven, aber auch anderes Lebendfutter, kann den Prozess dieser Erkrankung stoppen. Die Angola-Barbe toleriert auch relativ niedrige Wassertemperaturen von unter 10°C, wie sie im sambischen Winter von Juni-September auftreten können.
Abschlussbetrachtung
Der englische Gebrauchsname für diese Art ist ”Sambische Tigerbarbe”. Die prächtige Färbung der Art rechtfertigt diesen Namen auch voll und ganz. Und so rate ich jedem, der die Gelegenheit dazu bekommt: Setz Dir ´nen Tiger ins Aquarium!
G. R. Melhuish B.Sc; M.I.Biol; C.Biol
Literatur:
Bell-Cross, G. (1965): Additions and amendments to the checklist of the fishes of Zambia. The Puku, Occ. Papers. Dept.Game and Fisheries, Zambia, No.3 29—43.
Bell-Cross, G. (1976): The Fishes of Rhodesia. Trustees of theNational Museums and Monuments of Rhodesia.
Jackson,P.B.N. (1961): The fishes of Northern Rhodesia. A checklist of Indigenous Species. Government Printer, Lusaka, Zambia.
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