Ruten und Köder – Anglerfische

Anglerfische – auch Krötenfische genannt – sind bizarre Geschöpfe, die mit ihrer Umgebung eins sind und arglosen Zeitgenossen den Tod bringen. Ihnen fehlt eine Schwimmblase und so bevorzugen sie einen ruhigen Lebenswandel. Das können sie sich auch leisten, denn ihr Nahrungserwerb ist so ausgelegt, dass sich ihre Beute ihnen nähert.

Dieses ein­zig­artige Exemplar von Antennarius maculatus hat Haut­auswüchse, die wie Korallen­polypen aussehen. Importiert von Meeresaquaristik Reising.

Meister der Tarnung
Perfekt getarnt lauern diese Fische in der Natur vor allem auf Schwämmen und locken ihre Beute, gleich einem Angler mit Köder und Angelrute, an. Der leichtsinnige Flossenträger nähert sich neugierig der Köder-Attrappe und verliert in gleichem Moment sein Leben im riesigen Schlund des Anglerfisches, der lediglich sechs Milli­sekunden für den Vorgang des Maulöffnens benötigt (Schneidewind 2003).

Die Größe der erbeuteten Nahrung kann beträchtlich sein, wie Schneidewind (2004) dokumentierte. In einem Händlerbecken waren ein 10 cm langer Anglerfisch (Antennarius pictus) und ein 10 cm messender Poma­canthus asfur zusammengesetzt worden, da aufgrund der Größe des hochrückigen Kaiser­fisches es kategorisch ausgeschlossen wurde, dass man dem Anglerfisch eine potenzielle Beute darbieten würde. Dieser jedoch war anderer Ansicht und fing den Kaiserfisch, der jedoch im Maul stecken blieb. Das Malheur wurde am nächsten Morgen entdeckt. Beide Fische waren erstickt.


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Pflege im Artaquarium
Dieser Vorfall belegt, dass Anglerfische in eigenen Aquarien gehalten werden müssen. Die sonderbaren Meeresgeschöpfe lassen sich in vergleichsweise kleinen Aquarien pflegen, da ihr Fortbewegungsdrang gering ist und die Körpergröße vieler Arten nur selten mehr als 10 cm erreicht. Wenn doch einmal ein Ortswechsel von Nöten ist, wandern die Großmäuler mithilfe ihrer modifizierten Bauch- und Brustflossen über den Unter­grund. Dabei wirkt dieses so, als bewege sich der Anglerfisch mit Armen und Beinen fort. Wechseln die Tarnkünstler ihren Standort, geht – wenn erforderlich – eine Farbänderung und ein Wechsel der Körperzeichnung einher. So verweist Schneidewind darauf, dass binnen weniger Tage im Aquarium eine vollständige Änderung der Farbe von den Anglerfischen vollzogen werden kann.

Identifizierung der Arten
Es ist sinnlos zu versuchen, Anglerfische nach der Körperfarbe einer Art zuordnen zu wollen. Wie aber lässt sich dann die Art identifizieren? Ein wichtiges Kriterium ist die Angelrute (Illicium) und die Köder-Attrappe (Esca). Außerdem von Bedeutung ist die Herkunft und die Größe. Trotz der variablen Körper­farbe zählen auch Streifen, Flecke, Augen­flecke sowie deren Anordnung zu den Merk­malen der Artbestimmung. Schneide­wind (2003) nennt für die Familie Anten­nariidae 18 Familien mit etwa 65 Gattungen und rund 300 Arten. Die für die Aquaristik bedeutungs­volle Gattung Antennarius um­fasst 24 Arten.

Paarweise Pflege?
In den natürlichen Lebensräumen der tro­pischen und subtropischen Meeresregionen finden sich Anglerfische paarweise oder einzeln. Ob sie ein Revierverhalten inne­haben, vermag ich nicht zu beantworten, doch ist von den kannibalistischen Nei­gungen von so manchem Anglerfisch berichtet worden. Es ist also ein Wagnis, zwei gleichartige Tiere mit­einander zu verge­sellschaften, da der Mangel äußerer Ge­schlechtsmerkmale verhindert, dass Männ­chen und Weibchen zweifelsfrei zu erkennen sind. Lediglich über die Größe ausge­wachsener Tiere ließe sich eine Veri­fi­zierung vornehmen, da die Männchen oft­mals klei­ner bleiben als ihre weiblichen Artgenossen.
Über das Ablaichverhalten ist berichtet, dass es zwei Varianten der Gametenabgabe gibt. Einerseits legen frei laichende Arten bis 2,7 m lange Laichschnüre in die Wassersäule. Aus diesen schlüpfen nach zwei bis fünf Tagen planktonische Larven. Andererseits gibt es Substratlaicher, die eine gallertartige Masse produzieren. Ein solches Gelege wird bis zum Schlupf meist vom Männchen bewacht. Von einem besonderen Fall der Brutpflege berich­tet Schneidewind, der von Lophiocharon trisig­natus weiß, dass diese Art ihre rund 600 großen Eier direkt auf den Körper des Männ­chens anheftet und diese dort bis zum Schlupf der Larven verbleiben.

Joachim Frische

Literatur:
Schneidewind, F. (2003): Anglerfische. Aquaristik Fachmagazin & Aquarium heute. 35(5), 82-88.
Schneidewind, F. (2004): Fressen und gefressen werden – Anglerfisch frisst Kaiserfisch. Aquaristik Fachmagazin & Aquarium heute. 36(2), 86.

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