Die Schwarzwassergebiete des zentralen Teils von Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo, bergen noch immer zahlreiche ungehobene Schätze aus dem Reich der Fische. Häufig treten neue, unbekannte Fischarten über den Weg des Zierfischhandels in das Bewusstsein der Ichthyologen. So auch im Falle des schönen Bärblings Rasbora patrickyapi, einer etwa 5 bis 6 cm langen Schwarzwasserart.
Ende 2007 besuchte der Wissenschaftler Tan Heok Hui die Anlage des in Singapur ansässigen, sehr rührigen Zierfischexporteurs Patrick Yap und fand zwischen Rasbora kalochroma eine neue, ihm unbekannte Bärblingsart. Auf den ersten Blick erinnerte das Tier farblich am ehesten an die weit in Südostasien verbreitete Art Rasbora einthovenii, eingehendere Untersuchungen zeigten aber, dass die neue Art offenbar auch eng mit der syntop lebenden Rasbora kalochroma verwandt ist. Tan beschrieb das Tier schließlich 2009 zu Ehren von Patrick Yap als neue Art.
Die sorgfältige Untersuchung von Museumsmaterial zeigte, dass Belegexemplare der Art bereits 1984 im Museum Zoologicum Bogoriense in Indonesien deponiert worden waren; man erkannte sie anhand konservierter Exemplare nur nicht als neue Art. Wie so oft ist es darum der Aquarienkunde zu verdanken, dass unser Wissen um die Biodiversität weiter angewachsen ist. Bislang ist Rasbora patrickyapi nur aus Tieflandtorfsümpfen und Heidewäldern im zentralen Kalimantan im Einzugsgebiet der Flüsse Katingan und Kahayan bekannt.
Aquarium Glaser bietet Rasbora patrickyapi – die Tiere entstammen selbstredend der Exportfarm des Namenspatrons der Art – seit Ende November 2012 regelmäßig an. Die Fische haben sich im Großhandel als vergleichsweise leicht zu pflegende Fische erwiesen. Man muss bei Schwarzwasserfischen allerdings grundsätzlich beachten, dass diese Tiere in ihren Heimatbiotopen in extrem weichem und sauren Wasser leben. Diese Wasserbedingungen brauchen die Fische zwar nicht zum Wohlbefinden, jedoch ist das Wasser im natürlichen Lebensraum vor allem aufgrund des sauren pH-Wertes sehr keimarm. Einem hohen Keimdruck im Aquarienwasser haben die Fische wenig entgegenzusetzen, wenn ihre natürlichen Abwehrkräfte aufgrund der suboptimalen Bedingungen während des Fanges und Transportes vermindert sind. Bakteriosen und ektoparasitäre Erkrankungen können die Folge sein. Man sollte also während der Eingewöhnung solcher Fische auf möglichst sauberes, keimarmes Wasser achten, ein kräftiger UV-Filter leistet hier sehr gute Dienste und ein gutes Medikament gegen Ektoparasiten sollte auch stets zur Hand sein. Ist die etwas heikle Eingewöhnung überstanden sind die Fische durchaus als unempfindlich zu bezeichnen, die sogar im Fotografieraquarium schöne Farben zeigen und balzen.
Über eine erfolgreiche Nachzucht im Aquarium ist m.W. noch nicht ausführlich berichtet worden, jedoch ist nicht zu erwarten, dass die Fische in dieser Hinsicht wesentlich neues zu bieten haben. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um produktive Freilaicher, die in Javamoos und dergleichen ablaichen. Männchen sind schlanker als die Weibchen, erstere haben zudem einen höheren Rotanteil in der Färbung der Flossen. Für eine erfolgreiche Zucht ist es allerdings wahrscheinlich notwendig, ein Wasser von weniger als 2°GH bei einem pH von etwa 4,5 zu verwenden, was den in der Natur üblichen Wasserwerten entspricht. Für die Pflege spielen Härte und pH-Wert allerdings eine untergeordnete Rolle. Rasbora kalochroma, die aus dem gleichen Lebensraum wie R. patrickyapi stammt, lebt schon seit Jahren bei bester Gesundheit in einem Schauaquarium in der Hottonia, dem darmstädter Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, im harten darmstädter Leitungswasser (17-20°GH, 12-13° KH, pH 7,3 – 7,7).
Rasbora patrickyapi ist eine farblich sehr attraktive, friedliche und kleinbleibende Art. Pflanzen bleiben unbehelligt, die Tiere sind mit käuflichen Fischfutter gut und leicht zu ernähren. Bleibt zu hoffen, dass der neuen Schönheit eine lange aquaristische Karriere bevorsteht.
Frank Schäfer
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