Flösselhechte (Polpyterus) gehören zu den so genannten lebenden Fossilien. Vieles an ihrem Körperbau ist altertümlich. Das macht sie zu besonders interessanten Studienobjekten im Aquarium, da ja nicht nur körperliche Merkmale, sondern auch Verhalten vererbt wird und letzteres für gewöhnlich sogar konservativer*. Man kann sozusagen Verhalten aus der Urzeit beobachten, wenn man Flösselhechte pflegt.
Polypterus weeksii stammt aus dem Kongo. Die Art wurde bereits 1898 wissenschaftlich beschrieben, zählt jedoch zu den Raritäten, sowohl in Museumssammlungen als auch im Aquarium. Nur sehr selten und in kleinen Stückzahlen wird die bis zu einem halben Meter lange Art importiert. Darum habe ich mich sehr gefreut, als die Art 2016 in einem der ohnehin selten gewordenen Kongoimporte mit gut 30 Exemplaren vertreten war. Es waren allesamt Jungtiere von 12-15 cm Länge.
Natürlich wollte ich ein Pärchen für mich aussuchen. Das geht bei Polypterus gewöhnlich ganz gut, da die Männchen eine erheblich größere Afterflosse als die Weibchen haben, aber dieser Unterschied ist erst ab einem gewissen Alter gut zu erkennen, wenn die Fische in die Pubertät kommen. Vorher sind sich Männchen und Weibchen „untenrum“ sehr ähnlich. Und die Afterflosse ist selbstverständlich bei beunruhigten Tieren auch nur schwer zu erkennen.
Also nahm ich zunächst für Fotozwecke ein möglich breit gebändertes und ein möglichst schmal gebändertes Exemplar, um die mögliche Bandbreite in der Färbung zu dokumentieren. Dabei hatte ich ein glückliches Händchen, die zwei Tiere erwiesen sich bei genauerer Beobachtung im Fotobecken tatsächlich als Pärchen. Die Färbung ist wohl eher nebensächlich, aber etwas ganz anderes fiel auf: das Männchen hat einen verhältnismäßig breiteren Kopf als das Weibchen! Ein derartiger Geschlechtsunterschied ist bislang für Flösselhechte unbekannt! Achten Sie einmal beim betrachten der Bilder darauf: das Weibchen ist das Tier mit den schmalen Bändern und dem Rest des äußerlichen Kiemenastes am Kiemendeckel.
*Verhalten wird i.d.R. konservativer, also unveränderlicher vererbt als körperliche Merkmale, die sich unter Umständen recht schnell (schon nach wenigen hundert Generationen) drastisch verändern bzw. anpassen können. Man kann darum davon ausgehen, dass das Verhalten der Polypterus heute noch identisch ist zu dem Verhalten, das sie vor 60 Millionen Jahren zeigten.
Sie wollen mehr über Flösselhechte wissen? Lesen Sie hier nach: https://www.animalbook.de/Polypterus-Floesselhechte-Bichirs
Frank Schäfer
Anzeige
Pingback: Blog Fische – aquaterra70