Die Taggeckos der Gattung Phelsuma sind sehr beliebte Terrarientiere. Sie vereinen prachtvolle Färbung, leichte Halt- und Züchtbarkeit mit einem meist zutraulichen Wesen.
Das Wort „selten“ wird häufig im Zusammenhang mit Tieren gebraucht (ist das Wortwitz oder was?). Aber was heißt „selten“ eigentlich? Meint man damit, dass die betreffende Art vergleichsweise selten gepflegt wird? Dann ist Phelsuma parkeri wirklich eine seltene Art, denn selbst viele Spezialisten kennen sie nur vom hörensagen. Oder meint man mit „selten“, dass die betreffende Art nur an wenigen Orten der Welt angetroffen werden kann? Auch in diesem Sinne ist Phelsuma parkeri eine seltene Tierart, denn es gibt sie nur auf der dem ostafrikanischen Staat Tansania vorgelagerten Insel Pemba, die etwa 1340 km2 groß ist. Wenn „selten“ jedoch meint, dass die betreffende Tierart in ihrem Vorkommensgebiet kaum anzutreffen ist, so trifft dies auf Phelsuma parkeri nicht zu. Als einzige Taggecko-Art auf Pemba ist sie dort ohne Konkurrenz. Zudem ist die Art ein Kulturfolger und lebt durchaus gerne in von Menschen nachhaltig veränderten Landschaften, wie Palmenplantagen oder Hausgärten. Auch an Häuserwänden werden Tiere gesehen.
Ein derart winziges Verbreitungsgebiet macht jedoch jede Tierart zu einer gefährdeten Tierart. Der Ausbruch einer Krankheit, die Einschleppung eines Nahrungskonkurrenten oder Freßfeindes oder auch eine Naturkastatrophe kann eine solche Art schnell zum Aussterben bringen. Auch eine übermäßige Nutzung der Tiere als Exportartikel für die Terrarienhaltung ist eine theoretische Gefahr. Glücklicherweise besteht diese Gefahr in Wirklichkeit jedoch nicht. Denn es gibt eine große Anzahl bunterer, wesentlich billigerer und zudem weniger scheuer Arten. So wird Phelsuma parkeri immer ein seltener Terrarienpflegling bleiben.
Ab und zu sind jedoch einige Exemplare dieser Art auf dem Markt. Phelsuma parkeri ist ein schlanker, einfarbig grüner Taggecko, dem jeglicher Rot-Anteil in der Färbung fehlt. Über die genauen Verwandtschaftsverhältnisse war man sich lange nicht einig. So wurde die bereits 1941 beschriebene Echse mal als Unterart von P. madagascariensis, mal als Unterart von P. abbotti gesehen. Das alte, etwas diffuse Unterartkonzept, nach dem Phänotypen je nach Ähnlichkeit als Art oder Unterart gesehen wurden, wird heute kaum noch angewandt. Von Unterarten spricht man nur noch dann, wenn es im Überschneidungsgebiet zweier Unterarten Zwischenformen gibt, die keiner Unterart zuzuordnen sind. Diese Mischformen nennt man dann Intergrades. Da sich das Verbreitungsgebiet von P. parkeri nicht mit dem einer anderen Phelsume überschneidet, gibt es zwangsläufig keine Mischformen. So wird P. parkeri heute konsequenterweise als eigenständige Tierart geführt.
Die Maximallänge erwachsener Tiere beträgt etwa 165 mm, wobei der Schwanz 1,3 x so lang wie der Körper ist. Die Geschlechter sind nur schwer zu unterscheiden. Als sicheres Merkmal gilt die Färbung der Kloakenregion, die beim Männchen gelb, beim Weibchen weißlich ist. Folgt man den bisherigen Mitteilungen über die Terrarienbiologie der Tiere so pflanzen sie sich meist von Mai-Juli fort. In der Regel werden zwei, gelegentlich auch ein Ei pro Gelege gelegt. Gecko-Eier haben unmittelbar nach dem Ablegen eine große Klebkraft. Viele Arten nutzen dies und kleben ihre Eier an ein Substrat an. Bei P. parkeri ist das anders. Hier dreht das Weibchen das Gelege nach der Ablage so lange mit den Hinterbeinen, bis die Eier ausgehärtet sind. Dann werden sie in Blattachseln etc. deponiert. Aus der Natur sind Massen-Eiablageplätze bekannt. Im Terrarium hält man die Tiere jedoch besser nur paarweise. Hier werden kleine Nistkästen für Vögel gerne zur Eiablage genutzt. Die Eier überführt man in einen Brutapparat, zumal die Eltern dem frisch geschlüpften Nachwuchs, der etwa 5 cm lang ist und im Gegensatz zu den Eltern eine schwarze Wurmzeichnung zeigt, nachstellen. Ansonsten fressen sie die üblichen Insekten und lecken sehr gerne an süßem Obst.
Leider bleibt P. parkeri immer scheu. Auch die Nachzuchten. Und so wird dieser Taggecko wohl immer eine Seltenheit im Terrarium sein.
Frank Schäfer