Der Fisch wird nicht groß, man bekommt ihn nur selten zu Gesicht, doch für mich und zahlreiche andere Liebhaber der Labyrinthfische auf der ganzen Welt ist Malpulutta kretseri eine der begehrenswertesten Arten der Familie.
Ich war daher begeistert, als sich mir bei meinem letzten Besuch in Sri Lanka die Gelegenheit bot, an einer Suchaktion nach diesem kleinen Juwel teilzunehmen. Mein Führer auf diesem Trip war M. W. Dharmadhasa, ein bewunderswerter Mann mit über 35jähriger Erfahrung in Bezug auf das Sammeln von Fischen. Er arbeitet für einen in Sri Lanka führenden Exporteur, Lumbini Aquaria Wayamba Ltd. Das Ziel der Expedition bestand darin, einige lebende Exemplare von Malpulutta kretseri zu sammeln, um mit ihnen ein von Lumbini initiiertes Zuchtprogramm zu starten.
Bedrohte Fischfauna
In Sri Lanka leben viele endemische, also nur dort vorkommende Arten von Fischen, die bei den Aquarianern sehr begehrt sind. Einige dieser Arten, wie die Bitterlingsbarbe (Puntius titteya), die Ceylonbarbe (Pethia cumingii), die Purpurkopfbarbe (P. nigrofasciata) und die Bandulabarbe (P. bandula) sind aus den unterschiedlichsten Gründen zu den bedrohten Arten zu rechnen. So auch Malpulutta kretseri. Von den Barben gibt es glücklicherweise bereits seit einiger Zeit Erhaltungszuchtprogramme, so daß sie bei den führenden Exporteuren in großer Anzahl vorhanden sind. Sobald die Behörden die Tiere für den Export freigegeben haben, werden sie ihren Weg in die Aquarien der Liebhaber antreten können. Bei Malpulutta ist der Fall etwas anders gelagert. 1997 kamen die Exporteure mit der Verwaltung überein, daß Malpulutta von den Exportlisten gestrichen werden sollte und für die Zukunft der Weltmarkt nur noch mit Tieren versorgt werden sollte, die aus Nachzuchtprogrammen stammten. Zweifellos ist M. kretseri, ganz allgemein gesprochen, kein häufiger Fisch. Sein exakter Status in Bezug auf den Fortbestand der Art ist aber unbekannt. Auch wenn man darin übereinstimmt, daß die Bestände rückläufig sind, erzählte mir ein Fänger, daß man an bestimmten Plätzen von Zeit zu Zeit große Stückzahlen fangen kann. Man ist sich jedoch einig, daß es besser ist, vorbeugende Schritte einzuleiten, als eines Tages festzustellen, daß es zu spät ist, die Art zu retten.
Die erfolgreiche Suche
Der Ort, den unser Führer für die Suche nach M. kretseri auswählte, lag gerade so in der südlichen Provinz Sri Lankas. Tatsächlich war es kaum möglich zu entscheiden, ob wir schon in der südlichen Privinz waren oder noch im Grenzbereich der westlichen Provinz. Die dem Sammelort nächstgelegene Siedlung war das kleine Pitigala. Der Bach, an dem wir sammelten, ließ sich nur über einen schmalen Pfad erreichen, der weit in eines der zahllosen, tief eingeschnittenen Täler, die so charakteristisch für das dortige Landschaftsbild sind, führte. Es handelt sich um ein weitgehend unberührtes Fleckchen Natur, was wir auch an unseren zahlreichen Begegungen mit der Tierwelt merkten: Wir sahen große Warane und fanden auch die Losung wildlebender Elefanten. Die Tatsache, sich in der Nähe solcher Tiere zu befinden, gibt einem schon einen Kick – besonders, wenn man dabei auf der Suche nach einem Geschöpf wie Malpulutta ist. Letztendlich konnten wir nur eine halbe Stunde an dem dunklen, fliessenden Gewässer zubringen, das von dichter Vegetation umwuchert war. Trotzdem gelang es uns, acht erwachsene Malpulutta für das Erhaltungszuchtprogramm zu erbeuten. Zusätzlich fanden wir noch zahlreiche andere Arten, unter denen sich zu meiner besonderen Freude viele Exemplare des wundervollen Perlmuttbärblings (Rasboroides vaterifloris) und einige Exemplare der Bitterlingsbarbe (Puntius titteya) befanden. Wir nahmen auch Wasserproben mit, um sie im Lager zu analysieren. Der Testzeitpunkt war 14 Stunden nach der Entnahme. Wir maßen einen pH-Wert von 7, die KH lag bei 0,5° und die GH bei 2,0°. Das Wasser war zum Testzeitpunkt also sehr weich und neutral.
Hilfe seitens der Liebhaber
Nachdem die Fische bei Lumbini ordnungsgemäß untergebracht waren, stellte sich bei der anschließenden Diskussion heraus, daß jeder Bericht über eine erfolgreiche Zucht der Art dem Projekt zugute kommen würde. Daher nahm ich nach meiner Rückkehr nach Spanien, wo ich jetzt lebe, Kontakt zu der Anabantoid Association of Great Britain (AAGB) auf, deren Vorsitzender zu sein ich die Ehre habe. Mit Hilfe des Redakteurs des Verbandsorgans, Labyrinth, begannen wir, Literatur zusammenzustellen. Nun, da ich diese Zeilen schreibe, ist bereits ein Literatur-Paket nach Sri Lanka unterwegs, das zusätzlich noch Artikel und Berichte unserer Mitglieder über die erfolgreiche Zucht enthält. Es bleibt zu hoffen, daß dieses Paket die bereits vorhandene Literatur und Lumbinis Erfahrung so weit ergänzt, daß wir schon bald von einer erfolgreichen Zucht hören werden. Für mich persönlich war es eine große Freude, an der Suche nach einem solch großartigen Fisch wie Malpulutta kretseri teilnehmen zu dürfen. Es ist außerdem ungemein befriedigend, daß einerseits eine Hobby-Organisation wie die AAGB helfen kann, eine bedrohte Art vor Überfischung zu bewahren und daß andererseits seitens des Handels selbst ein solches Interesse festzustellen ist, die wildlebenden Bestände dieses einmaligen Juwels zu erhalten und zu schützen.
Danksagung
Mein Dank gilt Vibhu Perera und Jayanthe Ranasinghe von Lumbini Aquaria Wayamba Ltd., die es mir ermöglichten, an der Suche nach M. kretseri teilzunehmen. Ich danke außerdem M. W. Dharmadhasa und den anderen Expeditionsteilnehmern für eine unvergeßliche Erfahrung. Schließlich gilt mein Dank noch David Armitage, dem Redakteur von Labyrinth, der die Literatursuche koordiniert hat, und dem Mitgliedern der AAGB, die so bereitwillig wichtige Details mitgeteilt haben.
John Dawes
Nachtrag der Redaktion
Das alles ist nun schon ein paar Jahre her. Was ist aus der Erhaltungszucht geworden? Leider nichts. Aktuell sind in Sri Lanka sämtliche kommerziellen Ausfuhren der dort wild lebenden Süßwasserfische verboten. Derzeit (Ende 2018) ist die Art wohl nicht mehr in europäischen Aquarien vorhanden. Das ist besonders schade, da zuletzt, in den vergangenen 10 Jahren, ein besonders leicht halt- und züchtbarer Stamm im Hobby verbreitet war. Aber es kam wie so oft: jeder Züchter hat immer zu wenig Platz; wenn man dann glaubt, der Stamm sei gesichert und weit genug verbreitet, lässt man ihn selbst ausgehen und wendet sich anderen Projekten zu. Und nach einiger Zeit stellt man dann fest, dass die anderen Züchter genau so dachten. Dann ist es aber meistens schon zu spät und die betreffende Art oft für viele Jahre nicht mehr zu bekommen. So ist es jetzt auch wieder einmal Malpulutta kretseri ergangen. Schade, schade.
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Guten Tag, dem Nachtrag möchte ich bedingt positiv widersprechen, da es allein in Deutschland noch 5, mir bekannte, Züchter gibt, welche diese auch erfolgreich vermehren. Es handelt sich hierbei um einen alten Kottawa Forrest Stamm. Allein in meinem Besitz sind 4 Paare und einige Böcke im Überschuss. Diese vermehren sich auch sehr fleißig und erfreuen sich bester Gesundheit. Hierbei verfügen die Böcke über sehr lang ausgezogene Flossen in einem wunderschönen Blau.
Mit freundlichem Gruß
Hast du noch Pärchen Maluluttas zur Abgabe ? Gabip