Warum gibt es eigentlich im Rio Xingu so viele verschiedene L-Welse, die alle ein sehr ähnliches Muster haben, nämlich auf dunklem Grund weiße oder gelbe Tupfen und gelb gesäumte Flossen? Handelt es sich um ein ähnliches Phänomen wie bei den Panzerwelsen, wo es ja auch nahezu identisch gefärbte Rund-, Lang- und Sattelschnäuzer gibt? Wohl eher nicht. Bei den Panzerwelsen geht man davon aus, dass Fressfeinde, wenn sie einmal einen derartig gefärbten Fisch erbeutet haben, das zukünfig meiden, weil die stacheligen Biester arg im Hals kratzen. So haben ähnlich gefärbte Exemplare einen Vorteil, auch wenn sie gar nicht eng verwandt sind.
Aber bei den Xingu-Harnischwelsen macht diese These wenig Sinn. Denn der prachtvollste von allen, L14 oder Scobinancistrus aureatus, entwickelt das typische Farbkleid erst mit Eintritt der Geschlechtsreife bei einer Größe, wenn außer Kaimanen kaum noch ernsthafte Fressfeinde existieren. Und die Golden Nuggets (Baryancistrus xanthellus, L18, L81, L177) behalten die auffällig Färbung zeitlebens bei (wenn auch etwas abgeschwächt im Alter), wenngleich auch sie ausgewachsen kaum noch Fressfeinde haben und zur Vermeidung dieser wenigen Fressfeinde eine einheitlich dunkle Körperfärbung sinnvoller wäre.
Beobachtet man Interaktionen diese getupften Welse im Aquarium, so fällt auf, dass es hier erhebliche Verhaltensunterschiede gibt. Die Golden Nuggets z.B. sind eher ruhige Zeitgenossen, Kühen auf der Weide vergleichbar. Große L14 sind als Fleisch- (sprich: Schnecken-) Fresser entweder unterwegs auf Futtersuche oder ruhen zum verdauen. Die aktivsten in dieser Runde sind die L67 (Pseudancistrus asurini). Sie sind außerordenlich flach gebaut, so dass sie ohne großen Kraftaufwand auch gegen starke Strömung anschwimmen können. Um bei unserem Vergleich mit Großtieren zu bleiben: L67 sind die Araberpferde unter den L-Welsen, stets etwas nervös, stets aufmerksam und sehr aktiv. Das macht die bis zu 20-25 cm langen Tiere zu den unterhaltsamsten L-Welsen im Aquarium.
Es gab bei der L-Nummern-Vergabe von P. asurini etwas Konfusion. Ursprünglich wurde ein P. asurini als L17 abgebildet, aber man merkte nicht, dass zwei Arten gemischt als L17 im Handel waren, P. asurini und ein noch unbeschriebener Hopliancistrus, der wie alle Hopliancistrus drei sehr große, abspreizbare Haken am Zwischenkiemendeckel besitzt. Später vergab man mit L67 nochmal eine L-Nummer für P. asurini, während L17 für den Hopliancistrus weiterverwendet wurde.
Pseudancistrus asurini ist ein vorwiegend von Aufwuchs lebender Wels, der im Aquarium alle gängigen Futtersorten akzeptiert. Man sollte, um die langlebigen Tiere gesund zu halten, überwiegend pflanzlich füttern (Kartoffelscheiben, Zucchini, Karotte, Salat, Löwenzahn, Totlaub, Trockenfutter auf pflanzlicher Basis). Männchen entwickeln mit der Laichreife einen bizarren Stachelkranz rund um die Schnauze. Dann sind sie auch recht aggressionsbereit, weshalb für eventuelle Mitbewohner viele Versteckmöglichkeiten vorgesehen werden sollten. Die Tiere sollten relativ warm gepflegt werden (26-30°C), die übrigen Wasserwerte sind von untergeordneter Bedeutung, gute Wasserpflege (wöchentlicher, großzügiger Teilwasserwechsel) vorausgesetzt. Da die Fische aus sehr strömungsreichen Flussabschnitten stammen, ist eine kräftige Filterung und der Einsatz von Strömungspumpen ratsam.
Text & Photos: Frank Schäfer