Höhlenschmerlen: Schistura cf. jarutanini

Die Bachschmerlen der Gattung Schistura sind in Süd- und Südostasien weit verbreitet und bilden hunderte von Arten aus, von denen viele wissenschaftlich noch unbeschrieben sind. Nahezu jedes Fließgewässer beherbergt eine oder mehrere Arten. So verwundert es nicht, dass einige dieser Schmerlen zu Höhlenbewohnern geworden sind.

Gänzlich blindes Exemplar

Eine ganz besondere Art konnte schon einmal in kleiner Stückzahl aus Thailand importiert werden: Schistura cf. jarutanini. Da alle Höhlenfische ganz generell nur eine vergleichsweise geringe Verbreitung haben, hat sich der Handel bei solchen Arten bezüglich der Importe eine mengenmäßige Selbstbeschränkung auferlegt, um eine Gefährdung der natürlichen Populationen von vornherein auszuschließen.

Exemplar mit stark reduzierten Augen

Das Besondere an den Schistura cf. jarutanini ist, dass es sich offenbar um eine Art handelt, bei der wir Augenzeuge der Evolution sind. Denn es gibt Tiere, die schon (wie für Höhlenfische üblich) blind sind und keine äußerlich sichtbaren Augen mehr aufweisen, aber auch Exemplare mit zwar kleinen, aber voll funktionstüchtigen Augen. Und es gibt Zwischenformen, bei denen Augen vorhanden, jedoch missgebildet sind. Die Färbung ist hochvariabel, je blinder die Tiere sind, desto weniger kontrastreich gefärbt erscheinen sie.

Dieses Tier hat fast normale Augen

Im Aquarium sind diese Fische sehr leicht haltbar. Sie sind Allesfresser, bei denen man darauf achten muss, dass sie nicht zu fett werden. Untereinander und gegen andere Fischarten sind sie friedlich. Besonders auffallend ist die ruhelose Schwimmweise der Schmerlen, die kaum jemals still sitzen. Alles in allem handelt es sich – auch wegen der Seltenheit der Tiere – zwar um Fische für ausgesprochen spezialisierte Aquarianer, die jedoch alles bieten, was sich ein Forscherherz wünscht.

Frank Schäfer

Mehr Lesestoff zum Thema gibt es hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=schmerle


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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Ein Kommentar zu “Höhlenschmerlen: Schistura cf. jarutanini

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