Mit über 2.000 Arten sind die Grundeln die arten- und formenreichste Fisch-Gruppe überhaupt. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Meer, es gibt jedoch auch viele Süß- und Brackwasserarten. Die Mehrzahl von ihnen bleibt relativ klein (unter 20 cm Länge) und ist somit gut für die Aquaristik geeignet. Dennoch führen sie zumindest in der Süßwasseraquaristik nur ein Schattendasein.
Aus dem Süßwasser: Zwei Schläfergrundeln aus Nigeria
Es gibt zwei Ansichten in der wissenschaftlichen Welt, wie die Schläfergrundeln innerhalb der Grundeln zu positionieren sind. Die eine räumt ihnen den Rang einer eigenen Familie ein, die dann Eleotrididae heißt, andere sehen in ihnen nur eine Unterfamilie zur Familie Gobiidae: Eleotridinae. Schläfergrundeln heißen die etwa 150 Arten, weil sie im Auge eine reflektierende Schicht haben, was man auch auf vielen Fotos sieht.
Dormitator lebretonis (Steindachner, 1870) ist eine planktonfressende Art, die daher viel im freien Wasser unterwegs ist. Die bis zu 15 cm lang werdende Art, die früher der Gattung Batanga zugeordnet wurde, sieht genau so aus, wie ihre Schwesterart aus der Neuen Welt, Dormitator maculatus (Bloch, 1785). Untereinander und gegen artfremde Fische ist diese Grundel gut verträglich.
Den Raubfischtyp bei den Schläfergrundeln repräsentiert Eleotris vittata Dumeril, 1861. Es gibt eine ganze Reihe extrem ähnlich aussehender Arten. Die Bestimmung ist auch deshalb nicht einfach, weil sie über ein chamäleon-artiges Farbwechselvermögen verfügen. E. vittata kann fast 30 cm lang werden, gehört also zu den außergewöhnlich groß werdenden Schläfergrundeln, was aber Raubfischfans – und nur für diese kommt die Art in Frage – eher anziehen denn abschrecken dürfte.
Die beiden vorgestellten Schläfergrundeln betreiben Brutpflege und laichen in Höhlen. Leider sind die Jungen so winzig, dass ihre Aufzucht, die in Seewasser erfolgen muss, kaum gelingt. Beide Arten sind euryhalin, werden oft weit flussaufwärts im Süßwasser gefunden, werden aber in Brackwasser am größten; man kennt derartiges auch von heimischen Fischen, z.. vom Kaulbarsch (Gymnocephalus acerina). Der bleibt im Süßwasser – etwa im Oberlauf des Mains in Bayern – mit 10-15 cm deutlich kleiner als in der Elbe bei Hamburg, wo er fast 25 cm Länge erreichen kann. Am günstigsten bei Brackwasserpflege sind 5-15 Gramm Salz pro Liter.
Aus dem Brackwasser: Redigobius balteatus
Von der Insel Sri Lanka kommen leider nur noch sehr selten Wildfänge in den Handel. Wenn, dann befindet sich darunter manchmal auch ein Fischjuwel der besonderen Art: die Grundel Redigobius balteatus, auf deutsch Vaimosa-Grundel genannt.
Der deutsche Name geht darauf zurück, dass der Erstbeschreiber, Herre, sie 1935 ursprünglich in die Gattung Vaimosa beschrieb. Die Grundel, die weit in der Region rund um den Indischen Ozean verbreitet ist, wurde seit ihrer Erstbeschreibung noch in verschiedene andere Gattungen gesteckt, bis sie schließlich der Gattung Redigobius zugeordnet wurde.
Die weite Verbreitung (Sri Lanka, Philippinen, Malaysia, Indonesien, Neu Guinea, Neukaledonien, Mikronesische Inseln, Mosambik, Madagaskar) einer so kleinen Art – die Grundel wird maximal 4.5 cm lang – deutet schon darauf hin, dass sie als Larve im Meer verdriften kann. Und auch das erwachsene Tier findet man stets in Küstennähe. Dabei ist die Grundel nicht zwingend auf Brackwasser angewiesen, man findet sie durchaus auch gelegentlich in reinem Süßwasser. Dennoch ist die Pflege in Brackwasser unbedingt vorzuziehen, denn dort sind die Grundeln vitaler und wiederstandfähiger gegen Erkrankungen.
Auch die Ernährung ist im Brackwasser viel einfacher, denn die kleinen Tiere fressen am liebsten feines Lebendfutter. Heutzutage bedeutet das für die meisten Aquarianer, dass Artemia-Nauplien herangezogen werden müssen, denn natürliche Futtertümpel sind selten geworden. Artemia bleiben in Brackwasser problemlos den ganzen Tag am Leben, so dass man mit einer einmaligen Fütterung am Tag bequem auskommt.
Die Geschlechter kann man bei Redigobius balteatus leicht unterscheiden. Das Männchen hat einen wesentlich bulligeren Schädel und eine wimpelartig ausgezogene, gekrümmte Rückenflosse. Das verhalf der Art im englischen Sprachraum zu der Bezeichnung ”Rhino Horn Goby”.
Wie die allermeisten Grundeln ist auch die Vaimosagrundel ein Höhlenlaicher mit Vaterfamilie. Horsthemke, der sehr ausführlich und anschaulich das Verhalten der Grundel beschreibt, schildert, dass die Gelege aus mehreren hundert Eiern bestehen und dass laichbereite Weibchen bevorzugt bereits brütende Männchen zum Ablaichen aufsuchen, so dass ein Männchen oft mehrere unterschiedlich alte Gelege betreut.
Die schlüpfenden Larven sind etwa 2 mm lang und haben einen auffälligen Längsstreifen. Sie fressen nur, was ihnen unmittelbar vor das Maul schwimmt. Leider ist die Aufzucht der positiv phototaktischen Larven im Aquarium bisher nicht gelungen.
Aus dem Seewasser: Schwertgrundeln
Die hier vorgestellten Grundeln werden systematisch zu den Pfeilgrundeln (Microdesmidae) gerechnet. Sie gehören zu den schönsten Aquarienfischen überhaupt.
Die Schwertgrundeln (Nemateleotris) sind mit drei Arten weit im Indo-West-Pazifik verbreitet. Die weiteste Verbreitung hat die Feuer-Schwertgrundel (N. magnifica), die zudem von den drei Arten im flachsten Wasser vorkommt (ab 8 m Tiefe) und außerordentlich häufig ist. Man findet das herrliche Tierchen, das etwa 8 cm lang wird, darum fast immer im Handel, oft in großer Zahl. Man sollte sich aber von dem friedlichen Zusammenleben der Tiere im Händlerbecken nicht täuschen lassen. Das funktioniert nur unter den Bedingungen des Händlerbeckens, also in relativ kahlen, überbevölkerten Aquarien. Hier geben die Fische ihr territoriales Verhalten auf, ein Phänomen, das man auch von zahlreichen anderen Fischen her kennt. In normal eingerichteten und dimensionierten Aquarien sind die Fische aber nur paarweise oder einzeln zu pflegen, wobei der paarweisen Haltung unbedingt der Vorzug zu geben ist. Denn nur bei paarweiser Haltung kann man das gesamte Verhaltensspektrum der schönen Tiere beobachten und das ist schließlich der tiefere Sinn der Aquaristik.
Geschlechtsunterschiede
So drängt sich natürlich die Frage auf, wie man die Geschlechter unterscheiden kann. Die Antwort lautet aber leider: gar nicht, jedenfalls nicht mit Sicherheit. Es gibt aber zwei erprobte Möglichkeiten zu einem Paar zu kommen. Erstens: man kauft zwei Tiere von möglichst unterschiedlicher Größe. Zweitens, man kauft einen Trupp möglichst junger Tiere (nicht größer als 4 cm) und lässt ein Paar sich selbst finden. Die überzähligen Tiere müssen dann aber abgegeben werden.
Weitere Arten
Die beiden anderen Arten der Gattung sind nicht ganz so weit verbreitet und leben vor allem in größeren Tiefen (etwa 30 m). Es handelt sich um die Dekor-Schwertgrundel, N. decora und die Violette Schwertgrundel, N. helfrichi. Sie sind daher seltener im Handel und teurer als die Feuer-Schwertgrundel. Bezüglich der (paarweisen) Pflege unterscheiden sie sich aber nicht von der Feuer-Schwertgrundel.
Ernährung
Alle Schwertgrundeln sind Planktonfresser und nehmen daher jedes übliche Fischfutter gerne an. Sie stehen gewöhnlich paarweise über einer Wohnhöhle, in die sie sich bei vermeintlicher Gefahr zurückziehen. Schwertgrundeln sind etwas schreckhaft und springen in Panik durchaus aus dem Aquarium, das darum lückenlos abgedeckt sein muss. Niedere Tiere werden von den Grundeln nicht belästigt.
Fortpflanzung
Schwertgrundeln sind kurzlebige Fische, die im Aquarium etwa 2 Jahre alt werden, in der Natur selbstverständlich aber selten dieses Alter erreichen. Die Fische laichen in Höhlen und man vermutet, dass die Gelege bewacht werden, doch stehen genaue Beobachtungen dazu noch aus. Die Larven leben pelagisch, über erfolgreiche Aquarien-Nachzuchten wurde bislang noch nicht berichtet.
Frank Schäfer
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