Am 25. Juli 2018 ist Gerhard Ott gestorben. Gerade traf diese traurige Nachricht von seiner Frau Anne ein. Als befreundete Kollegen hatten Gerhard und ich viel mehr als nur fachliche Themen miteinander. So auch seine Krankheit. Ich wusste seit langem davon, seit einiger Zeit schwieg er sich jedoch über dieses Thema aus. Nun ist das Unvermeidliche passiert, sein Leben ist zu Ende gegangen. Als Buddhist hat Gerhard die Begrenzung seines irdischen Daseins natürlich gekannt, wir haben darüber gesprochen, er hatte keine Angst.
Obwohl Gerhard zum Schluss kurzatmig war, nicht mehr reisen konnte und selbst beim Telefonieren manchmal Pausen einlegen musste, hatte er stets einen langen Atem. Themen, die ihn interessierten, bearbeitete er gründlich, stets auf dem aktuellen Wissenstand, bemüht, nichts zu vergessen. Als Pädagoge war es ihm wichtig, verständlich zu sein für jedermann. Das kam dem zugute, was wir gemeinsam über mehr als zwanzig Jahre hinweg betrieben haben, nämlich populärwissenschaftlich zu publizieren.
Gerhard hat beide Schmerlenbücher des Tetra-Verlages geschrieben, das zweite ist der jüngste unserer Titel von 2017. Ich bin froh, dass Gerhard Ott so viel Lob in den Rezensionen bekommen hat, selbst aus Richtungen, von denen er und ich es so nicht erwarteten. Gerhard hat unzählige Fachartikel im „Aquaristik-Fachmagazin“ veröffentlicht, etwa 70% über Schmerlen, 20% über Cypriniden und der Rest ist ein Sammelsurium, das die breite seiner Interessen dokumentierte. Er las viel, kommentierte fast alles, hatte Haltung und Meinung, die er nicht verbarg. Gerhard war streitbar und stritt, wobei man ihn eher verletzen konnte als er andere, denn ihm gingen sachliche Dispute menschlich nah, er trennte nie doppelmoralig seine Lebenssegmente.
So frisch die Nachricht seines Todes ist, merke ich schon im Augenblick, dass er fehlt. Ich wollte ihn etwas zu seinem letzten Manuskript fragen, das er mir vor zwei Wochen gemailt hat, ein Beitrag über die neue Systematik der Schmerlen Sri Lankas. Es wird im AF 263 erscheinen.
Gerhard half gern, so auch als Korrektor für unser Magazin über viele Jahre hinweg, aber auch so manchem Autor, der es selbst nicht so recht zuwege brachte, stilvoll und fachlich exakt zu schreiben. Ich freue mich, dass ich ihm noch im vorigen Jahr den lang gehegten Wunsch erfüllen konnte, Stinktierkohl zu beschaffen, den er in seiner Sammlung absonderlicher Aronstabgewächse unbedingt haben wollte. Er sammelte auch Sansavieria und Hemerocallis, wir tauschten und diskutierten. Das wird nun nicht mehr möglich sein.
Lieber Gerhard, als Du mit Anne bei uns in Berlin warst, als wir durch den Tierpark wanderten und abends in den Offenbach-Stuben speisten, war eine gute Zeit, eine gesunde, eine voller Pläne und Ideen. Viele davon hast Du verwirklicht, nur wenige nicht. Du hast eine stattliche Lebensernte eingetragen, die bleibt in Form Deiner vielen Publikationen für spätere Generationen. Machs gut,
Hajo Herrmann
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