Der Kasat-Fluss, die Heimat der Rotschwanz-Garra, liegt tief im Dschungel von West-Thailand, nahe der Grenze zu Burma, und ist einer der thailändischen Flüsse, die am schwierigsten zu erreichen sind.
Rotschwanz-Garra, so nennen wir diese bisher unbestimmte Garra-Art. Seit wir sie das erste Mal im Kasat-Fluss sahen, sind wir alle der Meinung, dass es die schönste Garra aus Thailand ist. Im April 2006 konnte ich diesen Fluss das erst Mal mit dem Team von Siamensis.org besuchen. Ich saß hinten auf unserem Geländewagen, als wir in der Mitte des Flusses parkten. Er war hier etwa 60 Zentimeter tief. Wir warteten auf die Ankunft der anderen als ich zwei große rotschwänzige Fische beobachtete, die sich entlang des felsigen Bodens des Flusses auf Futtersuche befanden. Zuerst dachte ich es wären große Schmerlen aber nach einem genaueren Blick, stellte ich begeistert fest, dass es eine Garra-Art war. Fünf der Fische nahm ich mit zurück nach Hause und halte sie seither in einem 100-Liter-Aquarium. Es ist etwas eng für sie aber ich wechsle fleißig das Wasser. Ich stattete das Aquarium mit vielen glatten Steinen aus, denn dies ist der Untergrund auf dem sie in der Natur lebten.
Ich fütterte sie regelmäßig mit Algentabletten, wie sie für Harnischwelse hergestellt werden, und zwar immer drei Tabletten gleichzeitig. Nach einigen Wochen bemerkte ich, dass sie etwas aktiver waren als gewöhnlich und es fanden kleine Kämpfe zwischen den etwas farbigeren Tieren statt, von denen ich annahm, dass es die Männchen waren. Sie imponierten gegenseitig, indem sie sich seitlich zueinander stellten. Schließlich schlugen sie sich mit den Schwänzen. Dabei kümmerten sie sich nicht um das Futter, was für die Kleineren gut war, die nun Gelegenheit zum Fressen hatten. Nach einer Weile bemerkte ich etwas Seltsames: alle kämpfenden Männchen hatten das Horn auf ihrem Kopf aufgestellt. Dies war etwas das ich vorher nie bemerkt hatte, so rannte ich schnell um meine Kamera zu holen, um den zauberhaften Augenblick in meinem kleinen Aquarium festzuhalten.
Später waren es nicht mehr nur Kommentkämpfe, sondern sie begannen ernsthaft zu kämpfen. Die Männchen standen sich Kopf an Kopf gegenüber, mit den aufgestellten Hörnern und sie knallten ihre Köpfe richtig fest zusammen, so als würden Bullen miteinander kämpfen. Ich hatte nicht gewusst und auch noch nie davon gehört, dass sich Fische auch auf diese Art und Weise auseinandersetzen. Der Kampf dauerte etwa eine Stunde, bis der Größte klar gemacht hatte, dass er der Boss war. Alle Hörner der kleineren Männchen waren nun wieder unten, lediglich das Horn des Gewinners war für eine oder zwei weitere Stunden aufgestellt.
Am Morgen war alles wieder normal. Sie leben und fressen nun wieder als wäre nichts geschehen. Ich denke, sie haben untereinander ausgemacht, wer der Boss ist und jetzt ist Frieden. Ich wollte es wäre genauso einfach für uns Menschen.
Aekkapan Ubonrach
Über den Autor: Aekkapan Ubonrach arbeitet für das AQUA Magazin, das führende Aquarien-Magazin in Thailand. Er ist aktives Mitglied von Siamensis.org, einer thailändischen Naturforscher-Gruppe. Diese Gruppe erkundet und studiert die reiche Natur Thailands um ein besseres Verständnis ihrer enormen Biodiversität zu erlangen. Die Gruppe hat viele neue Arten für die Wissenschaft entdeckt und das in diversen Sparten, z. B. bei Fischen, Geckos, Schlangen, Schnecken und Orchideen. Besuchen Sie ihre Seite auf www.siamensis.org.
Nachtrag: Die Art wurde inzwischen auch ab und zu importiert. Leider scheint die Nachzucht noch nicht geglückt zu sein bzw. die unscheinbaren Jungtiere finden wohl keine Abnehmer. Die nächst verwandte Art in Thailand ist sicher Garra fuliginosa Fowler, 1934, von der sich Garra sp. Rotschwanz allerdings farblich deutlich unterscheidet.
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