Der Rio Xingu ist ein großer rechtsseitiger Zufluss des Amazonas in Brasilien. Er ist rund 2.000 Kilometer lang. Aus dem Rio Xingu kommen zahlreiche endemische Fischarten, also Arten, die nur diesen Fluss besiedeln, da der Fluss viele Stromschnellen und Wasserfälle aufweist, die von Fischen nicht durchquert werden können. In jüngster Zeit machte der gewaltige Belo Monte-Staudamm am Rio Xingu heftige Negativ-Schlagzeilen, denn durch seinen Bau werden viele Fischarten des Rio Xingu aussterben, darunter auch etliche der beliebten Harnischwelse, wie Hypancistrus zebra (L46).
Aquarium Glaser, Rodgau, erhielt im März 2008 eine Sendung Salmler aus dem Rio Xingu. Farblich erinnern sie stark an den sogenannten Schwarzen Neon, Hyphessobrycon herbertaxelrodi, der jedoch im Amzonasbecken nicht vorkommt, sondern nur im Einzug des Rio Paraguay gefunden wird. Von H. herbertaxelrodi unterscheidet sich die neue Art durch die roten Flossen (diese sind beim Schwarzen Neon durchsichtig). Ebenfalls ähnlich ist der aus dem oberen Amazonas stammende H. loretoensis, der Loreto-Salmler. Ihn erkennt man leicht daran, dass beim Loreto-Salmler die schwarz gefärbte Binde bis zum Auge geht. Die neue Art (sie ist, soweit sich das sagen lässt, wissenschaftlich noch unbeschrieben) zeigt sich im Aquarium so, wie man das von Salmlern dieser Gruppe gewohnt ist. Es sind im losen Verband schwimmende Tiere, die, wenn sie in Laichstimmung kommen, Kleinstreviere gegen Artgenossen verteidigen. Die Wildfänge sind mit etwa 3 cm Länge sexuell aktiv und somit wohl ausgewachsen. Erfahrungsgemäß werden alle Salmler dieser Gruppe unter Aquarienbedingungen jedoch deutlich größer als in der Natur, vermutlich wachsen zumindest Nachzuchten auf 4-5 cm Länge heran.
Unter den Wildfängen fanden sich einzelne Exemplare mit der Goldstaubkrankheit, die den Fischen einen goldenen Glanz verleiht. Die Ursachen dieses nicht vererbbaren Phänomens, das bei sehr vielen Salmlern vorkommt, liegt in einer für die Fische harmlosen Infektion mit Wurmlarven, die sich in der Muskulatur verkapseln. Den befallenen Tieren schadet das nicht. Erschreckend ist hingegen das Auftreten verkrüppelter Wildfangtiere, das darauf hindeutet, dass die durch die mit der Goldsuche verbundene Verseuchung mit Quecksilber am Rio Xingu immer noch aktuell ist.
Frank Schäfer
Literatur
Camargo, M., Giarrizzo, T., & V. Isaac, (2004): Review of the geographic distribution of fish fauna of the Xingu river basin, Brazil. Ecotropica 10: 123-147.
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Guten Tag Herr Schäfer,
diese Fische klingen sehr spannend. Gibt es aktuell eine Möglichkeit an eine Gruppe dieser Tiere zu kommen?
Mit freundlichem Gruß
Max Wolf
Hallo Herr Wolf,
es tut uns sehr leid, aber wir sind grundsätzlich nicht in der Lage, Fische zu vermitteln.
Viele Grüße
Frank Schäfer