Ich habe den ersten Teich gegraben! Es sollen langfristig zahlreiche kleine Teiche und Tümpel auf Sechzig-Null entstehen, aber viele Fragen sind offen. Wie werden die Wildschweine mit den besonders gut für Amphibien geeigneten Tümpeln umgehen? Der ideale Laichtümpel für Amphibien ist flach, erwärmt sich rasch, ist fischfrei und friert im Winter ordentlich durch; für einige Amphibien-Arten ist es günstig, wenn der Tümpel im Spätsommer trockenfällt, da sich sonst Großlibellenlarven ansiedeln. Kurz und gut: manche Amphibien-Tümpel sind ideale Wildschweinsuhlen. Wenn eine solche Sau in einen Folienteich trampelt, ist der hin, so viel ist sicher.
Und dann sind da noch die Reiher und Störche. So schön diese Vögel sind, so destruktiv wirkt sich ihr Appetit auf Amphibien und Reptilien aus, jedenfalls auf einem so kleinen Stück Land wie Sechzig-Null.
Darum wird der erste Test-Tümpel erstmal so ganz anders, als es das Tümpelbau-Handbuch vorsieht: steile Ufer und vergeichsweise tiefes Wasser, damit weder die Wutzen zum Suhlen kommen, noch die Stelzvögel bequem im Seichten fischen können. Für Erdkröten ist das allemal akzeptabel und schlimmstenfalls können hier noch Moderlieschen einziehen, damit Ringelnattern auch was zu fressen finden.
Vier schweißtreibende Spatenstunden hat es gedauert. 2 Meter lang, 1,5 Meter breit, an der tiefsten Stelle 1 Meter. Der Aushub wird verwendet, um einen kleinen Wall um dreiviertel des Teiches anzulegen, der verhindern soll, dass bei Starkregen Oberflächenwasser übermäßig Nährstoffe einspült und die Teichfolie unterspült wird. Zwischen Teichrand und Wall sind 50-60 cm Boden, der offengehalten werden soll, um Sonnen- und Aufwärmflächen für Insekten, Amphibien und Reptilien zu schaffen.
Nun muss noch Folie rein. Leider ist gerade im Baumarkt die 4-Meter Folie alle. Also nehme ich 3 Meter 6-Meter Folie. Für diesen Mini-Teich reicht 0,5 mm dicke Folie. Es ist für Ende September immer noch herrlich warm, die Folie gleitet geschmeidig in die Kuhle und passt sich problemlos der Bodenstruktur an, auch wenn natürlich aufgrund der Steilheit vieler Uferpartien ein gewisser Faltenwurf nicht vermeidbar ist. Auf die überlappende Folie lege ich Terrakotta-farbige Wegplatten des Maßes 60×40 cm. Die waren eigentlich als Bodenplatten für den noch zu bauenden Geräteschuppen gedacht, aber egal. Befriedigt stehe ich vor dem Tagewerk und genieße die warme Abendsonne. Und schon kommen die ersten Großlibellen, Große Heidelibellen (Sympetrum striolatum), ein Weibchen und zwei Männchen, lassen sich auf den Wegplatten nieder und tun es mir geich.
Tierinfo: die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) ist eine von neun heimischen Arten der Gattung Sympetrum. Einen sehr ausführlichen Artikel zu der Art biete die deutsche Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Große_Heidelibelle
Die Fotos auf 60-0 entstanden am 25.9.2016 zwischen 13.00 und 14.30 Uhr. Die Tiere haben bei vorsichtiger Annäherung eine so geringe Fluchtdistanz (weniger als 1 m), dass es nicht nötig ist, sie vor dem Fotografieren einzufangen.
Frank Schäfer
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