Die Karausche gehört zu den Karpfenfischen (Cyprinidae), die Aquarianer vor allem in Form der zahlreichen Arten der Barben und Bärblinge kennen. Oberflächlich betrachtet ähnelt sie stark der Wildform des Karpfens (Cyprinus carpio), von dem sie allerdings leicht dadurch zu unterscheiden ist, dass ihr die Barteln fehlen (der Karpfen hat vier davon). Der Karpfen hat außerdem einen harten, gesägten Rückenflossenstachel, während bei der Karausche alle Rückenflossenstrahlen relativ weich und flexibel sind. Manchmal hybridisieren Karpfen und Karausche aber und solche Hybriden sind oft selbst für Spezialisten schwer zu erkennen, denn sie vereinigen Merkmale beider Arten in sich.
In Mitteleuropa leben drei Arten der Gattung Carassius: die Karausche (C. carassius), der Giebel (C. gibelio) und der Goldfisch (C. auratus). Die Systematik der Gattung ist schlecht verstanden und es besteht großer Forschungsbedarf. Derzeit sind sechs Arten allgemein anerkannt, neben den drei auch in Mitteleuropa heimischen Arten gibt es noch die Arten C. cuvieri und C. langsdorfii, die in Ostasien verbreitet sind und die Zwergart Carassius praecipuus aus Laos, die nur 7 cm lang werden soll. Siehe hierzu auch den Blog „Wer kennt die Wildform des Goldfisches“: https://www.aqualog.de/blog/wer-kennt-die-wildform-des-goldfisches/
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Junge Karauschen, wie sie für die Aquarienpflege in Betracht kommen, kann man am leichtesten dadurch von Giebel und Goldfisch unterscheiden, dass die Karausche normalerweise einen dunklen Schwanzwurzelfleck besitzt, der den beiden anderen Arten fehlt. Außerdem ist die Rückenflossenkante bei der Karausche nach außen gewölbt (konvex), die der beiden anderen Arten gerade oder konkav. Alle drei Arten sind in Abhängigkeit ihrer Lebensräume so ungeheuer wandlungsfähig, dass eine allgemeine, arttypische Beschreibung kaum möglich ist – dazu gleich mehr.
Die Karausche ist bezüglich des Lebensraumes der am höchsten spezialisierte Fisch Europas. Man kann das auch anders herum formulieren: die Karausche ist der anspruchsloseste Fisch Europas. Keine andere Art kann in derart schlechten Wasserverhältnissen existieren, in denen die Karausche noch ein Auskommen findet. Sie kann sogar tage- und wochenlang im Bodenschlamm ausgetrockneter Gewässer überleben. Mit physiologischen Tricks, die erst in jüngster Zeit erforscht werden, kann sie als einziger rein auf Kiemenatmung angewiesener Fisch sogar in sauerstofflosem Wasser in Kleinstgewässern unter Eis überleben. Nun ist es zwar nicht so, dass die Karausche ungünstige Wasserverhältnisse zum Leben braucht. Aber ihre Spezialisierung macht es ihr möglich, auch solche Gewässer zu besiedeln, in denen keine andere Fischart überleben kann. Und das tut sie auch. In Kleingewässern, in denen die Karausche als einzige Fischart lebt, tritt ein Effekt ein, den man in der Fischereisprache „Verbuttung“ nennt. Es wird keine Energie in das Wachstum gesteckt, die Fische verzwergen und werden zeitlebens nur 5 – 10 cm groß. Karauschen solcher Populationen waren in den Anfangszeiten der Aquarienkunde, also im späten 19ten und frühen 20sten Jahrhundert als „Moorkarpfen“ bekannt. Sie galten als Anfängerfische, die so ziemlich jeden Fehler verziehen, den man als Anfänger in der Aquaristik machen kann.
Andererseits können sich Karauschen aber auch völlig anderen Verhältnissen anpassen. In großen Gewässern mit vielen Raubfischen, vor allem ihrem Hauptfeind, dem Hecht (Esox lucius), werden Karauschen groß und vor allem hochrückig. Hier können sie eine Länge von bis zu 60 cm erreichen und 3.5 bis 5 kg schwer werden. Karauschen können als Allesfresser gelten, die weiche pflanzliche Nahrung ebenso nutzen, wie sämtliche Kleinlebewesen, die ins Maul passen. Unter natürlichen Bedingungen dürften jedoch Zuckmückenlarven (Chironomidae), die wir Aquarianer als „Rote Mückenlarven“ kennen, den Hauptteil der Nahrung darstellen. Von den oben erwähnten „Moorkarpfen“ war bekannt, dass sie oft eine Hungerform mit überdimensioniert großem Kopf und schwächlichem Körper ausbildeten, wo das Nahrungsangebot in der Natur nur spärlich war.
Die Fortpflanzungszeit der Karausche fällt in das späte Frühjahr (Mai/Juni). Die Geschlechtsreife setzt im dritten Lebensjahr ein, dann sind die Tiere – je nach Nahrungsangebot und Temperatur – maximal 8 – 15 cm lang. Die Fische sind sehr fruchtbar, bereits kleine Weibchen können mehrere tausend Eier produzieren, in der Literatur finden sich Angaben von bis zu 300.000 Eiern pro Weibchen. Dabei handelt es sich aber wohl um wirklich große, alte Damen. Über eine Zucht im Aquarium gibt es nur wenige Angaben, was aber darauf zurückzuführen sein dürfte, dass es kaum jemand publiziert hat und nicht darauf, dass es nicht geht. Selbst die Aquarien-Zucht des nahen Vetters der Karausche, des Goldfisches, wird von Hobbyaquarianern normalerweise nicht betrieben. Wer es dennoch einmal probieren möchte, der ziehe zunächst einige Karauschen im Aquarium auf. Wie bei fast allen europäischen Fischen wird die Produktion von Eiern und Spermien durch Hormone gesteuert, die von der Tageslichtlänge reguliert werden. Ein weiterer, aber nicht so entscheidender Regulator ist die Wassertemperatur. Sind die Fische gut genährt und geschlechtsreif, überwintert man sie bei 6-8°C und einer maximalen Beleuchtungsdauer von 6 Stunden täglich. Es ist auch durchaus möglich, sie in völliger Dunkelheit in einem Kühlschrank zu überwintern. Füttern braucht man in dieser Zeit nicht. Nach 8 – 10 Wochen holt man die Tiere dann wieder in die Wohnung. Man kann sie problemlos binnen weniger Stunden aus der Winterruhe holen: einfach in einem Eimer in den Wohnraum stellen, das Wasser erwärmt sich dann auf Raumtemperatur; den Eimer gut abdecken, damit die durch den Umgebungswechsel nervösen Tiere nicht herausspringen können! Idealerweise trennt man vor dem eigentlichen Zuchtansatz die Geschlechter. Weibchen sind fülliger, die Männchen bekommen zur Laichzeit weiße Pickel auf Kiemendeckel und Brustflossenstrahlen. Es geht aber auch bei gemeinsamer Pflege der Geschlechter, doch kann man dann den Zeitpunkt des Ablaichens nicht so gut steuern. Man füttert die Tiere jetzt gut und reichlich, ist aber sparsam beim Wasserwechsel. Gleichzeitig steigert man die Beleuchtungsdauer schrittweise auf 14 Stunden. Ein großer Wasserwechsel (80-90% des Beckeninhaltes) mit weichem Wasser (2-5° GH) löst das Ablaichen aus. Die Wassertemperatur bei der Zucht sollte 22-24°C betragen. Da die Männchen stark treiben, sollte man das Aquarium nicht zu klein wählen, 100 – 120 cm Kantenlänge sollte es auch bei kleinen Karauschenvarianten haben.
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Woher ich das weiß, obwohl ich doch oben geschrieben habe, dass es über die Zucht von Karauschen im Aquarium kaum Angaben gibt? Nun, so habe ich im Aquarium schon gewöhnliche Goldfische gezüchtet, es ist wirklich nicht zu erwarten, dass sich die Karausche in ihrem Fortpflanzungsverhalten stark von diesen unterscheidet. Man kann die Tiere paarweise ansetzen oder in der Gruppe. Die Eier kleben am Substrat fest. Normalerweise laichen die Fische auch ohne spezielles Ablaichsubstrat ab, aber es ist praktischer, grobe grüne Filterwolle als Ablaichsubstrat anzubieten. Denn nach dem Ablaichen ist das Wasser stark durch Spermien und Schleimhautfetzen belastet und weil man gewöhnlich keine vieltausendfache Nachzucht braucht, überführt man einfach die Perlonwolle mit den daran anhaftenden Eiern in ein Aufzuchtaquarium mit identischem, abgestandenen Wasser zur weiteren Entwicklung. Es schadet dabei nicht, wenn die Eier kurz an die Luft kommen. Im Ablaichbecken macht man noch einmal einen großen Wasserwechsel. Die überschüssigen Eier lässt man von den Eltern fressen. Die Larven schlüpfen nach etwa drei Tagen, weitere zwei Tage später schwimmen sie frei. Sie können sofort mit Artemia-Nauplien angefüttert werden.
Obwohl sich die Karausche sowohl im Aquarium wie auch im Gartenteich wegen ihrer enormen Anpassungsfähigkeit – sie erträgt große Temperaturschwankungen, hohe (um 30°C) wie auch niedrige (um 4°C) Temperaturen, etc. – problemlos halten lässt, wird sie doch wegen ihrer relativ geringen Attraktivität nie ein beliebter Fisch im Hobby werden. Dennoch wäre es schön, wenn ein paar mehr Aquarianer die Aufmerksamkeit auf ein bewundernswertes Geschöpf lenken würden, das durch die Zerstörung ihres ureigensten Lebensraumes, nämlich kleiner und kleinster Gewässer, immer seltener zu werden droht.
Frank Schäfer
Vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung!
In meiner Außenbadewanne waren fünf Karauschen seit Frühjahr mit Solarpumpen klein mit Seeerosen.
zwei sind leider tot und von meinen fünf Teichmuscheln lebt noch eine. Jetzt sind diese mit wasserpflanzen und 20 Watt Pumpe in 90 L Plastikwanne. Ich füttere rote Mücken und Flockenfutter im Wechsel.
ab wann muss ein Heizstab ins Wasser? Jetzt ist noch 8,5 wassertemperatur in der werkstatt.
Ich mag diese Fische und habe auch mich sehr über die Teichmuscheln gefreut. Ich vermute die Karauschen haben sie gefressen, weil mir der Verkäufer der kleinen Karauschen nicht gesagt hat dass diese oft gefüttert werden müssen.
Überhaupt wird Anfängern viel unsinn erzählt um Fische und etc. zu verkaufen. Meine fünf Sumpfdeckelschnecken sind alle weg oder auch tot.
Wäre schön mal eine richtige antwort zu bekommen ohne stundenlang im Netz zu suchen.
Moin Moin Gabriela,
Tierhaltung gleich welcher Art ist oft ein Glücksspiel. Man kann alles über zu haltende Tiere wissen, und trotzdem läuft es schief. Oder man weiß gar nichts, und es läuft gut. Meine Erfahrungen sind die, daß Tiere, die im Wasser leben, oftmals anfälliger sind für Krankheiten. Ich habe oft herbe Enttäuschungen erlebt, besonders am Anfang. Da muß man durch. Karauschen zu halten ist eigentlich relativ einfach, das hat Frank hier ja auch ausführlich beschrieben. Es kann ja auch sein, das Du mit einem Tier eine Krankheit in Dein Becken bekommen hast. Ich verstehe Dich so, daß Du eine Badewanne im Garten stehen hast. Hast Du den Boden mit Sand oder Kiesel bedeckt, wegen der Muscheln ? Den brauchen die unbedingt, und er muß nährstoffreich sein, damit die Muscheln ihn filtern können, um so lebenswichtige Mineralien zu bekommen. Und hast Du reichlich Bewuchs in der Wanne ? Damit fühlen sich Karauschen am wohlsten. Die Fütterung von Karauschen ist einfach, siehe meinen Kommentar an Frank. Heizen brauchst Du eigentlich gar nicht, wie in der Natur. Schnecken halten sich besser in natürlichen Gewässern, daß habe ich auch schon erfahren. Das gilt auch für Teichmuscheln.
Gruß Jan
Moin Moin Frank Schäfer,
wie Gruß und Nachname verraten, bin ich aus dem ganz hohen Norden, nahe der Grenze zu Dänemark. Sehr sehr interessant, Deine Informationen. Ich lebe auch seit frühester Kindheit mit Tieren zusammen, kann es mir auch gar nicht anders vorstellen. Habe bereits vor vielen Jahren Karauschen im Gartenteich und im Aquarium, 300 Liter, das im Garten auf der Terrasse steht, gehalten und gezüchtet. Mal mit wenig Erfolg, mal mit mehr. Die Nachzuchten habe ich meistens an andere Teichbesitzer verschenkt. Füttern tu ich bis heute Trockenfutter, gefrorene Mückenlarven, und im Sommer frische Mückenlarven. Einfach einige Maurerbottiche mit Wasser auffüllen, und irgendwo auf dem Grundstück hinstellen, je nach Sommer hat man so von Mai bis September immer Lebendfutter für die Fische. Im Herbst setze ich dann alle Fische in den Teich zum überwintern, entleere das Aquarium, mache es sauber. Im April fange ich dann einige Exemplare wieder aus dem Teich, um sie im Aquarium zu halten. Es ist unglaublich schön, auf der Terrasse zu sitzen, und den Fischen zuzusehen. Karauschen, Rotfedern, Bitterlinge, Elritzen und Gründlinge können problemlos zusammen gehalten werden, immer möglichst kleine, und von jeder Art 4 – 5 Exemplare. So ein Aquarium mit heimischen Fischen ist interessanter als TV, wirkt beruhigend und entspannend.
Gruß Jan
Guten Tag aus dem Donautal westlich von Wien !
Zur Unterscheidung von C.carassius und den beiden anderen Arten ist festzustellen, dass „echte“ Karauschen , vor allem im juvenilen Stadium, immer blassrosa-orange gefärbte Brust-,Bauch-u. Afterflossen besitzen ! Diese Färbung kann in ihrer Intensität allerdigs variieren und kann sich ,vor allem in der Laichzeit, auch auf den unteren Schwanzflossenlappen und sogar (sehr schwach ) auf die Rückenflosse ausdehen. Der sog Petrusfleck am Schwanzstiel und auch die konvexe Aussenlinie der Rückenflossesind können bei C. c meist, aber nicht zwingend vorhanden sein . Bei C. gibelio und C. auratus ,in der wildfarbenen Variante, sind die Flossen immer grau-weislich glänzend . Weiters unterscheidet sich die Beschuppung dieser Arten von der der Karausche , was im Aqurium am besten zu sehen ist . Was die eindeutige Artenunterscheidung noch zusätzlich erschwert , sind die immer häufiger vorkommenden Kreuzungen der drei genannten Arten…
Herzlichen Gruß !
s` Goareisl ( das war mein Spitzname beim Fischereiverein )
Herbert