Blinde Fische erwartet man, so rein gefühlsmäßig, eigentlich aus Höhlengewässern. Bei der Mehrzahl der Arten dürfte das auch zutreffen, doch der Blinde Stachelaal, Mastacembelus (früher: Caecomastacembelus) brichardi, macht da eine Ausnahme. Der Fischt stammt aus der Volksrepublik Kongo (dem früheren Zaire) und lebt dort in dem Gebiet des Stanley Pool (heute: Pool Malebo). Bekannte, in großen Stückzahlen aus diesen Gebiet importierte Aquarienfische sind z.B. der Leopardbuschfisch (Ctenopoma acutirostre), der Fiederbartwels Synodontis brichardi oder der Stromschnellencichlide Teleogramma brichardi.
In der Arbeit, in der der Blinde Stachelaal erstmals wissenschaftlich beschrieben wird, befindet sich auch eine Biotopaufnahme. Dort erkennt man große, teilweise aus dem Wasser ragende Felsen, in deren Spalten sich die Blinden Stachelaale wohl bevorzugt aufhalten.
Die Art wird etwa 15 cm lang (das größte, der Originalbeschreibung zugrunde liegende Exemplar war 11 cm lang). Die Tiere, deren Färbung von schneeweiß bis schmutzig-grau variiert, fressen bevorzugt Wurm- und Frostfutter. Wichtig ist, dass das Futter stark duftet.
Stachelaale sind recht gesellige Tiere, man kann auch diese Art gut in Gruppen pflegen. Andere Fische, die nicht so klein sind, dass sie als Futter angesehen werden, werden nicht belästigt. Geschlechtsunterschiede beschränken sich bei den Stachelaalen darauf, dass die Weibchen etwas größer und deutlich fülliger als die Männchen sind. Manche Exemplare haben aber einen stark aufgetriebenen Schädel, was vielleicht ein Geschlechtsmerkmal der Männchen ist.
Über keine Art der afrikanischen Stachelaale liegt bislang ein Zuchtbericht vor, man kann jedoch davon ausgehen, dass sich die Zucht nicht wesentlich von der der asiatischen Macrognathus-Arten unterscheidet. Diese laichen in den Wurzeln von Schwimmpflanzen (besonders gut eignet sich schwimmender Ceratopteris) ab. Brutpflege üben Stachelaale nicht aus. Wer mit kongolesischen Fischen züchten möchte ist gut beraten, dies während unseres Winters zu tun. Viele Arten sind zu dieser Jahreszeit deutlich laichwillger als sonst. Im Pool Malebo ist im Dezember die Zeit des höchsten Wasserstandes, der niedrigste im März und September. Der Wasserstand des rund 10 m tiefen Gewässers schwankt um ca. 3 m.
De Pflege dieser nur äußerst selten angebotenen Fische ist nicht schwer. Die Wassertemperatur kann zwischen 25 und 28°C liegen, in der Natur ist das Wasser weich (ca. 2,2°GH) und leicht sauer bis neutral (pH 6-7), aber für gewöhnlich sind die Fische dieser Region recht anpassungsfähig was die Wasserchemie angeht. Wichtiger erscheint mir, dass man den Tieren einen sandigen Bodengrund bietet, in den sie sich bei Bedarf eingraben können.
Frank Schäfer
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