Es gibt keine zweite Fischart im Hobby, die so häufig falsch bezeichnet wird, wie die Clownbarbe. Das ist insofern interessant, als dass mit schöner Regelmäßigkeit darauf hingewiesen wurde und hingewiesen wird, dass es sich bei der handelsüblichen Clownbarbe NICHT um Barbodes everetti (oft auch in den für diesen Fisch unzutreffenden Gattungen Barbus oder Puntius geführt), sondern um Barbodes dunckeri handelt.
Erstmals importiert wurde der damals noch nicht wissenschaftlich bearbeitete Fisch im Jahr 1905 unter der Bezeichnung Barbus sp. aff. lateristriga aus Singapur. Seither wird die Clownbarbe immer wieder falsch bezeichnet, obwohl eigentlich mit der wissenschaftlichen Beschreibung der Art als Barbus dunckeri durch Ahl im Jahr 1929 die Sache hätte klar sein können. Das Typusmatrerial von B. dunckeri stammte aus Bukit Timah, einem Teil von Singapur, der heute innerhalb der Stadtgrenzen ein 164 Hektar großes Schutzgebiet ist, das sogar noch Primärregenwald enthält.
Barbodes everetti wurde bereits 1894 als Barbus everetti von Boulenger beschrieben; ihr Typusmaterial stammt vom malaiischen Teil der Insel Borneo, Sarawak. Dort wurde es in der Nähe des Berges Poeh (heute: Mount Pueh) gesammelt. Die Art ist im Hobby bislang so gut wie nie vertreten gewesen.
Auf Borneo gibt es noch mindestens eine weitere Art dieses Komplexes, deren Name allerdings noch keinen Eingang in die Aquarienliteratur gefunden hat: Barbodes kuchingensis, die Herre 1940 aus der Nähe der Stadt Kuching (Sarawak) beschrieb und die versehentlich von Banarecsu & Bianco als Puntius lateristriga punctatus aus dem Einzug des Kapuas River (indonesischer Teil Borneos: Westkalimantan) 1984 ein zweites Mal beschrieben wurde.
Alle diese Barben werden 10-15 cm lang und sind friedliche Schwarmfische. Man pflegt sie am besten in einem größeren Aquarium ab ca. 120 cm Kantenlänge. Ein Teil des Bodens sollte aus feinem Sand bestehen, in dem die Fische gründeln können. Gefressen wird jegliches Trocken-, Frost- und Lebendfutter, auch zarte Wasserpflenzen werden verzehrt. Wichtig ist, dass Barbenbecken niemals überfiltert werden dürfen. Etwas Mulm – also der „Dreck“, der sich im Aquarium aus Kot, verrottetenden Pflanzenteilen und Futterresten entwickelt – sollte stets vorhanden sein und stellt einen unverzichtbaren Nahrungsbestandteil für Barben dar. Die Tiere sind produktive Freilaicher ohne Brutpflege, es ist allerdings nicht einfach, sie paarweise anzusetzen. Besser gelingt die Zucht im Trupp (z.B. drei Männchen, zwei Weibchen). Die Geschlechter sind hauptsächlich an der Figur zu unterscheiden: Weibchen sind größer und plumper, aber die Männchen sind auch farbenprächtiger.
Von den drei genannten Arten ist nur eine regelmäßig im Hobby vertreten, nämlich Barbodes dunckeri. Aber weil sich so hartnäckig die für diese Art falsche Bezeichnung B. everetti hält, ist ausnahmsweise der Populärname eindeutiger: Clownbarbe. Das ist schon komisch…
Frank Schäfer