In der Vivaristik ist es wie im restlichen Leben auch. Dann und wann verliebt man sich. Manchmal hält eine solche Liebe ein Leben lang und manchmal ist es ein Strohfeuer, das ebenso schnell verlischt wie es aufloderte.
Palles vivaristische Liebe gilt den Schlangenkopffischen. Palle heißt eigentlich Pascal Antler und man könnte durchaus sagen: Palle lebt den Schlangenkopf. Seit Jahren versucht Palle an jedes Fetzchen Information über Channas zu kommen und ist wohl einer der erfahrensten und erfolgreichsten Pfleger und Züchter dieser wunderbaren Raubfische. Nur eine Art blieb lange unerfüllbarer Wunschtraum: Channa barca.
Dieser Schlangenkopffisch wurde zwar bereits 1822 von Francis Hamilton beschrieben, ist jedoch seither ein Mythos. Kein Museum der Welt konnte sich auch nur eines sicher determinierten Exemplares in seiner Sammlung rühmen. Das änderte sich erst um den Jahrtausendwechsel. Nicht zuletzt wegen fanatischer Liebhaber wie Palle entwickelte sich ein kleiner, aber feiner vivaristischer Markt für Channas, die zuvor für die Aquaristik als relativ ungeeignet galten. Und wo ein Markt ist, wird er auch bedient.
Als Liebhaber bereit waren 4-stellige Euro-Beträge für ein einziges Exemplar von Channa barca auszugeben, machten sich die indischen Zierfisch-Exporteure an die Arbeit. Und sie wurden fündig! Noch immer ist Channa barca der teuerste aller Schlangenköpfe. Nur wenige Exemplare kommen alljährlich auf den Markt. Keines dieser Tiere ist kleiner als 20 cm und unter 1.000€ zu haben. Bereits Hamilton beschrieb diese Art als sehr versteckt lebend. „Ich fand diesen Fisch im Fluss Brahmaputra, nahe Goyalpara, wo er an senkrechten Ufern in selbstgegrabenen Höhlen lebt, ähnlich wie die der Schwalbe (Hirundo). In diesen lauert er auf Beute, wobei er den Kopf herausstreckt; und – obwohl er kräftig und bunt gefärbt ist – ist er ein hässliches Tier. Er soll drei Fuß lang werden und wird von den Einheimischen als exzellenter Speisefisch bezeichnet.“
Bis heute wissen nur wenige Fischer im indischen Bundesstaat Assam, wie und wo man diesen Schlangenkopf fängt und sie haben scheinbar auch begriffen, dass es viel bequemer und nachhaltiger ist, alljährlich einige wenige, aber sehr teure Exemplare zu verkaufen, als den Markt mit niedrigpreisigen Tieren zu überschwemmen, für die ohnehin kein Bedarf besteht. Denn selbstverständlich sind 90 cm lange Raubfische nur für wenige Aquarianer interessant.
Nun, Palle ist einer dieser Aquarianer. Aber bei aller Liebe zu den Channas, soviel Geld steht ihm nicht zur Verfügung. Denn da ist ja auch noch seine andere Liebe namens Bianca und die pocht bei allem Verständnis für die aquaristischen Leidenschaften ihres Palle darauf, dass etwas zum Essen im Kühlschrank und die Miete bezahlt ist. Doch Palle hat jetzt Channa barca. Wie es kam?
Natürlich hat es mit Schlangenkopffischen zu tun. Vor ein paar Jahren waren Palle, Bianca und noch ein paar Fischbegeisterte in Thailand unterwegs. Gleich am ersten Gewässer versprach Palle im Überschwang seiner Bianca die Ehe, sollte sie vor ihm einen Channa fangen. Nun, Bianca tat es…. Die Geschichte drang an das Ohr von Andrew Rao, einem Exporteur in Kalkutta, der auch Channa barca führt. Und da Bengalen ein großes Herz haben und Andrew mit Palle schon seit Jahren wegen Schlangenköpfen in Kontakt stand, schenkte er dem jungen Glück zur Hochzeit ein Pärchen Channa barca. Wie schon gesagt: Palle lebt den Channa……
Frank Schäfer
Tipp: Lesen Sie mehr über diese und alle anderen Arten der Schlangenkopffische im Aqualog Bookazine No 3. Bestellen können Sie es hier: https://www.animalbook.de/NEWS-Bookazine-Nr-3-Herbst-2017
Anzeige
Pingback: Franky Friday: Channa barca – Schlangenköpfe als Hochzeitsgeschenk - my-fish
Hallo Franky,
absolut interessant. ich bin durch Recherche auf diesen Artikel gestoßen.
ich bin ein Aquarist mit Begeisterung für Channa und besonderst für Channa Barca.
Wäre es möglich die Kontaktdaten von Palle zu bekommen bzw. mich weiter empfehlen?
vielen Dank im Voraus
MFG
Christian