Balantiocheilos – die Haibarbe

In unseren Aquarien schwimmt so manche Fischart, die ihr Fortbestehen auf dem Planeten nur ihrer Bedeutung als Zierfisch verdankt. In der Natur sind sie nämlich ausgestorben oder verschollen. Zu diesen Arten zählt die Haibarbe, Balantiocheilos melanopterus.

Warum die Haibarbe in der Natur so bedroht ist, ist unbekannt. In einem Buch über die bedrohten Tierarten Thailands wird behauptet, die übermäßige Befischung für die Aquaristik wäre an dem Bestandsrückgang verantwortlich, doch fehlen dafür jegliche Beweise. Dagegen ist es eine jederzeit überprüfbare Tatsache, dass sämtliche in der Aquaristik vorhandenen Haibarben aus Nachzuchten stammen. Vermutlich liegt die Ursache des Bestandsrückganges, wie meist in solchen Fällen, in gewässerbaulichen Veränderungen (Staudämme, Begradigungen etc.)

Hai- oder Glühflossenbarbe, Balantiocheilos melanopterus, halbwüchsiges Exemplar des Aquarienstammes

Zwei sehr ähnliche Arten
Bis vor relativ kurzer Zeit (2007) glaubte man, es gäbe nur eine Art der Haibarben, nämlich Balantiocheilos melanopterus (oft wird der Gattungsname falsch mit -us am Ende geschrieben). Dann beschrieben die Wissenschaftler NG und KOTTELAT eine zweite Art, nämlich B. ambusticauda. Die beiden Arten unterscheiden sich als Jungfische nicht voneinander, nur bei erwachsenen Exemplaren (B. ambusticauda wird 20, B. melanopterus 35 cm lang) gibt es einen deutlichen Unterschied in der Kopfform (speziell Interessierte seien auf die Originalbeschreibung von B. ambusticauda verwiesen: Ng, H.H. & M. Kottelat (2007): Balantiocheilos ambusticauda, a new and possibly extinct species of cyprinid fish from Indochina (Cypriniformes: Cyprinidae). Zootaxa 1463: 13-20, http://www.mapress.com/j/zt/article/view/zootaxa.1463.1.2). In dieser Beschreibung genannte Farbunterschiede zwischen B. ambusticauda und B. melanopterus bezüglich der After- und Bauchflossenfärbung treffen jedoch nur bedingt zu, denn historische Fotos von B. ambusticauda lassen sie nicht erkennen.

Dies ist das erste publizierte Farbphoto der Haibarbe in der deutschsprachigen Aquarien­literatur (Aquarien Terrarien, Juni 1959, U4). Das Foto von Dr. H. Jesse zeigt die vermutlich ausgestorbene Art B. ambusticauda, denn die Tiere stammten aus Thailand.

B. ambusticauda stammt(e) aus dem mittleren und unteren Mekong- und Chao Phraya-Becken (Importe erfolgten aus Thailand), diese Art gilt derzeit als höchstwahrscheinlich ausgestorben, B. melanopterus  stammt aus Malaysia, Borneo und Sumatra, wo sie Bestände stark rückläufig sind. Alle Aquarienfische sind seit späteastens 1980 Nachzuchten und stammen von ursprünglich aus Indonesien importierten Tieren ab.


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Die Geschlechter sind bei der Haibarbe aum zu unterscheiden, lediglich dieKörperform gibt Hinweise. Oben im Bild ein Weibchen, unten ein Männchen.

Die Ersteinfuhr der Haibarbe nach Europa erfolgte 1955 durch das Tropicarium in Frankfurt; die erste Erwähnung in den Zeitschriften Aquarien-Terrarien und Datz 1959. Diese frühen Importberichte beziehen  sich allerdings vermutlich alle auf B. ambusticauda.
Haibarben sind große, friedliche Fische, die einen prachtvollen Besatz für größere Gesellschaftsaquarien darstellen. Ihr Überleben verdanken sie ihrer Handelsrelevanz, das sollte man nie vergessen. Es ist daher wichtig, dass diese Art auch weiterhin in großem Umfang gehandelt wird, damit sie weiter Gegenstand züchterischen Interesses bleibt. Andernfalls wäre ihr Aussterben nur ein Frage der Zeit.

Frank Schäfer

Literatur

Literatur: Lüling, K.-H. (1959): Balantiocheilus melanopterus (Bleeker 1851). Aquarien-Terrarien 6 (6): 162-163

Mecke, K. (1959): Balantiocheilos melanopterus Bleeker. Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift (Datz) 12 (6): 173-174

Ng, H.H. & M. Kottelat (2007): Balantiocheilos ambusticauda, a new and possibly extinct species of cyprinid fish from Indochina (Cypriniformes: Cyprinidae). Zootaxa 1463: 13-20


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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Ein Kommentar zu “Balantiocheilos – die Haibarbe

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