Saugwelse, deren Artzugehörigkeit nicht eindeutig bestimmt werden kann oder konnte, haben von der Zeitschrift DATZ häufig L-Nummern erhalten, damit wenigstens eine Kommunikation möglich ist. Das System hat sich insgesamt hervorragend bewährt.
Ich pflege seit ca. 10Jahren hauptsächlich verschiedene ancistrine Welse, das ist eine Gruppe von Saugwelsen, zu der u.a. die Antennenwelse der Gattung Ancistrus zählen. Im Oktober/November 2010 sah ich bei Aquarium Glaser verschiedene Antennenwelsarten, die aus Brasilien stammten, darunter sehr attraktive Tiere. Da diese Tiere nicht eindeutig bestimmt werden konnten, wurden sie als “L180 spez.” angeboten. Dabei wurde die charakteristische Körperform des L180 zugrunde gelegt. Diese ist bei L180 flach, breit und durch kurze kräftige Brustflossenstrahlen charakterisiert.
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Wieviel “L180” gibt es?
In einem Becken schwammen zwei verschiedene Typen herum. Zuerst glaubte ich, es wären Farbvarianten einer Art: es gab Tiere mit größeren Punkten auf dunkelbraunem Untergrund und welche mit sehr vielen, weißen, kleinen Punkten. Bei genauerer Betrachtung glaubte ich dann aber eher, dass es sich um zwei verschiedene Arten handeln müsste. Da die Tiere noch klein waren (um 4 cm), würde ich natürlich noch warten müssen, um Näheres sagen zu können. Dann entdeckte ich noch in zwei anderen Becken wiederum zwei Arten, welche ich dann ebenfalls mitnehmen durfte. Diese Tiere waren schon größer bis zu ca. 8 cm und L180-typisch sehr flach und breit mit der dunkelbraunen Grundfärbung und den weißen Punkten.
Herkunft unbekannt
Leider ist nur bekannt, dass die Fische aus Brasilien kommen; genaueres ließ sich nicht herausfinden. Auch zusätzliche Recherechen mit Frank Schäfer, um welche Tiere es sich handeln könnte bzw. ob sie vielleicht schon einen Namen haben, brachten keine Ergebnisse. Ich bekam den Vorschlag, mich doch mal mit unserem weltweit anerkannten Welsspezialisten Ingo Seidel in Verbindung zu setzen, was ich dann auch tat. Ich schickte ihm verschiedene Bilder der “Ancistrus spez L180” und er antwortete folgendermaßen: Einer gehört, für ihn, auf jeden Fall zu den L180 und die anderen drei Arten sind ihm bislang nicht bekannt.
Zucht geglückt!
Mittlerweile kann ich folgende Hinweise zu Haltung und Zucht machen. Es ist mir gelungen, drei der vier Arten erfolgreich zu vermehren, dazu nun einige Anmerkungen zu der Pflege und zu den Haltungsbedingungen. Die Pflege der Welse erfolgt in Leitungswasser mit den Werten < 16°dGH, die Wassertemperaturen liegen bei 26-28°C, der pH Wert liegt bei 7. Jede Woche werden bei den 200Ltr Becken 40Ltr Wasser gewechselt. Gefüttert werden verschiedene Tablettenfutter, persönlich favorisiere ich Plankton Tabs und viformo Tabs, beide von Sera. Abwechslung im Futterplan wird zudem durch gefrostete Artemien und rote Mückenlarven erreicht. Die Welse werden zweimal täglich gefüttert. Nach meiner Erfahrung sehr bewährt hat sich die Zugabe von getrockneten Walnussblättern.
Nun, nach vier Monaten der Pflege war es dann soweit: die dem geläufigen L180 ähnlichsten Ancistrus laichten erstmalig ab. Ich bezeichne diesen Fisch im Folgenden als L180a. Das Ablaichen entsprach dem aller Ancistrus-Arten und geschah in einer selbstgetöpferten Höhle, die ich bei einem Bekannten erstanden hatte. L180a laichte das erste Mal im Januar ab. Die Eianzahl lag bei gut 50 Eiern, die gelblich und recht groß (ca. 4mm) im Durchmesser waren. Die Zeitigung erfolgte in einem separatem Behälter unter Hinzugabe von sehr weichem Quellwasser (<2°dGH, pH 5,5, Leitwert 135µs/cm), das täglich zweimal gewechselt wurde. Die Aufzucht der Larven bereitete keine Probleme, sofort nach Aufzehren des Dottersacks sind die Tiere dann schon in Leitungswasser bei 29°C überführt worden. L180a ist ca. 10 cm groß und hat bislang zweimal abgelaicht. Im März haben dann noch zwei weitere Welsarten dieses L180-Formenkreises abgelaicht. Es waren die beiden Arten, welche gemeinsam angeboten wurden und zum Zeitpunkt des Kaufes noch sehr klein waren.
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Eine scheinbar kleiner bleibende Art, die ich hier L180b nennen möchte, ist bisher nicht über 6 cm hinausgekommen. Die Tiere wirken sehr flach und breit in ihren Proportionen, sie haben schöne, größere, weiße Punkte.
Die dritte Art, die ich hier als L180c bezeichnen möchte, ist etwas hochrückiger und misst derzeit ca. 8 cm. Diese Art ist mit kleinen, weißen Punkten geradezu übersät und ist auch nicht ganz so breit gebaut wie die anderen drei Arten. Die Eier dieser beiden Vertreter sind ebenfalls gelblich, ca. 3-4 mm im Durchmesser und die Gelegegröße liegt bei 25-35 Eiern. Die Zeitigung der Gelege beider Arten (L180b und L180c) erfolgte ebenfalls separat im Quellwasser bis zur Aufzehrung des Dottersacks der Larven, danach überführte ich sie wiederum in Leitungswasser bei 28-29°C. Das Erstfutter aller Welsarten sind bei mir die vorher eingeweichten Walnussblätter. Anschließend wird schon mit gängigen Welstabs gefüttert.
Wie die Bilder der Jungfische zeigen, handelt es sich um sehr attraktive Welsarten, die den Vorteil haben, auch noch im „Alter“ ihr schönes Punktekleid zu behalten. Die weißen bis gelblichen Flossensäume bzw. Flossenspitzen sind nur im Jungtierstadium vorhanden und verlieren sich später, aber die Punktierung bleibt erhalten.
Eine der vier L180-artigen Welsarten hat noch nicht abgelaicht, hier werde ich mich weiter in Geduld üben. Diese Welsart, ich bezeichne sie als L180d, ist die flachste der hier beschriebenen Ancistrus. Im Händlerbecken wirkte sie auf mich zunächst etwas unattraktiv, was sich aber so nicht bestätigte. Anfangs wirkten die Tiere am ganzen Körper verwaschen braun; jetzt ist nur die hintere Körperhälfte so geblieben, während die vordere Körperhälfte eine weißlich-gelbe Punktierung zeigt. Über die Endgröße kann ich nur spekulieren, warten wir es mal ab, zur Zeit sind meine größten Exemplare 7 cm lang. Sie läßt sich, wie die anderen Arten, gut im Leitungswasser pflegen und nimmt die genannten Futtersorten ebenfalls gut an.
Vielleicht kann ja einer der Leser Hinweise zur Identität dieser vier Ancistrus-Arten geben? Ich würde mich darüber freuen.
Aquarium Glaser, Rodgau, danke ich, dass ich schon verschiedentlich die Möglichkeit erhielt, schöne Importwelse zu erwerben, um sie für Aquarium Glaser weiterzuzüchten.
Peter Schwabe