Interessante Skinke aus Südostasien

Die Skinke oder Glattechsen sind eine sehr arten- und erfolgreiche Eidechsengruppe. Ihre Schuppen liegen eng am Körper an, wodurch ein glattes Aussehen bewirkt wird. Zudem glänzen viele Arten wie frisch poliertes Porzellan.

Die beiden Echsenarten, mit denen dieser Bericht beginnen soll, sind spezialisierte Baumbewohner. Früher stellte man sie beide in die Gattung Dasia, heute wird der Smaragdgrüne Baumskink in der Gattung Lamprolepis geführt und heißt darum L. smargadina. Die zweite, eher braun gefärbte Art, ist die Typusart der Gattung Dasia: D. olivacea. Beide Arten werden gelegentlich aus Indonesien für das Hobby importiert. Sie werden insgesamt etwa 25 cm lang, etwas mehr als die Hälfte der Gesamtlänge entfällt auf den Schwanz.

Lamprolepis smaragdina, halbbraune Variante

Hoch, höher, am höchsten
Die Skinke der Dasia-Verwandtschaft sind in der Natur häufig und sie sehen hübsch aus. Besonders L. smaragdina ist ein echter Klassiker unter den Terrarientieren, denn sein strahlendes Grün ist unübertroffen. Die hier gezeigte Farbform hat ein besonders leuchtendes Grün. Diese im hinteren Körperdrittel braun gefärbte Form wird meist der Unterart Lamprolepis smaragdina philippinica zugeordnet. Die Nominatform ist einheitlich grün und ebenfalls sehr schön. Aber auch Dasia olivacea ist eine Augenweide, sind die Tiere richtig eingewöhnt ist bei ihnen der Bauch leuchtend grün-gelb gefärbt.

Weil sie so häufig und hübsch sind, kann man die Tiere im Fachhandel oft preiswert erstehen. Freude hat man an den schönen Tieren aber nur, wenn man sie in ein sehr hohes Terrarium setzen kann. Erfahrene Pfleger äußern sich gerne in der Hinsicht so: ein Dasia-Terrarium kann gar nicht hoch genug sein! Es werden Empfehlungen von bis zu 2 m hohen Terrarien ausgesprochen, also faktisch Raumhöhe.

Dasia olivacea

Nun, ganz so hoch muss es nicht sein, vor allem dann nicht, wenn man das Terrarium aufhängt, also die Oberkante des Terrariums mit der Zimmerdecke abschließt. Die Skinke haben nämlich auch in diesen Terrarien das Gefühl der räumlichen Höhe, das sie brauchen. Haben sie es nicht, dann hat man wenig Freude an den Baumskinken. Sie bleiben panisch, toben “wie verrückt” im Terrarium umher und halten sich permanent versteckt. Im schlimmsten Fall sterben die Echsen in falsch dimensionierten Terrarien sogar, weil die dauernde Panik zu einem Zusammenbruch des Immunsystems führen kann, die Nieren schädigt und das Magen-Darm-System angreift.

In einem richtig eingerichteten, etwa 1,2 m hohen Terrarium hat man hingegen sehr viel Freude an diesen wundervollen Tieren. Sie brauchen ein Tropenterrarium mit einer hohen Luftfeuchtigkeit (tagsüber um 70%, nachts nahe 100%). Alle Wände des Terrariums sollten mit Rinde beklebt sein, damit sie von den Skinken als Laufflächen genutzt werden können. Tagsüber darf das Temperaturgefälle im Becken zwischen etwa 23°C (am Boden des Terrariums) und rund 30°C (unter der Decke) betragen. Ein lokaler Spot sorgt dort für etwa 35°C.

Problemlose Fresser
Bezüglich der Ernährung stellten die Baumskinke kaum Ansprüche. Alle üblichen Futterinsekten werden gerne angenommen. Sie sollten immer mit einem Kalk-Vitamin-Gemisch eingestäubt werden. Außerdem empfiehlt sich für diese Baumbewohner unbedingt eine UV-Lampe im Terrarium.

Geschlechtsunterschiede

Wie bei sehr vielen Echsen kann man die Männchen der Baumskinke ganz gut an den verdickten Hemipenistaschen erkennen. Bei den Smaragd-Baumskinken gibt es einen weiteren, sehr sicheren Geschlechtsunterschied: die Männchen besitzen eine große, auffällig gefärbte (gelb oder orange) Schuppe an der Unterseite der Schenkel, sowie gelbe Fersenschuppen. Untereinander sind diese eierlegenden Echsen recht verträglich, sogar die Männchen, was bei Skinken keineswegs selbstverständlich ist!

Zwergskinke als Inselhüpfer
Eine ganz andere Baustelle sind die niedlichen Blauschwanz-Zwergskinke der Gattung Emoia. Es gibt zwei Zwillingarten, die rein optisch nicht auseinandergehalten werden können, nämlich E. cyanura und E. impar. Sie kommen auch in den gleichen geografischen Regionen vor, so dass der Fundort der Tiere in diesem Fall bei der Bestimmung leider nicht weiterhilft. Die Unterscheidung der beiden ist jedoch wichtig, denn E. cyanura ist ein Bewohner offener Landschaften und E. impar des Waldes. Daher hat E. cyanura höhere Temperaturansprüche als E. impar. Am besten setzt man also diese kleinen Tierchen (die Kopf-Rumpflänge beträgt 4-6 cm, dazu kommt der weit über körperlang Schwanz) zunächst in ein relativ großes Terrarium und bietet verschiedene  Sonnenplätze an. Wenn man weiß, welchen Temperaturbereich die Echsen zum Erreichen der Aktivitätstemperatur am liebsten aufsuchen, kann man diese Verhältnisse auch in einem kleineren Terrarium nachbilden

Erwachsenes Männchen und Weibchen (unten) von Emoia cyanura.

Emoia cyanura ist eine der häufigsten Echsen der pazifischen Inselwelt und kommt praktisch auf jedem Eiland vor, sofern es nur größer als etwa ein Hektar ist. Ein echter Inselhopper also, den  man von den Bismarck-Inseln im Westen bis Polynesien im Osten überall finden kann.

Katzenbuckel und eingerollter Schwanz: dieses Jungtier von Emoia cyanura fühlt sich bedroht.

Die Fortpflanzung erfolgt durch 2 Eier, die ganzjährig gelegt werden können. Die kleinen Echsen sind an kein bestimmtes Biotop gebunden, nur im Wald findet man sie nicht. Sie sind nicht territorial, sondern streifen überall herum. Die Aktivitätstemperatur von Emoia cyanura beginnt bei etwa 24,5°C, sie heizen sich beim Sonnenbaden auf über 30°C auf.

Noch ein Weltenbummler
Der letzte Skink, der hier kurz vorgestellt werden soll, ist ein weiterer Hansdampf in allen Gassen. Man findet das Tier praktisch überall in Südostasien, sogar mitten in Riesenstädten wie Hanoi.

Eutropis multifasciata kann sehr hübsch gefärbt sein.

Eutropis (früher: Mabuya) multifasciata
So heißt dieser hübsche Skink, der etwa 30 cm Gesamtlänge erreichen kann, wobei der Schwanz nur geringfügig länger als der Körper ist. Ganz einfach ist seine Pflege allerdings trotzdem nicht, eine Erfahrung, die Tierpfleger immer wieder machen, wenn sie es mit extrem häufigen Arten versuchen. Oft machen die in der Natur raren Arten viel weniger Probleme. Wichtig ist bei Eutropius multifasciata vor allem, dass man sie feucht und nicht zu warm hält. Ein großes Wasserbecken – es kann bis zu 50% der Bodenfläche des Terrariums einnehmen – , ein nur ganz lokal (!) heizender Spot, unter dem es etwa 35°C warm werden darf und ansonsten Temperaturen zwischen 20 und 25°C, das sind die Grundbedingungen, um an E. multifasciata Freude zu haben. Dieser Skink ist lebendgebärend (ovovivipar), d.h. die Jungen schlüpfen im Moment der Eibalage aus den Eiern. Neben den üblichen Insekten frisst dieser Skink auch gerne mal süßes, matschiges Obst.

Pärchen von Eutropius multifasciata, Männchen hinten.

Frank Schäfer


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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Ein Kommentar zu “Interessante Skinke aus Südostasien

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