Rhacophorus reinwardtii, ein wunderschöner Baumfrosch aus dem Regenwald des tropischen Südostasiens (Malaysia bis Borneo) wird gewöhnlich als Flugfrosch bezeichnet. Allerdings fliegt er nicht wirklich.
Außer Fledertieren (Fledermäusen und Flughunden) können von den Wirbeltieren nur Vögel fliegen – obwohl die Beilbauchfische des Süßwassers (Gasteropelecidae) dem echten Fliegen nahe kommen, wenn sie auf der Flucht vor Fressfeinden aus dem Wasser springen und wild mit ihren Brustflossen schwirren, genau wie Fledertiere und Vögel es beim echten Fliegen tun. Davon einmal abgesehen sind alle sonstigen Wirbeltiere, die als “fliegend” bezeichnet werden, Gleiter – egal ob Echsen, Schlangen oder Hörnchen.
Auch der Gegenstand unseres Interesses fällt in die Kategorie “Gleiter”. Darum würde er besser als “Gleitfrosch” bezeichnet werden. Im Englischen nennt man ihn manchmal auch “black-webbed treefrog”, also “Baumfrosch mit schwarzen Spannhäuten” – ein passender Name. Er bezieht sich auf die auffällig gefärbten Spannhäute zwischen den Fingern und Zehen der Art. Der Frosch hat außerdem Hautfalten entlang der Vorderseite der Arme, fast von der Schulter bis zum Handgelenk. Wenn der Frosch von einem Ast zum nächsten springt – es handelt sich um Bewohner der Baumkronen – spreizt er alle vier Extremitäten weit vom Körper ab, wodurch sich die Hautfalten und Spannhäute aufspreizen. Das erlaubt dem Tier Gleitsprünge von 10 – 15 Metern Weite. Das ist sehr bemerkenswert für einen Frosch von 5.5 – 8 cm (Weibchen) bzw. 4.2 – 5.3 cm (Männchen) Länge.
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In der Natur besiedelt die Art ein Areal von ca. 2.000 km2. Nach der World Conservation Union (IUCN) “…kommt er vermutlich weiter verbreitet vor als die gemeldeten Funde vermuten lassen, besonders in Gebieten zwischen gesicherten Fundorten, obwohl die Zerstückelung der Tieflandwälder sein Areal wahrscheinlich reduziert hat…”. Bezüglich der Höhenverbreitung gibt die IUCN an “er kommt bis 1.400 m über Seehöhe vor, hat seine Hauptverbreitung aber in tiefer gelegenen Arealen.” Man nimmt an, dass die wildlebenden Bestände rückläufig im Bestand sind. Dass die Art allgemein als selten gilt, ist vielleicht die Folge davon, dass die Tiere schwer zu finden sind. Eine Ausnahme ist nur die Fortpflanzungszeit,wenn sich eine Anzahl der Frösche an Waldtümpeln einfindet. Gründe für den Bestandsrückgang sind Waldvernichtung, Wasserverschmutzung und Ausdehnung des Siedlungsbereichs des Menschen. Daher wird R. reinwardtii derzeit von der IUCN als “Beinahe Gefährdet”gelistet. Man sorgt sich um die Zukunft dieses spektakulären Frosches, denn einige der bekannten Vorkommen, etwa die 6 auf der Malaiischen Halbinsel, liegen nicht in Schutzgebieten. Darüber hinaus weiß man nichts über die Häufigkeit der Art in den geschützten Gebieten Malaysias und Indonesiens. Dennoch ist der Flugfrosch vermutlich nicht ernsthaft gefährdet – jedenfalls noch nicht.
In menschlicher Obhut braucht dieser Gleiter ein großes Terrarium. Ein etwa 150 cm hoher Behälter erlaubt es, eine Art von Dschungel-Terrarium einzurichten, in dem sich eine ausreichend große Anzahl von Ästen und Pflanzen befindet, die den Fröschen eine naturnahe Fortbewegung ermöglichen. Ein großer Wasserteil ist sinnvoller als ein Wassernapf, besonders, wenn man züchten möchte.
Die Beleuchtung sollte naturnah sein, also einen 12-Stunden-Tag simulieren. Es ist aber möglich, ein schwaches Nachtlicht zu installieren, denn in der Dunkelheit ist die Hauptaktivitätsphase der Frösche und schließlich pflegt man sie ja, um sie zu beobachten. Die Feuchtigkeit sollte hoch sein (70-90%) und die Temperatur im Bereich von 21-32°C liegen; nachts sollte die Temperatur um 3-6°C sinken. Während der Ruhephase, die der Trockenzeit in der Heimat der Tiere entspricht und etwa von Mai bis September dauert, sollte die Temperatur generell um 5-10°C niedriger
liegen.
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Die Ernährung ist ausschließlich animalisch: Heimchen, Heuschrecken, Mehlwürmer etc. werden gern gefressen. Man sollte diese Futtertiere grundsätzlich mit einem Vitamingemisch einstäuben. Erwachsene Exemplare füttert man zweimal pro Woche, Jungtiere öfter. Wenn man züchten möchte ( in der Natur pflanzen sich die Tiere zur Regenzeit fort), muss man Äste anbieten, die über dem Wasserteil des Terrarium anzubringen sind. Das kleinere Männchen klammert sich in typischer Froschmanier auf dem Rücken des Weibchens fest (Amplexus). Sobald das Weibchen einen Fleck gefunden hat, das seinen Ansprüchen genügt, baut es ein Schaumnest, das es aus abgestreiften Hautsekreten produziert. Bis zu 800 Eier werden in ein solches Schaumnest gelegt, das an einem Ast oder einem Blatt angeheftet ist. Sobald die Eier befruchtet sind, trennt sich das Paar. Gelegentlich kehrt das Weibchen zum Schaumnest zurück, um weitere Eier hinein zu legen. Während der nächsten Stunden verhärtet sich die Oberfläche des Schaumnestes, wodurch verhindert wird, dass es sich auflöst. Erst wenn nach einigen Tagen die Entwicklung der Eier abgeschlossen ist, löst sich das Schaumnest auf und die Larven tropfen in das Wasser darunter. Da die Kaulquappen vollständig aquatisch leben, kann man sie in ein Aquarium überführen. Wenn das Wasserteil im Terrarium groß genug ist, kann man sie auch dort belassen. Sie werden mit Trockenfutter für Zierfische, Frostfutter und Algen ernährt. Es dauert 3.5 bis 4 Monate, bis sich aus ihnen kleine Frösche entwickelt haben, die dann mit vitaminisierten und mineralisierten, kleinsten Insekten aufgezogen werden.
John Dawes
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