Die Gattung Brachyrhamdia umfasst nur sechs beschriebene Arten, eine weitere, die wissenschaftlich noch unbeschrieben ist, wurde vor über 10 Jahren als Beifang importiert, seither hörte man nichts mehr von ihr. Es handelt sich um relativ kleinwüchsige Welse. Brachyrhamdia meesi stammt aus Brasilien und wird etwa 8 cm lang. Wie alle Arten der Gattung schwimmt auch sie als Jungfisch mit verschiedenen Corydoras-Arten im Schwarm. Wenngleich die Färbung von B. meesi nicht sonderlich ähnlich zu der von z.B. Corydoras schwartzi ist, fällt B. meesi im Corydoras-Schwarm fast gar nicht auf. Der Sinn dieser Nachahmung ist noch nicht erforscht. Es könnte sich um einen Fraßschutz handeln (allerdings verfügen Brachyrhamdia über kräftige Stacheln in den Brustflossen und der Rückenflosse, mit denen sie sehr schmerzhafte Stiche austeilen können), der Corydoras-Schwarm könnte aber auch zur Tarnung dienen, die es den räuberischen Brachyrhamdia ermöglicht, näher an kleine Beutetiere heranzukommen.
Im Aquarium sollte man Brachyrhamdia meesi im Schwarm mit ihresgleichen pflegen und unbedingt auch einen Panzerwels-Schwarm dazusetzen, um das Zusammenleben der beiden Arten beobachten und analysieren zu können. Man sollte dazu eine Corydoras-Art mit Augenbinde wählen, etwa den schon erwähnten C. schwartzi oder auch C. leucomelas, C. agassizii und ähnliche Arten. Gegenüber Fischen, die als Nahrung nicht in Frage kommen (also alle Arten, die etwa halb so groß oder größer als die Brachyrhamdia sind), verhalten sich B. meesi vollkommen friedlich. Im Aquarium sind die Welse Allesfresser, die jegliche Trocken-, Frost- und Lebendfutter zu sich nehmen. Pflanzliche Kost spielt keine Rolle, Pflanzen werden von den Fischen auch ansonsten völlig ignoriert.
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Das Aquarium für B. meesi sollte einen feinen Sandboden haben, mit zahlreichen Wurzeln dekoriert sein und nicht zu hell beleuchtet werden. Am besten kultiviert man eine Solitärpflanze – etwa eine Amazonas-Schwertpflanze (Echinodorus) – in einem Kulturgefäß und beleuchtet nur diese Pflanze gezielt, während im übrigen Aquarium etwas diffuses Licht herrschen kann. Die Wasserwerte sind von untergeordneter Bedeutung (pH zwischen 5,5 und 8, dGH zwischen 5 und 20° dH), die Wassertemperatur sollte zwischen 22 und 28°C liegen.
Männliche Brachyrhamdia meesi haben einen schwarzen Saum in der Rückenflosse und entwickeln mit dem Eintritt der Geschlechtsreife stark vergrößerte Rücken- und Schwanzflossen. Bei den Weibchen bleibt die Größe der Flossen konstant. Sie setzen leicht Laich an und sind dann sehr dick, doch wurde in der aquaristischen Literatur noch nicht über eine erfolgreiche Zucht berichtet. Vermutlich liegt der Grund dafür an zu geringem Interesse der Aquarianer an diesen hübschen Welsen – schade! Es kann davon ausgegangen werden, dass B. meesi keine Brutpflege ausübt und ähnlich zum Ablaichen zu stimulieren ist, wie die Corydoras-Arten des zentralen Amazonasbeckens. Es gibt Beobachtungen aus den 1980er Jahren, nach denen die mit B. meesi verwandte Art B. imitator aus Kolumbien durch das Ablaichen von Corydoras brevirostris, mit denen sie gemeinsam gepflegt wurden, ebenfalls zum Ablaichen stimuliert wurde.
Frank Schäfer
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