Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein Aquarium einzurichten und zu besetzen. Wie in einem Garten kann man in einem Gesellschaftsaquarium Fische und Pflanzen kombinieren, die ähnliche Ansprüche stellen und sich vertragen, ungeachtet ihrer geografischen Herkunft und man wird feststellen: es funktioniert! Aber es macht auch sehr viel Freude, die Naturgeschichte unserer Pfleglinge zu studieren und im Aquarium einen echten Naturausschnitt nachzubilden. Dann wird man nur solche Tiere und Pflanzen einsetzen, die auch in freier Natur den Lebensraum miteinander teilen. Das nennt man ein Biotopaquarium.
ALLGEMEINES
Kein Liliput!
Vorfreude ist die schönste Freude und auf jeden Fall macht die Planung eines Biotopaquariums fast so viel Spaß, wie der Betrieb des Aquariums selbst. Hinzu kommt, dass die Tiere und Pflanzen, die man haben möchte, oft nicht jederzeit erhältlich sind, wodurch der Jäger und Sammler in uns geweckt wird.
Am Anfang des Biotopaquariums sollte die Naturbeobachtung stehen. Dazu müssen Sie nicht in die Tropen fahren, die Grundprinzipien des Biotopes sind auf der ganzen Welt die gleichen. Also, gehen Sie spazieren, wählen Sie als Ausflugsziel ein (möglichst) natürliches Gewässer und bringen Sie etwas Zeit mit. Beobachten Sie! Und dann versuchen Sie in Gedanken, Ihre Beobachtungen so umzusetzen, als würden Sie einen möglichst naturgetreuen Ausschnitt des Baches, Teiches, Sees oder Flusses zuhause im Aquarium nachbilden wollen.
Was sind die charakteristischen Merkmale des Lebensraumes? Genau das bedeutet das Wort „Biotop“ übersetzt: Lebensraum! Und wie stelle ich ihn nach? Einen typischen Anfängerfehler sollte man meiden, wie der Teufel das Weihwasser: Miniaturen. In seinem klassischen Roman „Gullivers Reisen“ beschreibt Jonathan Swift (1667-1745) die Insel Liliput, in der alles wie bei uns ist, nur viel, viel kleiner. Ein Biotopaquarium soll kein Liliput sein, in dem wie auf einer Modellbahnanlage alle Dinge maßstabsgerecht verkleinert sind. Ein Beispiel. Ein Uferdamm eines Flusses wird aus großen, mindestens 25 Zentimeter im Durchmesser messenden Steinen gebaut. Dort leben unzählige Kleinfische und wirbellose Tiere, die in den Lücken zwischen den Steinen Deckung finden und die sich von dem Aufwuchs (Algen und Mikrolebewesen) auf den Steinen ernähren.
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Wenn ich zuhause statt der großen Steine nur faustgroße Kiesel verwende, entsteht niemals der gewünschte Biotopeindruck. Wie löse ich dieses Problem? Ich kann ja wohl kaum einen solchen Uferdamm komplett im Aquarium nachbauen? Natürlich nicht. Aber in diesem Fall wählt man einfach einen Randbezirk des abzubildenden Biotopes aus. Also: ein bis vier der großen Steine (je nach Beckengröße) und dazu noch ein paar kleinere Steine und etwas Schwemmholz, genau wie es in der Natur am Rande des Dammes zu finden ist.
Wie groß muss das Biotopaquarium sein?
Die Antwort auf diese Frage ist einfach: egal! Jedes Aquarium kann auch als Biotopaquarium eingerichtet werden. Kleiner als 30 x 20 x 20 cm sollte
es nicht sein, sonst sind die Einrichtungsmöglichkeiten zu beschränkt, in manchen Ländern muss man auch gesetzliche Vorgaben zur Mindestgröße eines Aquariums mit Wirbeltieren wie z. B. Fischen beachten. Aber sonst ist man völlig frei in seinen Entscheidungen und muss sich nur danach richten, welche Ansprüche die Fische stellen.
Nächste Woche geht es los mit einem Biotopaquarium zum Thema „Rote Neon“.
Frank Schäfer
Toller Artikel. Ich spiele auch mit dem Gedanken ein Biotop Aquarium einzurichten. Ich habe alle wichtigen Informationen aus deinem Beitrag bekommen.
Liebe Grüße