Die Ceylonbarbe, Pethia cumingii, ist ein altbekannter Aquarienfisch. Bereits 1936 wurde sie über die Importfirma „Aquarium Hamburg“ nach Deutschland importiert. Wie manch anderer Karpfenfisch von Sri Lanka – wie Ceylon heute heißt – bildet sie Farbvarianten aus. Oder handelt es sich dabei um verschiedene Arten? Eine besonders hübsche, rotflossige Ceylonbarbe wurde 2008 als eigenständige Art, Pethia reval, beschrieben.
Im gleichen Jahr 2008, jedoch einige Monate früher, konnte Aquarium Glaser die damals noch unbenannte P. reval als Wildfang importieren. Leider geht das heutzutage nicht mehr, denn der Handel mit wildgefangenen Zierfischen von Sri Lanka ist bis auf weiteres ausgesetzt. Angeblich sind Artenschutzgründe dafür verantwortlich, wie jedoch längst bekannt ist, hat der Zierfischhandel mit Wildfängen keinen negativen Einfluss auf die freilebenden Bestände. Somit ist das Verbot des Handels mit wildgefangenen Zierfischen von Sri Lanka nur als politischer Akt ohne einen Zusammenhang mit der Natur- und Artenschutzthematik zu sehen.
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Ich berichtete damals über die hübschen neuen Ceylonbarben folgendes:
Die Süßwasserfische Sri Lankas sind besser untersucht als die der meisten anderen süd- und südosasiatischen Gewässer. Das ist vor allem Rohan Pethiyagoda zu verdanken. In seinem berühmenten Buch zu diesem Thema schreibt er bereits, dass es zwei grundsätzliche Farbvarianten von Barbus cumingii Günther, 1868 gibt: eine eher gelbflossige, die im Einzug des Kalu-Flusses und von dort aus südwärts vorkommt, und eine rotflossige, die im Einzug des Kelani-Flusses und von dort aus nordwärts verbreitet ist. Unter den gelb- und rotflossigen gibt es dann noch Tiere mit schwarzen Flecken in der Rückenflosse und solche, bei denen die Flossen nicht gesprenkelt sind.
Neben diesen farblichen Unterschieden gibt es aber auch körperliche. Die rotflossigen Tiere sind kleiner und zierlicher als ihre gelbflossigen Verwandten.
Es ist besonders erfreulich, dass immer wieder einmal unverfälschte Wildfänge auch solcher Fische importiert werden, die an sich als Nachzuchtexemplare jederzeit verfügbar sind. Denn in den notwendigerweise auf Gewinn ausgerichteten kommerziellen Zierfischzuchten werden die Zuchtfische eher unter den Gesichtspunkten der Produktivität und des raschen Wachstums, sowie der Krankheitsresistenz ausgesucht. So können (müssen aber nicht) relativ schnell Haustier- oder Aquarienstämme entstehen, die bezüglich des Aussehens und vor allem des Verhaltens mit den wildlebenden Tieren nur noch wenig gemein haben.
So ist man dann oft erstaunt, wie sehr sich das Verhalten von Wildfängen von dem der Tiere, die schon seit Dekaden gezüchtet werden, unterscheidet.
Speziell die rotflossige Pethia reval ist sehr lebhaft und reagiert, wird sie unter zu beengten Verhältnissen gepflegt, durchaus auch zänkisch. Man sollte sie also in Aquarien ab 60 cm Länge pflegen. In Zuchtaquarien, die ja meist nur 30 oder 40 cm lang sind, kann man mit solchen Wildfängen böse Überraschungen erleben. Die in der aquaristischen Literatur pauschal (und völlig falsch) als „friedliche Schwarmfische“ charakterisierten Barben können unter solchen Bedingungen durchaus zum Gattenmörder werden. Es ist daher besser, sie in großen Aquarien anzusetzen und nach dem erfolgten Ablaichen die Eier abzusaugen. Denn die Anzucht der winzigen, glassplitterartigen Jungen gelingt selbstverständlich unter kontrollierten Bedingungen eines kleinen Beckens besser.
Die Rotflossige Ceylonbarbe ist eine wunderschöne Bereicherung des Hobbys und jeder Barbenfan sollte die Art einmal probiert haben.
Soweit mein damaliger Bericht. Wie sieht es heute, im Jahr 2020, mit den Ceylonbarben aus? Nun, abgesehen davon, dass sie inzwischen in die Gattung Pethia eingegliedert wurden und die Art cumingii auf die gelb/orangeflossigen Tiere beschränkt wurde, sind alle Ceylonbarben inzwischen zu Top-Raritäten im Hobby geworden. Abgesehen davon, dass Barben an sich derzeit nicht gerade Modefische sind, ist die Konkurrenz durch intensiver gefärbte, ansonsten aber sehr ähnliche Arten wie Pethia padamya, die Odessabarbe, einfach zu groß. Es gibt natürlich noch einige wenige Unentwegte, die versuchen, diese schönen Tiere für das Hobby zu erhalten, wie etwa Hans-Jürgen Ende aus Halle, aber es zeigt sich immer wieder, dass Arten, die nicht wenigstens ab und zu in größeren Mengen in den Handel gelangen, langfristig aus der Aquaristik verschwinden.
Für Arten wie die Ceylonbarben ist das Einkaufsverhalten zahlreicher Zoofachhandelsketten, die ihren Zierfischbestand auf de facto weniger als 100 Spezies mit ihren Zuchtformen beschränken, schlecht. Solche Arten können nur noch über die wenigen freien, auf Zierfische spezialisierten Zoofachhändler vertrieben werden, die aber eben auch nicht immer alles anbieten können, und natürlich über Börsen, deren Durchführung allerdings von manchen Behörden immer mehr erschwert wird. So ist zu befürchten, dass die Ceylonbarben langfristig aus den Aquarien verschwinden werden.
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Davon hat genau niemand etwas: weder die Aquarianer, noch die freilebenden Tiere, noch deren natürlicher Lebensraum; auch die Menschen auf Sri Lanka profitieren nicht von den Exportverboten. Schade, schade. Aber vielleicht nehmen ja ein paar Züchter diese Zeilen zum Anlass, sich zusammenzutun und irgendwo noch ein paar Tiere aufzutreiben. Die Zucht ist einfach und produktiv und da Ceylonbarben im Aquarium langlebig sind (6-8 Jahre sind normal), wäre eine solche Aktion wieder ein kleiner Zeitgewinn. Schließlich wechselt die Mode bei den Zierfischen bekanntlich öfter und wenn die Barben mal wieder dran sind, ist ein Zuchtstamm der Ceylonbarben für Züchter eine feine Sache!
Frank Schäfer
Literatur
Pethiyagoda, R. (1991): The freshwater fishes of Sri Lanka.
The Wildlife Heritage Trust of Sri Lanka: 1-362.
Meegaskumbura, M., A. Silva, K. Maduwage & R. Pethiyagoda (2008): Puntius reval, a new barb from Sri Lanka (Teleostei: Cyprinidae). Ichthyological Exploration of Freshwaters v. 19 (no. 2): 141-152.