Das ist eine Erfolgsstory aus dem Pflanzenreich. Und es ist auch eine Geschichte höherer Pflanzen, die die nötigen Eigenschaften entwickelten, um die Wasserzonen zu erobern. Diese Bereiche bieten, verglichen mit der Umgebung an Land, wo die Angiospermen sich vermutlich entwickelten, sehr unterschiedliche Wachstumsbedingungen.
Die Entwicklung der Angiospermen – Pflanzen, deren Samen ummantelt sind – an Land kann man als absoluten Erfolg bezeichnen. Die ältesten bekannten fossilen Angiospermen sind mindestens 130 Millionen Jahre alt und während weiterer 40 Millionen Jahre entwickelten sich die meisten modernen Familien dieser erfolgreichen Gruppe. Nach wiederum 20 Millionen Jahren wurden die Angiospermen zahlenmäßig so dominant, dass sie die bis dahin vorherrschende Flora, zumeist Farne und Cycas-ähnliche Pflanzen, verdrängten. Heutzutage ist diese Pflanzengruppe auf der ganzen Welt mit insgesamt mehr als 300.000 Arten verbreitet. Täglich begegnen wir ihnen in Form von Bäumen, Büschen und blühenden Pflanzen – sogar das Gras unseres Rasens gehört zu dieser Pflanzengruppe.
Eine kleine Gruppe Angiospermen, die weniger als 5% aller gegenwärtig bekannten Arten ausmacht, hat ganz oder zumindest teilweise die Wasserwelt erobert. Die ersten im Wasser lebenden Angiospermen entstanden vor ca. 80 Millionen Jahren; in der Zwischenzeit hat sich eine Vielzahl von Formen entwickelt, die oftmals optisch keine Ähnlichkeit mehr zu ihren an Land lebenden Ahnen aufweisen.
Wie auch immer: unsere Ansicht, die im Wasser beheimateten Angiospermen seien eine fortschrittliche Gruppe, die sich direkt aus ihren an Land lebenden Vorfahren entwickelt hat, ist vermutlich falsch. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse sehen die Seerosen und die Ceratophyllum-ähnlichen Formen tatsächlich sehr früh in der Entwicklungsgeschichte der Angiospermen und in manchen Fällen sogar vor der Aufteilung in einkeimblättrige und zweikeimblättrige Pflanzen. Es ist schwer vorstellbar, daß Sumpfpflanzen und andere amphibische Pflanzen sich nicht in Konkurrenz mit landlebenden Angiospermen entwickelt haben, da der Übergangsbereich von Land zu Wasser in vielerlei Hinsicht das Beste von beiden Umgebungen bietet. Natürlich wird an Land das Pflanzenwachstum oft durch das zur Verfügung stehende Wasser begrenzt.
Die modernen Wasserpflanzen können in 2 Gruppen geteilt werden: Die obligat untergetaucht lebenden (submersen) Pflanzen und die amphibischen Pflanzen. Obligate submerse Pflanzen können außerhalb ihrer Wasserwelt nicht gedeihen. Aponogeton spp. und Cabomba spp. fallen in sich zusammen und trocknen sehr schnell aus, wenn sie aus dem Wasser genommen werden. Solche Pflanzen sind heute meist in seichten Seen und Bächen zuhause, wo sie oft die vorherrschende Flora bilden.
Im Meer, tieferen Seen und großen Flüssen wurde die Vorherrschaft der untergetauchten Pflanzen während der letzten 70 Jahre durch Überdüngung ziemlich reduziert. Mikroskopisch kleine Schwebealgen profitieren vom hohen Nährstoffgehalt an Stickstoff und Phosphor und ihre Biomasse reduziert stark den Lichteinfall, der das Wasser bis zu den am Boden wurzelnden Pflanzen durchdringen kann. Amphibische Pflanzen andererseits können mehr oder weniger lange wachsen und gedeihen, auch wenn sie nicht völlig unter Wasser sind. Die amphibischen Pflanzen dominieren oft die Vegetation der Uferböschungen an Flüssen und Bächen. Aber auch die Unterwasservegetation von regelmäßig austrocknenden Flüssen und Seen besteht oft aus amphibischen Pflanzen. Hier befindet sich der untere Teil des Triebes im Wasser und der obere Teil der Pflanze ragt über die Oberfläche. Während wasserreicher Zeiten kann die Pflanze komplett unter Wasser sein, während sie in Trockenperioden der Luft ausgesetzt ist. Bekannte Beispiele für das Aquarium sind die Gattungen Echinodorus und Cryptocoryne.
Ole Pedersen (Tropica Aquarium Plants)
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