Leptobarbus hoevenii ist nicht nur in Siam, dem heutigen Thailand, beheimatet, sondern auch in den großen Strömen Sumatras und Borneos. Mit maximal 60 cm Länge ist sie kein typischer Aquarienfisch, für große Aquarien jedoch gut geeignet.
Hugh M. Smith, ein Ichthyologe, der 1945 ein klassisches Werk über die Süßwasserfische Siams geschrieben hat, äußert sich sehr freundlich über diesen Fisch: „Er erreicht eine Länge von etwa einem halben Meter und ist in allen Alterstadien schön.“ Dies ist auch der Grund, weshalb immer wieder Jungfische dieser Barbe im Zoofachhandel auftauchen und auch ihre Käufer finden. Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen, denn die Siambarbe ist ein friedlicher und schöner Aquarienfisch.
Allerdings werden potentielle Käufer oft nicht auf die erreichbare Endgröße dieses Fisches hingewiesen und das ist wirklich verwerflich. Immer wieder hört man „der Fisch passt sich der Aquariengröße an“. In gewissen Grenzen ist das tatsächlich so. Man nennt diesen Effekt, der auch in der Natur zu beobachten ist, „Verbuttung“. Ausgelöst wird dieser relative Zwergenwuchs durch hormonartig wirkende Substanzen, sogenannte Pheromone, die über die Geruchsorgane aufgenommen werden. Im Falle der Siambarbe bedeutet das aber immer noch, dass der Fisch (regelmäßigen Wasserwechsel und adequate Fütterung vorausgesetzt) in einem 200-Liter-Aquarium auf runde 20 cm Länge heranwächst und das ist ziemlich viel für ein so kleines Aquarium.
Wer jedoch einen idealen Gesellschaftsfisch für ein einige 1.000 Liter fassendes Großaquarium sucht, der ist mit Leptobarbus hoevenii gut beraten. Speziell mit Rochen, für die aufgrund ihrer doch sehr besonderen Ansprüche und Stressanfälligkeit nur schwer passende Gesellschafter zu finden sind, kann man die friedvolle Siambarbe gut zusammen pflegen.
Dem bereits erwähnten Smith verdanken wir eine weitere interessante Information zu der Siambarbe. Die Thai nennen die Art nämlich „Pla ba“, wobei „Pla“ einfach „Fisch“ bedeutet und „ba“ „verrückt“, also „verrückter Fisch“. Den Namen hat Leptobarbus hoevenii von der Angewohnheit, sich bei passender Gelegenheit durch das Fressen der Fruchtkapseln des Chaulmoogra-Baumes (Hydnocarpus) zu berauschen. Danach verhält sich der Fisch, als sei er besoffen. Das ist nicht nur für den Fisch gefährlich, der dann natürlich leicht zum Opfer von potentiellen Freßfeinden wird, sondern auch für den Menschen. Denn das Fleisch der Siambarbe wird für den Menschen giftig, wenn sie Chaulmoogra gefressen hat!
Frank Schäfer
Nachtrag: Gerhard Ott wies uns dankenswerterweise darauf hin, dass L. hovenii ab etwa 12 cm Länge zum Pflanzenfresser wird und dann nahezu alle Aquarienpflanzen restlos abweidet. Lediglich Crinum natans wurde nach bisherigen Beobachtungen verschont. Siehe Ott, G. (1992): Die Schlankbarbe. Erfahrungen mit Leptobarbus hoevenii. – Die Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift (DATZ) 45 (3), 158–159
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