Der Begriff Leierfisch wird von einem Fisch dominiert, der jedem Meerwasseraquarianer bekannt ist: dem Mandarinfisch Synchiropus splendidus. Dass dieser Familie mindestens 26 Gattungen zugeordnet werden (WORMS, 2009), von denen einige sogar das Süßwasser für sich entdeckt haben, wie beispielsweise Tonlesapia tsukawakii (Motomura & Mukai, 2006), wissen hingegen nur wenige.
Seltener Import
Trotz des Artenreichtums werden eigentlich nur fünf Arten aus der Familie der Leierfische oder Dragonets, wie sie im englischen heißen, eingeführt. Der Finger-Leierfisch (Dactylopus dactylopus) gehört nicht dazu. Er ist eine echte Rarität! Dieses ist auch gut so, denn mit einer Körperlänge von bis zu 15 cm (andere Quellen, wie die Fishbase 2009, geben sogar bis 30 cm Länge an), zählt er wahrlich nicht zu den kleinen Vertretern seiner Familie. Die Farbe ist nicht sonderlich auffällig, dafür wartet dieser imposante Fisch mit Verhaltensweisen auf, die faszinieren.
Tippelnd auf Nahrungsfang
Wie alle Leierfische, ist der Finger-Leierfisch ein Bewohner des Bodens. Hier bevorzugt er vor allem Sand- und Schlickflächen im nahen Küstenbereich (Debelius, 1994). Die anatomische Besonderheit dieser Art sind die fingerartig ausgezogenen Bauchflossen. Mit diesen bewegt sich der Fisch auf dem Untergrund gleich Füßen fort. Zur Nahrungssuche tippeln die Fische mit den „Fingern“ auf den Untergrund, um so Kleingetier aus dem Boden zu scheuchen, welches sie dann zielsicher mit ihrem vorstülpbaren Maul fangen (schriftl. Mttlg. Haase, 2006). Als Schutz vor Fressfeinden graben sich die Fische blitzschnell ein, so dass nur noch die Augen zu sehen sind. Zahlreiche Leierfische produzieren außerdem übel schmeckende und riechende Substanzen, die sie in ihrer Schleimhaut einlagern und damit Räuber wirkungsvoll von einem vermeintlich einfach zu erbeutenden Mahl abhalten.
Geschlechtsmerkmale und Vergesellschaftung
Ausgewachsene Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch die Filamente, die sich den Strahlen der mächtigen ersten Rückenflosse anschließen. Wie bei allen Leierfischen sind die Männchen untereinander unverträglich, was eine gemeinsame Pflege mehrerer Männchen nicht erlaubt. Die Weibchen sind friedfertiger. Doch ist anzuraten auch von diesem Geschlecht lediglich eines im Aquarium zu pflegen. So empfiehlt sich die Pflege eines Paares. Ist man sich der Geschlechterzuordnung unsicher, ist es besser zunächst nur ein Tier zu kaufen. Die Pflege Finger-Leierfische dürfen nur in gut eingefahrene Aquarien gesetzt werden, da sie hier zunächst die üppige Kleinkrebswelt für ihre Nahrungszwecke nutzen, ehe sie Frostfutter von mundgerechter Größe akzeptieren. Über die Haltbarkeit gibt es Widersprüchliches zu lesen. Während die einen von einer einfachen Pflege berichten, haben andere Meerwasseraquarianer schlechte Erfahrungen bezüglich der Nahrungsaufnahme dieser Fische gemacht. Dieses mag einerseits am Ernährungszustand der Tiere liegen, der nur schwer abzuschätzen ist, andererseits an der Vergesellschaftung mit agilen und ruppigen Fischen. Zu erwähnen ist außerdem, dass die Fische bei Bedrängnis aus dem Aquarium springen. Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Erfahrungen könnte in einer Verwechslung begründet sein.
Dactylopus dactylopus oder Synchiropus kuiteri?
Diese beiden Arten werden wegen ihres Äußeren oft verwechselt. Wegen vieler anatomischer Gemeinsamkeiten wurde Synchiropus kuiteri zunächst als Dactylopus kuiteri beschrieben. Der Entdecker von Synchiropus kuiteri Fricke, 1992 war es jedoch selbst, der die Art in die aktuelle Gattung überführte. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist die orangene Farbe des Oberkiefers von Synchiropus kuiteri, die bei vorgestülptem Maul gut zu sehen ist. Außerdem ist die Rückenflosse der Männchen beim Finger-Leierfisch strahlenförmig verlängert, während die von Synchiropus kuiteri blattartig geformt ist. Synchiropus kuiteri gilt als schwierig in der Pflege, da Ersatznahrung oft verweigert wird.
Joachim Frische
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