Unter den Welsen gibt es so manche Art, die dem unvorsichtigen Fänger mit ihren spitzen Brust- und Rückenflossenstacheln einen kräftigen Denkzettel verpasst. Berüchtigt sind manche Panzerwelse der Gattung Corydoras (z.B. C. sterbai), aber auch Fiederbartwelse (Synodontis) können heftig zustechen. Und die asiatischen Kiemensackwelse der Gattung Heteropneustes heißen in ihrer Heimat Indien sogar „Stinging Catfish“, weil so häufig Unfälle mit ihnen passieren. Das hindert die Menschen allerdings nicht, diese Fische in großen Stückzahlen zu fangen und zu verzehren….
Obwohl es in diesem Aufsatz eigentlich um Akysis vespa geht, darum hier erst noch ein paar Worte zum Kiemensackwels: Heteropneustes fossilis gilt (obwohl durchschnittlich nur 15 cm lang) als besonders wohlschmeckend und ihm werden sogar heilsame Kräfte zugeschrieben. Stillende Frauen haben das Privileg, diesen Fisch verzehren zu dürfen, wenn er einmal knapp wird, was allerdings kaum der Fall ist, denn die Art ist extrem anpassungsfähig und häufig. Heteropneustes besitzt Giftdrüsen am Ansatz der Brustflossen und der Stich wird als für den Menschen gefährlich eingestuft. Man darf dabei aber nie vergessen, dass auch ein Bienenstich als für den Menschen gefährlich gelten muss. Wenngleich die meisten Menschen auf einen Bienenstich nur mit lokalen, relativ milden Symptomen reagieren, sind Allergiker hochgradig gefährdet. Immerhin ist die Honigbiene das Tier, das weltweit für die meisten durch Tiere verursachten Todesfälle unter Menschen verantwortlich ist! Und genau hier liegt das Problem bei Giftfischen. Bevor man gestochen wurde, kann man nicht sagen, wie man individuell auf das Gift reagiert. Die Reaktionen reichen dann von einem kurzen Brennen bis hin zu lebensbedrohenden Symptomen (Herzrasen, Atemnot, etc.).
Darum sei jedem geraten, mit dem Fisch, um den es hier eigentlich geht, sorgsam umzugehen und Stiche zu vermeiden: Akysis vespa. Die Heimat von A. vespa ist Burma (Myanmar). Bislang kennt man die Art nur aus dem Oberlauf des Ataran-Flusses, der im Norden Burmas liegt und in die Andaman-See entwässert. Das Quellgebiet des Ataran liegt auf thailändischer Seite. Akysis bewohnen klare Bäche mit kiesigem Boden. Im Aquarium sind sie lebhafter, wenn für gute Strömung im Becken gesorgt wird. Bereits der wissenschaftliche Artname „vespa“ (Latein für Wespe) sagt eigentlich alles und ist treffend gewählt. Denn erstens erinnert die grelle gelb-schwarze Ringelung an das wehrhafte Insekt und zweitens tun die Stiche dieses maximal 3.5 -4 cm langen Fischzwerges verflixt weh. Die gute Nachricht ist: Akysis vespa ist ein perfekter Aquarienfisch und lässt sich auch gut züchten. Die Geschlechter unterscheidet man am besten nach der Körperform, Weibchen sind plumper gebaut als die Männchen. Bei laichreifen Weibchen sieht man die rund 1.5 mm großen, grünlichen Eier durch die Bauchhaut schimmern. Wie so viele andere Fische richtet sich Akysis im Fortpflanzungsverhalten nach der Regenzeit. Ähnlich wie bei vielen Panzerwelsen lösen kräftige (80%) Wasserwechsel, die mit weichem und kühlem Wasser durchgeführt werden (dabei sollte die Temperatur von etwa 30 auf etwa 23°C fallen), das Ablaichen aus. Die Männchen treiben dabei recht heftig, es scheint ganz günstig, mehrere Männchen pro Weibchen anzusetzen. Das erfolgreiche Männchen umschlingt das Weibchen während der Paarung. Die Larven schlüpfen nach etwa vier Tagen.
Es gibt besonders rote Tiere, die im Hobby bereits separat gezüchtet werden. Ob es sich dabei um eine Standortvariante von A. vespa handelt, eine Farbvariante, die zusammen mit normal gefärbten Tieren gefangen wird oder gar um eine neue Art, ist noch unbekannt. Das Foto des roten Tieres entstand in der Zuchtanlage von Michael Schlüter, Hamburg.
Frank Schäfer
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