Der Feuerschwanz Epalzeorhynchos bicolor

In seiner Farbzusammenstellung – samtschwarzer Körper mit leuchtend roter Schwanzflosse – erscheint der Feuerschwanz eher ein Korallenfisch als ein Süßwasserfisch zu sein. Diese herrlichen Farben machen den Feuerschwanz zu einem extrem beliebten Aquarienfisch, der jederzeit und für wenig Geld im Zoofachhandel erstanden werden kann. Nur die wenigsten Aquarianer wissen aber, dass der Feuerschwanz in freier Wildbahn schon seit Jahrzehnten so gut wie ausgestorben ist.

Der Feuerschwanz wurde 1921 von Malcolm Smith entdeckt und 1931 un­ter dem Namen Labeo bicolor von Hugh M. Smith beschrieben. Typuslokalität ist ein klei­ner Zufluss des Menam Chao Phya (heute: Chao Phraya) nahe Paknampo in Zentral-Thailand, wo das Tier in einer Fisch­rutsche gefangen wurde. H. M. Smith schreibt zu seiner neuen Art: ”Dieser Fisch ist im Borapet-Sumpf, Zentral- Siam, und den daraus abfließenden Strömen nicht selten. Es ist berichtet worden, dass er manchmal bei Hangkraben, oberhalb von Ayuthia, sehr häufig ist und er kommt auch im Menam Chao Phya vor, südlich bis Bang­kok. Seine Maximallänge scheint bei 12 cm zu liegen.”

Epalzeorhynchos bicolor, der Feuerschwanz, jugendliches Tier

Es dauerte bis in die 1950er Jahre, bis dieser außergewöhnlich schöne Fisch seinen Weg in die Aquarien fand. Die anfängliche Eu­phorie über den Neuimport schwand bald, da sich der Feuerschwanz als sozial schwierig erwies. Feuerschwänze können wahre Tyrannen im Aquarium sein, sind aber manch­mal auch ausgesprochen friedfertig.

Wenn der Feuerschwanz also bei passi­onierten Aquarianern ambivalent gesehen wurde und wird, so war und ist er wegen sei­ner schönen Färbung ein ausge­sproche­ner Verkaufsschlager. Bereits 1927 wurde am Bung Boraphet, also dem Borapet-Sumpf, ein Damm gebaut, um das Wasser zu einem See zu stauen und mehr Fisch fangen zu können (Chaichana & Choowaew, 2013). 1970 folgte ein weiterer Dammbau, der 1993 auf 24 m Höhe erwei­tert wurde (Sriwongsitanon et al., 2007).

Geschlechtsreifes Männchen des Feuerschwanzes.
Laichvolles Feuerschwanz-Weibchen.

Wann genau der Feuerschwanz in dem Gebiet ver­schwand ist nicht dokumentiert, doch der Handel ist schon seit vielen Jahrzehnten ausschließlich auf Nachzucht­tiere ange­wie­sen. Erst kürzlich wurde wieder ein Exemplar im unteren Maeklong gefangen (Kulabtong et al, 2014), doch ist nach wie vor unklar, ob es noch freilebende Populationen des Feuer­schwanzes gibt, er gilt als kritisch gefährdete Art. Bei dem im Maeklong gefundenen Exemplar kann es sich auch um ein ausgesetztes Aquarientier gehandelt haben.

Gegenwärtig ist der uneingeschränkte Handel mit Feuerschwänzen das wirksamste und gleichzeitig einzige Instrument, das zur Verfügung steht, um die Art vor dem Aus­sterben zu bewahren.

Albino-Zuchtform des Feuerschwanzes.

Wer sich ernsthaft für die Pflege von Feuerschwänzen interessiert, der sollte dies nach den Regeln für felsbewohnende Buntbarsche des Malawisees (Mbunas) tun. Sie brauchen also möglichst große Aquarien die reich strukturiert und versteckreich sind (am besten in Form von Felsaufbauten mit zahlreichen Höhlen und Verstecken) und sollte unbedingt in möglichst großen Gruppen ab 15-20 Exemplaren gepflegt werden. Dann bilden sie eine Rangordnung untereinander aus und zeigen ein vielfältiges Verhalten. Feuerschwänze sind Freilaicher ohne Brutpflege. Die Geschlechter sind bei erwachsenen Tieren (ab ca. 8 cm Länge) recht gut zu unterscheiden, wie man auf den Bildern sieht. In den Berufszüchtereien in Südostasien stimuliert man die Fische hormonell, so wie man das bei uns mit Speisefischen tut; Feuerschwänze laichen aber auch ohne diese Maßnahme, doch muss man dazu fleißig Wasserwechsel mit weichem, kühlen Wasser machen, bis die Fische davon überzeugt sind, dass die Regenzeit eingesetzt hat.

Frank Schäfer

Literatur:

Chaichana, R. & S. Choowaew (2013): Ecological importance and biological resource conservation of Boraphet marsh, Thailand. Science Asia 39: 105-110

Kulabtong, S., Suksri, S., Nonpayom, C. & Y. Soonthornkit (2014): Rediscovery of the critically endangered cyprinid fish Epalzeorhynchos bicolor (Smith, 1931) from West Thailand (Cypriniformes Cyprindae). Biodiversity Journal 5 (2): 371.373

Sriwongsitanaon, N., Surakit, K., Hawkins, P. R. & N. Chandrasena (2007): Decision Support Tools for Water Resource Management: A Case Study of Bung Boraphet Wetland, Thailand. Journal of Developments in Sustainable Agriculture 2: 17-26

Smith, H. M. (1931): Descriptions of new genera and species of Siamese fishes. Proceedings of the United States National Museum v. 79 (no. 2873): 1-48, Pl. 1.


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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