Werden Schlangenkopffische in der EU verboten?

Am Samstag stellte ich die aktuelle Verschlimmbesserung der EU-weiten Verbotsliste der invasiven Tier- und Pflanzenarten vor. Jetzt steht die dritte Revision vor der Tür, schon wieder sollen Aquarien- und Teichpflanzen verboten werden, nämlich Gymnocoronis spilanthoides (Falscher Wasserfreund), Hygrophila polysperma (Indischer Wasserstern), Salvinia molesta (Schwimmfarn) und Pistia stratiotes (Muschelblume). (Quelle: http://ornamentalfish.org/channa-spotlight-eu-ban/). Dazu die komplette Gattung Channa (Schlangenkopffische)! Das können wir uns nicht gefallen lassen. Wie kommt es nur, dass die entsprechenden Interessensverbände der Aquaristik schon wieder dazu nicht vorher befragt wurden? Wie kann es in einer demokratischen Grundordnung geschehen, dass diktatorische Dekrete in Form von Notstandsgesetzen erlassen werden, ohne dass  die Interessen der davon Betroffenen im Geringsten berücksichtigt werden?

Natürlich haben zwei Arten der Schlangenköpfe das Potential, in Europa invasiv zu werden. Es deutet aber bisher nichts darauf hin, dass das auch stattfindet. Die beiden Arten sind Channa argus und Channa maculata. Mit Channa argus wurde 1957 ein gezielter Ansiedlungsversuch in der Tschechoslowakei durchgeführt, der jedoch scheiterte (Lusk, S., Luskova, V., & Hanel, L. (2010). Alien fish species in the Czech Republic and their impact on the native fish fauna. Folia Zoologica, 59 (1), 57-72.) Die Gefahr, dass eine der beiden Arten oder ihr Hybrid in Europa invasiv werden, ist darum als äußerst gering einzustufen, auch wenn sie in den USA unangenehm wurden. Hinzu kommt, dass keine der beiden Arten in nennenswerter Anzahl im Tierhandel vertreten ist, selbst Spezialisten mit besten Verbindungen zum Großhandel, wie ich, die gerne einige Exemplare für Fotozwecke hätten, kommen nicht an Tiere heran.

Dieses Bild von Channa maculata ist gut 15 Jahre alt. Ich hätte gerne nochmal ein paar Tiere, um bessere und aktuelle Fotos machen zu können, bekomme aber keine.

Noch ist es nicht zu spät. Wenden Sie sich an ihren zuständigen EU-Vertreter und machen Sie darauf aufmerksam, dass eine solche radikale Vorgehensweise, wie das Verbieten einer ganzen Fisch-Gattung, bei der nur ein winziges Risiko bei einzelnen Arten besteht, dass sie invasiv werden können, völlig unverhältnismäßig ist. Und auch das geplante Verbot von Aquarienpflanzen, die teils seit der Zeit vor dem 2. Weltkrieg kontinuierlich im Hobby vertreten waren und sich noch nie in Europa als auch nur annähernd invasiv gezeigt haben, wie Indischer Wasserstern und Muschelblume, die beide noch nicht einmal leichte Fröste unbeschadet überstehen können, ist einfach Unsinn, der die politisch Handelnden diskreditiert und bei den vom Gesetz Betroffenen für keinerlei Verständnis sorgt.

Das kommende, gerade in Vorbereitung befindliche Heft des Aqualog Bookazines hat Schlangenkopffische als Titelthema. Noch gibt es Schlangenköpfe im Hobby. Vorsorglich kann man nur jedem raten, sich schnellstens mit so vielen Arten wie möglich einzudecken…

Frank Schäfer


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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